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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 294

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
294 befördert durch verschiedene Vorrichtungen die Ablagerung jener Massen, bis das Watt sich so weit erhöht hat, daß es auch zur Zeit der Flut über den Meeres- spiegel hervorragt, sich begrünt und durch Deichbauten in Köge verwandelt wer- den kann. 40. Der Harz. Der Harz bildet ein kleines Massengebirge von 14 Meilen Länge und 4 Mei- len Breite und gegen 38 n Meilen Flächeninhalt, welches von allen Seiten mit tiefen Flußthälern strahlenartig durchfurcht und in viele kleinere und größere Berg- massen getheilt ist, die alle mit einander zusammenhängen, und deren Oberfläche meist eben, seltener sanft zugerundet erscheint. Seine südöstlichste Grenze geht bis Sangerhausen und Mansfeld, seine nordwestliche bis Goslar und Osterode. Die Wasserscheide zwischen Weser- und Elbgebiet windet quer über den Harz und theilt das Gebirge in zwei ungleiche Hälften. Die nordwestliche kleinere ist der Ober- harz, worin Clausthal und Zellerfeld, die nur durch einen Bach geschieden werden, die Hauptstädte sind; er besteht aus mehreren kleineren Hochebenen von 1409— 2000 Fuß Höhe und ist mit Nadelholz bewachsen. Hier ist der Quellbezirk der Bode, in dem sich mehrere zugerundete Gipfel erheben, von denen der Brocken oder Blocksberg (3500fuß) der höchste ist. Der Unterharz, worin Stolberg liegt, bildet eine große Hochebene von 1000—1500 Fuß Höhe, trägt einige sanft gerundete Gipfel von 1800 Fuß Höhe und ist mit Laub holz bewachsen. Im Brocken und den ihn umgebenden Bergen stellt sich der Granit als Kern dar, der theils in zusammenhängenden Massen, theils in zahllosen, die Ober- fläche der Berge bedeckenden Trümmern hervorbricht. An diesen Kern, der selbst kein. Erz enthält, schließt sich in südlicher, östlicher und westlicher Richtung eine zweite Bergmasse, die aus mancherlei Gebirgsarten besteht, aber größtentheils zu der Grauwackeformation gehört. Diese Bergmasse, älter als der Granit, enthält die erzführenden Gänge des Harzgebirges. Dem Oberbarz ist eine gewisse Starrheit und Wildheit eigenthümlich. Jene gewaltige Naturrevolution, die von dem Scheitel des Blocksberges die Granitkrone herabstürzte und in tausend und abertausend „Brocken" zertrümmerte, die nun meilenweit auf den Abhängen und in den Thälern zerstreut sind, hat dem Ober- harz etwas Abenteuerliches verliehen, und hier konnte sich daher auch die Volks- sage von der Walpurgisnacht und dem Hexentanz entwickeln. Da haben die Berg geifier ihre Teufelskanzeln und Hexenaltäre aufgethürmt, dort liegt Schierke, dessen ärmliche Bewohner mit bleichen Gesichtern und dicken Hälsen einen traurigen Ein- druck machen, umgeben von riesigen Granitblöcken; dazwischen rauscht die Bode durch's schauerlich enge, tannendüstre Thal. Da liegt aber auch das prächtige Thal der Emme, nach Wernigerode zu in die Ebene sich erstreckend. Zwar wild und schwer zugänglich, ist es doch eins der schönsten und nächst der Roßtrappe das großartigste, was der Harz aufzuweisen hat. Es enthält die gewaltigsten Felspartien, die einigermaßen an die Thalschluchten der Alpen erinnern; fast in lauter kleinen Wasserfällen braust jugendlich übermüthig die Holtemme in ihrer „steinernen Renne" dahin, bis sie in die Bode einmündet. — Das Bodethal ist vorzugsweise mit Naturschönheiten gesegnet. Da liegen die Baumanns- und Bielshöhle mit ihren wunderlichen Tropfsteinbildungen. Am schönsten aber wird das Thal da, wo die Bode in die Ebene tritt (in's Quedlinburger Thal). Der Fluß tobt schäumend zwischen Felsstücken hin und wird immer enger ein geschlossen von hohen Felswänden, deren eine fast senkrecht aufsteigt zu einerhöhe von 700 Fuß. Oben zeigt man einen riesig großen Roßhuf, der vor Alters in den Felsgipfel gehauen ist und wahrscheinlich den heidnischen Priestern dazu ge- dient hat, sich hinzustellen und zu weissagen. Das ist die Roßtrappe. Der Sage nach ist der Roßtrapp also entstanden. Der im Böhmer Walde hausende Riese Bohdo verlangte die Königstochter vom Riesengebirge Emma zur Gemahlin. Emma entfloh von der Schneekoppe und kam an die Grenze des Harzes; Bohdo

