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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 331

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
331 den heftigen Stürmen, welche hier ebenso wie auf dem wilden Meere ungehindert wirken, schädlich, indem, wenn die Luft davon angefüllt wird, die Aussicht fehlt und sowohl die Haut, als die Augen leiden. Das ist der so berüchtigte Wind Samum. Die Hitze des Samum ist manchmal so ausnehmend groß, daß es schwer ist, sich eine Vorstellung' von ihrer Heftigkeit zu machen, ohne sie wirklich erfahren zu haben; aber sie kann mit der Hitze eines großen Backofens verglichen werden in dem Augen- blick, wo man das Brot herausnimmt. Wenn er zu wehen beginnt, so nimmt die Atmosphäre ein beunruhigendes Aussehen an. Der in diesem Klima sonst so klare Himmel wird düster und trüb, die Sonne verliert ihren Glanz und erscheint mit violetter Farbe. Die Luft ist nicht wolkig, aber grau und dick und in der That mit einem ausnehmend feinen Staube angefüllt, welcher überall hineindringt. Dieser Wind, immer leicht und reißend, ist anfangs nicht auffallend heiß, aber seine Hitze nimmt zu in dem Maße, als er anhält. Das Eigenthümliche der Sahara, das ihr eben den Namen Wüste gegeben hat, ist der beinahe vollkommene Mangel an Pflanzen. Weder Wald noch Gebüsch, noch eine Graslage bedeckt den Erdboden. Die Sahara ist das Bild des Todes, denn in ihr giebt es keine Bewegung, kein Leben. Keine Löwen und Ga- zellen durchstreifen sie, denn diese wohnen im Walde und an Quellen; kein Adler kreiset über den regungslosen Sandflächen, denn hier findet er keinebeute, daselbst das gefallene Vieh sich sofort auflöst. Tage lang wandert die Karavane, ohne ein grünes, stacheliges Pflänzchen zu sehen. Lautlose Stille, ewiges Einerlei webt über der Wüste und füllt das Herz mit allen Schrecken der tiefsten Einsamkeit. Wohl wechseln nach Tagereisen Felsriffe, Kieselgeröll mit Flugsand, Hügeln und Thal- senkungen: aber selbst diese Abwechselung ist einförmig. Eineameise oder Eidechse, die von der Sonnenglut zu leben scheint, zu sehen, ist ein wichtiges Ereigniß für die Reisenden, von dem sie sich Tage lang unterhalten. Nur wo die Wüste vom Meere begrenzt wird oder an demselben liegt, findet man einige Salzpflanzen, und in der Nähe der übrigen Grenzen der Wüste einige dornige Büsche. Eine Ausnahme machen die Oasen, welche man mit Inseln im Sandmeere oder mit Flecken auf einem Parderfell verglichen hat. Der erstgenannte Vergleich ist indessen nicht ganz richtig, indem die Oasen nicht wie die Inseln über ihre Umgebung sich erheben, sondern sich unter dieselbe hinabsenken. Sie entstehen nämlich dort, wo sich in den Vertiefungen eine kleine Aue oder ein See aus dem Regenwasser ansammelt, oder wo Quellen unterhalb einer der Hochflächen entspringen. 64. Der Sinai. In seltsamen Umrissen, düster und drohend steigen die Vorgebirge des Sinai in die Höhe, steil und wild durcheinander geworfen, als wollten sic jeden Zutritt zu dem innern Heiligthum verwehren. Von der Glut der Sonne geschwärzt, von dem An- prall der Gewitterstürme zerrissen, bald überhängend, bald senkrecht aufgerichtet, neh- men die Felsen immer wundersamere Formen an. Ueber die rothbrauncn Flächen der Granitwände sieht man hier und dort wilde Streifen von dunkelblauer Stahlfarbe gezogen, gleich als hätte der Blitz darin seine Feucrbahn durchlaufen, als hätte der Finger Gottes auf diese Felsen seinen Namen geschrieben. Die Thäler des Sinai sind zum Theil wüst und öde, mit ungeheuren Steinblöckcu und Felsengeröll über- lagert oder mit Triebsand bedeckt; andere dagegen sind fruchtbar und wohlbcwässert. In den Betten der Winterströme wächst Gebüsch und Weide genug für die Herden eines wandernden Hirtenvolkes. Ein Thal besonders, welches sich durch die Berg- strecken windet, ist lieblich. Dort blüht die vaterländische Königskerze auf sonnigen Hügeln. Hochstämmige Dattelpalmen treten am Quell gesellig zusammen. Pracht- volle Schmetterlinge gaukeln durch die klare Luft, und während das freigelassene Kameel des Pilgers am Ginster rupft, lockt ihn selber ein Honiggeruch in das baum- hohe Tamariskengebüsch, an dessen Zweigen das Manna wie geronnene Thautropfen, wie wcißglänzende Perlen hängt. Von hier aus tritt man in das Scheikthal, welches

