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1. Geschichte des preußischen Staates - S. 19

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 19 — Mbrecht Mchisses. 1470-1486. Wahlspruch: „In Gotts Gewalt Hab' ich's gestalt; Er hat's gefügt, Daß mir's genügt." Persönliches. Der „deutsche Achilles", der dritte Sohn Friedrichs I., war in den fernen höfischen Formen des Rittertums groß geworden. Er war ein Ebenbild des ritterlichen Kaisers Maximilian I.; seinen Beinamen erhielt er von dem homerischen Helden Achilles. Diesen Namen führte er mit Recht. Schon als 16jähriger Jüngling kämpfte er tapfer an der Seite seines Vaters gegen die Hnssiten; auf den Turnieren bewies er die größte Tapferkeit und Kühnheit; in Augsburg warf er einst 17 Ritter aus dem Sattel. — In einer Fehde gegen Nürnberg eroberte er eine Fahne und verteidigte selbige gegen 16 Gegner solange, bis ihm die Seinen zu Hilfe eilten. In ganz Deutschland war fast kein Winkel, den er nicht gerüstet betreten hat. Im Alter von 19 Jahren unternahm er eine Pilgerfahrt zum hl. Lande und soll bei dieser Gelegenheit in der Grabeskirche den Ritterschlag erhalten haben. Wegen seiner Beredsamkeit und Schärfe auf den Reichstagen nannte man ihn den „deutschen Fuchs". Albrecht Achilles war von hohem, kräftigem Wüchse, schön von Angesicht und gewandt in Wort und Rede; an seinem Hofe auf der Kadolzbnrg herrfchte fürstliche Pracht. Seine Regierung, a, Sorge für das Land. Auf feinen frän-kifchen Besitzungen gefiel es dem Kurfürsten weit besser als in Brandenburg. Der märkische Adel, von dem immer noch einige dem Raubwesen anhingen oder demselben doch nicht entschieden genug entgegentraten, gefiel dem feingebildeten Albrecht nicht. Die Bürger achtete er nicht; sie waren ihm zu arm, und fpöttifch pflegte er sie „Krämer" zu nennen. Dazu kam noch, daß der Kurfürst mit Ständen und Städten wegen einer neuen Steuer in Zwistigkeiten gefallen war. In den Marken ließ er sich deshalb wenig sehen und übertrug die Regentschaft in denselben schon frühzeitig seinem Sohne Johann. Als Albrecht mit den Herzögen von Pommern und Sagan in einen Krieg verwickelt wurde, eilte er mit einer geringen Schar heran, zog den Feinden kühn entgegen und bewährte seinen alten Heldenmut. Seine Abneigung gegen die Raubritter der Mark bezeugen wohl am besten seine Worte: „Was man irgendwo vermisse, möge man in der Mark Brandenburg wiedersuchen." b. Vergrößerung des Landes. Nach dem glücklich geführten Kriege mit dem fchlesifchen Herzoge fielen laut Vertrag vom Jahre 1482 die Städte Krossen, Züllichau, Bobersberg und Sommerfeld an Brandenburg. 2*

