Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
22
Blicke in die Vergangenheit Pommerns.
iß es nicht, gieb's lieber dem Hunde, es ist unrein!" Das Thier
starb am andern Tage, und Bogislaw entfloh. Bald darauf empfing
er die Huldigung der Stände. Seine Regierung brachte dem Lande
Sicherheit und Wohlstand. Von brandenburgischer Oberherrlichkeit
wollte er nichts wissen, und als Kurfürst Albrecht Achilles von
Brandenburg mit ihm darüber verhandelte, erkannte er nur Bran-
denburgs Erbrecht au. Da, als Bogislaw dem Kurfürsten die
Hand gab, sprach dieser listig: „Lieber Oheim, hiemit leihe ich Euch
Land und Leute!" Aber wie von einer Schlange gestochen, zog dieser
die Hand zurück und sprach: „Ehe das geschehen soll, da sollen noch
„,,dre sewen Düwel"" durchfahren!" stieg zu Pferde und jagte da-
von. — Einst war er auf der Hirschjagd von einem Hirsche schwer
verwundet worden. Als nun brandenburgische Gesandte kamen, ihm
ihres Herrn Beileid zu bezeugen, meinte er, sie wollten nur sehen,
ob er bald sterben würde. Er ließ sich daher ein Kohlenfeuer an-
zünden, damit er roth im Gesicht würde, und so empfing er, stattlich
auf dem Stuhle sitzend, die Gesandten. — Später wurde er auf einer
Reise nach dem gelobten Lande von Seeräubern überfallen. Als
sein Schwert zerbrach, erstach er mit einem Bratspieß einen großen
Türken und drängte die andern vom Bord weg. Sie schossen
darauf Feuerpfeile in die Segel des Schiffes und fuhren davon.
Den Christen aber gelang es, das Feuer zu löschen. — Durch
dergleichen Züge und Abenteuer wurde Bogislaw X. Liebling seines
Volks. Dazu kam seine riesige, echt pommersche Gestalt, sein großes,
fröhliches Angesicht, seine Neigung zum guten und vielen Essen und
Weintrinken. Auch war er, wenn er aus der Kirche kam, für Jeden
zugänglich und reichte ihm die Hand. Leider gab er sich in seinen
alten Tagen den Lüsten so sehr hin, daß er darüber die Liebe der
Pommern einbüßte. Die Reformation ließ Bogislaw zuerst ge-
währen. Ersah Luther auf dem Reichstage zu Worms und auch
in Wittenberg. Da sprach er einmal zu ihm: „Herr Doctor,
ihr müßt mir einmal die Beichte hören!" Darauf erwiderte dieser
scherzend: „Was wollt' ein so großer Sünder einem armen Mönch
beichten. Ich werde Ew. fürstlichen Gnaden nicht genugsam absol-
viren können!" Diesen Scherz verstand Bogislaw nicht, meinte,
der Doctor wolle ihm wegen seines Lebenswandels Vorwürfe machen.
Schon vorher war er der Reformation nicht hold, jetzt kam noch
persönliche Abneigung gegen den Reformator dazu, und die Lutheri-
schen wurden in Pommern verfolgt, bis Bogislaw in seinem
70sten Lebensjahre starb.
4. Johann Nugenhagcn, genannt Ih-. Pommer, und die Einführung
der Reformation in Pommern.
(t3. Dezember 1534.)
l. Johann Bugen Hagen, der wittenbergische Pfarrherr, hat
dem großen Reformator 1)r. Martin Luther in dem schweren
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht_Achilles_von
Brandenburg Albrecht Johann_Nugenhagcn Johann Johann Hagen Martin_Luther
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Die Mark unter Kurfürsten aus dem Hause Hohenzollern.
