— 78 —
auf seinen Dampfern für. 77a Mill. Ji Lebensmittel; davon waren
z. B. etwas mehr als 3000000 Pfund Rindfleisch und dazu 637
lebende Ochsen, 500 000 Psund Butter, mehr als 10 Mill. Pfund
Kartoffeln und 1 Mill. Flaschen Bier. Bremen hat sich besonderer
Handelszweige bemächtigt, die es jetzt auch völlig beherrscht. Vor allen
Dingen ist Bremen der Hauptlagerplatz des Tabaks für ganz Europa.
Bedeutsam sind auch der Reishandel, der Handel mit Baumwolle
und Petroleum. „Wo der Handel einen Mittelpunkt findet, da ruft
er Industrie (Gewerbefleiß) hervor, und — es hängt eines am anderen
— Industrie schafft wieder Handel; das können wir an Bremen recht
deutlich sehen." Eine große Anzahl von Tabakfabriken ist in der Stadt
und um dieselbe entstanden, die für 20 Mill. Jt Cigarren fertigen.
Im Anschluß daran sind weiter Eigarrenkistensabriken zu nennen, in
denen etwa 50 Schiffsladungen amerikanisches Cedernholz verarbeitet
werden. Die Kistenzahl, welche hergestellt wird, ist so groß, daß
Bremen nur die Hülste derselben verbrauchen kann. Im Anschluß
an den Reishandel sind hier die größten Reismühlen Deutschlands ent-
standen. Zum Baumwollenhandel gehören die zahlreichen Spinnereien
in den Vororten, von denen jede einzelne 1000 und mehr Arbeiter
beschäftigte
Die Stadt Bremen verliert in ihrem Centrum von ihren Ein-
wohnern immer mehr Leute. Ganze Häuserreihen enthalten nur noch
Schreibstuben, Läden und Warenlager. Die Familien der Handels-
Herren wohnen in den Villenvierteln der Vorstädte in kleinen, ganz
in Gärten versteckten Häusern. Von berühmten Gebäuden sind der
zweitürmige gotische Dom und das ebenfalls gotische, später mit reich
geschmückter Vorderwand versehene Rathaus zu nennen.
Nördlich von der Lesum liegt vom Bremer Lande nur Bremerhaven
und der frühere Bremer Winterhafen Vegesack. Vegesack ist recht
freundlich am Südfuße der Geesthügel an der Lesummündung gelegen.
Die Stadt ist sehr betriebsam; sie hat ausgedehnten Holzhandel,
Segeltuchfabriken und Baumwollspinnereien. Von Vegesack wendet sich
die Bahn Bremen-Bremerhaven im Bogen nach Osten, weil unterhalb
des Ortes die eigentlichen Wesermarschen beginnen.
Von dem hohen Geestrücken, aus dem die Bahn entlangzieht,
liegt östlich, um die Hamme herum, das bekannte Teuselsmoor.
Die 220 qkm große Fläche ist mit 69 Moorkolonien besetzt, in denen
15000 Menschen wohnen. Wenn man von dem mitten im Moore
aufragenden Weyerberge das Teufelsmoor überblickt, so gewahrt
man hie und da große Kanäle, die die Moorstriche durchschneiden und
nach allen Seiten Verbindung zulassen. Der Hamme-Ostekanal
bietet Gelegenheit, mit den Torffrachten in das Elbgebiet zu kommen,
und die Semkenfahrt stellt die kürzeste Verbindung nach Bremen
her. Außer durch Torsstechen gewinnen die Bewohner des Teufels-
moores ihren Unterhalt aus den Erträgen der Viehzucht. Sobald die
an einzelnen Stellen bis 9 m dicke Torfschicht abgeräumt ist, lassen
sich auf der Grundschicht di& vorzüglichsten Wiesen anlegen, welche
Hunderte von Rindern ernähren. Als ältester Ort des Teufelsmoores
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Petroleum Deutschlands Lesum Bremerhaven Vegesack Bremen
— 66 —
Wittekindsberg; auf ihm steht ein prächtiges Denkmal Kaiser
Wilhelms I.
Bodenbeschaffenheit; Beschäftigung der Bewohner. Süntel und
Weserkette bestehen hauptsächlich aus Kalkgestein. Die Bückeberge
haben sehr wertvolle Sandsteine und Steinkohlen; letztere liegen
auch im Deister in großer Menge. Das Weserthal und das Tiefland
nördlich von den Bückebergen haben guten Ackerboden.
Ackerbau und Viehzucht sind die recht lohnenden Haupt-
beschästigungen der Bewohner des Kreises Rinteln. Die Sandstein-
brüche in den Bückebergen und der Bergbau aus Kohlen dort und
im Deister geben gleichfalls vielen Leuten Arbeit.
