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1. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 183

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 183 — Frankfurt a. M. Das Wahlkaiserreich Deutschland mit einem Wahlkaiser an der Spitze wurde nicht wieder hergestellt. An die Stelle desselben trat der aus 39 Staaten bestehende deutsche Bund. Außer den 26 Staaten, die heute das deutsche Reich bilden, gehörten noch dazu: das Kaiserreich Österreich, das Königreich Hannover, das Großherzogtum Luxemburg, die Herzogtümer Nassau und Holstein, das Kurfürstentum Hessen-Kassel, die Landgrafschaft Hessen - Homburg, die Fürstentümer H ohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen und Lichtenstein und die freie Stadt Frankfurt a. M. Alle deutschen Fürsten wurden selbständig, unter sich gleich an Rang, ohne ein gemeinsames Oberhaupt. Ihre Gesandten sollten auf dem Bundestage zu Frankfurt a. M. die gemeinsamen Angelegenheiten beraten und das Ergebnis dieser Beratungen in Bundesgesetzen niederlegen. Den Vorsitz auf dem Bundestage führte Österreich. Die Grundlagen des Bundes enthielt die Wiener Vundesakte vom 8. Juni 1815. Die wichtigsten Bestimmungen derselben waren: Der Zweck des deutschen Bundes ist die Erhaltung der äußeren und inneren Sicherheit Deutschlands und der Unabhängigkeit und Unverletzbarkeit der einzelnen deutschen Staaten. — Allen Bundesgliedern werden gleiche Rechte zugesichert. — Die Angelegenheiten des Bundes besorgt die Bundesversammlung, in welcher die einzelnen Staaten durch Gesandte derart vertreten sind, daß die größeren Staaten (Österreich, Preußen, Bayern, Sachsen, Hannover, Württemberg, Baden, Kurhessen, Hessen-Darmstadt, Holstein, Luxemburg) je eine Stimme, von den kleineren Staaten mehrere zusammen eine Stimme haben. Die Bundesversammlung zählt 17 Stimmen. — Österreich führt den Vorsitz; doch ist jedes Bundesglied berechtigt, Vorschläge zu machen. — Alle Mitglieder sichern sich gegenseitig den Bestand ihrer sämtlichen im deutschen Bunde gelegenen Besitzungen. Bei einem Bundeskriege darf kein Mitglied einseitige Unterhandlungen mit dem Feinde eingehen. D e Bundesglieder dürfen zwar Bündnisse aller Art schließen, verpflichten sich jedoch, keine Verbindungen einzugehen, welche gegen die Sicherheit des Bundes oder einzelner Bundesstaaten gerichtet sind. — Deutsche Buudesfestungen, zur Verteidigung der deutschen Westgrenze gegen Frankreich bestimmt, waren Luxemburg, Mainz und Landau, zu denen später noch Rastatt und Ulm kamen. Sie wurden auf gemeinsame Kosten hergestellt und mit Truppen verschiedener Bundesstaaten besetzt. 5. Der zweite Befreiungskrieg. a. Napoleons Rückkehr. Wie ein Fuchs auf der Lauer beobachtete Napoleon auf Elba die Uneinigkeit der einst gegen ihn verbündeten Herrscher. In Frankreich selbst war man äußerst unzufrieden mit Ludwig Xviii., denn während der Hof im Überflüsse lebte, wurde das Volk durch Steuern und Abgaben hart gedrückt. Als Napoleon von dieser Unzufriedenheit erfuhr, verließ er heimlich Elba mit 900.Mann seiner treuen Garde und landete am 1. März 1815 an der Südküste Frankreichs. „Der Kaiser ist wieder da!" Diese frohe Kunde durcheilte ganz Frankreich. Bald stellte sich Volk und Heer auf seine Seite. Im Triumphzuge durcheilte er das Land. Ludwig Xviii. verließ Frankreich, und schon am 20. März zog Napoleon in Paris ein. Die Nachricht von seiner Rückkehr, die mit Windeseile durch ganz Europa ging, einigte schnell die in Wien versammelten Fürsten. Sie erklärten Napoleon als einen Störer der Ruhe und des Friedens in die Acht aller europäischen Völker. Unverzüglich wurde von neuem zum allgemeinen Kampfe gerüstet. Zuerst erschien ein preußisches Heer unter Blücher und ein englisches unter Wellington auf dem Kriegsschauplätze, der diesmal in Belgien lag. Von der Schweiz bis zum Mittelrheine sammelten sich Schwarzenbergs Scharen, um von dort aus in Frankreich einzubrechen.

2. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 163

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 163 — Mittelmeer nach Ägypten. Bei Kairo besiegte er 23 afrikanische Fürsten und die ihnen zu Hilse kommenden Türken. Aus Ägypten zurückgekehrt, stürzte er 1799 die in Paris herrschende Regierung der 5 Direktoren, setzte an deren Stelle drei Konsuln, machte sich zum ersten Konsul und war als solcher der Herrscher Frankreichs. So stand der ehrgeizige Mann mit 30 Jahren an der Spitze der Republik. Als er nun über die Alpen nach Italien eilte, siegte er 1800 über die Österreicher bei Marengo (nicht weit von Alessandria) und zwang sie 1801 zum Frieden von Luneville, durch welchen das linke Rheinufer, ein Gebiet von 1200 Quadratmeilen mit 4 Millionen Einwohnern, ganz an Frankreich kam. Stets folgte der Sieg seinen Fahnen; seine Soldaten verehrten ihn abgöttisch. Das machte ihn so kühn, daß er sich 1804 zum Kaiser der Franzosen krönen ließ. Damit erst erreichte die Revolution ihr Ende. Er verbot die Verehrung der Vernunft und führte Gottesdienst und christlichen Feiertag wieder ein. Auch suchte er durch weise Gesetze die Spuren der Revolution zu verwischen. 2. Untergang öeg deutschen Kaisertums. Bald mußte auch Deutschland die Macht des neuen Kaisers fühlen. Die deutschen Fürsten nämlich, welche im Frieden zu Luneville durch Abtretung des linken Rheinufers Teile ihres Gebietes verloren hatten, sollten durch Land im Innern Deutschlands entschädigt werden. Dazu sollte den Erzbischöfen und Bischöfen das von ihnen regierte Land genommen und den weltlichen Fürsten gegeben werden. Eine besondere Kommission, die Reichsdeputation, mußte die geistlichen Länder verteilen. Im Februar 1803 beendigte sie ihre Beratungen. Durch den Reichsdepu-tationshauptschlutz — so wurde der letzte Beschluß der Reichsdeputation genannt — erhielt die deutsche Landkarte ein ganz neues Aussehen. Mit Ausnahme des Erzbistums Mainz wurden sämtliche Erzbistümer, Bistümer und Abteien aufgehoben und unter die weltlichen Fürsten verteilt. Auch die 48 Reichsstädte wurden auf sechs vermindert, nämlich auf Hamburg, Lübeck, Bremen, Frankfurt a. M., Augsburg, Nürnberg. Sämtliche Fürsten erhielten weit mehr, als sie eingebüßt hatten. So bekam Preutzen für die auf dem linken Rheinufer abgetretenen Herzogtümer Kleve und Geldern (48 Quadratmeilen) die Bistümer Hildesheim, Paderborn, Münster, vom Erzbistume Mainz die Stadt Erfurt und das Eichsfeld, sowie die freien Städte Nordhausen, Goslar und Mühlhausen (230 Quadratmeilen) mit 1/2 Million Einwohnern. Einen ähnlichen Gebietszuwachs erhielten die anderen deutschen Länder, besonders Bayern, Württemberg und Baden. In Summa wurden 112 geistliche Gebiete von mehr als 2000 Quadrat-meilen Größe verweltlicht (säkularisiert). Napoleon strebte nach immer größerer Herrschaft. So machte er sich z. B. zum Könige von Italien und ließ sich, wie einst Karl der Große, in Mailand mit der eisernen Krone der Lombarden schmücken. Auch das Kurfürstentum Hannover, das den Engländern gehörte, besetzte er. Deshalb schlossen Rußland, England und Österreich 1805 abermals ein Bündnis gegen Frankreich. Wie ein reißender Strom brach da Napoleon über den Rhein und zog die Donau hinab nach Bayern. Die Truppen von Baden, Württemberg und Bayern verstärkten sein Heer. Bald war der österreichische General Mack bei Ulm eingeschlossen und mußte Heer und Festung schmachvoll übergeben. Nun brach Napoleon nach Wien aus. Im Dezember 1805 kam es 11*

