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1. Der Freischöffe von Berne - S. 94

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
bestatten, und lebet der frohen Zuversicht, daß ihre Handlungen vor Gott ebenso angenehm sind, als wenn sie von geweihten Priestern verrichtet wären. So werdet Ihr auch ferner Eure Gottesdienste in Euren Kirchen und Euern Häusern feiern können, unbekümmert um das Geschrei Eurer Feinde. Und wenn der Tag kommt, an welchem Ihr mit dem Schwerte in der Hand Eure Freiheit, Eure Weiber und Kinder verteidigen müßt, so stellet Euch in Gottes Hand; mögen die Feinde dann Euren Leib töten, Eure Seele gehört Gott! Darum zaget nicht; seid fröhlich und getrost, Gott ist mit Euch und wird mit Euch sein!" Totenstille herrschte in der Kirche nach diesen Worten des frommen Waldensers; alle waren ergriffen von dem Ernst seiner Rede, und hie und da hörte man unterdrücktes Schluchzen und Weinen. Da erhob sich aus der Mitte des Volkes ein wettergebräunter Schiffer; er hatte mehr von der Welt gesehen als die andern, hatte nicht allein auf dem Schlachtfelde in den Reihen der Seinigen, sondern auch auf dem sturmbewegten Meere mehr als einmal dem Tode ins Auge geschaut. „Habt Dank für Eure Rede, würdiger Fremdling", sprach er; „Ihr habt uns getröstet in unserm Leid und milden Balsam gelegt auf klaffende Wunden. Meine Brüder, Ihr freien Stedinger, niemand ist würdiger und geschickter, unser Prediger zu sein, als Theodor. Lasset uns seinen Rat befolgen; lasset uns Männer wählen, die fortan unsere Priester seien, er aber sei unser Bischof. Vereinigt Eure Bitte mit der meinigen, daß er unter uns bleibe und auch ferner uns den Trost des Evangeliums verkündige!" Diesen einfachen Worten folgte lauter Beifall, und auch Bolko von Bardenfleth, Tammo von Huntorp und Detmar tom Dieke baten den Greis, ihr Prediger und Seelsorger zu werden. Er ließ sich nicht lange bitten; willig nahm er das Amt an, und dann wurden noch zehn andere, würdige Männer gewählt, welche seine Gehülfen sein sollten. Jeden Tag versammelten sich diese nun im Hause Theodors, um von

2. Der Freischöffe von Berne - S. 87

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 87 — Zittern und mit Zagen; denn sie wußten wohl, der dadurch entfachte Zorn des Volkes würde sich zuerst gegen sie wenden. Sie hatten sich nicht getäuscht; denn als die Stedinger hörten, daß sie von jetzt an gebannt sein sollten, ausgeschlossen von der Gemeinde der Gläubigen, da bemächtigte sich ihrer im ersten Augenblicke wohl ein jäher Schrecken. Doch als sie sich von demselben erholt hatten, als sie erfuhren, daß von jetzt an keine Messe mehr bei ihnen gehalten, keine kirchliche Handlung mehr verrichtet werden sollte, da trat an seine stelle eine große Erregung. Wütend ballten sich die Fäuste der Bauern gegen die Priester, denen sie schon vorher nicht hold gesinnt gewesen und die sie nicht mit Unrecht als die Urheber alles Unglücks ansahen; mit Geißelhieben wurden sie an manchen Orten aus der Kirche gejagt, und schon nach einigen Tagen war kein Priester mehr im ganzen Stedingerlande zu finden. Alle waren sie aus dem Lande vertrieben, und sie konnten froh sein, daß sie vor dem Zorne des Volkes das Leben gerettet hatten. Damit war auch das letzte Band zerrissen, welches das Volk noch an die Kirche fesselte. Die Besonnenen im Lande wußten wohl, daß sie durch die Vertreibung der Priester den Zorn des Erzbischofs nur noch mehr gereizt hatten, aber sie waren entschlossen, die Folgen auch dieses Schrittes zu tragen. Daß sie aber von jetzt an ohne jeden kirchlichen Gottesdienst sein sollten, daß ihre Ehen des kirchlichen -Legens, ihre unschuldigen Kindlein der Taufe, ihre geliebten Toten des ehrlichen Begräbnisses entbehren sollten, das lastete schwer aus ihrem Gemüte. Denn sie waren von Herzen fromme Menschen, wenn sie auch mit ihren kirchlichen Obern in Fehde lagen, wenn sie auch als Ketzer verschrieen waren im ganzen deutschen Vaterlande. Was sollten sie thun? Sollten sie von andern Orten sich Priester kommen lasten, die den Dienst bei ihnen verrichteten? Niemand würde sich dazu bereit gefunden haben; denn überall war die Bannbulle verlesen, und keinem Priester der Christenheit war es gestattet, ihnen