Siedeluugen. Der größte Ort des Kreifes ist die Stadt
Rinteln a. d. Weser (4800 Einw.); ihre Bewohner treiben außer
Ackerbau namentlich Schiffahrt und Handel. Bei der Stadt
Obernkirchen sind bedeutende Sandsteinbrüche und Steinkohlen-
bergwerke. Rodenberg hat eine Saline und ein Solbad. In
Nenndorf ist ein recht besuchtes Schwefelbad.
Iii. Betrachtung des Gesamtbildes.
A. Entstehung der Oberflächensorm Hessen-Nassaus.
Schichtenbau der Erdrinde.
Unsere Erde war einst eine seurig-stüssige Masse. Als sie sich
mit der Zeit abkühlte, entstand um den flüssigen Kern eine harte
Kruste. Bei weiterer Abkühlung zerbarst diese Rinde an unzähligen
Stellen, und durch die Risse drangen glühende Massen hervor. Diese
erkalteten gleichfalls und überlagerten die schon vorhandene Kruste.
So entstanden Gesteine, die man als Urgesteine bezeichnet. Zu
ihnen gehören Granit und Gneis.
Bei der Erkaltung der Erdrinde verdichtete sich gleichzeitig die
ungeheure Masse von Wasserdamps, welche den Erdball umgab.
Gewaltige Regen rauschten hernieder, und bald bedeckten weite
Meere den größten Teil der Erdoberfläche. Von den aus dem
Waffer aufragenden Gesteinen wurdeu im Laufe vieler tausend Jahre
die oberen Bestandteile durch Verwitterung und Abwaschung los-
gelöst und vom Regen und von den Flüssen nach den niedrigeren
Gegenden geschwemmt und namentlich dem Meere zugeführt. Dort
lagerten sich diese Massen in Verbindung mit Stoffen aus dem
Pflanzenreiche, mit den Kalkschalen vieler Meertiere und mit Kalk,
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
— 78 —
Holz und Vieh in die Ebenen und großen Orte gesandt, und die
letzteren verfertigen wieder allerlei Fabrikwaren für die ländlichen
Bezirke. Aus dem Kannenbäckerlande schickt man Millionen von
Krügen in die Badeorte des Taunus, und von hier aus werden in
ihnen die heilkräftigen Wasser über die ganze Provinz verbreitet.
Der Weinbauer des Rheinthales bezieht vom Spessart die Pfähle
für seinen Weinberg; die von ihm gekelterten Weine kann man
wiederum in fast allen Ortschaften unseres Landes antreffen. So
herrscht zwischen den einzelnen Gegenden unserer Provinz ein viel-
seitiger Austausch von Erzeugnissen, und der Handel, welcher ihn
vermittelt, ist ein wichtiger Erwerbszweig.
Daneben treibt unsere Provinz viel Handel mit andern Ländern.
Sie giebt diesen von ihrem Reichtum und empfängt von ihnen wieder,
was ihr fehlt. Heffen-Nassau führt aus (Ausfuhr, Export): Vieh,
Wein, Mineralwasser, Erze, Braunkohlen, Holz, Thonwaren, Eisen-
und Stahlwaren, Gold- und Silbersachen n. a. Eingeführt werden
(Einfuhr, Import): Kaffee, Thee, Zucker, Gewürze, Tabak, Pe-
troleum, Steinkohlen, Südfrüchte, Reis, Uhren, Glas- und Porzellan-
fachen, Fische n. a.
Der rege Handel bedingt einen lebhaften Verkehr. Dieser wird
dadurch noch sehr gesteigert, daß Hessen-Nassau ein wichtiges Durch-
gangsland von Norddeutschland nach Süddeutschland und Frankreich
ist, und daß die Naturschönheiten der Provinz in Verbindung mit
den zahlreichen Heilquellen des Taunus alljährlich viele Fremden
herbeiziehen.
Dem Verkehr dienen Landstraßen, Wasserstraßen und vor allem
die Eisenbahnen. Die bedeutendsten Eisenbahnknotenpunkte der
Provinz sind Frankfurt, Cassel, Bebra, Limburg und Hanau. Die
wichtigsten Eisenbahnlinien sind folgende (vgl. Karte):
1. Die Main-Weserbahn (Cassel, Guntershausen, Wabern,
Treysa, Kirchhain, Marburg, Gießen, Friedberg, Frankfurt).
Abzweigungen:
a) Wabern-Wilduugen,
b) Cölbe-Laasphe,
c) Cölbe-Frankenberg,
d) Niederweimar-(Marbnrg)-Weidenhausen.
2. Die Bergisch-Märkische Bahn (Cassel, Grebenstein,
Hosgeismar, Hümme, Warburg).
Abzweigungen:
a) Hümme-Karlshafen,
b) Warburg-Corbach.
3. Die Hannoversche Bahn (Cassel, Münden, Hannover).
4. Die Halle-Ca sseler Bahn (Cassel, Münden, Witzen-
hausen, Halle).
5. Die Bebra-Göttingerbahn (Bebra, Niederhone, Allen-
dors, Eichenberg, Göttingen).
