44 Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
1. Volksteile. Den weitaus größten Teil der Bevölkerung bilden die
Niedersachsen' Friesen wohnen in Ostfriesland, an der Weser unterhalb
Bremens (namentlich im Lande Wursten), seit dem 12. Iahrh. eingewanderte
Niederländer im Alten Lande- im Harze kleine Teile von Franken, Hessen
und Schwaben und Einwanderer aus dem Sächsischen Erzgebirge (um 1520),
zum Mischstamme der Harzfranken vereinigt. Die slawischen Bewohner des
Wendlandes sind den Niedersachsen ähnlich geworden, und ebenso ist es im
Werder gegangen, dem nordöstlichen Zipfel von Braunschweig, im Amte
Vorsfelde am Drömling, wo ehemals slawisches Volkstum herrschte und wo
noch Rundlingsdörfer zu finden sind, so Rühen und Eischott. Spuren slawischen
Wesens erstrecken sich, zum Teil in den Ortsnamen, über Goslar bis an die
Werra und im W über die Weser hinaus bis an die Hunte.
Wendisch wird als Volkssprache nirgends mehr geredet, Friesisch noch
von 4035 Seelen gesprochen, von denen 3648 auf Ostfriesland Kommen,-
an seine Stelle ist das Platt- oder Niederdeutsch der Niedersachsen ge-
treten, das als Volkssprache noch fast das ganze Gebiet beherrscht. Freilich
ist es durch das Hochdeutsche sehr zurückgedrängt worden, hat aber doch
seinen Besitzstand zäher behauptet, als ihm geweissagt worden ist. Am Süd-
rande des Harzes von Osten bis nach Walkenried und Sachsa überwiegt der
mitteldeutsche Sprachstamm der Thüringer, während die Bergstädte der
oberdeutschen (oberharzischen) Mundart angehören- aber die andern Teile
des Harzes, namentlich die Südwest- und die Nordwestseite, reden Niederdeutsch.
Der Name der Bode hingegen ist aus der slawischen Grundform bada — Wasser
entstanden.
Die niedersächsische Sprachgrenze gegen die mitteldeutschen Mundarten verläuft
in unserem Gebiete auf der Linie: Münden, Hedemünden, Niedergandern (an der Leine),
Weißenborn (nördlich von Heiligenstadt), Winzingerode (südöstlich von Duderstadt), um
den Nordrand des Ohmgebirges bis Holungen, Osterhagen, Sachsa, Wieda, Zorge,
Rothehütte, Hasselfelde, Güntersberge, Mägdesprung, Ballenstedt auf Calbe a. S. zu.
Sprachproben:
Oberharzisch aus „Schlachter Mä" [—Schlechter Mai]:
Die arm Bliemla gans verschreckt, Mersollne lahm2? Der Teifel ah!
Die halten sich in Eros verschteckt. De Barge weiß, dr Himmel gra,
Worim? Das losset er sich mant1 saan: Ne Kelt, ä Wetter lasterlich, —
Har kimmt ju wie der Wauwau ahn. Is dos ne Ornung? Schamer sich!
Stade: Nimmt nich äwel, sä de Voß,
Da harr he'n Goos bi'n Wickel [beim Kragen).
Calenberg: Stiew is dei Calenberger Dreck,
so tah [zäh] un stiew as „meck un deck".
Ostfriesland: Moi gahn un wahren [hübsche Kleider tragen und schonen).
Satt eten un sparen.
Braunschweig: Häseken, Häseken, verstick dik!
Wenn de Hund kummt, de bit dik!
Wenn de Jäger kummt, de schit dik!
1 nur. — 2 Wir sollen ihn loben?
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
14
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
6. Der Aranz der Marschen und Moore um den «Oeestrücken.
a. Die Elbmarschen laufen von Schnackenburg bis Harburg mit
dem rechtselbischen Anteil bis zur Regnitz, die durch die Hochflut der Elbe
1888 so arg gelitten haben.
b. Das Alte Land, zwischen Harburg und der Schwinge bei Stade,
wird wie mehrere andere Marschen von der Geest durch eiuen breiten Streifen
Moorlandes getrennt. Mit dem Alten Lande beginnt die Reihe der Bre-
mischen') Marschen, welche wie „ein goldener Saum den abgeschabten Pur-
purmantel (b. i. die Heide) umrändern".
