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1. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 8

1834 - Minden : Eßmann
8 bis an die Elbe zurückgejagt. So war also nur Krieg und Kriegsgeschrei in jenen Landen, und Noth und Elend überall. Die Menschen sielen unter den Streichen des blutigen Kampfes, die Äcker wurden wüste, die Städte und Dörfer gingen in Flammen auf. Das Land wäre am Ende ganz verloren gewesen, hätte nicht Gottes weise Hand eine andere Wendung in jene verworrenen Dinge gebracht. Bisher waren nämlich die Markgrafen nur Statthalter und Diener des deutschen Kaisers gewesen, der diese Würde nach Belieben vergab. Der deutsche Kaiser Lothar schenkte aber im Jahre 1133 einem Grafen von Ballenstädt, Albrecht dem Bären, dessen Ge- schlecht von einer Burg den Namen die Anhaltiner führte, die Markgrafschaft Nordsachsen erb- und eig en- thümlich. Dieser Albrecht, der den Beinamen der Bär von seinem Muthe und seiner Tapferkeit hatte, war ein vortrefflicher Fürst. Da das Land ihm eigenthümlich gehörte, so war es ihm um so ernstlicher darum zu thun, Beherrscher eines blühenden Reichs und nicht einer Wüste zu sein. Zuerst begann er damit, die Wenden zurück- zutreiben. Der Kampf war furchtbar, endlich behielt Albrecht die Oberhand. Er eroberte die Städte Bren- nabor und Havelberg, nahm die Priegnitz ein und drang bis an den Oderfluß vor. Die bisherige Nordmark nannte er nun Alt mark, das eroberte Land die Neu- mark. Jetzt bekam auch das Reich einen neuen Namen. Albrecht nannte es die Markgrafschaft Branden- > bürg und sich selbst Markgraf von Brandenburg. Nachdem er sich so nach außen hin Ruhe verschafft hatte, half er auch dem Lande selbst auf. Aus Holland, Seeland, Friesland und Flandern zog er viele Familien in sein menschenleeres Reich, und diese Einwanderer, recht fleißige Menschen, ließen sich an der Elbe, Havel und Spree nieder. Hier bauten sie eifrig den Äcker, legten Dämme gegen die Wasserfluthen an und machten große Strecken Heideland urbar. Albrecht selbst ließ Städte, z. B. Berlin, Spandau, Bernau, Stendal, Pritzwalk, und in denselben christliche Kirchen bauen. Er berief Prediger in das Land, welche in den Tempeln das heilbringende Wort Jesu in deutscher Sprache ver-

2. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 10

1834 - Minden : Eßmann
10 Versicherung, daß, wenn die Fürstenfamilie zu Pommern aussterben würde, dies Land an Brandenburg fallen sollte. Wir werden in der Folge hören/ wie diese Schenkung wirklich in Erfüllung ging. Nachher regierten Johann I. und Otto Iii. Auch von ihnen wird viel Rühmliches erzählt. Die Feinde, welche Brandenburg angriffen, wurden zurückgeschlagen, und wenn dies auch mitunter den Markgrafen schwer wurde, so zagten sie doch nicht und errangen auch glück- lich den Sieg. Ihr Land vergrößerten sie durch die jetzige Neumark und gaben der bisherigen Neumark den Namen Mittelmaß Die Ukermark erhielten sie durch Heirath; die Stadt und das Land Lebus kauften sie. Und sowohl die alten, als auch die neuen Landestheile blühten sichtlich mehr'ünd mehr auf, und der Wohlstand stieg. Man baute die Städte Frankfurt an der Oder, Landsberg an der Warthe und mehrere andere. Man machte Moräste trocken, und es wurden schöne Korn- felder und Wiesen daraus; man pflanzte Obstbäume und bebaute Garten und Acker besser. In den Städten wohnten viele Handwerker, die mancherlei Gewerbe trieben und schon gute Waare lieferten, mit der man Handel nach dem Auslande hin trieb. Dadurch ver- schaffte man den Einwohnern einträgliche Erwerbszweige. Dies Alles setzte die Unterthanen in Thätigkeit und er- höhete den Wohlstand. Salzwedel war damals schon eine reiche Handelsstadt. Vorzüglich ist von den Regen- ten Brandenburgs aus dieser Zeit Otto, genannt mit dem Pfeile, zu merken. Er war ein landesväterlicher Fürst, der mit wahrer Liebe seine Unterthanen glücklich zu machen suchte. Er beförderte Handel und Gewerbe und gehörte zu den gebildetsten Männern seiner Zeit. Dazu war er auch ein mächtiger Held und führte mehrere Kriege. In einem derselben gegen den Herzog von Pommerellen erwarb er die Landestheile Stolpe und Schlawe, in einem andern gegen den Erzbischof von Magdeburg erging's ihm aber schlecht. Otto wünschte nämlich, seinen Bruder zum Erzbischof von Magdeburg erwählt zu sehen. Doch das schlug fehl, denn die Wahl siel auf einen andern Mann. Darüber erzürnte Otto i

3. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 15

1834 - Minden : Eßmann
15 die Städte einen starken Handel in's Ausland und ver- dienten viel Geld. Darum war ,hier Wohlstand, aber auch zugleich Pracht, Aufwand, Üppigkeit und Schwel- gerei. Die Jugend recht fleißig unterrichten zu lassen, daran dachte man nicht; es war selten, daß ein Bürger lesen, und noch seltener, daß er schreiben konnte. In der übelsten Lage befand sich der Landmann. Wehrlos, wie er war, mußte er Alles über sich ergehen lassen. Er war Eigenbehöriger der Adlichen, der Städte, oder der Klöster, und mußte für die arbeiten, welche seine Herren waren. Er selbst hatte von dem Ackerbaue und der Viehzucht wenig. Daher fristete er auch nur kümmerlich sein Leben. Manche Menschen beschäftigten sich mit dem Heringsfange in der Ostsee, denn zu der damaligen Zeit konnte man dieser Fische dort so viele fan- gen, daß ein ganzer Wagen voll nur zwei Pfennige kostete. Wenn Angelegenheiten verhandelt werden sollten, die das ganze Land betrafen, so versammelte der Fürst die Abgeordneten des Adels, der Geistlichkeit und der Städte. Man besprach hier, wie am besten das Land verwaltet werden könnte, man bestimmte die Abgaben, man beschloß gute Einrichtungen für den Ackerbau, für die Viehzucht und für den Handel. Zu einer andern Zeit kam man zusammen, um Gericht zu halten und Recht zu sprechen. Dann versammelten sich die Abge- ordneten unter freiem Himmel, blieben an vier Wochen dort und schlichteten alle Streitsachen der Gegend. Der Bauer wurde von Bauern, der Bürger von Bürgern, der Edelmann von Edelleuten gerichtet, und wenn auch ein Gesetzbuch da war, welches das Recht bestimmte, so wurde doch vielfach nach Herkommen, Gebräuchen un- Freiheitsbriefen entschieden. Zur damaligen Zeit hatte man auch schon Münzen. Sie hießen Brakteaten, Hohlpfennige, Blechpfennige, Finkenaugen und Schillinge. Diese Münzen aber galten nur für Ein Jahr. Acht Tage vor Jacobi wurden sie alle ungültig, man lieferte sie ab und, bekam neues Geld wieder, jedoch nicht ganz so viel, um die Münz- kosten zu decken. Wer 14 Pfennige ablieferte, bekam 12 neue zurück.

4. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 16

1834 - Minden : Eßmann
16 Achte Erz ah lung. Es kommt ein anderes Fürstenhaus zur Regierung. storben war, stritt man vier Jahr lang darüber, wem denn nun das schöne Land anheimfalle. Endlich behielt der Stärkere die Oberhand. Der Kaiser nahm die Mark- grafschaft zu sich und gab sie seinem Sohne Ludwig dem Aelteren. Mit diesem Markgrafen beginnt also die baiersche Linie in Brandenburg. Viele Fürsten waren aber dem Baiernhause dieses Besitzthum gar nicht zu gönnen und suchten dem neuen Fürsten auf alle Weise zu schaden. Schon in den vier Jahren, während welcher Niemand im Lande wußte, wer Herr, oder Knecht sei, war es arg hergegangen. Die Nachbarn hatten an den Grenzen ein Stück Land nach dem andern an sich gerissen, und im Innern raubte und plünderte, wem es gut schien. Zu diesen Plagen kamen nun noch andere, so daß Lud- wig wirklich eine sehr unglückliche Negierung geführt hat. Zuerst sielen die Polen und Litthauer in das Land und hauseten fürchterlich darin. Sie sollen 144 Dörfer verbrannt und 6000 Menschen gefangen weggeschleppt haben. Eine solche Noth hatte das Land lange nicht erlebt. Kaum war dieser Sturm vorüber, als ein neuer und dazu ganz sonderbarer Feind auftrat. Hin und wieder ließ sich im Lande ein Mann sehtn, mit einem Pilgerkleide angethan, welcher erzählte, er komme von einer Wallfahrt nach dem heiligen Grabe zu Jeru- salem zurück. Dort habe er leibhaftig den Markgrafen Waldemar gesehen, denn dieser sei nicht gestorben, son- dern lebe noch. Solche Rede lief von Mund zu Mund, von Ort zu Ort. Jeder horchte freudig auf. Der Pil- ger geht indeß zum Erzbischof von Magdeburg, und als ihn dieser erst nicht vor sich lassen will, wirft er in einen leeren Becher den Siegelring des verstorbenen Walde- mar's. Jeder staunt, und der wunderbare Mann sagt nun: „Ich selbst bin Markgraf Waldemar. Ich bin nicht, wie man geglaubt hat, gestorben, sondern habe damals mich nur für todt ausgeben und einen andern der brandenburgische Fürstenstamm ausge-

5. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 19

1834 - Minden : Eßmann
19 Neunte Erzählung. Das Fürstengeschlechl der Luxemburger erhalt das Land. §)es Kaisers zwölfjähriger Sohn, Wenzel, wurde Chur« fürft von Brandenburg, aber Karl selbst führte für ihn die Regierung. Der neue Staat, den er seinem Hause erworben, war ihm sehr lieb und theuer, darum sorgte er wirklich väterlich für das Land. Er ließ viele neue Gebäude aufführen, damit die Menschen nützliche Be- schäftigungen fanden; es wurden Flüsse schiffbar gemacht, um den Handel wieder empor zu bringen. Die Straßen- räuber sing man ein, und wen man als solchen erwischte, wurde ohne Ansehen der Person an dem ersten besten Baume aufgeknüpft. Karl hielt sich selbst recht viel in der Mark auf. Dann konnte jeder Unterthan zu ihm kommen, um ihm seine Noth zu klagen, konnte es ihm selbst anzeigen, wenn ihm Unrecht geschehen war. Und der Kaiser half, so viel er vermochte, und hielt Ordnung und Recht im Lande mit starkem Arme. Den Richtern schärfte er Unpartheilichkeit ein und gab ihnen einen Siegelring mit der Umschrift: Richtet recht, ihr Men- schenkinder! — Unter einer solchen Regierung erholte sich Brandenburg sichtlich. Wir wissen aus jener Zeit, daß damals in der Mark 171 Städte und Schlösser und 1094 Dörfer waren. Ein Scheffel Weizen galt 16, Rog- gen und Gerste 10, Hafer 5 Pfennige. Und das Land würde erst in der Folgezeit recht auf- geblüht sein, wenn Karl länger regiert hätte; aber leider starb er viel zu früh für die Mark, 1378. Nach seinem Tode wurde sein elfjähriger Sohn Sigismund Churfürst von Brandenburg. Nun gerieth das Reich nicht nur in dasselbe Elend, aus welchem es Karl erlöset hatte; das Unglück wurde vielmehr noch größer. Sigismund war gar nicht in seinem Churfürftenthume, sondern hielt sich in Ungarn auf, dessen König er wurde. In Branden- burg regierten Statthalter nach Willkür. Was nur an Geld und Geldeswerth von den Unterthanen zu erhalten war, was man nur verkaufen, oder verpfänden konnte, das packte man ein und sandte es nach jenem fernen 2 *

6. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 20

1834 - Minden : Eßmann
20 Königreiche zu Sigismund, der immer in Geldnoth war. Das Land zu regieren, daran wurde nicht gedacht. Ordnung und Gesetz und Recht galten nicht. Jeder hausete nach Belieben. Und alle dieses Unglück erreichte noch einen höhern Grad, als Sigismund seinem Vetter, dem Markgrafen Jobst von Mähren, das ganze Chur- fürstenthum Schulden halber verpfändete. Jobst war ein harter, geldgieriger Mann. Zweimal kam er in die Mark, um das zusammengescharrte Geld und Gut in Empfang zu nehmen und um Ländereien, Forsten und Zölle zu verkaufen. Hatte er große Summen zusam- qeschlagen. dann zog er nach Mähren und überließ das Land sich selbst. Es hat gewiß niemals in einem Reiche größere Unordnung und schrecklicherer Wirrwarr ge- herrscht, als damals in Brandenburg. Ob die Menschen zu Dutzenden an den Landstraßen lagen und ermordet waren, ob Dörfer und Städte, angezündet von Raub- gesindel, in lichten Flammen standen, darum kümmerte man sich nicht. Das waren Dinge, die alle Tage vor- sielen. Nur Gewalt galt. Die Edelleute waren unter den Räubern die tollsten. Sie überfielen Städte und Dörfer, Reifende und Unterthanen und plünderten aus, wer ihnen vorkam. Es ist wirklich nicht Alle zu beschrei- best, wie unglücklich unser Vaterland damals war. Im Jahre 1411 starb Jobst, und da er keine Kinder hatte, so siel das Land an Sigismund zurück. Dieser war unterdeß deutscher Kaiser geworden, und die Bran- denburger, die der guten Negierung des Kaisers Karl gedachten, freuten sich, daß Sigismund jetzt ihr Chur- fürst sei, denn sie hofften von ihm Errettung aus ihrer grenzenlosen Noth. Er versprach auch den Abgeordneten alles Mögliche, aber nicht durch ihn sollte dem Lande Erlösung werden. Ein ganz anderer Mann war von der Vorsehung dazu' ausersehen, Ruhe und Frieden, Sicherheit und Ordnung in die Mark zurückzuführen. Ein anderes Fürstenhaus sollte unter Gottes sichtbarem Beistände unser Vaterland nach und nach zu einer Höhe erheben, die Niemand geahnet hatte.

7. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. V

1834 - Minden : Eßmann
Vorwort. Ä)!ehrere Hochlöbliche Regierungen hatten die Ge- wogenheit, bei der Herausgabe meiner Schrift: Die brandegburgisch-preußische Geschichte. Für Lehrer an Land- und Stadtschulen, für die Schuljugend aller Religionsver- wandten und auch sü r V a ter land s fr e u n d e. Elberfeld, bei Büschler. Preis 20 Sgr., mich aufzufordern, ein kleineres Werk zu schreiben, das wegen des geringem Preises allen Schülern der Oberclassen unserer Elementarschulen in die Hände zu geben sei , da ein Buch für 20 Sgr. nur die Kinder bemittelter Bürger und Landleute kaufen könnten. Dieser ehrenvollen, aber auch schwierigen Aufgabe habe ich mich gern unterzogen, und so übergebe ich denn das Product meiner Arbeit ehrerbietig ft dem Publikum. Möge es billigen Anforderungen ent- sprechen und vorzüglich die mir als Hauptzweck hin- gestellte Absicht erfüllen, durch diese Erzählungen aus unserer vaterländischen Geschichte das Vertrauen und den Hinblick zu Gott zu mehren und stärken und die Liebe zum Könige und Vaterlande zu befestigen. Ich habe aber nicht eine trockene Übersicht, nicht einen dürren Abriß aus unserer Geschichte geben wollen, vielmehr bin ich bemüht gewesen, ein für sich bestehendes Ganzes zu liefern, das, in anmu- thigen und lehrreichen Erzählungen verfaßt, mit Wohlgefallen von Kindern und Erwachsenen zu lesen sei. Dabei habe ich mir gedacht: Jeder Schüler in den Oberclassen unserer Elementarschulen hat das Büchelchen in den Händen, um zunächst das Passendste aus unserer vaterländischen Geschichte daraus kennen zu lernen, dann auch, um nach demselben Übungen im mündlichen Ausdrucke, im Erzählen, anzustellen,

8. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 22

1834 - Minden : Eßmann
22 Schrecken dachten sie an Jobst und glaubten, §s werde das Unglück von neuem über sie losbrechen. Aber in bessere Hände konnte Gott das Schicksal des Landes nicht legen, nicht deutlicher dem Volke seine Gnade be- weisen. Hier und da erzählte auch schon dieser und jener, welch ein vortrefflicher Fürst der Burggraf sei, und wie er gewiß ganz anders das Land behandeln werde, als Jobst. Solche Reden machten das Volk auf- merksam, und begierig erwartete man das Erscheinen des neuen Pfandinhabers. Er kam. Mit Güte und Freundlichkeit trat er auf; die Landleute jauchzten über den gütigen Herrn, die Städte öffneten ihm die Thore, und wo ein Herz ihm noch nicht so ganz zügethan war, er gewann es bald durch sein Benehmen. Nur das adliche Raubgesindel haßte ihn, denn diese Genossen dachten wohl, daß ihr Reich jetzt zu Ende sei. Sie widersetzten sich mit offner Gewalt und schwuren, daß, wenn es auch ein Jahr lang Burggrafen regne, sie doch nicht aufkommen sollten. Friedrich zog mit Heeres- macht gegen sie, und sie flohen in ihre Burgen. Dort hinter den dicken Mauern glaubten sie sich sicher. Der Burggraf hatte aber eine große 24pfündige Kanone, seine ganze Artillerie, die man ihrer Schwerfälligkeit wegen die faule Grete nannte, diese ließ er kommen. Da sie die erste war, die man in Brandenburg sah, so erregte sie Staunen und Schrecken. Die Burgen wur- den zusammengeschossen, die Räuber geriethen in Angst. Sie ergaben sich, oder wurden gefangen, oder flohen. Nun kam Ruhe in's Land. Die Straßen wurden sicher, der Unterthan konnte ohne Angst und Sorgen sein Ge- schäft betreiben, die Fluren wurden nicht zernichtet und zertreten. — Während dieser Zeit hatte Sigismund von Friedrich noch mehr Geld geliehen, so daß er ihm 400,000 Dukaten schuldig war. An Wiederbezahlen konnte der Kaiser nicht denken. Er verkaufte daher um obige Summe dem Burggrafen von Nürn- berg und Grafen von Hohenzollern Frie- drich Vi. im Jahre 1415 das ganze Chut-. fürstenthum Brandenburg nebst allen dazu gehörigen Rechten als erb- und eigenthümlich.

9. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 23

1834 - Minden : Eßmann
23 Friedrich ließ sich darauf in Berlin huldigen. Diese Stadt wurde von nun an die Residenz der Re- genten und die Hauptstadt des Landes. Friedrich Vi. wird in der Geschichte unsers Vater- landes Churfürst Friedrich I. genannt. Mit ihm fängt die Reihe der hohenzollerischen Fürsten in Brandenburg an, und er ist der Stammvater der jetzigen lieben könig- niglichen Regentenfamilie, welche nach und nach unser Land zu solcher Macht und zu solchem Glanze und Wohlstände erhoben hat, daß die Welt das Königreich Preußen nur mit Achtung nennt. Die Churfürsten von Brandenburg aus dem Hause Hohenzollern. Elfte Erzählung. ' Die Churfürsten Friedrich I. und Friedrich Ii. 88enn wir jetztlesen, daß der Burggraf von Nürnberg das ganze Churfürstenthum Brandenburg für 400,000 Dukaten kaufte, so sollten wir wohl glauben, daß dies ein wahrer Spottpreis sei. Und doch ist es nicht so. Zur damaligen Zeit brachte jene Summe an 72,000 Thaler Zinsen; die Einkünfte unsers Vaterlandes trugen dem Fürsten aber nicht einmal 50,000 Thaler ein. So sehr war das Land heruntergekommen. Nur die Mittel- mark war noch da. Von der Altmark, Priegnitz und Ukermark hatten die Nachbarn große Stücke inne, und die übrigen Landestheile waren ganz verloren. Die Acker hatten sich in Wüsteneien verwandelt, viele Dörfer lagen in Schutthaufen. Der Adel gehörte größtentheils zum Raubgesindel, die Städte verarmten, denn der Han- del stockte, und der unglückliche Landmann wußte nicht, woher er Brot in dieser Wüste nehmen sollte. An Recht und Gerechtigkeit wurde nicht gedacht, an Unterricht für die Jugend fehlte es ganz, und die Religion? Man kannte sie kaum dem Namen nach. Es gab wohl kein

10. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 5

1834 - Minden : Eßmann
5 . den sind. Worin aber die Wenden mit den Semnonen übereinkamen, das war die Liebe zur Jagd und zum Krieg. Bekam das Volk einen Kampf mit andern Völ- kern, so wählte es sich einen Krolen. Das war ihr An- führer. Ihm folgten sie mit dicken Keulen, Bogen, Pfeilen und Streitmessern. Mit großer Tapferkeit foch- ten sie, aber wohin sie kamen, machten sie Städte und Dörfer dem Erdboden gleich, ermordeten sie Jung und Alt. Im Hause war der Hausvater Herr. Mit allen Hausgenossen konnte er thun und lassen, was er wollte. Starb der Mann, so wurde die Frau mit ihm verbrannt. Eltern, die viele Kinder hatten, setzten die Töchter ge- wöhnlich in Wüsten aus, damit sie verhungerten. Wur- den die Alten schwach, so brachten ihre Kinder sie um. Und das war keine Uebelthat, nein, man bat sogar darum, weil das ganze Volk glaubte, nur diejenigen kämen in den Himmel, die im Kriege sielen, oder die ermordet würden; diejenigen aber kämen in die Hölle, welche in einer Krankheit, oder aus Altersschwäche das Leben ver- lören. So thaten also die Wenden üble Werke, ohne daß sie es wußten, denn sie waren in ihrem Glauben irre gegangen, und das Licht der christlichen Religion hatte sie" noch nicht erleuchtet. Ihr Götzendienst war wirklich sehr elend. Sie hatten zwei Hauptgötter, Belbog, den Schöpfer der Welt und Geber alles Guten, und Zernebog, den Urheber des Bösen. Jeder Gott hatte noch seine Untergötter. Diese alle verehrten sie nun in Tempeln, brachten ihnen Opfer und heiligten ihnen ihre Festtage. Ungeachtet solches irrigen Glaubens übten sie manche gute Werke, wie auch der Apostel Paulus sagt: Die Hei- den haben zwar das Gesetz nicht, aber von Natur thun sie die Werke des Gesetzes, weil es ihnen von Gott ge- schrieben ist in ihr Herz und ihr Gewissen. Wollust, Meineid, Diebstahl, Straßenraub fand man fast gar nicht bei den Wenden. Ihre Häuser verschlossen sie nie; daß ihnen etwas gestohlen würde, fürchteten sie nicht. Den Armen gab Jeder ohne Bitte, den Fremden nahm man freundlich auf. Und wer dies nicht that, den be- trachtete man als ehrlos, stieß ihn aus dem Gau, zündete seine Hütte an und verbrannte siemit allen Habseligkeiten.
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