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Geschichte.
I
für die Ausbreitung der Lehre gelten als Mittel zur Erlangung der Seligkeit. Der
Hinimel hat sieben Stufen, in denen sich die Freuden von Stufe zu Stufe steigern.
Der Tod im Kampfe für den Glauben führt mit Sicherheit in das Paradies, das noch
über dem Himmel liegt.
Der Islam schreibt häufige Waschungen und täglich fünf Gebete vor, bei denen
das Gesicht nach der Stadt Mekka gerichtet sein muß. Als wöchentlicher Feiertag gilt
der Freitag. Jeder Gläubige ist verpflichtet, einmal in seinem Leben eine Pilgerfahrt
nach Mekka zu machen. Vielweiberei ist erlaubt. Tie Frauen werden geringer ge-
achtet als die Männer. Sie dürfen nur dicht verschleiert die Straße betreten. Ter
Genuß des Schweinefleisches und des Weines ist verboten. Als heiliges Zeichen gilt
der Halbmond, der auch auf allen Kirchen smoschcenj zu finden ist. Für jeden Menschen
ist nach dem Islam sein Schicksal unabänderlich vorausbcstimmt.
3. Ausbreitung der Lehre. Tie Lehre des Islam machte die Anhänger zu
mutigen Streitern. Mit Todesverachtung stürzten sie sich in das Schlachtengetümmel,
um durch den Heldentod die Freuden des Paradieses zu erwerben. Nach Mohammeds
Tode drangen sie in Ägypten ein und eroberten nach und nach den ganzen Norden
Afrikas. Daun setzten sie nach Spanien über und gründeten dort das maurische Reich.
Jahrhunderte später eroberten sie Konstantinopel und ließen sich in der heutigen
Türkei nieder.
Iv. Bonifatms.
1. Auftreten des Christentums unter den Teutschen. Durch die Wanderzüge
und das Lagerleben waren die deutschen Stämme verwildert. Tie Bekanulschaft mit
den Lastern und Genüssen der Römer hatte ihre einfachen, guten Sitten verdorben.
Es bedurfte einer höheren Macht, um das kernige Volk vor dem Verderben zu retten.
Diese Macht war das Christentum. Einige deutsche Völkerschaften, wie die Goten und
Langobarden, hatten schon während der Völkerwanderung das Christentum ange-
nommen. Aber auch bei ihnen blieben viele heidnische Sitten erhalten. Seit dem
7. Jahrhundert drangen begeisterte Prediger aus Franken, -England und Irland in
das Innere des Landes vor, um die heidnischen Stämme zu bekehren. Sie vermochten
jedoch für die Dauer wenig auszurichten.
2. Bouisatius unter den Friesen, Hessen und Thüringern. Der eigent-
liche Apostel der Deutschen war Winfried, genormt Borrifatius. Er stammte
aus Englarid urrd war der Sohn vorrrehmer Eltern. Schon in seiner Jugend
nahnr er sich vor, dcrr Heidcrr in Deutschland das Evarrgelium zu verkündigen.
Zuerst versuchte er es bei deu Friesen an der Nordsee. Als er sah, daß er hier
wenig Erfolg hatte, zog er nach Nom und ließ 'ich zum Glaubensboten der
deutschen Stämme weihen. Er mußte jedoch durch einen feierlichen Eid ver-
sprechen, daß er alle bekehrten Bewohner aus deutschen Gauen und ihre Priester
zum Gehorsam gegen den Papst verpflichten werde. Nach kurzer Zeit kehrte
er wieder zu den Friesen zurück und wirkte dort drei Jahre mit großem Segen.
Dann zog er in das Innere des Landes und breitete das Evangelium unter den
Hessen und Thüringern aus. Sein Ansehen wuchs, nachdem ihn der Papst
in Nom zum Bischof geweiht hatte. Viele Prediger wirkten fortan unter seiner
Leitung.
3. Die Donncrcichc. Bei dem Dorfe Geismar in Hessen stand eine uralte,
mächtige Eiche. Sie war dem Donnergott geweiht und galt bei den Bewohnern
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TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Tierkunde.