Im 12. Jahrh. wurde das Alte Land von eingewanderten Flamändern (Holländern)
besiedelt, und dieser stattliche Menschenschlag hat sich bis heute zum Teil noch seine Volks-
tracht bewahrt, so die Frauen ihren reichen Silberschmuck (s. die Bilder S. 49). Saubere,
i) D. h. des „Herzogtums Bremen" im R.b. Stade, nicht zu verwechseln mit
dem Freistaate Bremen, von dem es seit 1648 getrennt ist (s. S. 23).
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Bevölkerung. — Volksteile. Religion.
35
Vii. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
1) Volkstcile. Den weitaus größten Teil der Bevölkerung bilden die
Niedersachsen; Friesen wohnen in Ostfriesland, an der Weser unterhalb
Bremens (namentlich im Lande Wursten) und im Alten Lande; im Harze
kleine Teile von Franken, Hessen und Schwaben und Einwanderer aus dem
Sächsischen Erzgebirge (um 1520), zu dem Mischstamme der Harzfranken der-
einigt. Die slawischen Bewohner des Wen dl and es sind den Niedersachsen
ähnlich geworden, und ebenso ist es im Werder gegangen, dem n.ö. Zipfel
von Br., im Amte Vorsfelde am Drömliug, wo ehemals slawisches Volkstum
herrschte und wo noch Rundlingsdörfer zu finden sind, so Rühen und Eischott.
Friesisch wird als Volkssprache nirgends mehr geredet, an seine Stelle
ist das Platt- oder Niederdeutsch der Niedersachsen getreten, das als
Volkssprache, freilich durch das Hochdeutsche sehr zurückgedrängt, noch fast das
ganze Gebiet beherrscht. Am S.-Rande des Harzes von Osten bis nach Walken-
ried und Sachsa überwiegt der mitteldeutsche Sprachstamm der Thüringer,
während die Bergstädte der oberdeutschen (oberharzischen) Mundart an-
gehören: aber die andern Teile des Harzes, namentlich die S.w.- und die
N.w.-Seite reden uiederdeutsch. Der Name der Bode hingegen ist aus der
slawischen Grundform bada — Wasser entstanden.
Im Berg- und Hügellande des S.o. überwiegt bei der Landbevölkerung der zwei-
stöckige, aus Fach- und Flechtwerk errichtete fränkische Hausbaus. Das „Platzgebäude"
des wohlhabenden Friesen zerfällt in das von einem mächtigen Dache geschützte, im
Innern viergeteilte Wirtschafts- und das angehängte quadratische Wohngebäude. Der
größte Teil der Landleute aber verharrt bei dem sächsischen Hause, in dem sich das
ganze Wirtschaftsleben um die große Diele dreht. S. Bilder und Grundriß S. 47 f.
Das anheimelnde Strohdach aber weicht notgedrungen immer mehr dem Ziegeldach, und
städtische Bauweisen drängen sich immer mehr ein 2). Das Wahrzeichen des sächsischen
Hauses sind zwei Pferdeköpfe aus Holz, vorn am Giebel befestigt, auf dem Hause der
Altländer zwei Schwäne. Die Pferdeköpfe heißen auch wohl „Kraienstol" — Krähen-
stuhl oder „Ulensinrn" = Eulengiebel. Sind die Köpfe einander zugewandt, so scheinen
sie das ehemalige Gebiet der Langobarden, die nach außen schauenden dasjenige der
Sachsen zu bezeichnen. Die „Giebelsäulen" im Gebiete des Teutoburger Waldes, w. bei
Osnabrück, am Dümmer, n. bis Petershagen und Luthe bezeichnen vielleicht das Land
der Engern (?).
2) Religion.
