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1. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 20

1911 - Breslau : Hirt
20 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. der Neuzeit, als sich von dem Norddeutschen Flachlande her, von wo aus ja die Gebirgsschwelle leichter zugänglich ist, der aus den Trümmern des Dreißigjährigen Krieges neu auflebende brandenburgisch-preußische Staat kräftig ausdehnte in dem zielbewußten Streben, den deutschen Einheitstraum seiner Erfüllung entgegen- zuführen (1614, 1803, 1815, 1866). Als der jülich-klevische Erbfolgestreit (1609— 1614) beigelegt und — außer westfälischen Gebieten - das Herzogtum Kleve Brandenburg zugesprochen war, gelang es nach dem langen Kriege dem Großen Kurfürsten, diese nörd- lichste Landschaft unserer Provinz auch innerlich mit seinen östlicheren Gebietsteilen zu einem Staate zu verbinden. In den übrigen Landschaften aber fehlte eine solche feste Hand- wiederholt suchten die Franzosen das Rheinland heim, und ihr Ansturm vernichtete vorübergehend auch die preußische Herrschaft am Rhein. Es war 1702 auch die Grafschaft Mors sowie Stadt und „Herrlichkeit" Krefelds und 1713 der Ostteil des Herzog- tums Geldern (mit Viersen und Geldern) an Preußen gefallen. Aber das ganze linke Rheinufer kam 1794 bzw. 1801 in französische Höndes- die deutschen Fürsten ließen sich dafür ablohnen im Reichsdeputationshaupt- schluß 1803, der die geistlichen Herrschaften (außer Kur-Mainz) von der Karte Deutschlands tilgte und Preußen u. a. in den Besitz der Abteien Essen und Werden brachte. Erst nach den Befreiungskriegen konnte Preußen seinen alten Besitz am Rheine wieder antreten- — durch den Wiener Kongreß 1815 wurde das Rheinland, das der Franzosenzeit wenigstens den ersten Anflug von Einheitlichkeit (auch im Rechtswesen) verdankte, fast in der jetzigen Ausdehnung preußisch- man zählte damals 1,9 Mill. Bewohner. Später kam nur noch das kleine Koburgische Fürstentum Lichtenberg (1834 durch Kaus) und 1866 der ehemals hessen-homburgische Kreis Meifenheim (s. S. 27) zu der - seit 1824 so genannten - Rheinprovinz^). Seit 1821 unterscheidet man die fünf Regierungsbezirke Düffel- dorf, Köln, Aachen Trier und Koblenz, die i. I. 1910 in 60 Land- und 19 Stadtkreise zerfielen (s. Vi, Iahlennachweise). Wie durch die Ereignisse des Jahres 1866 die große Lücke zwischen Rheinland und Westfalen einerseits und den altpreußischen Provinzen anderseits ausgefüllt worden ist, so haben die unvergeßlichen Kriegstaten von 1870/71 die deutsch-französische Grenze von der Saarlinie bis über die Mosel hinaus vorgeschoben. — Die Großmachtstellung Preußens und des Deutschen Reiches hat auch auf die Bedeutung des Rheinlandes segensreiche Rückwirkungen ausgeübt- der mächtige Aufschwung, den seit dem 19. Jahrhundert besonders die Industrie auf Grund der Ausnutzung der reichen Bodenschätze des Landes genommen hat, steht dabei in erster Linie, und damit hängt zusammen eine beträchtliche Zunahme der Bevölkerung, insbesondere der städtischen^). Am 1. Dezember 1905 zählte man in der Rheinprovinz 6435 778 Menschen (30 Jahre vorher 3 804381)- das macht (vgl. oben S. 1) durch- !) Vgl. Dr. W. Mushacke, Krefeld zur Zeit der preußischen Besitzergreifung (Kre- feld 1902), und ders. im Jahresbericht des Naturwissensch. Vereins zu Krefeld, 1906. 2) Wie schon hundert Jahre vorher die Südspitze der Rheinprovinz, die man sogar im ersten Pariser Frieden 1814 noch bei Frankreich ließ, die sich aber 1815 freiwillig unter preußische Herrschaft stellte. s) Neuerdings auch „Provinz Rheinland" genannt. 4) Die Volkszählung vom 1. Dezember 1905 wies 136 Städte mit insgesamt 3,3 Mill. Einwohnern und 3123 Landgemeinden auf.

2. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 38

1911 - Breslau : Hirt
38 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Helden auf den Friedhöfen. Das eingemeindete Poppelsdorf enthält außer der land- wirtschaftlichen Akademie u. a. auch eine Porzellanfabrik mit mehr als 1000 Arbeitern. Von Bonn aus führt eine Eisenbahn über das „Vorgebirge" hinweg nach Rhein- bach (Kreisstadt, 2600 E., Reliefkarten-Anstalt von I. H. Stumm), Euskirchen und weiter über das alte Städtchen Zülpich (2200 E., s. S. 18) nach Düren. In der Ecke zwischen dem Ruhr- und Ahrgau entwickelt sich aus dem Nordrande der Eifel die Erft. Nachdem sie als kleiner Bach durch das Städtchen Münster- eifel (3000 E.) geflossen ist, läßt sie sich von der durch Tuchfabriken wichtigen Kreis- stadt Euskirchen (12500 E.) an von der Eifelbahn eine Strecke weit begleiten. Die Gegend unterhalb war zwar früher wesentlich auf Ackerbau und Viehzucht angewiesen, enthält aber auch verschiedene Metallerze und hat sich letzthin industriell sehr entwickelt infolge der Förderung von Braunkohlen am „Vorgebirge" (i. I. 1908 stark 12^ Mill. Tonnen)^). Diese werden nicht nur zu Briketts (fast 3^ Mill. Tonnen) verarbeitet, sondern dienen auch dem Betriebe des großen Elektrizitätswerkes „Berggeist" (bei Brühl), das weithin — von den Toren Kölns bis über Bonn hinaus (ja mit einem Kabel durch den Rhein hindurch z. B. auch dem Petersberge) — Kraft und Licht spendet. Die Eisenbahn Aachen —Düren-Köln (s. S. 32) durchsetzt den waldigen Höhenzug, läßt Brauweiler (mit Besserungsanstalt, ehemaligem Kloster) links, das durch seine Töpferei bekannte Dorf Frechen (10700 E.) aber rechts liegen und gelangt so nach Ehrenfeld-Köln. Dem unteren Erftlaufe folgt die von Düren nach Neuß führende Bahn. Diese erreicht bald die kleine Stadt Grevenbroich [spr. brüch] (3700 C.), besonders bekannt durch Johann von Werth und durch Dietrich Uhlhorn, den Erfinder einer Münzprägemaschine und anderer technischer Werkzeuge. Im Kreise Grevenbroich sind 91% der Bodenfläche der landwirtschaftlichen Kultur erschlossen die Höchstzahl für Rheinland-Westfalen! Dann folgt an der Erft das Kreisstädtchen Wevelinghoven (3300 E.). Die alte Kreisstadt Neuh (38 000 E., s. S. 17, 19) liegt jetzt 2\ km vom Rhein entfernt, ist aber mit diesem und der unteren Erft durch den Erftkanal verbunden? sie ist der Mittelpunkt für den großen Vieh- und Getreidehandel, zu dem das untere (Erftgebiet, die „Kornkammer" des Niederrheins, den bedeutendsten Beitrag liefert. Neben den großen Weizenfeldern breiten sich die blauen Flachs- und die gelben Rapsfelder (diese für Ölbereitung) aus, und auf bedeutende Rübenanpflanzungen gründet sich Iuckergewinnung (s. S. 16) 2). — Die Verbindung der Stadt Neuß mit Köln stellt die linksrheinische Bahn her, die an alten Römerorten, wie Dormagen und Worringen, vorbeiführt! altertümlich erscheint auch das 1291 gegründete Jons am Rhein (Sontium). Der Rheinlauf selbst hat — von Köln und seiner Nachbarschaft abgesehen - von Bonn bis Neuß beiderseits breite flache Ufer mit weniger bedeutenden Ortschaften, von denen manche, z. B. Worringen (6700 E., s. oben und S. 17, 19), bisweilen unter großen Überschwemmungen zu leiden haben. Die linksrheinische Bahn führt abseits des Stromes von Bonn über Raisdorfs) sspr. rüsdorfj (Mineralquelle) nach Brühl (8400 E.), bekannt durch das 1728 erbaute Kgl. Schloß nebst großem Park, neuer- dings gehoben als Mittelpunkt der rheinischen Braunkohlen-Industrie (s. oben,' Köln- Bonner Kreisbahnen). Nördlich davon vereinigen sich linksrheinische und Eifelbahn, und bald sieht man die Türme Kölns emporragen. In einiger Höhe über dem 400 m breiten Strome, der bis hierher für Seeschiffe zugänglich ist (36 m über d. M.), am Kreuzungspunkt alter und neuer Handelsstraßen, erwuchs Köln aus römischen und christlichen Anfängen (s. S. 17 ff.) zu einer der ersten Städte der mittelalterlichen Welt mit der für damalige Verhältnisse gewaltigen Bewohnerzahl von etwa 50000. 1) Im ganzen Deutschen Reiche 66| Mill. Tonnen neben gut 148£ Mill. Tonnen Steinkohlen. 2) Vom Kreise Neuß sind fast 85% in landwirtschaftlicher Benutzung. '*) Dahinter am Vorgebirge die nördlichsten Weinberge im Rheintal.

3. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 43

1911 - Breslau : Hirt
V. Ortskunde. 43 gehört, bildet der Stadtkreis Essens. Trotz 1000jähriger Geschichte - die prächtige Münsterkirche weist noch auf die ältesten Zeiten des adeligen Frauenstifts zurück (s. S. 20) - hat Essen erst im 19. Jahrhundert durch Kohle und Eisen seine Größe erlangt. Wohl zählte das Städtchen, das durch seine Büchsenmacher berühmt war, im 16. Jahrhundert schon 5000 (E.; aber in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ging alles zurück. Es war nur ein schmutziges Ackerstädtchen, das 1802 von den Preußen besetzt wurde. Erst als an die Stelle des unbedeutenden wagerechten Tage- baues der nur durch Dampfmaschinen mögliche Bergwerksbetrieb in die Tiefe trat (f. Abbild. 30 auf S. 67 und Abbild. 37 auf S. 72), der die Stadt selbst unterwühlt, als dann mit Hilfe der so gewonnenen Steinkohlen die Eisenerze (jetzt meist von Sieg und Lahn und fremden Ländern) verhüttet und nun Gußeisen, Schmiedeeisen und Stahl verarbeitet wurden, begann der Aufschwung' für die Stadt Essen (i. I. 1840: 6300, t. 3- 1858: 17000 E.) schließt er sich an den Namen Krupp an (1858: 1000 Arbeiter). Aus den unscheinbarsten Anfängen (1810) ist durch die rastlose Tatkraft des „Kanonenkönigs" Alfred Krupp, des Vaters seiner Arbeiter (geb. 1812, gest. 1887), die größte Fabrik der Erde entstanden, die an der Westseite von Essen (an der Stelle eines Gehöftes, das Kaiser Otto der Große dem Frauenstift schenkte) 4^ qkm bedeckt. (Näheres s. Abbild. 31, S. 68.) Die Bewohnerzahl der Stadt stieg 1896 auf 100 000- durch Eingemeindung des zum Teil von Krupps Arbeiterkolonien erfüllten Vororts Altendorf, jetzt Essen-West (1901), von Rüttenscheid (1905), von Rellinghausen u. a. m. (1910) hat es der Stadtkreis Essen (1. Dez. 1910) auf 295000 Seelen gebracht. In Essen spielen Fabriken für Wellrohre, Termit und Jinnsalze heute auch eine große Rolle. Steinkohlenzechen finden sich in Menge, ebenso z. B. in Altenessen (47500 E.) und in Borbeck, der größten preußischen Landgemeinde (72 000 E.). Au den Schachtgebäuden (s. Abbild. 37, S. 72) und Eisenwerken ragen Schornsteine in die Luft, und den Nachthimmel beleuchten die Hohöfen und Kokereien (vgl. S. 28). Rellinghausen (s. o.) und Stoppenberg (12000 E.) sind schon ums Jahr 1000 vom Essener Stifte gegründet worden. Wie Kohlen- und Eisenindustrie umgestaltend wirken können, das lehrt am auf- fallendsten das Beispiel des aus dem Nichts der Heide in wenigen Jahrzehnten empor- gewachsenen Eisenbahnknotenpunktes Oberhausen, der, 1862 gegründet, 1890 schon 25000 E. zählte und jetzt einen Stadtkreis von 90000 E. bildet. Für diese Stadt sowohl als auch für die jenseit der Emscher liegende Gemeinde Sterkrade (35000 E.) ist die weltberühmte „ Gute-Hoffnungs-Hütte" (22000 Arbeiter!) maßgebend, deren Anfänge bis 1772 zurückreichen. 11. Der Gau des Niederrheins und der Niers. Wenn die früher betrachteten größeren Rheinstädte wegen ihres römischen Ursprungs auf dem linken Ufer lagen, folgen jetzt solche auf dem rechten Ufer als Häfen für die Industriebezirke. Da, wo nach Aufnahme der Erft (siehe S. 38) der Rhein eine so scharfe Biegung macht, daß sein Bett (an einer Stelle nur 151 m breit) bis auf 20 m Tiefe ausgewetzt ist (nachher nur 7^2 m), liegt Düsseldorf (heute ein Stadtkreis von etwa 358 000 E., darunter 3000 Soldaten), jahrhundertelang Hauptstadt von Berg (zuerst Grafschaft, 1380 Herzogtum), jetzt aber von dem volkreichsten Regierungs- ') Essen a. d. Ruhr, Festschrift zur Hauptversammlung der Deutschen Kolonial- gesellschaft, Juni 1905. Essen war nach der Volkszählung von 1910 des Deutschen Reiches 13., Preußens 8., des Rheinlandes 3. Stadt.

4. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 47

1911 - Breslau : Hirt
V. Ortskunde. 47 Dampfhämmern und Walzwerken tätig sind behufs Herstellung von Eisenbahnschienen, Wagenachsen, Trägern, Draht usw. Ähnliche Bedeutung haben in Meiderich die „Rheinischen Stahlwerke" (4000 Arbeiter). Das Thyssensche Werk „Deutscher Kaiser" hinter der Emscher-Mündung (mit eigenem Hafen) und andere industrielle Anlagen haben sich so entwickelt, daß der dahinterliegende Ort Hamborn, der i. I. 1871, als der erste Kohlenschacht „abgeteuft" wurde, 2700 Einw. zählte und i. I. 1890 noch auf 7300 stand, schon i. I. 1900 auf 32 600, i. I. 1905 auf 67 500 Be- wohner angewachsen war und am 1. April 1911 mit mehr als 100000 E. den Sprung vom Dorfe (allerdings der größten preußischen Landgemeinde, vgl. S. 43) zur Großstadt gemacht hat. Damit hat das Deutsche Reich 48 Großstädte. Rein aus geschichtlichen Verhältnissen hervorgewachsen, nicht durch Bodenschätze bedingt, wenn auch für den maschinellen Betrieb auf die Ruhr- kohlen angewiesen, ist die Webe-Industrie auf der linken Rheinseite, wo sie das Gebiet der oberen Niers und die Krefelder Gegend beherrscht. Im 17. Jahrhundert fanden flüchtige Mennoniten aus den Nachbar- gegenden in Krefelds unter oranischer Herrschaft Schutz- sie brachten hier die Leinenweberei zur Blüte, führten dann aus Holland die Seidenweberei ein und erhielten dafür unter Friedrich dem Großen (1751 und 1763 in Krefeld) besondere Vergünstigungen^)- später traten Samt- und Plüsch- fabrikation (namentlich Schappe-Samt und -Plüsch), Rohseidenhandel usw. hinzu- die Handweberei mußte in neuerer Zeit mehr und mehr der Maschinen- weberei weichen, was in den 80 er Iahren zur Folge hatte, daß immer mehr Leute in die Stadt zogen, während sich die Handnebenarbeit (Winderei) aus dem teuern Stadtleben in die Dörfer der Umgegend zurückzog. So ist das „deutsche Lyon" gerade vor wenigen Jahrzehnten so ungemein schnell gewachsen, daß es statt der 6000 Bewohner i. I. 1786, statt der 26 000 Be- wohner i. I. 1840, statt der 74 000 i. I. 1880 bereits im Jahre 1887 die Zahl 100 000 überschritten hat3); wegen der Verlegung großer Betriebe in die Umgebung und der Geschäftslage der Modeartikel hat sich die Zahl nachher wenig verändert, so daß man erst im Frühjahr 1907 112000 (darunter 700 Husaren) zählte, trotz der Eingemeindung von Linn am Rhein. Diese ist 1901 erfolgt, um einen 1906 eröffneten Rheinhafen anzulegen und so der Stadt industriell größere Vielseitigkeit zu geben. Im Herbst 1907 wurde durch neue Erweiterung des Stadtkreises dessen Bewohnerzahl um stark 13 000 erhöht- sie hat jetzt (1911) 129 700 erreicht. Die fertigen Seiden-, Samt-, Plüsch- und Halbseidenstoffe (in den drei letzten auch Baumwolle) werden zum großen Teil nach England und Amerika^) hin verhandelt, im Werte von etwa 80 bis 85 Millionen Mark jährlich. Die gewebten und gefärbten Stoffe erhalten in der „Appretur" Glanz und schönes Aussehen (s. Abbild. 29 des Hauptsaales der großen Appretur von O. Pastor, S. 65). Seit 1883 ist die Preußische höhere Fachschule für Textil-Industrie, 1896 räumlich getrennt in die Webeschule (mit Gewebesammlung) und die Färberei- und Appreturschule, als Deutschlands hervorragendste Anstalt dieser Art vortrefflich ausgestattet. Das Stadtbad (seit 1890) ist eins der schönsten der Rheinprovinz; wertvoll ist das Kaiser-Wilhelm-Museum (1897, mit Marmorstandbild). In Krefeld-Bockum besteht schon seit der Mitte des 1) Der Name Crefeld oder Krefeld ist noch nicht sicher erklärt! die vier Bezeichnungen Krähenfeld, Edelhof Ereinuelt, Familie Creifeld und Eleveld (= Klevisches Grenzland) werden als Namensursprung genannt. Krefeld hat seit 1373 Stadtrechte. 2) Vgl. Dr. W. Mushacke, Krefeld im Fridericianischen Zeitalter (Krefeld 1899). 3) Bei Düsseldorf erfolgte dies auch erst 1882. 4) Die ersten deutschen Ansiedler in Nordamerika (Germantown bei Philadelphia), 1683, waren 13 Krefelder Familien, vgl. F. D. Pastorius, Pennsylvanien (Krefeld 1884).

5. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 22

1911 - Breslau : Hirt
22 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Entsprechend den natürlichen Verhältnissen des Landes (Verbreitung von Kohle und Eisen, Gunst des Klimas, Fruchtbarkeit des Bodens usw.) sind die Bewohner der preußischen Rheinprovinz sehr ungleich über das ganze Gebiet verteilt (s. Fig. 9, S. 21). Wenn auch sehr große Flächen weit unter dem Durchschnitt der rheinländischen Volksdichte zurückbleiben (am ärgsten auf der Eifel mit etwa 40 Menschen auf 1 qkm), so vereinigen dafür einige kleinere Gebiete auf sich eine ganz außerordentlich dichte Bevölkerung. Diese bevorzugten Stellen, deren Volksdichte, wenn die Gemeinden von mehr als 20 000 Einwohnern außer Betracht gelassen werden, 250 noch übersteigt, sind das Kohlenbecken an der Saar, das fruchtbare Neuwieder Becken und die Umgegend von Bonn, namentlich aber die Gebiete am Nordrande des Schiefergebirges, in denen - merkwürdiger- weise — schon vor der Erschließung der Bodenschätze wichtige Städte lagen: das Aachener und das Ruhrkohlenbecken, sowie die von ihm mit beeinflußten, ergiebigen Fluren des Wuppergebiets und des linksrheinischen Webereibezirks, also etwa die Hälfte des Regierungsbezirks Düsseldorf. Die Hauptmasse der industriellen Tätigkeit des Pfälzer Berglandes vereinigt sich natürlich im Laarbecken, dessen Steinkohlenbergwerke fast alle Eigentum des preußischen Staates sind und ungefähr 50 000 Bergleute beschäftigen, die jährlich (1900) 11 Millionen Tonnen Kohlen fördern (vgl. oben S. 6). 3m ganzen Ruhrkohlen- becken, d. h. im Oberbergamtsbezirk Dortmund, förderten im Jahre 1890 128000 Arbeiter 35^ Mill., im Jahre 1900 229 000 Arbeiter 60 Mill. Tonnen Steinkohlen (Wert 512,7 Mill. J€); die Belegschaft war Ende 1906 auf 287 000 gestiegen. Daneben sind Tausende von Hüttenarbeitern tätig, während höchstens f der Bevölkerung den an sich recht fruchtbaren Ackerboden bebaut. Die Aachener Kohlengruben liefern jährlich (1909) etwa 3f Mill. Tonnen Steinkohlen durch die Arbeit von 7500 Berg- leuten. Dazu gesellt sich in diesem linksrheinischen Bezirke noch die Gewinnung von Blei- und Zinkerzen (Galmei) und andere Industrie; der Aachener Bezirk liefert f der gesamten deutschen Bleigewinnung, fast } der deutschen Silber- und £ der deutschen Zinkgewinnung'). In den Bezirken der Ebene wird vorzugsweise Landbau und Viehzucht, sowie Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen getrieben- aber auch dort wohnen noch mehr als 100 Einwohner auf 1 qkm. Übrigens entfielen im Jahre 1895 von der ganzen Bevölkerung der Rheinprovinz (stark 5 Mill.) als Erwerbstätige nebst Angehörigen und Dienstboten auf die Land- Wirtschaft fast \\ Mill. (24^ % gegen 35f °/0 als Durchschnitt fürs Deutsche Reich), auf Bergbau, Industrie und Bauwesen fast 2f Mill. (51|u/0 gegen 361 °/0 fürs Reichs, auf Handel und Verkehr mehr als f Mill. Menschen (12^-°/0 gegen 10£% fürs Reich). Die Zahl der erwerbstätigen Personen selbst bildete fast 40°/o der Gesamtbevölkerung. Die großartigen Handels- und Verkehrsbeziehungen des Rheinlandes zeigen sich u. a. darin, daß die vollspurigen Eisenbahnen unserer Provinz zu Ende des Jahres 1908 eine Länge von 4223,6 km ausmachten^). (Dazu kamen noch 921,4 km Straßenbahnen und 853,8 km nebenbahn- ähnliche Kleinbahnen.) Die Rheinlinie zwischen Süddeutschland und Holland, die Verbindungen innerhalb des Schiefergebirges mit Metz einerseits, durch Hessen ostwärts anderseits, endlich und hauptsächlich vom Flachlande aus die 1) Vgl. Festschrift zur Begrüßung des 14. Deutschen Geographentages, Köln, 1903' sowie: Körting, „Die Entwicklung der Industrie am Niederrhein in den letzten 50 Jahren" (Festsitzung des niederrheinischen Ingenieur-Vereins) Düsseldorf, 1906' Festschrift der Stadt Aachen, 1910. 2) Im Rheinlande entfielen auf je 1000 qkm Grundfläche 156,4 km (durchschnittlich im Deutschen Reiche nur 105,6), dagegen auf je 100000 Einwohner nur 61,9 km (gegen 90,7 im Reiche).

6. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 23

1911 - Breslau : Hirt
Iv. Die Bevölkerung. 23 zahlreichen Schienenwege durch Belgien und das südliche Holland nach Frankreich und den niederländischen Nordseehäfen sowohl wie nach Berlin und den Mündungen von Elbe, Weser und Ems sichern der Rheinprovinz reichlichen Vertrieb eigener und Umsatz fremder Erzeugnisse, der nur noch gewinnen kann, wenn der 1899 eröffnete Dortmund - Ems-Kanal nach Rhein und Maas hin einerseits, nach Weser und Elbe hin anderseits ausgebaut wird. Für die Lebhaftigkeit der Schiffahrt auf den Flüssen, in großartigstem Maße auf dem Rheine, wo sie seit 1831 ganz freigegeben ist, sprechen die Zahlen des Hafenverkehrs (vgl. Duisburg, S. 46). Der erste deutsche Rheindampfer fuhr 1824 von Rotterdam bis Kaub und zurück. Den Flußläufen folgen - wie die alten Heerstraßen - meist auch die größeren Eisenbahnen, wenigstens innerhalb des gebirgigen Gebiets. Mit Hilfe der voll- endeten Technik der Neuzeit werden aber auch die größten Terrainschwierigkeiten überwunden. Dem alten Handelswege am Nordrande der Mitteldeutschen Gebirgs- schwelle vorbei (siehe 5.19) entspricht die Linie Aachen — Krefeld — Duisburg — Dortmund — Berlin mit mehreren Seitenlinien, die insgesamt das dichte Eisenbahnnetz des rheinisch-westfälischen Industriebezirks ausmachen — so dicht, wie es auf dem ganzen Festlande nicht wieder zu finden ist. Vier Städte der Rheinprovinz sind Sitze von Königlichen Eisenbahn-Direktionen, nämlich Elberfeld, Essen, Köln und Saarbrücken. Für den Bau und die Instandhaltung von Straßen und Wegen sorgen teils der preußische Staat, teils die einzelnen städtischen und ländlichen Gemeinwesen. Am 1. Januar 1910 gab es in der Rheinprovinz 4825 Kraftfahrzeuge (gegen 26519 in Preußen). In den Händen des Deutschen Reiches ist das für unseren Verkehr so wichtige Post-, j Telegraphie- und Fernsprechwesen, für das in Aachen, Düsseldorf, Koblenz, Köln und Trier Oberpostdirektionen bestehen. Zu dem großen deutschen Reichsheere stellt das Rheinland die Mannschaften des Viii. Armeekorps (Generalkommando in Koblenz) und aus den nördlichen Bezirken noch einen Teil der Mannschaften des Vii. Armeekorps (Generalkommando in Münster in Westfalen). Eine andere Teilung ist in bezug auf die Rechtspflege getroffen: Zu dem im Jahre 1966 gebildeten Oberlandesgericht Düsseldorf gehören die Landgerichte Kleve, Krefeld, M.-Gladbach, Düsseldorf, Elberfeld und Duisburg' dagegen ist das Landgericht Essen (mit zum Teil westfälischem Gebiet) beim Oberlandesgericht Hamm geblieben. Zum Oberlandesgericht Köln gehören jetzt die Landgerichte Köln, Aachen, Bonn, Koblenz, Trier und Saarbrücken. Dagegen untersteht das Land- gericht Neuwied (ebenso wie Hechingen in Hohenzollern) dem Oberlandesgericht Frankfurt a. M.x). — Auf Grund des neuen Fürsorgeerziehungsgesetzes arbeitet die Provinz dem Verbrechertum entgegen (z. B. in der vortrefflich geleiteten und ein- gerichteten Anstalt Fichtenhain bei Krefeld). Neben der öffentlichen Armenpflege, durch die im Rheinlande z. B. im Jahre 1884 4 °/o der ganzen Bevölkerung unterstützt wurden, sorgt unsere Regierung auf Grund der Beschlüsse des Reichstages durch die Kranken-, Unfall-, Invaliditäts- und Altersversicherung für die arbeitenden Klassen, womit schon seit längeren Iahren Orts- und Betriebskassen und Privatwohltätigkeit Hand in Hand gehen 2). Nicht minder aber findet das geistige Leben in der Rheinprovinz volle Berücksichtigung; neben Juristen und Ärzten») sind die Vertreter des Kirchen- und Unterrichtswesens und der Künste in mannigfachster Weise ') Vgl. Abschnitt Vi. Auf der linken Rheinseite und im mittleren Teile auf dem rechten Rheinufer galt früher der »Code Napoleon« (vgl. oben S. 26), im Norden das preußische Landrecht, im Westerwalds das gemeine Recht. Am 1. Januar 1966 trat das Bürgerliche Gesetzbuch für das Deutsche Reich in Kraft. 2) (Es gab 1964 allein an Krankenkassen 2164 mit 1 131036 Mitgliedern. 3) Im Jahre 1905 zählte man im Rheinland 3014 „approbierte Ärzte", 198 Jahn- ärzte und 549 Apotheken.

7. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 39

1911 - Breslau : Hirt
V. Ortskunde. 39 Aus der erzbischöflichen Machtfülle arbeitete sich das unabhängige Bürgertum hervor und wetteiferte durch seinen Handel mit Wein und Erzeugnissen des eigenen Gewerbfleißes (z. B. der Goldschmiede) mit den mächtigsten Städten Europas? schon damals trafen bei Köln die kleinen Schiffe rheinabwärts auf das Ende der Seefahrt, während der wichtige Landweg dort den Fluß kreuzte. Die Blüte der Stadt fand in Baukunst und Malerei ihren Ausdrucks. Dem mit der Reformationszeit be- ginnenden Verfall (die Kölner Universität gegen die neue Lehre — 1804 nur 40400 (E.) half erst die preußische Besitznahme ab. Erst in unserer Zeit ist - wie die ins Stocken geratene Entwicklung der Stadt — auch das hehre Denkmal deutscher Gotik, der Kölner Dom (156 m hoch), dem Ruinendasein entrissen (s. Abbild. 27, S. 64). Seit der großartigen Stadterweiterung 1881 (prächtige Ringstraße) und der Eingemeindung von Vororten (1888, 1910) hat die Bevölkerung der „rheinischen Metropole" beständig zugenommen und i. I. 1905 die Zahl 400000, i. I. 1910 516000 überschritten und ist Preußens zweite Stadt geworden (vgl. Abbild. 28, S. 65). Als Festung ersten Ranges mit neuen Wällen und vorgeschobenen Forts, die bis ans „Vorgebirge" verlegt werden sollen, umschließt Köln eine Be- satzung von etwa 7300 Mann. Mit Köln sind 1888 die städteartig erblühten Vororte, z. B. Lindenthal, Ehrenfeld, Nippes (Eisenbahn-Hauptwerkstätte), und das durch Eisenbahn- und Schiffbrücke mit Köln verbundene Deutz zu einem Stadtkreise von Iii qkm, dem ausgedehntesten des Reiches (Berlin 63,5 qkm), verwachsen und durch ein Netz von Straßenbahnen verbunden' er mißt heute, nachdem auch das sich an Deutz anschließende Kalk eingemeindet ist, 117,3 qkm. Dieser Aufschwung ist insofern ein Zeichen eigener Kraft, als von Preußen der bedeutendsten Stadt des Rheinlandes nur ein Ober- landesgericht und die Verwaltung des Reg.-Bezirks zugedacht wurden. Westlich der Linie Hamburg-München ist Köln Deutschlands volkreichste Stadt. Bemerkenswert sind neben den vielen Kirchen im „deutschen Rom" (z. B. St. Martin, St. Maria am Kapitol, St. Aposteln, St. Gereon, St. Kunibert u. a.) das Rathaus, der Gürzenich mit großem Festsaal, die Reiterstandbilder der Könige Friedrich Wilhelm Iii., Friedrich Wilhelm Iv. und Wilhelm I., letztere beiden jetzt an der Deutzer Seite der neuen Eisenbahnbrücke, an deren Kölner Seite nun Denkmäler der Kaiser Friedrich und Wilhelm Ii. aufragen, andere Denkmäler der Kaiser Wilhelm I. (auf dem Ring) und Friedrich, die Bildsäulen Bismarcks und Moltkes und das Brunnendenkmal Johann von Werths, das Wallraf-Richartz-Museum, das Stadttheater, dazu außerhalb die Flora und der Zoologische Garten. Beinahe 50°/„ der Kölner Bevölkerung ernährt der Gewerbfleiß (z. B. Kölnisches Wasser, Iuckerraffinerie, Stoll- wercksche Schokoladen [2000 Arbeiter], Maschinen- und Wagenbau, Bindfadenfabrik jährlich mehr als 5 Mill. kg Garn], Gasmotorenfabrik Deutz [2500 Arbeiter], Elektro- technik u. a. m.)^) Der Hauptverkehr drängt sich in der Hochstraße zusammen. 17°/0 der Bewohner leben vom Handel, der die nach allen Richtungen ausstrahlenden Land- und Wasserstraßen ausnutzt. Für die Rheinschiffahrt, der neue Werft- und Hafenanlagen dienen, ist Köln u. a. der Hauptausgangspunkt der Personendampfer nach Mainz (Köln-Düsseldorfer Gesellschaft). An Eisenbahnlinien gehen von Köln (Kgl. Cisenbahn-Direktion) außer den schon genannten nach Aachen, Trier, Bonn — Koblenz, Neuwied und Gießen auch aus die Bahnen nach Neuß — Krefeld, nach Düffel- dorf und Elberfeld-Barmen, die alle Anschluß nach den Niederlanden und Norddeutsch- land haben. Endlich führt eine Zweigbahn von Deutz o.n.ö. nach dem Städtchen Bergisch-Giadbach (15200 E., Zinkerze) und darauf nach der durch ihre Kadetten- anstatt bekannten Gemeinde Bensberg (11500 E.). 1) »Qui non vidit Coloniam, non vidit Germaniam.« Vgl. auch Ed. Sonne, Bilder vom Rhein, S. 72 ff. Als Mann der Wissenschaft ist Albert von Ballstädt, Albertus Magnus (gest. 1280), zu nennen; er ruht in der Andreas-Kirche (Arabische Studien; Aristoteles' Lehre von der Kugelgestalt der Erde? Einfluß auf Kolumbus). 2) Vgl. Festschrift zur Begrüßung des 14. Deutschen Geographentages, Köln 1903; Naturwissenschaft und Gesundheitswesen in Köln, Festschrift 1908.

8. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 44

1911 - Breslau : Hirt
44 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. bezirk^). Seit 1767 ist Düsseldorf im Besitze einer Malerakademie, die mit denen von Berlin und München wetteifert und der Innenstadt das künstlerisch- schöne Gepräge gewahrt hat, obwohl in der preußischen Neuzeit im Anschluß an den Aufschwung der durch das Düsseltal leicht erreichbaren Wupperstädte rege Industrie (Eisen- und Stahlwerke, Werkzeugmaschinen, Garne und Baum- Wollstoffe, Baubedarf, Tabak und — dank der Fruchtbarkeit der Nachbarschaft — Senf) fördernd zu Handel und Schiffahrt (Hafen 1896) hinzugetreten ist2). Das Dorf an der Düsselmündung wurde nach der Schlacht bei Worringen 1288 (s. oben S. 19) als Stadt befestigt; jetzt aber umgeben den engen alten Stadtteil am Rhein weithin die neueren mit schönen Straßen; auch von der Flußseite aus zeigt die Stadt in den letzten Iahren ein anderes Bild, sowohl nach dem oberhalb liegenden Hafen zu als namentlich vor dem Hofgarten, wo die prächtige neue Rhein- brücke die gegenüberliegenden Ufer verbindet und so der elektrischen Kleinbahn Düsseldorf —Krefeld (1898) den Weg weist. Unterhalb dehnt sich das zuerst für die erfolgreiche Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung von 1992 benutzte Gelände aus. Zu dem jetzigen Stadtkreis gehören auch — meist die Fabriken enthaltend — frühere Vororte, so z. B. Bilk mit Sternwarte, neuerdings auch das durch Glas- Hütte und Drahtstiftfabriken bekannte Gerresheim. Die Blüte der Düsseldorfer Malerschule zählt von der Zeit an, als der hier 1783 geb. Peter von Cornelius die Leitung der Akademie übernahm (nach ihm Schadow u. a.). In Düsseldorf sind auch der Philosoph F. H. Iacobi und der Dichter H. Heine geboren. — Die prächtigen Gebäude für Kunstzwecke (Akademie, Kunstpalast, Kunsthalle, Theater sgoethe-Festspielej usw.), mehrere Denkmäler, der Botanische und der Zoologische Garten usw. vollenden das Bild der sich mächtig entwickelnden neuzeitlichen Großstadt. Hier als am Sitze der Provinzialverwaltung versammelt sich auch der Provinziallandtag (f. S. 24). Daß die „rheinische Kunst- und Gartenstadt" jetzt auch wichtige Industrie- und Handelsstadt ist, zeigt u. a. die Benutzung der vielen Eisenbahnen. Die alte Linie Köln —Minden führt geradlinig nach Duisburg weiter; die rechtsrheinische Bahn geht nach Mülheim a. d. Ruhr zu, zwei Linien steigen nach Elberfeld hin an, die eine seit 1841 (bis Erkrath schon seit 1838; Station Hochdahl, 12 km entfernt, 159 m über Düsseldorf); über Ratingen geht's ins Ruhrgebiet. Zur Verbindung mit den linksrheinischen Gebieten aber dient außer der genannten neuen Brücke weiter oberhalb die alte vierbogige Eisenbahnbrücke nach Neuß. Durch die breite Niederung, die für Kartoffel- und Gemüsefelder und Wiesen guten Boden abgibt, windet sich der Rhein in n. Richtung weiter; am rechten Ufer, einstmals auf einer Insel, liegt das Städtchen Kaiserswerth (2899 E.), früher nach dem hier beigesetzten Glaubensboten Suitbertswörth genannt (s. S. 18 und S. 35, Anm. 2), bis Kaiser Friedrich Rotbart den Ort zur Reichsstadt erhob (1184 Pfalz), im 14. und 15. Jahrhundert die bedeutendste Iollstätte am Niederrhein; jetzt wird Samt und Seide gewebt, aber in fernen Weltteilen ist der Ort bekannt durch die 1836 gegründete Diakonissen-Anstalt. Weiter unterhalb folgt links die alte Stadt ürdingen^) (9899 E., elektrische Straßenbahn nach Krefeld) mit bedeutenden Fabriken und vielbenutzter Rheinwerft (Rheinspiegel 24 m hoch). Hier gabelt sich die von Krefeld kommende Eisenbahn; die eine Linie führt über die vierbogige Rhein- brücke nach Hochfeld —Duisburg, die andere mit einem Trajekt von Homberg (25999 E., s. S. 48)4) nach Ruhrort hinüber. Hier ist der Bau einer festen Brücke (Kragträgerbrücke mit 293 m spannendem Mittelteil) 1997 vollendet worden (s. Plan S.45). Oberhalb der Hochfelder Brücke liegt links die Kruppsche Friedrich-Alfred- Hütte (s. Abbild. 32, S. 69), eines der bedeutendsten Hüttenwerke Deutschlands und 1) Der Reg.-Bez. Düsseldorf enthält etwa 3| Mill. E. (vgl. S. 21), mehr als die Großherzogtümer Baden und Hessen zusammen. Der Volkszahl nach ist Düsseldorf jetzt des Deutschen Reiches 9., Preußens 5., des Rheinlandes 2. Stadt. 2) Führer durch Düsseldorf a. Rh., herausgeg. vom Verkehrs-Verein, 1919. 2) Zur Zeit Karls des Großen „Villa am Ord" (vgl. zweitnächste Anmerkung); seit 1255 Stadt, die sich hob, als Kaiserswerth sank. 4) Die Linie von Homberg nach Herzogenrath (s. S. 33) war (1852) die erste linksrheinische Eisenbahn."

9. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 46

1911 - Breslau : Hirt
46 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. Europas (fast 3 qkm); die eigene Hafenanlage (7 ha) ermöglicht es, die zur Ver- hüttung bestimmten Erze auch auf dem Wasserwege unmittelbar bis an die Hütte zu schaffen und die Erzeugnisse des mit dem Hohofenwerk (8 Hohöfen, davon 4 mit je 600 cbm Inhalt) verbundenen Stahl- und Walzwerkes, nämlich Schienen, Träger u. a., auf demselben Wege zum Versand zu bringen. Den Stadtkreis Duisburg bildete um die Jahrhundertwende nicht nur die eigentliche Stadt, die zwischen Ruhr und Rhein an dem 1844 geschaffenen. 4 km langen Rhein - Ruhr-Kanal (zum größten Teil als Hafen ausgebaut) liegt, sondern ein Gebiet von 38 qkm, das namentlich in dem Winkel zwischen Kanal und Rhein und im 8 (Hochfeld) und So der Stadt groß- artige Fabrikanlagen enthält. Innerhalb dieser Grenzen stieg die Einwohner- zahl i. I. 1904 zu 100 000 an. Danach aber erfuhr der Stadtkreis Duisburg eine erhebliche Vergrößerung dadurch, daß sich ihm die bisherigen Städte Ruhrort^) und Meiderich einfügten. Infolgedessen rückte Duisburg bei der Volkszählung 1905 mit 192 000 Einwohnern an die 12. Stelle unter den 28 Großstädten Preußens- i. I. 1910 wurde die Zahl 229 000 über- schritten. Nach jener Erweiterung bezeichnet der Name Duisburg unbestritten die Stelle des größten Binnenschiffahrtverkehrs der ganzen Erde- belief sich doch in seinen Häfen und an seinen Uferladeplätzen der Güter- Umschlag i. I. 1909 auf 17 Millionen Tonnen^), ohne die auf vorbei- fahrenden Schiffen befindlichen Güter (etwa 4 Millionen Tonnen) zu rechnen! Duisburg <vgl. s. 17 bis 19) besaß von 1655 bis 1818 eine vom Großen Kur- fürsten gegründete Universität. Dem Geographen Merkator, der 1552 bis 1594 dort lebte, ist 1878 ein Brunnendenkmal errichtet worden- eine wertvolle Merkator- Sammlung ist oben im Rathaus. In Hochfeld finden sich mehrere große Eisenhütten, Walzwerke und Gießereien, die Brückenbau-Firma Harkort, Schiffsbau, eine Kupferhütte, Fabriken für Ultramarin, feuerfeste Steine und Chemikalien- in der alten Stadt blühen Maschinen-, Baumwoll- und Tabakfabriken (vgl. S. 49) und ein umfangreicher Handel. Früher hatte Duisburg seine Hafenanlagen rein aus städtischen Mitteln bestritten. Der staatlichen Ruhrschiffahrtsverwaltung unterstand der Hafen von Ruhrort, dessen eigene Ein- nahmen zur Instandhaltung und zum Ausbau ausreichten. Seit dem 1. Oktober 1905 sind beide Häfen zu einer Betriebsgemeinschaft unter staatlicher Verwaltung vereinigt. Der Ruhrorter Hafen war nach dreimaliger Verlegung der Ruhrmündung und allmählicher Vergrößerung auf 1\ km Beckenlänge mit Eisenbahngleisen (60 km), Schiffsbauplätzen, Magazinen und einem Riesen-Dampfkran, dreistöckiger Einrichtung zum Einladen bei verschieden hohem Wasserstand usw. ausgestattet- letzthin ist er, um allen Bedürfnissen des Handels gerecht zu werden, nach der Ostseite hin noch durch drei Parallelbecken von zusammen 3,6 km Länge erweitert- um dahin eine neue Zufahrt von 2,5 km Länge zu schaffen, mußte die Ruhrmündung aufs neue südwärts verschoben werden (s. Abbild. 36, S. 72 und Plan S. 45). Wie die gewaltigen Schleppdampfer von hier aus die Ruhrkohlennachen3) rheinaufwärts ziehen, so gleiten nach Holland abwärts die umfangreichen Flöße aus Holz des Schwarzwaldes und des Spessarts vorüber. An der Nordseite Ruhrorts breitet sich das gewaltige Eisenwerk „Phönix" aus, in dem etwa 6000 Arbeiter an Hohöfen, Dampfkesseln, Puddelöfen, 1) Ruhrort bedeutet Ruhr ecke. — Als verkehrsgeographische Arbeiten sind zu nennen: Der Ruhrorter Hafen, 1902; F. Wickert, Der Rhein und sein Verkehr (Forschungen zur Landeskunde), Stuttgart 1903. 2) Im Jahre 1899 hatte Duisburg-Ruhrort 11,9 Mill., Pittsburg (Nordamerika) 8,8 Mill., Berlin 7,3 Mill., Mannheim-Ludwigshafen 6,5 Mill. Tonnen Wasserfrachtverkehr. 3) Ein solcher in Eisenkonstruktion ist meist über 80 m lang und faßt dann etwa viermal so viel Kohlen wie ein Eisenbahnzug von 80 Achsen, d. h. 1500 bis 1600 Tonnen! Ein neuer von 102 m Länge faßt 2500 Tonnen! Im Juli 1905 fuhr sogar ein Schleppzug rheinaufwärts, dessen Kähne den Inhalt von 850 Eisenbahn-Doppelwagen bargen!