A. Wirbeltiere.
I. Klasse: Säugetiere.
Meist behaarte Wirbeltiere mit rotem, gleichwarmem Blute. Sie atinen durch Lungen
und gebären fast ohne Ausnahme lebendige Junge, die sie mit ihrer Milch säugen.
Affen.
Der Orang-Utan (Bild 71).
1. Wo wohnt er? Die Urwälder auf den Inseln Borneo und Sumatra sind
seine Heimat. Dort hält er sich meist auf Bülimen auf. Sein Körperbau und
seine Lebensweise kennzeichnen ihn als Baumbewohner. Sein malaiischer
Name Orallg-Utan bedeutet Waldmensch.
2. Wie sieht er aus? Das ausge-
wachsene männliche Tier erreicht eine
Länge von ungefähr l|m. Das Weib-
chen ist etwas kleiner. Lange, rotbraune,
zottige Haare bedecken fast den ganzen
Körper; nur die Innenflächen der Hände
und das Gesicht sind nackt. Das Haarkleid
schützt ihn vor der brennenden Wirkung
der heißen Sonnenstrahlen und vor den oft
recht heftigen und andauernden Regen-
güssen seines Heimatlandes.
3. Wie klettert und geht der Orang-
Utan? Als Baumtier muß er vor allem
gut klettern können. Seine langen, muskel-
kräftigen Vordergliedmaßen und beson-
ders seine Hände sind zum Klettern ge-
eignet. Der Daumen, der den übrigen
Fingern rechtwinklig gegenübergestellt
werden kann, ist zwar klein und schwach;
er macht aber die Hand zu einem guten
Greifwerkzeuge. An den Hintergliedmaßen kann die große „Zehe" ebenfalls
wie ein Daumen zur Seite gestellt werden (Greiffuß). Finger und Zehen,
die wie beinr Menschen „Plattnägel" tragen, sind nach innen gekrümmt. Beim
Gehen tritt der Orang-Utan nicht mit der Fußsohle, sondern nur mit dem Außen-
rande der Füße auf. Das macht seinen „aufrechten Gang" wacklig und
71. Der Orang-Utan. px.
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96
Naturbeschreibung.
Iii
unbeholfen; deshalb benutzt er seine langen Arme oder wohl auch ein Aststück als
Stütze; vielfach aber kriecht er schwerfällig „auf allen vieren". Im Gezweig
der Bäume dagegen bewegt er sich sehr gewandt und schnell; mit der schräg
nach innen gerichteten Fußsohle kann er Stämme, Äste und Schlingpflanzen
gut umklammern.
4. Wie ernährt er sich? Auf Bäumen findet er seine Nahrung, die er mit
den Händen ergreift und zum Munde führt: Früchte, Blätter und Insekten;
auch junge Vögel und Eier verzehrt er gern. Sein kräftiges Gebiß mit den
mächtigen, dolchartigen Eckzähnen kann selbst die härtesten Nußschalen auf-
knacken. Da der Orang-Utan vorwiegend Pflanzenfresser ist, bedarf er viel
Nahrung. Magen und Darm sind infolgedessen groß, und der Bauch tritt
hervor. In der Gefangenschaft gewöhnt er sich leicht an menschliche Kost, weil
der Bau seiner Verdauungswerkzeuge dem der unsern ähnlich ist.
5. Wie wehrt er sich? Seine Kraft ist riesenhaft; mit Leichtigkeit zerbricht
er einen starken Ast oder den Arm eines Mannes. Furchtbar vermag er zu beißen.
Als Schreckmittel bient ihm sein starkes Gebrüll. Sein dunkles Haarkleid ent-
zieht ihn im Walddunkel leicht den Blicken seiner Feinde, und mit seinen langen
Armen ergreift er die Äste, um sich fliehend von Baum zu Baum zu schwingen.
6. Wie zieht der Orang-Utan seine Jungen auf? Das Weibchen des
Orang-Utans bekommt jährlich ein Junges, an dem es mit „Affenliebe" hängt.