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 333

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
333 Höhlen findet) beruhte Palästinas Schutz gegen Syrien. Es enthielt eine große Menge Städte, von denen noch zahlreiche Neberrreste zu finden sind. Sie ver- dankten einen großen Theil ihrer Macht und ihres Reichthums dem Karavanen- handel, der im Alterthum so wichtig war; noch jetzt gehen hier nicht selten Kara- vanen hindurch. ' 2. Der Jordan hat, wie gesagt, das Eigenthümliche, daß sein ganzer Lauf durch eine große Einsenkung in das Land bestimmt wird. Diese Einsenkung ist sehr breit, selbst bis zu einer Tagereise, und der Strom selbst hat eine im Vergleich damit unbedeutende Breite. Auf beiden Seiten wird diese Einsenkung von hohen und steilen Klippen begrenzt. Der Boden ist nicht mit fruchtbarer Erde bedeckt, sondern besteht aus kahlem Kalkfelsen, woraus die seltene Erscheinung hervorgeht, daß der Fluß in einer unfruchtbaren Wüste läuft. Wir verstehen nun, wie Jo- hannes in der Wüste predigen und zugleich im Jordan taufen konnte, was sonst, wenn der Jordan wie andere Flüsse wäre, schwer zu begreifen sein müßte. Der noch junge Strom ergießt sich bald in einen kleinen See mit Namen Merom. Wenn der Schnee auf den Bergen schmilzt, schwillt dieser See hoch an; aber in der trockenen Zeit ist er ein Schilfboden. Hier war es, wo Josua einen großen Sieg über viele Bergfürsten gewann, wodurch das Quellenland des Jordan in die Hände der Israeliten kam. Von lhier fließt er in den See G e n e z a r e t h, welcher nach der Provinz auch das Galiläische Meer und nach der daran liegenden Stadt Liberias genannt worden ist. Die größte Länge desselben folgt der Richtung des Flusses und beträgt 2 Meilen, die Breite ungefähr ^/4 Meile. Auf der westlichen Seite liegt das schöne galiläische Bergland, auf der östlichen vas wüste Felsengebirge der Gadarener. Er ist von einer Alpennatur umgeben, welche ihm Aehnlichkeit mit dem Genfer See giebt. Von dem westlichen Hoch- land sieht der Betrachter auf das fruchtbare Küstenland des Sees nieder und die majestätischen Bergketten der Ostseite hinan. Gen Norden erblickt er des Liba- nons schneebedeckte Kuppen und tiefer hinab den Libanonwald. Näber gegen den See zeigt sich im Norden Naphthalim und Sebulons Berglandschaft, und im Südwesten, nur 2'/? Meilen vom See, erhebt sich der kegelförmige Tabor. Der See ist klar, das Wasser oben warm, am Boden sehr kalt durch das von den Bergen zuströmende Wasser. !Das häufig gestörte Gleichgewicht zwischen der kalten Luft der Berge und der warmen der Thäler verursacht, daß dieser See so oft von Stürmen heimgesucht wird, daß man ihn in unserer Zeit nur ganz nahe an den Küsten befährt. Er ist reich an trefflichen Fischen. Die Fruchtbarkeit des ihn umgebenden Thales ist berühmt. Die Bergumgebung bietet so große Wärmever- schiedenheiten dar, daß das mannigfaltigste Pflanzenleben sich hier auf einem kleinen Raum entwickeln kann. Die Dattelpalme, welche Hitze verlangt, und der Wal- nußbaum, welcher Kühlung bedarf, gedeihen dort, ebenso deroel- undderfeigen- baum; die Weinrebe bringt hier einen außerordentlichen Reichthum an Trauben. 3. Vom Genezareth an hat der Jordan ein bedeutendes Gefälle, aber je weiter er sich entfernt, desto langsamer fließt er. In der Nähe des Sees ist das Thal noch grasreich, aber weiter hinab zeigt es sich als nackte Felseinöde. Weiter süd- lich von Jericho ist dies Thal mit einem salzhaltigen, sandartigen und so weichen Lehm bedeckt, daß Pferde bis an die Knie einsinken. Jericho bildet eine Oase am Jordan. Es ist von Bergen umgeben und war im Alterthum, als die Quellen eingefriedigt und reingehalten wurden, ein reich bewässerter Garten in einer heißen Landschaft, beinahe >/2 Meile breit und dreimal so lang. Hier standen Palmen mit den süßesten Datteln, Reben mit den köstlichsten Trauben und der berühmte Balsambusch. Bei Jericho ist von Osten her einer der natürlichen Eingänge in das eigentliche Palästina; hier war es auch, wo die Israeliten eindrangen.