6. Die Bebra-Frankfurter Bahn (Bebra, Hersseld, Hün-
seld, Fulda, Elm, Schlüchtern, Gelnhausen, Hanau, Frankfurt).
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Preußens westliche Nachbargebiete. 83
d) M oor - Und Geestland. Die östlichen Gebiete Hollands sind ebenso
wie die angrenzenden Teile des Westdeutschen Tieflandes Moor- und Geestland.
Die Geestgebiete begünstigen die Schafzucht. Die Moore liefern Torf, der in dem
kohlen- und waldarmen Lande ein wichtiger Brennstoff ist. Wie die rastlosen und tat-
kräftigen Küstenbewohner jahraus, jahrein danach trachten, dem Meere neues Marsch-
land abzuringen, so sind die fleißigen Moor- und Heidebewohner mit großer Aus-
dauer benüht, den Boden zu verbessern. Ausgedehnte Heidestrecken sind bereits
ausgeforstet und die Moorflächen schon zum größten Teile urbar gemacht worden.
Neuerdings hat man sogar die Trockenlegung der Südersee begonnen, die noch größer
ist als Dollart und Jadebusen zusammen. Das große Werk wird in etwa 30 Jahren
vollendet sein und die fruchtbaren Anbauflächen um Vie des Königreiches vergrößert.
Die Holländer treiben energische und zielbewußte Bodenkulturarbeit.
4. Städte. Sie liegen vorzugsweise an oder in der Nähe der Küste, dem Sitze
des Handels. An einer Seitenbucht der Südersee liegt die Halbmillionenstadt Am-
sterdam (560), die größte Stadt des Landes mit hervorragendem Handel (Kaffee,
Tabak) und bedeutender Industrie (Zigarrenindustrie, Diamantenschleiferei). Sie
wird durch Kanäle in zahlreiche Inseln zerteilt. Da kein fester Baugrund vor-
Händen ist, so müssen die Häuser töie in Venedig auf eingerammten Pfählen errichtet
werden, weshalb man Amsterdam auch das „nordische Venedig" nennt. Der halben
Million nähert sich auch Rotterdam (420), an der Maas gelegen, der beste See-
Handelshafen (Getreide, Holz, Petroleum, Baumwolle). Residenz ist der Haag (270),
durch einen prächtigen Buchenpark mit dem Seebad Schedeniugen ver-
bunden. H o e k (= Ecke) van Holland bei Rotterdam und V l i s s i n g e n im
Mündungsgebiet der Schelde sind wichtige Überfahrtsplätze nach England. Utrecht
(120) ist Universitätsstadt.
5. Kolonien. Infolge des frühzeitig aufgeblühten Welthandels nimmt Holland
unter den Kolonialstaaten eine hervorragende Stelle ein. Seine meisten Kolonien
liegen zwischen Indien und Australien. Die Sundainsel I a v a ist eine der srucht-
barsten Kolonien der Erde überhaupt. Der ganze auswärtige Besitz ist über 50 mal
so groß als das Mutterland (der Deutschlands sechsmal) und hat etwa siebenmal
so viel Einwohner.
6. Handel mit Deutschland. Der Rhein und wichtige Eisenbahnlinien haben
einen lebhaften Handelsaustausch herbeigeführt, a) Wir erhalten vonhol -
land besonders die Erzeugnisse seiner Viehzucht (Milch, Butter, Käse, Felle),
Gärtnerei (Gemüse, Blumenzwiebeln) und Fischerei (Heringe). Außerdem bekommen
West- und Süddeutschland (Rheinstraße) über Rotterdam und Amsterdam viel Kaffee,
Kakao, Reis, Tabak, b) Wir liefern nach Holland Steinkohlen, Web-
waren, Fahrräder, Bücher und Bilder, Leder- und Holzwaren. Als unser Abnehmer
steht Holland mit Rußland und Frankreich nahezu auf einer Stufe. Unsere Aus-
fuhr nach Holland (500 Mill.) ist noch einmal so groß als die Einfuhr von dort
(250 Mill).
Aufgaben. Zeichne das Rheindelta! — Modelliere den Durchschnitt eines
Nordseedeiches! — Vergleichedie holländische und deutsche Nordseeküste! — Erkläre:
Niederlande, Holland, Seeklima! — Reise von Stettin nach Amsterdam a) auf dem Land-
wege, b) auf dem Wasserwege! — Warum sind die Handelsbeziehungen zwischen Hol-
land und Deutschland so rege?
