Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Kloster zu sorgen, wenn sie nicht mehr da sei, da sie bei ihrem hohen
Alter nicht mehr hoffen könne noch lange zu leben. Tiefgerührt ver-
sprach Otto, alle ihre Bitten zu erfüllen. Unter Tränen schlössen sie
sich noch einmal in die Arme; dann schwang sich Otto auf sein Roß.
Die Mutter aber kehrte in die Kirche zurück nach der Stelle hin, wo
Otto während des Gottesdienstes gestanden hatte und kniete dort nieder.
Einige der noch zurückgebliebenen Begleiter des Königs, die dies be-
merkten, teilten es ihrem Herrn mit. Dieser sprang sofort ans dem
Sattel und kehrte zu seiner Mutter zurück, die in Tränen zerfließend
hier noch betete. Er hob sie auf und sprach: „Durch welchen Dienst
kann ich dir diese Tränen vergelten?" Noch einmal tauschten sie tief
bewegt einige Worte aus, noch einmal bat Mathilde um die Gunst,
daß ihr Sohn sorgsam dieses Klosters gedenken möge; dann nahmen
sie Abschied voneinander. Otto hat seine Mutter nicht wieder gesehen.
(Bild im neuen Stadthause.)
3. Die Nonnen dieses Klosters wohnten nicht zusammen in einem
gemeinschaftlichen Hause, wie es sonst bei Klöstern üblich war, sondern
jede hatte ihr Haus für sich. Die Häuser lagen um den Dom herum,
etwa zu beiden Seiten der heutigen Domstraße. Auch eine Mädchen-
schule war mit dem Kloster verbunden. Zuerst gingen nur Nonnen in
diese Schule; ältere Nonnen unterrichteten die jüngeren. Später kamen
auch Töchter vornehmer Familien als Schülerinnen hinzu.
5. Aus dem Leben der Königin Mathilde.
1. Die Königin Mathilde stammte aus dem Geschlechte des be-
rühmten Sachsenherzogs Wittekind und wurde im Kloster zu Herford
erzogen. Als Herzog Heinrich von ihrer Schönheit und Tugend hörte,
begab er sich mit stattlichem Gesolge nach Herford und hielt bei ihrer
Großmutter, die Äbtissin des Klosters war, um sie an. Schon am
folgenden Tage führte er Mathilde als seine Braut der Heimat zu und
feierte bald daraus mit ihr zu Wallhausen die Hochzeit mit königlicher
Pracht. An der Seite Heinrichs verlebte sie nun glückliche Jahre. Mit
liebender Sorgfalt stand sie dem Hauswesen vor, und an den Unter-
nehmungen des Königs nahm sie den innigsten Anteil und begleitete sie
mit ihren Gebeten. Mit fünf trefflichen und meist hochbegabten Kindern
war ihre Ehe gesegnet; der älteste Sohn Otto ward später Nachfolger
seines Vaters auf dem deutschen Königsthrone.
2. Als König Heinrich im Jahre 936 zu Memleben sein Ende
nahe fühlte, rief er Mathilde an sein Lager und sprach zu ihr: „Mein
treues, geliebtes Weib, ich danke dem Herrn Christus, daß ich vor dir
aus dieser Welt scheide. Keiner gewann je ein so frommes, in jeder
! Tugend erprobtes Weib, wie ich. Du hast mich oft im Zorn besänftigt,
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Extrahierte Personennamen: Otto Otto Otto Otto Mathilde Heinrich Heinrich Mathilde Heinrichs Heinrichs Otto Heinrich Heinrich Mathilde Christus
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sich keilförmig verbreitern. Um das Dorf ging häufig ein Graben mit
einer Dornhecke. Noch heute läßt sich bei manchen Dörfern diese ur-
sprüngliche Form nachweisen.
9. Heinrich der Löwe zerstört Nordhausen 1180.
Der mächtige Sachsenherzog Heinrich der Löwe hatte den Kaiser
Friedrich Barbarossa im Stiche gelassen, so daß dieser in Italien be-
siegt worden war. Dafür wurde Heinrich bestraft: er wurde abgesetzt.
Heinrich der Löwe wollte sein Land aber nicht hergeben und kämpfte
gegen den Kaiser. Er zerstörte ihm seine Städte und Dörfer. Mit
einem starken Heere kam er über den Harz, verwüstete die Dörfer in
der goldenen Aue und legte sich vor Nordhausen. Damit die Be-
lagernng ihn nicht zu lange aufhielt, warf er Feuer in die Stadt und
verbrannte sie; dabei wurden auch Königshof, Burg und Kloster mit
dem Dom ein Raub der Flammen; die Domtürme wurden bis dahin
zerstört, wo die Sandsteinmauerung beginnt. — Von Nordhausen zog
Heinrich der Löwe nach Mühlhausen und zerstörte auch diese Stadt.
10. Ein Turnier zu Nordhansen.
1263.