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 414

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
414 Gefährlicher für den Menschen sind aber die Holzbohrmuscheln, die man ihrer wurmförmigen Gestalt wegen Bohrwürmer nennt. Diese kleinen und doch dem Menschen so gefährlichen Thiere vernichten vielleicht mehr Millionen lu-s echtesten Werthes, als die nutzlose Perle Tausende eines eingebildeten Werthes einbringt; denn indem sie Bollwerke und Schleusen der Häfen und der gefährdeten Marschländer zerstören, untergraben sie die unentbehrlichsten aller großen Bauwerke, und indem sie die Schiffe zernagen, zwingen sie den Menschen, das schon ohnedies kostbare Schiff für die Seereise noch mit einem kupfernen Panzer zu umgeben. 116. Die Polypen oder Koralleutmere. Aus weicher Gallerte gebildet, scheibenförmig gestaltet, sternförmig gezeichnet, und durch bewegliche Anhängsel in sternförmiger Ordnung geschmückt, schwimmen in allen offenen Meeren die groszen Quallen frei umher, während kleinere Thiere gleicher Gestaltung mit inneren steinernen Ge- rüsten in heiszen Gegenden auf dem Boden flacher Felsen- küsten festgesiedelt sind. Wo die Gewächse des Landes Blätter und Blüten treiben, da keimen im Meere aus steinernen Bäumen und Gesträuchen lebendige, em- pfindende Thiere, welche wie Blumen,mit unzähligen Fibern zitternd, in allen Farben des Bcgenbogens schillern. Diese steinernen Gewächse gliedern sich zweigartig, feder- und sternartig in tausend Gestal- ten. Manche kriechen am Boden wie niedrige Moose, andere sprossen in Form der Aloe- und Kaktusgewächse, andere verzweigen sich wie Hirschgeweihe, wie zierliche Fächer und Blumengewinde, andere erheben sich wie prachtvolle Gedern und pyra- midenartige Cypressen, noch andere gruppieren sich zu Felsenklippen, zu riesigen Mauern und Burgen und ragen wie Thurraspitzen bis an den Spiegel des Meeres. Die Baumeister dieser Felsenburgen sind winzige Meerpolypen, oft nur von der Grosze eines Nadelknopfs. Das Schwächste berührt sich mit dem Stärksten - das Kleinste wirkten seiner ausdauernden Ver- einigung staunenswürdig Groszes. Schwache mikroskopische Gallcrt- Fslierchen trotzen den Stürmen der Jahrtausende; sie brechen die wüthen- den Meereswogen, denen keine menschliche Kunst zu widerstehen vermag. Sie haben als die ältesten Geschöpfe der Erde ihre Bauten schon vor un- zähligen Jahren in der Urgeschichte unseres Planeten begonnen und bauen etzt noch fort und fort wie firn die Ewigkeit.

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 477

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
gedachte und selbst das Herzogthum Schleswig, wie es von.etzt an genannt wurde, mit seinen holsteinschen Besitzungen verbinden wollte, murrten die Juten, wollten Waldemar nicht als Herzog anerkennen und griffen endlich zu den Waffen. Ger- hard aber drang siegreich in Jütland vor, so daß seine Feinde vor ihm zurück- weichen und ihre Güter der Verwüstung preisgeben mußten. Aber mitten in seinem Siegeszuge überfiel ihn plötzlich zu Randers eine so heftige Krankheit, daß er sein Ende nahe glaubte und sich das heilige Abendmahl reichen ließ. Die Dünen hofften auf seinen Tod und jubelten laut. Als sie aber hörten, daß er sich erhole, thaten sie sich zusammen zu heimlichem Rathe. Ein jütischer Ritter, Niels Ebbesen, schlich sich mit 60 Gefährten heimlich bei Nacht in die Stadt, und eben hatte sich Gerhard zur Ruhe begeben, da drangen die Verschworenen in sein Gemach und erstachen den kranken Grafen meuchlings auf seinem Bette (I- April 1340). Aber zwei Jahre später wurde der schmähliche Tod Gerhards durch seine Söhne, Heinrich und Klaus, gerächt. Die jütischen Aufrührer wurden vollständig besiegt, Niels Ebbesen, den die Dänen als den Retter ihres Vaterlandes preisen, in der Schlacht getödtet und sein Leichnam auf's Rad geflochten. 11. Herzog Adolf Viii. Im Jahre 1440 war Reichstag zu Kolding. Hier übertrug der König Christoph von Dänemark mit ausgestreckter Fahne, wie es sich gehörte, dem Grafen Adolf von Holstein das Herzogthum Schleswig für sich und seine Erben zu Lehn. Damit war ein langer blutiger Krieg um das Herzogthum beendet, worin viele edle Männer, auch der hochgepriesene Bruder Adolfs, Heinrich, gefallen waren. Mit frommem Dankgefühl gegen Gott blickte Adolf auf den glücklichen Ausgang der laugen Kämpfe zurück und gründete mehrere geistliche Pfründen, damit das Andenken an jene Zeiten für alle Zukunft bewahrt werde. Aber um welchen Preis war die Selbständigkeit Schleswigs gewonnen? Die Kräfte des Volkes waren erschöpft und viele Gegenden des Landes, Eidersted, Angeln, Schwansen, Alsen, das Land Oldenburg und Femarn furchtbar verwüstet. Die Sitten des Volkes waren verwildert, die Ritter befehdeten sich und beraubten die Bürger in den Städten. Die Bauern wurden vielfach geknechtet. Freilich lebte noch in vielen Gegenden ein freier und kräftiger Bauernstand, der die Waffen zu führen wußte, aber sie hatten vergessen, daß ihre Väter einst dem Grafen Klaus, dem Sohnegerhard's, gelobt hatten, nicht mehr Todtschlag mit Todtschlag zu vergelten. Dieser hatte die Bauern zusammenberufen und ihnen das Verwerfliche der Mut- rache vorgestellt: „Wem das Gute und der Friede lieb ist", sprach er, „der gehe zur rechten Hand, die andern zur linken." Da war keiner auf der linken stehen geblieben. Jetzt gab Adolf strenge Gesetze gegen den Friedensbruch und die Selbsthülfe und schützte auch die Bauern vor den Bedrückungen der Ritter. Auch die Wohlfahrt der Städte lag ihm sehr am Herzen; er berief Abgeordnete der- selben zu den Landtagen, die zu Bornhövd gehalten wurden, und auf denen das Wohl des ganzen Landes berathen wurde. So stellte er überall mit großer Weis- heit geordnete Zustände wieder her. Mit seinen Nachbarn, den Ditmarsen und den norddeutschen Hansastädten, lebte er in Frieden und Freundschaft und suchte den Handel derselben auf alle Weise zu befördern. So erfreute er sich nicht nur in hohem Grade der Liebe seiner Unterthanen, sondern stand auch bei den Fürsten und Völkern der benachbarten Länder in großem Ansehen. Als der König Christoph von Dänemark ohne Erben gestorben war, da gedachten die Großen des Reiches ihn zu ihrem Könige zu wählen. Adolf war damals erst sieben und vierzig Jahre alt und durfte sich die Kraft und die Fähigkeit zutrauen, ein größeres Reich mit Ehren zu regieren; aber er hatte, obwohl zum zweitenmal vermählt, keine Kinder; er hatte schon in seiner Jugend die Dänen als seine Feinde anzusehen gelernt, war mit Haß gegen dieselben herangewachsen und hatte gegen sie in manchen Schlachten gefochten. Schwerlich hätte es auch den Bewohnern seiner Lande gefallen, wenn er die dänische Krone annähme; die Schleswiger hatten

