Dcutfchc Beünathuriden
zunäcbft zur Grgänzung vor» ferdinand Rtrts Jsfeuetii Reauenbudhe
Heimatkunde der
Provinz Brandenburg
für die Mittel- und Oberstufe
herausgegeben von
Seminarlehrer H. Hemge in Fürstenwalde
Preis 35 Pf.
Ferdinand Hirt
königliche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung
Breslau, Königsplatz 1
1911
Umschlages wolle man Näheres über ff. Hirts Realienbuch nachlesen
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i vc lav
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Extrahierte Personennamen: ferdinand_Rtrts_Jsfeuetii_Reauenbudhe Seminarlehrer_H._Hemge Ferdinand_Hirt Ferdinand
Ergänzung für die Mittelstufe.
3
Ii. Die Niederungsmulde.
1. Der Baruther Talzug.
Der Spreewald.
Im Norden des südlichen Höhenzuges zieht der Baruther Talzug, der nach
der Glashüttenstadt Barnth benannt ist, von Südosten nach Nordwesten. Sein
wichtigster Teil ist der Spreewald. Dieser verdankt seinen Namen der Spree,
die sich hier wegen der geringen Neigung des Bodens in etwa 300 Wasser-
ädern auflöst und eine Unzahl Inseln schafft.
Früher befand sich hier ein See, in dem die Spree ihre Sand- und
Schlammassen ablagerte. Dadurch wurde' allmählich ein Sumpf aus ihm,
den diese nun in vielen Armen durchzog. Er bedeckte sich mit einem dichten
Urwalde aus Eichen, Buchen, Eschen und Erlen. In ihm trieben Wölfe,
Bären, Auerochsen, Elentiere, Wildkatzen, Wildschweine, Hirsche, Uhus und
Wasservögel ihr Wesen.
Heute ist von dem ehemaligen Walde nur uoch wenig zu finden. Friedrich
der Große beauftragte seine alten Unteroffiziere damit, ihn auszuroden und das
Land urbar zu machen. Es wechseln daher Wasserläufe, Wiesen, von Äckern
und Gemüsegärten umgebene Gehöfte mit Waldbeständen ab. Aber noch
immer gedeihen im Spreewalde herrliche Laubbäume aller Art. Blumen zieren
den Boden von Wald und Wiese; unzählige Sing-, Sumpf- und Wasser-
Vögel, auch Hirsche und Rehe beleben sie.
Die Dörser bestehen meist aus so vieleu Inseln, als sie Gehöfte haben.
Ein Spreearm bildet die Dorfstraße, in die von beiden Seiten schmale Wasser-
gassen einmünden. Dicht an der Hauptstraße stehen die Wohnhäuser, dahinter
die Stallungen, daneben mächtige Heuschober vou kegelförmiger Gestalt. Die
Wohnhäuser sind noch fast alle Blockhäuser mit kleinen Fenstern und einem Stroh-
oder Schilfdache. Die Brückeu, die die breitereu Flußarme überspannen, find
schmal und so hoch, daß die in den Kähnen ausrechtstehendeu Männer sie nicht
berühren können. Bon beiden Ufern steigt man auf treppenartigen Stiegen hinauf.
Bei jedem Gehöft befiudet sich ein kleiner Hasen für die Kähne, die das ein-
zige Verkehrsmittel bilden und nur im Winter durch Schlitten und Schlittschuh
abgelöst werden. Pferd und Wagen sind hier nicht zu brauchen.
Der Graswuchs der Wiesen ist von seltener Üppigkeit und ermöglicht eine
bedeutende Heuausfuhr. Der übrige Boden eignet sich besonders zum Ge-
müsebau. Man gewinnt Gurken, Zwiebeln, Meerrettich, Majoran, Kraut,
Rüben usw. in Ungeheuern Mengen, die von den Städten Lübben und
Lübbeuau aus weithin verschickt werden. Auch die Erträge der Fischerei
(große Karpfenteiche bei Peitz) werden nur zum geringen Teil im Spreewald
verbraucht.
Industrie ist in den Städten des Randes zu finden, so in dem Eisen-
bahnknotenpnnkt Kottbus (46 300 E.) und in der ehemaligen Festung Peitz,
in denen besonders die Tuchfabrikation blüht.
l*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Barnth Friedrich Peitz Peitz
Ergänzung für die Mittelstufe.
