Die Bewohner.
3
machten die Nahrung aus; ihr Lieblingsgetränk, das Bier, bereiteten
sie aus Hafer und Gerste. Ein kurzer Rock, mit einem Gurt befe-
stigt und aus selbst bereitetem Leinen gemacht, war das Kleid. Auch
nahm man dazu wohl das Fell wilder Thiere. Die Männer banden
das Haar oben auf dem Kopfe in einem Büschel zusammen, die
Frauen flochten es in dicke Zöpfe und schlugen es auf dem Scheffel
in einen Knoten. Ein Theil des Leibes war unbedeckt, und auch
der Winter konnte sie nicht zwingen, sich warmer zu kleiden. Hun-
ger, Kalte und die schlechteste Witterung ertrugen sie leicht, denn sie
waren von Jugend auf daran gewöhnt. Die Kinder liefen fast nackend
umher; Ringen, Rennen, Werfen, Springen war ihre tägliche Be-
schäftigung, und das Baden draußen im Flusse wurde selbst im Winter
nicht unterlassen. Das Lager des Viehes oder die Mutter Erde diente
nicht selten zur Ruhestätte, und wer auf einer Baren-, oder Wolfshaut
schliefe gehörte schon zu den Bequemen.
Städte, und Dörfer baueten sie nicht. Durch sie, so glaubten
die Sueven, würden sie an Freiheit und Unabhängigkeit beschränkt.
Und auf diese beiden Dinge legten sie einen solchen Werth, daß sie
dieselben um kein Gut vertauscht hatten. Wenn sie zwischen Baum-
stämme und Pfahlwerk Zweige flochten, die Fächer mit Lehm und
Stroh ausfüllten und das Ganze mit Rasen, Laub, oder Fellen bedeck-
ten, so war die Hütte fertig. Und je schauerlicher der Ort, desto
lieber schlugen sie daselbst die Wohnung auf.
Lust zum Kriege und zur Jagd, die selbst als ein halber Krieg
gelten konnte, war ganz vorzüglich bei den Sueven. Tausende zogen
jährlich, immer wechselnd, aus den Gauen zu kriegerischen Unternehs
mungen aus; die Uebrigen blieben daheim und bebauten den Acker.
Dieser wurde unter sie durch die Aeltesten des Volks vertheilt, denn
Niemand hatte ein festes Eigenthum, Niemand sollte sich an ein sol-
ches gewöhnen, damit sich die Luft am Kriege nicht verlöre. So
geschah es denn, daß der Eine bald hier, bald dort sein Grundstück
anzubauen hatte, und das ganze Volk in steter Bewegung zu sein
schien. Daher mögen sie denn auch wohl Sueven, d. i. Herum-
schweifende, genannt worden sein. Aber ihre Macht und ihr kriege-
rischer Sinn wurden dadurch so sehr erhöht, daß es unmöglich schien,
ihren Waffen zu widerstehen, und die übrigen deutschen Völker sag-
ten: „Selbst die unsterblichen Götter können es mit den Sueven
nicht aufnehmen."
Die Waffen waren so einfach, als das Volk selbst. Lanzen,
Wurfspieße, leichte Schilde und kurze Schwerdter machten das Kciegs-
geräthe aus; wenn sie sich aber mit diesen unter furchtbarem Kriegs-
geschrei auf die Feinde stürzten, so thaten sie Wunder der Tapferkeit.
Neben dieser Kriegslust waren bei den Sueven Zucht und Ord-
nung, Keuschheit und Treue, Ehrlichkeit und Gastfreundschaft. Dort
belachte Niemand eine böse That, dort beeiferte man sich nicht, durch
Lug und Trug den Nachbarn zu überlisten und ihm dadurch zu schaden.
- 1 *
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Die Einwanderung der Wenden.
9
daß oft alte Eltern flehentlich ihre Kinder baten, fle zu ermorden, um
von ihrer Lebensbürde befreit und in Walhalla ausgenommen zu wer-
den. Denn es war der allgemeine Glauben des Volks, daß nur die
des Himmels theilhastig würden, welche eines gewaltsamen Todes stür-
den. Dieser Vorstellung hingen sie so fest an, daß alte, kranke Für-
sten und Krieger sich mit ihrem Schwerte durchbohren ließen, viele
sich selbst mit einem Strick erwürgten, oder mit einem Dolche um's
Leben brachten.
