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1. Landeskunde der Provinz Pommern - S. 9

1917 - Breslau : Hirt
Die Ostsee. - Natürliche Landschaften. g Züllchow, Lebbin), Ziegeleien (bei Stettin und ückermünde), Zuckersiedereien, Eisengießereien (bei Torgelow), chemische, Papier- und Papierstoffabriken u. a. m. Auf dem Lande sind Brennereien oder Stärkefabriken im Betriebe? Zuckerfabriken sind in geringerer Zahl vorhanden. Die Schiffahrt aus der Oder oder auf der See nimmt einen großen Umfang ein,- neben Stettin, dem Haupthandelsplatze, besitzen auch kleinere Orte eigene Fahrzeuge für die See- oder Flußschiffahrt. Zu ihrer Hebung dient der Hohen- zollernkanal, der einen Schiffahrtsweg von Stettin nach Berlin für große Kähne darstellt. Fischerei wird in den Binnengewässern und auf der Ostsee betrieben. An der Ucker (d. i. Grenzfluß) liegt wenig über 2 km vom Haff entfernt die Stadt Ückermünde (6250 Einw.), deren Bewohner Seeschiffahrt und Fischerei treiben. In großer Zahl sind in dieser Gegend Ziegeleien vorhanden; auch sonst ist die Industrie recht rege (Torgelow 6740 Einw.). Gleichfalls an der noch schiffbaren Ucker in der Nähe der uckermärkischen Grenze liegt Pasewalk (10400 Einw.), bekannt besonders als Garnison des Kürassier-Regiments Königin (Potnm. Nr. 2). Die Stadt hat jetzt als Eisenbahnknotenpunkt lebhaften Verkehr (Bild 16). In den Kämpfen zwischen Brandenburg und Pommern war die Feste Löcknitz, von deren Burg nur noch ein Turm vorhanden ist, viel umstritten. An dem Punkte der Oder, bis wohin bereits in alter Zeit Seeschiffe hinauffahren konnten, hat sich Stettin, die Hauptstadt der Provinz (236000 Einw.), entwickelt. Auf einer der Höhen des linken Oderufers lag die alte Wendenburg Stettin, an die sich nach dem Flusse zu eine Ansiedlung hauptsächlich slawischer Fischer anschloß. Als das Christentum durch den Bischof Otto von Bamberg hier gepredigt worden war, begann bald ein starker Zuzug deutscher Einwanderer, die sich auf den Höhen neben der alten Burg niederließen. 1243 erhielt Stettin deutsches Stadtrecht, und die deutschen Niederlassungen wurden mit der wendischen vereinigt. Als Residenz der pommerschen Herzöge, als Glied des Hansabundes hob sich die Stadt allmählich, obgleich sie hinter Stralsund zurückblieb. 1648 wurde Stettin schwedisch; 1677 hatte es die schwere Belagerung durch den Großen Kurfürsten auszuhalten. Als die Stadt endlich 1720 preußisch wurde, entwickelte sie sich schneller. Durch den Festungsbau Friedrich Wilhelms I. wurde der Umfang der Stadt vergrößert, der bis 1845 unver- ändert blieb. In diesem Jahre erweiterte man die Festungswerke und zog die so- genannte Neustadt in sie hinein. Aber erst als 1873 die Festung aufgehoben wurde, konnte Stettin sich genügend ausdehnen. Seitdem hat es einen großen Aufschwung genommen und sich nach allen Seiten erweitert. Die Bevölkerungszahl ist außer- ordentlich gewachsen ^), auch durch die Eingemeindung mehrerer Vororte (Grabow, Bredow, Nemitz, Neuwestend, Braunsfelde). Die Stadt liegt am Rande der Seen- platte, die sich in der Nachbarschaft bis zu 130 m erhebt. Von der Höhe führen die Straßen steil zur Oder hinab; auf dem niedrigen Gebiete des rechten Oderufers liegt die Lastadie, der Hauptort des Handelsbetriebes. Die Straßen der alten Stadt sind krumm und winklig, während die neu angelegten breit und mit stattlichen Neu- bauten geziert sind. Hier macht die Stadt mit den zahlreichen Garten- und Schmuck- anlagen einen sehr freundlichen Eindruck. An stolzen Schöpfungen einer früheren Glanzperiode, wie wir sie in Stralsund finden, fehlt es fast ganz, die Stadt ist im wesentlichen modern2). Das stattlichste Gebäude, die Iakobikirche, imponiert besonders durch die Größe; der bei der Belagerung von 1677 eingeschossene Turm wurde 1894 wieder aufgebaut. Auf einer Höhe (24 m) liegt das große, alte Herzogliche Schloß. Als Erinnerung an die Festungszeit sind zwei prächtige, von Friedrich Wilhelm I. erbaute *) 1812: 21 255 Einw. 1843 : 37 142 Einw. 1861: 58 487 Einw. 1871: 76280 Einw. 1875: 80972 Einw. 1880: 91755 Einw. 1885: 99543 Einw. 1890: 116228 Einw. 1895: 140 724 Einw. 1900: 210 702 Einw. 1905: 224119 Einw 1910: 236145 Einw. 2) Siehe Bild 10.