3. Die Burgfrau von Ahlden - S. 141

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 141 - kühnsten Jünglingen seines Stammes, und wir werden es bald erfahren, was sie beschlossen hatten. In der nächsten Stadt, durch welche sie kamen, verschafften sie sich mehrere Anzüge, wie sie zu der Zeit die Kaminfeger trugen, nebst dem dazu gehörenden Handwerkszeug. Görgei und einige seiner Vertrauten legten diese Anzüge an, und wahrlich, es war schwer, in dieser Verkleidung und in diesen Männern mit den nissigen Gesichtern Zigeuner zu erkennen. Am nächsten Morgen verließen sie das Lager, indem die Zurückbleibenden den Befehl erhielten, sich langsam nach dem Süden zu begeben, überall an den Wegen aber bestimmte, nur dem Zigeuner bekannte Zeichen zu hinterlassen, damit ihre Spur leicht verfolgt werden könnte und das Wiederfinden erleichtert würde. Dann begaben sich die als Kaminfeger verkleideten Männer in verschiedenen Richtungen ins Land hinein. Ihre Aufgabe war, überall in jedem Schlosse, in jeder Burg, in jedem festen Hause ihre Dienste anzubieten und sich nicht abweisen zu lassen, und bei dieser Gelegenheit sollten sie mit aller nur dem Zigeuner eigenen Verschmitztheit sich erkundigen, ob eine Jungfrau dort gefangen gehalten werde. Nach Verlauf von zwei Monaten sollten sich alsdann alle wieder bei der Truppe einfinden und Rechenschaft ablegen von dem, was sie erfahren. Sollte es jedoch jemand gelingen, früher den Aufenthalt der Gesuchten auszukundschaften, so sollte er sofort zurückkehren, und durch ausgesandte Boten sollten dann auch die andern zurückgerufen werden. Aus diese Weise hofften sie mit Bestimmtheit, zu ihrem Ziele zu gelangen. Görgei selbst hatte sich, seiner Truppe voraus, nach dem Süden begeben. Er hatte seine Augen überall. Wo er aus einem Ziegeldache eines burgähnlichen Hauses einen Schornstein emporragen sah, da bot er seine Dienste an, und überall fand er Einkehr. Er arbeitete flink und mit Geschick, aber überall ließ er während der. Arbeit seine Augen umherschweifen. In jedes Zimmerchen, und wäre es noch so klein gewesen, warf er einen raschen Blick,