Es trügt das Kleine überall mit sich herum, pflegt es sehr sorglich und verteidigt
es gegen feindliche Angriffe mit der größten Aufopferung. Erst wenn das
Junge so weit ist, daß es sich selbst ernähren und verteidigen kann, läßt die Mutter
es aus den Augen.
7. Wie lebt der Orang-Utan in der Gefangenschaft? Jüngere Tiere lassen
sich leicht fangen. Sie sind zähmbar und lernen allerlei Kunststücke, z. B. wie ein
Mensch Messer, Gabel und Lössel benutzen, Flaschen entkorken, im Buche
blättern u. a. m. Ihr Nachahmungstrieb ist groß.
Verwandte. Am ähnlichsten sind ihm in Körperbau und Lebensweise der größere und
stärkere Gorilla und der kleinere und zartere Schimpanse. Beide wohnen in den Ur-
wäldern Westafrikas. In Tiergärten und Tierbuden sieht man bei uns bisweilen die Meer-
katzen und den türkischen Affen oder Magot. Er ist der einzige Affe, der auch in Europa
(auf den Felsen von Gibraltar) wild vorkommt. Die Meerkatzen haben ihre Heimat in
Mittelafrika; der Magot ist in Nordafrika zu Hause. Auch in der Neuen Welt gibt es Assen,
z. B. in Südamerika die Brüllaffen.
Flattertiere.
Die großohrige Fledermaus (Bild 72).
1. Warum heißt sie fo? Der Körper der Fledermaus hat Ähnlichkeit mit
dem der Maus. Fleder-, d. i. Flattermaus heißt sie, weil sie flatternd in
der Luft sich fortbewegt. Sie ist in Körperbau und Lebensweise ein ausge-
sprochenes Flattertier.
2. Der Körper der Fledermaus ist eiue vorzügliche Flugmaschine. Auf
dein Boden kann die Fledermaus nur unbeholfen kriechen; mit der Daumen-
ni
Tierkunde.
101
ausgerüstet, ist sie vorzüglich befähigt, das vorsichtige und ängsüiche Mäuslein
zu beschleichen. Wie erhascht die Katze ihre Beute? Ist sie der Maus nahe,
so duckt sie sich nieder, um plötzlich in gewandten: Sprunge auf ihre Beute los-
zugehen. Dabei knicken die langen Hinterbeine tief ein, das Rückgrat wölbt sich
nach oben (Katzenbuckel). Plötzlich streckt sie die kräftigen Hinterbeine und das
Rückgrat. Dadurch schnellt sie vorwärts; der Schwanz dient ihr dabei als Steuer.
Während des Sprunges, der selten das Ziel verfehlt, strecken sich die Krallen
der Vorderpfoten aus ihren Scheiden und dringen in das Opfer ein. Sie sind
wie nadelspitze, gebogene Dolche und halten die Beute fest wie mit Klammern.
Wie tötet und verzehrt sie ihre Beute? Da die Maus meistens im Genick
oder im Rückgrat gefaßt wird, so ist sie gewöhnlich dadurch schon gelähmt und
empfindungslos geworden. Getötet wird sie durch den Biß mit den langen,
spitzen, etwas gekrümmten Eckzähnen, die auch zum Festhalten dienen, weil
sie wie Zangen Übereinandergreifen. Die Reißzähne — das sind die großen,
kräftig entwickelten Backenzähne mit zackigen Kronen, die hinter den zwei kleinen,
scharfzackigen Lückenzähnen stehen — greifen scherenartig aufeinander und
dienen zum Zerreißen des Fleisches. Hinter den Reißzähnen steht jederseits
im Oberkiefer ein Kau- oder Mahlzahn, der zum Zermalmen der Knochen
dient. Die sechs kleinen Schneidezähne im Ober- und Unterkiefer werden,
wie die rauhe, mit Hornspitzen versehene Zunge, vorwiegend zum Abschaben
der Knochen gebraucht. Da der Kopf der Katze abgerundet ist, so ist ihr Gebiß
nicht so zahnreich wie das des Hundes, dafür aber äußerst kräftig. Es wird
durch starke Kaumuskeln in Bewegung gesetzt. Damit der Unterkiefer beim
Zerreißen und Zerkauen der Beute nicht seitwärts gleitet, ist er besonders fest
eingelenkt, so daß er wie eine Schere wirken kann.