Braunschweig.
a. 407112 (93,8 % gegen 95 % i. I. 1885) E. bekennen sich zur
lutherischen Landeskirche. Unter dem Konsistorium zu Wolfenbüttel stehen
4 Generalinspektionen und die Parochie Thedinghausen. Jede dieser Inspektionen
bildet eine eigene Synode, Kirchengesetze aber können nur vou der Landes-
Synode erlassen werden, die aus 14 geistlichen und 18 weltlichen Mitgliedern
besteht. Synodal-Ansschnß.
~ x~o un^ Geographie, Größte Ausgabe, Bilderanhang
0. D < V/~~— Ooz.
2) Das wirklich echte sächsische Haus wird immer seltener, so daß schon von dem
Plane geredet wird, ein solches abzubrechen und zur Erinnerung in der Hauptstadt
Hannover wiederaufzubauen.
3*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
30
Bilder aus der Heimatkunde Pommerns.
eines Oberhauptes in gemeinsamer Arbeit. Der Boden wurde mit einem hölzernen
Haken aufgerissen und der Same in die Furchen hineingestreut. Wegen dieser höchst
unvollkommenen Bestellung waren die Erträge nur sehr gering. Neben dem Ackerbau
wurde der Fischfang eifrig betrieben, wozu die zahlreichen Seen und Flüsse sowie
die Nähe des Meeres ja förmlich einluden. Bedeutend war auch die Bienenzucht der
Wenden. — Ihre gemeinsamen Angelegenheiten berieten sie in Versammlungen, die
gewöhnlich in den Krügen abgehalten wurden. Diese befanden sich meist in den
Burgwällen oder in deren Nähe. Je zahlreicher die Familien wurden, desto knapper
wurde das Gemeindeland. Viele Bauern zogen es deshalb vor, von einem adligen
Herrn ein Stück Ackerland zur Bewirtschaftimg zu übernehmen. Sie waren unfrei
oder „hörig" geworden, aber ihre Lage war im allgemeinen nicht ungünstig und die
Behandlung gut und milde. Da der Grund und Boden als Eigentum des Grund-
Herrn galt, wurden die Hörigen mit diesem verkauft. Neben den Hörigen gab es
noch zahlreiche Sklaven, die im Kriege oder durch Seeraub erbeutet waren. Sie
waren völlig rechtlos und mußten viele Bedrückungen erleiden.
2. Der deutsche Bauer, a) Einwanderung. In den fortwährenden Kämpfen
mit den Polen, Dänen und Deutschen schmolz die wendische Bevölkerung furchtbar
zusammen. Die meisten Dörfer lagen in Schutt und Asche, und weite Gebiete waren
völlig unbewohnt. Da riefen die pommerschen Fürsten und die deutschen Mönche
fleißige und fromme Ansiedler ans den: Reiche herbei und beschenkten sie reichlich mit
Ländereien und Wald. Sachsen und Westfalen, Rheinländer und Holländer zogen
als freie Bauern in das Land ein. Überall entstanden deutsche Orte, die wir heute
noch an den Endungen -dors, -Hägen, -Wald, -bnrg usw. als deutsche Ausiedlungen
erkennen. Der Deutsche bewahrte seine Sitten und Gebräuche auch in der Fremde
und behielt sein eigenes Recht und seine Sprache bei.
b) Besiedlung. Die Besiedlung eines Dorfes ging gewöhnlich so vor sich, daß
der Fürst oder die Kirche oder ein begüterter Adliger einem deutschen Unternehmer
einen größeren Grundbesitz übergab. Dieser führte die Kolonisten herbei und teilte
unter diese den Besitz. Der Unternehmer bekam für seine Arbeit einen doppelten
Anteil und bekleidete meist das Schulzenamt. Die Kolonisten zahlten einen mäßigen
Zins an den Grundherrn und den Zehnten an die Kirche. Der Schulze oder Frei-
schulze, der gewöhnlich keine Abgaben zu zahlen hatte, war der Vorsitzende des Dorf-
gerichts. Dieses urteilte nach deutschem Recht über kleinere Vergehen und Streitig-
keiteu. — Die wendischen Bauern wanderten häufig freiwillig aus. Oft siedelten sie
sich auch in der Nähe der deutschen Dörfer an. Der neue Ort erhielt alsdann den
Zusatz Klein- oder Wendisch- im Gegensatz zu der deutschen Ansiedluug, die das Beiwort
Groß- oder Deutsch- annahm. Allmählich verschmolzen Wenden und Germanen zu
einem Volke.