2. Geschichte des preußischen Staates - S. 21

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 21 — deren Eröffnung er jedoch nicht mehr erlebte. Auch legte er zu Stendal die erste Buch druck er ei in den Marken an und errichtete in Berlin die erste Apotheke. Infolge einer geordneten und sparsamen Wirtschaft war es ihm möglich, die Herrschaft Zossen (1490) zukaufen. Dagegen verzichtete er 1493 auf die Oberlehnshoheit über Pommern, ließ sich jedoch das Versprechen geben, daß dieses Land nach dem Aussterben der Herzöge an Brandenburg fallen folle. Sein Tod. Johann Cicero starb bereits in seinem 44. Lebensjahre. Wie er der erste Fürst aus dem Hause Hoheuzolleru war, der dauernd seine Residenz in Brandenburgs nahm, so ist er auch der erste Fürst gewesen, der in den Marken seine letzte Ruhestätte fand. Seine irdische Hülle wurde anfangs im Kloster Lehnin beigesetzt, später nach Berlin überführt. Auf seinem Grabe in der früheren Domkirche zu Berlin erblickte man fein prächtiges Denkmal, ein Kunstwerk des berühmten Nürnbergers Peter Bischer. Joachim I., Uestor. 1499—1535. Wahlspruch: „Durch Gericht und Gerechtigkeit."2) Persönliches. Joachim kam bereits in einem Alter von 15 Jahren zur Regierung. Er vereinigte eine schöne Gestalt mit einer tüchtigen Bildung und einem festen Willen. Seine Fertigkeit im Gebrauche der lateinischen und französischen Sprache und seine Kenntnisse in der Geschichte und Astronomie erwarben ihm die Bewunderung feiner Zeitgenossen und seine wohldurchdachten und formengewandten Reden, die er als Sprecher der Kurfürsten auf den Reichstagen hielt, den Beinamen „Nestor". Seine Regierung, a. Kamps gegen die Raubritter. Hungersnot und Pest suchten das Land heim, als der Kurfürst zur Herrschaft gelangte. Dazu hatten sich unter der nachsichtigen Regierung feines Vaters die Zustände des Landes verschlimmert. Der zügellose Adel hielt die Jugend Joachims sür eine günstige Gelegenheit, Raub und Plünderung wieder aufzunehmen. Die Landstraßen waren von neuem unsicher, der wehrlose Kaufmann wurde überfallen und feiner Waren beraubt. Bauer und Kaufmann beteten gar oft das Sprüchlein: „Vor Köckeritze und Lüderitze, Vor Krachten und vor Jtzenplitze Bewahr' uns, lieber Herre Gott!" Der junge Kurfürst suchte diesem Unwesen ein Ende zu machen und verfolgte die Wegelagerer ohne Ansehen der Person mit den strengsten Maßregeln. Durch bewaffnete Reiter, in deren Gefolge *) Zu seinem Wohnsitze wählte er Spandau. 2) „Judicio et justitia.“

