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1. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 24

1912 - Breslau : Hirt
24 Bilder aus der Heimatkunde Pommerns, Torfgräberei an. In der Kolonie Karolinenhorst gab er selbst das Beispiel, wie man die ergiebigen Torflager des Landes ausnützen könne. 4. Sorge für den Bauernstand. Seine ganz besondere Sorge wandte Fried- rich Ii. dem Bauernstande zu. Er suchte ihm Erleichterung der Dienste und Lasten zu verschaffen und ihn vor den Mißhandlungen der Gutsbesitzer zu schützen. Vor allem drängte er auf eine bessere Bestellung des Ackers. Der König kümmerte sich um Aus- saat und Ernte, um Düngung und Ackergeräte. Er sorgte für den Anbau neuer Kultur- pflanzen, z. B. der Lupine, des roten Klees, des Hopfens und vor allem der Kartoffel. Oft wurde es dem Könige schwer, seine Anordnungen und Vorschläge durchzusetzen. Der langsame und zäh am Alten hängende Geist der Pommern gefiel ihm gar nicht. Er klagte wiederholt über die „uralte hergebrachte pommerfche Faulheit" sowie über die „faule und nachlässige Wirtschaft des dortigen Landmannes". — Auch die Vieh- zucht suchte der König zu hebeu. So führte er das spanische Merinoschaf ein, das eine viel bessere Wolle hat als das einheimische. Armen Leuten schenkte er selbst Kühe, auch ließ er Anweisungen über deren Fütterung und Züchtung verbreiten. Die Gehilfen des Königs bei diesem Kulturwerk waren der Finanzrat von Brenckenhoff und der Fürst Moritz von Anhalt-Dessau. Dieser überwachte von seinem Garnisonorte Stargard aus treu und sorgsam die Ausführung der königlichen Anordnungen. Aber der König wollte auch mit eigenen Augen sehen, ob seine Befehle wirklich ausgeführt wurden. Dreißigmal haben ihn seine Inspektionsreisen nach Pommem geführt, und stets hat er sich von den Landräten und Schulzen genaue Auskunst über alles geben lassen, was zur Besserung des Landes geschehen war. 5. Sorge für den Adel. Vor allem sorgte Friedrich für den pommerschen Adel, der in vielen Schlachten willig Leib und Lebeu sür das Vaterlaud geopfert hatte. Zur Unterstützung der hilfsbedürftigen adligen Grundbesitzer gründete er eine Kreditkasse (Landschaftskasse), aus der sie für geringe Zinsen Geld geliehen bekamen. Außerdem verlieh er ihnen reichliche Unterstützungen. Besonders bevorzugte er den Adel da- durch, daß er ihm die Offiziersstelleu und die höheren Verwaltungsstellen übertrug. 6. Sorge für die Städte. Auch die pommerschen Städte hatten sich der be- sondern Fürsorge des Königs zu erfreuen. Sie erhielten aus Staatsmitteln reiche Unterstützungen zur Begründung von Fabriken und gewerblichen Anlagen. So grün- dete er Lederfabriken in Anklam, Treptow und Greifenhagen, Woll- und Tuchfabriken in Tempelburg, Dramburg und Rummelsburg, Strumpffabriken in Lauenburg und Neustettin, eine Seifenfabrik in Köslin, eine Branntweinbrennerei in Stettin usw. Einen großen Aufschwung nahm der Schiffbau, der seinen Mittelpunkt in Stettin hatte. Hier wurden nicht nur einheimische Schiffe fertiggestellt, sondern auch viele Fahrzeuge für das Ausland gebaut. Besonders viel verdankt ihm der Stettiner Handel durch die Vertiefung der Swine und die Anlage eines Hafens, an dem bald die neue Stadt Swinemünde erwuchs. Durch den Bau des Finowkanals erleichterte er den Verkehr mit Berlin. Stettins Ein- und Ausfuhr stieg während seiner Regieruugszeit von jährlich 300 000 auf 41/2 Millionen Taler und seine Einwohnerzahl von 12 400 auf 15 800. Pommern während der Franzosenzeit. 1. Schmähliche Übergabe Stettins. Durch die unglückliche Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt war das preußische Heer gänzlich vernichtet. Am 19. Oktober 1806 traf die Königin Luise mit ihren beiden ältesten Söhnen in Stettin ein, von wo sie schon am nächsten Tage auf Wunsch des Königs nach Küstrin flüchtete. Am

2. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 279

1912 - Stadthagen : Heine
— 279 — Als 1870 die deutschen Fürsten und das deutsche Volk zum Kriege gegen Frankreich rüsteten, zog auch Fürst Adolf Georg hinaus mit seinen beiden ältesten Söhnen, dem Erbprinzen Georg und dem Prinzen Hermann, um an den Kämpfen gegen den Erb- feind teilzunehmen, erst beim 7. Armeekorps, später im Haupt- quartier vor Paris. Der siegreiche Feldzug sührte zur Wiederauf- richtung des deutschen Kaiserreiches. Am 18. Jan. 1871 nahm Wilhelm I. im Schlosse zu Versailles die von den deutschen Fürsten angebotene Kaiserkrone an. Dem denkwürdigen Ereignisse wohnte auch Adolf Georg bei. Am 9. Juni 1871 zog der Fürst an der Spitze seines Jägerbataillons in die sestlich geschmückte Residenzstadt seines Landes ein. Die Bückeburger Jäger haben in diesem Kriege bei Forbach, Colombey und Gravelotte tapfer gekämpft, auch au der Belagerung von Metz und an den Gefechten im Südfeldzuge gegen die Freischaren Garibaldis ruhmreich teilgenommen. Für unser Heimatland als Glied des neuen Deutschen Reiches folgte nun eine Zeit äußerer Ruhe und innerer, reich ge- segneter Entwicklung. Neben verschiedenen Reichsgesetzen wurden in den folgenden Jahren unter Adolf Georg wichtige Landesgesetze und Verordnungen erlassen. Durch die Landgemeinde- und Städte- ordnuug vom Jahre 1870 erhielten die Land- und Stadtgemeinden eine selbständige Verwaltung und freie Wahl ihrer Vorstände und Vertreter. In demselben Jahre wurden die so wichtigen Ablö- suugsgesetze erlassen, wodurch die aus dem Grund und Boden ruhenden Abgaben und Leistungen, Rechte und Pflichten ablösbar wurden. Seitdem hat sich unser schon vorher blühender Bauern- stand zu einem der tüchtigsten in Deutschland entwickelt. Dazu kamen noch verschiedene andere musterhafte Gesetze, die unter der regsten persönlichen Arbeit des Fürsten geschaffen und eingeführt sind. Von ganz besonderer Bedeutung sind das am 4. März 1875 erlassene Volksschulgesetz und das am 20. Januar 1885 veröffentlichte Steuergesetz, das dem Lande eine Gewerbe-, Grund- und Gebäude- steuer brachte. All diese gesetzlichen Maßnahmen, die aufs sorgfältigste von den Behörden des Landes durchgeführt wurden, sind unserer Landwirtschaft und Industrie, unserm Handel und Verkehr, kurz, uuserm ganzen staatlichen und öffentlichen Leben von großem Segen gewesen; der Wohlstand des Landes hat sich seitdem bedeutend gebessert. Durch seine gewissenhafte und unermüdliche Tätigkeit wurde Fürst Adolf

3. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 284

1912 - Stadthagen : Heine
— 284 — (1. Rheinisches) Nr. 7 in Bonn. Hier ereilte ihn am 29. April 1911 die Nachricht von dem plötzlichen, unerwarteten Heimgange seines sürstlichen Vaters. So wurde Erbprinz Adolf in seinem 29. Lebens- jähre auf den Thron berufen. Aus Anlaß seines Regierungsantritts wurde Fürst Adolf zum Major des Bonner Husaren-Regiments ernannt mit der Berechtigung, auch die Uniform des Wests. Jäger- Bataillons Nr. 7 in Bückeburg zu tragen. Fürst Adolf hat seinen Regierungsantritt mit dem Versprechen angekündigt, daß er die Regierung des Landes unter Gottes gnädigem Beistande zum Besten und zum Segen des Fürstentums den Gesetzen gemäß zu führen entschlossen sei. Diesem Grundsatze wird unser Fürst nach dem Vorbilde des Vaters stets treu bleiben. So werden persönliche Treue und Anhänglichkeit auch fernerhin das Band bilden, durch das Fürst und Volk unseres Heimatlandes von jeher unerschütterlich fest verbunden waren. Gott segne und schütze unser Fürstenhaus und uufer Heimatland immerdar!

4. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 374

1912 - Stadthagen : Heine
— 374 — anssetznngen tote der Einheimische zuzulassen, auch inbetreff der Rechtsverfolgung und des Rechtsschutzes demselben gleich zu be- handeln ist (Freizügigkeit, Getoerberecht, Staatsbürger- recht). Kein Deutscher darf in der Ausübung dieser Befugnis durch die Obrigkeit feiner Heimat oder durch die Obrigkeit eines anderen Bundesstaates beschränkt werden. Dem Auslande gegen- über haben alle Deutschen gleichmäßig Anspruch auf deu Schutz des Reiches. Reichsangelegenheiten. Die dem Reiche gestellten Auf- gaben find in Artikel 4 der Verfassung ausdrücklich ausgeführt und betreffen auswärtige und innere Angelegenheiten. Im all- gemeinen gehören dazu der Schutz des Reichsgebietes durch Heer, Flotte und Festungen, die Einheitlichkeit des Rechts, des Ver- kehrs und des Handels, vor allem aber die soziale (gesellschaft- liche) Gesetzgebung, durch die im besonderen den wirtschaftlich Schwachen Beistand geleistet werden soll. Willensorgane des Reiches sind der Kaiser, der Bundesrat, der Reichstag und der Reichskanzler mit den Reichsbehörden. Der Kaiser. Die Fürsten des geeiuteu deutschen Vaterlandes boten König Wilhelm I. von Preußen einmütig die deutsche Kaiser- kröne au. Der König nahm sie an und wurde am 18. Januar 1871 im Spiegelsaale des Schlosses zu Versailles feierlich zum Kaiser ausgerufen. Die Reichsverfassung bestimmt deshalb auch, daß das Präsidium des Bundes dem Könige von Preußen zusteht, „welcher deu Namen Deutscher Kaiser führt." So ist die Kaiser- würde mit der Krone Preußens untrennbar verbunden. Der Thron- erbe hat den Titel Kronprinz des Deutscheu Reiches. Der Kaiser hat das Reich nach außen und innen zu vertreten (Botschafter, Gesandte, Konsuln), im Namen desselben und unter Zustimmung des Bundesrats (also nicht des Reichstages) über Krieg und Frieden zu entscheiden, auch Büuduisse und Verträge mit fremden Staaten zu schließen. Er kann auch, wenn die öffentliche Sicherheit bedroht ist, jeden Teil des Bundesgebietes (ohne Zustimmung des Bundes- rats) in Kriegszustand erklären. Der Kaiser ist der oberste Kriegs- Herr über Heer und Flotte. Ihm steht das Recht zu, die Reichs- beamteu (die des Reichsgerichts auf Vorschlag des Bundesrats) zu ernennen und zu entlassen. Der Kaiser kann auch den Bundesrat und den Reichstag berufen, eröffnen, vertagen, schließen und den Reichstag auslösen. Er verkündet die Reichsgesetze und überwacht ihre Ausführung.

5. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 280

1912 - Stadthagen : Heine
— 280 — Georg allen Beamten im Lande ein leuchtendes Vorbild treuer Pflichterfüllung; feine Untertanen aber verehrten ihn als einen Wohl- wollenden und gerechten Herrn. Diese Anhänglichkeit und Ver- ehrnng kam am Tage des 25jährigen Regierungsjubiläums des Fürsten, am 21. Nov. 1885, durch die allgemeine Beteiligung der Bewohner des Fürstentums so recht zum Ausdruck. Während seiuer fast 33jährigen Regierungszeit hat Fürst Adolf Georg im Schlosse zu Bückeburg oft den Besuch befreundeter und verwandter Fürsten empfangen, so den des Großherzogs von Olden- bürg, des Fürsten zu Waldeck und Pyrmont, des Fürsten Renß ä. L. und anderer. In den Jahren 1889 und 1892 weilte bei ihm Kaiser Wilhelm Ii., der seitdem ein häufiger Gast unseres Fürsten- Hanfes ist. Im Juni 1890 nahm die Kaiserin Friedrich mit ihrer Tochter, der Prinzessin Viktoria, mehrere Tage Aufenthalt am Hofe zu Bückeburg. Ju dem letzten Regierungsjahre erkrankte der Fürst an einem heftigen Nierenleiden, den: er am 8. Mai 1893 erlag. Der feierlichen Beisetzung im Mausoleum zu Stadthagen wohnte neben anderen Fürstlichkeiten auch Kaiser Wilhelm Ii. bei. Die Regierung giug auf deu Erbprinzen Georg über. Die verwitwete Fürstin Hermine bezog zunächst das Schloß in Stadthagen und siedelte dann in ihr nenerbantes Palais am Harrl über (S. 123). Hier verstarb die hochbetagte Fürstin (geb. 29. Sept. 1827) am 16. Febr. 1910. Aus dem hinterlassenen Kapitalvermögen ist nach ihrer letztwilligen Verfügung n. a. eine Summe vou 600 000 M. als Adolf-Georg-Stiftuug mit der Bestimmung ausgeschieden, daß aus den Zinsen dieser Stiftung Unterstützungen an hilfsbedürftige Landeskinder, an inländische milde Stiftungen, Kranken- oder Pflegehäuser oder für sonstige gemein- nützige und wohltätige Zwecke, fowie Zuschüsse bei Neugrüudung von Kirchen- und Schulgememden gewährt werden sollen. Die Mildtätigkeit und Herzensgüte dieser edlen Fürstin werden im Volke unvergessen bleiben. Georg (1893—1911). Fürst Georg wurde am 10. Oktober 1846 im Schlosse zu Bückeburg geboren. Hier erhielt der junge Erbprinz seinen ersten Unterricht und eine sorgfältige wissenschaftliche Ausbildung. Die erste militärische Ausbildung lag in der Hand des Feldwebels Koppen vom Bückeburger Jäger-Bataillon, der vom Herbst 1867 ab bis 1872 als Militärinstrnktor in Japan wirkte

6. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 24

1858 - Breslau : Hirt
24 Blicke in die Vergangenheit Schlesiens. Ungarn jedoch ermahnen und drohen, der Breslauer Magistrat soll von der Reformation abstehen. Er läßt sich aber nicht schrecken, er steht auf Gottes Wort und vertrauet der Hilfe des Herrn. Johann Heß war nun eisrigst bemüht, das Wort Gottes in die Herzen seiner Gemeinde zu pflanzen. In den Kirchen wurden deutsche Lieder gesungen, bei der heil. Taufe und dem heil. Abendmahl wurde ebenfalls die deutsche und nicht mehr die lateinische Sprache gebraucht, die Weihung des Wassers, des Salzes, Gewürzes und der Kräuter, Anbetung der Bilder, die feierlichen Umzüge mit dem geweihten Brote schaffte man ab, das Fasten stellte man Jedem frei, und die Priester durften in den Ehestand treten. Dem Beispiele Breslau's folgten wetteifernd viele andere schlesische Städte und Ortschaften. Binnen 25 Jahren hatte sich die Reformation schon durch den größten Theil Schlesiens verbreitet. Die Erwachsenen kauften mit Begier evange- lische Erbauungsbücher, und wer nur konnte die deutsche Bibel des Dr. Martin Luther. In den Schulen wurde die Jugend sorgfältig in der evangelischen Lehre unterwiesen. Gebete, welche die Kinder in der Schule lernten, wurden fleißig daheim auch von den Eltern gebetet. Berühmte Schulen entstanden in Breslau und namentlich in Goldberg. In letzterer Stadt wirkte besonders segensreich und weit und breit gepriesen Valentin Friedland, genannt Trozendorf. Er war armer Leute Kind und übte sich, weil ihm Papier und Tinte fehlte, indem er mit Kienruß auf Birkenrinde schrieb. Er studirte unter Luther und dessen Freunde Melanchthon in Wittenberg, wurde ein gelehrter und frommer Mann und Rektor der Goldber- ger Schule. Aus allen umliegenden Ländern strömten ihm Schüler zu. Als er gerade in der Erklärung des 23. Psalms bei den Wor- ten stand: „Dein Stecken und Stab trösten mich," wurde er vom Schlage gerührt. „Ich werde in eine andere Schule abgerufen!" Das waren seine letzten Worte. 2. Durch zwei Dinge ist Heß für Breslau besonders segensreich geworden: Er hat das Wort Gottes lauter und gewaltig gepredigt und ist ein Vater der Armen und Kranken gewesen. Die Kirch- thüren waren damals von Armen umlagert. Oft hatte Heß von der Kanzel vergeblich gemahnt, man möge diese versorgen. Da wei- gerte er sich mehrere Sonntage hintereinander zu predigen. „Mein lieber Herr Jesus Christus liegt vor der Kirchthür" — sagt er — „über den mag ich nicht hinwegschreiten." Er meinte die Armen. Das wirkte. Es wurden Almosenpfleger verordnet, Heß an ihrer Spitze. Die unnützen ftemden Bettler wurden vertrieben, die Hilfs- bedürftigen aus der Gemeinde wurden in Spitälern versorgt. Ihm verdankt Breslau auch das Allerheiligen-Hospital. Jedermann war auf Hessens Anregen willig zu geben und zu helfen. Maurer, Stein- metzen, Zimmerleute, Schlosser, Glaser und andere Handwerker arbeiteten umsonst, also, daß der Bau in Jahresfrist vollbracht war. Er ist aber auch ein lieber Augapfel der Breslauer gewesen, 500 Mal ist er als

7. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 1

1858 - Breslau : Hirt
Geographie und Geschichte der heiinalhlichen Provinz. Ein Anhang zum Volksschul-Lesebuche. Westphalen. A. Wie es in der Provinz Westphalen aussieht. I. Umschau im Lande. Wir sind Preußen und unser König und Herr wohnt in Berlin. Das liegt zwar weit von unserer Heimath nach Morgen hin in der Provinz Brandenburg, jenseit der Elbe. Aber eine Eisenbahn ver- bindet Westphalen mit der Residenz unseres Landesvaters, und daher kann man gar schnell in einem Tage den weiten Weg zurücklegen. Ueber Berg und Thal, Wiesen und Felder. Flüsie und Ströme saust die Dampfmaschine mit den langen Wagenzügen hin, und früher, als man's glaubt, ist man am Ziele. Westphalen ist die kleinste unter den 8 Provinzen, aus denen das Reich unseres Königs besteht; aber dennoch hat sie eine ansehnliche Ausdehnung; denn sie zieht sich von der Weser an bis nahe an den breiten Rheinstrom; wer die Entfernung messen wollte, hätte 28 Meilen zu machen; so groß wie ihre Länge ist auch ihre Breite, vom rauhen Westerwalde an der südlichen Grenze bis unterhalb Münster, wo die Ems in die han- noverschen Lande eintritt. Bloß nach dem Rheine hin grenzt Westphalen an preußische Lande, nämlich an die Rheinprovinz; sonst aber ist es von Län- dern, die fremden Fürsten gehören, umgeben. — Die im Münster- lande kennen ihre Nachbaren, die in der Ebene nach der Nordsee hin wohnen, die Niederländer, sehr wohl; denn allsährlich, wenn die Störche und Schwalben kommen, wandern gar Biele über die 1 Westphalen.