c) Abhängigkeit vom Adel. Doch auch die deutschen Bauern konnten ihre
Unabhängigkeit und Freiheit nur mit Mühe bewahren. Infolge der zahlreichen Ein-
Wanderung sank die Nachfrage nach deutschen Arbeitskräften. Daher waren die Kolo-
nisten oft gezwungen, unter den ungünstigsten Bedingungen das Land von dem Grund-
Herrn zu übernehmen. Dessen Streben aber ging meist darauf hinaus, die Bauern
in Abhängigkeit und Hörigkeit zu bringen. Auch trug die Unsicherheit der Zeit viel
dazu bei, daß sich die Bauern freiwillig in den Schutz eines mächtigen Adligen begaben.
Denn im 14. und 15. Jahrhundert griff das Fehdewesen auch in Pommern immer
mehr um sich. In den zahlreichen Kämpfen der Ritter untereinander und mit den
Städten hatten die Bauern am schwersten zu leiden. Da die Burgen schwer zu erobem
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
18
Landeskunde der Provinz Pommern.
Die Bevölkerung der Provinz betrug nach der Zählung von 1910
1716481, sie verteilte sich auf die Regierungsbezirke so:
Stettin . .871719 Einw.
Köslin . . 619 343
Stralsund . 225419 „
Der Einwohnerzahl nach nimmt Pommern erst die 11. Stelle unter den preußischen
Provinzen ein- der Verteilung der Bevölkerung nach steht es an vorletzter Stelle,
auf 1 qkm kommen etwa 57 Einw. (im Rheinlande 249).
Im Regierungsbezirk Stettin wohnen 72 Einw. auf 1 qkm
Köslin „ 44 „ „ 1
Stralsund „ 56 „ „ 1 „ *)
Die Bevölkerungszahl war längere Zeit, besonders wohl infolge starker Aus-
Wanderung (1871-1875: 40105 Personen) zurückgegangen; neuerdings ist die über-
seeische Auswanderung gering (1913: 472 Personen). Von 1880-1885 hatte die
Bevölkerung um 34459 abgenommen, wovon mehr als die Hälfte (18751) auf den
Regierungsbezirk Köslin fiel, von 1905 — 1910 hat sie um 32136 zugenommen. Der
jährliche Zuwachs betrug von 1895-1900 0,77 %, von 1900-1905 0,61 °/o, von
1905 — 1910 0,48 %. Die Zunahme fällt aber fast ganz auf die Städte, die ländliche
Bevölkerung nimmt dauernd ab.
Die Bewohner sind jetzt fast ausschließlich Deutsche, und zwar Nieder-
deutsche. In ältester Zeit war das Land von Germanen bewohnt, an deren
Stelle dann Wenden oder Slawen traten. Erst im 12. und 13. Jahrhundert
fand die Rückwanderung der Deutschen statt. Das Wendentum verschwand
im größten Teile des Landes verhältnismäßig schnell? im Osten hielt es sich
länger als im Westen. Eine Erinnerung an die wendische Zeit ist besonders
in den Ortsnamen bewahrt. Nur noch ein ganz kleiner Rest wendischer Be-
völkerung hat sich in den zwischen Lupow und Leba wohnenden Slowinzen
und Kaschuben gehalten, deren Zahl aber immer mehr abnimmt. Neuerdings
wächst die Zahl der Polen besonders im 0 sehr,- es wohnen bereits mehr
als 20000 in Pommern.