Da die Katze Fleischfresser ist, also kräftige Nahrung zu sich nimmt, so braucht
sie nur einen kleinen Magen und kurzen Darm. Sie hat ein ausgezeichnetes
Verdauungsvermögen und kann bisweilen an einem Tage wohl an zwanzig
Mäuse verzehren. Dadurch wird sie nützlich. Manche Katzen jedoch, die kleinen
Vögeln, jungen Hasen und andern Tieren nachstellen, sind schädliche Tiere.
2. Wie die Katze ihre Jungen auszieht. Zweimal im Jahre, im Mai
und August, wirft sie fünf oder sechs Junge. Diese sind bis zum neunten Tage
blind. Die Mutter ist ihnen mit großer Liebe zugetan; sie hegt und pflegt sie aufs
beste. Wenn die Kleinen etwas größer geworden sind, so zeigen sie sich besonders
beim Spiel als niedliche Tiere. Die Mutter lehrt sie das Mäusefangen. Sie
bringt noch nicht getötete Mäuslein herbei, die sie in grausamer Weise todes-
wund ein Stückchen entwischen läßt, damit die Kleinen daran das Fangen
lernen.
3. Besondere Eigentümlichkeiten der Katze. Eigenartig ist die Vorliebe
der Katze für manche scharfriechenden Pflanzen. Den Geruch von Baldrian,
Katzenminze, Katzengamander schätzen die Tiere so sehr, daß sie sich wie toll
auf diesen Pflanzen wälzen und ihre sonstige Vorsicht und Schlauheit ganz
außer acht lassen. Die Katze hat ein vorzügliches Gedächtnis, das sich besonders
im Ortssinne zeigt. Sie hängt an dem Hause mehr als am Menschen; doch
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Iii
Tierkunde.
105
Hunde verursacht die furchtbare Krankheit der Tollwut, an welcher der Gebissene
meist trotz aller Kunst der Ärzte zugrunde geht. Der Hund trägt in und an
seinem Körper mancherlei Schmarotzer, die dem Menschen gefährlich werden
können, z. B. die Eier des Hundebandwurms; deshalb soll man sich nie bou
Hunden belecken lassen. Kleine Kinder sollten nie ohne Aufsicht mit Hunden
spielen, sie nicht umarmen oder küssen.
Beobachte, wie derhund läuft, trinkt, schläft! — (Erzählungen und Gedichte
vom Hunde.)
Verwandte. Der Fuchs (Meister Reineke) kommt in Wäldern und Feldern Europas,
Nordafrikas und Nordamerikas, West- und Nordasiens vor. Das fahle Rot seines Pelzes, das
in der Winterfärbung in Silbergrau übergeht, ist stellenweise schwärzlich überlaufen und
durch das weiße „Vorhemd" vor der Brust unterbrochen. Die Färbung des Fuchses ist eine
vorzügliche Bergungsfarbe: nur schwer erkennt man ihn, wenn er auf dem Waldboden
zwischen Gestein und Gestrüpp, ja selbst auf freiem Felde dahinschleicht. In seinen Be-
wegungen ist er schmieg- und biegsamer als der Hund; leicht und beinahe zierlich ist sein
Körper gebaut, kräftig sind seine Muskeln, und lang ist sein Steuerschwanz. Da er Nachttier
ist, kann er die Sehlöcher seiner schiefgestellten, listig blickenden Augen erweitern und ver-
engen wie die Katze, der er in seiner Raublust auch sonst ähnelt. Auch ihre Vorliebe für
Mäuse besitzt er; dadurch wird er fraglos nützlich. Aber weil er sonst so viel Schaden anrichtet
unter dem Wilde, den Vögeln in Feld, Wald und Garten, in Haus und Hos, so ist er überall
arg verhaßt. Er frißt auch Honig, süße Früchte und ähnliche Leckereien.
