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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 331

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
331 den heftigen Stürmen, welche hier ebenso wie auf dem wilden Meere ungehindert wirken, schädlich, indem, wenn die Luft davon angefüllt wird, die Aussicht fehlt und sowohl die Haut, als die Augen leiden. Das ist der so berüchtigte Wind Samum. Die Hitze des Samum ist manchmal so ausnehmend groß, daß es schwer ist, sich eine Vorstellung' von ihrer Heftigkeit zu machen, ohne sie wirklich erfahren zu haben; aber sie kann mit der Hitze eines großen Backofens verglichen werden in dem Augen- blick, wo man das Brot herausnimmt. Wenn er zu wehen beginnt, so nimmt die Atmosphäre ein beunruhigendes Aussehen an. Der in diesem Klima sonst so klare Himmel wird düster und trüb, die Sonne verliert ihren Glanz und erscheint mit violetter Farbe. Die Luft ist nicht wolkig, aber grau und dick und in der That mit einem ausnehmend feinen Staube angefüllt, welcher überall hineindringt. Dieser Wind, immer leicht und reißend, ist anfangs nicht auffallend heiß, aber seine Hitze nimmt zu in dem Maße, als er anhält. Das Eigenthümliche der Sahara, das ihr eben den Namen Wüste gegeben hat, ist der beinahe vollkommene Mangel an Pflanzen. Weder Wald noch Gebüsch, noch eine Graslage bedeckt den Erdboden. Die Sahara ist das Bild des Todes, denn in ihr giebt es keine Bewegung, kein Leben. Keine Löwen und Ga- zellen durchstreifen sie, denn diese wohnen im Walde und an Quellen; kein Adler kreiset über den regungslosen Sandflächen, denn hier findet er keinebeute, daselbst das gefallene Vieh sich sofort auflöst. Tage lang wandert die Karavane, ohne ein grünes, stacheliges Pflänzchen zu sehen. Lautlose Stille, ewiges Einerlei webt über der Wüste und füllt das Herz mit allen Schrecken der tiefsten Einsamkeit. Wohl wechseln nach Tagereisen Felsriffe, Kieselgeröll mit Flugsand, Hügeln und Thal- senkungen: aber selbst diese Abwechselung ist einförmig. Eineameise oder Eidechse, die von der Sonnenglut zu leben scheint, zu sehen, ist ein wichtiges Ereigniß für die Reisenden, von dem sie sich Tage lang unterhalten. Nur wo die Wüste vom Meere begrenzt wird oder an demselben liegt, findet man einige Salzpflanzen, und in der Nähe der übrigen Grenzen der Wüste einige dornige Büsche. Eine Ausnahme machen die Oasen, welche man mit Inseln im Sandmeere oder mit Flecken auf einem Parderfell verglichen hat. Der erstgenannte Vergleich ist indessen nicht ganz richtig, indem die Oasen nicht wie die Inseln über ihre Umgebung sich erheben, sondern sich unter dieselbe hinabsenken. Sie entstehen nämlich dort, wo sich in den Vertiefungen eine kleine Aue oder ein See aus dem Regenwasser ansammelt, oder wo Quellen unterhalb einer der Hochflächen entspringen. 64. Der Sinai. In seltsamen Umrissen, düster und drohend steigen die Vorgebirge des Sinai in die Höhe, steil und wild durcheinander geworfen, als wollten sic jeden Zutritt zu dem innern Heiligthum verwehren. Von der Glut der Sonne geschwärzt, von dem An- prall der Gewitterstürme zerrissen, bald überhängend, bald senkrecht aufgerichtet, neh- men die Felsen immer wundersamere Formen an. Ueber die rothbrauncn Flächen der Granitwände sieht man hier und dort wilde Streifen von dunkelblauer Stahlfarbe gezogen, gleich als hätte der Blitz darin seine Feucrbahn durchlaufen, als hätte der Finger Gottes auf diese Felsen seinen Namen geschrieben. Die Thäler des Sinai sind zum Theil wüst und öde, mit ungeheuren Steinblöckcu und Felsengeröll über- lagert oder mit Triebsand bedeckt; andere dagegen sind fruchtbar und wohlbcwässert. In den Betten der Winterströme wächst Gebüsch und Weide genug für die Herden eines wandernden Hirtenvolkes. Ein Thal besonders, welches sich durch die Berg- strecken windet, ist lieblich. Dort blüht die vaterländische Königskerze auf sonnigen Hügeln. Hochstämmige Dattelpalmen treten am Quell gesellig zusammen. Pracht- volle Schmetterlinge gaukeln durch die klare Luft, und während das freigelassene Kameel des Pilgers am Ginster rupft, lockt ihn selber ein Honiggeruch in das baum- hohe Tamariskengebüsch, an dessen Zweigen das Manna wie geronnene Thautropfen, wie wcißglänzende Perlen hängt. Von hier aus tritt man in das Scheikthal, welches