5
Nähe der Westgrenze; sie stehen miteinander und mit der Dahme durch Bäche
oder kleine Kanäle in Verbindung. Auf der Dahme tummeln sich Sonntags
zahlreiche Berliner mit ihren Ruder- imd Segelbooten. Im Nordwesten des
Höhenlandes zieht von der Spree zur Havel der Teltow - Kaual. Er erspart
den Schiffen den beschwerlichen Weg durch die überfüllten Wasserstraßen Berlins.
Diese werden auf ihm von elektrischen Lokomotiven, die am Ufer entlang-
fahren, fortbewegt.
Im Osten und Südeu ist der Boden sandig, so daß weite Kiefernwälder
der Gegend das Gepräge geben. Im Nordwesten sind die Verhältnisse günstiger.
Hier wird daher bedeutender Gemüsebau getrieben, der Berlin mit seinen
Erzeugnissen versorgen hilft; auch großartige Obstbaumschuleu und Kunst-
gärtnereien sind hier zu finden. Bei Großbeeren hat die Stadt Berlin
Rieselfelder angelegt. Das sind weite Flächen, auf welche die Abwässer
Berlins iri großen Röhren geleitet und durch Gräben verteilt werden. Der
Boden wird dadurch gedüngt und bringt bedeutende Mengen von Feldfrüchten,
Obst und Gemüse hervor. Bei Dahlem befindet sich ein großer Garten, der
Pflanzen aller Länder, zum Teil in großen Warmhäusern, enthält. Es ist der
Botanische Garten, der zur Belehrung für die Studenten der Berliner Uni-
versität dient. Den nordwestlichsten Teil erfüllt ein großes Waldgebiet, der
Grunewald, in dem die Berliner Sonntags Erholung suchen.
Der Boden des Höhenlandes birgt an manchen Stellen Braun kohle und bei
dem Dorfe Spereuberg eiu großes Gips- und Steinsalzlager. Während
man den Gips schon seit 360 Jahren bricht und verwendet, wird das Salzlager
noch nicht ausgebeutet.
Die Industrie blüht besonders in den Vororten Berlins, in denen man
Maschinenfabriken, Gasanstalten, Bierbrauereien usw. findet. Die Vororte sind
mit Berlin, das die meisten ihrer Bewohner beschäftigt, durch Eisen- und
elektrische Bahnen verbunden. Die wichtigsten sind die stadtähnlichen
Riesendörfer Groß-Lichterfelde (34 300 E.), Steglitz (32800 E.), Frie-
deuau (18300e.) und die Städte Wilmersdorf (63500e.), Schöneberg
(141 000 E.) und Rudorf (205 000 (£.).
c) Das Höhenland der Havel.
Es reicht von der Havel und der Ruthe bis an die Westgrenze der Provinz
und wird durch die Havelniederung, die im Zickzack voit Osten nach Westen
hindurchzieht, in zwei Teile geschieden.
Die Havelniederung lernt man am besten durch eine Dampferfahrt auf
der wasserreichen Havel kennen. Wir beginnen sie in Spandau. Anfangs
hat der Fluß nur geringe Breite und niedrige Ufer. Bald aber ändert sich das
Bild. Er verbreitert sich seeartig (bis zu 1500 in), und schön bewaldete Höhen
treten an ihn heran. Fischerkähne, Segelboote, Lastschiffe und Schleppdampfer
beleben ihn. Häufig durchfurchen Schwäne in majestätischem Zuge die Fluteu.
^ Bald erblicken wir zur Linken eine Landzunge im Strome. Es ist das
Schildhorn. Eine steinerne Sänle mit eitlem metallenen Schild erinnert
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Schöneberg
Extrahierte Ortsnamen: Teltow Berlins Berlin Berlin Berlins Dahlem Botanische_Garten Dorfe_Spereuberg Berlins Berlin Steglitz Spandau
8
Heimatkunde der Provinz Brandenburg.
b) Die Senke der Oder-Spree-Kanäle und das Spreetal.
Die Senke der Oder - Spree - Kanäle steigt vom Oder- und Spreetal
nur wenig an. Daher ließ schon der Große Kurfürst zwischen den beiden
nahen Flüssen eine künstliche Wasserstraße oder einen Kanal bauen, der
Schlesien mit Berlin und der Elbe verbinden sollte. Er wird nach ihn: der
Friedrich Wilhelm-Kanal oder nach einer daranliegenden Stadt der Müllroser
Kanal genannt (23 km).