3. Neuere Geschichte - S. 421

1861 - Leipzig : Brandstetter
421 wieder herzustellen. Er kam im Gegentheil nur eben, um die Niederlage des geschlagenen Heeres zu theilen. Schon waren Eilboten mit dieser Nachricht nach Wien und Paris entsandt; da wendete sich durch einen Fehler des östreichischen Unterfeldherrn von Zach, durch einen kühnen Angriff des Generals Kellermann und vor Allem durch das plötzliche Eintreffen des Generals Desaix mit frischen Truppen das Glück des Tages. Bonaparte, mit gewohnter Geschicklichkeit den Moment ergrei- fend, errang einen vollständigen, obwohl theuer erkauften Sieg. Auch der tapfere Desaix, der durch seine Kühnheit den Preis den Tages groß- ßenteils errungen hatte, bezahlte den Ruhm mit seinem Leben. Ein pa- nischer Schrecken bemächtigte sich des nur eben noch siegbewußten östreichi- schen Heeres. Die Reiterei floh zuerst, und von ihr geworfen, begann auch das Gros der Armee zu weichen. Die Verwirrung stieg auf das Aeußerste; vergebens suchten die Offiziere den wilden Strom der Flüch- tigen zu hemmen, die taub für jeden Ruf waren. In dichtem Knäuel drängte Alles nach der Brücke bei Marengo. Der Sieg war entscheidend, das kaiserliche Heer in völliger Auflösung, nachdem die Schlacht und die Flucht ein Drittel seiner Streitkräste aufgezehrt hatte. Der Sieg bei Marengo sollte übrigens seine größte Bedeutung durch die darauf folgenden diplomatischen Unterhandlungen erhalten. Die Ero- berung von Oberitalien war mit diesem Hauptschlag entschieden, und als Moreau in Deutschland bis Linz vordrang, Neapel wieder erobert wurde und Oestreich aus der mattherzigeu Schwäche, in welche die schlechten Rathgeber des Kaisers das Reich durch ihre ränkevolle Politik gestürzt hatten, sich gar nicht erheben konnte, kam es im Jahre 1801 zum Lüne- viller Frieden, den Kaiser Franz, erschöpft von einem zehnjährigen Kampfe, eingehen mußte. Der Kaiser von Rußland, uuznfrieden mit den Leistungen seiner Truppen, noch mehr seiner Verbündeten, trat vom Kriegs- schauplätze ab; das deutsche Reich büßte wie gewöhnlich dafür, daß es nicht alle seine Kräfte vereinigt hatte, um dem gefährlichen Feinde zu rechter Zeit Widerstand zu leisten. Die französische Republik oder vielmehr Bonaparte forderte und erlangte ganz Belgien mit dem linken Rheinufer. Die drei geistlichen Kurfürsten verloren ihre Länder; nur Dalberg, Kurfürst von Mainz, erhielt als Kurerzkanzler ein sehr beschränktes Gebiet mit der Hauptstadt Regensburg. Die weltlichen Fürsten, welche über dem Rheine Besitzun- gen hatten, wie Preußen, Baieru, Baden, Hessen-Kassel, Hes- sen-Darm st adt und Hannover, wurden in Deutschland selbst durch eingezogeue (d. h. säkularisirte) geistliche Güter und Bisthümer entschädigt, so daß sie einen drei- bis siebenfachen Ersatz für verlorene Besitzungen erhielten, meist dafür, daß sie ihrem Kaiser im letzten Kriege nicht beige- standen hatten. Der Großherzog von Toskana, ein Bruder deo Kaisers, erhielt das Erzbisthum Salzburg; auch der Herzog von Modena und der bisherige Erbstatthalter der Niederlande, Fürst