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 342

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
— 342 — sind zwar schon etwas dichter, haben aber doch das Ansehen, als wenn nicht alles daran recht an einander hinge, sondern viel leere Zwischenräume da wären. Die Kometsterne sind mit einem schönen, leuchtenden Schweif geziert, aber nicht alle. Einige z. B. haben rings um sich bloß einen Strahlenschein, als wenn sie mit leuchtenden Haaren eingefaßt wären, wie in den großen Bibeln die Köpfe der heiligen Evangelisten und Apostel aussehen und Johannes des Täufers. Hat aber ein solcher Stern einen Schweif, so hat er allemal das Ansehen eines Dunstes, der von Strahlen erhellt ist. Man kann hinter ihm immer die Sterne seben, an denen er vorbeizieht; er ist immer etwas gebogen, wird bald größer, bald kleiner, bald heller, bald bleicher. 4. Die Milchstraße. Die Fixsterne sind so weit von uns entfernt, daß es gar kein Mittel mehr giebt, ihre Entfernung auszurechnen. Der Sirius z. B. oder der Hundsstern, der mit seinem wunderschönen Glanze vor allen anderen Sternen herausstrahlt, muß wenigstens 28,000mal weiter von uns entfernt sein, als die Sonne. Also kann es auch nicht fehlen, daß er noch viel größer als die Sonne und selber eine glorreiche, strahlende Sonne ist, die ihrerseits wieder vielleicht eine ganze Planetenwelt um sich schwingt. Und so ist auch jeder andere Fixstern eine Sonne; denn daß sie uns so viel kleiner erscheinen, rührt nur von ihrer größeren Ent- fernung her. Aber kennen wir nicht alle die Milchstraße, die wie ein breiter flatternder Gürtel den Himmel umwindet? Sie gleicht einem ewigen Nebelstreif, den eine schwache Helle durchschimmert. Aber durch die Gläser der Sternseher betrachtet, löset sich dieser ganze Lichtnebel in unzählige kleine Sterne auf; und es ist wohl glaublich, daß, wenn ein Steruseher auf den letzten obersten Stern sich hinaufschwingen könnte, der von hier aus noch zusehen ist, so würde er noch nicht am Ende sein, sondern ein neuer Wunderhimmel voll Sterne und Milchstraßen würde sich vor seinen Augen aufthun bis ins Unendliche hinaus. Aber der ewige und allmächtige Geist, der alle diese Lichter angezündet hat und alle die Heere von Weltkörpern in den Händen trägt, sieht das Kind lächeln auf der Mutter Schoß und ernährt auch das kleinste Insekt, und er umfaßt die Erde und den Himmel und aller Himmel Himmel mit Liebe und Erbarmung. Denn ob auch die unfaßbare Größe des Weltalls predigt: Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkest, und Adams Kind, daß du dich seiner an- nimmst? so wissen wir doch: Und ob auch eine Mutter ihres Kindes vergäße, so willi ch doch deiner nicht vergessen, sprichtderherr.