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Hollands Venedig Amsterdam Venedig Rotterdam Holland Rotterdam England Utrecht Holland Indien Australien Deutschlands Deutschland Rhein Rheinstraße Rotterdam Amsterdam Holland Holland Frankreich Holland Rheindelta Holland Stettin Amsterdam Deutschland
114 Länderkunde von Mitteleuropa.
Durch Deutschland führt auch sein Weg zur Nordsee (Elbe!) und weiterhin zum Atlan-
tischen Ozean. Infolge dieser engen Lagebeziehungen war Österreich-Ungarn viele
Jahrhunderte mit dem heutigen Deutschen Reich vereinigt, und % seiner Bewohner
ist auch heute noch deutsch. Erst 1866 erfolgte die völlige Trennung. An seine
Stelle ist dann aber in neuerer Zeit ein Schutz- und Trutzbündnis beider Staaten
getreten. Im Süden hat Österreich-Ungarn zwar auch Anteil am Meer (wo?);
aber unwirtliche Gebirge erschweren den Zugang, und so ist der Seehandel beschränkt.
Österreich-Ungarn, das zweitgrößte Land Europas, ist vorwiegend ein Binnen-
staat und steht in enger Beziehung zu unserem Baterlande.
2. Handel mit Deutschland. Den engen Beziehungen der Lage, Geschichte
und Bewohner entspricht ein ausgedehnter Handelsverkehr mit Deutschland. Er
wird gefördert durch die große Wegsamkeit der Grenzgebirge: Mährische Pforte
Sudetentore, Elbscharte, Vogtland, Donaulücke. Nicht weniger als 3 Dutzend Eisen-
bahnlinien verbinden Deutschland und Österreich-Ungarn. Nenne die wichtigsten!
Dazu kommen die Wasserwege der Donau und Elbe. Namentlich die Elbstraße ist
von großer Bedeutung. Sie hat Hamburg zum wichtigsten Ausfuhrhafen Österreich-
Ungarns gemacht. Nach Großbritannien ist Österreich-Ungarn unser bester Ab-
nehmer; unser Absatz dorthin bleibt nicht weit hinter 1 Milliarde Mark zurück (830 Min.)
Nicht viel geringer ist auch unsere Einfuhr von dort (760 Mill.). W i r erhalten
von Ö st e r r e i ch - U n g a r n besonders Braunkohlen und Bier (aus Böhmen),
Weizen, Eier, Vieh und Felle (aus Ungarn), Holz und Obst (aus den Alpenländern).
W i r liefern dorthin namentlich Baumwolle (Durchfuhrhandel), Steinkohlen
und Koks, Bücher, Karten und Bilder, Maschinen, Farben, Leder und Kleider-
stosfe. Österreich-Ungarn ist unser zweitbester Abnehmer und unser drittbester
Lieferant (nach Rußland und der Union).
3. Gliederung. Wie die Karte zeigt, gliedert sich Österreich-Ungarn — ähnlich
wie das Deutsche Reich — in eine ganze Anzahl von Staaten und Landschaften.
Das verknüpfende Band aller dieser Gebiete ist die Donau mit ihren zahlreicheil
großen Neben- und Zuflüssen, weshalb man das Ganze auch als Donaureich bezeichnet.
Man unterscheidet zwei annähernd gleich große Reichshälften, das K a i f e r t u m
O st e r r e i ch und die Länder der Ungarischen Krone. Zu beiden
tritt seit 1909 Bosnien und Herzegowina. Österreich-Ungarn ist reich
gegliedert, besitzt aber in der Donau ein einigendes Band.
A. Das Kaisertum Osterreich.
1. Die Alpenländer.
Sie umfassen den weitaus größten Teil der Ostalpen. Nenne einige Gebirgs-
züge! Gib die bedeutendsten Flüsse an! Die breiten, fruchtbaren Täler sind gut
angebaut und zumeist durch niedrige, wegsame Pässe verbunden. Ausgedehnte Matten
dienen der Viehzucht. Der Waldbestand ist noch größer als in den Schweizer Alpen.
An Mineralschätzen finden sich in den Salzburger Alpen mächtige Salzlager, in den
Steierischen Alpen Eisenlager. Auch Kohlenlager sind vorhanden. Eine bedeutende
Einnahmequelle ist der Fremdenverkehr, hervorgerufen durch die hohe landschaftliche
Schönheit der Alpenländer. Tie naturschönen und vielbesuchten österreichischen
Alpenländer sind ein Wald- und Weideland mit wertvollen Mineralschätzen.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Deutschland Atlan-
tischen_Ozean Europas Deutschland Deutschland Donaulücke Deutschland Donau Hamburg Ungarns Ungarn Deutsche_Reich Donau Ungarischen_Krone Bosnien Donau Osterreich
Das deutsche Wirtschaftsleben. 121
Bodenausnutzung, ganz besonders aber der gewaltige Wettbewerb der großen über-
seeischen Weideländer (Australien, Argentinien, Südafrika), die billigere und bessere
Wolle liefern können. Infolge des Rückganges der Schafzucht ist die Einfuhr von
Schafwolle, ein wichtiger Rohstoff für unsere Gewebeindustrie, ganz beträchtlich.