Hätte man den Müllroser Kanal wie einen einfachen Graben angelegt,
so wäre das Wasser der Spree durch ihn nach der Oder geströmt, da diese tiefer
liegt als das Spreetal. Daher baute man ihn in Stufen. In die höchste
leitete man ein Flüßchen. Damit dessen Wasser nicht sofort nach den niederen
Stufen abfloß, versah man sie an jeder Seite mit einer Schleuse. Auch die
übrigen Stuseu des Kanals, in die man allmählich von oben her Wasser fließen
ließ, wurden an ihren Enden mit Schleusen versehen. Eine solche Schleuse gleicht
einem uugeheuern Kasten in der Breite des Kanals, dessen Längswände aus
großen Granitsteinen bestehen, der oben offen und vorn und hinten durch
starke Tore aus Holz oder Eiseu geschlossen ist. Will ein Schiff von der
Oder zur Spree gelangen, so wird bei der Schleuse 9 (siehe Zeichuuug) das Tor a
geöffnet; das Schiff fährt in die leere Schleuse hinein, und das Tor schließt
sich hiuter ihm. Nun öffnet sich das Tor b, von der höheren Kanalstufe strömt
Scheitelstrecke
I |--___
| |-V 3 Li_
das Wasser in die Schleuse und hebt das Schiff mit sich empor, bis es so hoch
steht wie das Wasser in der höheren Stufe. Das Schiff setzt darauf in dieser
seine Fahrt fort und wird bei Schleuse 8 vou neuem „durchgeschleust". Umge-
kehrt gestaltet sich das Verfahren beun Abwärtsfahren des Schiffes. Da der
Kanal also keine Strömung hat, zieht man die Kähne an langen Tauen vom
Ufer aus weiter oder verwendet Schleppdampfer dazu.
Als man allmählich die Kähne größer baute, genügte der Friedrich Wilhelm-
Kanal nicht mehr. Man legte daher zu Eude des vorigen Jahrhunderts den
neuen Oder-Spree - Kanal an, der zum Teil mit dem alten zusammen-
fällt (87,5 km).
An die Senke der Oder-Spree-Kanäle setzt sich das Spreetal mit der von
zahlreichen Schiffen belebten Spree. Sie fließt an den Fabrikstädten Fürsten-
walde (20500c.) und Köpenick (27 700 E.) und an dem Riesendorfe Rum-
melsbnrg (33 000 E.) vorüber, durchströmt in mehreren Armen Berlin, das
nachher geschildert werden soll, berührt Charlottenburg und ergießt sich endlich
bei Spandau in die Havel. Charlottenburg (239 500 E.) ist erst seit 200
Jahren eine Stadt. Sein schnelles Wachstum verdankt es dem nahen Berlin.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm-Kanal Friedrich Friedrich_Wilhelm- Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Oder-Spree-Kanäle Berlin Oder-Spree Oder-Spree-Kanäle Berlin Charlottenburg Spandau Charlottenburg Berlin
Ergänzung für die Mittelstufe.
