Von demselben Verfasser erschien in gleichem Berlage und sind in allen
Buchhandlungen zu erhalten:
Kurze Darstellung der brandenburgisch-preustischen Geschichte.
Für die Schüler in den mittleren Schulen bearbeitet. 8. lo1^
Bogen. 1840. ll1/* Sgr.
Die brandenburgisch-prenstische Geschichte. Für Lehrer an Stadt-
und Landschulen, für die Jugend aller Religionsverwandten und
auch für Vaterlandsfreunde bearbeitet. Neunte, sehr verbefferte
und vermehrte Auflage, gr. 8. 20 Bogen. 1865. 25 Sgr.
Friedrich Wilhelm der Dritte, König von Preußen, der
Gerechte und Weise. Ein Erinnerungsbuch für alle Preußen,
insbesondere für den preußischen Bürger und Landmann. 8. 9 Ba.
1841. geh. 11% Sgr.
Ferner erschienen daselbst:
Kappe, Ernst,
Mille Weltgeschichte,
oder:
Geschichten aus der Geschichte.
Fortgeführt bis auf die neueste Zeit.
Ein Lesebuch fiir's Volk und seine Jugend.
Elfte Auflage. Iov2 Bogen. Preis 5 Sgr.
Dies Büchlein hat sich unter mehreren ähnlichen Geschichtswerken in vielen
Schulen Bahn gebrochen, und ist sein Absatz mit jedem Jahre gestiegen, welches,
durch das Erscheinen der elften starken Auflage documentirt wird. Die Schreib-
weise des Verfassers ist so recht dem jugendlichen Gemüthe angemessen, sie muß
den jungen Leser fesseln und das Interesse für das Studium der Geschichte
erwecken.
Der kleine Geograph,
«F oder:
Hand-Atlas für Elementarschulen.
Herausgegeben von P. I. Beumer. '
Siebenzehnte Auflage. Preis 7^2 Sgr.
Dieser Atlas enthalt 10 Karten mit 32 Seiten geographischem Text in
engstem Druck, so daß derselbe Atlas und Geographie vereinigt. Die zehnte
Karte wird für jede Provinz des preußischen Staates gewechselt; weshalb bei
der Bestellung genau anzugeben ist, ob die Ausgabe für die Rheinprovinz,
Westphalen, Hannover, Hessen, Sachsen, Brandenburg, Pommern, Preußen,
Posen oder Schlesien gewünscht wird. Bei Einführung in Schulen wird die
Verlagshandlung durch jede Buchhandlung besonders günstige Bedingungen
gewähren.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ernst P._I._Beumer
62
über Heere gegen die Feinde und sprachen ganz taut, alle Fürsten
müßten von den Thronen gestoßen werden. Mit Macht zog man
wiederholt von allen Seiten gegen diese Wüthenden; auch die preu-
ßische Armee wurde wieder in Stand gebracht und erfocht in den
folgenden Jahren einmal bei Pirmasens und dreimal bei Kaisers-
lautern herrliche Siege. Doch die übrigen Heere waren nicht glück-
lich, und es gelang den Franzosen sogar, die vaterländischen Ge-
bietstheile Mors, Geldern und Cleve wegzunehmen. Da mußten
unsere Krieger zurück, um das Vaterland zu beschützen. Der König
aber, des unrühmlichen Kampfes müde, machte mit Frankreich bald
darauf zu Basel Frieden, nach welchem zwar die preußischen Länder
jenseit des Rheines in Feindes Hand blieben, unserm Vaterlande
jedoch dafür beim allgemeinen Frieden Entschädigung versprochen wurde.
Während dieses Alles in Westen vorging, war auch in Osten
ein harter Streit gewesen. In Polen herrschte fortwährend Uneinig-
keit. Die Grenznachbarn schürten den Zank immer mehr an, um
sich in die Angelegenheiten des Landes mischen zu können. Nur zu
bald fand sich dazu die Gelegenheit. Polnische Unzufriedene wende-
ten sich an Rußland, und die Kaiserin dieses Landes ließ 100,000
Mann in Polen einrücken, um, wie es hieß, den Zänkereien ein
Ende zu machen. Damit dies aber desto leichter geschehe, sollten
abermals große Landestheile an Rußland, Preußen und Oesterreich
abgetreten werden. Die Polen mußten nachgeben und Preußen er-
hielt Danzig, Thorn und das sogenannte Südprcußcn.