4. Die Burgfrau von Ahlden - S. 82

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 82 - Als Gertrud allein war, sann sie Tag und Nacht auf nichts anderes, als wie sie sich an Ethelwolf für den Betrug rächen konnte. Sie fand ein grausames Vergnügen darin, sich von ihrem Vater und dessen Dienern von der Schönheit der weltberühmten Hauptstadt London, von der Pracht des königlichen Hofes und der Macht und dem Ansehen des englischen Königs erzählen zu lassen; und wenn sie dann bedachte, daß sie von dem Orte, an dem sie als Königin hätte herrschen können, nunmehr durch die Untreue ihres Gemahls für immer verbannt sein müsse, so überließ sie sich dermaßen ihrer Traurigkeit, daß niemand sie zu erheitern imstande war. Zu dieser Zeit geschah es, daß ein italienischer Maler im Aufträge des Herzogs von Modena eine Studienreise durch England machte, um die Bildnisse der schönsten englischen Damen zu sammeln, mit denen der Herzog seine Galerie schmücken wollte. Er kam auf dieser Reise auch an den Hof des Herzogs von Devon, weil er von der Schönheit der Prinzessin Gertrud gehört hatte, und er bat um die Erlaubnis, dieselbe malen zu dürfen. Sowohl der Herzog als auch Gertrud bewilligten ihm dieselbe gern, und der Maler begann alsbald sein Werk. Während aber so die Prinzessin ihm in den verschiedensten Stellungen saß, fand sie Gelegenheit, dem Maler zu sagen, daß am Hofe des Königs von England viele schöne Frauen sich befänden, die es sich zur Ehre anrechnen würden, von einem so geschickten Maler gemalt zu werden, und sie überredete ihn leicht, sich an den Hof Eduards zu begeben. Ehe der Maler jedoch seine Reife nach London antrat, bat Gertrud ihn, dem Könige ihr wohlgetroffenes Bildnis zu zeigen; sie war sicher, daß dieser alsdann fragen würde, welche Dame das Bild vorstelle, und^ auf diese Weise hoffte sie, daß Eduard hinter die Schliche ihres Gemahls kommen werde. Der Maler versprach der Prinzessin gern, ihre Bitte zu erfüllen, und sobald er ihr Bildnis vollendet hatte, trat er die Reise nach London an. Gertrud aber hatte durch ergebene Diener das Gerücht aussprengen lassen, daß

5. Die Burgfrau von Ahlden - S. 24

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
- 24 — werde, und deshalb war ihr der Besuch der Frau von Weyhe erwünscht, weil es ihr nicht unbekannt war, in welchem Verhältnis diese Dame zu ihrem Sohne stand. Als die Frau von Weyhe bei der Gebieterin eintrat, befand sich die Gräfin Platen noch bei derselben, und an den erregten Mienen der beiden Damen konnte sie leicht erraten, worüber sie sich unterhalten hatten. Die Kurfürstin ging der Eintretenden einige Schritte entgegen, reichte ihr die Hand zum Kusse und sagte: „Nun, meine liebe Valeska, ich kann es mir denken, was Sie heute zu mir führt. Gewiß haben auch Sie gehört, daß dieses Schloß demnächst einen fremden Gast beherbergen soll. Hoffentlich stimmen Sie mit mir und der Gräfin darin überein, daß wir alles aufbieten müssen, den Einzug der Verhaßten zu verhindern, und Sie können am meisten dazu beitragen, daß wir unsern Zweck erreichen". „Ich fürchte, meine gnädige Herrin überschätzt meinen Einfluß", erwiderte Frau von Weyhe achselzuckend. „Freilich habe ich gehört, daß die Jungfer d'esmiers demnächst Kurprinzessin, und später Kurfürstin werden wird, aber ich weiß auch, daß nichts im stände sein wird, dieses zu verhindern. Wir werden uns mit dem Gedanken vertraut machen müssen, sie hier zu empfangen und ihr den Platz einzuräumen, der ihr nach ihrer Stellung gebührt". „Aber mein Sohn, der Knrprinz, ist noch nicht um seine Einwilligung gefragt worden", versetzte die Knr-fürstin. „Ich mag es nicht glauben, daß er schwach genug sein wird, sich an ein Weib ketten zu lassen, welches so tief unter ihm steht. Er wird dem Willen des Kurfürsten den heftigsten Widerstand entgegenstellen, und an diesem Widerstände wird der Plan scheitern!" „Wenn Eure Durchlaucht darauf ihre Hoffnung gesetzt haben", sagte Frau von Weyhe, „so muß ich Ihnen leider erklären, daß Sie Sich einer Täuschung hingeben. Soeben erst erwies mir der Kurprinz die Ehre, mit mir über diese Angelegenheit zu reden; aus seinem Munde habe ich sie überhaupt eben erst erfahren. Er ereifert sich