2. Landeskunde der Provinz Pommern - S. 10

1917 - Breslau : Hirt
10 Landeskunde der Provinz Pommern. Tore (Königstor und Berliner Tor) erhalten (Bild 12). Das Rathaus (Bild 11) ist ein neuer Bau in gotischem Stile. Auf dem Königsplatz stehen Denkmäler Friedrichs des Großen (1793 enthüllt), Friedrich Wilhelms Iii. (1848) und Kaiser Wilhelms I. (1894), auf der Hakenterrasse, die sich mit dem Museum, dem Regierungsgebäude und anderen stattlichen Bauten über der Oder erhebt, ein Standbild des Kaisers Friedrich Iii. (1912); zwei künstlerisch ausgeführte Brunnen zieren die ausgedehnten Schmuckplätze der Stadt*). Die Bedeutung der Stadt beruht hauptsächlich auf ihrem Handel; sie liegt von allen deutschen Häfen am weitesten im Lande und Berlin am nächsten; sie wird von einem Strome durchflössen, dessen Oberlauf die wichtigen ober- schleichen Industriebezirke berührt. Die zum Teil enge und gewundene Fahrstraße zum Meere macht fortgesetzt Verbesserungen notwendig, um der Stadt ihre heutige Stellung im Seehandel zu erhalten. Der Hafen der Stadt, der hauptsächlich durch die zwar nicht sehr breite (122—166 m), aber tiefe Oder (7—8 m) und ihre Seitenarme Dunzig und Parnitz gebildet wird, ist von vielen Schiffen belebt2). (Er hat durch die Anlegung eines großen Freihafens sowie eines Industriehafens eine umfangreiche Erweiterung erfahren. Dem Schiffsverkehr nach ist Stettin der erste deutsche Handels- platz an der Ostsee3). Neben dem Handel ist die Industrie in Stettin und den Vor- orten von großer Bedeutung; nach beiden Seiten erstrecken sich an der Oder Fabriken, und die rauchenden Schornsteine verkünden die Tätigkeit vieler Tausende von Arbeitern. Die Oder abwärts liegt die ehemalige Stadt Grabow, die zusammen mit dem sich daranschließenden Dorfe Bredow 1900 mit Stettin vereinigt worden ist. Hier befinden sich bedeutende Maschinenfabriken und Schiffswerften, vor allem die Bauten und An- lagen der berühmten Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft Vulkan, auf deren Werften viele deutsche und ausländische Kriegsschiffe und Schnelldampfer erbaut worden sind^). Weiter liegen hier und in dem darauffolgenden Dorfe Iüllchow (8060 Einw.) große Dampfmühlen und Iementfabriken. Über das Dorf ragt der Turm der bekannten Anstalten für innere Mission mit Brüderanstalt und Rettungshaus hervor. Danach folgen die lieblich gelegenen Ortschaften Frauendorf (4000 Einw.) und Gotzlow mit dem bewaldeten Iulo. Bei Kratzwiek erheben sich die großen Anlagen des Eisen- Werkes Kraft, in dem namentlich schwedische Erze geschmolzen werden. Roch weiter unterhalb am linken Ufer, etwas entfernt von der Oder, liegt Pölitz (4150 Einw.), wo früher reger Hopfenbau betrieben wurde, und unweit des Papenwassers das Dorf Iasenitz, wo sich einst ein Augustinerkloster befand. Am Haff liegt auf einer Halbinsel die Stadt Neuwarp (1940 Einw.), die besonders ein Ladeplatz für das Holz der ausgedehnten Forsten ist. Die am Eingang des Haffes gelegenen Ortschaften Stepenitz (1570 Einw.) und Iiegenort sind gleichfalls kleine Zwischenhäfen. Über das Große Haff hinüber geht es durch die Kaiserfahrt in die Swine nach Swinemünde, dem Seehafen Stettins °) (13900 Einw.). Der Hafenbau wurde von Friedrich dem Großen 1740 begonnen, die Stadt damals erst angelegt. Zwei 1818—1823 erbaute Molen (die Ostmole 1492 m, die Westmole 1030 m lang) schützen die Einfahrt zur See. Auf dem östlichen Ufer steht der 69 m hohe Leuchtturm, dessen Licht ungefähr 45 km weit in See sichtbar ist. Der Verkehr zwischen Stettin und Swinemünde wird durch Eisbrecher (stark gebaute Schraubendampfer) im Winter offen gehalten. Starke Be- festigungen sind bei Osternothafen auf Wollin angelegt. Swinemünde ist auch als Seebad sehr stark besucht, ebenso wie das etwas nach Nw an der Küste gelegene, liebliche Heringsdorf (Bild 8). In der Südwestecke der Insel Usedom liegt die kleine Stadt Usedom (1770 Einw.). Auf der Insel Wollin liegen das Seebad Misdroy, in dessen Nähe sich der romantische Jordan-See (Bild 20) befindet, am Haff das Dorf Lebbin mit Kalkbergen und einer großen Zementfabrik und an der Dievenow die Stadt Wollin (4540 Einw.), das alte Iulin und Vineta der Sage. Schon in ältester Zeit begegnet uns dieser Ort als wichtiger Handelsplatz; jetzt leben die Bewohner i) Siehe Bild 10. 2) Siehe Bild 9. 3) Zur Stettiner Reederei gehörten Anfang 1913: 260 Schiffe mit 104985 Reg.- Tonnen (29 Segel- und 231 sonstige Schiffe). Die wichtigsten Einfuhrartikel Stettins sind: Steinkohlen, Eisenerze, Steine, Roheisen, Fische, Gewürze, Petroleum, Getreide. Ausgeführt werden besonders Getreide, Zucker, Heringe, Holz, Zink, Spiritus, Zement. *) Siehe Bild 13. ®) Swinemünde ist von Stettin 63,75 km entfernt.