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 479

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
479 Schleswig mit lauter Stimme dem versammelten Volke, daß der Rath der Holsten zum Besten ihrer Lande den König Christian von Dänemark zu einem Herzoge von Schleswig und Grafen zu Holstein erkoren habe. Der neue Landesherr stellte darauf eine Urkunde aus, worin er die Rechte und Freiheiten seiner Unter- thanen feierlich anerkannte. Er erklärte, aus periönlicher Gunst und keineswegs in seiner Eigenschaft als König von Dänemark sei er erwählt worden. Bei allen Heiligen schwur er für sich und seine Nachkommen, das Recht der Lande treu zu bewahren. Diese aber sollten ewig zusammen bleiben ungetheilt; kein Krieg solle geführt werden, außer zum Nutzen derselben und mit Einwilligung des Landtags; die Einwohner aber sollten über die Königsau und die Elbe hinaus nicht zum Kriegsdienste verpflichtet >ein. Als die Lübecker, welche für den Grafen Otto gewesen waren, hörten, daß die Stände das Wort, welches sie ihnen gegeben hatten, gebrochen und den König Christian zu ihrem Landesfürsten erwählt hätten, wurden sie sehr unwillig und ließen zum Andenken daran diese Worte niederschreiben: „Also wurden dieholsten Dänen und gaben sich aus freien Stücken ohne Schwerterschlag unter den König von Dänemark, wogegen ihre Vorfahren manches Jahr gewesen waren und es binderten mir wehrhafter Hand. Denn sie führten manchen Krieg mit den Dänen, wobei ihnen die Städte der Hansa mit großem Volk und großen Kosten behülflich waren. Auch war mancher Herr und Fürst und ritterlicher Mann in dem Streite gefallen, weil sie den Dänen nicht Unterthan, sondern frei sein wollten. Und das alles hatten die Holsten zu der Zeit vergessen und wurden freiwillig zu eigen, und das machte die Gierigkeit der Holsten und die Verschlagenheit der Dänen; denn der König erkaufte sie mit Geld und Gabe und mancherlei Versprechungen und gelobte allen Schloßhauptlemen, sie sollten lebenslang die Schlösser behalten. So wurden sie durch Eigennutz verblendet und gaben das Gut des ganzen Landes um kleinen Vortheils willen preis. Ihnen aber ward nicht einmal gehalten, was ihnen versprochen war; denn der König nahm ihnen die Schlösser noch in dem- selben Jabre und setzte andere Hauptleute darauf." 13. Die Kriege mit den Ditmarsen. Die Ditmarsen (die Bewohner der Volks- oder deutschen Marschen) waren unabhängig von den holsteinschen Grafen und wollten nicht von Fürsten regiert werden. Alle Angriffe auf ihre Freiheit wehrten sie mit Kraft und Muth ab. Jeder wehrhafte Mann war zur Vertheidigung des Landes verpflichtet; eine große Streit- axt und ein kurzes Schwert waren die von Alters her gebräuchlichen Waffen; mit vollendetem vierzehnten Jahre mußte der junge Ditmarse an den Waffenübungen seines Kirchspiels theilnehmen. Zum Schutze gegen die Angriffe der Holsten dienten die sogenannten Hammen: „das waren Landwehren mit zwei oder drei doppelten Gräben auf einigen Stellen vor der Marsch und mit Holz dicht überwachsen. Da hindurch ging ein enger, zwei oder drei Steinwürfe weiter Steinweg, der an beiden Seiten von einem tiefen Graben eingeschlossen war." In das Land führte nur eine große Landstraße auf Meldorf zu. Die Marschgegend des Landes setzte durch zahlreiche breite Wassergräben und die Beschaffenheit des Bodens jedem eindringen- den Feinde große Hindernisse entgegen, welche die Ditmarsen klug zu benutzen wußten. Das hatte einst Gerhard der Große erfahren müssen. Aber die Enkel desselben hatten vergessen, wie übel es ihm ergangen, und ließen sich durch stolze und übermüthige Räthe zu ihrem Unglück verleiten, von neuem einen Angriff gegen die freien Bauern zu unternehmen. Der Graf Albrecht von Holstein fand durch einen Sturz mit dem Pferde einen frühen Tod, als er Zwingburgen an der Grenze