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 303

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
303 seelünder. Holstein allein hat über hundert Seen, Mecklenburg 46 l. Sie ziehen sich besonders auf dem breiten Landrücken durch ganz Pommern hin fort und er- reichen in den großen preußischenseen ihre bedeutendste Ausdehnung. Daher kommt auch die außerordentliche Fülle von Bezeichnungen, welche die slavischen Vorfahren für Wasser, Fluß, Sumpf u. s. w. hatten, und die sich noch in zahl- reichen Ortsnamen geltend macht. Da finden wir Müritz von morra, Meer; Userin von osero, See; Rega, Recknitz, Ryck:c. von reüa, Fluß; Stavenhagen von staw, Teich; die Endung „brode" bedeutet Fähre, Jesar Teich, Loitz und Luckow Sumpf, Peene Fluß, Pinnow See, Wustrow und Ostrow Insel, die Endung „berg", eigentlich breg, in Kolberg, Ufer. In der Bodenbeschaffenheit der Ostseeländer zeigt sich ein auffallender Gegen- satz zu den Ländern der Nordsee. Sie kennen weder Marschen noch Heide,,denn nur wo Ebbe und Flut ihr freies Spiel haben, ist die Marschbildung möglich. Die Ostseeländer kennen nur Sand- und Geestland. Auf dem Rücken des flachen Höhen- zuges beginnt ihr Sandgebiet, das sich oft in bedeutender Breite nach Süden er- streckt und einen großen Theil der Uckermark, der Neumark und Pommerns erfüllt. Das Küstenland aber bildet das leichte, fruchtbare Geestland. — Kein Fels ragt aus dem Boden der Ostseeländer empor. Alles ist das Werk der Meeresfluten und ihrer Anschwemmungen. Nur an den äußersten Grenzen im Norden schauen Trümmer der Vorzeit in das Meer hinaus. Dieses einzige ältere Gebilde des deutschen Nordens ist die Kreide. Nirgends tritt diese Kreide so schön hervor als auf Rügen, dieser vielfach zerschnittenen Insel. 47. Das Königreich Preutzen. Preußen liegt fast in der Mittte Europas und umfaßt den weitaus größten Theil Norddeutschlands. Es ist 6400 Quadratmeilen groß und hat fast 24 Millionen Einwohner. Von dom äußersten östlichen Ende an der russischen Grenze bis zum äußersten westlichen an der holländischen und belgischen Grenze dehnt es sich etwa 180 Meilen weit aus. Obwohl es an Flächeninhalt und Einwohnerzahl die sechste Stelle unter den Staaten Europas einnimmt, ist es doch eine der ersten Großmächte. Preußen ist erst in neuerer Zeit zu dieser Größe gelangt. Vor hundert Jahren war es ein 3500 Quadratmeilen großes Land mit reichlich 5 Millionen Einwohnern, und im Jahre 1440 betrug die Größe desselben nur 535 Quadratmeilen. Der größte Theil der preußischen Monarchie liegt in der norddeutschen Tief- ebene. Der Süden ist gebirgig. Dort sind das Riesengebirge mit der 5000 Fuß hohen Schneekoppe, dem höchsten Berge Preußens, der Harz, ein Theil des Thü- ringertpaldes, die Rhön, der Spessart und das mittelrheinische Bergland. Etwa ein Sechstel des ganzen Landes ist gebirgig. Was das Bergland schmückt, nämlich die in die Wolken ragenden Höhen, die unmuthigen Hügel und die reichen von Bächen und Flüssen durchrauschten Thäler, die welligen Getreidefelder und vor allem die frische Bergluft, das fehlt im Tieflande meistentheils; selbst die Flüffe schleichen in letzterem geräuschlos zwischen ihren Ufern hin. Doch finden sich auch im Tieflande stellenweise große Waldungen, und an den Mündungen der Flüsse wie an den Nordseeküsten ist fetter Marschboden mit reichen Triften und Ge- treidefeldern. Fast überall in Preußen ist die Luft milde; nur in den höheren Gebirgs-* gegenden ist es wohl acht Monate imjahre winterlich und sind selbst im Sommer die Nächte oft empfindlich kalt. Der Frühling verschwindet hier fast aus der Reihe der Jahreszeiten, und der lufthelle Herbst ist sehr kurz. Dagegen haben die nie- drigeren Berggegenden und das Tiefland einen längeren Frühling und eine schöne Herbstzeit. Sämmtliche Hauptflüsse Preußens ergießen sich in die Nord- und die Ostsee. Da der Boden, den sie durchfließen, sich nach Norden senkt, haben sie eine nördliche