Der Wolf. In Größe und Aussehen dem Schäferhunde ähnelnd, ist er durch seine gelb-
lichgraue Färbung aus Waldboden und Steppe aufs beste geborgen. Man findet ihn noch
in Rußland, Ungarn, Galizien, Kroatien, Kram, Serbien, Bosnien, Rumänien, Polen,
Skandinavien und außerhalb Europas in den Atlasländern, in Nordost- und Mittelasien und
in Nordamerika. Er nährt sich gewöhnlich von Fröschen, Mäusen und andern kleineren Tieren;
doch fällt er auch größere Säugetiere, ja im Hunger selbst den Menschen an.
3. Marder.
1. Das kleine Wiesel oder Heermännchen. Kleines Wiesel heißt es zum Unter-
schiede von dem großen Wiesel oder Hermelin (Bild 75). Sein Körperbau paßt zu
seinem Räuberleben. Es ist das kleinste der uns
bekannten Raubtiere, nur 15—20 cm lang. Es
frißt vorwiegend dem Menschen schädliche Tiere,
besonders Mäuse und Kreuzottern; daraus ergibt
sich sein Nutzen.
2. Der Baum- oder Edelmarder, ein schlank
gebauter Räuber von ungefähr \ m Länge. Sein
Pelz ist entsprechend seinem Aufenthalte auf Wald- 7g. Das Hermelin, z.
bäumen bis auf den gelben Brustfleck braun (Be-
deutung). Sein wertvoller Pelz deckt sicher nicht den Schaden, den der Räuber anrichtet.
3. Der Haus- oder Steinmarder, dem Edelmarder in Körperbau uniß Lebensweise ganz
ähnlich, hat einen weißen Brustfleck.
4. Der Iltis, ungefähr von der Größe und Gestalt des Baummarders, ist einer der
schlimmsten Mörder unsers Hausgeflügels.
5. Der Fischotter ist ein Wassermarder. Der Bau seines Körpers und seiner Glied-
maßen stimmt vorzüglich zu seinem Aufenthalte, seiner Nahrung und Lebensweise.
Auch den plumpen Dachs rechnet man zu den Mardertieren.
108
Naturbeschreibung.
Ili
um sich zu sonnen und zu schlafen. Hier läßt er auch seine bellende Stimme hören,
die ihm zu seinem Namen verholfen hat. Unbeholfen nur bewegt er sich vor-
wärts und wird deshalb leicht eine Beute seiner Feinde, der Eisbären und
Menscheit; ein Schlag auf die empfindliche Nase vermag ihn zu töten.
3. Der Seehund, ein Wasserraubtier. Fische, Weichtiere, Krebse, See-
sterne und Tange bilden seine Nahrung, die er vorwiegend am Meeresboden
sucht, aber auch im Schwimmen ergreift. Seine Sinne sind zum Aufspüren
der Beute gut entwickelt, auch, was bei Wassertieren meist nicht der Fall ist, das
Gesicht. Sein Augenstern ist erweiterungsfähig; dadurch kann er sich dem Sehen
in verschiedenen Wasserschichten anpassen. Der Tastsinn, der seinen Sitz besonders
in den langen Schnurrhaaren hat, erleichtert dem Tiere die Jagd. Sein Gebiß
ist ein echtes Räubergebiß; doch sind die Zähne feinhöckerig und dadurch vor-
züglich befähigt, auch schlüpfrige Beute festzuhalten. Der Seehund ist sehr
gefräßig und hat ein ausgezeichnetes Verdauungsvermögen; da er reichlich
Nahrung findet, wird er sehr fett.
4. Was nützt der Seehund den Küstenbewohnern? Da der Seehund eine
ungeheure Menge von Fischen verzehrt, wird er schädlich; aber für die Be-
wohner der nordischen Küsten ist außer dem Renntier kein andres Tier von so
großer Bedeutung wie er. Alles von ihm wird benutzt und verwandt: Fleisch,
Fett, Fell, Knochen, Sehnen und Blut; deshalb stellt man besondere Jagden,
die Robbenjagden, an, bei denen das Tier zu Lande und zu Wasser massenhaft
erlegt wird.
Wie verwendet der Grönländer die einzelnen Körperteile des Seehunds?