9
Es beherbergt in sich die Technische Hochschule, in der junge Leute ausgebildet
werden, die sich der Erbauung von Häusern, Brücken, Schiffen, elektrischen
Anlagen usw. widmen wollen, die Hochschule für Musik, Malerei und Bild-
Hauerkunst und die Königl. Porzellanmanufaktur. Am meisten zieht die zahl-
reichen Besucher der Stadt aber das Schloß unsers Königshauses an, in dessen
Park sich am Ende einer düsteren Fichtenallee ein Heiligtum des preußischen
Volkes befindet. Es ist das Mausoleum; in seiner Gruft ruhen König Friedrich
Wilhelm Iii. und feine Gemahlin Luise, Kaiser Wilhelm der Siegreiche und
seine Gemahlin Augusta. In dem Mausoleum selber sind ihre ruhenden Ge-
stalten durch Marmorbilder verewigt. — Das Ende des Spreetales bezeichnet
die Festung Spandau (70 300(5.). Die starken Mauern, die sie ehemals
umgaben und den Truppen in einem unglücklichen Kriege Schutz vor den
Feinden gewähren sollten, sind niedergelegt worden. Dafür hat man sie
im Westen mit einem weiten Halbkreise von kleinen Festungen, den sog. Forts,
umgeben, die mit weittragenden Kanonen versehen sind. Sie soll in erster
Linie einen Berlin von Westen her bedrohenden Feind aufhalten. Daß man
Spandan einst zur Festung machte, hat seinen Grund in dem sumpfigen
Boden, der es auf allen Seiten umgibt. In Spaudau sind viele Soldaten
untergebracht (6000 Mann); dazu befinden sich hier zahlreiche Verwaltnngs-
gebäude, Borratshäuser, die die Truppen bei einer Belagerung mit allem
Nötigen versorgen sollen, Werkstätten zur Herstellung von Geschützen, Geschossen,
Gewehren, Patronen, Pulver, fertigen Speisen, die in luftdicht verschlossenen
Blechbüchsen aufbewahrt werden (Konserven), usw. Die Bewohner Spandaus
betreiben Holzhandel, Schiffbau, Fischerei, Schiffahrt und eine sehr rege Fabrik-
tätigkeit.
Berlin. (2 300 000 E.)
Wie es entstanden ist. Die Riesenstadt liegt dort, wo das Spreetal sich
auf wenige Kilometer verengt. Dazu ist der Boden hier sandig, und die Spree
teilt sich in zwei schmale Arme. Daher wählten schon in alter Zeit die Handels-
leute, die vom Süden und Westen Deutschlands nach Norden und Osten zogen,
diese Stelle zur Überschreitung des Flusses und des sonst sumpfigen Spreetales.
Es entstanden infolgedessen hier zwei wendische Fischerdörfer. Sie entwickelten
sich später durch Zuzug von deutschen Ansiedlern zu Städten und schlössen sich
endlich zu einer Stadt zusammen, die man Berlin nannte. Diese wurde in
kurzer Zeit zum vornehmsten Handelsorte der Mark. Die Hohenzollern
machten sie zu ihrer Haupt- und Residenzstadt. Bald erhob sich auf der
Spreeinsel eine Burg mit Mauern, Türmen und Gräben, an deren Stelle
später das heutige gewaltige Schloß aufgeführt wurde. Jetzt füllt die Stadt
das ganze Spreetal aus und steigt auch schon auf die Höhenländer im Süden
und Norden empor. Ihre Einwohnerzahl, die beim Tode des Großen
Kurfürsten nur 20 000 und am Anfang des vorigen Jahrhunderts 172 000
betrug, ist jetzt auf weit über 2 000000 gestiegen; sie gehört damit zu den
größten Städten der Welt.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Luise Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Spaudau Spandaus Berlin Deutschlands Berlin
10
Heimatkunde her Provinz Brandenburg.
Weshalb es der Mittelpunkt nnsers Vaterlandes ist. Da Berlin
die Hauptstadt Preußens und Deutschlands ist, so wohnen hier die obersten
Beamten des Preußischen Staates und des Deutschen Reiches (Minister und
Staatssekretäre). Aber auch die Vertreter des Volkes, die den Willen des-
selben bei der Beratung der Gesetze kundgeben, kommen hier zusammen (Landtag,
Reichstag).
Ebenso haben viele von den hohen Offizieren, die unser gewaltiges Heer im
Frieden und im Kriege führen, in Berlin ihren Wohnsitz (Kriegsminister, General-
stab, Generale). Infanteristen, Kavalleristen, Artilleristen, Pioniere usw. sind
in den Straßen der Stadt ein alltäglicher Anblick. Oft ziehen sie iu langen
Reihen zur Übung oder zur Parade nach dem Tempelhoser Felde hinaus; alt
und jung jubelt ihnen dann zu. Viele Denkmäler erinnern an die ruhmvollen
Taten des Heeres und an die siegreichen Feldherren (Siegessäule mit der
Siegesgöttin — Blücher, Scharnhorst, Zieten). Im Zeughause kann man die
in den Feldzügen eroberten Fahnen und Waffen sehen.