10. Landeskunde der preußischen Rheinprovinz - S. 48

1911 - Breslau : Hirt
48 Landeskunde der preußischen Rheinprovinz. 19. Jahrhunderts die Fabrik, deren Firma durch das Kayserzinn weithin bekannt geworden ist. Berühmte Namen haben Hermann von Beckerath, der Reichsfinanzminister von 1848, Eduard Vogel, der unglückliche Afrikaforscher (geb. 1829) i), und Karl Wilhelm, der Komponist der „Wacht am Rhein" (1854). Im Sw der Stadt besiegte Ferdinand von Braunschweig 1758 die Franzosen. Nicht nur für die nächste Umgebung, sondern auch für die Gebiete weiter w. und n. ist Krefeld die industriell maßgebende Stadt und als solche mit den naheliegenden Orten durch elektrische Straßenbahnen, mit den entfernteren durch die „Krefelder Eisenbahn" und Linien der linksrheinischen Bahn verbunden. So liegen im Sw, links von der Niers in einem Dreieck, die Städte Viersen (31099 E.), Dülken (19599 E.) und Süchteln (19999 <£., vgl. S. 12), rt.ro. von Krefeld die Kreisstadt Kempen (7499 E., Geburtsort von Thomas a Kempis, 1389); erstere rote letztere stehen in Verbindung mit dem preußischen Grenzstädtchen Kaldenkirchen (4599 E., Haupt- Zollamt) und dadurch mit dem holländischen Venlo an der Maas. In der Nähe der oberen Niers, die gerade an der Südwestgrenze des Reg.-Bez. Düsseldorf entspringt, ist München-Gladbachs) (Stadtkreis von 66 500 03., im Jahre 1840 nur 2800), das „rheinische Manchester", der Hauptort für die rheinische Baumwollindustrie. An dieser sind die Städte Rheydt (44 999 E.) und Odenkirchen (29999 E., Vereinigung geplant), sowie der Ort Wickrath (6899 (E., Gestüt) im S und teilweise Viersen im N mit beteiligt. Einstmals wurde in diesen Gegenden Flachs gesponnen und gewebt; als aber 1896 die Zollgrenze an den Rhein verlegt wurde, übertrugen bergische Baumwoll- und Seidenfabrikanten ihre Weberei (mit Handarbeit) an die Niers. Dieses früher so liebliche Flüßchen haben die industriellen Werke der Neuzeit in trübe Tinte verwandelt; erst neuerdings hat man bei Gladbach Klärbassins herzustellen begonnen. Die Eisenbahnen von Aachen und Antwerpen treffen hier zusammen, um teils über Neuß — Düsseldorf, teils über Krefeld — Duisburg nach No weiter zu führen. Die Seiden-, Samt- und Plüschbereitung erstreckt sich auch über das geschilderte Gebiet hinaus nach N zu noch weit in die Bezirke hinein, für welche die land- wirtschaftliche Tätigkeit maßgebend ist, so an der Niers abwärts bis nach der Kreis- stadt Geldern (6599 E.), der ehemaligen Hauptstadt der Grafen und Herzöge von Geldern, ja über den Wallfahrtsort Kevelaer [)pr. kewelahrj (7999 E.) hinaus bis nach der Stadt Goch (11999 E.). Bei Geldern kreuzt von Venlo her nach Wesel zu die Paris —Hamburger Linie, bei Goch die niederländische Bahn, die an Xanten ssprich: Santenj vorbei nach Wesel zieht. Auch das alte, aus der Siegfriedsage bekannte Städtchen Tanten (4399 E., St. Viktors-Dom), an das Drususlager Castra vetera angelehnt (s. S. 17), beschäftigt noch einen Teil seiner Bewohner mit Samtweberei. Nicht minder befassen sich die Orte in der — guten Ackerboden aufweisenden „Grafschaft" Mörs (s. S. 29) mit Seiden- und Samtweberei, so die alte Kreisstadt Mörs und das Städtchen Rheinberg (3799 E.), beide an dem nordwärts fließenden Mörsbach. Mörs hat Bahnverbindung mit Krefeld und Homberg; eine neue Linie führt von Duisburg über Mörs — Rheinberg — Tanten nach Kleve. Für die Gegend von Mörs bedeutet aber die Ausdehnung des Betriebes der linksrheinischen Zeche „Rheinpreußen" (bei Homberg, s. S. 44; 8999 Arbeiter) einen viel bedeutsameren Umschwung der Verhältnisse: in 5 Jahren ist die Volkszahl der Stadtgemeinde Mörs von 7399 auf 23 399 gewachsen. Den unterhalb Xanten fast 39 km breiten Talboden des Rheins durchzieht ein ganzes Netz von ehemaligen Stromrinnen, die darauf hinweisen, daß der einst uferlose Strom bald hier, bald dort seine Wege genommen hat. Es gab Zeiten, in denen Duisburg, Rheinberg, Tanten, Kalkar und Kleve [= Kliff, Steilabfall?] dicht am Rhein lagen, Wesel aber weit abseits lag. Wie schon die Römer ihre Uferstraßen auch als Schutzdämme gegen Hochwasser anlegten, wie zur Zeit des Großen Kurfürsten die 1) Vgl. Dr. A. Pahde, „Der Afrika-Forscher Eduard Vogel" (Buchows Sammlung gemeinverst. wissensch. Vorträge), Hamburg 1889, und in der Festschrift des Natur- wissenschaftlichen Vereins zu Krefeld 1998. 2) Nach den Mönchen der alten Benediktiner-Abtei (942—1892) genannt. Künstlerisch schön ist das Bismarck-Denkmal (von Schaper).
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