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1. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 15

1897 - Breslau : Hirt
5. Bodenbeschaffenheit und Produkte. 15 Anhaltend trockene Witterung dörrt diesen Boden wiederum nicht so schnell aus als den leichten Sandboden des anderen Elbufers. Kraut, welches unter dem Namen des „Magdeburger Sauerkohls" weithin versendet wird, Eichorie, Gurken und Zwiebeln gedeihen hier auf das beste. Die wichtigste Kultur- pflanze aber, um welche sich hier alles dreht und welche in die Börde un- geahnte Reichtümer gebracht hat. ist die Zuckerrübe. Dieselbe wird Haupt- sächlich in der fruchtbaren Niederung von Magdeburg, südwestlich am Harze nach Oschersleben, Halberstadt, Quedlinburg, Aschersleben und Calbe a. S. hin angebaut. Diese Striche sind der Zuckerboden, das vorzüglichste Rüben- land Deutschlands. Nicht weniger als 20 l Fabriken und Raffinerien, fast die Halste der Zuckerfabriken des ganzen Deutschen Reiches, find hier auf einem kleinen Fleck vereinigt. Auf obengenannte Kreise entfällt der Löwenanteil mit 133 Fabriken, und so ist in der That das Vorland des Harzes die Zuckerbüchse des Deutschen Reiches. Zur Verarbeitung der Zuckerrübe giebt es fast in jedem größeren Dorfe Fabriken. Da werden mitunter täglich 500—600 Arbeiter beschäftigt, die aus den ärmeren Gegenden Deutschlands, z. B. aus dem Eichsfelde, ans der Provinz Posen, von der rechten Oder- feite in Schlesien hierher zu kommen pflegen. Aber nicht bloß dieser fremden Arbeiter bedient sich der Landmann, um dem Boden möglichst großen Ertrag abzugewinnen; er ist außerdem noch genötigt, die Kraft des Dampfes und mannigfaltige Maschinen znm Pflügen und Säeu, Mähen und Ausdreschen zu verwenden. Infolge dieses Fleißes und der großen Fruchtbarkeit des Bodens herrscht hier überall der größte Wohlstand. Hiervon zeugen auch die großen und freundlichen Bördedörfer. Da Holzarmnt herrscht, sind alle Häuser massiv. Neben alten Gebäuden und niedrigen Häuschen findet man viele ueuere Gehöfte mit großen, schönen Einfahrtsthoren und stattlichen, vornehm eingerichteten Wohnhäusern. Hervorzuheben ist seruer noch die Blumenzucht, dieselbe wird besonders in Quedlinburg getrieben. Hier ist auch der Sitz der größten Kunst- und Handelsgärtnereien, die ihre Sämereien bis in die entferntesten Länder der Erde hin versenden. Samenzucht treibt vorherrschend Aschersleben. Die Kartoffel ist überall verbreitet, gerät in vorzüglicher Güte und bildet in Stadt und Land ein Hauptnahrungsmittel. Von den Hülsenfrüchten erntet man Erbsen, Bohnen, Linsen; von den Ölfrüchten wird in manchen Gegenden Raps gebaut. Unter den Futterpflanzen wird besonders Luzerne, Klee und auch Esparsette angebaut. Wiesen sind in größerem Umfange nur in den Niederungen der Flüsse, besonders der Elbe, der Saale und der Bode vor- handen, und wird hier der eigene Bedarf an Heu und Grummet vollkommen, in guten Jahren auch darüber gewonnen. Holzreichtum hat der Harz. Nach den Pflanzenprodukten richtet sich die Beschaffenheit des Viehstandes. Die Viehzucht ist eiu Hauptzweig des landwirtschaftlichen Betriebes, und man verwendet auf dieselbe großen Fleiß. Die nützlichsten Haustiere, wie Rind- vieh und Schafe, werden in großer Anzahl gezogen. Weniger hervortretend ist die Pferdezucht, weil es au den Vorbedingungen für dieselbe, namentlich an hinlänglicher Weide fehlt. Nur in einigen mit Wiesen versehenen Ort- schasten werden Füllen gezogen. Die Schweinezucht dagegen wird ziemlich

2. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 17

1897 - Breslau : Hirt
5. Bodenbeschaffenheit und Produkte. 17 stark betrieben, weniger die Ziegenzucht. Die Federviehzucht ist von unter- geordneter Bedeutung und beschränkt sich auf den einheimischen Bedarf; jedoch ist man in neuerer Zeit bestrebt, edlere Sorten Federvieh einzuführen und die einheimischen Rassen durch Kreuzung zu verbessern. Die Baumzucht wird nur in geringem Umfange betrieben. Ehe wir diesen Abschnitt schließen, wollen wir noch zweier Nagetiere gedenken, die in unseren Kreisen zur Plage werden; das sind der Hamster und der Hase. Jedenfalls wird eine Zeitungsnotiz, welche den im S. und im S.-O. an den Kreis Calbe angrenzenden Kreis Bernburg betrifft, eiu klares Bild von dieser Plage geben: „Infolge des Überhandnehmens der Hamster ist nnterm 1. April 1894 für den Kreis Bernburg kreispolizeilich verordnet, daß von sämtlichen Gemeinde- und Gutsvorständen geeignete Personen zum Hamsterfangen an- zustellen seien. Die Ausführung dieser Verordnung hat für 1894 unter anderem ergeben, daß in der Feldmark Hecklingen - Gänsefurth 19 303, Hoheuerxleben 1733, Neundorf 6000, Rathmannsdorf 1600, im ganzen Kreise zusammen 122930 Stück Hamster vertilgt worden sind. Nimmt man an, daß ein Hamster jährlich einen Schaden von 50 Pfennig anrichtet, so ergiebt sich sür den Kreis Bernburg eine Summe von 61465 Mark. Dieser Erfolg dürfte für die Gemeindevorstände einen Anlaß zur strengsten Durch- führung der Bestimmungen gedachter Verordnung geben." In der Feldmark zu Staßfurt fiud alljährlich au zwei aufeinander folgenden Tagen durchschnittlich 2000 Hasen geschossen. Die Hasenjagden zu Neugatterslebeu und Barby, welche alljährlich vom Kaiser besucht werden, bringen ein ähnliches, oft noch größeres Ergebnis. 2. Die Industrie ist in diesen Kreisen sehr entwickelt. Obenan steht die chemische Industrie. Zur Verwertung der aus den Steinsalzbergwerken zu Staßfurt, Neu-Staßfurt, Aschersleben, Westeregeln und in letzter Zeit auch Tarthun geförderten Kalisalze hat sich in der nächsten Umgebung von genannten Städten eine eigene Industrie, nämlich die oben erwähnte „chemische" ent- wickelt, welche aus den gewonnenen Rohsalzen vorzugsweise Chlorkalium und Düngesalze gewinnt. Die hauptsächlichsten Fabriken befinden sich in Staßfurt, Schönebeck, Frohfe, Salze und in neuerer Zeit auch in Aschersleben. Wichtiger für den Haushalt ist die Gewinnung des Kochsalzes. Dieses wird aus dem salzhaltigen Wasfer, der Sole, gewonnen. Solche Sole gewinnt man zu Schönebeck und in der Nähe von Groß-Salze, zu Elmeu. Nachdem die Sole in Elmen auf dem 2 km langen Gradierwerk gereinigt ist, wird sie in unterirdischen Röhren nach Schönebeck geleitet und dort gesotten. Die aus den Schächten geförderte Sole ist nämlich so dünn, daß sie nicht gleich ge- sotten werden kann. Um dieses zu können, nimmt man die Gradierwerke zu Hilfe. Diese bestehen aus mit Schwarz- und Weißdorn gefüllten Holz- gerüsten. Die Seiten derselben find glatt beschnitten, und oben daraus be- finden sich Pumpwerke, welche die Sole hochheben und in mit Löchern versehene Rinnen leiten. In einzelnen Tropfen fällt die Sole langsam wieder herab. Durch Sonne und Wind verliert nun die Sole auf diesem Wege, den sie öfters machen muß, einen Teil ihres Wassergehaltes, und an Lehrmann n. Müller, Heimatkunde. 9

3. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 19

1897 - Breslau : Hirt
5. Bodenbeschaffenheit itrtb Produkte. 19 Förderstrecke mit darüberliegendem Abbau. Aus dem Mansfelder Kupferschiefer-Bergwerk. Erze an den Eingang des Schachtes. Hier wird das Erz in grofje Tonnen gethan, welche dann mittels eines Gewindes in die Höhe gehoben werden. (Kahnmeyer und Schnlze.) 3. Unter den übrigen Industriezweigen nimmt die Wollwarenfabrikation eine hervorragende Stelle ein, die namentlich in Calbe a. S. in Fabriken größten Ilmfanges betrieben wird. Außerdem verdienen noch große Eifen-

4. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 24

1897 - Breslau : Hirt
24 Allgemeine Landeskunde. Belagerten die Burg übergeben, weil es ihnen an Lebensmitteln gebrach. In der größten Not kam zu ihnen eine alte Frau mit dreiviertel Brot und zwei Weintrauben. Neue Kraft und Stärke kehrte den Kriegern wieder, und der Sturm wurde glücklich abgeschlagen. Auf dem weitern Zuge des Herzogs wurden besonders schwer heimgesucht die Ortschaften Woltersdorf, Kloster Nienburg, Calbe, Kloster Gottesgnaden, Unseburg und Wanzleben. Zu Ende des 13. Jahrhunderts tobte eine ähnliche Fehde zwischen dem Markgrafen von Brandenburg, Otto Iv., und dem Erzbischof von Magde- bürg. (Vgl. Staßsurt und Frohse.) Im 13. und 14. Jahrhundert trieben die Raubritter ihr Unwesen. Raubritterburgen waren: Dumburg, Arnstein, Lauenburg, Stecklenbnrg, die Burg des Ritters Hans v. Hackelberg, der Reinstein, die Dassenburg, Sachsenburg, der Adlerstein u. a. Im Jahre 1525 brach der Bauernkrieg aus, der auch besonders unsere Gegend mit heimsuchte. (Mau vgl. Böruecke, Adersleben, Huysburg :e.) Die schrecklichsten Spuren der Verwüstung hinterließ der dreißigjährige Krieg (1618 —1648). Wohl kein Ort nnsrer Heimat blieb verschont. Aus den Hunderten von Einzelheiten entnehmen wir nur ein Bild, wie es ein zeitgenössischer Geschichtsschreiber entrollt. „Wie jämmerlich stehen nun die großen Städte! Wo zuvor tausend Gassen gewesen sind, sind nun nicht mehr hundert. Wie elend stehen die kleinen Städte, die offenen Flecken; da liegen sie verbrannt, zerfallen, zerstört, daß weder Dach, Gesparr, Thüren oder Fenster zu sehen sind. Wie sind sie mit den Kirchen umgegangen? Sie haben sie verbrannt, zu Pferdeställen und Marketeuderhäusern gemacht, die Glocken weggeführt und die Altäre entweiht. Ach Gott, wie jämmerlich stehts auf den Dörfern! Man wandert bei zehn Meilen und stehet nicht einen Menschen, nicht ein Vieh, nicht einen Sperling, wo nicht an etlichen Orten ein alter Mann, Kind oder zwei alte Frauen zu finden. In allen Dörfern sind die Häuser voller Leichname und Äser gelegen; Mann, Weib, Kinder, Gesinde, Pferde, Schweine, Kühe und Ochsen, neben- und unter- einander von der Pest und vom Hunger erwürgt, voller Maden und Würmer, und sind von Wölfen, Hunden, Krähen und Raben und andern Vögeln gefressen worden, weil niemand dagewesen, der sie begraben^ beklagt und beweint hat. So groß ist die Not gewesen, daß die Menschen sich angefallen und gegeffen haben, daß die Armen in den Schiudergruben vom Aas geschnitten, die Knochen zerschlagen und mit dem Marke das Fleisch gekocht, das schon voll Würmer gewesen. Unser Vaterland liegt in Schmach, Jammer und Armut und Herzeleid; die viel tausendmal tausend armen jungen Seelen, so in diesem Kriege unschuldig sind hingeschlachtet worden, schreien Tag und Nacht zu Gott um Rache." — Jahrzehnte bedurfte es, um die Wunden, die der böse Krieg unsrer Heimat geschlagen, einiger- maßen zu heilen. Erst unter der segensreichen Regierung der weisen Landesväter aus dem Hause Hohenzollern erholte sich das Land nach und nach bis zu dem jetzigen Wohlstande. Aus der Regierungszeit des Großen Kurfürsten ist besonders wichtig für unsere Heimat, daß er den aus Frank- reich und aus der Pfalz um ihres Glaubens willen Vertriebenen unser Land

5. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 25

1897 - Breslau : Hirt
6. Bewohner. 25 öffnete. So siedelten sich vom Jahre 1687 viele Pfälzer in Calbe an; sie brachten der Stadt einen neuen Erwerbszweig, indem sie die Tuchmanufaktur einführten. Dieselbe steht jetzt in hoher Blüte. In den Jahren 1806—1813, da unser Vaterland von dem welschen Eroberer Napoleon geknechtet wurde, gehörte unsere Heimat zu dem König- reich Westfalen; doch nur gezwungen trugen unsere Väter das fränkische Joch. Der Aufstand eines Hauptmanns von Kleist, der Siegeszug des Herzogs von Brannschweig und die Rächerschar des Majors von Schill im Jahre 1809, der das Dodendorser Feld mit französischem Blut tränkte, geben uns den Beweis, daß in den Herzen unsrer Väter die alte Preußenliebe loderte. So wie man im Jahre 1815 Friedenseichen pflanzte, so errichtete man im Jahre 1871 Friedensdenkmäler für die tapferen Söhne, die unser Haus und unsern Herd im Kriege beschirmten und die deutsche Einigkeit mitbaneu halfen. 7. Zum Schlüsse dieses Abschnittes mögen noch einige alte Sprüche folgen, in denen manche Städte und Orte vom Volke gekennzeichnet sind: 1. De Brocken, de lätt sick locken, aber de Elm (Höhenzug im Braun- schweigischen), dat is en Schelm. (Wetterregel.) 2. In Aken is nicks to maken as Buntholt uu Staken. 3. Queddelborger Brennewien, Queddelborger Masteschwien. 4. Stemmern, Biere, Barendorp, Uellnitz nn Forstete, Zens, Mühlinge, Eikendorp, Atzendorf is ok derby, Brumby un Glöthe, Soll'n dat nich elf Dörper si)'!*) 7. Handel und Verkehr. Wie Abschnitt 5 schon erwähnt, sind unsere Heimatkreife zu den frucht- barsten und gesegnetsten des ganzen Reiches zu rechnen, denn sie bringen die meisten Lebensbedürfnisse im reichsten Maße hervor; ja an manchen Er- zeugnissen, z. B. Getreide, Zucker, Cichorien, Braunkohlen und Salz u. s. w., ist sogar Überfluß vorhanden, so daß davon in andere Gegenden ausgeführt werden kann (Ausfuhrartikel). Dennoch müssen die Bewohner auch Erzeug- uisse anderer Länder, z. B. Kaffee, Thee, Reis, Tabak, Baumwolle, Seide, Holz, Steinkohlen n. s. w. herankommen lasien, also einführen (Einfuhrartikel). Dieser gegenseitige Austausch der Erzeugnisse wird Handel genannt und durch die Kaufleute vermittelt. Infolge der umfangreichen Großindustrie und des Handels dieser Kreise ist der Verkehr ein sehr bedeutender. Unter- stützt wird er durch die Schiffahrt auf der Elbe und Saale. Außerdem durchschneiden viele Eisenbahnstrecken die sruchtbaren und industriereichen Teile der Kreise und stellen die Verbindung zwischen den größeren und mittleren Städten her. Zu den wichtigsten Verkehrsanstalten gehören ferner noch die Post- und Telegraphenanstalten, welche Waren, Briefe und Nach- richten befördern. Von ganz besonderer Wichtigkeit für den Verkehr ist das dichte Netz sehr guter Laudstraßeu, das fast alle Orte der Kreise untereinander und mit außerhalb der Kreise gelegenen Ortschaften verbindet. *) Diese Dörfer find 11 Ortschaften der Börde.

6. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 28

1897 - Breslau : Hirt
28 Ortskunde. Die Bewohner des flachen Landes beschäftigen sich mit Ackerbau und Viehzucht, wahrend in den Städten Industrie, Handel und Gewerbe vor- herrscht. Die Ortschaften an der Bode treiben bedeutenden Flachsbau, die Stadt Quedlinburg großartigen Gartenbau in vielen Handelsgärtnereien und das Dorf Thale ausgedehnten Obstbau. Von Wichtigkeit find die Wollwaren- und Lederfabrikation in Quedlinburg, die Eisenindustrie bei Thale, die Kali- lager bei Aschersleben, die Braunkohlengruben zu Aschersleben, Königsaue, Schneflingen, Börnecke und Nachterstedt. Der größte Fluß dieses Kreises ist die Bode, die im Kreise sehr viele Mühleu treibt. Ihre Nebenflüsse find rechts Steinbach, Neinstädter Bach, Qnarmbach, Bücklingerbach, Selke, links Silberbach, Warnstedter Bach, Marsleber Bach, Sülze. Außerdem durchfließt den Kreis die Wipper mit der Eine. B. Beschreibung der Ortschaften, a. Städte. I. Uschersteöen, 22179 Einwohner. Aschersleben liegt in einem Thale, welches die Eine durchfließt. Au Kirchen befinden sich in der Stadt die St. Stephanikirche, die St. Margareten- kirche, die evangelisch-reformierte Kirche, die Katharinen-Hospitalkirche, die evangelisch-lutherische und die katholische Kirche. Auch eine israelitische Gemeinde ist in der Stadt. An Schulen besitzt Aschersleben ein Gymnasium mit Realprogymnasium, eiue Vorschule dazu, eine höhere Töchterschule, eine Knabenmittelschule, gehobene Mädchenschule und fünf Volksschulen (Margareten-, Stephani-, Luisen-, Johannis- und Lindenschule). In Aschersleben bestehen das St. Katharinen-, St. Elisabeth-, St. Johannis-Hospital und die Rahm- dohrsche, Hörniugsche, Hahusche und Gersonsche Stistuug. Die Haupt- erwerbszweige der Einwohner sind Wollenweberei, Brauerei, Brennerei, Leinenfabrikation, Eisenblech-, Schwarz- und Weißblechfabrikation, Handel und Ackerbau. Einen bedeutenden Anfschwuug haben im letzten Jahrzehnt die Ascherslebener Kaliwerke und Braunkohlengruben genommen. Bedeuteud ist die Samenzucht. (Zuckerrüben, Mohrrüben, Zwiebeln.) In der Nähe der Stadt befindet sich das Solbad Wilhelmsbad und auf dem nahen Wolfs- berg die Burgruine Askanien. Aschersleben wird im Jahre 1130 zum erstenmale erwähnt; 1173 war es bereits eine Stadt. Dieselbe gehörte bis 1315 dem Hause Anhalt und wurde mit dieser Grafschaft sieben Jahre später dem Bistum Halberstadt einverleibt. In der Zeit des Interregnums, in welcher das Faustrecht galt und blutige Fehden und Räubereien den Verkehr hemmten, war die Stadt Aschersleben mit 12 Warten ver- sehen, welche durch einen tiefen Graben miteinander verbunden waren. Im Jahre 1540 wurde in Aschersleben die Reformation eingeführt. Die Drangsale des dreißig- jährigen Krieges empfand die Stadt mehr als andere Nachbarstädte, namentlich wurden 1643 sämtliche Vorstädte niedergebrannt, alle Gärten zerstört und in der Stadt selbst die fürchterlichsten Greuel verübt. Durch den westfälischen Frieden kam sie an Branden- bürg, gehörte dann von 1807 zum Königreich Westfalen, nach deffen Verfall sie wieder

7. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 75

1897 - Breslau : Hirt
Kreis Oschersleben. 75 kommen werde. Und siehe! nach langen Jahren vergeblichen Harrens kehrt der tapfere Horst, auf der Walstatt einft halbtot zu Boden gestreckt, leidend und abgezehrt vom giftigen Pfeilschuß, im Geleite eines Arztes nach mühseligem Umherirren auf zweirädrigem, vou Ochsen bespanntem Fuhrwerk wirklich zur Heimat zurück und findet, vom Bruchsee langsam herwandernd, in jenem Hüttchen am Kämerkenberge seine Gattin und seine Kinder. „Matt entstieg er dem Wagen und trat in das Hüttchen der Seinen, laut auf-" chluchzend umarmt er Guudeika, den Sohn und die Tochter. Also weinten all in gegenseitiger Wehmut." In aller Morgenfrühe entfandte Horst, ungeachtet seiner Wunden und seiner durch ein solches Wiedersehn noch mehr erschütterten Gesundheit, seinen mit- gebrachten Gefährten zu Kattwald, ihn wegen seines begangenen Raubes zum Zwei- kämpf zu fordern. Dieser, zu welchem schon abends zuvor die Schreckenskunde von der unerwarteten Heimkehr des tot geglaubten Helden gedrungen, und der in schlaf- loser Nacht deshalb schon mit sich zu Rate gegangen war, was zu thun fei, hüllte sich schnell in die Haut des Büffels und eilte ohne Schwert und Waffen, in Be- gleitung seines Sohnes Rudolf und seiner Tochter Lindls in das Hüttchen des Kämerkenberges, umarmte unter Thränen den edle» Horst und dessen Gattin und Kinder und bat: „Laß mich nicht kämpfen mit dir, mein Bruder! Wie bluten die Wunden dir, dem Erblaßten, welche du rühmlich empfingst von den Römern, unsere Gaue zu sichern!" — Er entschuldigte, so gut er konnte, sein Raubwerk, indem er hervorhob, wie er Horst habe sallen sehen in: Schlachtfelde, und um so mehr nach Verlauf einer längeren Zeit hätte wähnen müffen, er kehre niemals zurück. Er stellte dann weiter vor, wie er seitdem den Humberg bepflanzt, das wilde Gesträuch getilgt, die moorigen Sümpfe getrocknet und die Thäler bebaut habe, und bat, daß Horst ihn nun auch die Früchte genießen lasse und das Seinige nicht zurücknehme. „Doch" — setzte er dann zuletzt noch hinzu —, „damit ich vor den Göttern dich sühne, „Geb ich der Hornahnsa den Rudolf, und Lindla dem Heinrich; statte sie reichlich aus und baue den Kindern am Bruchsee Burgen, dem Heinrich mit Lindla südlich, und nördlich dem Rudolf, wie du vom Berg hier die liebliche Gegend be- schauest. Gewähr' es! Heinrich, mein Eidam, erlege die Wölf und benenne die Burg sich Wulserstedt, und Hornahnsa erlabe das Hornvieh dort im schattigen Wald und am See; und ihr zum Gedächtnis nenne, mein Rudolf, zur Ehre der Gattin die Burg Hornhausen." Die Kinder reichten sich die Hände zum Bündnis, und Horst, während dieses Gespräches immer mehr erblassend und den nahenden Tod fühlend, gewährte die Bitte und sprach: „Nun geh ich versöhnt!" Dann hauchte er nach wenigen Augen- blicken seine Heldenseele aus. Mathilde von der Asseburg. (3. Sage.) Zur Zeit des dreißigjährige Krieges besaßen die von Bornstedt das Schloß Hornhausen. In den unruhigen und unsicher» Zeiten dieses schrecklichen Krieges suchte Brigitte von Bornstedt mit ihrer Tochter Mathilde sichern Schutz in einem Kloster zu finden. Wenige Wochen vor der Abreise schlugen aber Streifzüge von dem Heere des Herzogs vou Braunschweig in Hornhausen ihre Quartiere auf. In diefem Heere diente Gotthard von der Asseburg,, eiu naher Verwandter der Mathilde. Er

8. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 60

1897 - Breslau : Hirt
60 Ortskunde. 10. Umtsbezirk Eggersdorf. Gemeinde Eggersdorf, Pfarrdorf, 1002 Einwohner. Bei Eggersdorf befindet sich eine fiskalische Braunkohlengrube. Das Dorf liegt nordwestlich von Calbe; es ist Eisenbahnstation. Das Dorf kommt im Jahre 900 als Adalingerestorp vor. Der Name Ecke- hardsdors bedeutet wohl Dorf Eckehards. Nach diesem Dorfe führte auch ein altes Adelsgeschlecht seinen Namen. Das Patronat über die Kirche St. Martini übten die Grafen von Barby, dann die Herzöge von Sachsen -Barby, dann die Herzöge von Kursachsen, endlich der Staat aus. Der erste evaugelische Pfarrer war Nikolaus Frischmuth. Ii. Amtsbezirk Frohst. Gemeinde Frohse, nördlich von Calbe, zwischen Schönebeck und Groß- Salze, mit deu Ziegeleien Apfelwerder und Reishüterberg, ausschließlich der eingepfarrten und eingeschulte« Bewohner der Königs- und Wilhelms- straße. Pfarrdorf, 1900 Einwohner. Chemische Fabrik, Düngerfabrik, Leim- fabrik, Dampftnühle. Der Flecken Frohse wird 937 als Frosa, Brösa bezeichnet. Schon 961 wird es als Stadt genannt. In Frohse befanö sich anch ein Königshof, auf welchen: 955 die ganze Familie Ottos I. weilte. Im Jahre 1002, nach dem Tode Ottos Iii., versammelten sich in Frohse die ostsächsischen Fürsten, um über eine neue Königs- wähl zu beraten. Schon früh waren in Frohse Salzgnellen entdeckt. Als im Jahre 1012 das Erzstist Magdeburg die Stadt vom Kaiser Heinrich Ii. geschenkt erhielt, besaß dieselbe schon Markt-, Münz- und Zollgerechtigkeit. In den Kämpfen Heinrichs des Löwen gegen Erzbischof Wichmann hatte Frohse viel zu leideu. Bei Frohse siegte Erzbischof Günther von Magdeburg über deu Markgrafen Otto Iv. von Branden- burg. Letzterer wollte gern die Wahl seines Bruders Erich zum erzbischöslicheu Amte iu Magdeburg durchsetzen. Da das ihm nicht gelang, so hegte er bittern Groll gegen den an seines Bruders Statt gewählten Erzbischof Günther von Schwalenberg. Er sagte ihm 1278 Fehde an und zog nun gegen ihn. Als er Magdeburg erblickte, rief er im feurigen Übermut aus: „Dort im Magdeburger Dome, ihr Leute, werdeu wir bald unsere Rosse füttern!" Dies Wort kam früher nach Magdeburg als Otto, und kaum vernahm es Günther, so versammelte er Edle und Bürger auf dem Marktplatze, entfaltete die Fahne des heiliges Mauritius, des Schutzheiligen von Magdeburg, und entflammte in feuriger Rede die Menge zur wilden Kampfeslust. Alles griff zu den Waffen, und hinaus zog der Bischof mit großer Macht, den Brandenburgern entgegen. Es kam bei Frohse zu einer blutigen Schlacht, in welcher Otto unterlag und mit 300 Rittern und Knappen gefangen ge- nommen wurde. Im Triumph, unter Verwünschungen, Drohungen und Gespött, ward er nach Magdeburg geführt, ohne indes den Anblick eines Gebeugten zu machen. Dies erregte den Zorn des Kirchenfürften im höchsten Grade, weshalb der- selbe zur Demütigung des gefangenen, ritterlichen Fürsten zu einem schmachvollen Mittel griff. Es ward auf einem öffentlichen Platze ein Käfig von Balken und starken Sparren erbaut und Otto den Magdeburgern zur Schau in demselben aus- gestellt. Die Kunde von einer so verabfchenuugswürdigen Handlungsweise empörte Ottos Brüder und seine Gemahlin Hedwig aufs äußerste. Erstere fielen verheerend ins Magdeburgische ein, ohne indes die Befreiung des Markgrafen zu bewirken. Erst als der treue Diener Johann v. Buch der Markgräfin einen in der Kirche zu Taugerrnünde verborgenen Schatz zeigte, war diese imstande, durch eiu Lösegeld von
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