23
man sich ergeben wolle. Die Feste war gewonnen, aber der Vogel
ausgeflogen. Auf geheimen Pfaden hatte sich Dietrich von Quitzow
geflüchtet, irrte als Geächteter von Land zu Land und starb endlich
im Elende, doch ungebeugt im tiefen Walde. Wie dem Schlöffe Frie-
sack, so erging es auch anderen Raubburgen, z. B.zilaue, und all-
mählich beugten sich die trotzigen Herren der Mark vor der Donner-
stimme jenes groben Geschützes und wurden treue Diener des neuen
Herrn. Nicht wenig trug dazu auch das sanfte Wort und gewin-
nende Wesen der Gemahlin Friedrichs, „der schönen Else" (Elisabeth
von Baiern), bei, die auch eine unvergeßliche Wohlthäterin der Armen
war, wie eine andere Elisabeth von Baiern, die Gemahlin Friedrich
Wilhelm Iv., es ist. — Der Anfang der hohenzollerschen Herrschaft
in der Mark ist also die Beugung des verwilderten Adels und die
Beschützung der Städte und der Bauern gewesen.
2. Wie Burggraf Friedrich Kurfürst von Branden-
burg wird. (30. April 1415 und 18. April 1417.) Auf der
großen Kirchenversammlung zu Kostnitz sollte eine Heilung der Kirche
am Haupte, dem Papste, und an den Gliedern, den Geistlichen,
vorgenommen werden. Hierzu bedurfte der Kaiser weisen Rath und
kräftige Mithilfe des Burggrafen Friedrich. Er bedurfte aber auch
seines Geldes. Bis auf 400,000 Goldgulden wuchs das Darlehn,
das der Hohenzoller dem Kaiser gab. Das konnte dieser ihm nim-
mer bezahlen. Darum wollte er ihm dafür das Land Brandenburg
erb- und eigenthümlich übermachen. Solches geschah am 30. April
1415. Es war am Tage des Evangelisten Lukas, als der Burg-
graf, nunmehr Erzkämmerer des heiligen römischen Reichs und Kur-
fürst von Brandenburg, in Berlin einzog. Voraus, auf mächtigem
Streitrosfe, in hellglänzender Stahlrüstung, das Visir des mit Gold
verzierten Helmes zurückgeschlagen, kam der Kurfürst selbst; ihm zur
Rechten ritt der Bischof von Lebus, zur Linken der von Branden-
burg. Ihnen folgten viele märkische und fränkische Ritter mit ihren
Knappen und Reisigen. Unter dem Zudrange des Volks ging der
festliche Zug durch das Teltower Thor zu dem „hohen Hause" in
der Klosterstraße. Es war mit Eichenlaub geschmückt, von den Zin-
nen des Dachs und aus allen Fenstern heraus wehten die Fahnen
und Banner der märkischen Städte, aber über dem Eingänge des
Palastes rauschte das schwarze und weiße Panier der Hohenzollern.
Pfeifer, Posauner und Pauker standen auf dem Balkon, und das
Schmettern ihrer Instrumente begrüßte den nahenden Zug. Ganz
anders empfingen jetzt die adeligen Herren ihren Kurfürsten. Feierlich
wurde ihm gehuldigt, freundlichst erwiederte er die ihm dargebrachten
Huldigungen. Aber noch höhere Ehre und noch größere Feierlichkei-
ten erwarteten ihn. Am 18. April des Jahres 1417 wurde er zu
Kostnitz von dem Kaiser feierlich und öffentlich mit der Mark be-
lehnt. Ein glänzender Zug von Rittern versammelte sich vor Frie-
drichs Herberge. Dieser bestieg im kurfürstlichen Schmucke sein Roß,
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Dietrich_von_Quitzow Friedrichs Friedrich
Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich Friedrich Lukas Eichenlaub
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Baiern Baiern Brandenburg Brandenburg Berlin Lebus
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22
Tlicke tu feie Vergangenheit Schlesiens.
Herren, plünderten die Kaffen und zerrissen wichtige Urkunden. König
Siegmund aber hielt ein streng Gericht. Vor einem schwarzbehan-
genen Tische an der Ring-Ecke in der Nähe der Elisabethkirche wur-
den die Aufrührer zur Verbannung und zum Verlust ihrer Güter,
ihre Anführer zum Tode verurtheilt. Die Köpfe derselben wurden
zur Warnung auf der Stadtmauer aufgespießt, ihre Leiber unter den
breiten Steinen begraben, die nach der Elisabethkirche führen.