6. Die Burgfrau von Ahlden - S. 103

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
- 103 — muß ich meinen Fleiß verdoppeln, um sie zu verdienen, und das kann ich nur, wenn ich gerade den entgegengesetzten Weg von dem einschlage, welchen Sie mir zeigen. Beweisen Sie es mir jetzt, Königsmark, daß Sie mir zugethan sind; Sie können es, indem Sie über das, was ich Ihnen im Übermaß meines Schmerzes mitteilte, ewiges Stillschweigen beobachten. Dieses verlange ich von Ihnen, wenn Sie nicht wollen, daß ich darauf Verzicht leisten soll, Sie jemals wieder bei mir zu sehen". Königsmark war erstaunt über solche seltene Seelengröße bei einer Frau, deren Herz mit Füßen getreten wurde von dem eigenen Gemahl. Er versprach alles, was sie wünschte; denn von ihrem Anblick, ans ihrer Nähe verbannt zu sein, das hätte er nicht ertragen. Die heftigen Gemütsbewegungen der letzten Wochen hatten aber bei der Prinzessin ein schweres Siechtum zur Folge, von dem sie erst nach einem langen Krankenlager genas. Während ihrer Krankheit konnte es Georg Ludwig doch nicht unterlassen, Hr wenigstens einen Anstandsbesuch zu machen. Er fand seine Gemahlin sehr leidend, aber auch jetzt kam über ihre Lippen kein Wort des Vorwurfes, sondern nur die Bitte, ihr für den Fall, daß sie sterben sollte, wenigstens ein gutes Andenken zu bewahren. Die Ärzte rieten jetzt dringend, den Aufenthalt in der Stadt mit einem stillen Landleben zu vertauschen und sich fern zu halten von jeder Aufregung. Auf Befehl des Kurfürsten wurde deshalb das Schloß Herrenhaufen unweit Hannover zur Aufnahme der Prinzessin hergerichtet, und dorthin übersiedelte sie nun mit einem Teile ihrer Dienerschaft, um dort, fern von dem Getriebe der großen Stadt, völlige Genesung zu erlangen. Es waren herrliche Tage, welche die Prinzessin hier in diesem damals noch völlig abgeschlossenen, einsamen Erdenwinkel verleben durfte. Zu ihrer ganz besondern Freude erhielt sie dort den Besuch ihrer Mutter, die längere Zeit bei ihr verweilte, und auch ihr Vater, der Herzog Georg Wilhelm von Celle war eine Zeitlang als Gast in Herrenhausen. Ihre größte Freude war es, wenn sie allein oder in Gesell-

7. Parricida - S. 38

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 38 — hier eintraf, sind seine Genossen. Aus der Schweiz sollen sie stammen; ein anderer sagt, sie seien aus Burgund oder aus Lothringen. Der Ritter muß wohl etwas auf dem Kerbholz haben, daß er seine Heimat verlassen hat und obdachlos umherzieht im Lande; denn ohne Grund pflegt einer das nicht zu tun. Das Schlimmste ist, daß der Ludwig Post und seine Brüder einen Narren an dem Mann gefressen haben, und wenn wir uns feindlich gegen ihn stellen, so haben wir die ganze ritterliche Sippschaft am Halse. Wenn das nicht wäre, so würde ich einfach raten, die Burg zu überrumpeln und alle Insassen derselben in den Burggraben zu werfen. Nun aber heißt's vorsichtig handeln. Auf Schritt und Tritt müssen wir den Jan Östrik, so heißt der Neuling, und seine Genossen beobachten; vielleicht gelingt es uns so, einmal zu erfahren, aus welcher Ursache er landesflüchtig ist, und wissen wir das, so gibt's ja vielleicht ein Mittel ihm an den Kragen zu kommen. Und seht, deshalb habe ich Euch heute abend hierherberufen, um mit Euch zu überlegen, was jetzt zu tun sei." Der Müller schwieg und ließ seine Augen im Kreise umherschweifen, um die Wirkung seiner Worte zu beobachten; da nahm ein alter Bauer das Wort und sagte: „Warten wir es erst doch einmal ab, wie der Ritter sich zu uns stellt. Vielleicht ist es ihm ja auch darum zu tun, in Frieden mit seiner Nachbarschaft zu leben, und dann wäre es ja zu überlegen, ob wir nicht lieber mit ihm zusammen arbeiten, als daß wir uns feindlich gegen ihn verhalten. Ist er selber ein Unglücklicher, der das Licht zu scheuen hat, so wird er kein Bedenken haben, sich uns anzuschließen; und ist er ein Mann, der sich darauf versteht, eine Bande anzuführen und Zucht und Ordnung in ihr aufrecht zu erhalten, so könnte er uns eigentlich nur willkommen sein. Denn ich will es Dir nur sagen, Müller, daran fehlt es uns. Wenn wir besser zusammenhielten, wenn wir besser nach einem Plane arbeiteten, so könnten wir viel mehr ausrichten. Aber wir zersplittern unsere Kräfte. Als wir, durch die bittere Not