Wir schaudern bei diesem Wahne und können Gott nicht inbrün-
stig genug danken, daß wir durch Jesu Lehre richtigere Begriffe vom
ewigen Leben haben, die uns solche Grausamkeiten als verabscheuungs-
würdig darstellen. Wenn wir aber dagegen an den Wenden auch
schöne Züge rühmen, so klingt dies nach der Erzählung solcher barba-
rischen Sitten fast fabelhaft. Und doch ist es so. Denn also hat
es der weise himmlische Vater oft angeordnet, daß das Milde neben
dem Harten, das Edle neben dem Rohen steht, damit nirgends der
Mensch die gütige Schöpferhand verkenne, die ihn zum Bessern lei-
ten will.
Wollust, Meineid, Diebstahl und Straßenraub waren bei den
Wenden nicht gar häufig. Ihre Hauser und Kasten verschlossen sie
nie, und doch fürchteten sie nicht, daß ihnen etwas entwendet würde,
denn solcher Beispiele hatten sie nicht viele. Nie bekräftigten sie ihr
Wort durch Eidschwüre; man müßte sie ja sonst, so meinten sie, fähig
halten, unredlich zu handeln. Den Armen gab Jeder ohne Aufforde-
rung; Bettler gab es bei ihnen wenige. Auch verargte man es dem
Unvermögenden nicht, wenn er ohne Bitten offen und frei von dem
Ueberflusse des Reichen benutzte, um einen Gastsreund zu bewirthen.
Denn die Gastfreundschaft stand in sehr hohen Ehren. Den Fremden
ungastlich von seiner Thür weisen, war ein Verbrechen und wurde
sehr strenge bestraft. Man erklärte den Hartherzigen für ehrlos, stieß
ihn aus dem Gau, zündete seine Hütte an und verbrannte sie mit
allen in ihr befindlichen Habseligkeiten. Das waren aber sehr seltene
Falle, denn jeder übte Gastfreundschaft mit Lust.
Eine besondere Erscheinung ist es, daß Wenden und Deutsche
sich gegenseitig sehr haßten. Besonders finden wir bei den ersteren
einen Abscheu gegen das Christenthum. Sie kannten nicht das Be-
glückende der seligmachenden christlichen Religion; sie sahen in ihr nur
eine Fessel, durch die sie beschrankt wurden, und die ihnen nur Abga-
den (Zehnten) für die Diener der christlichen Kirche auferlegte. Wer
aber eine Sache nicht erkennt und nur ihre scheinbar schwarzen Seiten
vor Augen hat, der wird leicht dahin gebracht, sie zu fürchten und zu
Haffen. So auch die Wenden, und daher die Anhänglichkeit an ihre
Götzenreligion.
Religion. Zwei Wesen wurden als Hauptgottheiten angese-
hen: Beelbog, der Schöpfer der Welt und Geber alles Guten, und
Zernebog, der Urheber alles Bösen. Beide hatten Untergötter.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
30 I. Zlbschn. Von d. ältesten Zeiten bis 1415 n. Chr. Geb.
über welches er nach Belieben verfügen könne. Das Wort des Star-
kem errang endlich die Oberhand. Der Kaiser nahm das Land in
Besitz und bestimmte seinen Sohn Ludwig, mit dem Beinamen der
Aeltere, zum Regenten. Aber schon diese vier Jahre sollten dem ar-
men Lande ein Vorspiel von dem sein, was es fast hundert Jahrs
lang zu leiden und zu tragen haben würde. Die gierigen, an den
Grenzen lauernden Feinde griffen hastig zu, als sie den Zwist um
Brandenburg's Besitz entstehen sahen. Die Mecklenburger nahmen die
Priegnitz, die Pommern die Ukermark und die Landestheile in Pom-
mern selbst; Landsberg und die Lausitz kamen in die Hände der Für-
sten von Meißen und Sachsen. Von der Neumark rissen die Polen
beträchtliche Stücke, und die Altmark eigneten sich Magdeburg und
Wraunschweig zu.
Dazu kam nun die Unordnung im Innern. Keiner wußte recht,
wer Herr, oder Knecht sei, keine Obrigkeit hatte Kraft, denn in wessen
Namen regierte sie? — So ging Alles zügellos. Räuberbanden
schwärmten überall umher; es entstand eine Nauberhorde, die sich
förmlich als Gesellschaft vereinigte, und die noch an 70 Jahre das
Land beunruhigte. Man nannte sie die Stellmeiser.
