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1. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 22

1858 - Breslau : Hirt
22 Blicke in die Vergangenheit Pommerns. iß es nicht, gieb's lieber dem Hunde, es ist unrein!" Das Thier starb am andern Tage, und Bogislaw entfloh. Bald darauf empfing er die Huldigung der Stände. Seine Regierung brachte dem Lande Sicherheit und Wohlstand. Von brandenburgischer Oberherrlichkeit wollte er nichts wissen, und als Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg mit ihm darüber verhandelte, erkannte er nur Bran- denburgs Erbrecht au. Da, als Bogislaw dem Kurfürsten die Hand gab, sprach dieser listig: „Lieber Oheim, hiemit leihe ich Euch Land und Leute!" Aber wie von einer Schlange gestochen, zog dieser die Hand zurück und sprach: „Ehe das geschehen soll, da sollen noch „,,dre sewen Düwel"" durchfahren!" stieg zu Pferde und jagte da- von. — Einst war er auf der Hirschjagd von einem Hirsche schwer verwundet worden. Als nun brandenburgische Gesandte kamen, ihm ihres Herrn Beileid zu bezeugen, meinte er, sie wollten nur sehen, ob er bald sterben würde. Er ließ sich daher ein Kohlenfeuer an- zünden, damit er roth im Gesicht würde, und so empfing er, stattlich auf dem Stuhle sitzend, die Gesandten. — Später wurde er auf einer Reise nach dem gelobten Lande von Seeräubern überfallen. Als sein Schwert zerbrach, erstach er mit einem Bratspieß einen großen Türken und drängte die andern vom Bord weg. Sie schossen darauf Feuerpfeile in die Segel des Schiffes und fuhren davon. Den Christen aber gelang es, das Feuer zu löschen. — Durch dergleichen Züge und Abenteuer wurde Bogislaw X. Liebling seines Volks. Dazu kam seine riesige, echt pommersche Gestalt, sein großes, fröhliches Angesicht, seine Neigung zum guten und vielen Essen und Weintrinken. Auch war er, wenn er aus der Kirche kam, für Jeden zugänglich und reichte ihm die Hand. Leider gab er sich in seinen alten Tagen den Lüsten so sehr hin, daß er darüber die Liebe der Pommern einbüßte. Die Reformation ließ Bogislaw zuerst ge- währen. Ersah Luther auf dem Reichstage zu Worms und auch in Wittenberg. Da sprach er einmal zu ihm: „Herr Doctor, ihr müßt mir einmal die Beichte hören!" Darauf erwiderte dieser scherzend: „Was wollt' ein so großer Sünder einem armen Mönch beichten. Ich werde Ew. fürstlichen Gnaden nicht genugsam absol- viren können!" Diesen Scherz verstand Bogislaw nicht, meinte, der Doctor wolle ihm wegen seines Lebenswandels Vorwürfe machen. Schon vorher war er der Reformation nicht hold, jetzt kam noch persönliche Abneigung gegen den Reformator dazu, und die Lutheri- schen wurden in Pommern verfolgt, bis Bogislaw in seinem 70sten Lebensjahre starb. 4. Johann Nugenhagcn, genannt Ih-. Pommer, und die Einführung der Reformation in Pommern. (t3. Dezember 1534.) l. Johann Bugen Hagen, der wittenbergische Pfarrherr, hat dem großen Reformator 1)r. Martin Luther in dem schweren

2. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 23

1858 - Breslau : Hirt
Die Mark unter Kurfürsten aus dem Hause Hohenzollern. 23 man sich ergeben wolle. Die Feste war gewonnen, aber der Vogel ausgeflogen. Auf geheimen Pfaden hatte sich Dietrich von Quitzow geflüchtet, irrte als Geächteter von Land zu Land und starb endlich im Elende, doch ungebeugt im tiefen Walde. Wie dem Schlöffe Frie- sack, so erging es auch anderen Raubburgen, z. B.zilaue, und all- mählich beugten sich die trotzigen Herren der Mark vor der Donner- stimme jenes groben Geschützes und wurden treue Diener des neuen Herrn. Nicht wenig trug dazu auch das sanfte Wort und gewin- nende Wesen der Gemahlin Friedrichs, „der schönen Else" (Elisabeth von Baiern), bei, die auch eine unvergeßliche Wohlthäterin der Armen war, wie eine andere Elisabeth von Baiern, die Gemahlin Friedrich Wilhelm Iv., es ist. — Der Anfang der hohenzollerschen Herrschaft in der Mark ist also die Beugung des verwilderten Adels und die Beschützung der Städte und der Bauern gewesen. 2. Wie Burggraf Friedrich Kurfürst von Branden- burg wird. (30. April 1415 und 18. April 1417.) Auf der großen Kirchenversammlung zu Kostnitz sollte eine Heilung der Kirche am Haupte, dem Papste, und an den Gliedern, den Geistlichen, vorgenommen werden. Hierzu bedurfte der Kaiser weisen Rath und kräftige Mithilfe des Burggrafen Friedrich. Er bedurfte aber auch seines Geldes. Bis auf 400,000 Goldgulden wuchs das Darlehn, das der Hohenzoller dem Kaiser gab. Das konnte dieser ihm nim- mer bezahlen. Darum wollte er ihm dafür das Land Brandenburg erb- und eigenthümlich übermachen. Solches geschah am 30. April 1415. Es war am Tage des Evangelisten Lukas, als der Burg- graf, nunmehr Erzkämmerer des heiligen römischen Reichs und Kur- fürst von Brandenburg, in Berlin einzog. Voraus, auf mächtigem Streitrosfe, in hellglänzender Stahlrüstung, das Visir des mit Gold verzierten Helmes zurückgeschlagen, kam der Kurfürst selbst; ihm zur Rechten ritt der Bischof von Lebus, zur Linken der von Branden- burg. Ihnen folgten viele märkische und fränkische Ritter mit ihren Knappen und Reisigen. Unter dem Zudrange des Volks ging der festliche Zug durch das Teltower Thor zu dem „hohen Hause" in der Klosterstraße. Es war mit Eichenlaub geschmückt, von den Zin- nen des Dachs und aus allen Fenstern heraus wehten die Fahnen und Banner der märkischen Städte, aber über dem Eingänge des Palastes rauschte das schwarze und weiße Panier der Hohenzollern. Pfeifer, Posauner und Pauker standen auf dem Balkon, und das Schmettern ihrer Instrumente begrüßte den nahenden Zug. Ganz anders empfingen jetzt die adeligen Herren ihren Kurfürsten. Feierlich wurde ihm gehuldigt, freundlichst erwiederte er die ihm dargebrachten Huldigungen. Aber noch höhere Ehre und noch größere Feierlichkei- ten erwarteten ihn. Am 18. April des Jahres 1417 wurde er zu Kostnitz von dem Kaiser feierlich und öffentlich mit der Mark be- lehnt. Ein glänzender Zug von Rittern versammelte sich vor Frie- drichs Herberge. Dieser bestieg im kurfürstlichen Schmucke sein Roß,

3. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 22

1858 - Breslau : Hirt
22 Tlicke tu feie Vergangenheit Schlesiens. Herren, plünderten die Kaffen und zerrissen wichtige Urkunden. König Siegmund aber hielt ein streng Gericht. Vor einem schwarzbehan- genen Tische an der Ring-Ecke in der Nähe der Elisabethkirche wur- den die Aufrührer zur Verbannung und zum Verlust ihrer Güter, ihre Anführer zum Tode verurtheilt. Die Köpfe derselben wurden zur Warnung auf der Stadtmauer aufgespießt, ihre Leiber unter den breiten Steinen begraben, die nach der Elisabethkirche führen. 4. In der Mitte des 14. Jahrhunderts belegte der Bischof die Stadt Breslau wegen vermeintlicher Ketzerei mit dem Interdikte. Da wurde kein Gottesdienst gehalten, kein Glockenton vernommen, kein Kind getauft, kein Ehebund eingesegnet, das heilige Abendmahl nicht ausgetheilt, keinem Sterbenden durch den Priester Trost zugesprochen, kein Todter mit kirchlicher Feierlichkeit beerdigt. Die Kirchen waren schwarz ausgeschlagen, die Altäre und Gnadenbilder mit schwarzem Tuch verhängt. Das reizte den Unwillen des Volks gegen die Geist- lichen. Herumstreifende Mönche aber ließen sich bereit finden, in den Hauptkirchen der Stadt Messe zu lesen. Die Rathsherren und die Aeltesten der Bürgerschaft mußten endlich im Bußgewand, baarfuß und entblößten Hauptes vom Rathhause bis zum Albrechtskloster gehen und da in Gegenwart fürstlicher Herren sich vor dem Bischof niederwerfen, demüthig Abbitte thun und Besserung versprechen. Nun wurde der Bannfluch aufgehoben. In den Herzen der Gedemüthig- ten aber blieb ein Groll gegen tue Geistlichen. 6. Gcorg Podicbrad und die Kreslauer. <1450—70.) 1. Ueberhaupt war man im Anfänge des 15. Jahrhunderts in Breslau und in andern Theilen Schlesiens gegen die damalige ka- tholische Kirche mit ihren Mißbräuchen nicht gar günstig gestimmt. Es gab hier wie in Schlesien überhaupt viel Anhänger des Johann Huß in Prag, der viele Mißbräuche der Kirche öffentlich tadelte und deßhalb verbrannt wurde. Auch in Breslau ward ein gewisser Ste- phanus wegen sogenannter hussitischer Jrrthümer verbrannt, später hatte Jan Krasa, ein Prager Bürger, hier dasselbe Schicksal, weil er hussitische Lehren ausgebreitet hatte. Der Papst sendete den feu- rigen Franziskanermönch Capistrano, um die Schlesier von Neuem für sich zu begeistern, was jedoch nur auf 60 Jahre gelang. Capi- strano hatte besonders die Breslauer für diese Zeit gegen die hussiti- schen Böhmen, namentlich gegen ihren Statthalter Georg Podiebrad eingenommen. Und als dieser ehrenwerthe Mann nun gar zum König der Böhmen erwählt wurde, da weigerten sie sich hartnäckig, „den Ketzer" anzuerkennen. Sie wollten lieber selbstständig sein. Das Volk wurde von den Priestern aufgehetzt und regierte den Rath. „Es waren zu der Zeit so viele Rathleute in Breslau, als Trinker, Säufer, Spieler und Lotterer. Was diese wollten, mußte geschehen. Das war eine verkehrte Ordnung; die Untersten über die Obersten."

4. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 30

1858 - Breslau : Hirt
30 Blicke in die Vergangenheit Schlesiens. Schlesien wird preußisch. (1740—1742.) 12. Wie Friedrich d. Gr. in Schlesien empfangen worden ist. 1. Die ersten Schlesier vor dem König. Es war im Dezember 1740, da rückte König Friedrich I!. von Preußen mit sei- nem Heere in Schlesien ein. Er wollte die Erbin der österreichischen Lander, Maria Theresia, zur Abtretung der schlesischen Fürstentümer nöthigen, auf welche schon seine Vorfahren gerechte Ansprüche gemacht hatten. An der Grenze nahten sich ihm 2 Abgesandte der Evange- lischen der Stadt Glogau. Sogleich ließ er seine Wagen halten; und die Abgesandten traten ehrfurchtsvoll heran. Sie baten den König, er möge doch die Gnade haben und die Stadt Glogau nicht von der Seite angreifen, wo ihre evangelische Kirche üünde. Der österreichische Befehlshaber der Stadt würde sie sonst auf jeden Fall niederbrennen lassen, damit sie von den Preußen nicht bei der Belagerung der Festung benutzt werden könne. Und der König er- wiederte ihnen freundlich: „Ihr seid die ersten Schlesier, die mich um eine Gnade bitten: sie soll euch gewährt werden!" Auf der Stelle wurde nun ein reitender Bote an den Kommandanten von Glogau abgefertigt, der mußte diesem das Versprechen des Königs mittheilen; und die Kirche blieb verschont. — Solche Freundlichkeit war den Evangelischen in Schlesien von ihren bisherigen österreichi- schen Landesherren freilich nicht zu Theil geworden. Sie empfingen darum den König Friedrich mit Freuden und wurden gern Preußen. 2. Die Preußen vor Grünberg. Ein lustiger Vorfall er- eignete sich in Grünberg. Die Preußen fanden die Thore der Stadt verschlossen. In der Rathsstube saßen Bürgermeister und Rathmänner in feierlicher Amtstracht mit großen Perrücken an einem langen Tische. Da trat ein preußischer Offizier ein und forderte im Namen seines Königs die Schlüssel-der Stadt. Der Bürgermeister erwiderte, er dürfe sie nicht geben. Der Offizier drohte, daß man dann die Thore sprengen und mit der Stadt übel verfahren werde. Der Bürger- meister zuckte mit den Achseln. „Hier auf dem Rathstische liegen die Thorschlüssel," sprach er; „ich werde sie ihnen nicht geben. Wollen sie sie aber selbst nehmen, so kann ich's freilich nicht hindern." Der Offizier lachte, nahm die Schlüffe! und ließ die Thore öffnen. Die Preußen rückten ein. Jetzt sollte der Bürgermeister die Stadtschlüffel wieder abholen lassen. Aber wiederum weigerte er sich standhaft. „Ich habe die Schlüssel nicht weggegeben," sagte er, „ich werde sie auch nicht holen oder annehmen. Will der Herr General sie wieder auf die Stelle hinlegen lassen, von der sie weggenommen worden, so kann ich freilich nichts dagegen haben." Der General meldete den Vorfall dem Könige zu dessen großem Ergötzen. Dieser befahl, daß eine Abtheilung Soldaten unter Musik und Trommelschlag, voran

5. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 26

1858 - Breslau : Hirt
26 Bücke in die Vergangenheit Preußens. theidigte Marienburg. Hunger und Seuchen nöthigten den Feind zum Abzüge. So konnte Heinrich von Plauen, des Ordens Retter, den ersten Frieden zu Thorn schließen, in welchem nichts als Samo- gitien abgetreten wurde, 1411. Es ist aber ein furchtbares Zeichen von dem Verfall des Ordens, daß derselbe seinem Retter mit schmäh- lichem Undank lohnte, als er strenge Genügsamkeit, alte Einfachheit und fromme Sitte im Orden zurückführen wollte. Da konnte die Strafe und das Verderben nicht lange mehr ausbleiben. Der dem Orden feindliche Landadel und die Städte schloffen 1440 zu Ma- rienwerder einen Bund gegen ihre Oberherren und trugen dem König Kastmir Iv. von Polen an, daß er Herr in Preußen würde. Die Ritter, welche ihre Söldner nicht bezahlen konnten, mußten sehen, wie diese die Marienburg und alle von ihnen besetzten Burgen den Polen verkauften. Weinend verließ der Hochmeister den stolzen Or- denssitz und floh nach Königsberg. So kam es zum zweiten Thor- ner Frieden 1466, in welchem der Orden ganz Westpreußen abtreten mußte und Ostpreußen nur als polnisches Lehen behalten durfte. Beide Theile, besonders aber Westpreußen, siechten dahin. In dieses schlich sich polnische Sprache, polnische Sitte und polnischer Skla- vensinn ein, und die, welche ihre Herren, die Ordensritter, an die Polen verrathen hatten, mußten sich nun Jahrhunderte lang ohn- mächtig der gewaltsamen Eingriffe Polens zu erwehren suchen. Preußen, ein weltliches Herzogthum. (1525—1701.) 6. Markgraf Albrecht von Prandcnburg und die Veformaticm in Preußen. Jetzt strebten die Ordensritter darnach, wenigstens in Ostpreußen die polnische Lehnshoheit wieder abzuschütteln. Daher beschlossen sie, die Hochmeisterwürde einem Fürsten aus einem mächtigen benachbarten Hause zu übertragen. Sie wählten deshalb den Markgrafen Albrecht von Anspach, einen nahen Verwandten des Kurfürsten Joachim von Brandenburg und zugleich Neffen des Königs Siegmund von Polen (1511). Derselbe weigerte sich von vornherein, den Lehnseid an Po- len zu leisten. Es kam darüber zum Kriege, der jedoch von Albrecht ohne besonderes Glück geführt wurde. Inzwischen drang der Ruf und die Lehre Luther's auch nach Preußen, und in unglaublich kurzer Zeit fand hier die Kirchenverbesserung überall Eingang. In Königs- berg, Elbing, Thorn und Danzig u. a. O. kehrten Mönche und Nonnen in das bürgerliche Leben zurück, und als Luther 1524 an die Ordensbrüder in Preußen ein Schreiben erließ, daß sie ihrem Ordenszwange entsagen sollten, legten viele derselben die Ordenstracht ab, bekannten sich zur evangelischen Lehre und verheiratheten sich. Am meisten aber wirkte zur Verbreitung der Kirchenverbesserung in Ostpreußen der Bischof von Samland, George von Polenz. Wäh-

6. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 27

1858 - Breslau : Hirt
Preußen, ein weltliches Herzogthum, 27 renb dich in Preußen vorging, suchte Albrecht auf dem Fürstentage zu Nürnberg vergeblich Hilfe gegen Polen. Bei dieser Gelegenheit hatte er auch eine Unterredung mit Luther. Der redete ihm zu Her- zen, daß der Orden, zumal in seinem gegenwärtigen Zustande, un- möglich Gott wohlgefällig sein könne; es sei viel besser, ein frommes und ehrbares Leben in dem von Gott verordneten Ehestande zu führen. Da beschloß der Hochmeister Albrecht aus den Rath Luther's, die geist- liche Ordensherrschast in ein weltliches Herzogthum zu verwandeln, und gegen Leistung des Lehnseides gab der König von Polen im Vertrag zu Krakau seine Zustimmung. Nur 5 alte Ordensritter widersetzten sich und wandten sich mit vergeblichen Klagen an den deutschen Kaiser, die übrigen traten gern in die Reihen der Ritter- schaft des Landes. Alles Volk aber sah die Veränderung gern, denn es war bereits größtentheils evangelisch, und bald erschollen aus Preu- ßen die Klänge von der freien Gnade Gottes in Christo weit und breit in dem kräftigen Liede: „Es ist das Heil uns kommen her" von Paul Speratus. Derselbe wurde, nachdem er in Oesterreich schwer verfolgt, sogar zum Feuertode verurtheilt worden war, auf Luther's Empfehlung Hofprediger des Herzogs Albrecht und später Bischof von Pomesanien. Herzog Albrecht sorgte nun väterlich für sein Land, namentlich für Belehrung des Volkes und Unterstützung gelehrter und in Künsten geübter Männer, hatte aber fortwährend seine Noch mit den herrschsüchtigen Rittern, ohne deren Zustimmung er nichts durchsetzen konnte. 7. Preußen kommt an Prandcnburg. (1618.) Albrecht, aus der jüngern oder fränkischen Linie der Hohenzollern, die Kurfürsten von Brandenburg waren, hatte nur noch einen Bru- der und einen Sohn, welche in Preußen seine Nachfolger werden sollten. Joachim Ii., Kurfürst von Brandenburg, setzte daher auf den Rath seines Kanzlers Distelmeyer Alles daran, um von Polen die Mitbelehnung über Preußen zu erlangen, damit dieses Land an Bran- denburg fiele, sobald die fränkische Linie der Hohenzollern ausstürbe. Die preußischen Stände fürchteten sich vor der polnischen Herrschaft und waren dem deutschen Kurfürsten geneigt, die polnischen Großen wurden durch reiche Geldgeschenke gewonnen. So erlangte Joachim Ii. die Mitbelehnung über Preußen 1568 für sich und seine männlichen Nachkommen, und nachdem ein halbes Jahrhundert verflossen war, wurde der brandenburgische Kurfürst Johann Sigismund (1618) Herzog von Preußen unter polnischer Lehnshoheit. Herzog Albrecht hinterließ nämlich einen fünfzehnjährigen Sohn, Albrecht Friedrich. Die sogenannten Regimentsräthe, preußische Edelleute, welche als die obersten herzoglichen Beamten eine ausgedehnte, sehr unabhängige Gewalt ausübten, ließen den jungen Fürsten für mündig erklären. Nun aber boten sie Alles auf, um sammt ihrem Anhänge ihn gänz-

7. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 31

1858 - Breslau : Hirt
Blick auf die Geschichte Pommerns seit der Zeit des 30jährigcn Krieges. 31 Bedingungen der Uebergabe vom Kurfürsten gestellt wurden, als er ihren Abgeordneten seine furchtbare Artillerie zeigen wollte, erklärten sie: „Sie wollten ihrem Könige, wenn nicht die Stadt, doch die Wälle und Mauern überliefern. Die Artillerie zu besehen, sei nicht nöthig." Da drohte der erzürnte Fürst mit Sturm, wollte jedoch die Entfernung der Frauen und Kinder erlauben. Aber die Frauen antworteten, sie würden mit ihren Männern sterben, und die Bürger trafen bereits Anstalten, um noch in den Straßen der Stadt sich zu vertheidigen. Endlich war die schwedische Besatzung bis aus 300 Mann zusammengeschmolzen; der Schießbedarf ging zu Ende; der kalte Winter vermehrte noch das Elend. Da endlich zeigten sie sich zur Uebergabe bereit, und der Kurfürst bewilligte ihnen aus Achtung für ihre Tapferkeit und Treue auch jetzt noch ehrenvolle und gnädige Bedingungen. — Diese Treue, welche die heldenmütige Stadt da- mals gegen Hohenzollerns Macht für den Fürsten bewiesen hat, dem sie durch einen heiligen Eid verpflichtet war, wird sie auch heute noch im mannhaften Streite beweisen für das Haus Hohenzvllern, wenn ein Feind sie ihm entreißen wollte. 6. Alick auf die Geschichte Pommerns feit der Leit des 3(siührigen Krieges. Während des 30jährigen Krieges, im Jahre 1625, vereinigte Bo gis law Xiv., der letzte seines Stammes, Pommern-Stettin und Pommern-Wolgast. Durch Zureden und Drohungen bewog ihn Gustav Adolph, König von Schweden, zu einem Bündnisie mit ihm, als derselbe über das Meer herüberkam, um die von dem Kaiser bedrohte evangelische Kirche zu schützen. Pommern schien dem Schwedenkönig ein willkommener Lohn für seine Hülfe, und der arme gute Herzog konnte es nicht hindern, daß bereits bei seinen Lebzeiten die Schweden sich in dem Lande völlig festsetzten und es aussaugten. Als daher 1637 der letzte Pommernherzog starb und gemäß den alten Erbverträgen ganz Pommern an Brandenburg hätte kommen sollen, widersetzten sich dem die damals übermüthigen Schweden. Vergebens sendete der brandenburgische Kurfürst Schrei- den an die pommerschen Stände, in welchen er sie zur Huldigung auffordern ließ. Diese Schreiben sollten öffentlich angeschlagen wer- den, aber der schwedische Statthalter ließ den Trompeter, der sie überbrachte, arretiren und drohte, er wolle ihm dieselben auf den Kopf nageln lasten; ein Feind Schwedens könne nicht die Regierung in Pommern übernehmen. Im Westphälischen Frieden, durch welchen 1648 der furchtbare 30jghrige Krieg sein Ende erreichte, erhielt der große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg nur Hinter- pommern und das ehemalige Bisthum Kammin. Stettin, das er zu seiner Hauptstadt machen wollte, und die Odermündungen mußte er hingeben. Umsonü hatte er während der Friedensverhandlungen geäußert: „Ich werde in Ewigkeit nicht von der Oder abstehen!"

