Bischöfe von Havelberg viele, aber kleine Kirchen bauten, erbauten die Bischöfe von Kammin wenige, aber große, maffive Kirchen.
Zum Bistum Schwerin gehörte der breite Mittelstreifen Mecklenburgs in der Richtung Schwerin-Bützow, außerdem noch die Hälfte von Rügen. Residenzen des Bischofs waren außer Schwerin noch Bützow und Marin.
Infolge der vereinten Wirksamkeit dieser Bistümer durfte Mecklenburg bereits 50 Jahre nach Pribislavs Tode als christliches Land gellen.
13. Wie Mecklenburg ein deutsches Land wird.
1. Das platte Land. — Heinrich der Löwe glaubte seine Herrschaft im Obotritenlande am besten durch die Besiedelung desselben mit deutschen Kolonisten zu befestigen. Pribislavs Bemühungen, die wendische Nation zu erhalten, waren vergeblich; die wendische Bevölkerung war so zusammengeschmolzen, daß es nicht möglich war, mit ihr das verwüstete Land gehörig wieder anzubauen. So strömten denn zahlreiche deutsche Einwanderer ins Wendenland. Heinrich Borwin I. begünstigte diese Einwanderung sehr. Auch Bischof Berno machte sich um die Pflege des Deutschtums verdient Er schickte seine arbeitstüchtigen Cistercienser in die undurchdringlichen Wälder, diese zu lichten, daß die Sonne den Boden bescheine und dieser in fruchtbares Ackerland verwandelt werde. Die ersten Kolonisten siedelten sich daher in der Nähe der Klöster an. Wie die Christianisierung, so hielt auch die Germanisierung Mecklenburgs im allgemeinen die Richtung von Westen nach Osten inne.
Die Hauptmasse der deutschen Einwanderer stammte aus Westfalen, aus den Grafschaften Mark und Ravensberg. Diese Ansiedler brachten christliche Sitte und deutsche Sprache, vor allem große Lust zur Arbeit mit. Was das deutsche Schwert gewonnen, sicherte der deutsche Eisenpflug. Jammervoll gingen die Wenden zu Grunde. Sie wurden aus ihrer Heimat vertrieben und entweder als Landstreicher erschlagen oder in öde Sandgegenden zurückgedrängt, welche die Deutschen verschmähten. Noch heute verraten die Bewohner der Jabeler Heide in Aussehen, Sprache und Sitte ihre wendische Herkunft.
In den Gegenden, wo sich die Wenden anfänglich noch selbständig neben den eingewanderten Deutschen erhielten, entstanden Doppeldorfer, die sich durch den Zusatz „Deutsch" und „Wendisch" unterschieden. Diese Bezeichnungsweise hat
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_der_Löwe Heinrich Pribislavs Heinrich Berno
mit Metall verziertes und jährlich einmal mit Met gefülltes Horn, aus welchem der Priester weissagte. Auch wurde dem Svantevit ein weißes Roß gehalten, aus dessen Ge-bahren ebenfalls die Zukunft erforscht wurde. Nur der Priester durfte das Roß besteigen. Oft benutzte es Svantevit felber, um auf ihm zum nächtlichen Kampfe wider die Feinde seines Dienstes auszureiten. Am Morgen sand sich das Roß wieder im Stalle, aber vom nächtlichen Ritt mit Staub und Schmutz bedeckt. Dem Svantevit wurden Schase, Rinder, auch Menschen geopfert. Das Ansehen dieses Gottes war beim ganzen Wendenvolke ein großes; alle Stämme brachten ihm Opsergaben, viele einen regelmäßigen Zins, der sich zu einem großen Tempelschatze häufte.