In diesem Wirrwar bestieg Ludwig der Aeltere den Thron
und regierte von 1324 bis 1351. Es war vorauszusehen, daß die
Regierung der baierschen Fürsten unglücklich für Brandenburg sein
werde. Denn der Vater, Kaiser Ludwig, hatte überall zahlreiche
Feinde, und diese haßten eben so sehr auch die Söhne desselben, um
so mehr, da sie diesen den Besitz Brandenburg's nicht gönnten. Be-
ständige Unruhen und Kriege füllen daher die Regierungszeit Ludwig's
an. Zwar glückte es ihm, die Priegnitz, Ukermark, Altmark und
mehrere andere Landestheile wieder zu gewinnen, zwar wurde anfangs
einige Ordnung im Innern hergestellt; aber nun trat der Pabst gegen
Ludwig auf. Dieser Feind that, unter dem Vorgeben, das Baiern-
Haus habe die rechtmäßigen Erben um die Mark Brandenburg schändlich
betrogen, den neuen Fürsten in den Bann und forderte die Un-
terthanen zum Ungehorsam und zur Widerspenstigkeit auf. Dies Wort
fand bei Vielen williges Gehör. Der Bischof von Lebus und mit
ihm die Geistlichkeit erregten einen Aufruhr. Man rief die Polen
ins Land; sie und die Litthauer drangen ein und verwüsteten Alles.
144 Dörfer sollen damals verbrannt, und 6000 Brandenburger als
Sklaven weggeführt sein. Klöster wurden zerstört, und Mönche und
Nonnen grausam behandelt. Das Klaggeschrei drang laut zum Him-
mel und regte endlich die letzte Kraft des Volks auf. Man ergriff,
was nur als Waffe dienen konnte: Keulen, Ackergerathschaften und
dergleichen und schlug glücklich das heillose Gesindel zum Lande hinaus.
Aber ein arger Verwüstungszug war über die Mack gekommen, und
Noch und Elend folgten dieser Verheerung nach.
Noch drückte dies Unglück das arme Land, als man auf einer
andern Seite schon einen abscheulichen Anschlag ausgesonnen hatte, um
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
Die luxemburgische Linie in Brandenburg. 37
machen, in's künftige noch mehr zu erpressen. Hatte er dies Geschäft
vollendet, so zog er mit seinem Raube nach Mahren. Was noch zu ver-
kaufen und zu verpfänden war, wurde zu Gelde gemacht. Zu Statt-
haltern wählte Jobst solche Leute, die zu seinen Endzwecken paßten
und für ihn und —- auch für sich Geld zusammen scharren konnten.
Eine Regierung hatte das Land nicht; es war sich selbst überlassen.
Es haben wohl zu keiner Zeit in einem Staate größere Gesetzlosigkeit
und größere Unordnung geherrscht, als damals in Brandenburg. Raub,
Plünderung und Mordbrennerei galten für ehrenvolle Gewerbe. Gleich-
gültig sah man es an, wenn Reisende beraubt und ermordet an den
Landstraßen lagen; gefühllos ging man vorüber, wenn Dörfer, durch
Raubgesindel angezündet, in lichten Flammen standen und ein Raub
derselben wurden. Das Recht war unter die Füße getreten, die Ge-
walt allein und die eigne Faust verschafften Recht. Der Adel war zu
Raubgesindel geworden; Nichts war vor ihm sicher. Die Geschlechter
der Quitzowe, der Rochowe, Puttlitze und mehrere andere waren die
Hauptanführer. Sie hatten eine solche Macht, daß Jobst und seine
Statthalter ihnen Nichts anhaben konnten. Ja, Jobst selbst hat den
Verdacht auf sich geladen, daß er den Raub mit ihnen getheilt und
Geld von ihnen genommen habe. So durften sie ihr heilloses Wesen
ungestört treiben. Ihre Macht stieg; die Quitzowe allein hatten 24
Burgen. Viele Städte und Dörfer waren an die adlichen Räuber
verkauft und verpfändet, diese also die Herren des Landes. Von der
Kühnheit dieser Raubedelleute ein Beispiel. Jobst hatte einst bei sei-
ner Anwesenheit in Berlin den Herzog von Mecklenburg zu einem Besu-
che und Feste eingeladen. Der Herzog nahm diese Einladung an. Um
den Gast wohlbehalten nach Berlin zu führen, sandte Jobst, der seine
Edelleute kannte, ein starkes Geleit an die Grenze und glaubte nun,
ganz sicher sein zu können. Doch die Quitzowe erfuhren, daß der
mecklenburgische Fürst mit großer Pracht in Berlin auftreten und
viele Kieinodien bei sich führen werde. Schnett sammeln sie an 400
Ritter und Knechte, lauern dem Zuge auf, überfallen ihn und nehmen
den Herzog sammt seinen vornehmsten Dienern gefangen. Alle Kleino-
dien werden den Räubern zur Beute. Jobst wurde höchlich ergrimmt,
als ec den Unfall seines Gastes erfuhr. Er befahl, den Herzog so-
gleich herauszugeben. Aber man achtete seiner Worte gar nicht,
brachte den Gefangenen sammt den Dienern nach einer festen Burg
des Quitzow und hielt ihn hier zwei Jahr eingesperrt. Endlich fand
der Herzog Gelegenheit, aus dem Kerker zu entwischen, und entrann
nur dadurch den Händen der mächtigen Räuber.