1. Heinrich der Erlauchte, Landgraf von Thüringen, hielt zu Nord-
hausen ein Turnier ab, von dem noch lange Zeit nachher die fahrenden
Sänger erzählten und sangen. Aus ganz Deutschland lud er die Grafen
und Herren, Ritter und Knechte ein. Die Ebene draußen vor dein
Bielentore, „auf dem Hammer", war zum Turnierplatz auserfeheu. Lange
Zeit wurde daran gearbeitet, um den Platz für das Fest herzurichten;
er wurde geebnet, mit Sand bestreut und mit einem Lattenverschlage
eingefriedigt. Hinter der Einfriedigung wurden Tribünen, Buden und
Zelte erbaut. Die Tribünen waren für geladene Gäste, für die Ritter und
Edelfrauen bestimmt. Die Sitzplätze waren so hoch gebaut, daß man
von da aus den ganzen Turnierplatz übersehen konnte. Zum Schutze
gegen die Witterung waren sie mit einem Dache versehen und an den
Seiten mit bunten Teppichen behangen. Zuletzt wurden noch die Tribünen
und Eingangspsorten mit frischen Laubkränzen geschmückt.
2. Unterdes bereitet man sich auch in der Stadt auf das Turnier
vor. Überall herrscht geräuschvolles Treiben: Schmiede, Lederarbeiter,
Schildmaler, Gewandschneider, Goldschläger, Federschmücker und andere
Handwerker sind in angestrengtester Tätigkeit. Bald kommen auch schon
fremde Ritter; mit stattlichem Gefolge in bunten Farben und glänzenden
Rüstungen ziehen sie durch alle Tore ein. Je näher man dem fest-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_der_Erlauchte Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Nordhausen Italien Nordhausen Nordhausen Mühlhausen Deutschland Goldschläger
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sterblichen Leibe nicht mehr sehen. Der Seele deiner Mutter erzeige nur die eine Gunst, daß du sleißig dieses Klosters gedenkst."
3. Die Mathildesche Stiftung in Nordhausen war eine Frauenabtei, die mit großen Gütern und vielen Vorrechten ausgestattet war und sich der besonderen Gunst der sächsichen Kaiser erfreute. Die Nonnen nannten sich Kanonissen oder Schwestern: sie wohnten nicht in einem gemeinschaftlichen Hause, wie es sonst bei Klöstern üblich war, sondern jede hatte ihr Haus oder, wie es damals hieß, ihre Kurie für sich. An ihrer Spitze stand die Äbtissin, unter derselben stand ein Propst, der alle äußeren Angelegenheiten ordnete. Als redende Zengen aus der ältesten Zeit des Klosters sind noch verschiedene Silbermünzen, sogenannte Brakteateu oder Hohlmünzen, vorhanden, die die Nordhäuser Äbtissinnen schlagen ließen; auf ihnen allen besindet sich das Zeichen des Kreuzes.
9. Aus dem Aetren der Königin Mathilde.
1. Die Königin Mathilde stammte aus dem Geschlechte des berühmten Sachsenherzogs Wittekind und wurde im Kloster zu Herford erzogen. Als Herzog Heinrich von ihrer Schönheit und Tugend hörte, begab er sich mit stattlichem Gefolge nach Herford und hielt bei ihrer Großmutter, die Äbtissin des Klosters war, um sie an. Schon am folgenden Tage führte er Mathilde als seine Braut der Heimat zu und feierte bald darauf mit ihr zu Wallhausen die Hochzeit mit königlicher Pracht. Die Pfalz Wallhausen mit allem Zubehör erhielt Mathilde als reiche Morgengabe von ihrem Gemahl geschenkt. An der Seite Heinrichs verlebte sie nun glückliche Jahre. Mit liebender Sorgfalt stand sie dem Hauswesen vor, und an den Unternehmungen des Königs nahm sie den^ innigsten Anteil und begleitete sie mit ihren Gebeten. Mit fünf trefflichen und meist hochbegabten Kindern war ihre Ehe gesegnet; der älteste Sohn Otto ward später Nachfolger seines Vaters aus dem deutschen Königsthrone, und den jüngsten Sohn Brun bestimmten sie sür den geistlichen Stand; er ward später Erzbischof von Köln.
2-_ Als König Heinrich im Jahre 936 zu Memleben sein Ende nahe fühlte, rief er Mathilde an sein Lager und sprach zu ihr: „Mein treues, geliebtes Weib, ich danke dem Herrn Christus, daß ich vor dir aus diefer Welt scheide. Keiner gewann je ein so frommes, in jeder Tugend erprobtes Weib, wie ich. Du hast mich oft im Zorn besänftigt, mir zu allen Zeiten nützlichen Rat gegeben, mich, wenn ich irrte, auf den Pfad der Gerechtigkeit zurückgeführt; du hast mich sleißig ermahnt, mich derer anzunehmen, die Gewalt erlitten, habe Dank sür dies Alles! Ich empfehle Gott und der Fürbitte feiner Auserwählten dich und unsere Kinder, wie auch meine Seele, die nun diesen Leib verlassen muß." Auch Mathilde dankte in tiefer Rührung ihrem Gemahl für alle bewiesene Liebe und Treue; dann starb der König. Zu ihren Söhnen, die weinend am Lager standen, sprach nun Mathilde: „Meine teuren Löhne, schreibt euch in das Herz, was ihr hier sehet; ehret Gott und
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TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Mathilde Heinrich Heinrich Mathilde Mathilde Heinrichs Heinrichs Otto Heinrich Heinrich Mathilde Christus Gott Mathilde Mathilde