4. In der Mitte des 14. Jahrhunderts belegte der Bischof die
Stadt Breslau wegen vermeintlicher Ketzerei mit dem Interdikte. Da
wurde kein Gottesdienst gehalten, kein Glockenton vernommen, kein
Kind getauft, kein Ehebund eingesegnet, das heilige Abendmahl nicht
ausgetheilt, keinem Sterbenden durch den Priester Trost zugesprochen,
kein Todter mit kirchlicher Feierlichkeit beerdigt. Die Kirchen waren
schwarz ausgeschlagen, die Altäre und Gnadenbilder mit schwarzem
Tuch verhängt. Das reizte den Unwillen des Volks gegen die Geist-
lichen. Herumstreifende Mönche aber ließen sich bereit finden, in den
Hauptkirchen der Stadt Messe zu lesen. Die Rathsherren und die
Aeltesten der Bürgerschaft mußten endlich im Bußgewand, baarfuß
und entblößten Hauptes vom Rathhause bis zum Albrechtskloster
gehen und da in Gegenwart fürstlicher Herren sich vor dem Bischof
niederwerfen, demüthig Abbitte thun und Besserung versprechen. Nun
wurde der Bannfluch aufgehoben. In den Herzen der Gedemüthig-
ten aber blieb ein Groll gegen tue Geistlichen.
6. Gcorg Podicbrad und die Kreslauer.
<1450—70.)
1. Ueberhaupt war man im Anfänge des 15. Jahrhunderts in
Breslau und in andern Theilen Schlesiens gegen die damalige ka-
tholische Kirche mit ihren Mißbräuchen nicht gar günstig gestimmt.
Es gab hier wie in Schlesien überhaupt viel Anhänger des Johann
Huß in Prag, der viele Mißbräuche der Kirche öffentlich tadelte und
deßhalb verbrannt wurde. Auch in Breslau ward ein gewisser Ste-
phanus wegen sogenannter hussitischer Jrrthümer verbrannt, später
hatte Jan Krasa, ein Prager Bürger, hier dasselbe Schicksal, weil
er hussitische Lehren ausgebreitet hatte. Der Papst sendete den feu-
rigen Franziskanermönch Capistrano, um die Schlesier von Neuem
für sich zu begeistern, was jedoch nur auf 60 Jahre gelang. Capi-
strano hatte besonders die Breslauer für diese Zeit gegen die hussiti-
schen Böhmen, namentlich gegen ihren Statthalter Georg Podiebrad
eingenommen. Und als dieser ehrenwerthe Mann nun gar zum König
der Böhmen erwählt wurde, da weigerten sie sich hartnäckig, „den
Ketzer" anzuerkennen. Sie wollten lieber selbstständig sein. Das
Volk wurde von den Priestern aufgehetzt und regierte den Rath.
„Es waren zu der Zeit so viele Rathleute in Breslau, als Trinker,
Säufer, Spieler und Lotterer. Was diese wollten, mußte geschehen.
Das war eine verkehrte Ordnung; die Untersten über die Obersten."
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Siegmund Johann Jan_Krasa Franziskanermönch_Capistrano Georg_Podiebrad
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Blicke in die Vergangenheit Schlesiens.
Schlesien wird preußisch.
(1740—1742.)
12. Wie Friedrich d. Gr. in Schlesien empfangen worden ist.
1. Die ersten Schlesier vor dem König. Es war im
Dezember 1740, da rückte König Friedrich I!. von Preußen mit sei-
nem Heere in Schlesien ein. Er wollte die Erbin der österreichischen
Lander, Maria Theresia, zur Abtretung der schlesischen Fürstentümer
nöthigen, auf welche schon seine Vorfahren gerechte Ansprüche gemacht
hatten. An der Grenze nahten sich ihm 2 Abgesandte der Evange-
lischen der Stadt Glogau. Sogleich ließ er seine Wagen halten;
und die Abgesandten traten ehrfurchtsvoll heran. Sie baten den
König, er möge doch die Gnade haben und die Stadt Glogau
nicht von der Seite angreifen, wo ihre evangelische Kirche üünde.