Die Städte mußten, um sich der Plünderungen der Ritter zu
erwehren, oft die verzweifeltsten Mittel anwenden. Mehrere schlossen
unter sich eigenmächtig Bündnisse, um stark genug gegen die vielfa-
chen Anfälle zu sein, welchen das wenige von der frühern Wohlhaben-
heit Uebriggebliebene ausgesetzt war.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
73
Die Churfürsten Johann Georg und Joachim Friedrich.
nette manche Stadt und manches Schloß. Dazu sammelte er noch
einen bedeutenden Schatz.
Selbstregieren, Selbstsehen, Selbstordnen, das war seine Weise,
und das führte er mit Nachdruck aus. Recht und Gerechtigkeit wal-
teten im Lande, Untreue wurde hart bestraft. „Ich will Gerechtigkeit,
und wenn die Welt untergeht," pflegte er zu sagen. Oft durchreisete
er verkleidet seine Staaten, um sich vom Zustande derselben genau zu
überzeugen. Als ihm einst auf einer solchen Wanderung eine Gast-
wirthinn, ohne ihn zu kennen, seine Fehler recht ordentlich vorgehalten
hatte, sprach er zu der erschrockenen Frau, als sie inne ward, zu wem
sie geredet: „Sei ohne Sorgen! Ich freue mich, von dir Wahrhei-
ten gehört zu haben, die mir meine Rache nie sagen."
Johann starb ohne männliche Erben, und so fiel sein Land an
das Churfürstenthum Brandenburg zurück, welches unter Joachim's
Regierung nur 421 ^Meilen umfaßt hatte.
22. Die Churfürsten Johann Georg, von 1571
bis 1598, und Joachim Friedrich, von 1598
bis 1608.
Johann Georg erbte von seinem Oheim nicht allein dessen Land,
sondern auch dessen Grundsätze. Größtenteils am Hofe zu Stettin
erzogen/war er auch so sparsam, streng und gewissenhaft, als Mark-
graf Johann. Er hatte schon immer als Churprinz mit Unwillen
die üble Wirthschast der Günstlinge seines Vaters angesehen und sich
fest vorgenommen, dereinst die^tteulosen Diener zu bestrafen. Das
führte er denn auch gleich auh^als er zur Regierung gekommen war.
Die Günstlinge des Vaters emm^^r ihrer Aemter und zog ihr
Vermögen ein. Den Kanzler ^Dd^rier aber behielt er. Vorzüg-
lich hart mußte der Kammerling Lippotd büßen. Er hatte grenzenlo-
sen Wucher getrieben, oft 54 Thaler Zinsen vom Hundert genommen,
ein Vermögen von Millionen zusammeü*gescharrt und durch den uner-
träglichsten Stolz und Uebecmuch alle Menschen beleidigt, die es noch
redlich mit Fürst und Volk meinten. Dazu stand ec im Verdachte,
durch vergifteten Wein den vorigen Churfürsten gemeuchelmordet zu
haben. Wirklich hatte er seinem Herrn am Tage vorher Wein ge-
bracht, aber daß darunter Gift gewesen, war nur Vermuthung. Lip-
pold's Frau veranlaßte selbst, daß man die Vermuthung als Wahrheit
annahm. Sie besuchte ihren Mann im Gefängnisse und sagte, mit
ihm in Zwist gerathen, im Zorne zu ihm: „Wenn der Chursürst
wüßte, was für ein Schelm und Mörder du bist, und was für Bu-
benstücke du mit deinem Zauberbuche verübst, so warst du langst kalt."
Die vor der Thür stehende Wache hörte diese Worte und zeigte sie
an. Man schärfte nun den Prozeß und verurtheilte Lippold zu einem
fürchterlichen Mattertode. Au' sein Hab und Gut zog man ein; seine
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Georg Johann Joachim_Friedrich Friedrich Johann Johann Johann_Georg Johann Joachim_Friedrich Friedrich Johann_Georg Johann Johann Johann Lippold
Friedrich Wilhelm I.