4. Wirtschaftliches Leben. — Die Grundlage des wirt5 fchaftlichen Lebens der Wenden war der Ackerbau. Auf überwiegend leichtem Boden baute der Wende seine Haupt^ srucht, den Roggen. Zum Beackern des Bodens diente ein spitzes, gekrümmtes Holz, der Hakenpflug. Das Getreide wurde in Handmühlen gemahlen. Die Feldmark eines Dorfes wurde von sämtlichen Bewohnern gemeinschaftlich bewirtschaftet. Viehzucht wurde in geringerem, Waldbau in stärkerem Maße betrieben. Das Laubholz bildete damals den vorherrschenden Bestandteil unserer Wälder. Neben Buche (wendisch buk) und Eiche (dabu) wurde die Linde (lipa) wohlgepflegt. Sie war der Bienenzucht wegen der wendifche Lieblingsbaum. Als Nutzbäume wurden Apfel- (jablu) und Pflaumenbaum (sliya) geschätzt. Die großen, zusammenhängenden Waldgebiete begünstigten die Ausübung der Jagd, die zahllosen Seen und Teiche den Betrieb der Fischerei. Als Handelsvolk entwickelten die Wenden eine lebhafte Thätigkeit. Der Handelsverkehr erstreckte sich aber mehr nach dem Osten, durch Rußland bis nach Asien, als nach dem Westen. Rerik, wahrscheinlich an der Wismarschen Bucht gelegen, war die größte Handelsstadt im Gebiet der Obotriten. Hauptgegenstände des wendischen Handels waren Zeugstoffe, Salz, Fische und Sklaven.
5. Häusliches Leben. — Die auf leichtem Sandboden belegenen wendischen Ansiedlungen waren hufeisenförmig oder rund angelegt. Im Südwesten unseres Landes ist noch heute die wendische Dorsanlage vielfach erkennbar. Die Häuser wurden aus Flechtwerk mit Lehmbewurs ausgeführt und gewährten nur notdürftigen Schutz gegen Wind
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer]]
.— 2 —
Erste Periode D i e erste P e r i o d e ist gekennzeichnet durch die
b'o Ce^°00 Anwendung von Stein zu allen „schneidenden" Werk-Steinzeit. zeugen, wir nennen sie deshalb die Steinzeit. Nach der Art der Bearbeitung pflegt man diese noch wieder in eine ältere des „geschlagenen" und eine jüngere des „geschliffenen" Steines zu zerlegen.
Die Bewohner Mecklenburgs in der Steinzeit wohnten in Erdhöhlen oder Blockhäusern, welche auf Pfählen in Flüssen, Seen oder Mooren errichtet und in langer, mühseliger Arbeit mit der Steinaxt hergestellt waren. Die Überreste solcher „Pfahlbauteu" sind an mehreren Orten unseres Landes zu Tage gefördert worden. Fischerei und Jagd waren die Hauptbeschäftigung; Angelhaken und Harpunen aus Horn oder Knochen, Speere und Pfeile mit Steinspitzen fanden dabei Verwendung. Der größte Teil des Landes war mit Wald und Sumpf bedeckt; nur in geringem Umfange wurde Ackerbau getrieben, die Scholle mit den Steinwerkzeugeu aufgerissen und Flachs und einiges Getreide gebaut. Haustiere waren schon vorhanden und fanden in den Wäldern reichliche Nahrung. Die Menschen nährten sich von dem Fleische dieser und des Wildes, sowie von Fischen und wenigem Getreide, das sie mit Steinen zerquetschtem Sie kleideten sich in Felle und wollene oder leinene Gewänder — denn die Weberei war ihnen schon bekannt — und schmückten sich mit Halsbändern von Zähnen und Bernstein. Außer der eben genannten Kunst erstreckte sich die Gewerbtätigkeit auf Holzschnitzerei und Töpferei. Während aber von den Erzeugnissen der ersteren nichts auf uns gekommen ist, sind Tongeschirre aller Art, an denen gerade und kräftige kurze Striche die charakteristische Verzierung bilden, sehr zahlreich erhalten und legen Zeugnis ab
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
