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1. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 12

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 12 - Schlacht von Schleswig beibrachte. Alle Söhne Ratibors kamen um, und die Leichen der Erschlagenen sollen eine Tagereise weit die Heide bedeckt haben. 3. Gottschalks Kückkehr und Ziele. — Nunmehr wurde es Gottschalk leicht, sich den Weg zu seinem väterlichen Erbe zu bahnen. Mit Hülse der Dänen und Sachsen bestieg er den Thron; bald gelang es ihm, die feindselige Stimmung des Volkes zu beseitigen und dieses sür sich zu gewinnen. Sein Ziel war die Aufrichtung eines wendischen Einheitsstaats, der alle wendischen Völker an der Ostsee umschließen sollte. Überall sollte die christliche Lehre herrschen, der er selber von Herzen ergeben war. Einen begeisterten Förderer seiner Pläne fand er in dem ehrgeizigen Erzbischof Adalbert von Bremen, der begierig die Gelegenheit ergriff, seine geistliche Macht über die Wendenländer auszudehnen. 4. Gottschalks Erfolge. — Es gelang Gottschalk, sein Reich nach Osten bis an die Peene auszudehnen und so über ein Gebiet zu herrschen wie kein Wendenfürst vor ihm. Gottfchalk errichtete überall Kirchen und Klöster und gründete zwei neue Bistümer, eins in seiner Residenz Mecklenburg, das andere in Rahebura. Er wurde selbst Missionar seines Volkes und hielt in wendischer Sprache geistliche Ermahnungsreden. So schien das wendische Volk bald ein christliches werden zu sollen. 5. Der Umschwung. — Aber nur äußerlich hatten sich die Wenden dem Joche Christi gefügt. Mit der wachsenden Zahl der Kirchen und geistlichen Stiftungen steigerten sich auch die kirchlichen Abgaben zu einer drückenden Höhe. Dazu ließ Gottschalk allen, welche noch beim Heidentum verharrten, seine Ungunst fühlen. Dies beförderte den Ausbruch einer im stillen schon lange vorbereiteten Verschwörung zur Ausrottung des Christentums. Die Zeitverhältnisse waren einer solchen Absicht günstig. Der gefürchtete Nachbar und Wendenfeind, Herzog Bernhard von Sachsen, war gestorben; das deutsche Reich befand sich während der Minderjährigkeit Heinrichs Iv. im Zustande der Zerrüttung. 6 Das Jahr 1066. — Im Jahre 1066, wo Adalbert von Bremen in Tribur seiner Würden entsetzt wurde, brach auch das Verderben über seinen Schützling Gottschalk herein. Am 7. Juni begann von Rethra aus der Losbruch der aufrührerischen Bewegung. Ihr erstes Opfer war Gottschalk selber. Er wurde an diesem Tage zu Lenzen am Altare

2. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 19

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 19 — 15. Juni 1168, wurde das Bild des Svanlevit vernichtet. Dänische Krieger zerhieben es mit ihren Äxten und kochten mit dem Holze ihr Essen. Im Jahre 1172 begleitete Pri-bislav Heinrich den Löwen aus einer Wallfahrt nach Palästina. Wahrscheinlich war Pribislav der erste Wende, der seine Andacht am heiligen Grabe verrichtete. Während seiner Abwesenheit starb seine Gemahlin Woislava; sie wurde in der Kirche des von ihr gestifteten Klosters (Alt-) Doberan (Althos) beigesetzt. 6. Pribislav als Landesvater. — Das Land der Obo-triten war durch die letzten Kriege säst zur Einöde geworden. Ein großer Teil der Bevölkerung war ums Leben gekommen; viele hatten sich in die Nachbarländer geflüchtet, wurden aber hier scharenweise als Sklaven nach Böhmen und Polen verkauft; der im Lande gebliebene Rest des Volkes rang vielfach mit dem Hungertode. Pribislav war bestrebt, die Wenden als Nation zu erhalten. Deshalb baute er die Burgen Mecklenburg, Jlow und Rostock neu auf und besiedelte ihr Gebiet ausschließlich mit Wenden. Er selbst wohnte in Mecklenburg, und das Land nahm allmählich den Namen der Burg an. Auch bemühte sich Pribislav, seine Wenden an eine seßhafte Lebensweise zu gewöhnen und bestrafte das unftäte Umherschweifen und die räuberischen Angriffe aus die deutschen Ansiedlungen. 7. Pribislavs fob. — Pribislav fand am 30. Dezember 1178 feinen Tod auf einem Turnier zu Lüneburg durch einen unglücklichen Sturz mit dem Pferde. Seine Gebeine wurden im dortigen Michaeliskloster beigesetzt, 1219 aber nach Doberan übergeführt und in der Klosterkirche daselbst bestattet. Hier ist im Jahre 1853 das Grab Pribislavs wieder aufgefunden worden. Iii. Mecklenburg im Mittelalter. 10. Die dänische Oberhoheit. 1179—1227. 1. Der Thronnrcit. — Auf Pribislav folgte als berechtigter Thronerbe sein Sohn Heinrich Borwin I. Aber der Sohn des unglücklichen Wertislav, Nikolaus, machte ebenfalls Ansprüche auf die Herrschaft Diesen Zwiespalt benutzten die Dänen, um sich in die Angelegenheiten des Obotritenlandes einzumischen. Es glückte ihnen, die beiden feindlichen Vettern in ihre Gewalt zu bekommen. Sie 2*

3. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 21

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 21 — 3. Äie Gefangennahme. — Als König Waldemar am 6. Mai 1223 auf der kleinen Insel Lyöe bei Fünen ein großes Jagdfest veranstaltete, und am Abend berauscht in seinem Zelte lag, drang Heinrich mit seinen Getreuen ins Zelt, nahm den König samt dem 14 jährigen Kronprinzen gefangen und führte sie auf sein J) er eit liegendes Fahrzeug. Um eine Verfolgung durch die dänischen Schiffe zu hindern, hatte er Löcher in dieselben einhauen lassen. So wurde die mecklenburgische Küste glücklich erreicht 2v2 Jahre hielt Heinrich der Schwarze seine Gefangenen erst in Lenzen, dann in Dannenberg in harter Haft. 4. Der Vertrag. — Die verwegene That erregte in ganz Norddeutschland große Freude, weil Waldemar allgemein verhaßt war Papst und Kaiser mischten sich in die Sache. 1225 endlich erlangte Waldemar Ii. im Vertrag von Bardowiek seine Freiheit. Er mußte an Heinrich ein Lösegeld von 45000 Mark Silber zahlen, die Grafschaft Schwerin zurückgeben, auf alle deutschen Länder mit Ausnahme von Rügen eidlich verzichten und drei seiner jüngeren Söhne als Geisel stellen. 5 Die Schlacht von Dornhöved. — Nach seiner Freilassung ließ sich aber der König vom Papste seines Eides entbinden und suchte durch Waffengewalt die verlorenen Länder zurückzuerobern. In der Ebene von Bornhöved in Holstein kam es am 22. Juli 1227 zwischen den Dänen und den norddeutschen Fürsten zur Schlacht. Durch den Übertritt der freiheitsliebenden Dithmarschen, welche den Dänen in den Rücken fielen, wurde der Sieg der Verbündeten gesichert. Waldemar verlor ein Auge und entging nur mit Mühe einer nochmaligen Gefangennahme. Er mußte den Bardowieker Vertrag aufs ueue beschwören und 7000 Mark Lösegeld für seine drei Söhne zahlen. Die Gefahr einer Dänenherrschaft anf deutschem Boden war endgültig abgewehrt. Das ist des Grafen Heinrich bleibendes Verdienst. 12. Wie Mecklenburg ein christliches Land wird. 1. Sischof ßerno. 1158 — 1191. — Um die Ausbreitung des Christentums in unserem Vaterlande hat sich keiner größere Verdienste erworben als Berno, ein Mönch aus dem Cistercienserkloster Amelungsborn an der Weser. Er wurde 1158 vom Papst ins Obotritenland geschickt und zum Heiden-bischos von Schwerin geweiht. Hierher verlegte er alsbald das Bistum Mecklenburg und entfaltete eine reiche Missionsthätigkeit. Bald gründete er in Schwerin eine christliche Gemeinde und machte auch die andern Burgen des Landes zu Ausgangspunkten christlicher Erkenntnis. Dann hatte er die Freude, Pribislav lausen und die von demselben erbaute erste christliche Kapelle des Landes in Althof einweihen zu dürsen. Es dauerte nicht lange, so entstanden an vielen Orten christliche Gotteshäuser. Am 9. September 1171 wurde

4. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 22

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 22 — im Beisein vieler Fürsten der zunächst aus Holz erbaute Dom zu Schwerin geweiht. Auch Klöster wurden angelegt, 1170 Doberan, 1172 Dargun, beide Niederlassungen der Cister-cienfer. Beide Stiftungen fielen dem Wendenaufstande 1179 zum Opfer; Doberan ward 1186 an feiner jetzigen Stelle wiederaufgebaut, Dargun 1216 wiederhergestellt. Um alles heidnische Wesen auszurotten, befahl Berno, daß die christlichen Gotteshäuser auf solchen Stellen errichtet würden, wo früher heidnische Tempel gestanden hatten. Ferner suchte er die Abneigung der Wenden gegen den christlichen Gottesdienst dadurch zu vermindern, daß er den heidnischen Götzen christliche Heilige unterschob. So zerstörte er im Lande der Kessiner den heiligen Hain des Götzen Goderak und befahl statt seiner die Verehrung des heiligen Gotthard. Die segensreiche Wirksamkeit Bernos wurde von seinen Zeitgenossen allgemein anerkannt. Papst und Kaiser achteten ihn hoch, die Fürsten schätzten ihn wegen seiner Weisheit und suchten bei ihm Rat in schwierigen Fällen. Wahrscheinlich vermittelte Berno 1167 auch die Aussöhnung Pribislavs mit Heinrich dem Löwen. Mit Recht darf Bischof Berno der Apostel Mecklenburgs genannt werden. 2. ßischos frunmarb. 1193—1237. — Nach zweijährigem Streit um das Recht der Bischofswahl bestieg der Wende Brunward den bischöflichen Stuhl von Schwerin. Brunward erwies sich als ein würdiger Nachfolger Bernos und versorgte besonders den Süden und Osten des Landes mit christlichen Stiftungen. Er erneuerte 1216 das Kloster Dargun, stiftete 1222 das Benediktinerkloster Dobbertin, welches bald in ein Nonnenkloster verwandelt wurde, und 1223 das Cistercienser-Nonnenkloster zu Rühn. Auf Einführung und Handhabung kirchlicher Rechtsordnung und christlicher Sitten nahm Bischof Brunward besonders bedacht. 3. Sistümer. — Mecklenburg verteilte sich in kirchlicher Beziehung auf die 5 Bistümer: Schwerin, Ratzeburg, Lübeck, Havelberg und Kammin. Das Bistum Ratzeburg umfaßte den größten Teil des westlichen Mecklenburg einschließlich Wismar. Die Residenz des Bischofs war Schönberg. Klöster befanden sich in Eldena und Rehna. Im Sprengel dieses Bistums erhielt sich das heidnische Wesen am längsten. d ^ Zum Bistum Lübeck gehörte in Mecklenburg nur die Insel Dem Bischof von Havelberg gehörte das Land südlich der Elde und Peene, im wesentlichen das heutige Mecklenburg-Strelitz. Der Sprengel des Bischofs von Kammin erstreckte sich von Osten her weit ins Land hinein, ungefähr in der Ausdehnung Neu-brandenburg-Gnoien keilförmig auf ,Krakow zu. Während die

5. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 42

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
Auch mußten sich die Ratsherren in feierlichem Zuge in die Marienkirche begeben, in welcher zwei mit Decken, Baldachinen und Lichtern verzierte Särge aufgestellt waren, und dort zwei Seelenmessen lesen lassen. Ferner mußte die Stadt eine Sühnekapelle aus dem Marienkirchhofe errichten und drei Pilger aussenden, einen zum Papste nach Rom, den andern nach San Jago di Compostella in Spanien, den dritten nach St Ewald in der Schweiz, um an diesen Orten für das Seelenheil der Getöteten zu beten. Jetzt suchten auch in Rostock die vertriebenen Ratsherren ihre Wiedereinsetzung zu bewirken und wandten sich gleichfalls an den Kaiser Sigismund. Tiefer that die Stadt in die Acht und der Papst schleuderte über sie den Bannstrahl, worauf 1437 die Universität nach Greifswald auswanderte. Jetzt erst verstand sich die Stadt zur Nachgiebigkeit und ging einen Vergleich ein. Die Universität kehrte zurück; einige Professoren verblieben aber in Greifswald und veranlaßten 1456 die Begründung der dortigen Universität. c) Der Niedergang. — Gegen Ende des 15. Jahrhunderts begann das Ansehen der Hansa und der Wohlstand ihrer Glieder zu sinken. Die neuen Bahnen, welche mit der Entdeckung Amerikas der Welthandel einschlug, schädigten auch den Handel der wendischen Städte. Ein Versuch des Lübecker Bürgermeisters Wullenweber, der Hansa die alte Stellung in Dänemark zurückzugewinnen, schlug fehl und hatte für Rostock und Wismar empfindliche Verluste im Gefolge. ä) Die Rostocker Domfehde. — In Rostock wurde der Verfall der alten Hansaherrlichkeit durch die Domfehde beschleunigt. Um durch die Geistlichkeit einen Anhang in der Stadt zu gewinnen, beschloß Herzog Magnus li. an der St. Jakobikirche ein Domstift einzurichten. Die Stadt widersetzte sich und trotzte sogar dem Bannflüche des Papstes. Als dennoch 1487 das Stift zustande kam, brach wenige Tage nach der Einweihung desselben ein Volksaufruhr aus. Der Dompropst Thom as Rode wurde von einem wilden Haufen ergriffen und am oberen Ende der Badstüberstraße mit Knitteln totgeschlagen. Heftig tobte der Kampf der Parteien in den Mauern der alten Hansestadt. Der Steinmetz Hans Runge war der Führer der Volkspartei. Diese warf dem Rate vor, er habe in Sachen des Domstifts die Freiheiten und Privilegien der Stadt verletzt und vertrieb ihn. Mit Hülfe seines Anhangs unter den Bürgern kehrte er aber bald zurück. Erst 1491 kam es zum Frieden. Rostock leistete Abbitte und neue Huldigung und mußte zum Gedächtnis des erschlagenen Dompropstes an der Stelle des Mordes einen Sühnestein errichten lassen. 4. Die girdje. — Der fromme und werkthätige Sinn des Mittelalters äußerte sich besonders durch den Bau zahlreicher Gotteshäuser. Die herrlichen Kirchen, welche im 13. und 14. Jahrhundert aufgeführt wurden, blicken wir noch heute mit Bewunderung an. Die Lehre der Kirche war jedoch lange nicht mehr die reine Lehre Christi. Man glaubte durch Verdienst der eigenen Werke und durch Fürbitte der Heiligen, vor allem der Jungfrau Maria, in den Himmel eingehen zu können. Noch 1534 lehrte der Priester Heinrich Wackerbeck

6. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 43

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 43 — zu Muchow bei Neustadt, daß der Herr Christus zwar die Thür zum Himmel sei, die Juugfrau Maria aber einem Feuster gleiche durch welches jeder die Seligkeit gewinnen könne, den Christus nicht einlassen wolle. In der Lehrthätigkeit der Kirche nahm die Predigt, anfänglich in lateinischer Sprache, seit 13(0 tu nieder-sächsischer Mundart gehalten, nur eine untergeordnete Stellung ein; eher legte man Gewicht auf die Unterweisung des Volkes im Beichtstuhl. Auch die Lehre vom Ablaß fand iu Mecklenburg viele Gläubige. Es gab gewisse Orte, durch deren Besuch man sich einen Ablaß von der Höllenstrafe erringen konnte. Wer den Dom zu Schwerin an den vier Festen eines Jahres besuchte, kürzte die Qualen des Fegeseuers um 1277 Jahre ab. Wer um die Mauern des Kirchhoses zu Kammin bei Laage einmal betend herumging, hatte seine zukünftige Pein um 40 Tage verringert. Seit 1463 wurde unser Land auch von Ablaßhändlern durchzogen, die gegen Geldzahlung Vergebung der Sünden und Erlösung der abgeschiedenen Seelen aus dem Fegefeuer verhießen. Einer von ihnen, Ar cimboldus, hatte auch Milch- und Butterbriese seil; wer sich einen solchen löste, durfte in den Fasten Milch und Butter genießen, ohne damit eine Sünde zu begehen. In hoher Blüte stand ferner die Reliquienverehrung. Die höchste Anbetung genoß das heilige Blut in Schwerin und in Doberan. Ersteres war ein in einen Jaspisstein geschlossener Tropfen des Blutes Christi, welchen Graf Heinrich 1222 von feiner Kreuzfahrt mitgebracht hatte. In der heiligen Blutskapelle im Schweriner Dom ward es aufbewahrt. Jeden Freitag zur Todesstunde des Erlösers teilte es sich in drei Teile und bewies eine wunderwirkende Kraft. Sein Anblick heilte viele Kranke, welche dann eine Abgabe zahlen mußten, die je nach dem Leibesgewichte verschieden groß war. Das heilige Blut iu Doberan verdankt seinen Ursprung einem Hirten aus Steffenshagen, der die im heiligen Abendmahle empfangene Hostie in seinem ausgehöhlten Hirtenstabe verbarg. Seine Herde war jetzt vor jeder Gefahr geschützt. Bald aber wurde dies Geheimnis entdeckt und die Hostie nach Doberan zurückgebracht, wo sie viele Wunder wirkte. Die Kirche zu Doberan war auch an anderen Reliquien die reichste. 5. filiifler und Schulen. — Als Höhepunkt der Frömmigkeit galt im Mittelalter das beschauliche Leben in den Klöstern Die ersten von den Eisterciensern gegründeten mecklenburgischen Klöster waren Pflegstätten christlicher Barmherzigkeit und Sitze der Wissenschaften und Künste. Unter den Klöstern nahm Doberan die vornehmste Stellung ein; der Abt desselben durste sich sogar des bischöflichen Ornats bedienen. Neben der weißen Ordenstracht der Cisterfienf er erblickte man in Mecklenburg auch Franziskaner (die braunen Mönche), Dominikaner (die schwarzen Mönche), sowie Augustiner (Sternberg), Benediktiner (Dobbertin), Karthäuser (Moriettehe bei Rostock), Prämonstratenser (Broda). Zur Zeit des Herzogs Magnus Ii. gab es in Mecklenburg 27 Klöster, in welchen 500 Nonnen und 700 Mönche lebten. Schulen für die Jugend des gemeinen Volkes kannte das Mittelalter nicht. Deshalb herrschte weithin gröbste Unwissenheit

7. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 44

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
— 44 - und finsterer Aberglaube. In den Städten waren alle Schulen Lateinschulen. Die erste deutsche Schule, in welcher Lesen, Schreiben, Rechnen gelehrt wurde, gründeten 1480 die „Brüder vom gemeinsamen Leben" in Rostock. Ein eigenartiges Bildungsmittel, durch welches die Kirche der Volksmasse eine größere Kenntnis der christlichen Heilsthatsachen vermitteln wollte, war das geistliche Schauspiel. Dieses erfreute sich während des Mittelalters in Mecklenburg einer großen Beliebtheit. Geistliche Schauspiele wurden in der Fastenzeit, am häufigsten am Vorabend des Osterfestes aufgeführt. Berühmt geworden ist das Osterschauspiel zu Redentin, einem Dorfe nördlich von Wismar. Die Spielenden waren teils Priester und Mönche, teils Bauern. 6. Laieiivereine. — Gegen Ende des Mittelalters verfiel die Kirche einer zunehmenden Verweltlichung. Auch die Klöster waren allmählich ihrem ursprünglichen Zwecke entfremdet und von weltlicher Lust und Zuchtlosigkeit nicht unberührt geblieben. Bei dieser fortschreitenden Verflachung des geistlichen Lebens schlossen sich einzelne fromme Seelen zu dessen Erneuerung und Vertiefung eng zusammen. Es entstanden christliche Laienvereine, von denen folgendein Mecklenburg Verbreitung fanden: a) Die Brüder vom gemeinsamen Leben. — Stifter dieser Gesellschaft ist Gerhard Groote, f 1384 zu Decenter in Holland Die Brüder vom gemeinsamen Leben, auch „Brüder vom guten Willen" genannt, führten in Gebet und Arbeit eine apostolische Lebensweise, Sie lebten gemeinsam in einem Kloster (Fraterkloster) und erwarben ihren Lebensunterhalt durch Unterricht der Jugend Aber auch höhere wissenschaftliche Bestrebungen wurden eifrig von ihnen gefördert. In Rostock errichteten sie 1462 eine Niederlassung und gründeten hier 1472 die erste Druckerei in Mecklenburg. Ihr Fraterkloster war das jetzige Wollmagazin an der Schwaanschen Straße. b) Diebeguinen. — Die Beginnen waren Laienschwestern, welche, an keine bestimmte Ordensregel gebunden, meistens gemeinschaftlich in einem Hause lebteu. Sie verrichteten in der Stille Werke der Barmherzigkeit, besonders Krankenpflege, und erfreuten sich wegen der Fürbitten für die Verstorbenen der Gunst des Volkes. In Wismar gewährte ihnen der Rat 1288 eine Niederlassung, welche der Beguinenstraße den Namen gab; in Rostock siedelten sie sich 1293 auf dem nach ihnen benannten Beguiuenberge an. Sie fanden sich außerdem an verschiedenen Orten des Landes. c) Die Kalande — Dies waren Vereine, welche sich die Pflege christlicher Barmherzigkeit zum Ziel gesetzt hatten. Es gab einen großen und einen kleinen Kaland. Ersterer sorgte für die Toten, letzterer für die Lebenden. Man nannte die Kalande auch Elendsgilden. Mitglied konnte jeder ohne Unterschied des Alters, Standes und Geschlechts werden. Deshalb erlangten diese Vereine eine große Verbreitung, besonders in den Städten. Aber auch sie erlagen dem allgemeinen Sittenverderben. An die monatlichen Zusammenkünfte schloffen sich Festmähler an, welche mehr und mehr in wüste Gelage ausarteten. Daher wurden später die Kalande aufgehoben.

8. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 46

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 46 - leugnete. Standhaft erlitt sie den Feuertod, die Ermahnungen ihres Sohnes, eines Mönches, der sie zur Richtstätte begleitete, von sich weisend. Ein Vorläufer der Reformation ist auch der Priester Nikolaus Ruß zu Rostock. Er schrieb um 1500 in plattbeutscher Sprache das Buch „Bon den drei Strängen". Mit den drei Strängen, durch welche sich die Kirche aus dem Abgrunde des Verderbens herausziehen könne, meint Ruß Glaube, Liebe, Hoffnung. Die Schrift wurde bis auf wenige Exemplare aufgekauft und beifeite geschafft, Ruß selber zur Flucht gezwungen. Einer seiner Anhänger, ein Student, lief mit wildem Geschrei durch die Straßen der Stadt, ermahnte zur Buße und verkündete den Anbruch einer neuen Zeit. Bald leuchtete das goldene Morgenrot der Reformation auch dem mecklenburgischen Volke und Lande. Iv. Die Reformationszeit. 20. Joachim Stüter, 1. Stüters Herkommen. — Der große Wegbereiter des Luthertums ist Joachim Stüter, geboren 1490 zu Dömitz als Sohn eines Fährmanns und mit seinem rechten Namen Kutzker geheißen. Der Knabe widmete sich dem geistlichen Stande und studierte in Rostock und Wittenberg; an letzterem Orte wurde er durch Luther und Melanchthon der Reformation gewonnen. Als ihr begeisterter Anhänger kehrte er 1521 nach Mecklenburg zurück, wo er an Herzog Heinrich dem Friedfertigen einen Gönner fand. Nachdem Slüter zwei Jahre als Lehrer an der Schule des Kirchspiels von St. Peter in Rostock gewirkt hatte, verlieh ihm Herzog Heinrich 1023 eine Predigerstelle an dieser Kirche. 2. Stüters Predigt. — Klar und vernehmlich verkündigte jetzt Slüter in plattdeutscher Mundart die freie Gnade Gottes in Christo. Die Zahl seiner Zuhörer war eine so große, daß die Menge keinen Raum mehr in der Kirche fand. Slüter mußte unter sreiem Himmel predigen und schlug seine Kanzel an der Nordseite der Kirche unter einer Linde auf. Die alten lateinischen Kirchengesänge wurden abgeschafft. Slüter führte den deutschen Kirchengesang ein und reichte das heilige Abendmahl unter beiderlei Gestalt.

9. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 48

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
21. Die Reformation in Mecklenburg. 1. Albrecht X Ii., der Schöne. 1503—1547. — Die beiden Brüder Albrechtvii. und Heinrichv., die Söhne Heinrichs des Dicken, waren verschieden geartet. Albrecht Vii. war dem Leibe nach der schönste Mann seiner Zeit, aber von hochstrebendem Geist und von stolzem Gemüt. Er wollte mit seinem Bruder nicht gemeinschaftlich regieren, sondern drang auf Teilung, welche dieser zum Besten des Landes zu verhindern wußte. Albrecht Vii. war mit seiner Gemahlin Anna, einer Tockter des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg (1499—1535), oer Reformation anfangs günstig gesinnt und berief Heinrich Möllens zu seinem Hofprediger. Bald traten jedoch beide Gatten zum Katholicismus zurück. Vielleicht wurde der ehrgeizige Fürst zu diesem Gesinnungswechsel durch die lockende Aussicht veranlaßt, mit Hülfe des Kaisers, der katholischen Reichs-sürsten und auch des Lübecker Bürgermeisters Wullenweber die dänische oder schwedische Krone zu gewinnen. Diese und andere auswärtigen Bestrebungen brachten ihm aber weiter nichts als Schulden ein. Albrecht Vii. starb nach einem unruhigen Leben am 5. Januar 1547. Er hinterließ außer einer Tochter 5 Söhne: Johann Albrecht, Ulrich, Georg, Christoph und Karl. Seine ihn bis 1567 überlebende Gemahlin blieb eine der eifrigsten Beschützerinnen des Katholicismus im Lande. 2. Heinrich V., brr Friedfertige 1503—1552. — Während Albrecht Vii. das Eindringen der Reformation zu hindern suchte, war Heinrich V. der neuen Lehre von Herzen zugethan, scheute aber ein offenes Vorgehen gegen den Katholicismus. Er wollte es weder mit dem Papste noch mit dem Kaifer verderben, blieb deshalb den Reichstagen zu Speyer (1529) und Augsburg (1530) fern und trat dem 1531 geschloffenen Schmalkaldener Bunde nicht bei. Erst nach dem Nürnberger Religionsfrieden 1532 trat er offen mit feiner lutherischen Gesinnung hervor und nahm in diesem Jahre das heilige Abendmahl unter beiderlei Gestalt. Mit Luther trat er in Briefwechsel und bat ihn um evangelische Prediger. Täglich betete er morgens und abends den 71. Psalm. Heinrich residierte meist in Schwerin, Albrecht hielt in Güstrow Hof. 3. Die Ansänge der Reformation. 1523—1534. — Nächst Rostock fand die Reformation zuerst ihren Eingang in Schwerin und Wismar. In Schwerin verkündigte seit 1524 der Hofprediger Heinrich Möllens das lautere Evangelium; 1527 folgte er dem Rufe der Wismarfchen Bürgerschaft und gewann auch in der alten Hansestadt schnell die Herzen der Lehre Luthers. Möllens' Nachfolger am Hose wurde Jürgeu Westphal; außer demselben wirkten in Schwerin die beiden Sendboten Luthers Martin Oberländer und Ägidius Fab er. In Güstrow predigte Joachim Kruse die Reformation. Bis zum Jahre 1534 hatte die Reformation in den meisten mecklenburgischen Städten festen Fuß gefaßt: von hier aus flutete die reformatorifche Bewegung über das platte Land. Der erste Edelmann, der dem mecklenburgischen Landadel durch die Berufung eines lutherischen Predigers ein rühmliches Vorbild gab, war Dietrich von Maltz an auf Grubenhagen. Nicht jeder ward