4. Neuere Geschichte - S. 428

1861 - Leipzig : Brandstetter
428 Während die Deutschen glaubten, Napoleon rüste gegen England, und an keine nahe Gefahr glaubten, drang er mit Blitzesschnelle über den Rhein nach Ulm, wo sich General Mack in unbegreiflicher Verblendung von allen Seiten hatte einschließen lassen. Napoleon war mit zweimal- hunderttauscnd Mann herangerückt, während die Oestreicher keine Ahnung von der ihnen drohenden Gefahr hatten. Am 18. Oktober 1805 erfolgte die Uebergabe ohne alle Gegenwehr. Das östreichische, 33,000 Mann starke Heer mit achtzehn Generalen streckte das Gewehr vor dem Sieger, legte vierzig Fahnen vor ihm nieder und überlieferte ihm sechzig bespannte Kanonen; dies Alles ohne den geringsten Versuch zum Widerstande, gerade lvie in Hannover, wo das kampfglühende Heer zusehen mußte, wie die Regierungsbeamten dem Feinde die Waffen auslieferten. Jetzt vereinigten sich die bairischen Truppen, 25,000 Mann, mit der französischen Armee. Napoleon scheute sich nicht zu erklären: daß er für die Unabhängigkeit des deutschen Reiches die Waffen ergriffen habe. „Ich kenne Eure Tapferkeit," sprach er zu den bairischen Soldaten, „und schmeichle mir, nach der ersten Schlacht Eurem Fürsten und Volke sagen zu können, daß Ihr würdig seid, in den Reihen der großen Armee zu kämpfen " In raschem Zuge besetzte Napoleon die Hauptstadt Wien und machte durch den glänzenden Sieg bei Austerlitz, am 2. December 1805, dem Kriege schon nach drei Monaten ein Ende. Der russische General Kutu- s o ff selbst gesteht zu, 12,000 Mann in dieser Schlacht verloren zu haben, die französischen Berichte lassen 54,000 Russen umkommen. Jedenfalls war die Schlacht eine fürchterliche, blutige, und die Folgen des Sieges machten die deutschen Fürsten zu demüthigen Vasallen Frankreichs. Noch nie war die persönliche Ueberlegenheit des französischen Kaisers so mächtig hervorgetreten, als bei Austerlitz. Die sichere, nie irrende Leitung seiner Heeresmassen stach eigenthümlich ab gegen die planlosen, verwirrten Be- wegungen der verbündeten Truppen, deren hingebendste Tapferkeit den Mangel an einheitlicher Führung nicht ersetzen konnte. Am 4. December trafen Napoleon und Franz Ii. ans freiem Felde bei Nasiedlowitz zu einer Besprechung zusammen. Ersterer umgeben von glänzendem Gefolge, Letzterer nur von Wenigen begleitet, „in mehr als je verfallener Gestalt." Unter den gegebenen Umständen konnten die Verhandlungen nur von kurzer Dauer sein. Napoleon befahl, Franz gehorchte. Im Preßburger Frieden, den 26. December 1805, trat Oestreich alle seine italienischen Besitzungen ab und mußte außerdem den Baiern Tyrol, den Würtembergern und Badnern seine schwäbischen Besitzungen überlassen; der Bruder des Kaisers, einst Großherzog von Toskana, erhielt für Salzburg, das nun östreichisch wurde, das sürstbischöfliche Gebiet von Würzburg. Darauf theilte Napoleon seinem Bruder Joseph das Königreich Neapel zu, weil sich Ferdinand an die Koalition angeschlossen

5. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 363

1902 - Halle : Gesenius
— 363 — Ii. Stufe. 4. a) Die geschlagene französische Armee wälzte sich durch Thüringen auf und neben der großen Frankfurter Heerstraße weiter. Wund, krank, hungrig, zerlumpt und oft waffenlos schlichen oder schleppten sich die Haufen weiter. Schon erhob sich allerorts das Landvolk, um einzelne abgesprengte Abteilungeil abzufangen und totzuschlagen. Die Verbündeten beschlossen sofortige Verfolgung; Blücher drängte dazu. Der Kronprinz von Schweden freilich zog alsbald nach Norden ab, um Dänemark zu bekriegen, das ihm Norwegen abtreten mußte, wofür es Vorderpommern bekam. Aber die Preußen folgten ihrem Oberbefehlshaber nicht. General von Taueuzieu unternahm die Belagerung der deutschen Festungen und Städte, die noch von den Franzosen besetzt waren (die sechs preußischen s. Lektion 22, dazu Dresden, Torgau, Wittenberg, Hamburg). Sie fielen alle bis zum Februar des nächsten Jahres; nur Davout behauptete Hamburg bis in den Mai hinein. Um sich zu halten, trieb er 20000 Einwohner aus der Stadt, von denen 1100 vor Hunger und Winterkälte umkamen. General von Bülow eroberte die Niederlande, wohin der Generalstatthalter, der Prinz von Nassau-Oranien zurückkehrte. Wiedergabe nach Kernfragen. — Erläuterungen. Erzähle! Überschrift: Der Rückzug und die Verfolgung der Besiegten. b) Der Rheinbund krachte in allen Fugen. Baiern war klugerweise schon vor der Schlacht bei Leipzig von Napoleon abgefallen und zu den Verbündeten übergegangen Es folgten die beiden Mecklenburg. Jerome von Westfalen mußte aus Kassel flüchten, und der Kurfürst von Hessen und der Herzog von Braunschweig kehrten zurück. Baiern wollte sich sogar gleich eifrig zeigen. Sein Feldherr, General von Wrede, warf sich am unteren Main mit 50000 Mann Baiern und Österreichern Napoleon in den Weg, während Schwarzenberg und Blücher diesem folgten. Doch der Schlachtenkaiser hatte noch 100000 Mann beisammen. Wie ein wunder Löwe warf er sich auf Wrede und schleuderte ihn in der zweitägigen Schlacht bei Hanau (30. u. 31. Oktober) durch seine gewaltigen Tatzenschläge zur Seite. Aber es war seine letzte Tat. Sein Heer löste sich auf und eilte der schützenden Festung Mainz zu. Die Böhmische Armee marschierte mainabwärts, die Schlesische lahnabwärts; unablässig wurde verfolgt. Die Monarchen nahmen ihr Hauptquartier zu Frankfurt. Sie setzten zur Verwaltung der eroberten Rheinbundländer eine Behörde mit Stein an der Spitze ein. Doch erhielten die Herrscher von Baiern, Württemberg, Baden, Hessen, Nassau u. a. Verzeihung und traten dem

6. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 75

1905 - Halle : Gesenius
— 75 — Schrecklich waren die Verluste in dem sechstägigen Völkerkampfe gewesen. Die Verbündeten hatten 60000, die Franzosen 40000 Mann an Toten und Verwundeten verloren; außerdem waren 20000 Franzosen gegangen worden. Alle Krankenhäuser und schnell eingerichteten Lazarette in und bei Leipzig waren bald überfüllt; draußen aber lagen noch Tausende armer Verwundeter, die man nicht retten konnte. Auf freiem Felde oder in den Trümmern der zerstörten Ortschaften mußten sie langsam verbluten oder verschmachten; denn es waren nicht Hände genug da, die zu helfen vermochten. Die Toten konnten nicht alle begraben werden; die verwesenden Leichen hauchten giftige Dünste aus. So endeten die herrlichen Freiheitskämpfer, Tausende der Besten, die ausgezogen waren, und so kamen auch die Armen um, die für den Ehrgeiz eines einzelnen Menschen hatten fechten müssen. Auf dem Völkerschlachtfelde wird gegenwärtig das große Völkerschlachtdenkmal errichtet. Iv. Die Befreiung Deutschlands von der Fremdherrschaft. Die verbündeten Heere setzten den abziehenden Franzosen nach; ein Teil dagegen belagerte die von diesen noch besetzten Festungen. Der Rheinbund krachte in allen Fugen. Bayern war klugerweise schon vor der Schlacht bei Leipzig von Napoleon abgefallen und zu den Verbündeten übergegangen. Jerome von Westfalen mußte aus Kassel flüchten, und der Kurfürst von Hessen und der Herzog von Braunschweig kehrten zurück. Bayern wollte sich sogar gleich eifrig zeigen. Sein Feldherr, General von Wrede, warf sich am unteren Main mit 50000 Mann Bayern und Österreichern Napoleon in den Weg, während Schwarzenberg und Blücher diesem folgten. Doch der Schlachtenkaiser hatte noch 100000 Mann beisammen. Wie ein wunder Löwe warf er sich auf Wrede und schleuderte ihn in der zweitägigen Schlacht bei Hanau (30. und 31. Oktober) durch seine gewaltigen Tatzenschläge zur Seite. Aber es war seine letzte Tat. Sein Heer löste sich auf und eilte der schützenden Festung Mainz zu. Die Böhmische Armee marschierte main-abwärts, die Schlesische lahnabwärts; unablässig wurde verfolgt. Die Monarchen nahmen ihr Hauptquartier zu Frankfurt. Sie setzten zur Verwaltung der eroberten Rheinbundsländer eine Behörde mit Stein an der Spitze ein. Doch erhielten die Herrscher von Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Nassau u. a. Verzeihung und traten dem Bunde gegen Napoleon bei. Bis zum Rheine hin war Deutschland von der Fremdherrschaft befreit. 24. Die zweimalige Heimsuchung Frankreichs. I. Der erste Feldm nach Frankreich. Nach der Schlacht bei Leipzig meinten viele, Napoleon sei nun genug gedemütigt, und man solle mit ihm Frieden machen. Dazu gehörten auch Kaiser Franz und sein Staatskanzler von Metternich, der zum Fürsten erhoben worden war. Metternich redete dem Kaiser ein, die Russen und Preußen würden zu mächtig, wenn man Napoleons Macht ganz vernichte. Aber Stein und Blücher hielten zusammen und drängten auf Weiterführung

7. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 157

1907 - Leipzig : Brandstetter
157 am reichsten bedacht; es erhielt für 8 abgetretene Quadratmeilen deren 60, teils kur- pfälzische, teils geistliche Gebiete mit vielen Klöstern und kleinen Reichsstädten; auch Heidelberg und Mannheim kamen zu Baden. — Ebenso wurden die übrigen Länder vergrößert und abgerundet. In Bayern, Württemberg und Baden (letztere bei- den wurden auch zu Kurfürstentümern erhoben) schuf sich Napoleon schon damals gute, willige Nachbarn, die mehr zu Frankreich als zu Deutschland neigten. Mit diesen Veränderungen war auch eine andere Zusammensetzung des deutschen Reichstages verbunden, so daß also durch den Frieden zu Lune- ville 1801 und durch den Reichsdeputationshauptschluß 1803 dem Deutschen Reiche die Axt an die Wurzel gelegt wurde. So willkürlich schal- teten damals die Franzosen in unserm Vaterlande, und die Stimme des Deutschen Kaisers galt weniger als die des Konsuls von Frankreich. b) Österreichs Niederlage im Kampfe mit Frankreich 1805. an) Die Übergabe von Ulm. Auch nach seiner Kaiserkrönung erlaubte sich Napo- leon die schreiendsten Ungerechtigkeiten gegen die übrigen Mächte. Nicht zufrieden mit der Kaiserkrone, verwandelte er das nördliche Italien, bisher Republik, in ein Königreich, machte sich zum König desselben und ließ sich in Mailand mit der eisernen Krone der Lombarden schmücken. (Vergl. Karl d. Gr., Otto I., Barbarossa.) Andere Teile Italiens schlug er entweder zu Frankreich oder schenkte sie seinen Verwandten. Das alles war gegen die Bestimmungen des Friedens zu Luneville. Durch solche Übergriffe gereizt, schlossen Rußland, England, Österreich, denen sich später auch Schwe- den und Neapel anschlossen, 1805 abermals ein Bündnis, um Europa vor Napoleons Herrschsucht und Ländergier zu sichern. Man hoffte auch Preußen zu diesem Bündnis zu gewinnen, doch vergeblich. Napoleon stand damals an der Nordküste Frankreichs; von dort aus hatte er einen Angriff auf Eng- land geplant. Man glaubte ihn deshalb zu einem andern Kriege nicht vor- bereitet und hoffte, ihn überraschen zu können. Doch kannte er genau alle Pläne seiner Gegner. Wie ein reißender Strom brach er plötzlich im Sep- tember 1805 mit seinen Scharen nach dem Osten auf, setzte mit seinen aus den geübtesten Truppen zusammengesetzten und unter dem Befehle von sieben seiner berühmten, siegesgewohnten Marschälle stehenden Heeresabteilungen über den Rhein und zog die Donau hinab nach Bayern zu. Die Kurfürsten von Baden, Württemberg und Bayern verstärkten mit ihren Truppen die Heere des übermächtigen Feindes. Schon im Oktober waren die Franzosen Herren der beiden Donauufer und besetzten München und Augsburg. Der österreichische Befehlshaber, General Mack, stand indes untätig in der Festung Ulm und ließ die Feinde sich ringsum ausbreiten. Jetzt marschierten die französischen Truppen wie auf den Radien eines Kreises nach dem vom Herrscher bezeichneten Mittelpunkte, auf Ulm zu. Mack war bereits völlig umschlossen, als er den Feind noch sehr fern glaubte. Als er endlich keinen

8. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 158

1907 - Leipzig : Brandstetter
158 Ausweg mehr sah, knüpfte der unfähige Feldherr, ratlos und an aller Rettung verzweifelnd, mit dem Sieger Unterhandlungen an, welche die ebenso feige wie schmachvolle Übergabe von Ulm zur Folge hatten. In düsterem Schwei- gen streckten die braven Truppen, 23000 Mann, darunter 18 Generale, durch die Ehrlosigkeit ihres Anführers verraten und verkauft, das Gewehr. Beschämt zogen die tapferen Krieger an Napoleon vorüber, legten 40 Fahnen vor ihm nieder und überlieferten ihm 60 bespannte Kanonen. bd) Die Drei kaiserschlacht bei Austerlitz. Der Schmach von Ulm folgte ein unglücklicher Feldzug. Napoleon brach nun ohne Säumen nach Wien auf. Die Österreicher wurden in kleineren Gefechten zurückge- schlagen, Wien mit leichter Mühe genommen und das nun vereinigte Heer der Russen und Österreicher nach Mähren zurückgedrängt. Bei Austerlitz unweit Brünn kam es genau ein Jahr nach Napoleons Kaiserkrönung, am 2. Dezember 1805, zu der mörderischen Dreikaiserschlacht, so genannt, weil Kaiser Franz Ii. von Österreich und Alexander I. von Rußland sich ebenfalls bei ihren Heeren befanden. Am Abend des blutigen Tages beschien die Wintersonne den glänzendsten Sieg Napoleons. Das vollständig aufgelöste Heer der Gegner hatte gewaltige Verluste erlitten, trat seinen eiligen Rückzug über einen schmalen Damm zwischen zwei Seen und über das dünne Eis derselben an und fand dabei noch größtenteils seinen Untergang. cc) Der Friede zu Preßburg. Diesem Siege bei Austerlitz folgte rasch der Friede, da Kaiser Franz sein unglückliches Land nicht noch mehr von den Feinden zertreten lassen wollte. Doch war der Friede zu Preßburg wiederum ein sehr harter; denn Österreich verlor durch ihn an drei Millionen seiner Einwohner, mußte Venetien an das Königreich Italien, Tirol und Vorarlberg nebst einigen andern kleinen Gebieten an Bayern (das außer- dem das Recht erhielt, die freie Stadt Augsburg zu besetzen), einzelne Teile des Breisgaues mit der Stadt Konstanz an Baden, seine Be- sitzungen in Schwaben nebst fünf Donaustädten an Württemberg abtreten. Bayern und Württemberg wurden außerdem zu Königreichen er- hoben; ihre Herrscher, ebenso der Kurfürst von Baden, wurden völlig unab- hängig vom Deutschen Kaiser, sie schieden damit mit ihren Ländern aus dem Deutschen Reiche aus. So wie hier neue Königreiche entstanden, so entsetzte Napoleon auf der andern Seite ein Königshaus seines Thrones, indem er den König von Neapel, der es mit Österreich gehalten, absetzte und seinen eigenen Bruder zum Könige jenes Landes machte. — Die Republik Holland verwandelte er in ein Königreich und gab es einem andern seiner Brüder. — So bedachte also der stolze Mann seine Verwandten mit Königskronen. Er kehrte die

9. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 167

1907 - Leipzig : Brandstetter
167 Durch den Reichsdeputations Hauptschluß und den Rheinbund wird die traurige und oft so verhängnisvolle Zerrissenheit und Vielgestaltig- keit Deutschlands bedeutend vermindert; die geistlichen Fürsten, bisher Reichs- fürsten und den weltlichen ebenbürtig, sind von jetzt an nur kirchliche Be- amte; die kleineren weltlichen Fürsten, Grafen und Reichsritter, den großen bisher ebenfalls ebenbürtig und nebengeordnet, sind jetzt deren allerdings mit noch verschiedenen Vorrechten ausgestattete Untertanen. Wie die Revolution in Frankreich, so bringen also Reichsdepntations- hauptschluß und Rheinbund eine tiefgreifende Umgestaltung deutscher Verhält- nisse mit sich. V. Anwendung. 1. Die Insel Korsika war zwei Monate vor Napoleons Geburt erst durch Frankreich erobert worden. Welche Bedeutung hat sie für Frankreich gewonnen? 2. Welchen Anteil haben die Kriegsschulen zu Brienne und Paris an Napoleons Entwicklung? 3. Inwiefern stand Napoleon im Dienste der Revolution? 4. Inwiefern ist er auch nach seiner Kaiserkrönung ein Revolutionär geblieben? 5. Napoleon war vor allem Soldat. Wodurch tritt das immer wieder hervor? 6. Suche Beweise für Napoleons Ehrgeiz! Hartherzigkeit! 7. Welche Bedeutung für das Deutsche Reich hat der Friede zu Luneville? 8. Stelle Frankreichs Bestrebungen nach Erwerbung des linken Rhein- ufers zusammen! 9. Welche Bedeutung hat der Reichsdeputationshauptschluß und der Rheinbund für die Neugestaltung der deutschen Landkarte? 10. Auch die Reichsstädte wurden durch den Reichsdeputationshaupt- schluß größtenteils aufgehoben. Erzähle, was dir über die äußere Entwick- lung der Reichsstädte bekannt ist! 11. Nenne dir bekannte Reichsstädte des Mittelalters! 12. Durch Aufhebung der geistlichen Gebiete fielen auch die Kurfürsten- tümer Köln und Trier weg. Welche beiden traten an deren Stelle? (Württem- berg und Baden.) 13. Die Kurfürsten (Wahlfürsten) hatten den Kaiser zu wählen. Ob die Kurfürsten von Württemberg und Baden dieses Amt jemals ausgeübt haben? Warum nicht? 14. Welches sind die Ursachen zur Auflösung des Deutschen Kaiserreiches? 15. Gib Glanzzeiten des Deutschen Kaisertums an!
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