Der österreichische Befehlshaber der Stadt würde sie sonst auf jeden
Fall niederbrennen lassen, damit sie von den Preußen nicht bei der
Belagerung der Festung benutzt werden könne. Und der König er-
wiederte ihnen freundlich: „Ihr seid die ersten Schlesier, die mich
um eine Gnade bitten: sie soll euch gewährt werden!" Auf der
Stelle wurde nun ein reitender Bote an den Kommandanten von
Glogau abgefertigt, der mußte diesem das Versprechen des Königs
mittheilen; und die Kirche blieb verschont. — Solche Freundlichkeit
war den Evangelischen in Schlesien von ihren bisherigen österreichi-
schen Landesherren freilich nicht zu Theil geworden. Sie empfingen
darum den König Friedrich mit Freuden und wurden gern Preußen.
2. Die Preußen vor Grünberg. Ein lustiger Vorfall er-
eignete sich in Grünberg. Die Preußen fanden die Thore der Stadt
verschlossen. In der Rathsstube saßen Bürgermeister und Rathmänner
in feierlicher Amtstracht mit großen Perrücken an einem langen Tische.
Da trat ein preußischer Offizier ein und forderte im Namen seines
Königs die Schlüssel-der Stadt. Der Bürgermeister erwiderte, er
dürfe sie nicht geben. Der Offizier drohte, daß man dann die Thore
sprengen und mit der Stadt übel verfahren werde. Der Bürger-
meister zuckte mit den Achseln. „Hier auf dem Rathstische liegen die
Thorschlüssel," sprach er; „ich werde sie ihnen nicht geben. Wollen
sie sie aber selbst nehmen, so kann ich's freilich nicht hindern." Der
Offizier lachte, nahm die Schlüffe! und ließ die Thore öffnen. Die
Preußen rückten ein. Jetzt sollte der Bürgermeister die Stadtschlüffel
wieder abholen lassen. Aber wiederum weigerte er sich standhaft.
„Ich habe die Schlüssel nicht weggegeben," sagte er, „ich werde sie
auch nicht holen oder annehmen. Will der Herr General sie wieder
auf die Stelle hinlegen lassen, von der sie weggenommen worden, so
kann ich freilich nichts dagegen haben." Der General meldete den
Vorfall dem Könige zu dessen großem Ergötzen. Dieser befahl, daß
eine Abtheilung Soldaten unter Musik und Trommelschlag, voran
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_d Friedrich Friedrich_I Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich
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26
Bücke in die Vergangenheit Preußens.
theidigte Marienburg. Hunger und Seuchen nöthigten den Feind
zum Abzüge. So konnte Heinrich von Plauen, des Ordens Retter,
den ersten Frieden zu Thorn schließen, in welchem nichts als Samo-
gitien abgetreten wurde, 1411. Es ist aber ein furchtbares Zeichen
von dem Verfall des Ordens, daß derselbe seinem Retter mit schmäh-
lichem Undank lohnte, als er strenge Genügsamkeit, alte Einfachheit
und fromme Sitte im Orden zurückführen wollte. Da konnte die
Strafe und das Verderben nicht lange mehr ausbleiben. Der dem
Orden feindliche Landadel und die Städte schloffen 1440 zu Ma-
rienwerder einen Bund gegen ihre Oberherren und trugen dem König
Kastmir Iv. von Polen an, daß er Herr in Preußen würde. Die
Ritter, welche ihre Söldner nicht bezahlen konnten, mußten sehen,
wie diese die Marienburg und alle von ihnen besetzten Burgen den
Polen verkauften. Weinend verließ der Hochmeister den stolzen Or-
denssitz und floh nach Königsberg. So kam es zum zweiten Thor-
ner Frieden 1466, in welchem der Orden ganz Westpreußen abtreten
mußte und Ostpreußen nur als polnisches Lehen behalten durfte.
Beide Theile, besonders aber Westpreußen, siechten dahin. In dieses
schlich sich polnische Sprache, polnische Sitte und polnischer Skla-
vensinn ein, und die, welche ihre Herren, die Ordensritter, an die
Polen verrathen hatten, mußten sich nun Jahrhunderte lang ohn-
mächtig der gewaltsamen Eingriffe Polens zu erwehren suchen.
Preußen, ein weltliches Herzogthum.
(1525—1701.)