Mit der größten Erbitterung sahen die Polen dieser Theilung
zu. Kosciuszko, ein tapferer Edelmann, sammelte die Racheglühen-
den um sich, und ehe man sich's versah, brach ein furchtbarer Auf-
stand los, und die Fahne des Aufruhrs flatterte von Ort zu Ort.
20,000 Polen unter Kosciuszko standen bereit, das Vaterland zu
vertheidigen. Doch Russen und Preußen ziehen von allen Seiten
heran; in einer großen Schlacht fällt Kosciuszko besiegt, und das
Ende Polens ist da. Die Sieger theilen das ganze Land; unser
König erhält Mu-Ostpreußen. Durch diese Ländererwerbungen, zu
welchen auch die Fürstenthümer Anspach und Baireuth kamen, wurde
das Königreich Preußen 5250 Quadratmeilen groß und hatte acht
und eine halbe Million Einwohner.
35. König Friedrich Wilhelm Iii., der Gerechte und Geliebte.
„Meine Zeit mit Unruhe,
Meine Hoffnung in Gott!"
Friedrich Wilhelm, der Dritte, wurde am 3. August 1770 ge-
boren. Er führte mit Recht den Beinamen: der Geliebte. Das
ganze Volk verehrte ihn schon aufs höchste, als er noch Kronprinz
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Kosciuszko Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm August
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Basel Polen Polen Oesterreich Danzig Thorn Polens
6f
übergebe ich die Festung nicht. H er ist mein Sarg, wer mich über-
lebt, lege meine Gebeine hinein. Schwört mit mir: Preußen oder
Tod!" — Alle schwuren. Graudenz und Pillan wurden nicht er-
obert. Eben so wenig Kolberg. Hier befehligte der wackere Gnei-
senau. Er wehrte sich wie ein Löwe gegen die heranstürmenden
Franzosen und schlug alle Angriffe ab. Ihm halfen treulich zwei
brave Männer, Nettelbcck und Schill. Nettelbeck war ein Bürger
zu Kolberg. Er unterstützte den tapfern Befehlshaber Gneisenau
in seinen Unternehmungen, schaffte die nöthigen Vorräthe an, zog
Erkundigungen über den Feind ein, ermuthigte Bürger und Sol-
daten zur Gegenwehr, und wagte mehr als ein Mal sein Leben bei
den feindlichen Angriffen. Schill war ein preußischer Major. Der
tapfere Mann sammelte eine Schaar braver Jünglinge um sich, zog
mit denselben in Pommern umher und griff die Franzosen an, wo
er konnte, und nahm ihnen manche Zufuhr weg. Dann zog er in
die Nähe von Kolberg, und auch hier plagte er die Feinde nach
Herzenslust. Den Preußen in Kolberg brachte er aber Zufuhr an
Soldaten und Lebensmitteln, und ermunterte sie, die Festung zu ver-
theidigen, es koste, was es wolle. Zwar hätten alle diese edlen
Männer es auf die Länge der Zeit gegen die Feinde nicht ausge-
halten, aber gerade zur Zeit der Noth kam auch die Erlösung. Es
war um das Ende des Monats Juni 1807, als Napoleon,
Alexäuder und Friedrich Wilhelm in der Mitte des Niemcnstusses
auf einem Floße zusammenkamen und sich besprachen. Man be-
stimmte, daß sofort die Friedensunterhandlnngen in der Stadt Tilsit
ansangen sollten. Mit schwerem Herzen ging der König an dies
Werk. Preußen mußte alle Länder zwischen Rhein und Elbe, außer-
dem noch Südpreußen, Nemostpreußen und Danzig, an 2700
Quadratmeilen mit fünf Millionen Einwohnern, abtreten. Die -
polnischen Landestheile schenkte Napoleon dem Könige von Sachsen;
aus den Übrigen bildete er mit Braunschweig, Hessen und Hannover
das Königreich Westfalen und gab es seinem Bruder Hieronymus.