genannt. Erzbischöfe. Alle diese Kirchenbeamten sah man bald als einen besonderen Stand an, der vorzugsweise Gott geheiligt sei und mit irdischen Dingen gar nichts zu schaffen haben solle. So vollzog sich zwischen den Geistlichen (Klerus) und Nichtgeistlichen (Laien) eine Scheibung. Wie sich die Lanbbischöse in bet Regel unter die Bischöfe in der Stadt stellten, so genossen die Bischöfe in benjenigen Gemeinden, in welchen vorzugsweise Apostel gewirkt hatten (Rom, Antiochien, Alexandrien, Ephesus, Korinth) wieder ein größeres Ansehen. (Patriarchen). Der Bischof von Rom aber, als Nachfolger Petri sich betrachtend, wurde mit der Zeit als der erste aller Bischöfe, als Haupt der ganzen Christenheit angesehen; er nannte sich Papst. — Wer falsch lehrte oder grobe Sünden beging, der wurde aus der christlichen Gemeinschaft ausgeschlossen (Exkommunikation). Zeigten die Ausgeschlossenen Reue, so wurden sie wieder ausgenommen, mußten aber vorher Kirchenbuße thun. Nach dem Siege des Christenthums bauten die Christen sich prächtige Kirchen und schmückten sie mit Bildern. Prozessionen. Reliquien. Wallfahrten. Bald verehrte mein die Bilder und Reliquien und hielt die Wallfahrten für ein verdienstliches Werk. Ab und zu versammelten sich die Bischöfe einer Provinz, um sich über die Lehre zu besprechen. (Synoden). Größere Versammlungen, auf welchen die Kirchenlehre festgestellt wurde, hießen Kirchenver-fammlungen. (Konzilien).
§ 3. Deutschland zur Mi Christi.
Deutschland war mit Wäldern, Sümpfen und Morästen bedeckt, war reich an Flüssen und Seen und hatte ein rauhes Klima. In den Wäldern lebten Wölse, Auerochsen, Bären, Elenthiere re. Die alten Deutschen waren ein starkes, tapferes, abgehärtetes, treues, ehrliches, keusches, gastfreies, freiheitsliebendes Volk, hatten aber Neigung zum Spiel und Trunk. Ihre liebste Beschäftigung war der Krieg, in Friedenszeiten die Jagd und Viehzucht. Die Wirtschaft überließen sie den Frauen und Knechten. Ihre Götter waren Wuotan, Donar, (Thor), Hertha, Freyja re. Sie verehrten dieselben in heiligen Hainen, besonders unter alten Eichen. Die verstorbenen Helden kamen zu Wuotan in Walhalla. Städte und Dörfer hatten die alten Deutschen nicht, sie wohnten in zerstreut liegenden Häusern. Sie zerfielen
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Apostel Freyja
Extrahierte Ortsnamen: Rom Ephesus Korinth Rom Deutschland Christi Deutschland Walhalla
6
Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10.
Bewohner bildet. In diesem Betriebe hat sich im Laufe der Zeit ein bedeu-
tender Umschwung vollzogen. Die weitausgedehnten Hutweiden, auf welchen
sich das Vieh einen großen Teil des Jahres kümmerlich nährte, sind
größtenteils in ertragfähiges Wiesen- und Ackerland umgewandelt wor-
den. An die Stelle der früheren Dreifelderwirtschaft mit ihrem Brachfelde
ist in den meisten Gemeinden nach der Durchführung der Feldbereinigung
eine freie Wirtschaftsweise getreten. Aber auch da, wo das Feld noch nicht
,,bereinigt" werden konnte, ist die reine Brache verschwunden, und überall
werden Futterkräuter und Hackfrüchte neben Getreide in ausgedehntem
Maße angebaut. Der Landwirt ist heute ja nicht mehr durch die Abgabe
des Zehnten und durch die Leistung von ,,ungemessenen Frondiensten" in
seinem Wirtschaftsbetrieb behindert. Fast allenthalben ist die Stallfütterung
durchgeführt, und diese ermöglicht wieder eine Bereicherung des Bodens
mit natürlichem Dünger. Daneben werden künstliche Düngemittel*) in
großen Mengen eingeführt und auf Kckern und Wiesen zur Anwendung ge-
bracht. Überall gebraucht der Landwirt verbesserte Geräte, welche eine
gründlichere Bodenbearbeitung zulassen, und die Anwendung von Maschi-
nen aller Art hilft ihm die Arbeit erleichtern.