Die Sprache des Volkes ist das Nieder- oder Plattdeutsche, das in
den größeren Städten fast ganz dem Hochdeutschen gewichen ist, auf dem
Lande aber und in den kleineren Städten vorwiegend gesprochen wird. Das
Plattdeutsche zerfällt in eine große Zahl von Mundarten, die zum Teil sehr
verschieden voneinander sind. Namentlich besteht ein erheblicher Unterschied
zwischen den vorpommerschen und hinterpommerschen Mundarten.
Die evangelische Kirche herrscht mit fast 96 v. H. der Bevölkerung in
der Provinz vor; Katholiken gibt es etwa 50000, die meist in den Städten
oder in einzelnen Gemeinden vornehmlich Hinterpommerns wohnen. Die
Zahl der Juden beträgt ungefähr 9600. Sie sind in Hinterpommern zahl-
reicher als in Vorpommern.
Von den Beschäftigungszweigen der Bewohner nimmt die Landwirt-
schaft den größten Raum ein? es gab 1907 in der Provinz 177 879 Land-
wirtschaftsbetriebe.
i) Im Regierungsbezirk Düsseldorf wohnen 546 Menschen auf 1 qkm.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
20 Landeskunde der Provinz Pommern.
Die Pommern sind ein ernster, harter und tapferer Stamm, im Kampfe
mit den Elementen und durch schwere Bodenarbeit gestählt. Eine gewisse
Langsamkeit ist ihnen angeboren, und sie zeigen oft große Zurückhaltung,
Verschlossenheit und Schwerfälligkeit besonders Fremden gegenüber. Sie sind
aber Neuerungen durchaus nicht abgeneigt, sondern nehmen sie gern an,
wenn sie erst ihren Nutzen erkannt haben. Anhänglichkeit an ihre Heimat,
so arm sie auch mitunter sein mag, Treue gegen das Vaterland und den
König haben sie zu allen Zeiten bewiesen. Ihre Tapferkeit und ihr Mut
wurden in allen Kriegen gerühmt.
Friedrich der Große, der die pommersche Nation als die erste Stütze des
Preußischen Staates bezeichnet, urteilt in seinem politischen Testamente vom Jahre 1768
so über die Bewohner unserer Provinz: „Die Pommern haben etwas Ungekünsteltes;
sie würden nicht ohne Geist sein, wenn sie besser gebildet wären? niemals aber werden
sie schlau und verschlagen sein. Der gemeine Mann ist argwöhnisch und hartnäckig;
sie sind eigennützig, aber weder grausam noch blutdürstig und ihre Sitten zumeist
sanft. Man bedarf also keiner Strenge, sie zu regieren. Sie geben gute Offiziere,
vortreffliche Soldaten ab; manche leisten im Finanzfache ziemlich gute Dienste; ver-
gebens aber würde man aus ihnen politische Unterhändler machen wollen."
Vii. Übersicht über die Geschichte Pommerns.
1. Die vorgeschichtliche Zeit.
Zahlreiche Funde legen von den Bewohnern des pommerschen Landes
Zeugnis ab aus einer Zeit, aus der sonst keine Kunde zu uns dringt.
Bediente sich in ältester Zeit der Mensch des Steines, wie er ihn gerade
fand, so lernte er allmählich, ihn in immer geschickterer Weise zu bearbeiten.
Rügen bot in dem Feuerstein ein hierzu besonders geeignetes Material.
Später wurde die Kunst der Metallbearbeitung auch in Pommern bekannt.
Gegenstände aus Bronze (einer Mischung von Zinn und Kupfer) wurden ein-
geführt, aber auch im Lande selbst hergestellt. Neben der Bronze fand mit
der Zeit das schwerer zu bearbeitende Eisen Verbreitung und Benutzung, so
daß eiserne Waffen und Geräte immer häufiger wurden. Außer der Be-
arbeitung dieser Stoffe verstanden die Bewohner des Landes bereits in ältester
Zeit die Töpferei; größere oder kleinere Urnen fertigte man in mannigfachen
Formen (z. B. Gesichtsurnen) an. Auf bedeutende Unterschiede in Sitten
und Gebräuchen in diesen jahrtausendelangen Kulturepochen weisen die Be-
gräbnisarten hin, die zwischen Beisetzung in großen Steingräbern (Hünen-
gräbern) und Verbrennung der Leiche mit Beigabe von Waffen oder Gebrauchs-
gegenständen und Aufbewahrung der Asche in Urnen wechseln. Welchem
Volksstamme die ältesten Bewohner Pommerns angehörten, läßt sich nicht
angeben, doch wohnten in der Zeit, die zuerst einigen Aufschluß gibt, sicherlich
Deutsche an der Küste der Ostsee. Sie unterhielten mit anderen Völkern,
auch den Römern, Handelsbeziehungen.