3. Geschichte des preußischen Staates - S. 22

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 22 — sich ein Scharfrichter befand, ließ er das Land durchstreifen und die Räuber aufgreifen und hinrichten. So büßten in einem Jahre 70 Junker und Knechte ihr frevelhaftes Treiben mit dem Tode. v ®jer ftren8e Gerechtigkeit des Kurfürsten erregte den Hellen Zorn des Raubadels Ern Herr von Otterstädt soll sich sogar erdreistet haben, an das Schlafgemach des Landesfürsten die Worte zu schreiben: „Ioachimke, hyte dy, Fange loh dh, so hange toh dh!" Einzelne Raubritter, unter diesen auch der genannte Otterstädt, sollen dem Fürsten einst auf einer Heide aufgelauert haben, um ihn zu überfallen. Joachim erhielt Kunde hiervon, verstärkte fein Gefolge und ließ die Wegelagerer gefangen nehmen und hinrichten. Otterstädt büßte sein hoch-verräterisches Treiben mit dem Tode auf dem Rade. Als der Markgraf von Ansbach dem Kurfürsten wegen zu großer Strenge gegen den Adel seines Landes Vorstellungen machte, erwiderte Joachim seinem Oheim: „Adlig Blut habe ich nicht vergossen, sondern nur Schelme, Räuber und Mörder hinrichten lassen. Wären sie redliche Edelleute gewesen, so würden sie keine so schändlichen Verbrechen begangen haben." d. Errichtung des Kammergerichts und Eröffnung der Universität Frankfurt a. d. Oder. Um der Fehdelust und dem Streben nach Selbsthilfe ein Ende zu machen und auch die Grafen, Ritter und Hofbeamte, die bisher keinem Gerichte unterstanden, der staatlichen Gerechtigkeit zu unterwerfen, gründete Joachim (1516) das Kammergerichn) in Berlin nach Art des Reichsgerichts, das Maximilian geschaffen hat. Die Räte dieses Gerichtes waren gehalten, wenn der Weg des Vergleiches nicht zum Ziele sühre, streng unparteiisch Recht zu sprechen. Das Kammergericht hatte zugleich als oberster Gerichtshof in allen Rechtsfragen die höchste Entscheidung und war die Aufsichtsbehörde der übrigen Gerichte. Als Rechtsquelle diente das römische Recht. Irrt Jahre 1506 eröffnete Kursürst Joachim die von seinem Vater gegründete Universität zu Frankfurt a. d. Oder und förderte diese mit aller Kraft, so daß sie sich schon bald eines hohen Rufes erfreute. Durch sie wurde auch das römische Recht in Brandenburg eingeführt. e. Fürsorge für das Land. Joachim verglich den Staat wohl mit einem menschlichen Körper. „Der Adel", pflegte er zu sagen, „ist der Kops, der Bürgerstand das Herz, die Bauern sind die Füße. Der Fürst _ aber ist da, damit er für Ruhe und Wohlfahrt aller sorge." Fleißig bereiste er das Land, urrt sich mit eigenen Augen von dessen Zustande zu überzeugen. Im Verkehr mit den Bewohnern war er überall herablassend und freundlich. Um in den Städten Frieden und Ordnung zu begründen und den Wohlstand zu mehren, erließ Joachim im Jahre 1515 eine Städteordnung. Er gab *) Vergleiche das Reichs kammergericht, das vom Kaiser Maximilian I. 1495 zu Frauksurt a. M. eröffnet wurde.

4. Geschichte des preußischen Staates - S. 81

1900 - Münster i. W. : Schöningh
General von Seydlitz. . dem siebenjährigen Kriege übte Seydlitz seine Soldaten so eifrig m fdf0rl ^reder gegen den Feind ginge. Sein Regiment ^ 9e,“ rf6eru^mt' oftmals fremde Fürsten zu Seydlitz S\ fjet"e ?our“fflere ?kerzreren zu sehen. Der große Reitergeneral Is Wss sf s «rv Seben§ an ernern Schlagansalle (1773). Sem Bild steht auf dem Wilbelmsplatze zu Berlin. Iv. König Friedrich Ii. als Landesvater. Dorge für das Land im allgemeinen. Fast zu noch größerem ^tuhme als ferne Kriegsthaten gereicht Friedrich dem Großen sein Sorgen und Schaffen als wohlwollender und umsichtiger Landesvater. Brockmann. Geschichte des preußischen Staates. *