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 393

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
393 101. Der Specht. Unter allen Vögeln, welche auf Raub ausgehen, führt keiner ein so beschwerliches und mit so großen Anstrengungen verbundenes Leben, als der Specht oder Holzhacker. Die Natur hat ihn zu immerwährender Arbeit bestimmt; während andere Vögel einen freien Gebrauch von ihrem Muthe und von ihrer Geschicklichkeit machen, und entweder aus raschem Fittig durch die Luft schießen, oder in einem Hinterhalte lauern, ist der Specht gezwungen, sich einsam zu behelfen, indem er die Rinde die und harten Holz- fasern der Bäume durchbohren muß, um seine Beute daraus hervorzuholen. Die Nothwendigkeit gestattet ihm nie eine Unterbrechung seiner Arbeiten, nie einen Zwischenraum zur Erholung, oft schläft er des Nachts in derselben Stellung, worin er sich während der Anstrengungen des Tages abmühte. Er nimmt nie an den lustigen Spielen und Jagden der übrigen Luftbewohncr Theil — er stimmt nicht in ihren harmonischen Gesang ein; und seine wilden, traurigen Töne verrathen, während sie die Stille des Waldes stören, die Anstrengung. Seine Bewegungen sind schnell; seine Geberden zeugen von Unruhe; er scheut alle Ge- sellschaft, ja sogar den Umgang mit seiner eignen Sippschaft. Die Werkzeuge, womit der Specht von der Natur versehen ist, sind seiner Bestimmung angemessen : vier dicke nervige Zehen, zwei nach vorn und zwei nach hinten gekehrt, wovon die eine, und zwar die längste und stärkste einem Sporn gleicht, alle mit dicken hakenartig ge- krümmten Nägeln (Krallen) besetzt, in Ver- bindung mit einem sehr kurzen und außer- ordentlich muskulösen Fuße, machen den Vogel geschickt, sich kräftig festzu- klammern und in allen Richtungen an Baumstämmen herum zu klettern. Sein Schnabel ist mit scharfen Kanten versehen, gerade, keilförmig, an der Basis oder Wurzel viereckig, der Länge nach gefurcht, platt und an der Spitze gleich einem Meißel senkrecht abgeschnitten ; dieses ist das Werkzeug, womit er die Rinde durchbohrt und Löcher in das Holz meißelt, um Infecten ober ihre Eier hervorzuholen. Die Masse des Schnabels ist hart und fest und geht aus dem sehr dicken Schädel hervor. Kräftige Muskeln setzen den kurzen Hals in Bewegung und geben seinen unaufhörlichen Streichen, welche bisweilen bis in das Mark des Holzes dringen, die erforderliche Richtung; er schnellt seine lange Zunge, welche sich allmählich verschmälert, rund und wurmförmig ist und in eine harte, knochenartige Spitze ausläuft, gleich

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 357

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
357 Kindern die Körbe mit Erdbeeren ausgeleert, ohne ihnen Schaden zuzu- fügen. Honig ist ihm der größte Leckerbissen, und auf diese kleine Lieb- haberei gestützt, hat man mehrere sehr sinnreiche Fangarten erdacht. Man macht nämlich in Rußland eine Honigspur bis zu dem Baume, der einen Bienenstock enthält, und befestigt an ein Seil einen tüchtigen Klotz, welcher dann vor dem Eingang wie ein Pendel hängt. Der Bär, sehr vergnügt, den Baum mit seinen Leckerbissen gefunden zu haben, besteigt solchen, findet aber jene zu seinem Leidwesen versperrt. Da er nun bemerkt, daß der Klotz beweglich ist, giebt er demselben einen tüchtigen Stoß, daß er davon fliegt. Der aber kommt wieder und versetzt ihm einen derben Schlag auf das Gesicht; darüber brummig, schleudert er ihn noch weiter, allein die Schläge werden immer heftiger, bis sie ihn besinnungslos in die unter dem Baum eingebohrten spitzigen Pfähle stürzen. Fehlt ihm Pflanzennahrung, so wird er in Folge seiner Stärke zu einem schädlichen Raubthier; denn er greift dann die größten Thiere an und verursacht z. B. aus den Alpen großen Schaden. Er geht oft auf ganze Herden von Kühen los, die er so lange herumhetzt, bis ihm eine zur Beute wird, indem er sie erhascht oder in einen Abgrund stürzt. Auch schleicht er bei nebeliger Witterung unter die Herde und springt, weil er die Hörner fürchtet, einer Kuh auf den Rücken, die er am Halse so lange würgt, bis sie ermattet zusammenstürzt. Seine Lieblingsstücke sind dann die Euter und die Nieren, die er zuerst frißt. Den Rest vergräbt er, um ihn, wenn er keinen frischen Raub auftrciben kann, die nächste Nacht wieder aufzusuchen. Die Pferde treiben ihn öfters durch Ausschlagen und Beißen zurück, weshalb er sie nur, wenn ihn der heftigste Hunger plagt, anfallen soll. 78. Der Winterschlaf. Bei der allmählichen Ausbreitung der Thiere und Gewächse näherten sie sich nach und nach den Polen und kamen in Gegenden, wo die Kälte sie einen Theil des Jahres, vielleicht mehrere Monate hindurch, ver-