3. Landeskunde der Provinz Pommern - S. 41

1917 - Breslau : Hirt
13. Die Oder bei Stettin mit den Bauten und Anlagen der Schiffswerft des „Vulkan". Etwas unterhalb der alten Stadt Stettin liegen an der Oder die ausgedehnten Anlagen des „Vulkan" mit den Hellingen (Gerüsten für den Bau von Schiffen), Schwimmdocks und den mannigfaltigsten Werkstätten. Hier werden zahlreiche große und kleine Schiffe, Lokomotiven u. a. m. gebaut. Im deutschen Schiffbau nehmen die Werften des „Vulkan", der eine Iweigmeder- lassung in Hamburg hat, einen Ehrenplatz ein. ö3

4. Lebensbilder und Sagen aus der Provinz Pommern - S. 5

1910 - Leipzig : Hirt
Lebensbilder und Sagen aus der Provinz Pommern. 1. Wie es in Pommern zur Wendenzeit aussah. Zur Zeit Karls des Groen wohnten an der Ostseekste die Wenden; sie gehrten zu den Slawen, zu denen auch die Polen und die Russen gehren, und wurden von diesen Pomorzi, d. h. die am Meere wohnen, genannt. Daraus ist der Name Pommern entstanden. Die Slawen ver-drngten im sechsten und siebenten Jahrhundert die Germanen aus dem Osten Deutschlands. Die Wenden waren nicht sehr groe, aber krftige und tapfere Menschen. Ihr Haar und ihre Hautfarbe waren dunkel. Sie sahen also anders aus als die Germanen, die blonde Haare und blaue Augen hatten und sehr groß waren. Ihr Land war voll von Wldern und Smpfen; und da es damals Bren und Wlfe dort gab und sie auch hufig von ihren Feinden an-gegriffen wurden, so muten sie ihre Wohnungen sicher bauen. Die auf dem Lande wohnten, machten das meist so: sie schtteten einen ringfrmigen Erdwall auf, der nach auen steil, nach innen aber schwcher abfiel; oben auf diesen Wall pflanzten sie noch rundherum dicht nebeneinander zuge-spitzte Pfhle, Palisaden; nur an einer Stelle war ein Tor in dem Wall, so da man nur diese eine Stelle besonders gut bewachen mute, wenn Feinde kamen. Innerhalb des Walles bauten die Wenden ihre einfachen Htten auf; sie waren aus Holz und Lehm gemacht und mit Stroh ge-deckt. Oft gruben sie um den Erdwall auch noch einen tiefen Graben und machten um den noch einen Wall herum, so da die Festung doppelt geschtzt war. Bei dem Bau einer solchen Festung muten alle in der Nhe wohnenden Pommern helfen; sie hatten dafr aber auch das Recht, in die Festung zu flchten, wenn Feinde kamen. Viele Pommern bauten ihre Htten mitten in den Smpfen, um recht sicher zu wohnen. Da rammten sie vorher bis in den festen Grund des Sumpfes Pfhle ein; auf ihnen erbauten sie ein Balkengerst, und darauf wurde dann erst die Htte errichtet, meist auch ganz einfach aus Holz und Lehm. Diese Bauten nannte man Pfahlbauten. Die Pfahlbauten waren besonders fr die Wenden sehr praktisch, die sich mit Fischfang ernhrten. Da, wo viele Pommern zusammen wohnten, lebten sie in Drfern beieinander, die auch meist von ringfrmigen Mauern umgeben waren. In der Mitte des Dorfes lag ein Teich; um den Teich herum standen im Kreise die Huser.

5. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 13

1858 - Breslau : Hirt
Rügen. — Die Ostsee. 13 Wucherblumen aufkommen können, von einander ab. Dörfer mit rochen Kirchthürmen, auch zierliche Städte mit weißen Häusern trifft dein Blick. Unter kleinen, mit Gras bewachsenen Hügeln finden sich Hünengräber oder Hünenbetten. Hier liegen vielleicht seit Jahr- tausenden die irdischen Ueberreste alter Helden. Oeffnet man ein solches Grab, so findet man meist ein Gewölbe, das aus kleinen Granit- blöcken zusammengesetzt ist. In der Mitte stehen Urnen (runde Thon- gefäße) von gelblich grauer Farbe, die mit Asche und Knochen gefüllt sind. Daneben liegen mancherlei Waffenstücke aus Stein oder Metall, Schmucksachen und anderes Geräthe. Das beweist, daß die Rügener früher streitbare Männer gewesen sind, und wir wissen, daß sie im Alterthume sogar mit ihren Schiffen Kopenhagen heimgesucht und die Stadt erobert haben. Jetzt aber sind sie freundliche Äckersleute oder Fischer. Diese letzteren ziehen im Frühjahre, wenn die Heringe in zahllosen Schwärmen ankommen, auf's Meer. Ist der Fang reichlich, dann sind die Rügener ftöhlich, wie die Weinbauern nach einem guten Herbste. Beide beten um volle Fässer; denn von dem glücklichen Fange hängt das Wohl für's ganze Jahr ab. Selbst der Bauer auf Rügen, der keinen Fischfang treibt, bildet sich etwas darauf ein, eine Tonne „selbsteingemachter" Heringe, die er „grün" gekauft, im Hause zu haben, und setzt sie dem Fremden mit einem gewissen Stolze vor. So gemüthlich der rügensche Bauer und Fischer dir auch ein Willkommen bietet, wenn du in ihre Hütten trittst, so erbarmungslos sind sie doch, wenn der Sturm ein Schiff zerschellt an ihre Küsten wirft; denn sie betrachten alle Waaren des Schiffes, die sie bergen können, als ihr Eigenthum. Obschon seit 1168 das Christenthum auf der Insel eingeführt ist, hat es die barbarische Sitte des Strand- rechtes noch nicht ganz vertreiben können. 7. Die Ostsee. 1. Das Meer. Die Ostsee hat im Vergleiche zu den übrigen Meeren nur eine geringe Tiefe; an den meisten Stellen beträgt sie nur 50 bis 100 Fuß. Die Ufer sind meist so flach, daß ein erwachsener Mensch 200 Schritte weit in die See hineingehen kann. Daher hat die Küste viele gute Badestellen. Die Ostsee hat keine Ebbe und Fluch. Ihr Waffer ist meergrün, aber klarer und kälter, als das des Océans, und wegen der vielen ihr zufließenden süßen Gewässer auch weniger salzig. Daher gefriert zuweilen bei sehr strenger Kälte ein großer Theil der See zu. Wo im Sommer Schiffe fuhren, da reist man nun zu Fuße, zu Pferd und im Schlitten. 2. Der Heringsfang. Der Hering bewohnt in unzählbarer Menge bekanntlich die nördlichen Meere, besonders aber die Nordsee, und erscheint auch in der Ostsee. Sein Fang war für Holland, England und Norwegen so lohnend, daß jene Länder ihren Wohl- stand zum Theil diesem Fische verdanken. Obgleich nun seitdem sich

6. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 24

1858 - Breslau : Hirt
24 Blicke in die Vergangenheit Brandenburgs. und nun ging's nach dem obern Markte zu Kostnitz. Hier war eine Bühne aufgerichtet, breite Treppen, mit herrlichen Teppichen belegt, führten hinauf. Oben befand sich der kaiserliche Thron, mit gold- durchwirkten Decken behängen; darüber breitete sich ein prächtiger Thronhimmel mit dem zweiköpfigen Reichsadler aus. Hier stand Siegmund im kaiserlichen Schmucke, ein Paar Stufen tiefer die ge- ladenen Kardinale und Bischöfe; neben dem Kaiser zwei vornehme Reichsfürsten, einer mit Scepter und Reichsapfel, der andere mit dem Reichsschwerte, dazu der Kanzler mit dem Belehnungsbriefe. Unter dem Wirbeln der Trommeln und dem Klange der Trommeten sprengte der neue Kurfürst mit dem reisigen Zuge zu dreien Malen um die Bühne; das nannte man die Berennung des Stuhles. Als- dann stieg der Burggraf die Stufen hinan und bat knieend um die Belehnung. Da ward die Urkunde verlesen, daß die Mark Bran- denburg von nun an für immer den Hohenzollern verbleiben solle. Der Kurfürst schwur den Eid der Treue mit lauter Stimme auf das Evangelium, empfing das brandenburgische Banner, Reichsapfel und Scepter, küßte das Reichsschwert und verrichtete seine Danksagung. Die Musik siel rauschend ein und beschloß die Feier. 7. Wie cs unter Kurfürst Friedrich Ii. in Berlin ausfah und hcrging. (1440 — 1470.) 1. Das alte Berlin bestand aus zwei Städten: Berlin auf dem rechten Spreeufer, Kölln auf dem linken. Beide wurden durch die sogenannte ,,lange Brücke" verbunden, auf welcher das Standbild des großen Kurfürsten steht. Am Ende derselben stand ehemals das gemeinsame Rathhaus beider Städte. Damals sahst du winkelige, schmutzige Straßen, Giebelhäuser aus Fachwerk, ringsum aber feste Mauern mit Wartthürmen. Des Nachts war es auf der Straße nur hell, wenn Gott der Herr den Mond scheinen ließ. Nach Son- nenuntergang wurden die Stadtthore fest geschlossen. Denn in den Wäldern fanden sich Schnapphähne genug, welche nach dem Gut reicher Bürger lüstern waren. In den kleinen niedrigen Stuben der Häuser sahst du feste, rohgezimmerte Geräthe. Aber wenn im Win- tersturm die Wetterhähne auf den Giebeln knarrten, saß es sich trau- lich und warm darin, es gab ja auch Holz genug in den meilen- langen Wäldern. Die ehrsamen Handwerker bildeten Zünfte oder Innungen. Sie kamen öfter zusammen und beriechen, was ihrem Handwerk noch that. Dabei hielten sie auf Zucht und Ehre auch bei Gesellen und Lehrjungen, die mit zum Hauswesen gehörten. Han- del brachte Reichthum in die Stadt, der gab manchen Familien be- sonderes Ansehen bei ihren Mitbürgern. Solche berühmte Familien hießen Geschlechter. Sie saßen im Rache und regierten die Stadt. 2. In den unruhigen Zeiten vor den Hohenzollern hatten die streitbaren Bürger der Städte manchen blutigen Strauß mit den Rittern zu bestehen. Sie hatten darum Bündnisse mit anderen

7. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 14

1858 - Breslau : Hirt
14 Wie es in Schlesien ausficht. übrigen Lust mengt und, wenn zufällig durch ein Grubenlicht ange- zündet, furchtbare Explosionen veranlaßt. Schon mancher Bergmann hat durch dieses Gas, welches er Schwaden oder schlagendes Wetter nennt, sein Leben verloren. Um Unglück zu verhüten, haben die Bergleute in Gruben, wo schlechte Luft ist, Oellampen, die mit einem feinen Drathgitter umgeben sind. Durch die Oeffnungen desselben dringt wohl die brennbare Luft bis zur Flamme, kann aber nicht zurückbrennen und das Gasgemenge außerhalb der Lampe anzünden, da enggeflochtener Eisendraht die Flamme so bedeutend abkühlt, daß sie mcht durch das Gitter zu schlagen vermag. — Eisen findet man als Braun-, Thon- und Raseneisenstein in der Erde, und aus diesen Erzen wird in mehr denn 60 Eisenhütten 1 Million Centner Roh- eisen geschmolzen. In mehreren Blechhütten wird das Eisen in Schwarz- und Weißblech verwandelt, welches besonders die Klemptner verarbeiten. In der Gegend von Tarnowitz wird ein Bleierz, Bl ei glanz, ge- sunden, der wie Blei aussieht, etwas Silber beigemischt enthält und jährlich 2000 Mark Silber und 9000 Centner Blei liefert. Südlicher, da, wo Beuchen liegt, giebt es bedeutende Lager von Galmei, aus welchen jährlich in den dasigen Zinkhütten an 500,000 Centner Zink erzeugt werden. Man walzt aus demselben Platten und Blech zum Dachdecken, zum Graviren von Zeichnungen, überhaupt zu man- chen Dingen, zu welchen sonst nur Blei, Zinn oder Kupfer verwen- det wurde. Bei Reichenstein, am Fuße des Jauersberges, ist in dem Serpentingestein Arsenikkies enthalten. In der Arsenikhütte wird daraus das Arsenikglas gewonnen, welches in Glasfabriken, Färbe- reien und Druckereien verwendet wird. Ein Land, das so viele und mächtige Gebirge enthält, wie unser Schlesien, muß auch einen großen Reichthum an Bau- und Nutz- st einen besitzen. Granit liefern mehrere Gegenden, namentlich die Brüche am Zobten, bei Strehlen, Striegau und Görlitz. In der Grafschaft Glaz, in Oberschlesien, im Bunzlau'schen und Löwenberg'- schen giebt es rochen und weißen Sandstein, aus welchen Fenster- und Thürbekleidungen, Wassertröge, Schleif- und Mühlsteine u. s. w. gehauen und dann weit und breit verschickt werden. Von noch grö- ßerer Bedeutung sind die Kalksteinlager Oberschlesiens, sowie bei Reichenstein, im Schweidnitz'schen und Jauer'schen. Die in den oa- sigen Brüchen gewonnenen Steine werden theils als gewöhnliche Bau- steine verbraucht, theils in besonderen Oefen gebrannt und dann zum Häuserbau, zum Düngen der Aecker rc. verwendet. Es findet ein bedeutender Absatz nicht nur in die benachbarten, sondern selbst in die entfernteren Gegenden statt; so werden z. B. von Gogvlin ansehnliche Maffen auf der Eisenbahn und ganze Schiffsladungen rohen und gebrannten Kalks die Oder herab nach Mittel- und Niederschlesien versendet. Aus den feineren Arten, die den Namen Marmor füh- ren, werden bei Prieborn, Kauffung rc. winkelrechte Quadern, Trep-