Große Wanderungen führten etwa vom dritten nachchristlichen Jahrhundert
an dazu, daß die germanischen Stämme das Land verließen. Allmählich
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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36 Landeskunde der Provinz Pommern.
5. Mönchguter und
Mönchguterin. Auf
der Halbinsel Mönchgut
hat die Bevölkerung zum
Teil noch die alte Tracht
bewahrt? die Bewohner
sind zumeist Fischer.
6. Das Rathaus und die Nikolaikirche in Stralsund. Der durchbrochene Backsteingi-bel des Rathauses und
die hinter ihm aufragende mächtige Kirche sind Zeugen des Reichtums und der Macht der alten Hansastadt,
sie stammen aus dem 14. ^jjahrh. und bezeichnen einen Höhepunkt in der niederdeutschen Backsteinbaukunst.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Übersicht über die Geschichte Pommerns.
21
drangen von 0 her slawische Völker ein und besetzten das weite Gebiet bis
zur Elbe und Saale, in dem nur wenige Reste der alten Bevölkerung zurück-
blieben. Diese verschwanden nach und nach ganz, so daß das Land voll-
ständig slawisch wurde. Die Slawen zerfielen in zahlreiche Stämme. Östlich
von der Oder saßen bis zur Weichsel die Pommern, die sich nach ihren
Wohnsitzen am Meere (po morju) nannten. Im westlichen Pommern wohnten
die Ranen (auf der Insel Rügen) und mehrere Stämme der Wilzen oder
Liutizen. Mehr als sechs Jahrhunderte waren die Slawen unter der Herr-
schaft zahlreicher Häuptlinge in dem Lande ansässig. Sie waren Heiden
und verehrten eine große Zahl von Gottheiten, unter denen sich Swantewit
in Arkona und Triglaw in Stettin großen Ansehens erfreuten. Als Mittel-
punkte der einzelnen Landschaften und als Zufluchtsstätten für die in unauf-
hörlichen Kriegen bedrohte Bevölkerung oder zum Schutze der Grenze legten
die Slawen große Erdbefestigungen (Burgwälle) an vielen Stellen an. Bis-
weilen ließen sich im Schutze dieser Befestigungen Ansiedler, namentlich Fischer,
nieder und gründeten eine Art von Gemeinwesen. Neben der Fischerei be-
trieben sie auch Schiffahrt und Handel in beschränktem Umfange^).
Seit der Zeit Karls des Großen, der 789 zur Sicherung der sächsischen
Grenze bis zur Peene vordrang, begannen die Deutschen von W her wieder
Borstöße gegen die Slawen zu unternehmen. Namentlich waren es König
Heinrich l. und Kaiser Otto d. Gr., die mit Erfolg hier kämpften und
ihre Herrschaft bis fast an die Oder ausdehnten. In fortgesetzten Kriegen
machte besonders Markgras Gero (f 965) slawische Stämme tributpflichtig.
Auch versuchte Kaiser Otto bereits durch Errichtung von Bistümern (Erz-
bistum Magdeburg 968) das Christentum einzuführen. Doch bald brach die
Herrschaft der Deutschen wieder zusammen, und vergebens bemühten sich die
späteren Kaiser (995 Kaiser Otto Iii. in Vorpommern), die Slawen zur
Unterwerfung zu bringen. Sie blieben aber trotzdem in Beziehungen zu den
Deutschen; so erschien 1046 zum erstenmal ein Fürst der Pommern vor dem
Kaiser Heinrich Iii.