I
121
sich davon scheren." Und diese Untersuchung war um so furchtbarer,
weil sie sich jährlich erneuerte. Denn Friedrich Wilhelm wußte mit
großer Aufmerksamkeit und Umsicht die Treue seiner Diener zu beob-
achten und zu beurtheilen. Dadurch wurde aber in die Verwaltung
Ordnung gebracht, und der Fleiß und der Eifer der Beamten zur
höchsten Stufe gesteigert. Und der König selbst ging in allen Dingen
mit gutem Beispiele voran. Er aß mit seiner Familie nur Haus-
mannskost, und mancher reiche Bürger verwendete mehr auf seine
Tafel, als er. Seine Kleidung war sehr einfach. Meistenteils trug
er die Uniform seines ersten Garderegiments, nur bei feierlichen Hof-
festen kleidete er sich stattlicher. Die Königinn und die königlichen
Kinder erschienen in eben so einfacher Kleidung. Dies Beispiel aber
wirkte außerordentlich auf das ganze Land. Die Pracht in der Klei-
dung, der Aufwand im Essen und Trinken und in so manchen andern
Dingen hatten unter der vorigen Regierung einen hohen Grad er-
reicht. Es galten in dem neuen Königreiche Glanz und eitler Schim-
mer über Alles. Aber die ernste und haushälterische Regierung Fried-
rich Wilhelm's verdrängte das Uebel um so mehr, da man wußte,
daß dem Könige Nichts verhaßter war, als dies, daß er einen Eitlen
für einen Müßiggänger ansah und solche Menschen durchaus nicht
leiden konnte. „Saure Wochen, heitre Feste, Tages Arbeit, Abends
Gäste," das war sein Lieblingsspcuch, den er auch selbst ausführte. —
Dabei besaß der Regent eine ungeheuchelte Frömmigkeit, einen wahr-
haft christlichen Sinn. Selten versäumten er und seine Familie
Sonntags die öffentlichen Gottesverehrungen; überall- ließ er es sich
angelegen sein, der Kirche und ihren Dienern die gebührende Ehre zu
beweisen. Dies Alles verfehlte seine Wirkung nicht. Uebermqßiger
Aufwand verschwand, und dagegen äußerten sich Mäßigkeit, Arbeit-
samkeit, Sittlichkeit und frommer Sinn. Und hätte auch Mancher
gern seiner Sinnlichkeit gefröhnt, die Furcht hielt ihn ab. Denn der
König war die Thätigkeit selbst, sah nach Allem, auch nach dem Klein-
sten, verlangte von Andern dieselbe Pünktlichkeit, die er besaß, und
wehe dem Beamten, oder dem Unterthan, den er nachlässig und ver-
schwenderisch traf. ■ Sein Unwillen machte sich ohne Umstände durch
Stockprügel, Faustschläge, oder Fußtritte Luft, und bei dem geringsten
Widerspruche sprach er heftig: „Raisonnir' er nicht!" Ueberhaupt
verlangte ec strengen, oft blinden Gehorsam, und alle Staatsdiener
waren so daran gewöhnt, daß, wenn ein Befehl von ihm mit den
Worten begleitet war: „sondep Widerrede," er auch der pünktlichen
Ausführung gewiß sein konnte.
Eine solche Regierung stach gegen die vorige außerordentlich ab,
aber sie war für unser Vaterland überaus wohlthätig. Zwar erscheint
Manches hart, doch wir müssen bedenken, daß die damalige Zeit solche
harte Mittel nicht so auffallend fand. Ueberdies gebot die Nothwen-
digkeit, in unsecm Staate mit Kraft und Ernst durchzugreifen, um
- vielfache Uebel auszurotten. Und da dem Könige nur das als wichtig
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ernst
131
Friedrich 11., genannt der Große.
Gefangenen Licht ausgelöscht wurde, denn, sagte er, man hat es mir
nicht verboten, Licht zu haben.
In Berlin war indeß ein Kriegsgericht versammelt, denn der
König wollte das Todesurtheil über seinen Sohn sprechen lassen.
Man bat, man flehte; das Land, die Fürsten legten Fürbitten für
den Kronprinzen ein. Der deutsche Kaiser sagte sogar, der König
habe als Reichsfürst nicht das Recht, den Thronerben vor ein Kriegs-
gericht zu stellen.. Das brachte Friedrich Wilhelm in Zorn. „Will
man mir hier in Berlin Gesetze geben," ries er, „so gehe ich mit
meinem Sohne nach Königsberg. Dort hange ich nur von Gott
ab!" — Aber muthig antwortete ein ehrwürdiger Geistlicher: „Wohl
wahr, aber diesem Gott müssen Sie dereinst am jüngsten Gerichte
von dem Blute Ihres Sohnes schwere Rechenschaft ablegen." —
Der Monarch erschrak und sprach nie wieder von dem Todesurtheile.