Nagetiere.
1. Das Eichhörnchen.
1. Körpereinrichtung und Aufenthalt des Eichhörnchens sind voneinander
abhängig. Das Eichhörnchen ist ein echtes Baumtier. Auf dem Boden
humpelt es unbeholfen und ziemlich langsam dahin. Auf Bäumen dagegen be-
wegt es sich mit großer Gewandtheit, Schnelligkeit und Sicherheit. Mit seinen
krummen und spitzen Krallen hält es sich an Stämmen und Ästen fest. Von
Ast zu Ast und von Baum zu Baum vermag es weite Sprünge auszuführen.
Dazu braucht es die kräftigen und langen Hinterbeine. Es sind echte Sprung-
beine. Bei weiten Sprüngen dient ihm der lange und buschige, zweireihig
behaarte Schwanz als Steuer.
Springend und kletternd treibt sich das Eichhörnchen am Tage in den
Baumkronen umher. Die Nacht verbringt es in einem selbstgebauten Nest;
dies liegt zwischen Zweigen oder in einem Astquirl, ist aus Reisig geflochten
und mit Moos und Halmen dicht gemacht. Das Eingangsloch des Nestes kann
vom Eichhörnchen beliebig verlegt werden; dadurch schützt es sich vor dem Winde.
Im Winter, den es zu einem großen Teil verschläft, wird das Eingangsloch
verstopft und das Nest sorgfältig ausgepolstert. Der Winterschlaf ist indessen
nicht anhaltend. Von Zeit zu Zeit zehrt es von dem in Baumlöchern und
ähnlichen Verstecken von ihm angesammelten Nahrungsvorrat.
Iii
Tierkunde.
109
2. Körperbau und Ernährung des Eichhörnchens sind abhängig von-
einander. Seine Nahrung besteht vorwiegend aus Pflanzenteilen, wie sie der
Wald bietet. Gelegentlich stiehlt es auch Vogeleier, sogar junge Vögel. Indes
ist es ein ausgesprochener Pflanzenfresser. Außer Beeren, Nüssen, Bucheckern,
Eicheln, Nadelholzsamen und andern Sämereien und Frlichten verzehrt es auch
die jungeu Triebe der Nadelbäume. Die Nahrung führt es mit den Vorderfüßen
zum Munde. Es muß dabei jedoch beide Füße gebrauchen, da der stummel-
förmige Daumen nicht zum Greifen benutzt werden kann. Mit den Schneide-
zähnen beißt es kleine Bissen ab, auch hartschalige Nüsse vermag es mit ihnen zu
öffnen; oben und unten stehen je zwei. Sie sind meißelförmig. An der Vorder-
seite sind sie mit einer harten Masse, dem Schmelz, überzogen. Dieser nutzt sich
weniger leicht ab als das dahinterliegende Zahnbein. Deshalb sind die Schneide-
zähne hinten schräg abgeschliffen, so daß ihre Schneide immer scharf bleibt. Wie
alle Werkzeuge werden auch sie durch den Gebrauch abgenutzt; sie werden aber
nicht unbrauchbar, denn sie wachsen stets nach. Sie können ihre Arbeit als
Meißel gut ausführen, denn sie stehen frei und sind von den Backenzähnen
durch eine große Lücke getrennt. Eckzähne fehlen. Die Backenzähne sind mit
quergestellten Schmelzleisten versehen und werden dadurch einer Feile ähnlich.
Durch Vor- und Rückwärtsbewegen des Unterkiefers wird die Nahrung zwischen
den Backenzähnen zerrieben.