Dann verlangte der eiserne Sieger, daß Preußen nur 42,000 Sol-
daten halten, 140 Millionen Thaler Kriegskostcn bezahlen und, bis
diese abgetragen, die Festungen Stettin, Küstrin und Glogan an-
Napoleon abtreten sollte. Alle diese schweren Bedingungen mußten an-
genommen werden. —Das war der unglückliche Friedensschluß zu Ti l s i t.
An die abgetretenen Unterthanen schrieb darauf der König fol-
genden Scheidebrief: „Ihr kennt, meine geliebten Bewohner treuer
Provinzen, meine Gesinnungen und die Begebenheiten der letzten
Jahre. Meine Waffen erlagen dem Unglücke, ich ward an die
äußerste Grenze des Reichs zurückgedrängt und mußte den Frieden
durch schmerzliche Opfer erkaufen. Was Jahrhunderte und biedere
Vorfahren, was Liebe und Vertrauen verbunden hatten, wird jetzt
- ^ »
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Nettelbeck Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon
22
daß er die Religion und die Kirche sehr in Ehren hielt; daß er
die Gerechtigkeit liebte und in der Verwaltung seines Landes manche
gute Aqprdnung traf. Er ist deshalb mit Recht unter die guten
Fürsten unsers Vaterlandes zu rechnen, wenn er auch dasselbe nicht
vergrößerte, sondern nur die ererbten 666 Quadratmeilen seinem
Nachfolger hinterließ. Doch schloß er einen merkwürdigen Vertrag
mit seinem Vetter und Freunde, dem Markgrafen Georg Friedrich
in Franken. Diesem gehörte Anspach und Baireuth und das Für-
stenthum Iägerndorf in Schlesien. Dazu war er Regent im Her-
zogthume Preußen, denn der Herzog dieses Landes war blödsinnig
geworden und konnte die Regierung nicht führen. Dieser reiche
Vetter in Franken hatte keine Kinder, und die Kurfürsten von
Brandenburg waren seine nächsten Erben. Im Jahre 1598 ver-
machte der Markgraf den Brüdern unsers Kurfürsten seine Be-
sitzungen mit der Bedingung, daß sie an die kurfürstlichen Länder
keinen Anspruch machen könnten; die Regierung über Preußen sollte
aber Joachim Friedrich führen, und Brandenburg nach dem Tode
des blödsinnigen Herzogs ganz Preußen erben. Fünf Jahre nach-
her starb der Markgraf, und die Bestimmungen des Testaments
gingen in Erfüllung. Und um das Erbrecht auf Preußen recht
bündig zu machen, heirathete der Kurfürst die zweite Tochter des
preußischen Herzogs, nachdem schon früher der Kurprinz Johann
Sigismund die älteste geheirathet hatte. Unsere Geschichte wird
bald erzählen, wie unser Vaterland durch diese Doppelheirath andere
Landestheile erwarb.
16. Der Kurfürst Johann Sigismund.
Die Regierung Johann Sigismund's ist mit Zank und Streit
über Erbschaft und Erbschaftsrechte ausgefüllt. Den Anfang machte
die Uebernahme der vormundschaftlichen Regierung in Preußen.
Hier waren erst Adel und Volk und nachher Polen und dessen Land-
stände sehr dawider, daß der brandenburgische Kurfürst die Regie-
rungszügel ergreifen und dadurch so halb und halb bereits in den
Besitz des Landes kommen sollte. Doch dieser Zwiespalt löste sich
durch Bestechungen und Ueberredungen bald in Zufriedenheit aller
Theile auf, und Brandenburg erreichte seinen Zweck. Aber während
man noch beschäftigt war, diese Angelegenheit beizulegen, war auf
einem andern Punkte ein anderer Erbschaftsstreit im Gange, der
nicht so schnell und gütlich abgemacht wurde. Der Herzog von
Jülich, Cleve, Berg und Graf von Mark und Ravensberg, Johann
Wilhelm, starb 1609 kinderlos und hinterließ eine schöne Erbschaft.