Nach und nach legten sich des Vaters Zorn und des Sohnes
Widerspenstigkeit. Der Kronprinz demüthigte sich, und der König
begnadigte ihn. Doch mußte Friedrich kn Küstrin bleiben und dort
an der Kammer als Rath arbeiten. . Das that er denn auch sehr
fleißig. Der Vater sah ihm aber sehr scharf nach. Als einst unter
einem Haufen Papiere drei Berichte waren, von welchen der Prinz
nur einen geschrieben, die andern unterschrieben hatte, bemerkte der
König an den Rand: „Fritz soll nicht bloß unterzeichnen, er soll selbst
arbeiten." — Fast zwei Jahre wahrte diese Pcüfungszeit, da ließ der
König einst an einem großen Feste' heimlich den Thronerben von Kü-
strin kommen. Plötzlich führte er ihn der Mutter mit den Worten
zu: „Da ist der Fritz wieder!" Die Freude war allgemein, in Ber-
lin, im ganzen Lande. Alle Zwietracht zwischen Vater und Sohn
hatte nun ein Ende.
Der 31. Mai 1740, der Todestag Friedrich Wilhelm's, rief
den vielgeprüften Prinzen auf den Thron. Das ganze Land sah er-
wartungsvoll auf seinen jungen König. Denn Viele glaubten, er
werde als Soldatenfeind das Heer abdanken, den Ernst des vorigen
Regiments fahren lassen, Ueppigkeit und Weichlichkeit einführen und
im Schlafrocke und in Pantoffeln hinter den Büchern sitzen, unbe-
kümmert um das Land und dessen Wohl. Man hatte sich aber sehr
geirrt. Zwar verschwand das Riesenregiment, doch acht neue Regi-
menter und eine Garde zu Pferde und zu Fuß vermehrten das Heer.
Schwelgereien und Weichlichkeiten waren von dem neuen Regenten
verbannt, und bei ihm, der als Kronprinz gern im Schlafcock und
Pantoffeln gesessen, fand man als König dergleichen nie. Als die
lustigen Gesellschafter seiner Jugend meinten, jetzt beginne ihr Regi-
ment, und sie würden die Rathgeber des jungen Fürsten werden,
sprach ec sehr ernst: „Die Possen haben ein Ende." Die alten er-
fahrnen und treuen Rache des Vaters behielten ihre Stellen; ja,
Friedrich -bat sie sogar, in ihren Bemühungen für das Beste des Va-
' 9*
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm's Friedrich Ernst Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Königsberg Ber-
95
Friedrich Wilhelm, genannt der große Churfürst.
Das war die erste große Wohlthat, die er dem Lande erzeigte.
Doch mußte er sich selbst eingestehen, daß es erst ein geringer Anfang
sei, um dem Lande aufzuhelfen. Tag und Nacht grübelte der junge
Churfürst darüber, wie er der großen Landesnoth begegne, doch ver-
mochte ec keinen Ausweg aufzusinden. Einst versammelte er seine
Rathe, um mit denselben sich über diese schwere Sache zu besprechen.
Die Rathe wußten aber keine Hülfsmittel anzugeben. Friedrich Wil-
helm sprach: „Ich bin betrübt, aber nicht muchlos. Gott wird uns
Helsen. Morgen wollen wir weiter darüber reden." — Als die Raths-
Herren sich entfernt hatten, ging der junge Fürst in sein Zimmer, siel
auf seine Kniee und betete inbrünstig zu Gott um Beistand. Schon
von früher Jugend an erbaute sich Friedrich Wilhelm im Lesen der
Psalmen und fand darin vielfach Trost. Auch jetzt hatte ihn sein
Gebet gestärkt. Und siehe, kaum kam er aus seinem Zimmer, da
wurden ihm Männer vom Adel aus Preußen gemeldet, die um eine
Unterredung baten. Der bedrängte Fürst fürchtete schon, daß sie neue
Klagen vor ihn bringen wollten, denn dies geschah leider fast täglich.
Doch die Männer sprachen: „Die Noth im Lande ist groß. Ord-
nung und Recht fehlt und Jammer und Elend ist überall. Wir
wollen nns aber zusammen thun und unsere Knechte bewaffnen, um
Kriegesvolk zu schaffen, damit die Obrigkeit unterstützt werde. Dann
wollen wir unsere Güter verpfänden, um Geldsummen zu erhalten;
wir wollen Korn, Vieh und Ackergerath kaufen, die armen Bauern
unterstützen und sorgen, daß die Felder wieder bebaut werden. Wir
haben mehrere Versammlungen gehalten und schon sind unserer viele,
die so denken, wie wir. Die verdächtigen Soldaten können wir weg-
schaffen, die arbeitslosen Menschen beschäftigen und so nach und nach
redliches Geschäft in's Land zurückbringen. Nun sind wir hier, um
dazu die Erlaubniß einzuholen." — Als dies der Churfürst hörte,
ward er sehr gerührt, und erzählte den Abgeordneten, in welcher Noth
er sei, wie er so eben Gott im Gebete inbrünstig um seine Hülfe
angefleht habe, und wie er in ihrem Anerbieten die Hülfe des Herrn
so sichtbar erkenne. Mit Dank nahm er den Vorschlag an. Es
bildeten sich im Lande mehr solcher Vereine, die viel Gutes leisteten.