8. Parricida - S. 48

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 48 — wurde ein Mann zum Schutze mitgegeben, bis er den Wald im Rücken hatte. Konnte er für diesen Schutz eine geringe Abgabe zahlen, so wurde dieselbe angenommen; konnte er es nicht, so geschah ihm deshalb kein Leid, ja er erhielt noch wohl, wenn er dessen bedürftig war, einen Zehrpfennig, so daß er mit Dank von feinen Begleitern schied. Weit und breit wurde deshalb Jan Östrik gerühmt und gepriesen, und bis in entfernte Gegenden trugen die Kaufleute den Ruf seiner Gerechtigkeit. Diejenigen von den Leuten des Ritters, die nicht gerade zum Dienst in den beiden Wachthänsern bestellt waren, gingen unterdessen ihrer Arbeit nach als friedliche Bauern, und man sah es ihnen alsdann nicht an, daß sie es auch verstanden, die Waffen zu führen, die jeder von ihnen daheim verborgen hatte. Der Sonntagnachmittag aber war ihr Festtag. Bei Sonnenschein, bei Sturm, Regen und Schnee versammelten sie sich zur bestimmten Stunde aus dem gemeinsamen Übungsplätze, wo dann zugleich verabredet wurde, was in der Woche unternommen werden sollte. Von Zeit zu Zeit aber ließ Jan Östrik von Kunz oder Vollradt das Waldhorn blasen, um zu erproben, in welcher Frist alle seine Mannen zur Stelle sein könnten, und es war ihm eine helle Freude, zu sehen, wie ein jeber sich beeilte, um sich nicht von seinen Nachbarn den Rang ablaufen zu lassen. So bitbete er sich ganz allmählich eine Schar von Männern heran, mit benen er wohl ein größeres Unternehmen hatte wagen können; aber bahin ging nicht fein Sehnen. Zum Schutz der Schwachen waren feine Leute bestimmt, nicht um verheerend in das Gebiet anbetet1 einzufallen, auch nicht, um Fehbe zu führen gegen schwächere Nachbarn. Nur wenn er selbst angegriffen würde, wollte er sich, das hatte er sich vorgenommen, verteidigen bis zum letzten Atemzüge, und er wußte, alsdann würden seine Leute ihn, ihren Hauptmann, nicht im Stiche lassen! Am meisten freute sich Frau Irmgard über die Veränderung, die seit der Bildung der Banernsreischar mit ihrem Gemahl vorgegangen war. Die Farbe der Gesundheit war