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 16

1858 - Breslau : Hirt
16 Wie is in Schlesien ausfieht. kauft wird. Flachsspinnerei und Leinwandweberei werden in den meisten Gebirgsdörfern handwerksmäßig getrieben, so daß in jedem Hause die Bewohner ohne Unterschied des Geschlechts und Alters sich damit beschäftigen und dadurch ihren, wenn auch kärglichen Lebensunterhalt gewinnen. Neben der Handspinnerei sind auch Spinn- maschinen im Gange, die ein vorzugsweise feines und gleichmäßig gesponnenes Garn liefern. Ein Theil des Garnes wird zu Zwirn, der ungleich größere Theil aber zu einfacher Leinwand, Damast, Zwillich und Drillich verwebt; zur Anfertigung von Schleiern kann nur feines Lothgarn gebraucht werden. Der Flachs wird im Lande selbst gewonnen; bei Neustadt und Neiße, bei Trebnitz und Namslau, in der Grafschaft Glaz, um Löwenberg und Groß-Glogau sind große Strecken mit Leinpflanzen angebaut. — In den Dörfern um das Eulengebirge und in der Grafschaft ist an die Stelle der Leinwand- weberei die Baumwollenweberei getreten, wozu das Garn meist aus England bezogen, oder aus roher Baumwolle mit der Hand oder auf Maschinen gesponnen wird. Langenbielau, Peilau, Seifers- dorf, Wüste-Giersdorf und Eisersdorf können als die Hauptsttze dieses Industriezweiges gelten.

9. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 6

1858 - Breslau : Hirt
6 Wie es in der Provinz Sachsen aussieht. unter Aufsicht des Staates standen und gehörig in Ordnung gehalten wurden, mußte öfter ein Landwirth seine Aecker verlassen, weil er nicht im Stande war, die durchbrochenen Stellen wieder auszufüllen. Daher stammt noch die Redensart: ,,Er kann nicht mehr deichen," welche bedeutet: ,,Er kann sich nicht mehr in seiner Besitzung be- haupten." 3. Die schwarte Elfter. Die schwarze Elster entspringt im Königreiche Sachsen, geht dann ein Stück durch Schlesien und fließt in unserer Provinz an den Städten El st er werda, Lieben werda, Herzberg und S ch w e i- nitz vorüber. Die schönen Waldungen des Liebenwerdaer Kreises sind von vielem Hochwilde belebt. Daneben breiten sich Wiesen und Sümpfe aus, auf denen große Heerden von Pferden, Rindern und Gänsen weiden. Nur weniges Land ist bebaut, und dieß liefert kei- nen sonderlichen Ertrag. Es wird Lein, Hirse, Haidekorn, Hopfen und Tabak gewonnen. Selbst einiger Wein wächst bei Lieben- werda. In den Kieferwäldern wird viel Pech und Theer gesotten, und die Bewohner der Walddörfer beschäftigen sich meist mit dem Einsammeln von Heidel-, Prcißelbeeren und Pilzen, mit Korb- und Strohflechten, mit der Anfertigung von Holzpantoffeln und Dach- spänen. Das in den Wäldern geschlagene Scheitholz wird auf Floß- gräben nach Elsterwerda und von da in Kähnen aus einem Kanäle in die Elbe befördert, um Meißen, Dresden und andere Städte mit Brennholz zu versorgen. Da, wo die Elster aus Schlesien eben herausgetreten ist, findet sich auch ein Hüttenwerk, Lauchhammer, in welchem Naseneisen- stein geschmolzen und verarbeitet wird. In thurmartigen Hochöfen tvird das Eisen aus dem Erze gewonnen; aus diesem wird in meh- reren Hammerwerken Stabeisen geschmiedet, und in der Gießerei werden allerlei Maschinen und Geräthe gegossen. Auf der linken und rechten Seite der schwarzen Elster ziehen sich nur unbedeutende Höhen hin; die Gegenden sind meist flach und sandig, streckenweise auch sumpfig. Obstgärten findet man in den Dörfern wenig, aber an manchen Orten wird an hohen Stangen Hopsen gezogen. Was den Leuten an Obst abgeht, ersetzen sie sich durch den Honig, den die Waldbienen in Menge eintragen. In den Städten, wie in Herzberg, wird Tuch gewebt und Töpsergeschirr gebrannt, auch viel Flachs wird hier aus den Markt gebracht. Am untern Lause sind auf der rechten Seite die Anhöhen mit Wein bepflanzt, und Weinbergshüuser schauen freundlich in die Ge- gend hinab; sonst ist aber auch dieser Strich eben, sandig und un- fruchtbar; die Felder haben auch oft von Ueberschwemmungen zu leiden. Zwischen der Elster und Elbe liegt das Schloß Annaburg, in welchem 400 Knaben verdienter Soldaten fast unentgeltlich er-

10. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 7

1858 - Breslau : Hirt
Die Mulde. 7 zogen werden. Nach Annaburg führt die große Haide ihren Namen, die sich dort ausbreitet. Sie enthält großentheils Tannen- und Kiefernwaldung, und nur hin und wieder trifft man Laubholz. Sie ist auch an Bienenzucht reich. 4. Die Mulde. Die Mulde kommt aus dem Königreiche Sachsen und ist aus zwei Flüffen gleiches Namens, aus der Zwickau er und Freiber- ger Mulde, die sich bei der sächsischen Stadt Kolditz vereinigen, entstanden. Da sie zwischen der Elbe und Saale fließt, hat sie wenig Zuflüffe; aber ihr Lauf ist schnell und rauschend; sie geht nach der Vereinigung der beiden Quellflüffe meist durch ebene Gegenden. Bei Eilenburg tritt sie in die Provinz ein. Auf der rechten Seite der Mulde schließt sich Haide an Haide; bei Düben beginnt die große Dübener Haide, aus welcher Delitzsch, Leipzig und andere Städte meistens ihr Brennholz beziehen. In dieser Haide arbeiten gewöhnlich vom Frühjahr bis zum Herbste die sogenannten Muldenhauer, Leute, • welche aus der Gegend von Königssee im Thüringer Walde jährlich hieher kommen, um sich ihr Brot zu erwerben. Jeder dieser Leute führt auf einem Schub- karren seine geringen Bedürfnisse, Haushalt und Hausgeräth sammt Werkzeug, mit sich, fährt in das Holz hinein, baut sich eine Hütte und verfertigt mit großer Geschicklichkeit und Schnelligkeit Backtröge, Mulden, Schaufeln, Karren, Leitern und andere hölzerne Geräthe. Wenn sie im Oktober wieder hcimziehen, haben sie kaum so viel verdient, um sich und die Ihrigen den Winter hindurch ernähren zu können. Auf den dürftigen Feldern können nur Roggen, Haidekorn, Kartoffeln, Gerste und Hafer gebaut werden. So zieht sich die Gegend über Gräsenhainichen hinaus bis nach Wittenberg hin. In Gräsenhainichen wurde i. I. 1606 oder 1607 Paul Gerhard, der Dichter von: „Befiehl du deine Wege" und vieler anderen Lieder, die wir in unseren Gesangbüchern heute noch haben, geboren. Die Waldungen bestehen meist aus Nadel- hölzern, doch findet man auch viele Eichen, Buchen, Rüstern, Birken, Eschen und Erlen. Mit dem Bau-, Nutz- und Brennholz, den Brettern und Latten wird bedeutender Handel in's Anhaltische, nach Magdeburg, ja bis nach Hamburg hin getrieben. Auf beiden Seiten der Mulde breiten sich weite Moor- und Snmpfstrecken aus, in denen viel Torf gestochen wird. Nach Delitzsch und Bitter selb hin ist der Boden sehr fruchtbar; da wechseln Oelsaaten mit Weizen und Flachsfeldern; Tabak, Gemüse, Zuckerrüben werden vielfach an- gebaut und auch Färbekräuter, als Krapp und Waid, werden hier gezogen. In Delitzsch sind seit alten Zeiten viele Strumpfwaaren gefertigt worden. Darum heißt es in einem Liede: „Delitzsch, die Strumpfstrickerstadt, wird das Stricken gar nicht satt."
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