Im Jahre 1643 durchreisete Friedrich Wilhelm selbst die ganze
Mark und erschrak vor der graulichen Verwüstung, denn in einem
solchen Grade hatte er sie sich nicht gedacht. Aber je größer das
Unglück, desto eifriger sein Willen, das Elend zu mildern. Ec sendete
einsichtsvolle Männer in die Provinzen, die mit Rath und That die
Unterthanen unterstützen sollten, die verödeten Felder zu bearbeiten und
die Brandstätten zu bebauen. Wer Lust zum Arbeiten hatte, dem
wurden Felder angewiesen und Freiheiten und Begünstigungen zum
Anbau der Wohnungen ertheilt. Aber es fehlte an Händen zum
Arbeiten und Schaffen. Daher suchte Friedrich Wilhelm aus bevöl-
kerten Gegenden Menschen in sein Land zu ziehen. Oldenländer
aus dem Herzogthum Bremen kamen in die Altmark, bauten Damme
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wil- Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
152
111. Abschnitt. Die Könige von Preußen.
12 Meilen von Berlin, verschanzt, um sich her eine furchtbare Menge
Kanonen, die demjenigen Untergang zu drohen schienen, der sich nahe.
Friedrich beschloß dennoch am 12. August den Angriff. Erfreut durch
den Sieg bei Minden, wollte er eine gleich schöne Botschaft seinem
treuen Herzoge Ferdinand senden, und daher gebot er auch dem Ueber-
bringer der Nachricht, einige Tage zu verweilen. Gegen Mittag be-
gann der Kampf. Anfangs ging es sehr glücklich. Die Preußen
achteten nicht der Feuerschlünde, welche gegen sie wütheten und Haufen
ihrer Kameraden niederschmetterten; sie erstiegen Batterie nach Batterie,
warfen den linken russischen Flügel und nahmen an 70 Kanonen.
Der Tag sing schon an, sich zu neigen, und die erfahrensten Generale
riechen dem Könige, seiner ermatteten Soldaten zu schonen, denn der
Feind ziehe sich von selbst zurück. Friedrich aber widerstritt, der er-
rungene Vortheil war ihm nicht genug, er wollte den Feind vernich-
ten. Seidlitz erhielt Befehl, mit der Reuterei einzuhauen. Vergeblich
stellte dieser vor, er halte Laudon und den rechten russischen Flügel
ab; vergeblich meldete er, die Wiesen vor ihm seien nur scheinbar
fest; wenn er mit seinen Rossen darüber hintrabe, müsse der sumpfige
Boden Mann und Pferd hinunterziehen. Ein erneuerter Befehl Fried-
richs — Seidlitz gehorchte, und seine trübe Weissagung wurde erfüllt.
Die Reuterei checkte in den Sümpfen, und Seidlitz ward schwer ver-
wundet vom Leichenfelde getragen, wahrend Laudon mit Oestreichern
und Russen wüthend losbrach, und der linke russische Flügel alle hart-
näckige Unbiegsamkeit offenbarte, die in diesem starken Volke liegt.
Schrecken und Verwirrung kamen über die erschöpften Preußen. Alles
floh in der unnennbarsten Unordnung, und das preußische Heer schien
nicht nur geschlagen, sondern rein zertrümmert. Die Schlacht war un-
rettbar verloren, und die Sieger überschwemmten nachhauend das Feld.
Der König hatte, sobald er das schaurige Wechselringen der
Schlacht wahrnahm, sich dem heftigsten Kartatschenfeuer ausgesetzt, um
seine wankenden Krieger zu ordnen. Man bat ihn, sich aus der Ge-
fahr wegzubegeben. „Nein," sprach er, „wir müssen Alles versuchen,
um die Schlacht zu gewinnen." Zwei Pferde wurden ihm unter dem
Leibe erschossen, und als er das dritte besteigen wollte, fuhr ihm eine
Kugel durch das Kleid und zerschmetterte eine goldene Dose in der
Westentasche. Keine Anstrengung half ihm; die Krieger flohen, jeder
suchte sein Leben zu retten. Vor seinen Augen blieben nicht nur alle
eroberten russischen Kanonen, sondern auch noch 165 preußische stehen.