An diese hatte nur die älteste Schwester des Verstorbenen, die Her-
zogin von Preußen, Marie Eleonore, gegründete Ansprüche, denn
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Friedrich Friedrich Joachim_Friedrich Friedrich Johann
Sigismund Johann Johann Johann_Sigismund's Johann Cleve Johann
Wilhelm Johann Wilhelm Marie_Eleonore
95
N. Noch manches Merkwümge aus -er Negierung
Friedrich Wilhelm's Iii.
Auf der großen Fltrstenversammlung zu Wien wurde bestimmt,
daß Preußen alle Länder wieder haben sollte, welche es im Frie-
den von Tilsit verloren hatte. Dazu bekam es noch einen großen
Theil vom Königreiche Sachsen, schöne Lander am Rheinstrpme, das
bisherige schwedische Pommern nebst der Insel Rügen und von Polen
das Großherzogthum Posen. An Baiern und Hannover trat es
dagegen einige Landestheile ab.
Beim Tode Friedrich Wilhelm's. des Dritten, warunscr Vaterland
5092 Qnadratmeilen groß und zählte Uber 15 Millionen Einwohner.
Das ganze Reich theitte man gleich nach dem Frieden in die Pro-
vinzen : Preußen, Posen, Pommern, Brandenburg, Schlesien, Sach-
sen, Westfalen und die Rheinprovinz. Jede Provinz wurde wieder
in Regierungsbezirke, jeder Regierungsbezirk in landräthliche Kreise
und jeder landräthliche Kreis in Verwaltungsbezirke getheilt. Der
König stand mit der größten Thätigkeit an der Spitze der ganzen Re-
gierung im Lande. Jeder konnte sich an ihn wenden und ihm sein An-
liegen vortragen, und der gute Fürst hals, wo er nur konnte, und ge-
währte gern, wenn es ihm möglich war.
Unter dem Könige standen unmittelbar die Minister und der
Staatsrath. Die allgemeinen Angelegenheiten jeder Provinz be-
sorgte der Oberpräsident, die Regierungen verwalteten das Uevrige
bis auf das Kleinste, und ihnen war darin in jedem Kreise der Land-
rath behülflich, welcher wieder Helfer in den Amtmännern, Bür-
germeistern und den Dorfrichtern oder Dorfschulzen fand. Damit
Jedem im Lande sein Recht werde, wurden Kreisgerichte, Appel-
lationsgerichte und in Berlin das Ober-Tribunal eingesetzt. Diese
Einrichtungen bestehen fast alle noch bis jetzt. In Allem erkennen
wir, daß dem Könige nichts lieber war, als das Glück seines Volks.