6. Markgraf Albrecht von Prandcnburg und die Veformaticm in Preußen.
Jetzt strebten die Ordensritter darnach, wenigstens in Ostpreußen
die polnische Lehnshoheit wieder abzuschütteln. Daher beschlossen sie,
die Hochmeisterwürde einem Fürsten aus einem mächtigen benachbarten
Hause zu übertragen. Sie wählten deshalb den Markgrafen Albrecht
von Anspach, einen nahen Verwandten des Kurfürsten Joachim von
Brandenburg und zugleich Neffen des Königs Siegmund von Polen
(1511). Derselbe weigerte sich von vornherein, den Lehnseid an Po-
len zu leisten. Es kam darüber zum Kriege, der jedoch von Albrecht
ohne besonderes Glück geführt wurde. Inzwischen drang der Ruf
und die Lehre Luther's auch nach Preußen, und in unglaublich kurzer
Zeit fand hier die Kirchenverbesserung überall Eingang. In Königs-
berg, Elbing, Thorn und Danzig u. a. O. kehrten Mönche und
Nonnen in das bürgerliche Leben zurück, und als Luther 1524 an
die Ordensbrüder in Preußen ein Schreiben erließ, daß sie ihrem
Ordenszwange entsagen sollten, legten viele derselben die Ordenstracht
ab, bekannten sich zur evangelischen Lehre und verheiratheten sich.
Am meisten aber wirkte zur Verbreitung der Kirchenverbesserung in
Ostpreußen der Bischof von Samland, George von Polenz. Wäh-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Plauen Heinrich Albrecht_von_Prandcnburg Albrecht Albrecht
von_Anspach Albrecht Joachim_von
Brandenburg Siegmund_von_Polen Albrecht Albrecht George_von_Polenz
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Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Preußen, ein weltliches Herzogthum,
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renb dich in Preußen vorging, suchte Albrecht auf dem Fürstentage
zu Nürnberg vergeblich Hilfe gegen Polen. Bei dieser Gelegenheit
hatte er auch eine Unterredung mit Luther. Der redete ihm zu Her-
zen, daß der Orden, zumal in seinem gegenwärtigen Zustande, un-
möglich Gott wohlgefällig sein könne; es sei viel besser, ein frommes
und ehrbares Leben in dem von Gott verordneten Ehestande zu führen.
Da beschloß der Hochmeister Albrecht aus den Rath Luther's, die geist-
liche Ordensherrschast in ein weltliches Herzogthum zu verwandeln,
und gegen Leistung des Lehnseides gab der König von Polen im
Vertrag zu Krakau seine Zustimmung. Nur 5 alte Ordensritter
widersetzten sich und wandten sich mit vergeblichen Klagen an den
deutschen Kaiser, die übrigen traten gern in die Reihen der Ritter-
schaft des Landes. Alles Volk aber sah die Veränderung gern, denn
es war bereits größtentheils evangelisch, und bald erschollen aus Preu-
ßen die Klänge von der freien Gnade Gottes in Christo weit und
breit in dem kräftigen Liede: „Es ist das Heil uns kommen her"
von Paul Speratus. Derselbe wurde, nachdem er in Oesterreich
schwer verfolgt, sogar zum Feuertode verurtheilt worden war, auf
Luther's Empfehlung Hofprediger des Herzogs Albrecht und später
Bischof von Pomesanien. Herzog Albrecht sorgte nun väterlich für
sein Land, namentlich für Belehrung des Volkes und Unterstützung
gelehrter und in Künsten geübter Männer, hatte aber fortwährend
seine Noch mit den herrschsüchtigen Rittern, ohne deren Zustimmung
er nichts durchsetzen konnte.
7. Preußen kommt an Prandcnburg.
(1618.)
Albrecht, aus der jüngern oder fränkischen Linie der Hohenzollern,
die Kurfürsten von Brandenburg waren, hatte nur noch einen Bru-
der und einen Sohn, welche in Preußen seine Nachfolger werden
sollten. Joachim Ii., Kurfürst von Brandenburg, setzte daher auf den
Rath seines Kanzlers Distelmeyer Alles daran, um von Polen die
Mitbelehnung über Preußen zu erlangen, damit dieses Land an Bran-
denburg fiele, sobald die fränkische Linie der Hohenzollern ausstürbe.
