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1. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 7

1917 - Breslau : Hirt
I A. Deutsche Geschichte. 7 c) Friedlicher Verkehr der Römer mit den Germanen. Dem Auf- stande folgte eine lange Friedenszeit. Sie gereichte dem Lande zu großem Segen. Tie Römer drangen wieder langsam vor, legten an wichtigen Punkten Festungen an und errichteten von der Lippe den Rhein entlang bis zur Donau einen hohen Grcnz- wall (Bild 2), der durch Türme und kleine Festungen fkastcllch geschützt war. Von diesen Kastellen ist die Saalburg bei Homburg auf Befehl Kaiser Wilhelms Ii. in ihrer ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt worden. Neben den Kastellen bildeten sich nach und nach Städte. So entstanden dort Straßburg, Worms, Koblenz, Bonn, Cöln, Trier u. a. In den Kastellen und Städten wohnten besonders alte Krieger, römische Kaufleute und Handwerker. Aus dem Inneren des Landes kamen die Germanen nach den Grenzorten, brachten Rinder, Pferde und Pclzwcrk, Wolle und andre Erzeug- nisse ihres Landes zum Verkauf mit und tauschten dafür römische Geräte, Kleider und Waffen ein. Ebenso zogen auch römische Händler tief in das Land bis zur Nord- und Ostsee und führten Bernstein und blondes Haar germanischer Frauen in Rom ein. Durch den friedlichen Verkehr mit den Römern wurde der Ackerbau gehoben und der Anbau von edlen Obstsorten, vonwcin und Weizen begonnen. Oft wurden die römi- schen Händler auf ihren Reisen von vornehmen Römern begleitet, die das Land kennen lernen wollten. Ihnen haben wir es zu verdanken, daß uns Kunde von Land und Leuten aus jener Zeit erhalten ist. Ii. Die Völkerwanderung. 1. Vvlkcrüiindnissc. In dem Kampfe gegen die Römer hatten die Deutschen zu beherzigen gelernt, daß Einigkeit stark macht. Deshalb traten die vielen kleinen Stamme, die sich früher oft bekämpft hatten, zu größerett Vereinigungen zusammen. So entstanden vier große Völkerbündnisse: die Ale mann etc am Oberrhein, die Fratiken ant Niederrhein, die Sachsen zwischen Rhein uitd Elbe utid die Gotett im östlichen Deutschland. Besmiders ntächtig waren die Goten, die in Ost- mib Westgoten zerfielen. Diese Völkerbünditisse wurden dem römischen Reiche, das um das Jahr 400 in das oft- und weströmische Reich geteilt worden war, bald gefährlich. Die Deutschen begttügtett sich nicht nur damit, die Altgriffe der Römer abzuwehren, sottdern sie drattgen selbst über deit Grenzwall in das römische Reich vor. 2. Tie Hunnen. Im Jahre 375 begann unter den deutschen Stämmen eine allgentenie Bewegung, die Völkerwanderung. Den Attstoß dazu gaben die Hunnen, die aus deut fernen Asien in Europa eiitbrachen. Sie wareit von Heiner, untersetzter Statur, hatten schwarzes, struppiges Haar, schmutzig-gelbe Hautfarbe, schiefliegende Augen und zeigten ein wildes, rohes Wesen. Sie übten von Wurzelt, und iwhem Fleisch, das sie unter den Sattel legten und mürbe ritten. Als Nomaden schweiften sie vott Ort zu Ort, durch Feld, Wald utid Gebirge. Ihre Kleider aus zusammeugenähten Fellen trugen sie so laitge, bis sie ihtteit in Fetzen vom Leibe fielen. Sie aßen, tranken und schliefen auf ihren kleinen, ausdauernden Pferden, als ob sie mit ihnen verwachsen wären. Auf ihren Raubzügen führten sie ihre Weiber und Kinder auf Karren mit sich. Der Krieg tvar ihre Luit. Mit wildem Geheul stürzten sie sich ohne Ordnung auf den Feind. Wer ihretl Pfeilen und Säbeln entging, den: warfen sie eine

2. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 65

1917 - Breslau : Hirt
I A. Deutsche Geschickte. 65 machten sie zum großen Teil ihre Leibeigenen zu Zeitpächtern oder gar zu Erbpächtern ihrer Güter. Solchen Pächtern wurden auch meistens die fürstlichen Hausgüter sdomänenj übergeben, die durch die Einziehung von Kirchengütern in protestantischen Landen bedeutend vergrößert und vermehrt worden waren. Hier und da suchte man sogar durch Rodung der Forsten und Entwässerung von Mooren Kolonien für besitzlose Bauern zu gründen und erließ zur Förderung der Landwirtschaft besondere Gesetze, die man Landesordnungen nannte. Auch Viehzucht, Gemüse-, Obst- und Weinbau nahmen einen bedeutenden Aufschwung, namentlich auf den fürstlichen Gütern. b) Nach dem 30jährigen Kriege. Alle schönen Keime des Fortschrittes wurden jedoch durch den großen Krieg vernichtet. Die einst so blühenden Fluren waren zur Wüste geworden, und die meisten Dörfer lagen in Trümmern. In den verwüsteten Städten standen viele Häuser unbewohnt; Mord und Verfolgung, Hunger und Pest hatten den größten Teil der Bewohner dahingerafft, so daß große Landstrecken herren- loses Gut waren. Den wenigen Bauern fehlte es an Saatgetreide, Ackergeräten und Zugvieh, ihre Äcker zu bestellen. Dazu waren sie durch den Krieg verwildert und arbeitsscheu geworden. Hilfskräfte konnten sie sich auch nicht annehmen, weil der lange Krieg ihr Ver- mögen verzehrt hatte. So mußte sich der Bauer darauf beschränken, durch die Land- wirtschaft das zu erzeugen, was er für sich und die Seinen zum Unterhalt brauchte. Auch dies wurde ihm schwer genug, weil er durch Steuern und Abgaben schwer belastet war und in mancher Beziehung seinem Gutsherrn gegenüber rechtlos dastand. Er mußte harte Frondienste leisten in Feld und Wald und bei den vielen Jagden als Treiber oder Aufpasser dienen ohne Rücksicht darauf, ob seine eigenen Äcker unbestellt blieben, seine Feldfrüchte verdarben, zertreten oder durch das zahlreiche Wild ver- nichtet wurden. Konnte er nicht das leisten, was sein Gutsherr von ihm forderte, so wurde sein Besitztum eingezogen, er selbst aber zum Tagelöhner gemacht. Dies „Ent- setzen" oder „Legen" der Bauern war besonders in Mecklenburg Brauch, wo im Laufe von 100 Jahren mehr als die Hälfte der ritterschaftlichen Bauern verschwand. Bei der großen Unsicherheit, die im ganzen Lande herrschte, kam es auch oft vor, daß Bauern- höfe geplündert und verbrannt wurden; denn durch den Krieg war das Volk sehr ver- wildert. Frühere Söldner hatten sich zu Räuberbanden vereinigt, zogen plündernd im Lande umher und vernichteten das, was der Krieg übriggelassen hatte. Dies wirkte auch auf die andern Bewohner schädlich ein, so daß Diebstahl, Betrug und Trunksucht überhandnahmen. Unter so ungünstigen Verhältnissen war es erklärlich, daß in Nord- deutschland noch 40 Jahre nach dem großen Kriege der dritte Teil aller Ländereien, die vor dem Kriege bebaut waren, wüst dalag. Erst nach und nach konnten die Wunden geheilt werden, die der Krieg der deutschen Landwirtschaft geschlagen hatte. Um 1700 war es jedoch bereits dahin gekommen, daß nicht nur heimische Getreidearten, sondern auch Mais, Kartoffeln, Klee und edles Gemüse angebaut, daß Kaffee, Tee und Kakao aus fernen Ländern eingeführt wurden, und daß die Ziergärtnerei nach französischem und englischem Muster in hoher Blüte stand. 2. Der Handel. Im 14. und 15. Jahrhundert, als die Hanse aus dem Gipfel ihrer Macht stand und die Handelswege von Genua und Venedig über Nürnberg und Augsburg durch Deutschland führten, gelangten viele deutsche Städte zur höchsten Blüte. Nach der Entdeckung neuer Länder und Seewege wurde jedoch der Landhandel durch den Seehandel verdrängt, an dem sich andre Völker wegen der günstigen Lage ihrer Länder mehr beteiligen konnten als die Deutschen. Anfangs waren Spanien und Portugal die führenden Handelsmächte. Im 16. Jahrhundert kamen die Nieder- Hirts neues Realienbuch. Geschichte. 5

3. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 73

1917 - Breslau : Hirt
I B. Brandenburgisch-Preußische Geschichte. 73 schlosse, und regierte von hier aus das Ordensland. Unter Winrich von Kniprode [1351—1382] erreichte der Orden seine höchste Blüte. Dann geriet er nach und nach in Verfall. In der Schlacht bei Tannenberg [1410] wurde seine Macht durch den Polenkönig Jagello gebrochen. Vergebens versuchte der Hochmeister Heinrich von Plauen die Ordensherrschaft wieder aufzurichten. Wegen schwerer Steuern wurde das Volk unzufrieden, so daß die Städte und ein Teil des Adels gegen den Orden einen Bund mit Polen schlossen. Die Marienburg wurde von den Feinden durch Verrat eingenommen, und der Hochmeister mußte seinen Sitz nach Königs- berg verlegen. 1466 wurde der szweite] Thorner Friede geschlossen. Vkstpreußen und das Ermland fielen ganz an Polen, und Ostpreußen erhielt der Orden von Polen als Lehen. Der letzte Hochmeister des Ordens, Albrecht von Brandenburg, nahm 1525 im Vertrage zu Krakau Ostpreußen als weltliches Herzogtum von Polen zu Lehen an, indem er zugleich dem Orden entsagte. Auf Luthers Rat trat er auch in den Ehestand und führte in Preußen die Reformation ein. Iii. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1640—1688)» 1. Seine Jugend. Es war ein Glück für Brandenburg, daß in der letzten Zeit des Dreißigjährigen Krieges der tatkräftige Kurfürst Friedrich Wilhelm regierte, der in der Geschichte den Beinamen der Große erhalten hat. Sein schwacher Vater Georg Wilhelm hatte dafür gesorgt, daß er eine gute Erziehung genoß. Im Alter von 7 Jahren schickte er ihn der Kriegsunruhen wegen nach der Festung Küstrin, wo er unter der Leitung seiner frommen Mutter stand. Im Alter von 14 Jahren bezog er die damals berühmte Universität Leyden in Holland. Längere Zeit hielt er sich auch am Hofe des Prinzen Heinrich von Orauien im Haag aus. Dort wollten ihn vornehme Jünglinge zu einem üppigen, sündhaften Leben verführen; er widerstand jedoch der Versuchung, verließ den Haag und begab sich in das Kriegs- lager des Prinzen, wo er Gelegenheit fand, sich zu einem tüchtigen Feldherrn auszubilden. Als der Prinz davon hörte, daß er den Versuchern widerstanden hatte, klopfte er ihm auf die Schulter und sagte: „Vetter, wer sich selbst überwinden kann, der ist zu Großem fähig; Ihr habt dies getan, Ihr werdet mehr tun!" 2. Thronbesteigung. Im Alter von 20 Jahren bestieg Friedrich Wilhelm den Thron. Sein Land befand sich in einem sehr traurigen Zustande. Städte und Dörfer waren in Schutthaufen verwandelt. Meilenweit sah mau in der Mark weder Menschen noch Vieh. Statt fruchtbarer Äcker fand man wüste Strecken und Wälder, in denen zahlreiches Wild hauste. Das Volk war verarmt und ver- wildert und lebte in beständiger Furcht vor den fremden Söldnern. Doch der junge Kurfürst war der rechte Mann dazu, Ordnung im Lande zu schaffen. Er hatte in Holland gesehen, daß Fleiß der Bewohner, guter Anbau und zweckmäßige Bewässerung ein kleines Land reich machen können. Dazu besaß er selbst Eigen- schaften, die jedem Herrscher zur Zierde gereichen: Gottvertrauen und Selbst- vertrauen, scharfen Verstand, ein liebevolles Herz, Tatkraft, Ausdauer, Mut und Tapferkeit. Er schloß mit den Schweden einen Waffenstillstand und wußte auch

4. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 76

1917 - Breslau : Hirt
Geschichte. Teil derselben wurde überrascht und vernichtet; die übrigen wurden von den Brandenburgern verfolgt und flohen in großem Schrecken bis Riga. Der Kaiser und die deutschen Fürsten gönnten jedoch dem Kurfürsten seinen Kriegsruhm nicht. Sie schlossert mit Frankreich Frieden und bestimmten dabei, daß die Schwe- den Vorpommern behalten sollten. Der Kurfürst geriet darüber in großen Zorn. Er mußte sich aber fügen, weil Brandenburg allein nicht stark genug war, sein Recht gegen so viele Feinde durchzusetzen. 8. Der Große Kurfürst als Landesvater. a) Sorge für den Ackerbau. Während des Dreißigjährigen Krieges waren viele freie Bauern der Mark in die Krrechtschaft des Adels geraten. Die 21. Der Große Kurfürst in der Schlacht bei Fehrbellin. „Junker" hatten verarmten Bauern ihre Besitzurrgen abgekauft, herrenlose Bauernhöfe an sich gerissen und Leibeigene angesiedelt, über die sie selbst Gericht hielten. Der freie Bauerrrstand war nach dem großen Kriege nur wenig vertreten. Viele Bauern hatten sich m der langen Kriegszeit daran gewöhnt, ziellos umher- zuwandern, und andre, die seßhaft geblieben waren, vernachlässigten den Ackerbau. So kam es, daß die Äcker verwildert waren und wenig Ertrag lieferten. Darum ermahnte der Kurfürst den Adel, seine Bauernhöfe nicht wüst liegen zu lassen. Arbeitsscheue Bauern zwang er, entweder zu ihren Gutsherren oder nach ihren eigenen Höfen zurückzukehren und ihre verwilderten Äcker fleißig zu bebauen. Er selbst ging mit gutem Beispiel voran, indem er seine Domänen skrongüterj muster-

5. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 49

1917 - Breslau : Hirt
I A. Deutsche Geschichte. 49 neuen Lande und entdeckte nicht nur viele Inseln, sondern auch das Festland von Südamerika. Für alle seine Verdienste erntete er jedoch schnöden Undank. Seine Neider verleumdeten ihn bei der spanischen Regierung, so daß er längere Zeit als Gefangener in Ketten schmachten mußte. Seine Unschuld kant zwar zutage, und er erhielt auch die Freiheit, aber seine Kraft war gebrochen, sein Glück dahin. Tief gekränkt und wenig beachtet starb er im Alter von 59 Jahren. 6. Folgen der Entdeckungen. Von den Spaniern und andern Völkern wurden die Entdeckungsreisen fortgesetzt. Man fuhr an der Ostküste von Amerika ent- lang und gelangte um die Südspitze herum in den Großen Ozean. Bald darauf 12. Die Schiffe des Kolumbus. gelang die erste Weltumsegelung dem Portugiesen Magelhaens. Nun erst lernte man die richtige Verteilung von Land und Wasser auf der Erdoberfläche kennen, und Martin Behaim fertigte den ersten Globus an. Erdkunde, Naturkunde und andre Wissenschaften ernteten reichen Gewinn. Dem Handel wuroen ganz neue Wege gewiesen. Auf dem Mittelmeere ging er sehr zurück; drfür hob er sich aber gewaltig auf dem Stillen und dem Atlantischen Ozean. Venedig, Genna und die großen Städte im Süden Deutschlands verloren als Handels- plätze an Bedeutung. Dafür flössen aber den Spaniern und Portugiesen große Reichtümer an Gold, Silber und Edelsteinen zu. Baumwolle, Kaffee, Zucker und andre Waren, die man vorher ans dem fernen Morgenlande be- zogen hatte, kamen jetzt in großen Mengen ans Amerika nach Europa. Des- halb wurden sie viel billiger als früher und konnten weitere Verbreitung finden, Hirts neues Realienbuch. Geschichte. 4

6. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 50

1917 - Breslau : Hirt
50 Geschichte. I so daß die ganze Lebensweise der Europäer eine Änderung erfuhr. Viele ließen sich auch durch die reichen Schätze Amerikas zur Auswanderung bewegen. Bald wurden in dem neuentdeckten Erdteile die eingebornen Indianer von den Weißen mehr und mehr verdrängt. Xvi. Die Reformation. 1. Mißstände in der Kirche. Am Anfang des 14. Jahrhunderts siedelte der Papst von Rom nach einer Stadt in Frankreich über. Dort wohnten die Päpste gegen 70 Jahre lang und standen ganz unter der Macht der französischen Könige. Als dann ein Papst seinen Sitz wieder nach Rom verlegte, wählten die Franzosen einen Gegen- Papst. Jeder der beiden Päpste hielt sich für den wahren Stellvertreter Gottes auf Erden und tat seinen Gegenpapst mit allen seinen Anhängern in den Bann. So entstand eine Kirchenspaltung. Alle Päpste suchten von den Gläubigen für sich so viel Geld wie möglich zu er- langen, und einige führten sogar einen anstößigen Lebenswandel. Dies wirkte auch auf die niederen Geistlichen ein, so daß manche dem Volke kein gutes Bei- spiel gaben. Mit dem Ablaß trieb man öfters argen Mißbrauch. Es wur- den zwar für Geld nur Strafen er- lassen, welche die Kirche auferlegt hatte; aber das Volk glaubte, man könne für Geld auch Vergebung der Sünde er- kaufen. So konnte es nicht ausbleiben, daß im Volke die Frömmigkeit schwand und die Sitten schlechter wurden. Dazu nahm der Aberglaube überhand. Das Volk glaubte an Zauberei, ließ sich durch gewissenlose „Zauberer" ausbeuten, beschul- digte ehrbare Frauen, daß sie Krankheiten über Menschen und Vieh brächten, weil sie heimlich mit dem Teufel einen Bund geschlossen hätten, und drang darauf, daß sie als „Hexen" verbrannt wurden. shexenprozesse.^ Wer es wagte, gegen alle diese Mißbräuche aufzutreten, wurde als „Ketzer" angesehen und dem Feuertode über- liefert. Allgemein verlangte man nach einer Reformation (Verbesserung^ der Kirche an Haupt und Gliedern. Diese suchte man zu erreichen, indem man eine allgemeine Kirchenvcrsammlung (Konzils berief. Sie wählte einen neuen Papst. Weil aber die beiden andern ihr Amt nicht niederlegten, gab es nunmehr drei Päpste. Ein zweites Konzil, das zu Konstanz abgehalten wurde, beseitigte zwar diesen Mißstand; aber eine Reformation der kirchlichen Zustände brachte es nicht. Auch ein drittes Konzil wurde vergeblich berufen, und man gab die Hoffnung auf eine Kirchenverbesse- rung fast ganz auf. In Frankreich, England und Böhmen hatten gläubige Männer dennoch versucht, durch ihre Lehre eine Reformation herbeizuführen; aber es war ihnen nicht gelungen. Der Böhme Johann Hus (Bild 13) wurde vor das Konzil nach Konstanz geladen und dort als Ketzer (Jrrlehrers verbrannt. Was alle Welt für un- möglich hielt, gelang endlich einem deutschen Manne: Dr. Martin Luther (Bild 14). 13. Johann Hus.

7. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 94

1917 - Breslau : Hirt
94 Geschichte. I Freund deutscher Kunst und Wissenschaft. In den Theatern wurden fortan deutsche Stücke aufgeführt. An dem Hofe Pflegte man deutsche Musik. In Berlin ließ der König das schöne Brandenburger Tor (Bild 27) bauen. Es ist geschmückt mit der Siegesgöttin, die sich auf einem von vier Rossen gezogetten Kriegswagen erhebt. 2. Tie Französische Revolution. Um diese Zeit ging in Frankreich eine gewaltige Staatsumwälzung vor sich. Durch die vielen Kriege Ludwigs Xiv. und die Ver- schwendung Ludwigs Xv. war das Land tief in Schulden geraten. Deshalb mußte das Volk hohe Steuern zahlen. Die Bürger und Bauern hatten dieselben jedoch fast 27. Das Brandenburger Tor in Berlin. Erbaut 1789—1793 von A. G. Langhaus nach dem Muster der Propyläen in Athen. Oben ein Vier- gespann mit einer Viktoria aus Kupfer. allein zu tragen; denn Adel und Geistlichkeit zahlten nur eine geringe Kopfsteuer, ob- gleich sie den größten Teil des Landes besaßen. Die Bauern wurden so gedrückt, daß sie nicht die Mittel zur Bearbeitung ihres Bodens aufbringen konnten. Dadurch ging der Ackerbau stark zurück, und die Not griff immer mehr um sich. Es gab Bettler, Räuber und Diebe in großer Zahl. Dazu kam, daß in jener Zeit ungläubige Männer durch ihre Schriften dem Volke die Religion und die Achtung vor dem Gesetz geraubt hatten. Nach und nach wurde die Unzufriedenheit im Lande so groß, daß 1789 eine Revolution ausbrach. Anfangs standen besonnene Führer an der Spitze der Unzu- friedenen; aber bald rissen grausame Männer die Gewalt an sich und verübten ent- setzliche Greuel. Viele Edelleute und wohlhabende Bürger flohen ins Ausland. Auch der König Ludwig Xvi., der mit einer Tochter der Kaiserin Maria Theresia von Öster- reich vermählt war, versuchte zu fliehen, wurde aber auf der Flucht erkannt und nach Paris zurückgebracht. Hier ließ man ihm zwar seine Würde; aber die Ausrührer be-

8. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 95

1917 - Breslau : Hirt
I B. Brandenburqisch-Preußische Geschichte. 95 hielten die Macht in den Händen. Preußen und Österreich schlossen daraus einen Bund, um in Frankreich die Ordnung wiederherzustellen. Ihre Heere vermochten jedoch nichts auszurichten, weil das ganze französische Volk zu den Waffen griff. Ludwig Xvi. wurde nun angeklagt, die Feinde in das Land gerufen zu haben. Man warf ihn ins Gefängnis und enthauptete darauf ihn und seine Gemahlin. Nochmals drangen die Verbündeten in Frankreich ein. Die Preußen erfochten auch einige Siege, zuletzt wurden sie aber von den Österreichern schlecht unterstützt, weshalb Friedrich Wil- helm Ii. mit den Franzosen Frieden schloß, in dem er das linke Rheinufer an Frank- reich abtrat. 3. Erwerbung neuer Länder. In Polen bestanden um jene Zeit zwei Adelsparteien. Die eine wollte Ordnung im Lande schassen und suchte Hilfe bei Preußen. Die andre hatte ihre Hoffnung auf Rußland gesetzt und rief russische Truppen ins Land. Preußen durfte es nicht dulden, daß Rußland den ganzen Rest von Polen an sich riß, und ließ deshalb auch Truppen ein- rücken. So kam es 1793 zur zweiten und 1795 zur dritten Teilung Polens. Preußen erhielt dabei die Städte Danzig und Thorn, die heutige Provinz Posen und große Gebiete von dem heutigen Russisch-Polen, im ganzen etwa 2000 Quadratmeilen mit 2 Millionen Bewohnern. Diese bedeutende Erweiterung des Staates war freilich für Preußen kein großer Gewinn; denn die Bewohner der neuen Gebiete hatten eine andre Sprache, andre, Sitten und einen andern Glauben als die Bewohner der alten Provinzen, und der polnische Adel war gegen Preußen feindlich gesinnt. Die Erwerbung von Danzig und Thorn war jedoch für die Sicherung des Handels auf der Weichsel sehr wichtig. Im Inneren Deutschlands erwarb Friedrich Wilhelm Ii. durch einen Vertrag Ansbach und Bayreuth. Viii. Das Ende des alten Deutschen Reiches (1806). 1. Napoleon Bonaparte. Zu den Männern, die sich während der Französischen Revolution besonders hervortaten, gehörte Napoleon Bonaparte. Er wurde 1769 auf der Insel Korsika als Sohn eines Rechtsanwalts geboren. Weil er Offizier werden wollte, besuchte er eine Kriegsschule in Frankreich. Hier zeichnete er sich durch Fleiß und Klugheit aus; aber er war auch launenhaft, hochmütig, ehrgeizig und herrsch- süchtig. Als die Revolution ausbrach, trat er auf die Seite der Empörer und kam durch seine Klugheit und Tapferkeit zu hohen Ehren. Im Alter von 26 Jahren war er bereits General. Bald darauf setzte er durch seine Siege ganz Europa in Staunen. Er schlug die Österreicher in mehreren Schlachten und vertrieb sie aus Italien. Tann erschien er in Ägypten, um durch die Besetzung dieses Landes die Herrschaft über das Mittel- meer zu gewinnen. Auf dem Lande erfocht er dort glänzende Siege; aber seine Kriegs- flotte wurde von den Engländern gänzlich vernichtet. Dennoch gelang es Napoleon, Frankreich wieder zu erreichen. Hier ließ er sich zum Ersten Konsul wählen und trar damit an die Spitze des Reiches. Durch siegreiche Feldzüge und kluge Verhandlungen drängte er den Feinden seines Landes bald den Frieden auf. Deutschland mußte dabei alle deutschen Gebiete auf dem linken Rheinufer an Frankreich abtreten. Die deutschen Fürsten wurden jedoch für den Verlust dadurch entschädigt, daß sie im Innern Deutsch- lands Gebiete erhielten, die bis dahin entweder Eigentum geistlicher Fürsten gewesen waren oder unmittelbar unter dem Kaiser gestanden hatten, wie die freien Reichs-

9. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 96

1917 - Breslau : Hirt
96 Geschichte. I stabte. Preußen bekam die Bistümer Hildesheim und Paderborn, Teile von Münster, Erfurt, Hessen, Mühlhausen, Nordhausen und Goslar. Dies war an Land und Leuten mehr, als Preußen abgetreten hatte; aber trotzdem hatte unser Vaterland durch den Länderaustausch in der Welt an Ansehen verloren. — 1804 wurde Napoleon zum erb- lichen Kaiser der Franzosen gewählt. (Bild 28). Bald darauf schlossen Österreich, Rußland und England einen neuen Bund gegen Frankreich. Schnell drang Napoleon gegen Österreich vor und wurde dabei von Bayern, Württemberg und Baden unter- stützt. Es gelang ihm, die verbündeten Österreicher und Russen in der blutigen „Drei- kaiserschlacht bei Austerlitz" zu besiegen. Österreich mußte einen schimpflichen Frieden schließen. Die eroberten Länder schenkte Napoleon seinen Generalen und Günst- 28. Napoleon I. mit seinem Gefolge. lingen. Zugleich ernannte er sie zu Königen oder Herzögen und verschaffte ihnen zum Teil Frauen aus angesehenen Fürstenhäusern. 2. Auflösung des Deutschen Reiches. Aus allem, was vorging, hatte der Deutsche Kaiser die Überzeugung gewonnen, daß das Deutsche Reich seiner Auflösung entgegen ging. Deshalb nahm er bereits 1804 den Titel „Kaiser von Österreich" an. Im Jahre 1806 schlossen 16 sud- und westdeutsche Fürsten den Rheinbund und stellten sich unter den Schutz Napoleons. Bayern und Würt- temberg wurden für ihre Unterstützung im Kriege von Napoleon zu unab- hängigen Königreichen erhoben; auch die Fürsten andrer Länder erhielten höhere Titel. Damit war der Titel eines Deutschen Kaisers vollständig bedeutungslos geworden. Franz Ii. legte deshalb die deutsche Kaiserkrone freiwillig nieder und machte dies allen deutschen Fürsten bekannt. Von nun an war jeder deutsche Fürst völlig selbständig in seinem Staate. So nahm das

10. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 108

1917 - Breslau : Hirt
108 Geschichte. I Krankheiten und nachdrängende Kosakenscharen wurde sein ganzes Heer aufgerieben. Er selbst entkam verkleidet in einem Bauernschlitten. Alle Völker betrachteten sein Unglück als Gottes Strafgericht. 7. Die Befreiungskriege. (1813—15.) a) Yorcks Vertrag mit den Russen. Die preußischen Hilfstruppen hatten mit großem Widerwillen an dem Zuge gegen Rußland teilgenommen. Als das Verhängnis über „die große Armee" hereinbrach, stand General Porck (Bild 34) mit seinen 20000 Preußen in den russischen Ostseeprovinzen. „Jetzt oder nie", dachte der Held, als er von dem Unglück Napoleons hörte. Schnell entschlossen kam er am Weihnachtsabend 1812 mit einem Führer der russischen Truppen zusammen mrd schloß mit ihm auf eigene Verantwortung einen Ver- trag, wonach er sich mit seinem Heere von den Franzosen trennte und an dem Kampfe nicht weiter teilnahm. Seine Offiziere jubel- ten ihm zu, und das preußische Volk freute sich über sein Vor- gehen. Der König aber konnte seine Tat nicht öffentlich gut- heißen; denn er war noch von Feinden umgeben und hätte leicht gefangen genommen wer- den können. Auch die meisten preußischen Festungen waren noch vom Feinde besetzt. Des- halb erklärte der König Porck als ungehorsamen General für ab- gesetzt. Der Bote, der diesen Befehl überbringen sollte, wurde jedoch unterwegs von den Russen aufgefangen. Darum erhielt Porck den Absetzungsbefehl nicht und blieb an der Spitze seiner Truppen. b) Preußens Erhebung. Die Franzosen mußten nun bis über die Weichsel zurückgehen. Die ostpreußischen Stände erklärten, sie wollten Gut und Blut opfern, damit der Ruhm Preußens nicht untergehe. Am 5. Februar 1813 trat in Königsberg ein allgemeiner Landtag für Ost- und Westpreußen zusammen und beschloß, 30000 Mann für einen Krieg gegen Napoleon zu be- waffnen und außerdem zum Schutze des Landes eine Landwehr und eiuen Landsturm eiuzurichten. Hierdurch wurde der Anstoß zur allgemeinen Er- hebung des Volkes gegen den Feind gegeben. In: Januar 1813 war der König nach Breslau übergesiedelt. Hier fühlte er sich vor dem Feinde sicher und erließ nunmehr im Februar einen „Aufruf zur Bildung freiwilliger Jäger- korps". In dieselben durften nur solche Jünglinge eintreten, die für ihre Aus- rüstung selbst sorgen konnten. Trotzdem strömten so viele nach Breslau, daß dem Könige Tränen in die Augen traten, als er den langen Zug der Freiwilligen an 34. General Dorck.
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