Vom Jahre 1816 bis 1810 verwendete er 150 Millionen für das
Wohl seines Landes. Wenn Thenrnng entstand, wenn Ucber-
schwemmung, Brandunglück und sonstige Unfälle sich im Lande er-
eigneten , so gab Friedrich Wilhelm nicht Hunderte, nein Tausende,
ja Millionen, um die Unglücklichen zu unterstützen und den Elenden
zu helfen. Solch ein Wirken für Landeswohl und Unterthancnglück
segnete Gott. Es entstand in unserm Lande ein ganz freier Bauern-
stand, in den Kreisen und Provinzen sprachen die Kreis- und
Lanchtände die Wünsche des Volks ans. Die Gemeinheiten wurden
getheilt und die Gemeindeschnlden mehr und Mehr getilgt. Ackerbau
und Viehzucht verbesserte man. Gewerbe, Fabriken und Mannfac-
tnren kamen in Flor. In Leinwand, in Wolle, in Baumwolle, in
Seide, in Eisen und Stahl wurden im Lande herrliche Sachen
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm's Friedrich Friedrich_Wilhelm's Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Wien Tilsit Sachsen Rheinstrpme Polen Posen Baiern Hannover Posen Pommern Brandenburg Schlesien Westfalen Rheinprovinz Berlin
38
an der Stirn und an dem Pulse der rechten und linken Han- und
sprach, nachdem er den Segen Gottes auf den Gesalbten herab-
gefleht hatte, ein feierliches Amen. Als es fast eben so auch mit der
Königin geschehen war, rief das ganze Volk: „Amen, Amen, Glück
zu dem Könige! Glück zu der Königin! Gott verleihe ihnen langes
Leben, Amen, Amen!" — Dann ging es in festlichem Zuge nach
dem Schlosse zurück. Die jubelnden Menschenmassen wurden mit
Braten und Wein bewirthet, und eigends dazu geschlagene goldene
und silberne Krönungsmünzen unter dieselben geworfen. Ein Feuer-
werk und eine herrliche Erleuchtung der Stadt beschlossen diesen für
unser Vaterland höchst merkwürdigen Tag.
Der 18. Januar 1701.
Zu Königsberg in Preußen dröhnt ernst der Glockenklang,
Tönt zum Kanonendonner der laute Lobgesang;
Die Adlerfahnen rauschen, als ging's zur schweren Schlacht,
Dem alten Glanz der Zollern vermählt sich junge Pracht.
Zum Kurhut ist die Krone Herrn Friederich verlieh'n,
Wie prächtig ihn umwallen Purpur und Hermelin!
Des neuen Reiches Banner, ein Dohna schwingt's mit Kraft,
Um ihn vom schwarzen Adler die junge Ritterschaft.
Vom Altar nimmt die Krone der Hohenzoller jetzt;
Er hat mit eig'nen Händen sie sich auf's Haupt gesetzt;
Kein Papst und auch kein Kaiser gab ihm das Königsamt,
Von Gott, dem Herrn, alleine, die Preußenkrone stammt.
Die andern Kön'ge alle rings auf der weiten Welt,
Sie sind vom Papst, vom Kaiser zu ihrem Amt bestellt,
Und nur der Hohenzoller, der trägt von Gott allein
Zu Lehn die Königswürde, die stolze Krone sein.
Gekrönet tritt der König nun aus dem Gotteshaus
Zu seinem treuen Volke mit festem Schritt hinaus,
Das grüßt mit ernstem Schweigen die neue Majestät,
Die Ahnung einst'ger Größe durch all' die Herzen geht.
Dann als das Jubelrufen wie Donner schlägt an's Ohr,
Da blickt der erste König zum Himmel ernst empor
Und spricht: Hier ist die Krone, mein Gott im Himmel, du,
Gieb diesem tapfern Volke die Kön'ge auch dazu!
Der neue König vergrößerte fein Land durch die Grafschaften
Tecklenburg, Mörs, Lingen und das Fürstenthum Neuenburg in der
Schweiz um 32 Quadratmeilen. Und wenn Friedrich noch außer-
dem sehr eifrig Handel, Gewerbe und Fabriken begünstigte, viele
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Friederich_verlieh'n Gott Gott Friedrich Friedrich
57
Der Nheinesreben feur'ge Glut
Wächst nur für echtes deutsches Blut:
Doch lüstet's ihn nach unserm Wein,
Er komme nur, wir schenken ein.
Hurrah sa sa rc.
Der schreckliche Krieg war zu Ende. An 700,000 Menschen
waren umgekommen, das Blut hatte wie Wasserbäche geflossen, und
über 400 Millionen Thaler hatten die Fürsten anfwenden müssen.
Und was brachte dies Alles den Feinden? Nichts, als Schimpf und
Schande, als Noth und Elend. Preußen und sein König standen
voll Ruhm und Ehre da. Zwar hatte unser Vaterland keine neuen
Länder erworben, zwar hatte auch uns der Krieg 125 Millionen
gekostet, und die Provinzen waren sehr verheert, ja viele in Noth
und Elend gerathen; aber der Name Preußen ertönte in ganz
Europa als etwas Ehrwürdiges in dem Munde der Alten und
Jungen. Unserland war in die Reihe der ersten Staaten Europa's
getreten, und Jeder sah mit Staunen und Achtung auf dasselbe hin.