In dieser Zeit wurden für die Pommern die nördlichen und südlichen
Nachbarn, die Dänen und Polen, immer gefährlicher. Als kühne Wikinger
kamen die Nordländer über das Meer, raubten und plünderten besonders
Vorpommern und Rügen, ja setzten sich eine Zeitlang in der Iomsburg
(Wollin) fest, deren Ruhm in dem sagenhaften Vineta noch fortlebt. Noch
bedrohlicher wurden die Polen, seitdem im Jahre 1000 das Erzbistum Gnesen
gegründet und ihm ein Bistum Kolberg untergeordnet worden war. Sie
drangen von 8 aus gegen Hinterpommern über die Grenze vor, die durch
einen ausgedehnten Urwald bezeichnet war. Besonders eifrig kämpfte Dole-
stan» Iii. gegen die heidnischen Pommern und unterwarf sie nach furchtbaren
Verwüstungszügen, bei denen er 1121 auch das feste Stettin eroberte. Auf
dauernden Frieden konnte er aber nur rechnen, wenn die Bewohner zum
Christentum bekehrt wurden.
i) Sammelstellen für vorgeschichtliche Altertümer der Provinz sind die Altertums-
sammlung im Stettiner Stadtmuseum und das Provinzial-Museum im Rathause zu
Stralsund.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Fischer Karls Heinrich_l Heinrich Otto Gero_( Otto Otto Otto Heinrich_Iii Heinrich
104
Bergeshßhen aus oft mit einem Blicke 20 bis 30 Ortschaften
übersehen.
Die meisten Einwohner bekennen sich zur lutherischen
Kirche: unter 18 Christen gehören 15 zur lutherischen, 1 zur
reformierten und 2 zur römischen Kirche.
Die Mundart, welche von den meisten Dorfbewohnern ge-
sprochen wird, ist die niedersächsische oder das Plattdeutsch.
Den letzten Namen hat sie daher, daß sie von alters her auf
dem platten Lande, d. i. in der Ebene gesprochen wird. Die
übrigen Einwohner reden hochdeutsch. Im Wendlande spra-
chen vor 100 Jahren noch ganze Ortschaften wendisch; jetzt
ist die wendische Sprache in unserm Lande ganz ausgestorben.
Früher ist auch im Plattdeutschen gepredigt und gelehrt; seit
anderthalbhundert Jahren aber ist das nicht mehr geschehen.
7. Eintheilung. Hannover wird in sechs Landdrosteien und
die Berghauptmannschaft Klausthal getheilt. Ziemlich in der
Mitte von Osten gen Westen liegt die Landdrostei Hannover,
südöstlich von ihr die Landdrostei Hildesheim; nordöstlich von
jener und nördlich von dieser die Landdrostei Lüneburg; von
dieser nördlich die Landdrostei Stade; den südlichen Theil von
Westhannover bildet die Landdrostei Osnabrück, und den nörd-
lichen die Landdrostei Aurich.
3. Die Laudrirostei Haimover,
Ihr südlicher Theil ist das Fürstenthum Kalenberg, zu
welchem auch die beiden alleinliegenden Stücke Bodenwerder
und Polle an der Weser gehören. Nordwestlich von Kalenberg
liegen die Grafschaften Hoya und Diepholz.
Der südliche Theil Kalenbergs ist gebirgig. Die Hauptge-
birge sind Deister und Süntel; an diese schließen sich der Oster-
wald und die Lauensteiner Berge. Der nördliche Theil des
Fürstenthums ist eben, wie auch Hoya und Diepholz. Die vielen
von den Gebirgen und aus den Mooren kommenden Bäche
stießen in die Weser, die Aller und die in diese mündende
Leine. An diesen Flüssen ist stellenweise schon Marschboden,
während in andern Ufergegenden fruchtbarer Kleiboden sich
findet. Im Norden ist der bebaute Boden größtentheils Geest-
land, eine Mischung aus Lehm und Sand, und sandiger Heide-
boden, der aber auch vielfach angebaut ist.