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 347

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
347 70. Der Königstiger. Der Königstiger ist eine herrliche, wunderschön gezeichnete und gefärbte Katze. Seine Gestalt ist höher, schlanker und leichter, als die des Löwen; in der Größe aber steht der Tiger keineswegs hinter jenem zurück. Ein erwachsener männlicher Tiger erreicht regelmäßig sieben bis achtfußgc- sammtlängevon dcrschnauze bis zur Schwanzspitze; cs sind aber nicht selten einzelne sehr alte erlegt worden, bei welchen die in derselben Weise gemessene Länge neun Fuß crgiebt. Die gewöhnliche Körperlänge beträgt etwas über fünf Fuß.' Der Leib ist etwas mehr verlängert und gestreckter, der Kops runder, als der des Löwen, der Schwanz ist lang und quastenlos, die Be- haarung kurz und glatt und nur an den Wangen bartmäßig verlängert. Das Weibchen ist kleiner und hat auch einen kürzern Backenbart. Alle Tiger aber, welche in nördlicher gelegenen Ländern wohnen, tragen ein viel dichteres und längeres Haarkleid, als diejenigen, deren Heimat die heißen Tiefländer Indiens sind. Die Zeichnung des Thieres zeigt die schönste Anordnung von Farben und einen lebhaften Gegensatz zwischen der hellen, rostgclben Grundfarbe und den dunklen Streifen, welche über sie Hinweg- laufen. Die Schnurren sind weiß, die Nase ist ungefleckt und der Augen- stern gelblichbrauu. Ebensowohl alö in den Dschungeln oder Rohr- und Graswäldcrn mit wenigen Bäumen, aber viel Gesträuch begegnet man dem Tiger in großen, hochstämmigen Wäldern, wenn auch immer nur bis zu einer gewissen Höhe über dem Meeresspiegel. Nach den herdenreichen Alpenweiden in den Hochgebirgen Asiens geht er niemals empor; umso öfter kommt er dicht

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 489

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
489 aller Titel enthalten." Gleich nach seinem Regierungsantritt erklärte er, lieber zu Fuß aus dem Lande gehen zu wollen, als noch länger den unchrist- lichen Wandel der Geistlichkeit zu dulden. Es war noch Schweres zu thun übrig ; die Prälaten und die hohen Geistlichen beriefen sich auf ihre alten Freiheiten, und als Christian die Abstellung der Messe im schleswiger Dom verlangte, erhob dagegen der Bischof Einspruch : es sei gegen Ehre und Glimpf, die er höher achte, als sein Leben; er halte fest an den alten Einrichtungen, bis auf einem Landtage eine Veränderung beliebt werde. Christian konnte nicht mit seinen Absichten durchdringen und wurde bald durch Aufruhr in Dänemark von weiteren Schritten abgehalten. Erst als er in Dänemark mit kräftiger Hand die Macht der katholischen Geistlichkeit gebrochen und Johann Bugenhagen, einen frommen Pastor aus Wittenberg, nach Kopenhagen berufen und eine evangelische Kirchenordnung durch ihn hatte ausarbeiten lassen, konnte er sein Augenmerk den Herzogthümern wieder zuwenden. Auf dem Landtage vom Jahre 1540 ließ er den ver- einigten Ständen eine plattdeutsche, von Bugenhagen entworfene Kirchen- ordnung vorlegen. Aber es erfolgte ein heftiger Widerstand: Wulf Pogwisch, durch den die Anträge des Königs an die Stande ergingen, war der erste, der widersprach. Im ganzen protestierten 29 Mitglieder der Ritterschaft gegen die neue Ordnung mit der Erklärung, daß sie auch selig zu werden wünschten, aber zu der neuen Lehre nicht übergehen könnten. Es entstand ein großer Lärm auf dem Rathhause, und Johann Rantzau bot vergebens seinen ganzen Einfluß auf, die Einwilligung der Stände zu erhalten. Die Versammlung verlief ohne Entscheidung. Aber schon in den nächsten Jahren traten große Veränderungen ein. Der letzte katholische Bischof Ahlefeld starb, und an seine Stelle trat, von Bugenhagen geweiht, Tilemann von Hussen aus Cleve als erster evangelischer Bischof unseres Landes. Ein Landtag zu Rendsburg 1542 brachte die kirchlichen Ange- legenheiten zum Abschluß. Jeder Widerstand war verstummt, und die Kirchcnordnung Bugenhagen's ward von den Räthen, Prälaten, Ritter- schaft, Mannen und Städten einträchtig angenommen, beliebt und bewilligt. So war unsere schleswig-holsteinsche Landeskirche gegründet. Alle katholischen Einrichtungen verschwanden allmählich. Die Güter und Pfründen des Bischofs wurden von dem Landesherrn eingezogen, die Bettel- orden aufgehoben und die Gebäude und Besitzungen derselben meistens den Stätten überlassen und zu Armenhäusern, Schulen und andern Zwecken verwandt. Von den größeren, die durch reiche Besitzungen sich auszeichne- ten, wurden die meisten von dem Landesherrn nach und nach eingezogen und das Landgebiet in Aemter verwandelt. So sind die Aemter Reinbeck, Mohrkirchen, Cismar, Lügumkloster, Bcrdesholm, Ahrensboeck, Reinfeld entstanden. Nur vier Klöster, die ehemaligen Nonnenklöster zu Schleswig, Preetz, Itzehoe, Uetersen, blieben bestehen, wurden aber zu Versorgungs- anstalten für unvcrheirathete Töchter des Adels umgestaltet. Aber trotz der neuen Kirchenordnung dauerte es noch viele Jahre, ehe Vaterländisches Lesebuch. Z2