Es wurde von nun an nichts Wichtiges mehr unter den Ländern
und Fürsten ohne Preußen verhandelt. Als einige Jahre nachher
bedeutende Länderstrecken von dem Königreiche Polen gerissen werden
sollten, zog Rußland und Oesterreich auch Preußen dazu, und es
erhielt Polnisch-Preußen und Großpolen bis an den Netzefluß. Ja,
wenn sich deutsche Fürsten in ihren Rechten verletzt glaubten, so
wendeten sie sich an unfern König und baten ihn, sich ihrer anzu-
nehmen. So geschah es im Jahre 1778. Der deutsche Kaiser
Joseph wollte dem Kurfürsten von der Pfalz das eben ererbte Kur-
fürstenthum Baiern dem größten Theile nach wegnehmen. Der
schwache pfälzische Fürst willigte aus Furcht vor des Kaisers Macht
ein, aber die nächsten Verwandten und Erben wollten dies Unrecht
nicht zugeben und baten unfern König um Hülfe. Friedrich trat
sogleich auf und widersprach dem Begehren des Kaisers. Als dieser
sich jedoch daran nicht kehrte, rüstete er seine Armee und brach gegen
die Oesterreicher auf. Der baiersche Erbfolgekrieg begann, welchen
das Volk auch spottweise den Kartoffelkrieg nennt. Es geschah
wenig in dem Feldzuge. Man versuchte vielmehr, gütlich die Sache
zu schlichten, und das gelang auch. Oesterreich gab das Baierland
wieder heraus.
33. Der König Friedrich ist auch ein Vater seines Landes.
Friedrich wollte sein Volk groß und glücklich machen und jede
Minute widmete er diesem heiligen Berufe. Sein Wort war: „Mein
Stand verlangt Arbeit und Thätigkeit. Daß ich lebe, ist nicht noth-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Joseph Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Europa Oesterreich Baiern Oesterreich
64
Mors, Singen und Geldern, ungefähr 46 Quadratmeilen, aber er
bekam dafür Hildesheim, Paderborn, Erfurt, das Eichsfeld, Münster
und noch mehrere Landestheile, an 241 Quadratmeilen mit 600,000
Einwohnern, wieder und konnte also znfrieden sein. Napoleon war
aber mit seinem Glücke und Ruhme noch nicht znfrieden. Im
Jahre 1804 ließ er sich zum Kaiser der Franzosen krönen, und ob-
gleich er dadurch nun die höchste irdische Größe erreicht hatte, so
war er doch nicht ruhig, sondern zog ohne Recht und Ursache Länder
ein, wo er konnte, und verübte Gewaltthätigkeiten, wie es ihm be-
liebte. Dies wollten Rußland, England und Oesterreich nicht länger
dulden. Sie verbanden sich, um die Franzosen mit den Waffen
zur Ordnung zu bringen. Jeder wollte nun Preußen zum Bundes-
genossen haben. Napoleon that große Versprechungen, doch unser
edler König verachtete den ungerechten Eroberer und wies seine An-
träge zurück. Das nahm aber der französische Kaiser sehr übel,
und von dieser Zeit an haßte er unser Vaterland, und benutzte jede
Gelegenheit, um Preußen zu kränken. Ohne erst Anfrage zu thuu,
ließ er seine Kriegsheere durch preußische Länder marschiren, um
Russen und Oesterreicher an der Donau zu überraschen, und als der
König sehr ernst darüber redete, that er, als ob ihm solche Dinge
Niemand wehren könne. Dies konnte Friedrich Wilhelm nicht gleich-
gültig hinnehmen. Er neigte sich auf die russische Seite. Der
russische Kaiser Alexander kam nach Berlin, und dort schloß man
ein Bündniß, nach welchem Preußen Alles zur Erhaltung des Frie-
dens anwenden, wenn aber Napoleon eigensinnig wäre, mit den
Waffen auftreten sollte.