Kalenberg ist ein altes Stammland unsers Fürstenhauses
Hoya und Diepholz hatten früher die Grafen von Hoya und
Diepholz zu Landesherren. Als jene 1583 und diese 1585
ausstarben, fielen die Grafschaften an unser Fürstenhaus.
4. Das Getreide.
1. Das Getreide sollte den Völkern des Erdkreises Speise lie-
fern; daher nimmt es sürüeb säst mit jedem Boden. Außerordentlich
ist seine Fruchtbarkeit; denn m manchen Gegenden bringen einzelne
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Strauße. —- Da haben die Missionare jetzt ein großes Wohnhaus
und Schuppen gebaut. Was sie an Nahrung bedürfen: Getreide,
besonders Mais und Buchweizen, Kartoffeln und Gartenfrüchte, zie-
hen sie schon selber. Ochsen, Wagen, Pflüge und Eggen haben sie
angeschafft, und eine ziemliche Anzahl Kaffem stehen bei ihnen in
Dienst. — Neben den Arbeiten des Bauens und Ackerns machten
sich die Missionare fleißig an das Erlernen der Kaffernsprache. Noch
ehe sie dieselbe sprechen konnten, meldeten sich vier Kapern zum Un-
terricht: em Ehepaar und des Mannes Schwester und der Frau
Bruder. Diese vier konnten holländisch sprechen, und da das Platt-
deutsch, welches die Missionare von Haus aus verstehen, dem Hol-
ländischen verwandt ist, so gings mit dem Unterricht gut fort. Das
kleine Kind der Eheleute wurde bald getauft; der Mann fiel wieder
ab, die andern drei aber blieben treu, und nachdem sie im Evange-
lium genügend unterwiesen waren, empfingen auch sie die Taufe.
Die Frau ist seitdem selig entschlafen; an ihrem Sterbetage aber
wurden abermals drei Heidenkinder getauft, und für die vier Kinder,
welche jetzt in der Colonie waren, wurde eine Schule eingerichtet, in
welcher nun die Kinder unsrer Landsleute und die Kinder der christ-
lichen Kaffem unterrichtet werden. — Pfingsten 1856 zogen wiederum
15 (Monisten von Hermannsburg dorthin und Michaelis 1857 aber-
mals 12 Missionare und mehr als doppelt so viel Colonisten, Frauen
und Kinder. — Bis zum Jahre 1859 sind gegen 100 Personen von
Hermannsburg aus nach Afrika gezogen, gegen 50 Heiden getauft
und 8 Missionsstationen in der Umgegend errichtet worden. — Die
ganze Missionscolonie in Afrika steht unter der Leitung des ehemali-.
gen Missionars Hardeland, der 1859 als Superintendent nach Afrika
gesandt worden ist.
4. Michaelis 1857 wurden 24 Zöglinge wieder in das Mis-
sionshaus aufgenommen. Dasselbe hat jetzt eme eigne Druckerei, zu
welcher 2000 Thaler geschenkt worden sind. In der wird das Her-
mannsburger Missionsblatt gedruckt.
38. Die Landdrostei Stade.
Sie liegt nordwestlich von Lüneburg und besteht aus den
beiden Herzogthümern Bremen und Verden und aus dem von
Bremen umschlossenen Lande Hadeln. Weser und Elbe be-
frenzen die beiden Herzogtümer; die Gebiete der beiden
'lüsse sind durch die nördliche Senkung der Lüneburger Heide
von einander geschieden. Verden hat Geestboden, wenig Moor
und noch weniger Marsch, welche an der Aller liegt; von
Bremen ist % Marsch; sie befindet sich an der Weser und der
Elbe. Am Elbufer liegt das Alteland, nördlich von demsel-
den das Land Kehdingen, und an der Wesermündung das
Land Wursten. Der fette Schlamm, welcher die Marsch frucht-
bar macht, ist in den Elbgegenden iy2 bis 7 Fuß, in der
Wefergegend oft kaum y2fuß tief; die Wesermarschen eignen
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