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 298

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
298 deckt zugleich die Schweinekoben, und um endlich nichts zu verlieren, liegt der Mistpfuhl vor der Ausfahrt, wo angespannt wird. Wo alles unter einem Dache, um ein Feuer beisammen lebt, wo der weite Raum der Einfahrt gleichsam ein bedeckter Marktplatz für das kleine häusliche Gemeinwesen ist, um welchen herum dessen sämmtlichen Gliedern, Menschen und Vieh, ihre besonderen Plätze angewiesen sind; wo eben dieser Raum die Jugend nicht bloß zu angestrengter Arbeit, sondern auch zu heiterem Tanze versammelt: da mußte ein haushälterischer, anhänglicher Sinn für die Familie, eine größere Anhänglichkeit selbst für das Vieh, mußte für den Genuß der Freuden des Lebens im engen und bekannten Kreise eine festere Neigung entstehen, als wo alles inner- halb derselben Wirthschaft zerfahren und getrennt lebt. Gehen wir vom Haus in die Umgebung über, so findet sich der Hof einerseits vom Garten, andrerseits von Wiesen und Ackerland umgeben. Die Felder sind von einem Erdwall umzogen, auf dem dichtes Gesträuch wächst und knollige Baumwurzeln immer neue Sprossen treiben, die alle 5 bis 6 Jahre abgehauen werden. Ueber die Felder und Wiesen hin ragt das Gehölz. Je älter die Eichen im Gebüsche, desto stolzer und selbstbewußter der Laudmann. Hier und da ge- währt das Gebüsch eine Durchsicht nach dem Nachbarhofe, oder es öffnet sich eine Fernsicht nach dem Thurm des Dorfes, der am Sonntag alle Bewohner der vielen zerstreuten Höfe zur Kirche ruft, die den eigentlichen Einigungspunkt der Ge- meine bildet. 43. Die Elbe. Besteigen wir das wasserreiche Riesengebirge etwa von der Josephinenhütte in Schreiberhau aus, so erreichen wir nach einer Ostündigen Fußwanderung eine große Moor- und Mooswiese, die in einer Höhe von 4000 Fuß auf einer gra- nitnen Unterlage ruht und wie ein Schwamm die Feuchtigkeit der Wolken auf- saugt. Diese Stelle führt den Namen „Elbwiese". Aus einigen der größern sumpfigen Stellen fließt das Wasser nach den ein wenig tiefer gelegenen Theilen der sanft geneigten Wiese ab und bildet hierund da sogenannte Brunnen, das sind Vertiefungen mit klarem steinigen Grunde von etwa 2—3 Fuß Durchmesser. Diese Brunnen sind die eigentlichen Quellen der Elbe. Von ihnen aus bilden sich kleine Bächlein, die weiter abwärts nach Süden hin eilen und nach ihrer Ver- einigung den Namen Elbe erhalten. Diese stürzt sich zunächst südlich nach Böhmen hinab, wendetsich dort westlich und geht dann in nordwestlicher Richtung der Nord fee zu, die sie nach einem etwa 171 Meilen laugen Laufe erreicht. Wir theilen diesen Strom in die Ober-, Mittel- und Niederelbe. Die obdre Elbe reicht von der Quelle bis zum Durchbruch durch das säch- sische Erzgebirge. Unweit der Elbquelle stürzt der junge Bergfluß in wilder Hast über eine 800 Fuß hohe Felsenwand hinab und bildet hier den berühmten Elb - fall. Tief unten im schauerlichen Elbgrunde sammelt der Fluß seine zerstiebten Wasser wieder, und durch eine tiefe Wildniß voll Moor und neben und über einander lagernder Felsstücke und umgestürzter Fichtenstämme führt er sie tosend und rauschend den Gebirgsabhang hinab. Raschen Laufs erreicht er bei Hohen- elb e die Hügellandschaft, tritt bei Josephstadt in die böhmische Thalebene und wendet sich bei Parduwitz westlich, geht bei Kollin vorbei und wendet sich dann nordwestlich dem an Getreide und Wein sehr reichen böhmischen Paradiese, d. i. der Gegend von Leitmeritz,'zu, durchbricht das an Schönheiten so reiche Mittelgebirge bei Lowositz und bald darauf auch das sächsische Erzgebirge. Durch Aufnahme der Jser von der rechten und der 54 Meilen langen Moldau und der Eger von der linken Seite hat sich die Wasserfülle des Flusses bedeutend vermehrt, so daß er als ein kräftiger Strom den böhmischen Gebirgskessel verläßt und in das Königreich Sachsen eindringt. Die mittlere Elbe reicht vom Erzgebirge bis Magdeburg. Zunächst tritt sie in die berühmte sächsische Schweiz ein; so nennt man die merkwürdigen

