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1. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 8

1858 - Breslau : Hirt
8 Wie es in dkl Provinz Pommern ausfieht. Hölzer u. s. w. Mit Brandenburg, Sachsen, Schlesien ist es durch die B erliner Eisenbahn, mitposen und Preußen durch die Ostbahn in Verbindung. Stettin kam 1720 an Preußen, dessen Könige unausgesetzt sür das Gedeihen und den Wohlstand der Stadt gesorgt haben. Zum Besten des Handels wurde von Friedrich dem Großen der Hafen zu Swinemünde angelegt und"allmählich verbessert, weßhalb die dankbaren Stettiner ihm aus dem Königsplatze eine Marmorstatue errichtet haben. Stettin liegt in einer freundlichen Gegend. Die Anhöhen ge- währen eine herrliche Aussicht auf das breite, grüne Oderthal; dich wird von dem Strome und seinen Armen in vielfachen Krümmungen durchschnitten und von zahlreichen Seeschiffen und Fahrzeugen belebt. Am Strome entlang erhebt sich eine lange Speicherreihe mit sechs- bis siebenstöckigen Gebäuden. Neben diesen sieht man Zuckersiedereien rauchen, hört man das Knarren der Reepschläger, welche Schiffstaue drehen. Weiter hinab hämmern und sägen auf den Bauplätzen die Zimmerleute. In den Speichern stapelt der Kaufmann die Schätze und Produkte Schlesiens und der Mark auf. Besonders aber sind ungeheure Holzvorräthe, so zu sagen ganze Waldstrecken aufgeschichtet, die theils zum Schiffbau hier verarbeitet, theils nach anderen Häfen ausgeführt werden. Auf dem Strome liegen die Schiffe mit den thurmhohen Masten, von denen bunte Flaggen wehen, vor Anker. Matrosen lassen da ihr langgezogenes „ho" hören, mit dem sie ihre Arbeiten an den Winden und Krahnen begleiten. Zwischen den schwer- fälligen Kauffahrern rudern flink Boote und Kähne hin und her; breitschulterige Lastträger eilen in hurtigem Trabe mit großen Getreide- säcken auf der Schulter über das schwanke Brett des Schiffes nach dem Speicher. Der Speicheraufseher und der rundbauchige Kaufherr notiren die angekommenen oder abgesandten Maaren, geben und empfangen Frachtzettel. Aus dem rothgrauen Häusermeere der Stadt ragt die Jakobi- kirche und das thurmreiche Schloß empor. Dieses liegt auf einem Hügel und tritt daher mit seinen weitläuftigen Gebäuden stattlich hervor. 4. Pie Schiffsbauwcrstc. Wir wollen uns aus dem Platze, wo die Seeschiffe gebaut werden, noch weiter umsehen. Hier lernen wir eine eigenthümliche Beschäftigung der pommerschen Handwerker kennen. Jedem Schiffe dient beim Bau als Zurichteplatz ein besonderer Raum, den man Stapel nennt. Zuerst wird der Kiel gelegt. So nennt man den gewaltigen Balken, welcher die Grundlage des Schiffes bildet; er nimmt die ganze Länge des Untertheiles ein und ist aus mehreren Balken zusammengesetzt. An jedem Ende zapft man hierauf einen aufwärts gehenden Balken ein und macht jeden derselben durch anderes Balkenwerk so fest, daß sie den Druck der Schiffslast und der Wellen aushalten. Dann setzt

2. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 16

1858 - Breslau : Hirt
16 Wie is in Schlesien ausfieht. kauft wird. Flachsspinnerei und Leinwandweberei werden in den meisten Gebirgsdörfern handwerksmäßig getrieben, so daß in jedem Hause die Bewohner ohne Unterschied des Geschlechts und Alters sich damit beschäftigen und dadurch ihren, wenn auch kärglichen Lebensunterhalt gewinnen. Neben der Handspinnerei sind auch Spinn- maschinen im Gange, die ein vorzugsweise feines und gleichmäßig gesponnenes Garn liefern. Ein Theil des Garnes wird zu Zwirn, der ungleich größere Theil aber zu einfacher Leinwand, Damast, Zwillich und Drillich verwebt; zur Anfertigung von Schleiern kann nur feines Lothgarn gebraucht werden. Der Flachs wird im Lande selbst gewonnen; bei Neustadt und Neiße, bei Trebnitz und Namslau, in der Grafschaft Glaz, um Löwenberg und Groß-Glogau sind große Strecken mit Leinpflanzen angebaut. — In den Dörfern um das Eulengebirge und in der Grafschaft ist an die Stelle der Leinwand- weberei die Baumwollenweberei getreten, wozu das Garn meist aus England bezogen, oder aus roher Baumwolle mit der Hand oder auf Maschinen gesponnen wird. Langenbielau, Peilau, Seifers- dorf, Wüste-Giersdorf und Eisersdorf können als die Hauptsttze dieses Industriezweiges gelten.

3. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 6

1858 - Breslau : Hirt
6 Wie es in der Provinz Sachsen aussieht. unter Aufsicht des Staates standen und gehörig in Ordnung gehalten wurden, mußte öfter ein Landwirth seine Aecker verlassen, weil er nicht im Stande war, die durchbrochenen Stellen wieder auszufüllen. Daher stammt noch die Redensart: ,,Er kann nicht mehr deichen," welche bedeutet: ,,Er kann sich nicht mehr in seiner Besitzung be- haupten." 3. Die schwarte Elfter. Die schwarze Elster entspringt im Königreiche Sachsen, geht dann ein Stück durch Schlesien und fließt in unserer Provinz an den Städten El st er werda, Lieben werda, Herzberg und S ch w e i- nitz vorüber. Die schönen Waldungen des Liebenwerdaer Kreises sind von vielem Hochwilde belebt. Daneben breiten sich Wiesen und Sümpfe aus, auf denen große Heerden von Pferden, Rindern und Gänsen weiden. Nur weniges Land ist bebaut, und dieß liefert kei- nen sonderlichen Ertrag. Es wird Lein, Hirse, Haidekorn, Hopfen und Tabak gewonnen. Selbst einiger Wein wächst bei Lieben- werda. In den Kieferwäldern wird viel Pech und Theer gesotten, und die Bewohner der Walddörfer beschäftigen sich meist mit dem Einsammeln von Heidel-, Prcißelbeeren und Pilzen, mit Korb- und Strohflechten, mit der Anfertigung von Holzpantoffeln und Dach- spänen. Das in den Wäldern geschlagene Scheitholz wird auf Floß- gräben nach Elsterwerda und von da in Kähnen aus einem Kanäle in die Elbe befördert, um Meißen, Dresden und andere Städte mit Brennholz zu versorgen. Da, wo die Elster aus Schlesien eben herausgetreten ist, findet sich auch ein Hüttenwerk, Lauchhammer, in welchem Naseneisen- stein geschmolzen und verarbeitet wird. In thurmartigen Hochöfen tvird das Eisen aus dem Erze gewonnen; aus diesem wird in meh- reren Hammerwerken Stabeisen geschmiedet, und in der Gießerei werden allerlei Maschinen und Geräthe gegossen. Auf der linken und rechten Seite der schwarzen Elster ziehen sich nur unbedeutende Höhen hin; die Gegenden sind meist flach und sandig, streckenweise auch sumpfig. Obstgärten findet man in den Dörfern wenig, aber an manchen Orten wird an hohen Stangen Hopsen gezogen. Was den Leuten an Obst abgeht, ersetzen sie sich durch den Honig, den die Waldbienen in Menge eintragen. In den Städten, wie in Herzberg, wird Tuch gewebt und Töpsergeschirr gebrannt, auch viel Flachs wird hier aus den Markt gebracht. Am untern Lause sind auf der rechten Seite die Anhöhen mit Wein bepflanzt, und Weinbergshüuser schauen freundlich in die Ge- gend hinab; sonst ist aber auch dieser Strich eben, sandig und un- fruchtbar; die Felder haben auch oft von Ueberschwemmungen zu leiden. Zwischen der Elster und Elbe liegt das Schloß Annaburg, in welchem 400 Knaben verdienter Soldaten fast unentgeltlich er-

4. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 7

1858 - Breslau : Hirt
Die Mulde. 7 zogen werden. Nach Annaburg führt die große Haide ihren Namen, die sich dort ausbreitet. Sie enthält großentheils Tannen- und Kiefernwaldung, und nur hin und wieder trifft man Laubholz. Sie ist auch an Bienenzucht reich. 4. Die Mulde. Die Mulde kommt aus dem Königreiche Sachsen und ist aus zwei Flüffen gleiches Namens, aus der Zwickau er und Freiber- ger Mulde, die sich bei der sächsischen Stadt Kolditz vereinigen, entstanden. Da sie zwischen der Elbe und Saale fließt, hat sie wenig Zuflüffe; aber ihr Lauf ist schnell und rauschend; sie geht nach der Vereinigung der beiden Quellflüffe meist durch ebene Gegenden. Bei Eilenburg tritt sie in die Provinz ein. Auf der rechten Seite der Mulde schließt sich Haide an Haide; bei Düben beginnt die große Dübener Haide, aus welcher Delitzsch, Leipzig und andere Städte meistens ihr Brennholz beziehen. In dieser Haide arbeiten gewöhnlich vom Frühjahr bis zum Herbste die sogenannten Muldenhauer, Leute, • welche aus der Gegend von Königssee im Thüringer Walde jährlich hieher kommen, um sich ihr Brot zu erwerben. Jeder dieser Leute führt auf einem Schub- karren seine geringen Bedürfnisse, Haushalt und Hausgeräth sammt Werkzeug, mit sich, fährt in das Holz hinein, baut sich eine Hütte und verfertigt mit großer Geschicklichkeit und Schnelligkeit Backtröge, Mulden, Schaufeln, Karren, Leitern und andere hölzerne Geräthe. Wenn sie im Oktober wieder hcimziehen, haben sie kaum so viel verdient, um sich und die Ihrigen den Winter hindurch ernähren zu können. Auf den dürftigen Feldern können nur Roggen, Haidekorn, Kartoffeln, Gerste und Hafer gebaut werden. So zieht sich die Gegend über Gräsenhainichen hinaus bis nach Wittenberg hin. In Gräsenhainichen wurde i. I. 1606 oder 1607 Paul Gerhard, der Dichter von: „Befiehl du deine Wege" und vieler anderen Lieder, die wir in unseren Gesangbüchern heute noch haben, geboren. Die Waldungen bestehen meist aus Nadel- hölzern, doch findet man auch viele Eichen, Buchen, Rüstern, Birken, Eschen und Erlen. Mit dem Bau-, Nutz- und Brennholz, den Brettern und Latten wird bedeutender Handel in's Anhaltische, nach Magdeburg, ja bis nach Hamburg hin getrieben. Auf beiden Seiten der Mulde breiten sich weite Moor- und Snmpfstrecken aus, in denen viel Torf gestochen wird. Nach Delitzsch und Bitter selb hin ist der Boden sehr fruchtbar; da wechseln Oelsaaten mit Weizen und Flachsfeldern; Tabak, Gemüse, Zuckerrüben werden vielfach an- gebaut und auch Färbekräuter, als Krapp und Waid, werden hier gezogen. In Delitzsch sind seit alten Zeiten viele Strumpfwaaren gefertigt worden. Darum heißt es in einem Liede: „Delitzsch, die Strumpfstrickerstadt, wird das Stricken gar nicht satt."

5. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 14

1858 - Breslau : Hirt
14 Wie es in der Provinz Sachsen aussicht. der Hochebene. Die Elster geht unterhalb Zeitz in eine große Ebene überund fließt im Königreiche Sachsen an Leipzig vorüber; dort nimmt sie die Pleiße auf und vereinigt sich oberhalb Halle mit der Saale. 7. Thüringen. 1. Am Thüringer Walde. Wer noch kein Gebirge gesehen hat, der kann sich im Thüringer Walde davon schon einen Begriff machen; denn die höchsten Berge, der Jnselsb erg und Schnee köpf, erheben sich bis nahe an 3000 Fuß hoch, letzterer sogar noch drüber; da muß man schon einigestunden angestrengt steigen, ehe man diespitze erreicht, und auch im Sommer ist es in dieser Höhe kühl und windig. Von den freien Spitzen schaut man auf die Nadel- und Laubmaldungen, welche das Gebirge bedecken, auf die Ortschaften, die im Thale an Bächen liegen; saftige Wiesen umgeben sie, und auf diesen weiden Heerden mit harmonischem Geläute. Zwischen den Bäumen dampfen Meiler; Finken und Dompfaffen schlagen in dem Gebüsch, und vor manchen Häusern sieht man in Käfigen ganze Hecken von solchen Vögeln. Heidel- und Preißelbeeren bedecken den Waldboden; zwischen hohen Wildzäunen werden Hirsche und Rehe gehegt. Die Bewohner des Waldes schnitzen allerlei Geräthe aus Holz und fertigen Schachteln und Spielzeug, füllen Rußbutten und sieden Thecr und Pech, fällen und flößen Holz, weiden Rinder, mähen die Wiesen, bauen Kar- toffeln und etwas Korn, weben und spinnen, arbeiten in Glashütten, schmieden Eisen und holen allerlei Erze aus den Schachten. Im Waldgebirge hat Preußen nur die Städte Suhl und Schleusin- gen mit den zu ihnen gehörigen Ortschaften. In Suhl wohnen viele Schmiede, die Bohrer, Zangen, Feilen, Meffer, Sicheln, be- sonders aber Gewehre fertigen. An das Gebirge lehnen sich gesegnete Auen mit Weizen und Korn, Oelfrüchten und Obstpflanzungen an. Wer einmal auf der thüringer Eisenbahn von Naumburg aus gefahren ist, der hat von Weimar an bis nach Eisenach hinauf das Gebirge zur Seite wie einen hohen Wall liegen sehen. Bei Eisenach schaut auf einem steilen Berge aus dem Walde ein altes Schloß mit hohen Mauern und Thürmen hervor! Das ist die Wartburg, wo vor länger als 300 Jahren Luther gewohnt hat, als sein Kurfürst ihn gegen die Nachstellungen seiner Feinde sichern wollte. Eisenach und die Wartburg gehören dem Großhepzoge von Weimar. Gotha hat mit Coburg seinen besondern Herzog; aber Erfurt, welches am Fuße des Thüringer Waldes liegt, ist seit 1802 preußisch Starke Mauern mit breiten Gräben, die mit Waffer gefüllt sind, und hohe Wälle umgeben die Stadt; außerdem schützen sie noch zwei Citadellen, der Petersberg und die Cyriaksburg. Mitten durch die Stadt fließt die Gera, ein Nebenfluß der Unstrut. In Erfurt hat Luther die hohe Schule besucht und ist in das Augustinerkloster eingetreten. In denselben Räumen ist jetzt ein' Rettungshaus für verwahrloste Kinder, welches das Martinsstift

6. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 14

1858 - Breslau : Hirt
14 Me es in der Nheinprovin; ausfieht. 800 Jahre lang war nach Karl dem Großen Aachen die Krönungs- ftadt der deutschen Kaiser und ihrer 38 wurden dort gekrönt und hielten Reichstage daselbst; heute noch ist es eine der größten preu- ßischen Rheinstädte. An der Roer, welche in die Maas fließt, liegt Jülich, die Hauptstadt des ehemaligen Herzogthumes; die Umgegend ist reich und als eine Kornkammer für die Gebirgsbewohner anzusehen; wäh- rend die Gegenden der Eifel und der hohen Veen wenig bevölkert sind, beginnt bei Jülich die fruchtbare Ebene, in welcher 6-7000 Menschen auf der Quadratmeile wohnen. Wie der Regierungsbezirk Aachen im Gebiete der Roer liegt, so zieht sich der westliche Theil des Regierungsbezirkes Düsseldorf an der Niers entlang; diese fließt fast ganz in demselben; in ihrem Gebiete liegen viele und wohlhabende Städte, so Crefeld, eine der blühendsten Städte des Rheinlandes, wo namentlich viele und gute Seidenwaaren gefertigt werden; Geldern hat einem großen Herzogthume den Namen gegeben, welches freilich lange nicht mehr besteht. Cleve ist eine alte Stadt; es war früher die Haupt-und Residenzstadt der Grafen von Cleve. Die Stadt lehnt sich an die niedrige Hügelreihe an, welche den Rhein bis zur holländischen Grenze begleitet. Obgleich die Höhen nicht über 200 Fuß hoch sind, so hat man von den Bergen um Cleve doch eine weite Aussicht, indem mgn 24 Städte überschaut und über den Rheinstrom, sowie über die fruchtbaren Niederungen meilenweit hinsieht. Die wichtigsten Eisenbahnen auf dieser Seite des Rheines sind die von Cöln nach Aachen, von wo Bahnlinien nach Belgien und Frankreich weiter führen, und die von Aachen und von Cöln nach Düsseldorf und nach Ruhrort. 4. Das Land östlich vom Rhein. Von der Lahn bis zur Sieg zieht der Westerwald; er ist reich an Eisen. Im Siegenschen Lande ist der Boden überall von Stollen und Schachten durchwühlt; Hüttenwerke erheben sich mit Rauchwolken an sehr vielen Orten. Die meisten Bewohner sind bèi Berg- und Hüttenwerken beschäftigt. Weiter nördlich fließt die Wupper oder Wipper; sie ist nicht sehr groß, aber durch die Menge von Fabriken, die an ihr entstan- den sind, einer der merkwürdigsten Flüsse Deutschlands. Die volk- reichste und gewerbreichste Gegend des Wupperthales ist die von Barmen und Elberfeld. Beide Städte sind die ersten Manu- fakturstädte unseres deutschen Vaterlandes. An den Usern des Flusses ziehen sich die Baumwollenspiunereien, die Wollenwebereien, die Zeug- druckereien, die Bleichen, die Türkischrvth-Färbereien entlang; Bar- men liegt dicht bei Elberfeld am oberen Laufe des Flusses; beide Städte dehnen sich fast 3 Stunden lang aus und haben zusammen

7. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 3

1858 - Breslau : Hirt
Umschau im Lande. 3 gierungsbezirk Arnsberg; er umfaßt das Gebirgsland. Der größte Fluß unserer Provinz ist zwar die Weser, aber diese berührt nur ein kleines Stück im Osten. Im Münsterlande fließt die Ems, welche auch in die Nordsee mündet. Wichtiger aber für den Ver- kehr als diese sind zwei Nebenflüsse des Rheines, die Lippe und die Ruhr. Erstere hat ihren Ursprung im Eggegebirge bei dem freundlich gelegenen Bade Lippspringe; sie durchfließt die Pro- vinz der Länge nach gerade nach Westen. Aus dem Sauerlande entspringt die Ruhr, welche südlicher, aber in fast gleicher Richtung mit der Lippe dem Rheine zufiießt. Nicht überall ist der Boden so fruchtbar, wie zwischen der Ruhr und Lippe; sondern nördlich von dieser und östlich von der Ems bei Warendorf und Tecklenburg ist viel Sand, und Moore und Haiden machen die Gegend arm und düster. Südlich vom Haar- strange liegt das rauhe, gebirgige Sauerland; da mangelt es zwar nicht an Wald, aber der Boden ist steinicht und für Getreide- bau nicht geeignet. Dort liegt jedoch der Reichthum tiefer, nämlich in den Gruben, Schachten und Bergwerken. Da werden Eisen, Kupfer, Blei und Steinkohlen gewonnen, verarbeitet und verfahren. In den Wäldern dampfen die Holzmeiler, welche Kohlen für die Stahlschmieden liefern. Fabriken neben Fabriken erheben sich an den Flüssen; da arbeitet man Eisen-, Stahl- und Messingwaaren, webt und spinnt, färbt und bleicht. Im südlichsten Theile der Provinz, im Siegenschen, findet man besonders Eisenbergwerke und Hütten, in denen das Eisenerz geschmolzen und geschmiedet und zu allerlei Geräthen verarbeitet wird; auch Kupfererz wird gewonnen und in dampfenden rauchigen Hütten geschmolzen. Im Ravensbergischen und im Münsterlande dagegen beschäftigt die Leinwandweberei viele Tausend Hände. Besonders bei Herford und Bielefeld breiten Meilenweit die Wohnungen der Spinner und Weber sich aus; hier reiht sich im Sommer Bleiche an Bleiche; denn nirgends kommt sonst im ganzen preußischen Staate so viel Leinwand zum Bleichen zusammen, als bei Bielefeld, Warendorf und Her- ford. Auch giebt es in der ganzen Provinz viele Papiermühlen, Puloermühlen und Glashütten. So werden viele und einträgliche Gewerbe getrieben, wo der Boden nicht fruchtbar ist. Es ist noch nicht sehr lange her, daß die verschiedenen Landestheile, die zur Provinz gehören, ein Land ausmachen. Freilich hat das Brand en - burgische Fürstenhaus schon länger als 250 Jahre Besitzungen in unserer Provinz gehabt; aber wie sie jetzt ist, besteht sie erst seit 1815. Die Grafschaft Mark, welche die Kreise Hamm, Soest, Bochum, Iserlohn, Hagen, Altena und Theile von Olpe und Dortmund umfaßte, ebenso Ravensberg, wozu die Kreise Biele- feld,Herford,Halle und Bünde gehörten, sind seit 1609 schon im Besitze Brandenburgs und haben sich stets als treue Lande bewiesen. 1*

8. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 8

1858 - Breslau : Hirt
8 Wie cs in der Provinz Wcstphalen aussieht. nicht bloß an Steinkohlenlagern, sondern auch an Eisenerzen und Galmei ist die Mark reich. Aus letzterem Erze wird in besonderen Oefen das Zink gewonnen, welches man zum Decken flacher Dächer statt der Kupferplatten und zu allerlei Gerüchen gebraucht. An der Ruhr werden viele Tausend Tonnen Braun- und Thon- eisenstein, auch Blackband oder Kohleneisenstein zu Tage geför- dert. Es ist ein besonderer, von Gott in den Schoß des Landes gelegter Segen, daß neben den Erzen sich ein so un- ermeßlicher Reichthum an Brennmaterial findet; denn die Eisen- werke und Galmeiöfen, in denen das Zink gewonnen wird, brauchen ungeheure Massen von Kohle, die aus den Schachten in der Nähe ohne beträchtliche Transportkosten geliefert wird. In thurmartigen Hohöfen, aus denen die Flamme emporschlägt und bei Nacht weithin einen Hellen Schein verbreitet, wird das Eisenerz ge- schmolzen. Das so gewonnene Roh- und Gußeisen wird in Eisen- hämmern, Gießereien, Walzwerken und Stahlfabriken weiter ver- arbeitet. Hamm war ehemals die Hauptstadt der Grafschaft Mark, und ist jetzt noch der bedeutendste von allen Orten, welche an der Lippe liegen; bei ihr kreuzen sich die Cöln-Mindener und die Westphälische Eisenbahn; so heißt die Bahnlinie, welche aus Thüringen und Hessen gegen Norden zum Seehafen von Emden führt. Hamm hat durch Kohlenbergbau und Eisenwerke an Häuser- und Bewohnerzahl, wie an Wohlstand sehr gewonnen; auch ist sie der Sitz des Appellationsgerichtes für den Regierungsbezirk Arnsberg, zu dem sie gehört. Weil früher die Zubereitung der im Auslande weit berühmten Westfälischen Schinken in Hamm einen Hauptsitz hatte, so erhielten dieselben in den Niederlanden den Namen: „Ham- men." — Nachdem die Eisenbahn die Lippe überschritten hat, wen- det sie sich der alten freien Reichsstadt Dortmund zu. Es liegt am Haarstrange und zwar an dem Theile, der Ardei heißt; es befindet sich so recht in der Mitte des Kohlenrevieres der Grafschaft Mark; hier werden die meisten Kohlen verladen. Eine Menge Ma- schinenwerkstätten, Lokomotivschuppen, Güter- und Wagengebäude stehen nebeneinander. Denn hier zweigt sich von der Cöln-Mindener Bahn die Bahnlinie ab, welche durch die gewerbreichcn Gegenden von Hagen, Barmen und Elberfeld führt, und ebenso die Dortmund-Soester Bahn. Dicht neben dem Bahnhofe liegt der berühmte Hügel mit der alten absterbenden Linde, worunter einst die „geheime Kammer des heiligen deutschen Reiches," der oberste Frei- stuhl stand und die Feme ihre Freigrafen, Schöffen und Frohnen versammelte. Hier wurden die berüchtigten Femgerichte gehalten. Im südlichen Theil der Mark wechseln in anmuthiger Weise freund- liche Thäler mit grünen Berghöhen. An den unzähligen Flüßchen stößt Fabrik an Fabrik, Garten an Garten. Oft sind die Flüffe mit

9. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 10

1858 - Breslau : Hirt
10 Wie es in der Provinz Westphalen ausfieht. Gebirge das Ebbegebirge 1300 Fuß hoch. Am Ederkopfe haben drei Flüsie ihre Quellen: die Sieg, an welcher noch in unserer Provinz die Stadt Siegen liegt, die Lahn, welche wie die Sieg dem Rheine zufließt, und die Eder, die in die Fulda mündet. Vom Ederkopfe nach Süden zieht sich dem Rheine zu der An- fang des Westerwaldes; als höchste Spitze erhebt sich an der Südspitze der Provinz nach der naffauischen Grenze hin der Salz- burger Kopf 2600 Fuß hoch. Der Westerwald besteht meist aus Thonschiefer, Basalt und Grauwacke mit reichen Braunkohlenlagern. Das Sauerland hat liebliche Flußthäler, dunkle Waldgründe, finstere Felsenschluchten, Wasserfälle, Höhlen und weite Felsgrotten, hohe Bergwälder und einsame Bergkuppen, welche nur von Wolken und Habichten umstreift werden. Hasen, Reb-, Birk- und Hasel» Hühner und allerlei Arten von Habichten und Eulen sind in Menge vorhanden; auch die Auerhähne fehlen nicht. Aber der Boden ist steinicht und karg und trägt nur etwas Korn, Hafer und Kartoffeln. Die Einwohner leben daher vielfach vom Bergbau und der Anfer- tigung von Stahl- und Messingwaaren oder ziehen als Hausirer in die Ferne. Da werden Sensen und Sicheln, Scheeren und Messer, Putzscheeren und Kaffeemühlen, Näh- und Stecknadeln gefertigt, auch Leinenzeug, Seide, Baumwolle und Wolle gewebt und gewirkt. Arnsberg liegt in dem schönen Ruhrthale, von dessen steilen An- höhen manch stattliches Schloß und ehemaliges Kloster herabschaut. Es war die Hauptstadt des Herzogthums Westphalen, welches sich nach Osten bis Brilon und Lippstadt hin, also bis an das Pa- derborn sch e, erstreckte. Ñ. Pas Paderbornschc. Wir durchreisen das Paderbornschc auf der Eisenbahn, die von Thüringen und Hessen herkommt und durch das Land überpa- derborn nach Hamm führt. Die Eisenbahn zieht sich im Thale der Diemel herauf, welche zwischen Westphalen und Kurhessen die Grenze bildet. Eine hohe, aus Quadersteinen gebaute Brücke führt über das Thal des Flusses; nun schlängelt sich die Bahn in allmählicher Steigung an der Ostseite des Eggegebirges und des Osnings, des südlichen Theiles des Teutoburger Waldes, in die Höhe. Der Teutoburger Wald hat wohl die schönsten Buchen im ganzen deutschen Lande; schlank erheben sich die weißgrausn Stämme mit ihrem breiten, frischgrünen Laubdache. Marburg ist der erste Anhaltepunkt in unserer Provinz; obgleich von da an die Berge beginnen, so breitet sich doch um die Stadt her noch eine der fruchtbarsten Gegenden aus, die dem Hellwege bei Dortmund und Unna und den Weizenfeldern bei Soest an die Seite zu stellen ist; sie heißt die Warburger Börde und ist für die Gebirgs- gegenden eine wahre Kornkammer. Wir raffeln auf der Schie- nenbahn immer weiter hinauf über mächtige Ueberbrückungen

10. Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats - S. 15

1858 - Breslau : Hirt
Die Bewohner des Landes und ihre Beschäftigungen. 15 penstusen, Grabsteine und andere Steinhauerarbeiten gefertigt. Bei Löwenberg, Leobschütz und Rybnik giebt es beträchtliche Lager von Gyps, der zum Düngen der Felder und zur Anfertigung von aller- lei Figuren verwendet wird. Unter dem aus Thon bereiteten Geschirr ist das Bunzlauer weit und breit berühmt. Noch wichtiger ist die Glasbereitung, welche in mehr als 20 Glashütten erfolgt, von denen die in Schreibershau, Friedrichsgrund und Rückers bei Reinerz die wichtigsten sind. Sie liefern Erzeugnisse der verschiedensten Art, die zum Theil von Glasschneidern und Glasschleifern noch schön und künstlich geschliffen werden. 5. Die Aewohner dcg Landes und ihre Keschästigungcn. Schlesien zahlt über 3 Millionen Einwohner, und da seine Bo- denfläche mehr als 740 Quadratmeilen mißt, so würden durchschnitt- lich auf der Quadratmeile über 4000 Seelen wohnen. Aber nicht alle Landstriche sind gleich dicht bevölkert; während in den Gegenden des Eulengebirges 8—9000 Menschen aus die Quadratmeile kommen, sind in der nordwestlichen Lausitz nur etwa 2000 auf gleichem Raume zu finden. Die meisten Bewohner sind deutschen Stammes. Auf der rechten Oderseite bilden in Oberschlesien und auch im nordöstlichen Theile Mittelschlesiens die Polen die Hauptbevölkerung. Sie haben die Sitte und Sprache ihrer Väter beibehalten und sind meist Be- kenner des römisch-katholischen Kirchenglaubens. Die Anhänger dieser Kirche machen in Oberschlesien in Mittelschlesien % und in Nie- derschlesien % der Bevölkerung aus; ihre Anzahl ist wenig geringer als die der Evangelischen (l’/2 Million), zu denen auch die Ge- meinden der mährischen Brüder (zu Gnadenfeld, Gnadenfrei, Gnadenberg, Neusalz und Niesky) und die der Hussitten gehören, welche einzelne Dörfer um Sttehlen, in der Grafschaft Glaz k. irme haben. Juden werden an 30,000 gezählt, die zur Hälfte in Ober- schlesien wohnen und daselbst in einzelnen Städten wie Zülz, Gleiwitz, Beuchen rc. ansehnliche Genossenschaften bilden. In Goldberg, Liegnitz, Neurode, Festenberg rc. bildet die Tuch- bereitung ein Gewerbe, das von jeher in großer Ausdehnung getrie- den worden ist. Besonders blühend war es zu der Zeit, als die Maaren nach Polen, Rußland, selbst nach China abgesetzt werden konnten. Die dazu nöthige Molle liefert das Land in reichem Maße und von vorzüglicher Güte, da die Schafzucht ausgezeichnet ist und von den 3 Millionen ganz und halb veredelten Schafen jährlich gegen 50,000 Centner Molle erzeugt, die allermeist ans den großartigen Mollmärkten Breslau's zum Verkauf ausgeboten wird. Auf der Oder, den Eisenbahnen und durch Fuhrleute geht viel Getreide nach Ober- schlesten und in das Gebirge, daher werden in Neiße, Frankenstein, Schweidnitz, Jauer, Liegnitz, Görlitz rc. allwöchentlich ansehnliche Ge- treidemärkte gehalten, auf denen das Getreide von Händlern ausge-
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