Sie bewertete sich 1912 auf über 400 Mill. Mark. Davon entfielen auf Australien
160 Mill., auf Argentinien 90 Mill. und auf Britisch-Südafrika 50 Mill. Mark.
Tie deutsche Schafzucht geht ständig zurück und macht uns in bezug auf Schaf-
wolle in steigendem Masze vom Auslande abhängig.
e) Die Zucht an Kleinvieh, namentlich an Geflügel, ist im Rückstände
und könnte noch viel betriebsamer gestaltet werden. 1912 zahlte Deutschland allein
für Eier rund 200 Mill. Mark an das Ausland, in der Hauptsache an Österreich-
Ungarn (84 Mill.) und Rußland (69 Mill.).
Ergebnis: Deutschland hat eine sich stetig steigernde hervorragende
Viehzucht im Gesamtwerte von fast 10 Milliarden Mark, zahlt aber für Erzeug-
uisse derselben noch jährlich rund 1/5 dieser Summe an das Ausland.
4. Fischerei, a) Deutschlands Flüsse und Seen waren früher sehr fischreich.
Aber die planlose Raubfischerei, die schlechten Abwässer der rasch wachsenden In-
dustrieanlagen und die zunehmenden Strombauten haben die Ergebnisse der Bin-
n e n f i s ch e r e i stark beeinträchtigt. Durch Fischereigesetze, Vorschriften über
Schonzeiten, Verordnungen gegen schädliches Abwässern der Fabriken und Förderung
einer zielbewußten Fischzucht ist der Staat mit Erfolg um die Hebung der Binnen-
fifcherei bemüht. Das ist um so wichtiger, weil Fischfleisch in Zeiten des Fleisch-
mangels für die Ernährung der Bevölkerung von nicht zu unterschätzender Be-
deutung ist. Die deutsche Binnenfischerei ist rückständig; sie bedarf noch ver-
mehrter Pflege.
b) Die S e e f i s ch e r e i ist teils Küsten-, teils Hochseefischerei. Die K ü st e n -
fifcherei erstreckt sich 5,5 km ins Meer hinein und ist für fremdländische Fischer
gesperrt. Hinter dieser Grenzlinie beginnt die Hochseefischerei, die allen
Nationen freigegeben ist. Die Ostseefischerei ist mehr Küsten- als Hochseefischerei.
Der wichtigste Fischereihafen ist Eckernförde. Die Nordsee ist das Hauptgebiet der
deutschen Hochseefischerei. Die wichtigsten Fischereihäfen sind Emden und Geeste-
münde. Nenne Seefische! Der Anteil Deutschlands an den Gesamterträgen der See-
sischerei ist nur gering. An der Nordseefischerei ist Deutschland nur mit 710 beteiligt.
Engländer, Holländer, Norweger und Dänen sind uns weit voraus. In den letzten
Jahren hat sich die Reichsregierung der Seefischerei mit gutem Erfolge angenommen
(Hafenbauten, Versandeinrichtungen, Versicherungswesen, Nachrichtendienst, Zölle).
Die deutsche Seefischerei zeigt verheißungsvolle Anfänge, steht aber gegenüber
der anderer europäischer Staaten an letzter Stelle.
5.Forstwirtschaft. a) Der deutsche Wald nimmt % der gesam-
ten Boden fläche ein (Schweden und Rußland y2, Österreich-Ungarn fast 1/3,
Norwegen, Spanien und Schweiz 1/5f Frankreich und Italien V6, Großbritannien
V25). Damit hält Deutschland den goldenen Mittelweg unter den europäischen
Ländern inne. Die wichtigsten Waldgebiete sind die mittel- und süddeutschen Ge-
birge und die norddeutschen Heidelandschaften. Rottanne und Buche sind die Haupt-
bäume des deutschen Gebirgswaldes, die Kiefer der Hauptbaum des Heidewaldes.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Australien Argentinien Südafrika Australien Argentinien Britisch-Südafrika Deutschland Ungarn Deutschland Deutschlands Deutschlands Deutschland Schweden Österreich-Ungarn Norwegen Spanien Frankreich Italien Deutschland
88 Das Deutsche Reich.
und verbessert. Bei Lüneburg und Stade trifft man Gipslager und Salzquellen.
Tiefbohrungen um Celle haben ansehnliche Petroleumquellen erschlossen. Die
Marschen liefern das trefflichste Mastvieh und gute Pferde. Im Gewerbeleben
treten jene Industrien hervor, die ihre Rohstoffe der Landwirtschaft entnehmen:
Zuckerfabriken, Branntweinbrennereien, Konservenfabriken. In den Küstenstädten
blühen die mit dem überseeischen Handel und der Schiffahrt zusammenhängenden
Erwerbszweige. Zu nennen sind die Reismühlen, Zigarren- und Tabakfabriken
Bremens, die Hamburger Fabriken zur Verarbeitung von Gummi und Gutta
Percha, Palmkernen und Kokosnüssen, dann dessen große Schiffswerften. West-
elbien ist ein Gebiet wechselreicher Bodenkulturarbeit mit landwirtschaftlichem
Gewerbe und hervorragender Verkehrsindustrie in den Mstenstädten.