In Berlin gibt es große Sammlungen von Kunstwerken, die uns zeigeu,
wie Großes unser Volk, aber auch die Menschen andrer Länder auf dem
Gebiete der Kunst geleistet haben. So kann man dort herrliche Gemälde
und Werke von Bildhauern bewundern (Altes und Neues Museum, Natioual-
galerie, Kaiser Friedrich-Museum). Die Werke großer Musiker werden in den
Opernhäusern und in vielen Konzertsälen aufgeführt; in den zahlreichen Theatern
sieht man die Werke der Schauspieldichter.
Auch die Wissenschaften Pflegt man in Berlin wie in keiner andern
Stadt. In der Universität, die von 8000 Studenten besucht wird, werden die
Richter, die Ärzte, die Geistlichen und die Lehrer der höheren Schulen ansge-
bildet. Ferner sind Hochschulen vorhanden, in welchen sich die Leiter der Berg-
werke, die Landwirte und die Tierärzte für ihren Beruf vorbereiten. Auf der
Sternwarte beobachtet man die Gestirne. Im Zoologischen Garten und in
vielen Museen kann man die Tiere, Pflanzen und Gesteine aller Länder und
die Geräte aller Völker betrachten.
Berlin ist auch der Mittelpunkt von Gewerbe und Handel. In zahlreichen
Fabriken werden Maschinen, Werkzeuge, Musikinstrumente, Brillen und Fern-
röhre, Geräte für elektrische Anlagen, Schmucksachen, Heilmittel, Farben, Por-
zellan, Möbel, Gewebe, fertige Kleider usw. angefertigt. Dem lebhaften Ge-
Werbebetrieb entspricht der Handel. Zahllos sind die Verkaufsläden, Kaufhäuser
und Markthallen. In der Börse werden täglich Geschäfte über Millionen von
Mark abgeschlossen. Die Waren befördert man von und nach Berlin aus der
Spree durch jährlich 45 000 Kähne und Dampfer, auf 13 Eisenbahnen nud
14 Chausseen. So ist Berlin der erste Handelsplatz Deutschlands.
Weshalb es eiue vorbildliche Stadt ist. Die ueueren Straßen (im
ganzen über 700) sind breit, gut gepflastert und sauber. In ihr Gewirr bringen
einige Abwechselung gegen 100 Plätze, die mit Gartenanlagen und Denk-
mälern versehen sind; in ihrer Mitte steht häufig eine Kirche. Auch Park-
anlagen tragen zur Verschönerung der Stadt bei. Unter ihnen ist der
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Deutschlands Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Deutschlands
16
Heimatkunde der Provinz Brandenburg.
3. Bodeubeschaffeuheit, Erzeugnisse und Erwerbsquellen (Verkehrsstraßen).
Die Provinz Brandenburg enthält alle Bodenarten von dein gänzlich
unfruchtbaren Saude bis zu dem ertragreichsten Acker- und Wiesenlande.
Ein Drittel des Bodens ist mit Wald bestanden, in dem die Nadelbäume
viel zahlreicher vertreten sind als die Laubbäume. Beinahe die Hälfte ist
Ackerboden, auf dem Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Kartoffeln,
Futterkräuter (besonders Klee und Luzerne) und Zuckerrüben angebaut werden.
Der Rest wird von Wiesen eingenommen, die sich vorzugsweise iu den Niede-
rungen befinden.
Ein großer Teil der Bevölkerung erwirbt daher sein Brot durch Forst-
Wirtschaft, Ackerbau und Viehzucht. Die gezüchteten Tiere sind Pferde,
Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine, Geflügel. Der größte Teil der Bewohner
ist aber im Groß- und Kleingewerbe, im Handel und Berkehr tätig.
Neune die wichtigsten Jndustriegegenden und die daselbst gepflegten In-
dustriezweige! Nenne die Arten der Verkehrsstraßen! Nenne Eisenbahn-
knotenpnnkte! Nenne die wichtigsten Wasserstraßen! Die aar meisten
auf diesen Verkehrsstraßen beförderten Güter sind Kohle, Mauersteine, Dach-
ziegel, Getreide, Holz.
4. Bewohner und Verwaltung.
Die Bewohner der Provinz sind iu der Hauptsache Deutsche; doch gibt
es im südlichen Teile, besonders im Spreewalde, noch Wenäen. Der größte
Teil der Einwohner bekennt sich zur evangelischen Lehre; der Rest sind
Katholiken und Juden.