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 238

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
238 sohlen, Ottokar s Leben zu schonen, dieser aber einen Preis demjenigen ver- sprochen, der ihm seinen Gegner todt oder lebendig liefern würde. Furcht- bar wüthete der Kampf; Ottokar wurde erschlagen; Rudolf, von einem böhmischen Ritter vom Pferde geworfen, lag unter diesem, und nur sein Schild, mit welchem er sich bedeckte, rettete ihn vor den Hufen der über ihn herstürmenden Rosse. Bald hob er sich unter seinem Pferde wieder empor und errang den Sieg. Ein Ritter aus Ottokar's Heere, von dem Rudolf beinahe getödtet worden wäre, fiel schwer verwundet in die Hände der Sieger, die ihn im Zorn niederhauen wollten, weil er das Leben ihres Königs bedroht hatte; allein Rudolf sprach : „Das verhüte Gott! einen so tapferen Ritter tobten, hieße dem Reiche unersetzlichen Schaden zufügen." Er befahl, den Gefangenen sorgfältig zu verbinden und zu verpflegen. Nach diesem Sieg rückte Rudolf in Böhmen ein und gab dies Land als Reichslehen dem Sohne Ottokar's, Wenzel. Mit den österreichischen Landen belehnte er seine beiden Söhne, in der Ueberzeugung, daß er nur dann, wenn er selbst eine große Hausmacht habe, den großen deutschen Fürsten gegenüber sein Ansehen wahren könne. Da er auch seine sechs Töchter mit mächtigen Fürsten vermählte, so stärkte er seine königliche Gewalt so sehr, daß er sich überall Gehorsam zu erzwingen vermochte. Mit gleicher Thätigkeit sorgte Rudolf für die Handhabung der Ge- rechtigkeit und die Herstellung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit. Er durchzog das Reich von einem Ende bis zum andern, saß oft persönlich zu Gericht und erlaubte einem jeden Zutritt, „denn", sagte er, „ich bin wahrlich nicht König geworden, um mich vor den Menschen einzuschließen." Mehrmals gab er Gesetze zur Aufrechthaltung des Landfriedens, welche von den Ständen des Reiches beschworen werden mußten. Die Uebertreter traf strenge Strafe. Einst ließ er in Thüringen neunundzwanzig gefangene Raubritter in seiner Gegenwart zu Erfurt hinrichten. Ueber ein Jahr verweilte er hier, bis alle Raubschlösser — es waren sechsundsechszig — gebrochen waren. Rudolf wünschte die deutsche Krone seinem Sohne Albrecht, der von seinen Söhnen allein noch am Leben war, zu hinterlassen. Allein die Fürsten fürchteten die schnell emporstrebende Größe des habsburgischen Hauses und den finsteren, harten und abschreckenden Sinn Albrecht's. Sie wichen daher den Anträgen Rudolfs aus. Mißvergnügt verließ dieser Frankfurt und ging, schon krank und schwach, nach Straßburg. Als er die Nähe des Todes fühlte, rief er: „Wohlan, nach Speier!" Hier, all der Begräbnißstätte der Kaiser, wollte er sein Ende erwarten, aber er kam nur bis Germersheim, wo er in einem Alter von dreiundsiebzig Jahren starb (1291). Rudolf hat den Ruhm der Gerechtigkeit, Mäßigung und Tapferkeit sein ganzes Leben hindurch bewahrt. Seine Gestalt war sehr hoch und schlank, seine Sitten einfach; Speise und Trank genoß er mäßig. Er trug gewöhnlich ein schlichtes graues Wams, das er sich wohl im Felde selbst flickte. Wenn er sprach, gewann er durch biedere Zutraulichkeit und war