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 31

1858 - Breslau : Hirt
Dir preußische Rheinprovinz. 31 freiung von französischer Zwingherrschaft gebracht hatte, imjahre 1814: Die Erzbisthümer Cöln und Trier, mehrere Abteien, das Herzogthum Jülich und Berg, Theile von Luxemburg und Limburg, die Reichsstädte Wetzlar, Cöln und Aachen und kleinere Fürstenthümer und Herrschaften. Sie wurden in zwei Provinzen vereinigt: das Großherzogthum Nie- derrhein (Regierungsbezirke Coblenz, Trier, Aachen) und Herzogthum Jülich-Cleve-Berg (Regierungsbezirke Cöln und Düsseldorf), aus denen 1824 die Rheinprovinz gebildet wurde. So ist jetzt dem preußischen Schwerte die Hut des deutschen Vaterlandes gegen fremde Eroberungs- gelüste in unfern schönen Gauen am Rhein übertragen. Und sollte jemals ein Feind sie antasten wollen, so wollen wir Alle einmüthig zu Preußens Fahne stehen, daß das Wort des Dichters immerdar Wahrheit sei: „Sie sollen ihn nicht haben, Den freien deutschen Rhein, Ob sie wie gier'ge Raben Sich heiser darnach schrei'n!" 2. Wie wichtig es. ist, daß die Rheinlande unter dem Schutze des preußischen Adlers ihre Gemeinschaft mit dem deutschen Vaterlande wieder gewonnen haben, in der sie 1000 Jahre lang gestanden: das hat Friedrich Wilhelm Iii. am 15. April 1815 in seinem „ersten Worte an die preußischen Rheinländer" trefflich ausgesprochen. Diese bedeutungsvollen Worte lauten: „Als Ich dem einmüthigen Beschluß der zum Congreß versam- melten Mächte, durch welchen ein großer Theil der deutschen Pro- vinzen des linken Rheinufers Meinen Staaten einverleibt wird, Meine Zustimmung gab, ließ Ich die gefahrvolle Lage dieser Grenzlande des deutschen Reichs und die schwere Pflicht ihrer Vertheidigung nicht unerwogen. Aber die höhere Rücksicht auf das gesammte deutsche Vaterland entschied Meinen Entschluß. Diese deutschen Urländer müssen mit Deutschland vereinigt bleiben, sie können nicht einem an- dern Reich angehören, dem sie durch Sprache, durch Sitten, durch Gewohnheiten, durch Gesetze fremd sind. Sie sind die Vormauer der Freiheit und Unabhängigkeit Deutschlands; Preußen, dessen Selbst- ständigkeit seit ihrem Verluste hart bedroht war, hat eben so sehr die Pflicht als den ehrenvollen Anspruch erworben, sie zu beschützen und für sie zu wachen. Dieses erwog Ich, und auch, daß Ich Mei- nen Völkern ein treues, männliches, deutsches Volk verbrüdere, wel- ches alle Gefahren freudig mit ihnen theilen wird, um seine Frei- heit, so wie sie und mit ihnen, in entscheidenden Tagen zu behaupten. So habe Ich denn, im Vertrauen auf Gott und auf die Treue Meines Volkes, diese Rheinländer in Besitz genommen und mit der Preußischen Krone vereinigt. „Und so, Ihr Einwohner dieser Länder, trete Ich jetzt mit Ver- trauen unter Euch, gebe Euch Eurem deutschen Vaterlande, einem alten deutschen Fürstenstamme wieder und nenne Euch Preußen!"

9. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 30

1858 - Breslau : Hirt
30 Blicke in die Derzangenheit Preußens. mainen-Aemtern. Die Ausgewanderten wurden zurückgerufen, der König gestattete ihnen 3 Freijahre und befreite ihre Söhne vom Militärdienst. Er hielt sich selbst eine Zeit lang in Insterburg auf und bereiste das Land. Auf seinen Ruf kamen Tausende von Colo- nisten: Nassauer, Schweizer, Pfälzer und Neufchateller. Er gründete auch Gumbinnen, und mit Recht ist ihm dort für seine väterliche Fürsorge für ein im Elend schmachtendes Land ein Standbild errichtet. 2. Die Salzburger. Friedrich Wilhelm I. war, wie seine Vor- fahren, eingedenk des hohen Berufs der Hohenzollern, daß sie ein Schirm und Hort der evangelischen Kirche sein sollten. Das hat er besonders be- wiesen, als er sich der armen, hart verfolgten protestantischen Salzburger erbarmte. Der unduldsame Erzbischof Leopold von Firmian plagte diese frommen Leute auf alle nur erdenklicheweise und wollte sie zum katholischen Glauben zwingen. Alle Verwendung der evangelischen Fürsten Deutsch- lands half nichts. Da erklärte Friedrich Wilhelm, er werde unnach- sichtig an seinen katholischen Unterthanen das Vergeltungsrecht üben, wenn das harte Verfahren in Salzburg nicht eingestellt würde. Das wirkte. Sogleich erhielten die dortigen Protestanten die Erlaubniß auszuwandern, und zwar binnen 8 Tagen, mit ihren Habseligkeiten, die sie auf dem Rücken mit forttragen könnten. Wohlhabende Bauern erhielten höchstens 3 Monate Zeit, um ihre Güter zu verkaufen. Kinder unter zwölf Jahren sollten von den Eltern zurückgelassen werden. Es war aber mitten in der rauhen Jahreszeit, im Monat November. Wo sollten die armen Leute nun hin? Sie wendeten sich an Friedrich Wilhelm I., und dieser erließ 1732 die Bekanntmachung, daß er diese Unglücklichen in seinen Schutz nehme, und daß Nie- mand wagen sollte, ihnen ein Haar zu krümmen. Er sandte ihnen Reisegeld und wirkte es auch aus, daß sie ihre Kinder mitnehmen dursten. Nun machten sie sich auf in langen Zügen, nahe an die 20,000, Männer und Weiber, altersmüde Greise und schwache Kin- der. Sie weinten wohl bitterlich, als sie Abschied nehmen mußten von den Bergen ihres schönen Heimathlandes, sie hoben aber ihre Augen auf zu den Bergen, von denen ihnen Hilfe kam, und nicht umsonst. Ueberall, wo sie durchzogen, wurden sie reichlich verpstegt. In Berlin empfing sie der König selbst aufs Wohlwollendste und stimmte selbst mit in den feierlichen Choral ein, unter dessen Klängen sie einzogen. Aber in Berlin durften sie noch nicht bleiben. Immer weiter ging's bis jenseit Königsberg in die von einer furchtbaren Pest entvölkerten Niederungen Litthauens um Memel, Tilsit, Gumbinnen und Insterburg. Väterlich sorgte der König für die armen Vertriebenen. Er ließ ihnen Häuser und Kirchen, ja ganze neue Dörfer bauen. Er gab ihnen das nöthige Rind-, Schaf-, Schwein- und Federvieh, auch Wagen und Ackergeräthschaften unentgeltlich. Sie wurden mehrere Jahre von Abgaben befreit, und der König sorgte dafür, daß sie auch das erhielten, was sie in Salzburg hatten zurücklassen müssen. Er ließ Alles aufzeichnen und forderte es dem Erzbischof

10. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 22

1858 - Breslau : Hirt
22 Blicke in die Vergangenheit der Rheinprorinz. gelangte auf eine Ebene, durch die ein Bächlein rann. Sein lech- zend Roß will trinken und streckt seinen müden Fuß in die Fluth, zieht ihn aber schnell mit Wiehern und Zucken zurück. Karl beugt sich nieder. Siehe, da dampft das Wasser mit starkem Geruch ihm entgegen. Er folgte seinem Laufe bis zur sprudelnden Schwefelquelle. Es gefiel ihm hier gar wohl, und er beschloß, den herrlichen Ort zu seinem liebsten Wohnsitz zu wählen. Bald setzte er sein Vorhaben in's Werk. Durch kunstreiche Röhren perlte der Ouell in Marmor- becken, die Sonne schaute von oben hinein, und ringsum erhoben sich luftige Säulenhallen, von Gebüsch mit Vogelgesang ’ umgeben. Bald erstand nun auch das prachtvolle Münster und eine kaiserliche Pfalz. Aachen begann zu seinem Glanze auszusteigen. Es wurde die Krönungsstadt der deutschen Kaiser; 37 derselben (von 814 — 1531) haben dort im hohen Dome auf dem marmornen Kaiserstuhle ge- sessen und den Eid auf das Evangelienbuch geschworen. Aachen wurde eine reiche Handels- und freie Reichsstadt, zählte um's Jahr 1400 unter ihren Bürgern beinahe 20,000 streitbare Männer, die Jünglinge nicht mitgerechnet, und hatte 100,000 Einwohner. Ein Aachener war damals im ganzen deutschen Reiche zoll- und dienst- frei, und die Reichsacht war hier wirkungslos. Viele Reichstage und Kirchenversammlungen wurden in der Stadt gehalten. Die Ver- legung der Kaiserkrönung nach Frankfurt am Main, die Vertreibung aller Protestanten (1614—1616), der große Brand (1656) brachten die Stadt sehr herab. Von 1798—1814 war sie französisch, 1815 kam sie unter das Scepter der preußischen Könige. 2. Dankbarkeit und Königstreue der Aachner Bürger. Der gewaltige Papst Innocenz Iv. hatte das edle Kaiserhaus der Hohenstaufen mit dem Banne belegt und die Unterthanen Kaiser Friedrich's Ii. von ihrem Eide entbunden. Auf päpstlichen Befehl wählten deutsche Fürsten den Grafen Wilhelm von Holland zu Wor- ringen bei Cöln zum deutschen Könige. Dem neuen Könige lag nun viel daran, in dem ehrwürdigen Aachen die Krönung zu empfangen. Die Aachener Bürger aber wußten wohl, welch' ein Ansehen der Gegenkönig in den Augen der Menge dadurch erhielt, wenn er die Krönung zu Aachen in altehrwürdiger Weise empfinge. Sie öffneten ihre Thore nicht, sondern erklärten: „Dem Kaiser Friedrich Ii. und seinem Sohne Konrad Iv. haben wir Treue geschworen, und diesen Eid wollen wir halten; sie waren unsere Wohlthäter, und undank- bar ist kein Aachener Bürger." Wilhelm begann die Belagerung, und Papst Innocenz ließ sogar einen Kreuzzug. gegen die treue Stadt predigen; wer die stolze demüthigen hülfe, der erhalte ebenso gut Vergebung der Sünden, als wenn er zur Eroberung des gelobten Landes auszöge. Aber heldenmüthig kämpfte die Bürgerschaft um ihren häuslichen Herd; Frauen und Mädchen führten Vertheidigungs- und Nahrungsmittel herzu und pflegten die Verwundeten. Und ob- wohl Hunger die Tapferen quälte, wollten sie doch von Uebergabe
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