Wo nun das harte Basaltgestein lange Zeit den Witterungseinflüssen**)
ausgesetzt ist, da zerbröckelt oder ,,verwittert" es und bildet eine frucht-
bare Ackerkrume. Bei schweren Regengüssen kommt es freilich vor, daß
diese teilweise mit zu Tal geführt und anderwärts als sogenanntes
Schwemmland angesetzt wird. Nicht selten starren deshalb auch in den höher
gelegenen Gemarkungen des Kreises nackte Felsen aus dem Boden hervor,
und viele kleine Basaltbrocken bedecken ihn. Darum haben Raine und
Decken an den Berghängen solcher Gemarkungen auch den Zweck, das
Abschwemmen des fruchtbaren Bodens zu verhindern, von den 49406 ha
Gesamtfläche ist nahezu die Hälfte Acker- und Gartenland, und mehr als
V? wird als Wiesen benützt. Aber obgleich der Kreis durchweg einen frucht-
baren Boden aufweist, sind die Erträgnisse in den einzelnen Gemarkungen
doch oft recht verschieden, hier spielen neben der größeren oder geringeren
Durchlässigkeit des Bodens die Niederschlagsmenge des Jahres sowie, im
Zusammenhang mit der Höhenlage, das ttlima eine bedeutende Rolle. Der
schwere Boden des Vogelsberges ist undurchlässiger als der mit Sand unter-
mischte der Wetterau.***) Zur Verdunstung der ansehnlichen Wassermenge
ist viel Wärme erforderlich, was bei der höheren und teilweise weniger ge-
*) Welche künstlichen Dünger kennst du?
**) Nenne solche!
***) Fülle drei gleichartige Glasröhren je mit Sand-, Lehm- und Tonboden bis
zu einer bestimmten höhe. Gieße Wasser zu bis zum Rand und beobachte die 5luf-
nahmefähigkeit des Bodens!
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn.
7
schützten Lage der Grte und ihrer Gemarkungen ein rauheres Klima zur
Folge hat. Daher tritt auch nordöstlich der 200 Metergrenze der Winter
früher ein und hält länger an als nach der Wetterau hin. Aber auch süd-
westlich der 200 Metergrenze sind klimatische Unterschiede zu beobachten.
Die am günstigsten gelegenen Gemarkungen des Kreises sind die von Bü-
dingen, Lorbach, Vonhausen, Diebach a. h., Effolderbach und Xonradsdorf-
hier treten gewisse pflanzen im Frühling eher in die Blüte ein als in den
übrigen Teilen des Kreises. Je weiter eine Gemarkung nach dem Vogels-
berge hin liegt, desto später kommt die gleiche Pflanzengattung zur Ent-
wickelung, so daß sich zwischen den am günstigsten und ungünstigsten ge-
legenen Teilen des Kreises ein Zeitunterschied von 17—20 Tagen ergibt.
Darnach hat die Gemarkung Illnhausen das rauheste Klima im Kreis auf-
zuweisen.