An der Spitze nnsrer Provinz steht der Oberpräsident, der seinen Sitz
in Potsdam hat. Er sorgt dafür, daß die Gesetze ausgeführt werden und die
öffentlichen Einrichtungen (Straßen, Wohltätigkeitsanstalten, Krankenhäuser)
erhalten bleiben.
Da die Provinz aber zu groß ist, als daß der Oberpräsident die Verwaltung
allein ausüben könnte, so hat man sie in zwei Regierungsbezirke und die
Stadt Berlin geteilt. Die beiden Regierungsbezirke werden nach den Städten
Potsdam und Frankfurt benannt. Verfolge ihre Grenze auf der Karte! Jeder
Regierungsbezirk wird durch eine Regierung verwaltet. Sie besteht aus dem
Regierungspräsidenten und einer Anzahl von Regierungsräten. Der Bezirk
Berlin wird von den städtischen Behörden verwaltet.
Jeder Regierungsbezirk gliedert sich in Kreise. Diese sind entweder Land-
kreise, die ein größeres Gebiet mit kleinen Städten und Dörfern umfassen, oder
Stadtkreise, die von den Städten mit mindestens 25000 Einwohnern gebildet
werden. Die Verwaltung des Landkreises leitet der Landrat, die des Stadt-
kreises der Bürgermeister. Neune die Land- und Stadtkreise deiner Heimat-
lichen Landschaft! Wiederhole, was du von der Verwaltung der Kreise,
Städte und Dörfer gelernt hast!
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Breitkopf_&_Härtel
Extrahierte Ortsnamen: Niede- Groß- Potsdam Berlin Potsdam Frankfurt Berlin Leipzig
Heimatkunde der Provinz Brandenburg.
Ergänzung für die Oberstufe von Ferdinand Hirts Neuem Realienbuch.
Von Sennnarlehrer H. Heinze in Fürstenwalde (Spree).
Inhaltsübersicht.
Seite
1. Lage...............1
2. Ausdehnung und Einwohnerzahl......1
3. Bodengestalt und Gewässer........2
4. Entstehung des Bodens.........3
5. Entstehung der Bodengestalt.......5
6. Klimatische Verhältnisse.........6
7. Wichtigste Erzeugnisse.........6
Seite
8. Bewohner.............8
9. Siedlungen.............11
10. Erwerbsquellen...........12
11. Geschichtliche Entwicklung........14
12. Verwaltung............14
13. Einteilung.............16
1. Lage.
Die Provinz Brandenburg liegt etwa in der Mitte nnsers deutschen Vater-
landes, dessen geographischer Mittelpunkt (Schnittpunkt der mittleren Grad-
Knien) sich in der Stadt Spremberg befindet. Und zwar reicht sie von 11v2 bis
16° östlich von Greenwich und von 51v2 bis 53 V/ nördlicher Breite. Ihr
geographischer Mittelpunkt liegt nicht weit von Berlin. Bestimme dessen
Lage im Gradnetz! Welche wichtigen Orte Europas liegen unter denselben
Gradlinien? Bestimme die Lage deines Heimatortes im Gradnetz! Der Zeit-
unterschied zwischen Driesen und Lenzen (300km) beträgt 17v2 Min.; der
längste Tag ist in Strasburg 24 Min. länger als in Senstenberg (230 km). Der
Mittelmeridian für die Mitteleuropäische Zeit (15° ö. v. Gr.) geht bei
Lippehne, Sternberg und Sommerfeld vorüber. Wie groß ist also der Unter-
schied zwischen der Mitteleuropäischen Zeit und der Ortszeit in Driesen, Lenzen
und in deinem Heimatorte?
2. Ausdehnung und Einwohnerzahl.
Uusre Provinz hat einige Ähnlichkeit mit der Gestalt eines Wappenadlers.