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 308

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
308 48. Thüringen. Des deutschen Vaterlandes Gauen sind getrennt durch eine hohe Mauer von Bergen und Wäldern in Nord und Süd. Diese hohe Gebirgsmauer ist der so- genannte Thüringer Wald, der durch das Hainich und das Eichsfeld mit dem Harze zusammenhängt, nach Osten und Südosten aber dem Obererz- gebirge, sowie dem Fichtelgebirge, und im Westen endlich dem Rhönge- birge sich nähert. Man rechnet nicht zu viel, wenn man 70 Quadratmeilen ansetzt, welche dieses schöne Waldgebirge bedeckt. Das Gebirge theilt sich in zwei große Hälften. Die etwas größere ist der südöstliche Theil, aus Grauwackenbildungen bestehend. Quarz - und Kieselschiefer, Grünstein - und .Granitgänge mit Erzadern, sowie grauen Sandstein trifft man hier. Guter Feldbau, saftiger Wieswuchs und prächtiges Holz zeichnen diesen Theil des Gebirges aus. Daraus entspringen die Gewerbszweige für den thätigen Bewohner. Viehzucht, Feld-und vorzüglich Kräuterbau, Pechsieden,. Kohlen- brennen, Beerensammeln sind Hauptbeschäftigungen. Nicht minder blüht die Fabrikation, die für Thüringen oft eine ganz eigenthümliche wird, z. B. die Ge- winnung des Dach-, Tafel - und Griffelschiefers; vorzüglich um Lehesten, von wo aus jährlich unzählige Gebäude ihr Dach und Tausende von Kindern ihre Schiefer erhalten. 70 Gruben geben hier die Schiefer her; oft werden in einem Jahre 5 Millionen Schieferplatten fertig, und an Griffeln rechnet man 80 —100 Millionen Stück. Im östlichen Thüringen sind gewiß 4000 Menschen mit der Gewinnung, Fabrikation und Versendung des Schiefers beschäftigt. Und rechnet man den Franken Wald zu dieser Osthälfte des Gebirges, jo kommen auch die Eisenstein- gruben und die Hüttenwerke in Betracht. Wichtig sind auch die Steinkohlen. Großartiger, gedrängter, im ganzen auch wilder ist der westliche Theil des Gebirges. Der ist oft so schmal, daß man in einem Tage quer über deu Haupt- zug wandern kann. Aber dieser Theil ist auch ein herrlicher Gottesgarten. Hier schlängeln sich üppige Wiesengründe bis zu den rauschenden Buchwäldern auf, in denen sie sich verlieren; hier sind hohe, abgerundete Kuppen; hier thronen Jnselsberg und Hörselberg und die Wartburg. Kein anderes deutsches Ge- birge hat so viel Sage und Geschichte, als dieses Waldgebirge. Zuweilen hat Sonne, Sturm und Regen, welcher letztere jede Handvoll Erde mit hinwegführt, die Bergkuppen kahl gemacht. Keiner fehlt eine Sage und sie drängt sich in das Wort, oder das Wort des Berges schuf erst eine ganze Sage. In den Schluchten zeigt sich das Wilde der Gegend erst deutlich, wie im Ungeheuer-Grunde, im Anna - und Marienthale. Harter Porphyr herrscht vor; Granit und Glimmerschiefer stiehlt sich stellenweise zum Tage durch. Das weiß- gesieckte Rothliegende, der treue Begleiter der Steinkohlen, hat auch neuerdings hier gar große Stein kohlen sch ätze verrathen. Gyps, welcher häufig und bei Friedrichsroda schön erscheint, wird zum Düngen verwendet; in der Ruhl schneidet man Vasen, Büsten, Leuchter, Briefbeschwerer, Bettwärmer rc. daraus. Die Spath- und Brauneisensteine, die man z. B. bei Saalfeld, aber auch zwischen Ruhl und Schmalkalden findet, bewirken die über's ganze Gebirge verbrei- tete Stahlindustrie. „Aus der. Ruhl" und aus Steinbach kommen Messer, Scheren, Bohrer, Ahlen, Pfeifenbeschläge, Kettchen rc., Schneide- und Stech- instrumente aller Art, Drähte, Schnallen und Stifte; aus Suhl, Schmalkalden, Zelle und Mehlis kommen Gewehre, Säbel und Sensen. — Für's ganze Gebirge wichtig ist noch der Rennsteig oder Rainsteg, der von Blankenstein bis zur Hörschel sich 42 Stunden weit auf dem Kamme hin erstreckt. An dieser meist fahrbaren Straße liegen die höchsten Kuppen, ferner Oerter und Herbergen in Menge, die Grenzen vieler Länder und Länderchen. Der Rennsteig stammt aus dem 9. Jahrhunderte und ist wahrscheinlich die Grenz- scheide zwischen Franken und Thüringen, die Karl der Große zog. Merkwürdig ist der Ort Sonneberg, am Südwestrande des Gebirges, als Mittelpunkt einer

5. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 8

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
Bever bei Nörten, die Orte Bebra, d. i. Biberwaffer, und Beverungen an der Weser haben ihren Namen davon. Noch vor 700 Jahren wurde in den Göttinger Stadtgräben ein Biber erlegt. 3.. Nur hier und da fanden sich menschliche Ansiedelungen. Angehörige des Keltenvolkes, die von Westen hergekommen waren, hatten sich hier niedergelassen. Ans ihren Siedelungen sind die Orte Geismar, Lenglern, Drausseld, Uslar u. a. hervorgegangen; auch Rase, Leine und- Weser verdanken den Kelten ihre Benennung. 2. Die Cherusker. 1. Etwa 200 Jahre vor Christi Geburt wanderten die Germanen von Osten her in unser Vaterland ein. Damals ließen sich in unserer Gegend die Cherusker oder Schwertmänner nieder; sie eroberten das ganze^ Bergland auf beiden Seiten der Leine, westlich bis zur Weser und östlich bis zum Harze und zur Oker. Ihrem starken Andrange konnten die wenigen Kelten nicht widerstehen. Sie wichen aus ihren Wohnsitzen oder wurden unterworfen und zu Knechten gemacht. So ging die keltische Bevölkerung zu Grunde, und die Cherusker traten an die Stelle. Neue Ansiedelungen entstanden an Bächen und aus Waldblößen; der Wald wurde gelichtet, um Ackerboden zu gewinnen; Bäche, Berge, Fluren und Siedelungen, die noch keinen Namen hatten, erhielten ihre Bezeichnung von den Cheruskern. Sie bezeichneten in unserer Gegend einen Bach aus dem linken Ufer der Leine als Grone, d. h. die Grüne, einen andern auf dem rechten Ufer als Lutter, d. H. die Lautere oder Klare; ein anderer wurde Gladebeck, d. H. munterer, schneller Bach, wieder ein anderer spadenbeck, d. H. langsamer Bach, genannt. Nach Bächen und Bergen erhielten alsdann auch manche Ansiedelungen ihre Namen, z. B. Grone, Rosdorf, Gladebeck, Spanbeck, d. i. spadenbeck, Einbeck, Bremke, d. H. breiter Bach, Herzberg u. a. m. Andere Siedelungen erhielten andere Namen. Aus den zahlreichen Siedelungen erwuchsen im Laufe der Zeit die Markgenoffenschaften. 2. Um ihr Gebiet gegen den feindlichen Einfall benachbarter Stämme zu schützen, legten die Cherusker auf hervorragenden Bergspitzen und da, wo die Flüsse in das cheruskische Gebiet ein- oder austraten, Befestigungen an, welche meistens aus Wall und Graben bestanden. Hier verbargen sich die Bewohner der Umgegend in Zeiten der Gefahr. Diese Bergeörter erhielten daher den Namen Burgen. Die Bramburg, geschützt durch bramen oder Dornsträucher, die Lengdenerburg, der Hünstollen, Wittenburg und Ratsburg am Rodethale und die Hünenburg am Ossenbergs sind solche alte Wallburgen in unserer Gegend. Im Süden sperrte die Madeburg mit. Zaun, Wall und Graben den Eingang ins Leinethal. Der Ort, der hier entstand, erhielt von der Einzäunung oder Einfriedigung des Landes den Namen Friedland.

6. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 9

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 9 — 3. Der Keinegau. Im Gebiete der Cherusker bildeten sich aus den Markgenossenschaften nach und nach mehrere Gaue, die an Größe etwa den heutigen Kreisen gleichkamen. Unsere Gegend an der obern Leine hieß der Leinegau. Dieser gehörte zu den größten Gauen des Landes und erstreckte sich von Friedland bis Nörten, vom Göttinger Walde im Osten bis zur Weser und zum Südabhauge des Sollings im Westen. Den nördlichsten Punkt des Gaues bezeichnete ein Hagen oder tun (Zaun), Nord- hagen oder Nordtun genannt; ihm verdankt Nörten Namen und Ursprung. An den Leinegau schloß sich im Norden der Rittegau an der Rhnme, im Westen der Moorgau, in der Moringer Gegend, und im Osten, aus dem heutigen Eichsselde, der Lisgau. Unweit Grone, auf einem kleinen Hügel am linken Ufer der Leine, von dem aus man einen großen Teil des Gaues übersehen konnte, versammelten sich dreimal im Jahre die freien Männer des Leinegaus zur Beratung und zum Gericht. Das war die Gerichts- oder Mahlstatt des Leinegaus; sie wird noch jetzt durch eine alte, ehrwürdige Linde bezeichnet. Bis in unser Jahrhundert ist auf diesem Hügel Recht gesprochen, und Verbrecher sind daselbst an den Galgen geknüpft, gerädert, enthauptet, oder aus andere Weise zum Tode gebracht. Der Hügel heißt noch heute der Galgenberg. 4. Cherusker und Chatten. 100 n. Chr. Südlich von den Cheruskern, an Werra und Fulda, wohnten die Chatten; diese waren gleich den Cheruskern ein kriegerisches und starkes Volk. Der römische Geschichtsschreiber Taeitus sagt von ihnen: „Der Stamm ragt hervor durch größere Abhärtung, gedrungenen Gliederbau, drohenden Blick und lebhaften Mut. Für Germanen ist die Klugheit und Gewandtheit der Chatten groß41. Der chattische Jüngling ließ sich Bart und Haupthaar so lange wachsen, bis er einen Feind erschlagen hatte. Die engen Thäler des Chattenlandes boten nicht Raum genug für die wachsende Volksmenge, und gern hätten sich die Chatten im Lande der Cherusker neue Wohnsitze erobert. Daher mußten die Cherusker auf ihrer Hut sein. Sie verstärkten die Grenzwälle an der südlichen Grenze ihres Gebiets und stellten am Eingänge zum Leinethal bei Friedland einen Wachtposten auf. So lange die Cherusker kriegstüchtig blieben, wagte sich kein Chatte in ihr Gebiet. Als aber die Römer aus unserm Vaterlande vertrieben waren, trat eine lange Friedenszeit ein, die den Cheruskern verderblich wurde. Tacitus berichtet darüber: „Die Cherusker haben lange Zeit ungestört in allzutiefem, erschlaffendem Friedensschlummer gelegen, was mehr Bequemlichkeit als Sicherheit gewährt; denn träge Ruhe zwischen übermütigen und gewalttätigen Nachbaren ist sicherlich übel ange-

7. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 11

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
6. Die Cherusker werden ein Glied des Sachseri-durrdes. 500. Die Chatten vermochten nicht, die ursprüngliche Volksart der Cherusker zu vernichten; diese wurden vielmehr durch ihre plattdeutsche Sprache immer wieder daran erinnert, daß ihre stammesverwandten Nachbaren im Norden wohnten. Als sich nun ums Jahr 500 die Völkerschaften im Nordwesten unsers Vaterlandes zu dem großen Sachsenbunde zusammenschlössen, da wandten sich die Cherusker den sprachverwandten Angrivariern, Chanken, Marsen u. a. zu und gingen mit ihnen im Sachsenbunde aus. Seitdem galt der Name Sachsen auch für unsere Gegend. Bei der Teilung des Sachsenbundes in Ost-sälen, Engern und Westfalen wurde der Leinegau und seine Nachbargaue, der Lisgau, Rittegau, Moorgau und Sülberggan, zu Engern gerechnet, zu dem Gebiete, welches an beiden Seiten der Weser lag. An- und Ansdau iw Keinegau. 500—800. 1. Die ersten Niederlassungen waren dem Lause der Flüsse gefolgt. Daher liegen die ältesten Orte unserer Gegend unmittelbar an der Sohle des^ Leinethales und in den zugänglichsten Nebenthälern. Zu ihnen gehören, außer den keltischen Siedelungen Geismar und Lengen, die chernskischeu Gehöfte, aus denen die Orte Nörten, Steina, Bovenden (Bobbeuzunon, d. H. Bobbos Zauu), Weeude (Winidnm), ($rone, ^zesa, Schneen, Lengden und Gudiugiu hervorgegangen sind, c e ,^e an ^5^eine waren so angelegt, daß etwaige Überschwemmungen .Scherl konnten. Um die Gehöfte lag die Mark, die aus Feld Werde und Wald bestand. Der Wald war noch so ausgebreitet frflß füst jede Dorfmark vom Walde eingeschlossen war. \ uach gelangten unsere Vorfahren zu voller Seß- yasngrert. Als ine Völkerwanderung vorüber war und der Sachsen-bund sich bildete, hatte jeder Volksstamm ein ererbtes Recht auf seine Wohnsitze; keiner durfte sich mehr auf Kosten des andern ausbreiten. Sollte die wachsende Volksmenge Unterkommen und Unterhalt haben £ ^ßte das Land im Innern stärker an- und ausgebaut werden' Daher benutzten die Freien einer Markgenossenschaft den Wald, um für sich oder ihre Nachkommen daselbst neue Ansiedelungen m begründen. Der neue Ort hatte Teil an der Allmende des Mutterdorfes und führte auch den Namen desselben. So entstanden viele gleichnamige Ortschaften, die erst in späterer Zeit durch Zusätze wie ietüx; ' nlu f- to- voneinander unterschieden wurden. Dieser Ausbau wurde im Leinegau eifrig betrieben; das bezeugen
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