Das Ackerland wird vorwiegend mit Getreide bestellt,' Weizen kommt
am meisten zum Anbau, dann folgen Hafer, Roggen und Gerste. In bezug
auf Weizenbau wird der Kreis in ganz Hessen nur von dem Kreis Fried-
berg übertroffen. Aber auch der Anbau von Hutterkräutern und Hackfrüch-
ten ist nicht unbedeutend, namentlich nach der Wetterau hin, wo der Land-
wirt weniger Wiesen hat als im Vogelsberg. Der tiefgründige und nähr-
stoffreiche Boden eignet sich sehr zum Anbau von Dickwurzeln und Zucker-
rüben, welch letztere in den Zuckerfabriken zu Friedberg, Groß-Umstadt
und Groß-Gerau verarbeitet werden. Die reichen Futtermittel des Kreises*)
ermöglichen eine ausgedehnte Viehzucht. Nach der Zählung im Jahre 1912
waren im Kreise 3525 Pferde, 6 Esel, 20051 Stück Rindvieh, 4618 Schafe,
28316 Schweine, 6199 Ziegen, 103922 Stück Federvieh und 1919 Bienen-
stöcke vorhanden. Durch die Umwandlung der hutweiden in Wiesen- und
Ackerland und das Wegfallen der Brachfelder hat die Schafzucht gegen
früher an Bedeutung verloren,' im übrigen ist aber eine wesentliche Ver-
mehrung der Viehbestände zu verzeichnen, was namentlich von der Ziege,
der ,,Kuh des kleinen Mannes", gilt. War in früherer Zeit die Zucht des
vogelsberger Rindes wegen seiner Anspruchslosigkeit und seiner Leistungs-
fähigkeit als Zugtier vorherrschend, so ist in den letzten Jahrzehnten das
schwere Simmentaler Vieh an dessen Stelle getreten, und die einheimische
deutsche Ziege ist durch die weiße Saanenziege verdrängt worden. Eine Folge
der vermehrten und verbesserten Viehhaltung ist eine vermehrte Znilchgewin-
Nung und Verarbeitung. An vielen (Orten des Kreises sind deshalb Molke-
reien entstanden (Dauernheim, Ranstadt, Eckartshausen, Altenstadt, Echzell,
Fauerbach b. U., Wenings, Hitzkirchen), welche die Milch zu Butter und
*) In bezug auf den Hutterreichtum nimmt der Kreis in dessen die vierte
Stelle ein.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. Ig.
Käse verarbeiten oder als Vollmilch in die Städte Frankfurt, Offenbach und
Hanau versenden. Diese Städte kommen auch als Absatzgebiete für die übri-
gen Erzeugnisse der Viehzucht (Fleisch, Eier, Honig) in Betracht, ebenso sind
sie für den Gbstmarkt von großer Bedeutung. Zwar war die Zahl der
ertragsfähigen Obstbäume vor Jahrzehnten gewaltiger als heute. Venn
durch die Wirkungen des strengen Winters 1879/80 waren von 424937 nur
150585 Stück übrig geblieben, doch sind es im Jahre 1906 schon wieder
212533 Stück, welche Zahl seitdem durch Nachpflanzungen noch erheblich
gewachsen ist. Und gerade der Obstbau ist für unseren Kreis recht lohnend,
da die Mehrzahl der (Drte eine vorteilhafte Lage und im Zusammenhang
damit ein günstiges Klima hat. Welche Erträgnisse aus dem Obstbau erzielt
werden, lehren uns folgende Zahlen. Im Jahre 1910 wurden geerntet:
Tafeläpfel
10 007,5 6? im Werte von 139 880,5 Ji>
43 188 ............260 419
Tafelbirnen...... 589 „ 7 826 „
Wirtschaftsbirnen . . . . 2 109,5 „ ii ii 17 685 „
Zwetschen und Pflaumen 955 „ ii Ii 11 898 ,,
Kirschen ...... 360 „ Ii Ii 6 991 „
Aprikosen...... 9 „ Ii Ii 485 ,,
Pfirsiche....... 8 „ Ii Ii 625 „
Walnüsse..... 26,5 ,, Ii n 890 „
Zusammen 57 252,5 dz im Werte von 446 699,5
Die bedeutenden Obsternten des Kreises haben einen riesigen verbrauch
im Volke selbst und die Entstehung von Obstkeltereien und Obstprodukten-
fabriken zur Folge. Kuffallend ist, daß der Weinbau fast ganz geschwunden
ist. vor Jahrhunderten war er in fast sämtlichen Gemarkungen unseres
Kreises bis zur 200 Metergrenze verbreitet*), wie uns auch der Flurname
,,Wingert" oder ,,Weinberg", der noch vielfach erhalten ist, lehrt. Rlle
Südhänge waren mit Reben bepflanzt, und in einzelnen Gemarkungen (Bü-
dingen, Ortenberg) nahm der Weinbau eine bevorzugte Stellung ein. Nach
dem 30jährigen Kriege lagen die meisten Wingerts wüste, aber im 18. Jahr-
hundert gewann der Weinbau in manchen Gemarkungen noch einmalerhöhte
Bedeutung. Das Auftreten der Rebenkrankheiten veranlaßte, daß die Win-
gerte nach und nach in Obst- und Getreidefelder umgewandelt wurden. 5lm
längsten hat sich der Weinbau bei Büdingen, Ortenberg, Diebach a. h. und
an der Konneburg erhalten. Gegenwärtig sind nur noch einige Wingerts
bei Büdingen im Betrieb, und bei Ober-Inockstadt hat man ,,an der Lauen-
*) Noch 1616 hatten beispielsweise (Orleshausen 21, Talbach 63/ir Büches 1274»
Aulendiebach 2474, Wolf 9, Pferdsbach 2, Lorbach V2, viebach a. h. 18%, Mittel-
gründau (Buchen) 247s Morgen Weinberge.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Kreis Büdingen, bearbeitet von R. Heusohn.
29
[eile Heegheim und das durch seine ausgedehnten Kirschenanlagen berühmte
Pfarrdorf Rodenbach, hunderte von roohlgepslegten Kirschbäumen
schmücken hier die Bergeshänge und bilden für die Bewohner eine ergie-
bige Einnahmequelle. Man schätzt den durchschnittlichen Erlös für Kirschen
jährlich auf 18—20000 Mark. Nicht weit von da liegt der Hof Oppek-
Hausen mit bemerkenswertem Obstbau. Auf der linken Leite der Nidda
breiten sich die beiden Dörfer Ober- und Nieder-Mockstadt aus, welche weit
und breit durch ihren Zwiebelbau bekannt sind. !?ieder-l!?ockstadt war unter
ysenburgischer Herrschaft Gerichtsort' das ehemalige Kmthaus ist vor eini-
gen Jahrzehnten in Privatbesitz übergegangen, von der „Lauenburg",
einem Berge bei dem Pfarrdorf Ober-Mockstadt, berichtet die 5age, daß
hier in alten Zeiten eine Burg gestanden, deren Besitzer den Kaufmanns-
zügen ,,aufgelauert" und sie dann beraubt hätten. In dem nahen lvald-
distrikt Holsachse lag das ausgegangene Dorf Holzsassen.
Iii. Nidda und Umgebung.