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 372

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
372 noch schwereren Platz macht. Der größte Theil dieser Thiere wird zum Last- tragen gebraucht; einiger anderen bedient man sich nur zum Reiten. Der Araber sitzt oben auf seinem Höcker und ist mit einer Flinte, Lanze, Pfeife und anderem Gcräthe versehen. Sonnini erzählt, daß ein Beduinen-Araber die Reise von Kairo in Aegypten bis Mekka in fünf Tagen zurücklegte, ein Weg von vierhundert Stunden, wozu die Pilgrims-Karavanen mehr als dreißig Tage nöthig haben; er machte mithin achtzig Stunden in einem Tage. Die Sättel der Dromedare sind in der Mitte hohl und haben an den beiden Bogen ein Stück rundes, wagrecht gestelltes Holz, an welchem der Reiter sich festhält. Lange an den Seiten herabhangende Beutel mit einiger Nahrung für den Reiter und das Kameel, ein Schlauch Wasser und ein lederner Gurt zur Peitsche ist das ganze Geräth. Der gewöhnliche Gang ist ein weites Traben, wobei sie den Kopf und den Schwanz in die Höhe richten. Für jeden Ungeübten ist diese Art zu reisen höchst beschwer- lich ; die Hände schwellen an und schmerzen, die Schenkel werden wie zer- brochen , dabei stellt sich der heftigste Kopfschmerz ein durch die beständige Erschütterung, denn das Thier hat einen schweren Tritt, auch lebt der Reiter in Furcht, von dem hohen Sitz das Gleichgewicht zu verlieren und herunter zu stürzen, und die Schnelligkeit des Laufs in der glühenden Luft soll ihm fast den Athem nehmen. Zu den Unbequemlichkeiten sind noch ferner die Wanzen und anderes Ungeziefer zu zählen, welche sich auf dem Höcker auf- halten. Wenn die Dromedare sich beim Eintritt in eine Stadt drängen, wird die Sorge des Reiters noch größer. Alle Kameele lieben Musik und scheinen an der menschlichen Stimme Wohlgefallen zu haben; der Araber, wenn er einen starken Marsch machen will, feuert sie durch Gesang an, der mehr auf sie wirken soll, als alle Schläge; auch sollen sie nach den Zeugnissen einiger Reisenden langsamer und rascher gehen, je nach dem langsameren oder schnelleren Takt des Gesangs. Werden sie überladen, so stehen sie nicht eher auf, als bis die Bürde erleichtert ist. Sie sind äußerst mäßig, und zur Zeit der Noth ist ein alter Weidenkorb ein ganz gutts Essen für sie. Haben sie jedoch reiche Weide, so suchen sie nur die besten Gräser. Auf langen Reisen füttert man sie mit etwas Gerste, Boh- nen, Datteln oder mit Kugeln von Weizenmehl. Die köstlichste und nothwendigste Eigenschaft dieses Thieres ist die, daß es viele Tage ohne Beschwerde das Wasser entbehren kann, und dies allein macht es zu dem nützlichen, für den Araber unentbehrlichen Geschöpf. Hat es lange gedürstet, so wittert es hoch in der Luft, um in weiter Ferne eine Quelle zu entdecken, und verdoppelt seine Schritte, um dahin zu ge- langen und den brennenden Durft zu löschen, welcher es jedoch weniger plagt, als seinen Herrn. Hat es zwölf bis zwanzig Tage nicht getrunken, dann ist es aber auch im Stande, zwei Tonnen Wasser oder 240 Flaschen zu sich zu nehmen, gewöhnlich aber nicht so viel. Wenn daher eine Karavane von dreihundert Stück Kameelen an eine der dürftigen Quellen der Wüste kommt, wo nur eins nach dem andern saufen kann, so währt es wobl drei Taae, bis alle ibren Durst gelöscht haben.