5. Geschichte des preußischen Staates - S. 100

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— -100 — lich geschlagen; denn im entscheidenden Augenblicke raubte eine feindliche Kugel ihrem hoch betagten Feldherrn beide Augen. An demselben Tage siegte Napoleon über den anderen Teil der Preußen unter dem Fürsten von Hohenlohe bei Jena. Die Trümmer des geschlagenen Heeres wurden nach allen Seiten hin zersprengt und mußten sich schließlich säst sämtlich den verfolgenden Franzosen ergeben. Der Verrat der Festungen. An Stelle des Übermutes trat bei den Preußen fast allgemein eine vollständige Mutlosigkeit und Verzagtheit ein. Der Glaube an die eigene Kraft war geschwunden, und der Widerstand in der Verteidigung des Vaterlandes wurde aufgegeben. Die meisten Festungen fielen ohne Schwertstreich in die Hände der Sieger, so Erfurt. Spandau, Stettin und Küftrin. Selbst das feste Magdeburg ergab sich schon am 8. November mit 24 000 Mann und 19 Generalen ohne Widerstand. Nur wenige Festungen hielten eine längere Belagerung aus, wie Breslau, Brieg und Neisse; andere, wie Kolberg, Graudenz und Glatz verteidigten sich so tapfer, daß sie überhaupt nicht in die Hände der Feinde sielen. Graudenz wurde von dem 72jährigen General Courbiere verteidigt. Alle Mittel wandte man an, um den treuen und tapferen Kommandanten zur Übergabe zu bewegen, Drohungen und Schmeicheleien: Als ihm dann die Franzosen mitteilten, es gäbe keinen König von Preußen mehr, so antwortete er stolz und entschieden: „Nun, so bin ich König von Graudenz". Die Festung hielt sich, bis der Friede kam. Als die erste Bombe in die Festung Kolberg fiel, war der alte Kommandant so erschreckt, daß er zu seiner Umgebung sprach: „Wenn das so weiter geht, werden wir doch noch zu Kreuze kriechen müssen." Das hörte Nettelbeck, der Führer der königstreuen Bürgerschaft. Empört über solch eine Zaghaftigkeit, rief er: „Halt! Der Erste, der von Euch das Wort: „„zu Kreuze kriechen"", wieder ausspricht, der stirbt von meiner Hand." Der Kommandant wollte Nettelbeck ergreifen und erschießen lassen, doch die drohende Haltung der Bürger hielt ihn davon ab. Gneisenau wurde jetzt Kommandant, und unter seinem Oberbefehle hielt sich bei der heldenmütigen Verteidigung der Bürgerschaft mit ihrem Bürgeradjutanten Nettelbeck die Festung bis zum Ausgang des Krieges, obgleich sie mehr einem Trümmerhaufen als einer Stadt glich.j) Ganz Norddentfchland stand der Willkür des sranzösifchen Machthabers offen. Schon am 27. Oktober hielt er feinen Einzug in Berlin, und nahm feine Wohnung im alten Königsfchloffe, nachdem die königliche Familie in größter Eile nach Königsberg entflohen war. Alle Beamten, darunter sieben Minister, wurden ohne weiteres in 3) Nettelbeck, Branntweinbrenner und Mitglied der Stadtvertretung, zeichnete sich schon im siebenjährigen Kriege bei der Verteidigung seiner Vaterstadt aus. 1807 verhinderte er mit seinem Freunde Schill die Übergabe Kolbergs, veranlaßte die Sendnng Gneisenaus und beteiligte sich als Held bei der Verteidigung der Stadt. Um den patriotischen Mann zu ehren, verlieh ihm der König die Admiralsuniform und bewilligte ihm eine Pension. Nettelbeck starb 1824 zu Kolberg. 1

6. Geschichte des preußischen Staates - S. 168

1900 - Münster i. W. : Schöningh
Fürst Bismarck. 1866, tue auts schlagendste gezeigt hatten, wie notwendig eine Nenaestaltuna des Heeres gewesen war, wurde nicht bloß nachträglich alles gutaeheißeu was vorher durchgeführt war. sondern das Volk blickte mit Hochachtung und Bewunderung auf den thatkräftigen Minister, und Köuiq Wilhelm ev= hob lernen tüchtigen Berater in den Grafenstand. „„ . Während des Krieges von 1870 und 1871, in welchem er seinem königlichen Herrn unberechenbare Dienste geleistet hatte, wurde Graf Bismarck bei Errichtung des Deutschen Reiches zum Reichskanzler ernannt und am Eröffnungstage des ersten Reichstages verlieh ihm sein dankbarer datier den Furstentitel; außerdem schenkte er ihm das Gut Friedrichsruh') mit dem Sachsenwalde als erblichen Grundbesitz. 31.1 Folge entwickelte Fürst Bismarck eine umfangreiche Thätig-feit, besonders in der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten. Seinem gewaltigen Einflüsse ist es mit zu verdanken, daß der deutsche Name aeehrt und geachtet im Auslande dasteht, daß der Friede unserem Vaterlaude. ja ganz Europa erhalten blieb. Zur Aufrechterhaltung desselben aelana e^ ihm, den „Dreikaiserbuii b" und später den „Dreibund" zn stände *) In der Nähe von Hamburg.