Es ist nicht Zufall, daß der westliche Teil des Kreises von jeher ein
begehrter Strich Landes war. Venn soweit das Auge reicht, lachen dem
Wanderer hier in fruchtbarer Ebene üppige Getreidefelder und reichtragende
Obstgärten entgegen, grüßen ihn wohlhabende, schmucke Dörfchen und
freundliche Städtchen. Zwei wasserreiche Flüßchen durchziehen die Gegend
in müdem Laufe: Nidda und Horloff, zwischen deren weitgespannten Tälern
sich ein breiter Höhenrücken ausbreitet, reich mit ll)ald bestanden. 5ln seinen
hängen hat man hier und da Basaltbrüche angelegt, und mächtige Felsen
findet man im weiten lvalde. Einer dieser Steinbocke irrt ,,Königswalde"
heißt „6er wilden Frauen Gestühl". Er ist viele Fuß lang und zeigt Spuren
von Bearbeitung; viele meinen, er sei ein Gpferstein aus vorgeschichtlicher
Zeit. Nach der Sage sollen hier einst drei wilde Menschen, in Tierfelle ge-
kleidet, gelebt haben und der Schrecken der Gegend'gewesen sein, bis nach
dem Tode des Mannes und des Kindes die Frau in Dauernheim eingefangen
worden sei. Die Seelen dieser Drei sollen aber bis auf den heutigen Tag
hier umgehen. Ein anderer Teil des Höhenzugs, nahe bei Dauernheim,
heißt die Kltenburg. Große Steinhaufen bedecken die Bergkuppe, und be-
deutende Schätze sollen, so berichtet uns der Volksmund, im Innern ver-
graben liegen. Und besondere Schätze birgt auch tatsächlich der ganze höhen-
zug. Einst standen hier große Waldungen, die von gewaltigen Erdmassen
überdeckt wurden und verkohlten. Es bildeten sich Braunkohlenlager, deren
Produkte in der Nähe von Geih-Nidda bis zum Jahre 1865 ausgebeutet
und verwertet worden sind. Und dann, welcher Segen entströmt dem höhen-
zug da, wo der Badeort Salzhausen sich ausbreitet. Natur und Kunst Haben
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn.
37
gießerei, deren Anfänge schon 1568 vorhanden waren. Die Veranlassung
zur Anlegung der „Schmelze" hier am Zusammenfluß des Gederner Baches
mit der Nidder mar wohl durch das Vorhandensein bedeutender Wasser-
Massen, durch das Auffinden reicher (Eisensteinlager in der Umgegend sowie
durch die Nähe unermeßlicher Wälder, welche das zum verkohlen nötige
holz lieferten, gegeben, heute hat das Werk durch die Herstellung von
Dauerbrandöfen und seinen Emaillewaren einen Weltruf erlangt, viele
seiner Arbeiter wohnen im Dorfe selbst, aber auch von den Nachbarorten
Lißberg und Usenborn, Gelnhaar, Merkenfritz u. a. kommen viele hierher.
Besonders der letztere Ort, der nach dem 30jährigen Kriege nur aus einigen
Mühlen bestand, verdankt sein Wachstum dem hirzenhainer Hüttenwerk.
Dieser Ort hatte früher mit Wenings und Wernings eine gemeinsame Mark,
erst seit 1849 hat er eigenes Gemarkungsrecht. Wernings, heute bekannt
durch seine Provinzial-Iungviehweide, war ehemals ein Dörfchen, das zur
Zeit des 50jährigen Krieges einging. Doch bald danach ließ es Graf Wil-
Helm Moritz von Hsenburg-Birstein wieder aufbauen und gewährte den Kn-
siedlern besondere Vergünstigungen. 5lber trotz alledem konnten ihre Nach-
kommen nicht zu Wohlstand gelangen. Die drückenden Schulden aus den
unseligen Kriegszeiten, Mißwachs und Teuerung in den ersten Jahrzehnten
des vorigen Jahrhunderts brachten die Bewohner im Jahre 1842 dahin,
daß sie Hab und Gut an den Grafen von Solms-Laubach verkauften und
im folgenden Jahre, 156 Köpfe stark, nach Nordamerika auswanderten,
wo sie im Staate Illinois eine neue Heimat fanden, Hn der Stelle, wo
vordem der Pflug seine Furchen zog, breitet jetzt der schweigsame Wald
seine weiten Aste aus, nur ein kleiner Teil der Gemarkung ist als Vieh-
weide in Benutzung. Aber die guten Werningser haben im fernen Westen
ihre alte Heimat nicht vergessen. Noch leben einige, und aus all ihren
Briefen klingt noch jetzt die Sehnsucht durch nach der heimatlichen Flur mit
ihren Hecken und Nainen, mit ihren Gbst- und Waldbäumen, nach dem
wonnigen Lande ihrer Jugend. Sie haben erst in der Fremde schätzen ge-
lernt, was ihnen ihre deutsche Heimat war.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
32 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10.