10. Grundriß der mecklenburgischen Geschichte - S. 52

1899 - Leipzig [u.a.] : Süsserott
- 52 — in Livland den größten Schwierigkeiten, denen er sich keineswegs gewachsen zeigte. Polen, Russen, Dänen und Schweden machten ihm die Herrschaft streitig. Johann Albrecht versuchte nach Kräften die Stellung seines Bruders zu stützen, jedoch ohne Ersolg. 1563 ließ sich Christoph verleiten, gegen die Polen ein Bündnis mit den Schweden und Russen zu schließen. Dafür mußte er sechs Jahre in polnischer Gefangenschaft verbringen. Nachdem Johann Albrecht 1569 mit vielen Reifen und Kosten die Freilassung Christophs erwirkt, kehrte dieser nach Mecklenburg zurück, wo er bis 1592 lebte. Das schöne Schloß in Gadebusch ist sein Werk. Karl mußte sich mit der Johanniterkomturei Mirow begnügen. 7. Kämpfe mit Kvllock. — Neben den livländischen Händeln hatte Johann Albrecht einen säst 20 jährigen Streit mit der Stadt Rostock auszufechten. Die Stadt hatte den Landesherren das kirchliche Aufsichtsrecht bestritten und einem von Johann Albrecht berufenen Prediger die Amtswohnung verweigert. Der Kampf gestaltete sich durch die der Stadt von Kaiser Maximilian Ii. (1564—1576) gewährte stille Unterstützung sehr langwierig; auch Herzog Ulrich war geneigt, die auf Reichsunmittelbarkeit gerichteten Bestrebungen Rostocks anzuerkennen. Es gelang aber Johann Albrecht, unter dänischem Beistände der Stadt die Zufuhr zur See abzuschneiden und Rostock im Erbvertrage von 1573 zur Anerkennung der fürstlichen Landeshoheit zu zwingen. Als Zeichen feiner Unterwerfung zahlte Rostock 10 000 Gulden; es erhielt feine Privilegien bestätigt und durste einen eignen Superintendenten wählen. 8. Johann Albrecht als Vollender des Reformationsnierks. — Am 6. Februar 1552 war Herzog Heinrich der Friedfertige gestorben und in der heiligen Blutskapelle im Schweriner Dom begraben. Johann Albrecht benutzte seine Alleinherrschaft und das durch den Passauer Vertrag den evangelischen Fürsten gewährte Recht, die Reformation in ihren Ländern durchzuführen, dazu, die letzten Reste des Katholicismus zu beseitigen und der lutherischen Landeskirche seste Ordnungen zu geben. In diesem Bemühen sand er auch die Unterstützung seines Bruders Ulrich. a) Die Zertrümmerung der mittelalterlichen Papstkirche. Dieselbe erfolgte in wuchtigen Schlägen durch aa) die Kirchenorbnung von 1552 und die Visitation von 1552—54. — Die 1540 von Riebling verfaßte Kirchenordnung genügte nicht mehr; 1552 ließ Johann Albrecht nach dem Muster der kursächsischen eine neue in hochdeutscher Sprache entwerfen und von Melanchthon begutachten. Zur Durchführung der Bestimmungen dieser Kirchenordnung wurde eine umsangreiche Visitation angeordnet. Diese hatte es besonders auf die Mönchsklöster abgesehen, welche jetzt aufgehoben wurden. Doberan fiel am 6. März 1552; der
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