7. Geschichtliche Bedeutung Ostelbiens. Ostelbien ist die Wiege der preußi-
scheu Monarchie, die Heimat der strammen preußischen Heereszucht und des Pflicht-
treuen preußischen Beamtentums. Hier hat die Monarchie ihre geschichtliche Feuer-
probe bestanden, hier ist daher auch die Heimat der großen preußischen Feldherrn
aus der Zeit Friedrichs des Großen, der Befreiungskriege und noch des Deutsch-
Französischen Krieges. Auch Bismarcks Titanenkraft wurzelte in seinem ostelbi-
schen Juukertum. Ebenso ist die Wissenschaft vortrefflich vertreten, so durch Kaut,
Koperuikus, die beiden Humboldt, Mommsen u. a. Berlin ist zu einen: Hauptsitz
deutscher Wissenschaft und Kunst geworden, und beide haben ihren Kräftestrom
vorzugsweise auf ostelbischem Boden empfangen. Ostelbien hat in politischer,
wissenschaftlicher und künstlerischer Beziehung eine hohe geschichtliche Bedeutung.
8. Politisches. Die räumliche Ausdehnung und die Bodenverhältnisse des
Norddeutschen Tieflandes boten die natürlichen Bedingungen für die Entstehung
eines großen politischen Gemeinwesens. Infolgedessen erwuchs hier das König
reich Preußen, von dem dann auch die Neugestaltung des Deutschen Reiches
ausging. Zähle die preußischen Provinzen auf! Neune ihre Hauptorte! An der
Küste liegen die Stadtrepubliken Hamburg, Bremen und Lübeck und die
Großherzogtümer Oldenburg und Mecklenburg, im Binnenland die
Herzogtümer B r a n n s ch w e i g und A n h a l t. Das Norddeutsche Tiefland
wird in der Hauptsache vom Königreich Preußen eingenommen.
Verkehrslage und Industrie Berlins.
Ein Blick auf die Karte lehrt, daß die Großstädte Norddeutschlands hauptsächlich
an der Nord- und Südgrenze des Tieflandes erwachsen sind: am Abfall d er-
de u t s ch e n Mittelgebirge und an den Küsten. Sechs von ihnen be-
gleiten den Abfall der mitteldeutschen Gebirge: Köln, Hannover, Magdeburg, Leipzig,
Dresden und Breslau. Sechs weitere haben sich an den Küsten entwickelt: Bremen, Ham-
bürg mit Altona, Stettin, Tanzig und Königsberg. Es erblühten also einerseits Orte dort,
wo sich die mitteldeutschen Gebirge gegen die Ebene öffnen und demzufolge eine Vereini-
gung von Verkehrswegen stattfindet, anderseits am völkerverbindenden Meer und in dessen
Nähe. Nur eine einzige Großstadt, Berlin, liegt inmitten der Ebene. Sie ist aber als der
Mittelpunkt der letzteren und als Hauptstadt des Königreichs Preußen wie des ganzen Deut-
schen Reiches die bedeutendste aller Siedelungen.
Auf den ersten Blick scheint die Lage Berlins keineswegs besondere natürliche
Borteile zu bieten. Der Boden in seiner Umgebung ist teils sandig teils sumpfig und daher
kein Land, in dem Milch und Honig von selber fließen. Die Spree, au deren Ufern die Stadt
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
98
Das Deutsche Reich,
deutschen Städte nicht nachsteht. Es seien genannt S t r a ß b u r g (185) und
Mannheim (219), M ainz (121) und Frankfurt (406), Nürnberg
(353) und) (Stuttgart (303). Tas Rheintal ist die wichtigste nordsüdliche Per-
kehrsstrasze Teutschlands, ja Europas.
5. Industrie. Nicht zum wenigsten verdanken die Städte ihre heutige Blüte
dem gewaltigen Aufschwung ihres i n d u st r i e l l e n Lebens, das
durch das Saar- und Ruhr-
Pforzheim und H anau Edelmetallwaren. M a n n h e i m ist der größte
Stapelplatz des süddeutschen Handels, namentlich in Getreide, Petroleum und
Kolonialwaren, Frankfurt einer der ersten Geldmärkte, Mainz der bedeu
tendste Weinmarkt Deutschlands.
b) Lothringen, des Deutscheil Reiches Westmark mit der starken Festung
M etz und vielen Schlachtorten (nenne solche!), ist das wichtigste Eisenerzgebiet Mittel-
europas (Minette) und hat im Saarbecken ausgedehnte Kohlenlager.
c) Sehr gewerbtätig sind auch die F r a n k e n l a n d e , namentlich das er-
sindungsreiche ?! ü r n b e r g. Seine Spielwaren, Lebkuchen und Bleistifte sind
weltbekannt, seine Elektrizitätswerke und Maschinenfabriken sowie die mannig-
fache Kleinindustrie sind altberühmt. Ferner verdienen Erwähnung das Er-
langer und Kulmbacher Bier, die chemischeu Erzeugnisse von Schwein-
s u r t und H ö ch st, die Schaumweine der alten Bischofs- und Universitätsstadt
W ü r z b u r g.
