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jedem Schlachtfelde ging er als Sieger, und im Ritterspiele hatte
ihn Niemand aus dem Sattel geworfen. Wunderbare Erzählungen
von seiner Tapferkeit lebten im Munde des Volkes und machten,
daß man ihn für unüberwindlich hielt. In einer Schlacht um-
ringten ihn sechzehn Feinde. Er focht ganz allein gegen sie mit
dem Ausrufe: „Nirgends kann ich rühmlicher sterben, als hier!"
und trieb sie endlich in wilder Flucht aus einander. Einst war er
bei der Belagerung einer Stadt der Erste auf der Mauer. Kühn
sprang er in den dicksten Haufen der Feinde. Der Tod blitzte
ihm in hundert Schwertern entgegen, aber unverzagt lehnte sich
Albrecht an einen Baum und kämpfte so lange, bis die Seinigen
das Stadtthor sprengten und ihn retteten. — Solche Thaten
staunte man an, und sie brachten dem Helden die allgemeine Be-
wunderung. Was aber besonders merkwürdig blieb, ist, daß
Albrecht kein roher, wilder Krieger, sondern ein sehr gebildeter,
seiner Mann war. Dieser ruhmbedeckte Fürst wurde Kurfürst von
Brandenburg, und wer hätte nicht glauben sollen, daß er viel zum
Wohl des Landes wirken würde! Aber es muß von ihm gesagt
werden, daß er sehr wenig gethan hat. Gleich nach der Huldigungs-
feier ging er nach Franken zurück, übertrug dem 15 jährigen Kur-
prinzen Johann die Regierung utid ist auch nachher nur vier Mal
wieder in sein Reich gekommen. So ist denn von ihm nur zu er-
zählen, daß er mit starker Hand die pommerschen Herzoge zwang,
die Lehnsherrschaft anzuerkennen, und daß er in einem andern
Kampfe gegen den Herzog von Sagan die Städte Krossen, Züllichau
und Sommerfeld erwarb. Bei seinem Tode, im Jahre 1486, um-
faßte das Land 602 Quadratmeilen.
Der Kurprinz Johann, welcher das Land als Statthalter
regiert hatte, wurde nun Kurfürst. Er liebte den Frieden, und
der kriegerische Geist seines Vaters war nicht in ihm. Aber das
Glück seines Volkes zu befördern, das war seine Freude, und sein
Land groß und stark zu machen, das war sein Streben. Zwar suchte
er diese Stärke nicht in Gewinnung großer Länderstrecken, da er nur
die Grafschaft Zossen an sich brachte und so die ererbten 602 Qua-
dratmeilen um sechs vermehrte; aber er regierte so, daß im Innern
der Wohlstand sich mehrte und dadurch die Kraft des Reiches wuchs,
daß Handel und Gewerbe blühten und Ruhe und Frieden Zunah-
men. Es verdient wohl gesagt zu werden, daß unter seiner Re-
gierung zuerst Apotheken und Buchdruckereien angelegt wurden.
13. Vom Kurfürsten Joachim I.
Joachim war ein fünfzehnjähriger Jüngling, als er zur Regie-
rung kam, und Viele im Volke waren zweifelhaft, ob der junge
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Johann Sommerfeld Johann Johann Joachim
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zu gehen und wilde Thiere zu erlegen, oder mit Lanzen, Pfriemen,
Schilden und kurzen Schwertern in den Krieg zu ziehen und die
Feinde zu erschlagen. Und wenn sie selbst Ruhe und Frieden hat-
ten, so zogen Tausende jährlich aus zu andern Völkern, um diesen
im Kampfe zu helfen. Denn Krieg war ihre Lust und Kampf ihr
Vergnügen. Den Ackerbau besorgte bald dieser, bald jener Theil
des Volkes, und dann bearbeitete der Eine hier, der Andere dort
den Acker. Niemand hatte ein festes Eigenthum; es sollte sich
auch Niemand ein solches erwerben, damit er nicht die Lust am
Kriege verliere. Dabei waren die Semnonen und Langobarden
ein züchtiges und keusches Volk, liebten Ordnung und Regel, Treue
und Ehrlichkeit. Wenn sie etwas versprachen, so konnte man gewiß
sein, daß sie ihr Versprechen hielten, denn das Ja galt bei ihnen
wirklich Ja, und das Nein wirklich Nein. Kam ein Fremder zu
ihnen, so nahmen sie ihn aus, als ob er ihr Verwandter sei.
Man fragte ihn nicht neugierig, woher er komme und wohin er
gehe; das, meinten sie, sei sehr vorwitzig.
Das Volk theilte sich in zwei Stände, in Freie und Knechte.
Die letzteren hatten es aber sehr gut. Ihnen waren kleine Be-
sitzungen gegeben, von welchen sie eine geringe Abgabe an die Freien
zahlten. Diese machten den ersten Stand aus, durften Waffen
tragen und auf den Volksversammlungen an Voll- und Neumon-
den erscheinen. Hier wurden die allgemeinen Angelegenheiten des
Stammes besprochen, über Krieg und Frieden berathen und die
entstandenen Zwistigkeiten untersucht. Den Verbrechern wurde die
Strafe angekündigt, welche die Götter bestätigten und die Priester
vollzogen. Denn diese Völker waren Heiden und hatten mehrere
Gottheiten. Ihren obersten Gott nannten sie Alfadur oder Allvater.
Dann hatten sie einen Gott des Krieges, der hieß Wodan, einen
Gott des Donners, Namens Thor, und noch mehrere andere Gott-
heiten. Diesen weihten sie Haine, in welchen große, uralte Eichen
standen. Einen vorzüglich heiligen Hain gab es im Semnonen-
lande. Jeder, der dies Heiligthum betrat, mußte mit Ketten seine
Hände zusammenbinden, so große Ehrfurcht hatten sie vor der
Gottheit. Alle Jahre kamen von den benachbarten Völkern Boten
zu diesem Haine, um der Gottheit ein Opfer zu bringen. Ge-
wöhnlich bestand dies in einem gefangenen Menschen, den sie
dem Gotte zu Ehren schlachteten. Rücklings gingen sie hinaus.
Fiel einer zufällig nieder, so durfte er nicht aufstehen, er mußte
sich auf der Erde hinauswälzen. — Besonders theuer war diesen
Völkern ^ die Göttin Hertha. Auf einer Insel im Meere war
ein heiliger Hain und in demselben ein geweihter, mit schö-
nen Teppichen behängter Wagen. Die Göttin wohnte am Ende
des Hains in einer heiligen Wohnung. Bisweilen ging sie
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