3. Wie schützt es sich gegen seine Feinde? Zwar kann das Eichhörnchen
mit den Vorderzähnen empfindlich beißen, doch sucht es sein Heil am sichersten
in der Flucht. Vor Raubvögeln schützt es sich dadurch, daß es eineu Baum-
stamm, an dem es sich festhält, umkreist. Dem Baummarder sucht es durch
Sprünge zu entkommen. Freilich wird es dennoch oft eine Beute seiner Feinde,
wenn es eine ihm drohende Gefahr nicht rechtzeitig erkannt hat. Doch kann es
mit seinen großen Augen gut sehen und mit seinen ziemlich großen, an der
Spitze mit einem Haarbüschel gezierten Ohren gut hören. Dagegen wird es
selbst vom Feinde nicht leicht wahrgenommen; denn wenn es die hellere Unter-
seite gegen einen Stamm oder Ast drückt, daß nur die rotbraune Oberseite sichtbar
ist, fällt das Eichhörnchen namentlich an Kiefernstämmen nicht auf. Es besitzt
also eine Schutzfärbung, und zwar eine Bergungsfärbung. Im Winter
sieht es anders aus als im Sommer; aber da es dann auf der Oberseite viele
grauweiße Haare trägt, ähnelt seine Färbung den Ästen. In den nordischen
Ländern gibt es grauweiße Eichhörnchen.
2. Der Hase.
1. Der Hase und seine Feinde. Er ist ein wehrloser Bewohner der Felder.
Von einer großen Anzahl von Raubsäugetieren und Raubvögeln wird er ver-
folgt; doch ist er wegen der graugelben Farbe seines Pelzes oft kaum von der
Erdfarbe zu unterscheiden, und es kommt vor, daß auch der Jäger den ruhig am
Boden liegenden Hasen nicht zu erkennen vermag (Bergungsfärbung). Seine
Beine tragen ihn in mächtigen Sätzen fort aus dem Bereich seiner Feinde,
so daß er auch schnellfüßigen Hunden oft entgeht. Die kräftigen Hinterbeine
Iti
Tierkunde.
111
Hier bewahrt er seine Wintervorräte; hier zieht er seine Jungen auf, und hier
findet er Schutz vor seinen Feinden und vor strenger Winterkälte. Größte
Sauberkeit und Ordnung herrschen in dem Baue des Hamsters.
2. Wie er aussieht und sich vor seinen Feinden schützt. Er gehört zu den
Mäusen und ist größer als eine Ratte, aber bedeutend plumper gebaut. Sein
dicker Leib wird von niedrigen Beinen getragen; es sieht aus, als schleife er auf
der Erde. Sein erdfarbenes Fell — es ist gelblichgrau wie der Lehmboden,
seitlich Heller, unter dem Bauche schwarz — paßt sich seinem Aufenthaltsorte an
und schützt ihn vor seinen zahlreichen Feinden. Außer dem Menschen stellen ihm
Bussard, Eule, Rabe, Iltis und Wiesel eifrig nach. Der Hamster sucht sich, wenn
er angegriffen wird, zwar kräftig mit seinen Nagezähnen und Krallen zu wehren;
aber immerhin ist er doch ziemlich unbeholfen, deshalb flieht er sobald als
möglich in seine Höhle.
3. Des Hamsters Vorratskammern und sein Winterschlaf. Der Hamster
ist ein arger Getreideräuber. Wenn das Korn reift, so sainmelt er mit unermüd-
lichem Fleiße Vorrat für den Winter. Mit seinen Vorderpfoten führt er die
Ähren ins Maul und entkörnt sie mit den Zähnen. Dann packt er die Körner
in die Backentaschen; das sind zwei Hautsäcke im Maule, an jeder Seite einer;
bis 2000 Weizenkörner können sie fassen. Sind sie voll, so trottet er langsam,
weil schwer beladen, nach seiner Höhle. Mit den Vorderpfoten streicht er hier
seine Beute aus den Backentaschen heraus. Bis zu einem Zentner kann er
zusammenstehlen und in seinen Vorratskammern aufspeichern. Wenn der
Hamster häufig vorkommt, so kann er sehr lästig werden. Man verfolgt ihn
deshalb mit Hacke und Spaten. Seine Höhle wird aufgegraben; ihn selbst
erschlägt man zum Lohn für seine Räubereien und verkauft seinen Pelz. Das
Getreide nimmt man ihm wieder ab. Es kann aber nur als Futter verwandt
werden, nicht zur Saat; denn der Hamster hat schlauerweise den zarten Kein:
abgebissen, damit die Körner in der Erde nicht anfangen auszuschlagen. Im
Dezember legt er sich zum Winterschlaf nieder, nachdem er vorher seine Höhle
sorglich verstopft hat. Wenn die Frühlingssonne ihn weckt, kommt er an die
Oberfläche, um sein Sommerleben von neuem zu beginnen.