Die preußischen Stände fürchteten sich vor der polnischen Herrschaft
und waren dem deutschen Kurfürsten geneigt, die polnischen Großen
wurden durch reiche Geldgeschenke gewonnen. So erlangte Joachim Ii.
die Mitbelehnung über Preußen 1568 für sich und seine männlichen
Nachkommen, und nachdem ein halbes Jahrhundert verflossen war,
wurde der brandenburgische Kurfürst Johann Sigismund (1618)
Herzog von Preußen unter polnischer Lehnshoheit. Herzog Albrecht
hinterließ nämlich einen fünfzehnjährigen Sohn, Albrecht Friedrich.
Die sogenannten Regimentsräthe, preußische Edelleute, welche als die
obersten herzoglichen Beamten eine ausgedehnte, sehr unabhängige
Gewalt ausübten, ließen den jungen Fürsten für mündig erklären.
Nun aber boten sie Alles auf, um sammt ihrem Anhänge ihn gänz-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Paul_Speratus Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Joachim_Ii Joachim_Ii Johann_Sigismund_( Johann Albrecht Albrecht Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Blick auf die Geschichte Pommerns seit der Zeit des 30jährigcn Krieges.
31
Bedingungen der Uebergabe vom Kurfürsten gestellt wurden, als er
ihren Abgeordneten seine furchtbare Artillerie zeigen wollte, erklärten
sie: „Sie wollten ihrem Könige, wenn nicht die Stadt, doch die
Wälle und Mauern überliefern. Die Artillerie zu besehen, sei nicht
nöthig." Da drohte der erzürnte Fürst mit Sturm, wollte jedoch
die Entfernung der Frauen und Kinder erlauben. Aber die Frauen
antworteten, sie würden mit ihren Männern sterben, und die Bürger
trafen bereits Anstalten, um noch in den Straßen der Stadt sich zu
vertheidigen. Endlich war die schwedische Besatzung bis aus 300 Mann
zusammengeschmolzen; der Schießbedarf ging zu Ende; der kalte
Winter vermehrte noch das Elend. Da endlich zeigten sie sich zur
Uebergabe bereit, und der Kurfürst bewilligte ihnen aus Achtung für
ihre Tapferkeit und Treue auch jetzt noch ehrenvolle und gnädige
Bedingungen. — Diese Treue, welche die heldenmütige Stadt da-
mals gegen Hohenzollerns Macht für den Fürsten bewiesen hat, dem
sie durch einen heiligen Eid verpflichtet war, wird sie auch heute noch
im mannhaften Streite beweisen für das Haus Hohenzvllern, wenn
ein Feind sie ihm entreißen wollte.
6. Alick auf die Geschichte Pommerns feit der Leit des 3(siührigen Krieges.
Während des 30jährigen Krieges, im Jahre 1625, vereinigte
Bo gis law Xiv., der letzte seines Stammes, Pommern-Stettin
und Pommern-Wolgast. Durch Zureden und Drohungen bewog
ihn Gustav Adolph, König von Schweden, zu einem Bündnisie
mit ihm, als derselbe über das Meer herüberkam, um die von dem
Kaiser bedrohte evangelische Kirche zu schützen. Pommern schien
dem Schwedenkönig ein willkommener Lohn für seine Hülfe, und der
arme gute Herzog konnte es nicht hindern, daß bereits bei seinen
Lebzeiten die Schweden sich in dem Lande völlig festsetzten und es
aussaugten. Als daher 1637 der letzte Pommernherzog starb und
gemäß den alten Erbverträgen ganz Pommern an Brandenburg
hätte kommen sollen, widersetzten sich dem die damals übermüthigen
Schweden. Vergebens sendete der brandenburgische Kurfürst Schrei-
den an die pommerschen Stände, in welchen er sie zur Huldigung
auffordern ließ. Diese Schreiben sollten öffentlich angeschlagen wer-
den, aber der schwedische Statthalter ließ den Trompeter, der sie
überbrachte, arretiren und drohte, er wolle ihm dieselben auf den
Kopf nageln lasten; ein Feind Schwedens könne nicht die Regierung
in Pommern übernehmen. Im Westphälischen Frieden, durch welchen
1648 der furchtbare 30jghrige Krieg sein Ende erreichte, erhielt der
große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg nur Hinter-
pommern und das ehemalige Bisthum Kammin. Stettin, das er
zu seiner Hauptstadt machen wollte, und die Odermündungen mußte
er hingeben. Umsonü hatte er während der Friedensverhandlungen
geäußert: „Ich werde in Ewigkeit nicht von der Oder abstehen!"