wobei 83 Gebäude eingeäschert wurden. Die Bewohner des nahen Vorfes
Heuchelheim treiben durchweg Landwirtschaft. Fast zusammengebaut mit
Gettenau ist das Pfarrdorf Echzell, das aus einer römischen Siedelung her-
vorgegangen ist. Huf den Grundmauern der mittelalterlichen Burg steht
jetzt,das Besitztum der Herren von garnier. Zweimal ist der Grt durch ge-
waltige Feuersbrünste heimgesucht worden, 1634 und 1706. Das einemal
verlor er 115 Häuser, das anderemal 350 Gebäulichkeiten. Aber Fleiß und
Sparsamkeit und der gesunde Sinn seiner Bewohner haben es dahin ge-
bracht, daß das Dorf immer wieder schöner erstand denn zuvor. Seine Kirche,
eine der drei Mutterkirchen der fuldischen Mark, ist ein beachtenswerter
Bau, der in seinen hauptteilen wohl im 13. Jahrhundert errichtet, später
aber umgeändert wurde. Echzell ist weithin bekannt durch seinen Kartoffel-
bau und Handel sowie sein vorzügliches Mineralwasser. Letzteres
kommt von Grundschwalheim oder den Tchwalheimer Hosen, welche eine
halbe Stunde talaufwärts an der Horloff liegen. Grund-Schwalheim war
ursprünglich Deutschordensgut und zur Kommende Schiffenberg gehörig.
Nach der Kufhebung des deutschen Ordens durch Napoleon I. (1809) kam
es an das Großherzogtum Hessen. Zu den wohlhabendsten Grten des Kreises
gehört das weiter nordwestlich gelegene Berstadt, wo ebenfalls eine der
drei Mutterkirchen der fuldischen Mark war. Die jetzige Kirche stammt
in ihren hauptteilen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Im Mittelalter
hatte der Grt ein eigenes (fuldisches) Gericht' etwa seit 1300 kam er durch
Verpfändungen in die Hände verschiedener Herren, bis er 1570 durch Kauf
an Hessen-Marburg überging, 1604 fiel er an Hessen-Darmstadt. von der
mittelalterlichen Grtsbefestigung ist nichts mehr wahrzunehmen. Nahe bei
Unter-Widdersheim steht im Felde ein merkwürdiger Stein, mehrere Me-
ter hoch, der ,,Kindchesstein" genannt, wohl ein Malstein aus altgermani-
scher Zeit' das ,,Massohl" am pfahlgraben ist eine alte Nömerstätte. Das
talaufwärts liegende ehemalige Gerichtsdorf Ober-lviddersheim, überragt
von seinem malerisch gelegenen, dem 13. Jahrhundert entstammenden Kirch-
lein, birgt mehrere alte, beachtenswerte Holzhäuser mit hübschen
Schnitzereien. Der Grt hat in neuerer Zeit durch seine blühende Basalt-
industrie und seine Bierbrauerei wieder größere Bedeutung gewonnen. Ein
wohlhabender Grt ist auch das Filialdorf Borsdors, das sich durch seinen
Gbst- und Getreidebau auszeichnet. Nicht weit davon liegt im Walde das
Forsthaus Glaubzahl.
Iv. Ortenberg und Umgebung.
Zu den schönsten Gegenden unseres gesegneten Hessenlandes gehört un-
streitig das liebliche Niddertal. Zwischen frischgrünen Wiesen, reich mit
Blumen übersät, windet sich der fischreiche Bach hin, anfangs jugendlich
feurig über Steine hinspringend, später bedächtig langsam hinfließend und
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz]]