Verwandte. Die schädliche Feldmaus kommt bisweilen so massenhaft vor, daß sie zur
Landplage wird. Sie besucht im Herbst und Winter auch die Häuser und kann mit der
Hausmaus leicht verwechselt werden, da beide ungefähr gleich groß sind. Die Feldmaus
hat aber kleinere, im Pelze versteckte Ohren und einen kürzeren, behaarten Schwanz; der
der Hausmaus ist nackt. Erdfarben ist die Feldmaus gezeichnet: oben gelblichgrau, unten
schmutzigweiß. Sie nährt sich von allerlei Sämereien, frißt aber auch andre Pflanzenteile.
Ihre Vermehrung ist erstaunlich stark: das Weibchen wirft jährlich 5—7mal Junge, und
zwar jedesmal 4—8. Ta die Jungen nach drei Monaten selbst schon wieder Junge hecken,
so kann eine Mäusemutter in einem Sommer mehr als 1000 Nachkommen haben. In warmen,
trockenen Sommern entsteht dann leicht eine Mäuseplage. Der Landmann stellt deshalb Fallen
oder streut Gift. Das beste Mittel aber ist, die natürlichen Feinde der Mäuse zu schonen: den
Fuchs, den Iltis, das große und kleine Wiesel, Bussarde, Eulen, Krähen, Katzen usw. Oft
verschwinden die Feldmäuse aus einer Gegend plötzlich; wahrscheinlich erliegen sie ansteckenden
Krankheiten, die sie zu Tausenden hinraffen.
Eigentümlich in seiner Lebensweise ist der Biber; er baut sich seine Wohnung im Ge-
wässer. Das Stachelschwein ist auch ein Nager.
144
Naturbeschreibung,
Iii
haben keinen Gehörgang und keine Muschel; das Trommelfell ist deshalb von
außen zu sehen; das Gehör ist scharf.
3. Feinde und Färbung des Grassrosches. Ihm stellen allerhand größere
und kleinere Tiere nach: Schlangen, Vögel, Säugetiere, Raubfische, Krebse
und selbst große Käser. Oft entflieht er seinen Feinden durch seine raschen
Bewegungen. Er kann sich auch lange Zeit im Wasser verstecken, ohne dabei
atmen zu müssen. Auf dem Lande verbirgt ihn seine Schutzfärbung einiger-
maßen. Er ist oben auf braunem Grunde dunkel gefleckt. Das Männchen
101. Der Wasserfrosch und seine Verwandlung,
a Frischer-Laich, b Laich mit Larvenbildung, c Larvengruppe, einen Tag alt, ci Larve mit
äußeren Kiemen, e Kaulquappe, die Kiemen sind von außen abgeschlossen, k Kaulquappe
mit Bildung der Hinteren Beine, g Kaulquappe mit Bildung der vorderen Beine,
b Kaulquappe mit schrumpfender Schwanzflosse, i Frosch mit Schwanz- und Flossenresten,
k vollentwickelter Frosch.
hat einen weißlichgrauen, das Weibchen einen rötlich und braungelb mar-
morierten Bauch. Zuweilen entkommt der Grasfrosch seinen Feinden durch
die Schlüpfrigkeit seiner feuchten und kühlen Haut. Sie sondert viel Schleim
ab und hängt nur lose am Körper. Die Haut ist nackt; sie trägt weder Schuppen
noch sonsüge Horngebilde. Wird der Frosch von einem Feinde etwa an einem
Hinterbeine ergriffen, so schreit er jämmerlich. Sonst läßt er seine Stimme
nur im ersten Frühjahr hören. Sein Gequake wird beim Männchen durch zwei
Kehlsäcke verstärkt.
4. Die Entwicklung des Grasfrosches. Er legt im März große Klumpen
von Eiern in das Wasser (Froschlaich). Die Eier haben eine gallertartige