Alexander eilte zu seinem Heere, ein preußischer Minister zu
Napoleon, um die Vermittelung auszurichten, oder den Krieg zu
erklären. Aber Napoleons Glücksstern war noch immer im Steigen.
Am 2. Deeember gewann er die große Schlackt bei Austerlitz, und
der österreichische Kaiser gerieth dadurch in solchen Schrecken, daß
er einen schimpflichen Frieden dem Kriege vorzog. Die Russen
zogen in ihr Reich zurück. Nun gerieth der preuß. Minister Haug-
witz in Verlegenheit. Bei dem Glücke der Franzosen war ein Krieg
gewagt und eine Vermittelung unmöglich. Haugwitz dachte deshalb,
ein Vergleich sei am besten, und man bestimmte, daß Preußen die
Länder Cleve, Neuenburg, Anspach, Baireuth und die Festung Wesel
abtreten und dafür Hannover erhalten sollte. Das war aber eine
schändliche Schlinge, in welcher Napoleon unser Vaterland gefangen
hatte. Denn die Engländer hatten Hannover noch nicht abgetreten
und wurden nun unsere erbittertsten Feinde. Das wollte aber ge-
rade der französische Kaiser. Je mehr Feinde er uns auf den Hals
hetzen konnte, desto besser war es für ihn. Ja, um seinen Hohn
auf's höchste zu treiben, bot er ohne Vorwissen des Königs den
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Alexander Alexander Napoleon Alexander Alexander Napoleon Napoleons Deeember Cleve Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Hildesheim Paderborn Erfurt England Oesterreich Donau Berlin Napoleons Neuenburg
20
Joachim starb 1535. Unser Vaterland umfaßte 641 Quadrat-
meilen, denn die bisherigen Besitzungen waren durch die Grafschaft
Ruppin vergrößert.
14. Der Kurfürst Joachim Ii.
Zwei Dinge sind von diesem Fürsten zu erzählen, welche wich-
tige Folgen für unser Vaterland hatten. Zuerst, daß Joachim
zur evangelischen Lehre überging und dadurch eine neue Landeskirche
entstand. Denn dem Fürsten folgten sehr Viele im Lande, und die
Reformation erhielt unumschränkten Eingang. Von Seiten der
Obrigkeit wurde nun eine Untersuchung angestellt, in welchem reli-
giösen Zustande sich das Volk befinde. Da fand sich bei den Leh-
rern und Zuhörern die unaussprechlichste Unwissenheit. Um dieser
zu begegnen, wurden bessere Lehrer angenommen und heilsame Ver-
ordnungen gegeben. Aber es währte noch lange, ehe der Aberglaube
wich und die Unwissenheit sich minderte. Man verehrte Gott und
Iesum mehr mit den Lippen, als mit dem Herzen. — Das andere
Wichtige, was durch diesen Kurfürsten geschah, war, daß er Ver-
träge abschloß, durch welche unser Vaterland in der Folge große
Länderstrecken erwarb. So zuerst mit dem Herzog von Bricg, Liegnitz
und Wohlan in Schlesien, mit welchem er übereinkam, daß, wenn die
herzogliche Familie ausstürbe, diese Länder an Brandenburg, wenn
aber die brandenburgische Linie aussterben sollte, mehrere Landes-
theile an den Herzog fallen sollten. Bei weitem wichtiger war das
Miterbrecht auf das Herzogthum Preußen. Hier bestieg ein branden-
burgischer Prinz aus der fränkischen Fürstcnlinie den Herzogsthrou.