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 288

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
288 Bodens auf. Der größte und einförmigste von allen diesen Landstrichen ist die Lüneburger Heide, eine weite Ebene, welche sich ohne Anhöhen und Thäler, ohne Seen oder auch nur bedeutende Bäche in einer Länge von 10 Meilen durch das hannoversche Land von Lüneburg bis Celle erstreckt. Zwei Drittel allesbodens ist hier mit Heidekraut bewachsen, oder bildet Moor- oder Bruchland. Von der Elbe aus führt durch die Heide außer der Eisenbahn eine Landstraße nach Han- nover, und wenn diese schon einsam und öde ist, so sind es die Nebenwege noch mehr. Nur von Zeit zu Zeit nach vielstündiger Wanderung gelangt man zu einem kleinen, weitläufig gebauten Dorfe. Hat man sich daher in der oft mannshohen Heide, welche dann und wann nur mit kümmerlichem Nadelholzgebüsche oder dünnen Fichten- und Kieferwaldungen abwechselt, verirrt, so kann man tagelang darin umherstreifen, ohne eine bewohnte oder auch nur bebaute Stätte anzutreffen. Nur von Bienen, deren es hier in so großer Menge giebt, daß man von ihnen jährlich für 200,000 Thaler Wachs und Honig gewinnt, wird man fast fortwährend umschwärmt, und man muß sich wohl hüten, sie zu reizen, denn der Fälle sind nicht wenige, daß sie in dichten Schwärmen über ihre Beleidiger herfallen; ihren grim- migen Angriffen müssen bisweilen die stärksten und muthigsten Pferde erliegen. Auch von kleinen, unansehnlichen schwarzen Schafen, Heidschnucken genannt, welchen die mageren, aber gewürzhaften Heidekräuter ebenso gut bekommen, wie den Bienen die süßen Blüten derselben, trifft man bisweilen große Herden an; sie bringen den Einwohnern vielen Nutzen und machen oft den ganzen Reichthum derselben aus. Sonst sieht man auf dem ganzen Wege durch die Heide selten etwas Lebendiges, die Scharen von hungerigen Raben noch abgerechnet, welche durch ihr hohles Gekrächze die traurige Einöde nur noch unheimlicher machen. Die weit von einander gelegenen Dörfer durchfließt zuweilen ein kleiner Bach, meistens je- doch nur ein Graben, dessen öliges, eisenhaltiges, unschmackhaftes Wasser seinen Ursprung im Moorgrunde verräth. Um diese Dörfer herum wächst neben dem röthlich blühenden Buchweizen mit seinen zierlichen eckigen Blättern auch etwas Roggen, Gerste, Hafer und Rüben auf dem von mageren Grasplätzen unter- brochenen, urbar gemachten Sandboden; doch sind diese Felder nur dürftig mit dünnen, kurzen Hälmchen bedeckt, und die Ernte fällt fast ganz aus, wenn der Regen nicht rechtzeitig die Bemühungen der Landbauer unterstützt. Einzelne Birken, Buchen und Eichen, welche man bisweilen in der Nähe der Dörfer erblickt, welche aber mitunter auch große und schöne Wälder bilden, bringen hier ebenfalls Ab- wechselung in die Einförmigkeit der Ebene. Einen eigenthümlichen Anblick gewährt nicht selten das Mauerwerk dieser Dörfer; es besteht nämlich aus über einander gelegten, mit Moos verstopften Granitblöcken und ist durch die Länge der Zeit mit Moose dicht überwachsen. Man freut sich aber auch der Reinlichkeit und Wohl- habenheit, welche sich in den reichen Heidedörfern mit ihren weitläufigen Bauern- gehöften kund giebt. 37. Hamburg. Nähert man sich Hamburg auf dem Dampfschiffe von Harburg aus, so erblickt man einen ungeheuern Wald von Mastbäumen; die Luft ist voll wehenderwimpel aller Farben und Nationen. Zwischen denselben blähen sich ungeheuere Segel auf, und schwarze Rauchwolken steigen aus den Schornsteinen der Dampfschiffe. Da- hinter erheben sich die gewaltigen Speicher für die Waarenvorräthe. An dem mit Mauern eingefaßten Ufer wogen geschäftige Menschen in allen Farben und Trachten auf und ab. Hier arbeiten sich Rollwagen die Uferstraße hinauf; dazwischen jagen Droschken und Reiter, schreien Kofferträger, singen Matrosen, rufen Verkäufer ihre Waaren aus, haschen Diebe nach fremden Taschen, und treiben sich müssige Zuschauer umher. Was die Erde Schönes und Kostbares trägt, das steht hier auf- gestapelt in den gewaltigen Fässern, eisenbeschlagenen Kisten, mächtigen Rollen und Körben; Waaren, die Hunderttausende werth sind, erscheinen wie auf die Straßen geworfen. Außer den Menschen drängen sich am Elbufer auch Schiffe