7. Geschichte des preußischen Staates - S. 62

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 62 — Besonders für Ostpreußen und Litauen wurde Friedrich Wilhelm ein wahrer Wohlthäter. Dieses Laud hatte nämlich durch Hungersnot, Pest>) und Krieg ein Drittel seiner Bewohner verloren; ganze Strecken Landes lagen brach und wüst. Der König beries fremde Einwanderer, die aus Salzburg (1732) vertriebenen Protestanten, und gab ihnen in Ostpreußen neue Wohnsitze. 12 Städte und 332 Dörfer wurden neu gegründet. — Armen Leuten schenkte er Geld, Korn, Pferde und Rindvieh und erließ ihnen ganz oder teilweise die Staatsabgaben.2) Das Schulwesen. Künsten und Wissenschaften war der König von Jugend an wenig zugethan; dagegen war er auf die Verbesserung des Volksschulwesens unablässig bedacht. Er führte den Schulzwang ein und verfügte, daß die Eltern bei nachdrücklicher Strafe gezwungen feien, ihre Kinder vom fünften bis zum zwölften Jahre im Winter täglich und im Sommer, wo die Kinder bei den ländlichen Arbeiten helfen mußten, wenigstens ein- oder zweimal in der Woche zur Schule zu schicken. Doch gelang ihm die Durchführung des Schulzwanges ebensowenig wie die der allgemeinen Wehrpflicht. Als seine Beamten die Durchführung einer solchen Bestimmung für unmöglich hielten und allerlei Einwendungen machten, antwortete der König: „Die Regierung will das arme Volk in der Barbarei erhalten; denn wenn ich baue und verbessere das Land und mache keine Christen, so hilft mir alles nichts." Über 2000 Schulen entstanden unter Friedrich Wilhelms Regierung, 1700 allein in Ostpreußen, und zu ihrer Unterhaltung gab der König ein Kapital von 150 000 Mark ^) her. Armen Gemeinden schenkte er beim Neubau einer Schule das nötige Holz. — Unter seiner Regierung wurde auch das erste Lehrerseminar (zu Stettin) gegründet, und den evangelischen Pröpsten und Superintendenten besaht der König, sich der Vorbereitung und Prüfung der angestellten Lehrer zu unterziehen; denn nur tüchtige Lehrer wollte er ttt den Schulen wissen. Im Jahre 1736 erließ der König einen Schulgründungs-plan, worin er verlangte, daß die Lehrer die Schüler als Kinder der Ewigkeit ansehen sollten. Ihre Aufgabe sei es, sie zu Christum zu führen und dafür zu forgeu, daß die Kleinen nach feinem Vorbilde an Weisheit und Gnade vor Gott und den Menschen wüchsen und zunähmen. Vor allem sollten die Kinder in der Religion, aber auch im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet werden. Kurz vor dem Regierungsantritte Friedrich Wilhelms hatte die Pest 250 000 Menschen, etwa ein Drittel der damaligen Bevölkerung, hinweggerafft. *) Sein Denkmal auf dem Markt zu Gumbinnen trägt die Inschrift: „Dem Bater Litauens." 3) Mons Pietatis (Berg der Frömmigkeit).