In Verzweiflung rief er: „Kann mich keine verwünschte Kugel tref-
fen?" — Besinnungslos hielt er ganz still auf dem blutbedeckten
Schlachtselde. Schon sprengten Russen und Oestceichec heran, —
Friedrich wäre gefangen worden; da sammelte der Rittmeister Prittwitz
einen Haufen Husaren, hieb wüthend die Feinde zurück und führte
den König mit Gewalt aus dem Getümmel. „Prittwitz, ich bin ver-
loren!" rief der bedrängte Monarch, und auf dem Rücken des treuen
Dieners schrieb er an seinen Minister Finkenstein in Berlin: „Rettet
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Ferdinand Friedrich Friedrich Seidlitz Seidlitz Seidlitz Friedrich Friedrich Prittwitz
144 Iii, Abschnitt. Die Könige von Preußen.
zu unterstützen. Pommern stellte und unterhielt 5000 Mann Land»
mili;, Brandenburg eben so Viel, Magdeburg 2000. Man errichtete
Husarenregimenter und sandte 4000 Pferde für die königliche Reute-
rei. Mehr, als alles Andere rührte ein solches Bestreben den König,
der eben so sehr sein Volk liebte, als dies ihn.
Am übermüthigsten zeigten sich jetzt die Franzosen. Sie wa-
ren an 100,000 Mann stark über den Rhein in die westphalischen
Lander eingedrungen, hatten bei Hastenbeck an der Weser die Ar-
mee, welche ihnen Friedrich entgegensetzen konnte, geschlagen und bcu
Anführer zu einem sehr schimpflichen Vergleiche gezwungen. Jetzt
überschwemmten sie Hannover, Hessen, Braunschweig und Westphalen,
plünderten und brandschatzten schrecklich und wollten vollführen, was
man von Paris aus dem französischen Heerführer geboten:.Man muß
das Land zu einer Wüste machen. Endlich wendete sich das Franzo-
> senheer, mit der Reichsarmee und einigen tausend Oestreichern vereint,
nach Sachsen, um dies Land wegzunehmen. Friedrich mußte sich diesen
zudringlichen Feinden durchaus entgegenstellen. Gleich nach der Kol-
liner Schlacht hatte er die Belagerung von Prag aufgehoben und war
mit seinem Häuflein Krieger nach der Lausitz gegangen; jetzt machte
er sich auf den Weg, damit er die Franzosen bekämpfe.. Diese froh-
lockten laut, denn sie dachten, bei ihrer großen Anzahl — es waren
über 60,000 — die Preußen bald niederzumachen. Der französische Ge-
neral meldete seinem Könige, der König von Preußen könne ihm nicht
mehr entgehen, und er werde in kurzem die Ehre haben, den gefan-
genen Monarchen nach Paris zu senden. Aber ist jemals Stolz be-
straft worden, und Ucbermuth zu Fall gekommen, so geschah es bald
darauf recht ordentlich.
Friedrich traf die Feinde am 5. November bei dem Dorfe Roß-
bach. Er hatte nur 22,000 Mann, aber er war entschlossen, zu
siegen, oder zu sterben. Hören wir den Helden seine kleine Armee an-
reden: „Die Stunde ist gekommen, wo Alles, was uns theuer sein
muß, von unfern Waffen und von unserm Benehmen abhangt. Die
Zeit erlaubt mir keine langen Reden, sie waren auch überflüssig. Ihr
wisset, daß cs keine Beschwerden, keinen Hunger, keine Kalte, keine
Nachtwachen und Gefahren giebt, die ich nicht bis jetzt mit euch ge-
theilt habe, und ihr seht mich bereit, mein Leben mit euch und für
euch hinzugeben. Alles, was ich dafür verlange, ist dieselbe Treue und
Freundschaft. Jetzt benehmt euch, wie herzhafte Leute, und vertraut
auf Gott." — - ,
Ein Jubelgeschrei der Soldaten war die Antwort, denn des Königs
Heldenmuth ging in die Seelen der Preußen über. „Wir wollen
mit Dir sterben!" riefen die graubartigen Krieger, und Thranen der
Rührung entflossen dem Auge des Königs. Er hatte sich mit seinen
Getreuen auf Hügeln gelagert. Kaum gewahrten dies die Feinde, so
war ihre einzige Sorge nur, daß die Preußen ihnen entwischen mochten,
denn an ein Mißlingen ihres Angriffs dachten sie gar nicht. Eilig
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Magdeburg Rhein Hessen Paris Sachsen Paris Dorfe_Roß-