Bestimme die begrenzenden Provinzen und Staaten! Ihr Umfang beträgt
1530 km. Berechne ihre Länge und Breite! (1 Längengrad - 67 km, 1 Breiten-
grad = 111 km.) Ihr Flächeninhalt erreicht nicht ganz 40 000 qkm, wovon
63,5 auf Berlin kommen. Zur genauen Feststellung der Größe dienen die
trigonometrischen Punkte, die überall in Feld und Wald durch niedrige Granit-
säulen mit einem schwarzen Kreuz bezeichnet sind. Ihre Entfernung voneinander
beträgt 21/2—31/2km. Sie ermöglichen die Zerlegung der ganzen Provinz in
leicht zu übersehende und zu messende Dreiecke. Man findet sie auf den Meß-
tischblättern und auf den sog. Generalstabskarten verzeichnet.^) Die Provinz
schließt zwei kleine Gebiete an der- Dosse ein, die zu Mecklenburg-Schwerin
gehören.
i) Die Schutzfläche von 2 qm rund um den Stein ist Eigentum des Staates und
darf daher nicht umgepflügt werden. Die Zerstörung der trigonometrischen Punkte wird
gesetzlich bestraft.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Hirts Ferdinand Sennnarlehrer_H._Heinze Sommerfeld
Extrahierte Ortsnamen: Spremberg Berlin Europas Strasburg Senstenberg Sternberg Berlin Mecklenburg-Schwerin
Ergänzung für die Oberstufe.
5
Geschiebemergel, den Unteren Sand, den Oberen Geschiebemergel
und den Oberen Sand. Allen sind Felstrümmer, die Feldsteine (die
größten sind die Markgrafensteine auf den Raueuschen Bergen und der Tauben-
stein auf dem Taubenberge bei Zieleuzig; auf dem Höhenlande der Uckermark
bilden sie ganze Bergzüge), eingelagert. Der Obere Sand wurde vou manchen
Stellen durch Wind und Wasser weggetragen. Der Obere Geschiebemergel ist
dann durch die Einwirkung der atmosphärischen Niederschläge zu braunem
Lehmboden oder zu lehmhaltigem Sande geworden. Diese losen Massen
weisen eine Dicke bis zu 200 m auf.
Seit dem Verschwinden des Eises ans nnsrer Provinz sind Jahrtausende
dahingegangen. Der Boden hat sich in dieser Zeit mannigfach verändert. So
entstand an vielen Stellen, besonders in den Niederungen, aus Sand und ver-
wesenden Tier- und Pflanzenresten die fruchtbare, schwarze Da mm erde oder
der Humus. In manchen Seen siedelten sich wie noch heute Sumpf- und
Wasserpflanzen in großer Menge an. Im Herbst sanken sie zu Boden. Ihr
Moder bildete Schlammschicht auf Schlammschicht, bis der See so weit aus-
gefüllt war, daß die Sumpf- oder Torfmoose gedeihen und ihn alljährlich
mit einer neuen Decke überziehen konnten. So wurde endlich aus dem See
ein Torfmoor, aus dem man heute den Torf gewiunt (besonders im Rhinluch
bei Linüm). Die auf den Höhen in den Boden dringende Feuchtigkeit nahm
häufig Kalk, zuweilen auch Eisenoxyd in sich auf. Sie sickerte nun den tiefer
gelegenen Niederungen oder auch den Seen zu und schlug hier ihren Gehalt an
Mineralien als Wiesenkalk und Raseneisenerz nieder. Das letztere ist früher
in den zahlreichen „Hämmern" (Pleiskehammer) verarbeitet worden.
5. Entstehung der Bodengestalt.
Die Erdkruste war von Anfang an nicht vollständig eben geblieben. Da die
glühend-slüssige Masse unter ihr sich stetig abkühlte, bildeten sich Hohlräume
zwischen beiden. Tie Kruste zerbarst daher weithin, und große Schollen sanken
ab, während die benachbarten in ihrer früheren Lage verharrten oder sogar noch
höher gepreßt wurden. So entstanden die Meeresbecken und die Festländer.
Bei der weiteren Abkühlung und Zusammenschrumpfung des Erdinnern erlitten
die Festländer einen starken seitlichen Druck. Sie legten sich daher an vielen
Stellen in Falten; die Faltengebirge (Alpen) entstanden. Anderwärts bildeten
sich neue Sprünge, die oft parallel verliefen. Sank nun eine Scholle zwischen
zwei solchen Sprüngen ab, so entstand ein „Graben" (Ostafrika); blieb sie
stehen, während die benachbarten Teile absanken, so entstand ein „Horst" (Harz).