9. Parricida - S. 47

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 47 — V. Bei der Sägegrube unweit der „Neuen Burg" entwickelte sich von nun an des Sonntag Nachmittags ein munteres Treiben. Aus den umliegenden Bauernhütten kamen alsdann die jungen, kräftigen Männer, wohl fünfzig an der Zahl; denn cs war bald kuud geworden, daß der neu angekommene Ritter Jan Östrik sich an ihre Spitze stellen wolle, und nun wollte ein jeder Anteil haben an der Ehre, in seinen Dienst zu treten. Ein jeder, der neu aufgenommen wurde in den Bund, verpflichtete sich durch Wort und Handschlag zur Treue gegen den Hauptmann und gegen seine Genoffen, und erst dann erhielt er seine Waffen und durfte sich mit in die Reihen stellen. Unermüdlich wurde alsdann geübt den ganzen, Nachmittag, und nur eine kurze Pause gönnte Jan Östrik seinen Leuten, um ihr Vesperbrot zu essen; dafür aber hatten sie auch die Genugtuung, tüchtig zu werden im Gebrauch der Waffen, so daß sie es mit einem jeden aufnehmen konnten. Das Hauptaugenmerk richtete Jan Östrik auf die viel befahrene Handelsstraße, die unweit der Neuen Burg durch den Wald führte. An derselben ließ er von seinen Leuten zwei Wachthänser bauen an den beiden Ausgängen des Waldes, und in denselben lag eine ständige Besatzung von je zehn Mann unter Anführung eines erfahrenen Kriegers. Alle Kaufleute, die durch den Wald zogen, wurdeu gegen eine bestimmte Abgabe sicher bis zum nächsten Ausgange geleitet, und sie konnten gewiß sein, daß ihnen auf diesem Wege kein Überfall drohte. So wurde die Straße, die früher wegen ihrer Unsicherheit verrufen war, jetzt gern von den Kaufleuten benutzt, und die Genossen Jan Östriks merkten bald, daß sie auf diese ehrliche Weise mehr erwarben, als sie früher unter der Anführung des Müllers durch Raub und Plünderung an sich gebracht hatten. Auch der einzelne Wanderer konnte jetzt ruhig seine Straße ziehen, denn auch ihm

10. Parricida - S. 54

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 54 — wohnen müssen. Muß ich mich doch auch daran gewöhnen. Oder meinest Du, es wäre mir angenehm, daß der fremde Junker hier schaltet und waltet, als wäre er allein der Herr, und als gäbe cs keinen Ritter Bnrchard von Schledehausen, dem doch der Bischof die höchste Gewalt hier zu Lande übertragen hat? Ich glaube gar, er dünkt sich besser und vornehmer, als ich es bin, obgleich er nur ein Dienstmann ist und kein Fuß breit Land ihm gehört. Aber ich werde mich hüten, gegen ihn etwas zu unternehmen, solange er mich in Ruhe läßt. Ich habe wenig Lust, mir blutige Wundmale zu holen. — Ja, wenn ich ihn vor das heimliche Gericht bringen könnte —" Die letzten Worte hatte der Burgherr von Schledehausen mehr zu sich selbst als zu dem Müller gesprochen; dieser aber hatte sie wohl gehört und erwiderte jetzt: „Gnädiger Herr, was würdet Ihr mir geben, wenn es mir gelänge, einen Anlaß, einen guten Grund ausfindig zu machen, um den fremden Mann vor den Stuhl der heiligen Feme zu bringen? Ich habe eine feine Spürnase wie Ihr wißt, und es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn ich es nicht erfahren könnte, woher der Fremdling gekommen ist und warum er sich hier niedergelassen hat. Ich lasse es mir nicht ausreden, es steckt ein Geheimnis dahinter. Und wenn ich es nun lüfte und liefere Euch den Mann aus, was wird mein Lohn sein?" — Verächtlich blickte der Ritter aus den Müller. „Ich sollte Dich mit meinen Hunden von Hofe Hetzen lassen," grollte er; „wann jemals hätte ein Ritter und Edelmann sich eines so schlechten Werkzeuges bedient, seinem Gegner zu schaden, als Du es bist? Aber es ist wahr; der Jan Östrik ist mir wie ein Pfahl im Fleisch, und ich gäbe viel darum, wenn ich ihn los wäre. Unten in meinem Burgverließ wäre er mir minder gefährlich und lästig. Darum will ich mit Dir den Vertrag schließen. Lieferst Du mir die vollgültigen Beweise, daß der Östrik ein Mann ist, dessen Vergangenheit aus irgendeiner Ursache das Licht zu scheuen hat, so sollst Du die Mühle zinsfrei haben, und außerdem soll es mir auf eine
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