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 26

1858 - Breslau : Hirt
26 Blicke in die Vergangenheit Westphalens. der vor die heilige Feme geladen wurde, wurden durch 3 starke Schläge um Mitternacht 3 Späne aus dem Burgthore gehauen, oder man heftete ihm die schriftliche Vorladung an die Thür. Jetzt war er gewiß, daß ihn die Strafe ereile, vor der es keine Flucht, keine Gnade gab, zumal im 15. Jahrhundert, da über 100,000 Wis- sende in ganz Deutschland verbreitet waren und die mächtigsten Für- sten es sich zur Ehre rechneten, Wissende zu sein. Denn erschien er auf dreimalige Vorladung nicht, so wurde er verfemt, sobald der Ankläger mit 2 — 3 Freischöffen seine Anklage beschwören konnte. Dann war jeder Wissende verpflichtet, den Verfemten, wo er ihn traf, zu erdolchen oder an einen Baum zu hängen. Darum erweckte in den Zeiten der Unordnung und rohen Gewalt, wo weder Papst noch Kaiser die Rohheit bändigen konnten, die Ladung der Feme in den wildesten Gemächern die demüthigste Angst, und mancher Wan- derer mochte ein Kreuz schlagen, wenn er durch den stillen Tann schritt und plötzlich an einem Aste hängend ein Leichnam ihn an- grinste, und wenn er darunter im Stamme des Baumes das Messer mit den Buchstaben 8. 8. 6-. G. stecken sah, aus dem er erkannte: Hier hat die heilige Feme gerichtet! 3. Anfangs wurde das Gericht unter frerem Himmel auf allen öffentlichen Mal-Plätzen (das sind Orte für die Volksversammlung) gehalten, später geschah es, daß in wichtigen Fällen die Gerichts- Sitzungen bei Nacht und an verborgenen Orten abgehalten wurden, wobei die Richter vermummt erschienen; alles der eignen Sicherheit rvegen. Bei der Hegung des Gerichtes ging es also zu: Waffen- los und nüchtern muß der Freigraf auf seinem Stuhle sitzen, alle Nichtwissenden werden bei Todesstrafe ausgeschlossen. Das Urtheil wird von den Schöffen gefunden, gewiesen, von dem Freigrafen ge- fällt und ausgesprochen. Durch Eideshelfer kann der Angeklagte sich reinigen, wenn der Kläger nicht durch die doppelte Zahl derselben ihn überführt. Der Verfemte darf die Bitte um nochmalige Prü- fung des Urtheils mit einem Stricke um den Hals, einer Königs- münze in der Hand und unter Fürsprache zweier Schöffen einbringen. Der Verurtheilte wird auf der Stelle entweder erdolcht oder an den nächsten Baum gehängt. In der Acht des Freigrafen über den Ver- brecher heißt es: „Ich setze ihn aus allem Frieden in den höchsten Unfrieden und Ungnade und mache ihn unwerth, achtlos, rechtlos, friedelos und unbequem; ich weise seinen Hals dem Stricke, seinen Leichnam den Vögeln und den Thieren in der Luft zum Verzehren, und befehle seine Seele Gott vom Himmel; ich setze seine Lehen und Güter ledig dem Herrn, von dem sie herrühren, sein Weib zur Wittwe, seine Kinder zu Waisen." Dann nimmt der Freigraf den Weidenstrick, biegt ihn und wirft ihn aus dem Gericht hinaus, und alle Umstehenden speien aus. — Seit dem 16. Jahrhundert verloren die Femgerichte ihre Bedeu- tung. Denn das kaiserliche Kammergericht und die fürstlichen Land-
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