In nnsrer Provinz sind, wie man neuerdings annimmt, die drei großen
Talzüge, die übrigen breiten Flußtäler, die bedeutenderen Seen, Seenreihen
und Niederungen innerhalb der höher gelegenen Gebiete derartige „Gräben", die
beiden Höhenzüge im Norden und im Süden, die Höhenländer der Niedernngs-
mulde und die bedeutenderen Erhebungen auf ihnen dagegen „Horste". Sie haben
sich wahrscheinlich erst nach der zweiten Eiszeit herausgebildet, währeud die
Sprünge dazu schon in früherer Zeit entstanden waren. Auch die Fels-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Heimatkunde der Provinz Brandenburg.
Fischottern, Trappen, Reiher, Gänse, Enten, Raubvögel (jährlich werden 12 000
abgeschossen).
Die Flüsse und Seen sind von Fischen aller Art und von Krebsen belebt.
Der Fischreichtum ist aber infolge des Schiffsverkehrs und der Verunreinigung
der Gewässer durch die zahlreichen Fabriken an ihren Rändern zurückgegangen.
Man versorgt sie daher mit kleinen Fischen, die in Brutanstalten (Berneuchen
in der Neumark) gezogen werden. Die am meisten vorkommenden Fische sind
Welse, Hechte, Karpfen (große Teiche bei Peitz), Zander, Forellen (Bäche des
Höhenlandes der Neumark), Schleie, Barsche, Bleie, Plötzen, Lachse, Aale,
Neunaugen, Maränen.
Unser Auge und Ohr erfreut eine reiche Vogelwelt. Den Wald beleben
das Waldkäuzcheu, die Amsel, der Buchfink, das Rotkehlchen, der Kuckuck, der
Eichelhäher, der Hänfling, der Zeisig, die Grasmücke, der Zaunkönig, der Pirol,
der Kreuzschnabel, die Meisen, der Baumläufer, die Spechte, der Wiedehopf, die
Elster, die Krähe, der Habicht, der Sperber, der Turmfalke, der Bussard. Felder
und Gärten erfüllen mit ihrem Gesang die Lerche, der Grünfink, der Stieglitz,
die Goldammer, die Nachtigall, der Würger, der Star, das Rotschwänzchen. Am
Bache, auf dein Teiche und im Sumpfe treiben ihr Wesen die Bachstelze, der
farbenprächtige Eisvogel, der Rohrsperling, das Teichhuhn, der Haubentaucher,
die Wildeute, die Wildgans, der Reiher, der Fischadler, der Kranich, die
Trappe, der Storch, der Kiebitz. In Stadt und Dorf hausen Schwalbe und
Sperling.
Von nutzbaren Mineralien kommen Braunkohle im Osten und Südosten
der Mark (jährlich 12 Mill. t), Kalkstein bei Rüdersdorf (jährlich 1 Mill. t),
Gips bei Sperenberg (jährlich 200 000 t), Steinsalz bei Sperenberg (wird noch
nicht abgebaut), Torf in den Brüchen und Luchen (Linüm) vor.
8. Bewohner.
Von den frühesten Bewohnern der Mark geben uns allein die Funde
Nachricht, die man im Boden gemacht hat. Sie schweiften als Jäger umher,
bereiteten ihre Hausgeräte aus Ton, ihre Werkzeuge aus Knochen, ihre Waffen
aus Feuerstein. Man hat ihrer Zeit daher den Namen „Steinzeit" gegeben.
Die uuverbraunten Leichname ihrer Verstorbenen begruben sie in Steinkammern
im Boden, die man „Hünengräber" nennt. (Uckermark.) Um 1000 v. Chr. Geb.
fanden durch Handelsverbindungen Werkzeuge und Waffen aus Bronze (Kupfer
und Zinn) Eingang. Man nennt diese Zeit darum die „Bronzezeit". Die
Menschen waren damals seßhaft, wohnten zum Teil in Pfahlbauten an Seen
und Flüssen und nährten sich vom Ackerbau. Ihre Toten verbrannten sie und
setzten die Asche in Urnen an bestimmten Orten bei; man findet daher als
Zeichen jener Zeit große Urnenfelder im Boden. (Prignitz.) Durch römische
Kaufleute wurden Waffen und Werkzeuge aus Eisen in nnsre Gegend ge-
bracht. Die „Eisenzeit", die noch heute andauert, trat damit für sie ein. Die
Mark wurde damals von mehreren Stämmen der alten Germanen, den Sem-
nonen und Burgundern, bewohnt. Sie bedienten sich der Runenschrift; ihre