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 295

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
295 jagte auf seinem Zelter, der meilenlange Fluren in Minuten übersprang, hinter- drein. Emma kam an jenen Felsen, unter dem an 1000 Fuß tief der Abgruud liegt; der gegenüberstehende Fels war weit und steil; als sie aber Bohdo heran- nahen hörte, setzte sie über den Abgrund glücklich hinweg, wobei das Roß seinen Huf 4 Fuß tief in das harte Gestein schlug. Bohdo, der nur auf Emma blickte, sah den Abgrund nicht, stürzte hinein und gab so dem Flusse den Namen (Bode). Die Bewässerung des Harzes ist im ganzen ziemlich reichlich; überall spru- deln Quöllen hervor, die sich zu kleinen Bergbächen und Flüssen vereinigen, daher auch üppiger Wiesen- und Baumwuchs, auf der Hochfläche des Unterharzes sogar vortrefflicher Getreidebau. Von Bergseen aber ist nicht die Rede. Auf dem Brocken liegt der Schnee bis in den Mai und Juni hinein. Der ganze Oberharz hat wenig Frühling, viel Nebel und Regen, etwa 6 Wochen Sommer, ganz dem Klima von Norwegen und Schweden entsprechend. Die Harzflüsse sind rein, doch reich an Krebsen und Fischen, besonders Fo- rellen. Wo die Thäler weit werden, treibt man Leinwandbleicherei; der Flachs- bau jedoch ist dem Harze fremd. Die Kartoffel ist die einzige Frucht, die dem Harzer treu bleibt. Wenig Obst gedeiht in diesem Klima, desto mehr stehen Blu- men, Wald und Wiesen in Flor. An Preißel- und Blaubeeren ist Ueberfluß; sie werden gesammelt und verkauft. Die Baumarten des Uuterharzes sind Ahorn, Esche, Ulme, Birke, Rothbuche; an den mildesten Punkten stehen Roßkastanien. Bei Wernigerode und Blankenburg findet man aber auch die echte Kastanie kleine Wäldchen bildend. In den Oberharz folgt der Tanne nur die Birke eine Strecke weit, und noch etwas weiter die „Quitsche", deren rothe Vogelbeeren dem Ober- harzer zu seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Vogelfänge, gute Dienste leisten. In der Höhe von 3170 Fuß schwindet am Brocken schon der Baumwuchs, nachdem er zuvor niedrig und krüppelig geworden; nur das heilsame isländische Moos, die Berganemone und einige Alpenkräuter fühlen sich auf dem kahlen Scheitel des nebelumfluteten Vater Brocken wohl. Im Thierreiche sind die Vögel am zahlreichsten vertreten, und der Spott- vogel, der Zaunkönig, der Bergfinke, das Goldhähnchen, die Meise, der Zeisig, der Staar, das Rothkehlchen, der Falke und die Drosseln, welche Heinrich I. den Harz so lieb machten, sind noch jetzt sehr laut in diesen Waldungen. Die Jagd liefert noch Eber, Hirsche, besonders viel Rehe; auch wilde Katzen finden sich noch hin und wieder. Von Hausthieren sind im Harz Ziegen und Schafe, mehr noch Schweine, besonders aber Rindvieh zu nennen. Die größten Reichthümer des Harzes aber bestehen in Metallen, welche durch den Bergbau zu Tage gefördert, in Schmelzhütten geschieden, in Hammer- werken und Fabriken verarbeitet werden: Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Zink, Steinkohlen, Schwefel, Vitriol ist reichlich vorhanden. Silber gewinnt man noch 46,000 Mark jährlich, Eisen 220,000 Ctr., Kupfer 17,000 Ctr. Die bedeutendste Silbergrube ist bei Andreasberg in der Berghauptmannschaft Clausthal. Trotzdem werden die Bergleute und das Volk des Gebirges nicht reich. Die Berg- werke gehören den Regierungen (Preußen, Braunschweig, Anhalt-Bernburg) oder reichen Privatleuten. Wer mit eignen Händen Erzadern sprengt, schmelzt, häm- mert, der hat die Mühe und nicht den Ertrag. Doch freut den Harzer die gute Ausbeute, als wäre sie sein; denn er ist arm, aber zufrieden, und der Zufriedene ist am Ende doch der Reichste. Andere Beschäftigungen der Harzbewohner neben dem Bergbau sind das Beerenlesen, das Holzhauen, die Kohlenbrennerei und die Vogelstellerei. Die Beerenleser suchen sich die gelichteten Stellen des Waldes auf, wo sie Erd- und Himbeeren in Menge finden, die sie dann zum Verkauf austragen. — Die Köhler führen ein den Sennhirten ähnliches Leben. Ist der Schnee in den Bergen ge- schmolzen, so ziehen sie mit ihren zweiräderigen Kohlenkarren fort von Weib und Kind und kehren erst kurz vor Anbruch des Winters wieder heim. Sie sind unter- allen Harzbewohnern diejenigen, die am längsten im Walde verweilen. Der Köh- lermeister hat wie der Sennhirt seine Handbuben, dip ihn bei der Arbeit unter-
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