8. Geschichte des preußischen Staates - S. 65

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 65 — nete Staatsverhältnisse und eine gefüllte Staatskasse. Er hat somit seinem Sohne die Mittel geschaffen zu dessen gewaltigen Unternehmungen, die schon bald ganz Europa in Staunen setzen sollten. Weil sich der König bei seiner rastlosen Thätigkeit keine Schonung auferlegte, sank er trotz seines sehr kräftigen Körpers schon srühzeitig ins Grab. Er starb in einem Alter von 52 Jahren am 31. Mai 1740 „mit der Festigkeit eines Philosophen und der Ruhe eines Christen". König Medrich Ii., der Kroße. 1740-1786. Wahlspruch: „Für Ruhm und Vaterland/") I. Der Kronprinz Friedrich. Seine Erziehung. Friedrich Ii. wurde ant 24. Januar 1712 in Berlin geboren. Er war von Geburt an ein schwächliches Kind und später als Knabe still und zurückgehalten. Innig liebte er seine ältere Schwester Wilhelmine, mit der er sich am liebsten den heitern und unschuldigen Kinderspielen hingab, und der er stets in brüderlicher Zärtlichkeit zugethan blieb. Seine erste Erziehung und Pflege erhielt er von einer eingewanderten, allgemein geachteten Französin, der Madame de Roucoulles, welche schon seines Vaters Erzieherin in den Kinderjahren gewesen war. Als der Prinz sieben Jahre alt war, übernahm der Oberst von Kalkstein die militärische Ausbildung; der General Fink von Finken st ein wurde der Oberhofmeister des Prinzen; der eigentliche Lehrer war der talentvolle Franzose Duhau de Jauduu. Letzterer hatte auf seinen Zögling einen bedeutenden Einfluß und weckte in ihm Sinn ‘für höhere Bildung, namentlich für französische Litteratur und die schönen Künste. Des Königs Absicht war, aus seinem Sohne einen tüchtigen Soldaten, einen guten Haushalter und einen gläubigen Christen zu machen. Er gab dem Lehrer eine genaue Anweisung, wie er seinen einstigen Nachfolger erzogen haben wollte. Besonders wies er darauf hin, dem Prinzen eine rechte Liebe und Furcht Gottes, „dieser einzigen Grundsäule zeitlicher und ewiger Wohlfahrt" einzuprägen. Von frühester Jugend an trug Fritz -- wie er im Kreise der Seinen genannt wurde^ — Soldatenkleider; als Spielzeug erhielt er Trommeln, Gewehre und Säbel. Der Vater richtete ihm ein kleines Zeughaus ein, damit er früh Sinn und Liebe für das Soldatenleben gewinne. Mit einer Anzahl Knaben mußte er Soldat spielen und schon vom zehnten Jahre an in Wind und Wetter Schildwache stehen. — Während auf eine tüchtige militärische Ausbildung des späteren Königs alle Sorgfalt verwendet wurde, so waren doch die Personen, welche den Prinzen in den Religions- a) „Pro gloria et patria.“ Br ockmann, Geschichte des preußischen Staates. 5