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 388

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
388 Dieses nur schwach mit Fleisch und Haut überzogene Glied trägt die langen Schwingfedern, welche, mit dem Gliede wie ein Fächer zusammen geklappt, hart am Körper liegen, ausgebreitet aber den Vogel in die Lüfte tragen. Um ihn mit großer Kraft bewegen zu können, ist der Flügel durch das Schlüsselbein und die Vförmigc Gabel bei b an Brust und Schulter be- festigt, und wo diese fehlen, wie bei dem Strauß, der sich den Säugethieren, dem Pinguin, der sich den Fischen in seinen Gewohnheiten nähert, da ist auch die Flugfähigkeit dem Vogel genommen. 98. Der Condor. Unter den Geiern ja unter allen Raubvögeln der größte ist der Condor, welcher das Hochgebirge von Südamerika bewohnt. In der wärmeren Zone lebt er auf 10 bis 15,000 Fuß Höhe an dieser Gebirgs- kette, an der Südspitze des Festlandes steigt er bis zum Meeresrand hinab und horstet in den Klippen des Ufers. Er hat vier bis fünf Fuß Länge und spannt eine Flügelweite bis zu 13 Fuß. Schwarz von Gefieder, trägt er eine weiße Halskrause, einen nackten Hals und einen hornigen Kamm. Von den höchsten Gipfeln der Berge aus erblickt man ihn immer noch über sich zusammenschwindend zu einem Punkt. Von allen Thieren der Erde erhebt er sich am höchsten über dieselbe. Aber wie hoch er sich *

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 428

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
428 Erde darstellt. Der Funken einer oder mehrerer Leydener Flaschen ist im stände, Pappe oder Glas zu durchbohren, brennbare Stoffe zu entzünden und bei Menschen heftige Erschütterungen des Nervensystems zu bewirken. Die Gestalt dieses Funkens bei angemessener Schlagweite ist der des Blitzes entspre- chend und giebt ein anschauliches Bild desselben im Kleinen. Wie man aber durch ein Metall den elektrischen Funken stets bei jedem weniger gut leitenden Körper vorbeiführen kann, so kann man es auch mit dem Blitze, und darauf ist die Einrichtung der Blitzableiter ge- gründet, welche eiserne Stangen auf den Häusern sind, die durch eine kupferne Leitung mit dem feuchten Grunde der Erde verbunden werden. 129. Das Gewitter. Eine der schönsten und erhabensten, zugleich aber auch der furchtbarsten Erscheinungen in unserem Luftkreise ist das Gewitter. Seine Entstehung ist abzuleiten von Anhäufung der Elektricität in der oberen Luft. Bei jeder Wolkenbildung ist Elektricität mit im Spiel, indem eine bekannte Er- fahrung ist, daß beim Verdampfen des Wassers sich Elektricität zeigt; am stärksten ist dies der Fall bei der Bildung von Gewitterwolken. Durch den Einfluß der Sonnenstrahlen und der Wärme und die dadurch veranlaßte Verdampfung wird die Atmosphäre und der sich in ihr bildende Wasserdampf positiv elektrisch, was sich immer mehr verstärkt und im Gegensatze die Erde negativ elektrisch macht. Endlich vereinigen sich die Wasserdämpfe zu Wolken, die Elektricität steigt noch mehr durch Verwandlung des Dunstes in Bläschen und erzeugt sich jeden Augenblick von neuem und endlich ent- ladet sie sich durch ein Ueberschlagcn von der elektrischen Wolke in eine andere oder in den Erdboden. Diese Entladung geschieht durch einen Funken, und wir nennen denselben Blitz. Die angehäufte Elektricität war es, welche Franklin und seine Nachfolger mit Hülfe des elektrischen Drachen herableiteten und beobachteten. Interessant ist es, die Bildung der Gewitterwolken vom Ansang an zu beobachten- Es zeigen sich dabei, obgleich oft vielfältig verschieden, folgende Haupterscheinungen: an heißen Tagen steigen gegen Mittag einzelne, dicke Wolken am Himmel aus, die bald ruhig an einem Orte verharren, bald sich langsam vorwärts bewegen. Die Luft wird immer schwüler, und keinlüftchen regt sich über der sonnen- verbrannten Flur. Nach und nach kommen noch mehrere Wolken zum Vorschein, und diese werden sichtlich von den Hauptmassen angezogen, mit welchen sie sich vereinigen. Die leichtere Wolke sendet Streifen aus gegen die schwerere, ähnlich wie die feinen, leichten Körperchen von der elektrisierten Glas- oder Harzstange angezogen werden, und folgt bald diesen Vorläufern