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Friedrich_Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Blicke in die Vergangenheit Westphalens.
der vor die heilige Feme geladen wurde, wurden durch 3 starke
Schläge um Mitternacht 3 Späne aus dem Burgthore gehauen,
oder man heftete ihm die schriftliche Vorladung an die Thür. Jetzt
war er gewiß, daß ihn die Strafe ereile, vor der es keine Flucht,
keine Gnade gab, zumal im 15. Jahrhundert, da über 100,000 Wis-
sende in ganz Deutschland verbreitet waren und die mächtigsten Für-
sten es sich zur Ehre rechneten, Wissende zu sein. Denn erschien er
auf dreimalige Vorladung nicht, so wurde er verfemt, sobald der
Ankläger mit 2 — 3 Freischöffen seine Anklage beschwören konnte.
Dann war jeder Wissende verpflichtet, den Verfemten, wo er ihn
traf, zu erdolchen oder an einen Baum zu hängen. Darum erweckte
in den Zeiten der Unordnung und rohen Gewalt, wo weder Papst
noch Kaiser die Rohheit bändigen konnten, die Ladung der Feme in
den wildesten Gemächern die demüthigste Angst, und mancher Wan-
derer mochte ein Kreuz schlagen, wenn er durch den stillen Tann
schritt und plötzlich an einem Aste hängend ein Leichnam ihn an-
grinste, und wenn er darunter im Stamme des Baumes das Messer
mit den Buchstaben 8. 8. 6-. G. stecken sah, aus dem er erkannte:
Hier hat die heilige Feme gerichtet!
3. Anfangs wurde das Gericht unter frerem Himmel auf allen
öffentlichen Mal-Plätzen (das sind Orte für die Volksversammlung)
gehalten, später geschah es, daß in wichtigen Fällen die Gerichts-
Sitzungen bei Nacht und an verborgenen Orten abgehalten wurden,
wobei die Richter vermummt erschienen; alles der eignen Sicherheit
rvegen. Bei der Hegung des Gerichtes ging es also zu: Waffen-
los und nüchtern muß der Freigraf auf seinem Stuhle sitzen, alle
Nichtwissenden werden bei Todesstrafe ausgeschlossen. Das Urtheil
wird von den Schöffen gefunden, gewiesen, von dem Freigrafen ge-
fällt und ausgesprochen. Durch Eideshelfer kann der Angeklagte sich
reinigen, wenn der Kläger nicht durch die doppelte Zahl derselben
ihn überführt. Der Verfemte darf die Bitte um nochmalige Prü-
fung des Urtheils mit einem Stricke um den Hals, einer Königs-
münze in der Hand und unter Fürsprache zweier Schöffen einbringen.
Der Verurtheilte wird auf der Stelle entweder erdolcht oder an den
nächsten Baum gehängt. In der Acht des Freigrafen über den Ver-
brecher heißt es: „Ich setze ihn aus allem Frieden in den höchsten
Unfrieden und Ungnade und mache ihn unwerth, achtlos, rechtlos,
friedelos und unbequem; ich weise seinen Hals dem Stricke, seinen
Leichnam den Vögeln und den Thieren in der Luft zum Verzehren,
und befehle seine Seele Gott vom Himmel; ich setze seine Lehen und
Güter ledig dem Herrn, von dem sie herrühren, sein Weib zur
Wittwe, seine Kinder zu Waisen." Dann nimmt der Freigraf den
Weidenstrick, biegt ihn und wirft ihn aus dem Gericht hinaus, und
alle Umstehenden speien aus. —
Seit dem 16. Jahrhundert verloren die Femgerichte ihre Bedeu-
tung. Denn das kaiserliche Kammergericht und die fürstlichen Land-
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