d) In Schwaben ist die alte und höchst mannigfaltige gewerbliche Tätigkeit
hauptsächlich an den Flußfaden des Neckars gebunden, dessen Wasserkräfte wie
die seiner Nebenflüsse seit langem in Dienst genommen sind. Da folgen dem Strom
entlang oder in seiner Nähe auseinander: Reutlingen mit Gerbereien, G ö p -
p i n g e n mit Webereien, Eßlingen mit Lokomotivbau, Stuttgart als
a) Im Wasgau hat die
Baumwollweberei sich groß-
artig entwickelt; ihr Haupt-
sitz ist Mühlhausen (95).
Die Bewohner des Schwarz-
Wäldes hat der Waldreiche
tum zur Holzschnitzerei-,
Uhren- und Touwerkzeug-
fabrikation geführt, besonders
inf urtwauge n. P i r -
m asens liefert Schuh-
waren, L u d w i g s h a f e u
chemische Erzeugnisse, be-
sonders Farben, K a i -
serslautern Maschinen,
kohlengebiet sowie durch die
sächsischen und böhmischen
Kohlenlager gefördert wird.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
12
Europa ohne das Deutsche Reich.
außerdem, daß sich beide nahe beisammen finden. Die Hälfte aller europäischen
Kohlen liefert Großbritannien. Lange Zeit war es auch die weitaus erste Industrie-
macht der Welt, ist aber jetzt von Deutschland eingeholt worden. Großbritanniens
Industrie ist der deutschen gleichwertig.
3. Infolge seines gewaltigen Kolonialbesitzes und seiner hervorragenden In-
dustrie besitzt Großbritannien auch eine sehr große Handelsflotte. Sie nimmt bei
weitem den 1. Rang in der Welt ein und ist viermal so groß als die deutsche, die
an 2. Stelle steht. Englands Handel ist im vollsten Sinne des Wortes ein Welt-
handel. Er hat die Briten zum reichsten Volk der Erde gemacht. Auf allen Meeren
weht die englische Flagge. Die englische Sprache ist darum auch zur Welthandels-
sprache geworden. Großbritannien ist die erste Handelsmacht der Welt.
4. Dem weltumspannenden Handel entspricht eine gewaltige Kriegsflotte.
Sie ist dreimal so stark als die deutsche, die an 2. Stelle steht. Großbritannien ist
also auch die erste Seekriegsmacht der Erde.
Ergebnis: Großbritannien ist die erste Kolonial-, Handels- und Seemacht
der Erde.
F. Beziehungen zum Deutschen Reiche. 1. Von ältester Zeit her hat Eng-
land mit Deutschland in regem Verkehr gestanden. Als die Hanse die Herrschaft
in den deutschen Meeren besaß, war es von dieser sogar abhängig. Dann aber hat
es den deutschen Handel, zumeist infolge der Entdeckung Amerikas, bei weitem über-
holt. Seit dem Kriege von 1870/71 hat indes das neue Deutsche Reich gewaltige
Anstrengungen gemacht, dem englischen Handel wieder näherzukommen. In den
letzten io Jahren (1900—1910) wuchs der englische Außenhandel um 40%, der
deutsche aber um 70%. Die Engländer sehen uns deshalb mit Recht als ihre gefähr-
lichsten Gegner auf dem Weltmarkt an. England und Deutschland stehen gegen-
wärtig in scharfem Wettbewerb auf dem Weltmarkt.
2. 15% unserer gesamten Ausfuhr geht nach England. Großbritannien ist
unser bester Abnehmer. Wir liefern dorthin besonders Zucker, Webewaren, Metalle
und Metallwaren, Farbstoffe und Chemikalien, Lederwaren, Spielsachen usw.
(zus. 1910 für 1102 Mill. Mark). Als unser Lieferant steht Großbritannien dagegen
erst (mit 90/0 unserer Einfuhr) an dritter Stelle (nach Rußland mit 16% und der
Union mit 14%). Wir erhalten von dort namentlich Steinkohlen, Rohwolle, Woll-
garn und -gewebe, Rohbaumwolle, Baumwollgarn und -gewebe, Rohmetall, Heringe
usw. (zus. 1910 für 767 Mill. Mark).
Ausgaben. Miß die Entfernungen: Hamburg—london, Bremen—southampton!