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 432

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
432 dasz ein Schlag oder Klopfen a, zwei Schläge b u. s. w. bedeuteten, so hätte der andere in Potsdam nur die Schläge zu zählen, um zu wissen, welchen Buchstaben ich meine, und Wort für Wort herauszubringen, was ich so in Berlin signalisiere. Ihr seht aber auch, dasz das sehr langsam ginge, weil ich z. B. für Z 25 Schläge nöthig hätte, und dasz der andere sich wohl auch dabei verzählen könnte. Man hat deshalb eine besondere Vorrichtung ersonnen, und die ist folgende : Das von dem in der Spule befindlichen Eisen bald angezogene, bald abgestoszene Eisen schiebt bei jeder Bewegung einen Zahn eines Bades vorwärts. Die Axe dieses gezahnten Rades geht durch eine Scheibe und trägt einen Zeiger. Auf der Scheibe stehen, ähnlich wie auf dem Zifferblatt der Uhr, die Buchstaben des Alphabets. Der Zeiger hat immer, ehe das Telegraphieren losgeht, seine bestimmte Stellung. Bei der ersten Schlieszung der Klappe in Berlin weist der Zeiger in Potsdam auf den Buchstaben A, bei der folgenden Oeffnung auf B, bei abermaliger Schlieszung aufcu.s. w. So kann man also durch fortgesetztes Oeffnen undschlieszen in Berlin den Zeiger in Potsdam so lange rücken lassen, bis er den zu be- zeichnenden Buchstaben erreicht. Ist er so weit gerückt, so wartet man ein wenig; dann wird mit Oeffnen undschlieszen fortgefahren, bis der Zeiger auf den zweiten Buchstaben zeigt, welcher telegraphiert werden soll. Um eine Vorstellung von der Geschwindigkeit des galvanischen Stroms zu bekommen, stellt euch vor, es wäre ein Draht um die ganze Erde herumgezogen. Diesen Weg zu durchlaufen, würde der Strom nur die Zeit zwischen zwei sich folgenden Pulsschlägen brauchen. 132. Wind und Wetter. Die aus einem Kartenblatt geschnittene Schlange, welche auf dem Ofen stehend stch über einer Nadelspitze dreht, lehrt sichtlich, daß durch die Erwärmung ein Luftstrom aufwärts geht. Dasselbe geschieht in der großen Lufthülle der Erde über den breiten Festländern der heißen Zone. Oben in den kalten Regionen wird diese Luft wieder dichter, kann aber gegen den aufsteigenden Strom nicht herniedersinken, sondern bewegt sich nach den Gegenden hin, wo sonst irgend eine Lustoerdünnung statt- findet. Das sind die Polgegenden, deren kalte Luft auf der Oberfläche der Erde den heißen Ländern zueilt, welche durch den aufsteigenden Strom zuviel Lust abgeben. So findet also in unserer Erdhälftc in den unteren Luftschichten ein Wind von Norden nach Süden, in den oberen Luftschichten aber ein Wind von Süden nach Norden statt. lind doch wehen sowohl Süd- als Nordwind vcrhältnißmäßig selten. Das geht so zu. Die Erde, die sich von West nach Ost um ihre Axe dreht, bewirkt für jeden Punkt des Acquators in dieser Richtung jeden Tag eine Bewegung von 5400 Meilen, für jeden Punkt in der Nähe des Pols dagegen vcrbält- nißmäßigc Ruhe und zwischen Pol und Acquator alle möglichen Mittel- stufen. Die Luft, die nun vom Pole nach dem Aequator weht, hat diese schnelle Drehung nicht, sie bleibt also zurück gegen die festen Theile der Erde, und indem die Erdoberfläche sich gegen sie dreht, scheint die Lust von