9. Geschichte des preußischen Staates - S. 188

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 188 — Herz die Keime zur Gottesfurcht, Frömmigkeit und strengen Pflichterfüllung. Auch an Ordnung und pünktlichen Gehorsam wurde der Prinz von Jugend auf gewöhnt. Der Kronprinz und feine Gemahlin legten großen Wert darauf, daß ihre Kinder mit allen Schichten des Volkes in Berührung kämen. Gern sahen sie es deshalb, wenn der Prinz mit Stadt- und Dorfkindern aus dem Turnplätze zusammenspielte. Auch Kinderfeste wurden veranstaltet, wo der Prinz mit andern Kindern um die Wette lief, gemeinsam mit ihnen turnte oder Soldat spielte. Als die Zeit des Lernens herannahte, wurde Prinz Wilhelrn tüchtigen Lehrern anvertraut. Diese hatten ihn, ohne auf seine hohe Stellung Rücksicht zu nehmen, strenge zu behandeln. „Seien Sie nur sehr strenge mit dem Knaben," sagte der Kronprinz zu einem seiner Lehrer, „er will etwas lernen und muß es lernen." Den ersten Unterricht erhielt der Prinz von einem ausgezeichneten Elementarlehrer. Als später fremde Sprachen und andere schwierige Fächer hinzukamen, übernahm die Leitung des gesamten Unterrichts Dr. Hinzpeter, dem der Prinz stets Liebe und Dankbarkeit im Herzen bewahrte, den er nach feiner Thronbesteigung wiederholt als Ratgeber an den kaiserlichen Hof beries und durch Verleihung hoher Titel und Orden ehrte. Der gut begabte Prinz war außerordentlich fleißig und machte tüchtige Fortschritte. In den Freistunden erlernte er auch ein Handwerk; er wählte gleich seinem Vater die Buchbinderei. Im September 1874 fand die feierliche Konfirmation des Prinzen statt. Bei dieser Gelegenheit sprach er unter andern folgende inhaltsschönen Worte: „Ich will in kindlichem Glauben Gott ergeben bleiben mein Leben lang. Ich glaube an Jesum Christum, meinen Heiland. Ihn, der mich zuerst geliebt, will ich wieder lieben und diese Liebe bethätigen durch die Liebe zu meinen Eltern, zu meinen teuern Großeltern, den Geschwistern, den Verwandten, aber auch zu allen Menschen." — „Ich weiß, schwere Aufgaben warten meiner, aber dies foll meinen Mut stählen und nicht niederdrücken." Der Prinz auf dem Gymnasium. Damit der Prinz in den wiffenfchaftlichen Lehrgegenständen noch weiter ausgebildet werde, zugleich aber auch innigere Fühlung mit den Söhnen aus anderen Stünden nähme, kam er nebst seinem Bruder Heinrich als Schüler auf das Gymnasium zu Kassel; er trat in die Obersekunda ein. Auf Wunsch seiner hohen Eltern durfte er dort keine bevorzugte Stellung einnehmen. Er wurde mit „Sie" und mit „Prinz Wilhelm" angeredet, und kleine Dienste in der Klasse mußte er genau so wie die anderen Schüler verrichten. In seinem Wesen war der Prinz bescheiden und anspruchslos, in seinem Benehmen gegen seine Mitschüler liebenswürdig und gefällig. Durch Fleiß, Ordnung und gutes Betragen wurde er bald der Liebling feiner Lehrer und Mitschüler. Nach drei Jahren bestand Prinz Wilhelm die Abgangsprüfung mit Auszeichnung; wegen seines gleichmäßigen und andauern-

10. Geschichte des preußischen Staates - S. 192

1900 - Münster i. W. : Schöningh
Kaiserin Auguste Viktoria. Augustenburg. Auf dem Schlosse Dolzig in der Niederlausitz, wo die herzogliche Familie damals wohnte, wurde am 22. Oktober 1858 die Prinzessin Auguste Viktoria geboren. Ihre Jugend verlebte sie jedoch in der Stille dxs Schlosses zu Prunken au bei Sprottau in Schlesien, wohin sie später mit ihren Eltern gezogen war. Mit ihrer jüngeren Schwester erhielt die Prinzessin eine sehr gute Erziehung und eine vorzügliche geistige Ausbildung. Unsere Kaiserin besitzt bedeutende Anlagen sür Malerei und für Musik, die sie treu pflegt. Ein Aufenthalt in Südsrankreich, sowie Besuche in England gaben ihr reiche Gelegenheit, sich in der französischen und englischen Sprache, die sie vollkommen beherrscht, tüchtig auszubilden. Gottesfurcht und Wohlthuu erbte sie von ihrer frommen Mutter. An ihrer Hand besuchte sie schon als Kind Arme und Kranke und schenkte ihnen ihre Sparpfennige. Ihr Lieblingsspruch war: „Ohn' Gottes Gunst All' Thun umsunst." Einen schönen Beweis ihrer Herzensgüte gab die Prinzessin am Tage ihrer Konfirmation. An die'em Tage hatte sich auch ein kleines Mädchen,
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