— Berechne a) den Zeitunterschied zwischen Berlin und London, b) die Dauer einer
Dampferfahrt von Hamburg nach London! — Zeichne die deutsch-holländisch-belgische
Nordseeküste und die ihr gegenüberliegende englische Nordseeküste! — Modelliere die
englische Kreideküste mit der Insel Wight! — V e r g l e i ch e a) die Breitenlage voir London
und Berlin, b) die Nordgrenze Deutschlands mit der englisch-schottischen Grenze, e) die
Kriegs- und Handelsflotte Deutschlands und Großbritanniens, ck) das wichtigste Industrie-
gebiet beider Länder nach Lage und Bedeutung! — Warum ist es in England im allgemeinen
wärmer als bei uns, obwohl es zum größten Teile nördlicher liegt? — Warum hat England
ein großes Kolonialreich nötig? — Warum befindet sich gerade England mit uns in scharfem
Wettbewerb auf dem Weltmarkt?
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutsche_Reich Deutschland Englands Deutschland Amerikas England Deutschland England Berlin London Hamburg London London Berlin Deutschlands Deutschlands England England England
Südeuropa.
19
zösische Sprache. Der Religion nach sind nahezu alle Franzosen römisch-katholisch.
Die Bevölkerungszunahme ist sehr gering. Sie betrug in den letzten 50 Jahren nur
rund 3 Millionen, in Deutschland zehnmal so viel. (Bedeutung!) Frankreich hat
eine einheitliche Bevölkerung, die sich aber nur in ganz geringem Maße vermehrt.
2. Die Franzosen sind höflich und liebenswürdig, witzig und gewandt, fleißig
und sparsam, aber auch eitel und prahlerisch. Sie lassen sich leicht begeistern und
kämpfen für Ruhm und Ehre oft heldenmütig, doch selten mit Ausdauer. In den
Dingen des Geschmacks und der Mode sind sie tonangebend. Die Verfassung ist
seit Beginn der französischen Revolution (1789) nicht weniger als elfmal geändert
worden, ein Zeichen für den politisch unruhigen Geist der Franzosen. Seit 1870
ist Frankreich eine Republik, an deren Spitze ein gewählter Präsident steht.
3. Die günstige Meereslage veranlaßte die regsamen Bewohner schon früh-
zeitig zur Gründung von Kolonien. In allen Erdteilen hat Frankreich Besitzungen,
die größten und wichtigsten in dem nahen Nordafrika: Tunis, Algerien, Ma-
rokko. Frankreich ist nach England der größte Kolonialstaat.
F. Handel mit Deutschland. Nach dem Kriege von 1870/71 trat für lange Zeit
eine Störung der Handelsbeziehungen zwischen Frankreich und Deutschland ein.
Erst in den letzten Jahren ist eine wirtschaftliche Annäherung erfolgt. Heute ist
Frankreich unser sünstbester Abnehmer und auch der fünftbeste Lieferant. Ein-
und Ausfuhr decken sich (je rund % Milliarde Mark). W i r erhalten
von dort: Wolle und Wollwaren, Seide und Seidenwaren, Tierfelle zur Leder-
bereitung, Erze, Wein, Kognak, Öl, Blumen usw. Wir liefern dorthin:
Kohlen und Koks, Maschinen und Metallwaren, Fahrräder und Nähmaschinen,
Tierselle zu Pelzwerk, Farbstoffe und Chemikalien, Kinderspielzeug usw.
Ausgaben. Miß die Entfernungen: Metz—paris, London—paris, Berlin—paris!
— Berechne die Dauer der Eisenbahnfahrt von Berlin nach Paris bei 60kin Stunden-
geschwindigkeit ! — Zeichne die französische und die ihr gegenüberliegende englische
Kanalküste! — Modelliere das Seinebecken mit seinen Rändern! —• Vergleiche
a) Breitenlage und Klima Deutschlands und Frankreichs, d) Deutsch-Lothringen und Franzö-
sisch-Lothringen, e) die Lage der deutschen und französischen Grenzfestungen, ck) die Ober-
rheinische Tiefebene und das Saönegebiet, e) Rhein und Rhone (als Gegenströme)! —
Warum steht Frankreichs Außenhandel trotz der günstigen Meereslage des Landes dem
deutschen nach? — Warum erzeugt Frankreich mehr Wein und Weizen als Deutschland? —
Warum entsprechen die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Frankreich bei weitem
nicht der wirtschaftlichen Bedeutung beider Länder?
B. Südeuropa.
I. Die j)yrenäen-Halbinsel.
(Spanien und Portugal.)
Fast 600 000 güm, 25 Mill. Einw.
Etwas größer als das Deutsche Reich, aber nicht halb so viel Einwohner.
Allgemeines. 1. Die Grenzen der Halbinsel bilden zumeist Meere und Meeres-
teile. Nenne sie! Nur im Nordosten hängt die Halbinsel mit dem Erdteil zusammen.
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Extrahierte Personennamen: Südeuropa B. Südeuropa
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Frankreich Frankreich Nordafrika Tunis Algerien Frankreich England Deutschland Frankreich Deutschland Frankreich Berlin Paris Deutschlands Frankreichs Franzö- Rhein Frankreichs Frankreich Deutschland Deutschland Frankreich Spanien Portugal