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 51

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
51 97. Die Witwe von Husum. Es war im Winter, und das Eis stand. Da beschlossen die Husumer, ein groszes Fest zu feiern; sie schlugen Zelte auf, und alt und jung, die ganze Stadt, versammelte sich drauszen. Die einen liefen Schlittschuhe, die andern fuhren im Schlitten, und in den Zelten erscholl die Musik, und Tänzer und Tänzerinnen schwenk- ten sich herum, und die Alten saszen an den Tischen und tranken eins. So verging der ganze Tag, und der helle Mond stieg auf; aber der Jubel schien nun erst recht anzufangen. Nur ein altes Mütterchen war von allen Leuten in der Stadt zurückgeblieben. Sie war krank und gebrechlich und konnte ihre Füsze nicht mehr gebrauchen; aber da ihr Häuschen auf dem Deiche stand, konnte sie von ihrem Bette aus auf’s Eis hinaussehen und die Freude sich betrachten. Wie es nun gegen den Abend kam, da gewahrte sie, indem sie so auf die See hinaussah, im Westen ein kleines weiszes Wölkchen, das eben über dem fernen Horizont auf- stieg. Gleich befiel sie eine unendliche Angst; sie war mit ihrem Manne zur See gewesen und verstand sich recht auf Wind und Wetter. Sie rechnete nach : „In einer kleinen Stunde wird die Flut da sein, dann ein Sturm losbrechen, und alle sind verloren !" Da rief und jammerte sie, so laut als sie konnte; aber niemand war in ihrem Hause, und die Nachbarn waren alle auf dem Eise; nie- mand hörte sie. Immer gröszer ward unterdessen die Wolke und allmählich immer schwärzer, noch einige Minuten, und die Flut muszte da sein, der Sturm losbrechen. Da rafft sie all ihr bischen Kraft zusammen und kriecht auf Händen und Füszen aus dem Bette zum Ofen; glücklich findet sie noch einen Brand, schleudert ihn in s Stroh ihres Bettes und eilt, so schnell sie kann, hinaus, sich in Sicherheit zu bringen. Das Häuschen stand nun augenblicklich in hellen Flammen, und wie der Feuerschein vom Eise aus gesehen ward, stürzte alles in wilder Hast dem Strande zu. Schon sprang der Wind auf und fegte den Staub auf dem Eise vor ihnen her ; der Himmel ward dunkel; das Eis fing an zu knarren und zu schwanken, der Wind wuchs zum Sturm, und als die Letzten den Fusz auf’s feste Land setzten, brach die Decke, und die Flut wogte an den Strand. So rettete die arme Frau die ganze Stadt und gab ihr Hab und Gut daran zu deren Heil und Rettung. 98. Wärterinuhr. 1. Der Mond, der scheint, das Kindlein weint, Die Glock’ schlägt z w ö 1 f. Dasz Gott doch allen Kranken 2. Gott alles weisz. Das Mäuslein beisz’. Die Glock’ schlägt ein; der Traum spielt auf dem Kissen helft dein.

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 91

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
91 Quecken hatten den Acker ausgesogen ; und denselbigen Menschen reuete es, so viel er Haare auf seinem Haupte hatte, dasz er an ihnen Barmherzigkeit gethan. Wer Ohren hat zu hören, der höre ! 150. Drei Räthsel. i 1. Von Perlen baut sich eine Brücke hoch über einen grauen See; sie baut sich auf im Augenblicke, und schwindelnd steigt sie in die Höh'. 2. Der höchsten Schiffe höchste Masten ziehn unter ihrem Bogen hin, sie selber trug noch keine Lasten und scheint, wie du ihr nabst, zu fliehn. 3. Sie wird erst mit dem Strom und schwindet, so wie des Wassers Flut versiegt. So sprich, wo sich die Brücke findet, und wer sie künstlich hat gefügt? t. Unter allen Schlangen ist eine, auf Erden nicht gezeugt, mit der an Schnelle keine, an Wuth sich keine vergleicht. 2. Sie stürzt mit furchtbarer Stimme auf ihren Raub sich los, vertilgt in einem Grimme den Reiter und sein Roß. Ii. 3. Sie liebt die höchsten Spitzen; nicht Schloß, nicht Riegel kann vor ihrem Anfall schützen; der Harnisch — lockt sie an. 4. Sie bricht, wie dünne Halmen, den stärksten Baum entzwei; sie kann das Erz zermalmen, wie dicht und fest es sei. 5. Und dieses Ungeheuer hat zweimal nie gedroht — es stirbt im eignen Feuer; wie's tobtet, ist es todt! Iii. Ich wohn' in einem steinernen Haus, da lieg' ich verborgen und schlafe; doch ich trete hervor, ich eile heraus, gefordert mit eiserner Waffe. Erst bin ich unscheinbar und schwach und klein, mich kann dein Athem bezwingen, ein Regentropfen schon saugt mich ein; doch mir wachsen im Siege die Schwingen; wenn die mächtige Schwester sich zu mir gesellt, erwachs' ich zum furchtbar'n Gebieter der Welt.
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