Der brandenburgische Kanzler Lamprecht Distelmaier schlug dem
Kurfürsten vor, die Mitbelehnung über das Land zu erlangen, so
daß beim Aussterben der herzoglichen Familie das Reich an Bran-
denburg komme. Joachim hielt diesen Plan mit Eifer fest, aber
es hielt schwer, sich die Einwilligung zu verschaffen. Der König
von Polen, welcher Lehnsherr von Preußen war, und noch mehr
die polnischen Reichsstände widerstrebten. Erst nach mannichfachen
Bestechungen sah Joachim seinen Wunsch erfüllt und sich zum Mit-
erben erklärt. Von der Regierung dieses Fürsten ist wenig zu
rühmen. Er kannte keine Sparsamkeit, liebte die Pracht und führte
gern große Bauten aus. Schlechte Menschen, die um ihn waren,
mißbrauchten seine Güte und verschwendeten viel Geld. So geschah
es, daß, um der Geldnoth ahzuhelfen, neue Abgaben vom Lande
gefordert wurden und dessen ungeachtet über zwei und eine halbe
Million Thaler Schulden blieben.
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getrennt. Ich scheide von euch, aber wie ein Vater scheidet von
seinen Kindern. Euer Andenken wird nie aus meinem und der
Meinigen Herzen vertilgt werden." — Auf diesen Scheidebrief ant-
worteten die treuen Westfalen:
„An König Friedrich Wilhelm, den Guten!
Das Herz wollte uns brechen, als wir Deinen Abschied lasen,
und wir konnten uns nicht überreden, daß wir aufhören sollten.
Deine treuen Unterthanen zu sein, wir, die Dich immer so lieb
hatten. Doch wir können dem Willen des Schicksals nicht entgehen.
So lebe denn wohl, guter, alter König! Wir müssen ruhig er-
dulden, was wir nicht ändern können. Gott steh' uns bei! Dir
aber gebe der Himmel Frieden, Gesundheit und Freude! Wir waren
die Deinen!" —
37. Wie Friedrich Wilhelm das ihm gebliebene Land neu
einrichtet und verbessert.
Das große, schöne Königreich Preußen war jetzt zu einem klei-
nen Lande geworden, und wohin man blickte, sah man in demselben
Noth und Elend. Der Krieg hatte Städte und Dörfer verwüstet,
viele Aecker lagen unbebaut, Handel und Gewerbe gingen nicht, und
böse Krankheiten rafften Hunderte von Menschen und Vieh weg.
Die Einwohner wurden ärmer und ärmer, um so mehr, als die
Schaaren der Franzosen nach dem Frieden nicht wegzogen, sondern
ruhig in Preußen blieben und die Leute gräßlich plagten und schul-
deten. Solcher Druck und solches Elend der Unterthanen gingen
dem guten Könige sehr nahe. Was er zu thun vermöge, um dem
armen Lande zu helfen, das, so beschloß er in sich, wolle er thun,
wenn er auch das Letzte dafür hergeben solle. Er hatte erkannt, daß
„ Vieles im Lande anders sein müsse, ehe es wieder glücklich werden
könne. Deshalb wollte Friedrich Wilhelm dadurch das Vaterland
wieder Herstellen, daß er dasselbe durch zweckmäßige Gesetze neu ein-
richte und verbessere. Er zog weise Männer zu Rathe, und nun ging
man eifrig an's Werk. Zuerst hob man die Leibeigenschaft auf, welche
bisher die Landleute fast zu Sclaven der reichen Gutsbesitzer ge-
macht hatte; dann den Dienstzwang, welcher Gutsherren und Be-
amten das Recht gab, zu sagen, wo und für welchen Preis ein
Knecht oder eine Magd dienen sollten. Es erschien ein Gesetz,
das die Bauern zu freien Bauern machte. Bisher hatten die
Landleute oft mit Menschen und Vieh dem Edelmann vier Tage
umsonst Hand- und Spanndienste thun müssen und kaum für sich
zwei Tage gehabt, um ihr Land zu bestellen. Dies schaffte man
ab. Die Bauern gaben einen Theil ihrer Ländereien dem Guts-
herrn zurück, und das Uebrige behielten sie als ganz freies Eigen-
thum. Das war eine große Wohlthat für das Land und hat viel
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