unabsehbar dehnt sich die gewaltige Wasserfläche aus, und nicht mit
Unrecht wird der Chiemsee auch „bayerisches Meer" genannt. Seine
Länge beträgt 5 Stunden, seine Breite 3 Stunden, und sein Umfang
übersteigt sogar eine Tagreise, 14 Stunden. Reizlose Hügel, öde Moore,
stumme Fichtenwälder umgeben ihn. Dahinter jedoch erhebt sich im
Süden die prächtige, vielgipselige Alpen kette. Wir erblicken inner-
halb dieser weiten Wassermasse drei Flächen Landes, deren jede ringsum
von Wasser umgeben ist. (Hinweis aus die Darstellung im Sandkasten).
Man heißt solche Landstücke Inseln. Was ist also eine Insel? — Wie-
viele Inseln besitzt der Chiemsee. Drei. — Zeige die größte derselben!
Lies ihren Namen! Herrenwörth. — Wörth bedeutet soviel als Er-
Hebung, Insel. — Wie können wir die Insel also auch noch nennen?
Herreninsel. — Sie trägt auch den Namen Herrenchiemsee. — All-
jährlich kommen viele Tausende hieher, um dieses Eiland zu besuchen.
Warum wohl? — — — Auch wir schließen uns einer Reisegesellschaft
an. In kurzer Zeit hat der Dampfer die Insel erreicht. Jetzt erst
können wir das Eiland genauer betrachten. Namentlich wundern wir
uns über seine Größe: Es hat drei Stunden im Umfang. (Welchen
Umsang hat unsere Stadt?) Die Insel besitzt fruchtbaren Acker- und
Wiesenboden. Wald ist ihr reichster Schmuck. In früherer Zeit stand
aus der Herreninsel ein Mannskloster, daher der Name Herreninsel.
Großartig ist von hier der Blick auf die Alpen.
Im Nordosten erreicht unser Auge die zweitgrößte Insel des Sees,
die liebliche Fraueninsel. Frauenwörth, Frauenchiemsee. Wie eine
grüne Scheibe schwimmt sie auf dem Wasser. Hart am User erheben
sich die starken Mauern des uralten, 1000 jährigen Klosters mit der grau-
verwitterten Klosterkirche. Heute noch wohnen, wie schon in alter Zeit,
in dem Kloster Frauen. Jetzt können wir uns auch den Namen Frauen-
insel erklären. Freundlich grüßen da und dort zerstreute kleine Fischer-
Häuser herüber. Die Bewohner nähren sich vom Fischfang; denn wegen
feines Fischreichtums ist der See berühmt. In Kähnen, die oft nur
aus einem einzigen großen Eichenbaum gezimmert sind und daher „Ein-
bäume" genannt werden, fahren sie in den See und gehen ihrem Be-
rufe nach. Zum Feldbau ist hier kein Platz.
Der Kraut- oder Gemüsegarten der Bewohner von Frauenchiemsee
befindet sich auf der kleinsten Jnfel, die zwischen den beiden genannten
Inseln liegt, aus der unbewohnten Kraut insel. Auch diesen Namen
können wir uns jetzt erklären.
Betrachtet nun uoch die Karte! Woher bekommt der Chiemsee sein
Wasser? Von den Salzburger Alpen. — Wie heißt sein Zufluß? Achen.
— Wie heißt fein Abfluß? Alz. — Diese ist fehr breit und Wasser-
reich. Wohiu mündet die Alz? Inn. — Wohin schickt also der Chiemsee
sein Wasser? Inn — Donau.
Geographie von Bayern. 7
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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c. Aeichenhalr.
Wir verlassen das „bayerische Meer" und fahren mit der Bahn nach
Osten. Im Süden erheben sich in ganz geringer Entfernung die Berg-
riesen der Alpen. Bald muß die Eisenbahn ein Gewässer überschreiten.
Zeige dasselbe! Lies den Namen! Achen. — Woher kommt dieser Flnß?
Alpen. — Wohin fließt er? Chiemsee. — Da sind wir also an dem
Zufluß des Chiemsees. Nach kurzer Fahrt erreichen wir einen größeren
Ort! Traunstein. — Diese Stadt liegt an einem Fluß? Traun.
— Zeige sie! Woher? Wohin? — Traunstein wird wegen seiner schönen
Lage alljährlich von vielen Fremden besucht. Was die Lage Traunsteins
so schön macht, könnt Ihr aus der Karte ersehen? Ganz nahe im Süden
hohe Berge. — Unser Zug setzt sich wieder in Bewegung. Endlich er-
reicht derselbe einen andern Fluß? Saal ach. — Zeigen! — Jetzt ver-
lassen wir die Bahnlinie, die wir bisher befahren. Wohin würde sie
uns bringen? S a l z b u r g an der Salzach. — Beides zeigen! — Salzburg
aber gehört nicht mehr zu unserm Vaterlande. Wohin führt die andere
Linie? Das Saalachthal auswärts. — Diese benutzen wir. Seht, wo-
hin sie uns sührt! Reichen hall.—Diese Stadt wollen wir genauer
betrachten.
Z u f a m m e n f a s s u n g: Fahrt vom C h i e m s e e nach Neichen-
hall. Wir fahren vom Chiemsee nach Osten. Wir überschreiten
die Achen, welche von den Salzburger Alpen kommt und in den
Chiemsee mündet. Hierauf erreichen wir die Traun, einen Neben-
flnß der Alz. Traunstein wird wegen seiner schönen Lage von
vielen Fremden besucht. Endlich fährt die Bahn im Saalachthal
nach Reichenhall.
Was erzählt uns zunächst die Karte von der Lage der Stadt
Reichenhall? Reichenhall liegt an der Saalach. Zeige diese! — Wie
ist das Thal der Saalach bei Reichenhall? Sehr eng. — Welche Berge
liegen in der Umgebung der Stadt? Im Norden der hohe Staufen, im
Südwesten das Sonntagshorn (i960 in), im Osten der Untersberg
(1975). Im Untersberg ist der Sage nach ein hoher, weiter Saal.
Dort am marmelsteinernen Tisch sitzt aus einem Stuhle von Elsenbein
Kaiser Karl der Große. Von tiefem Schlaf umfangen, stützt er das
silbergelockte Haupt auf den Tisch, um welchen zweimal schon der schnee-
weiße Bart gewachsen.
„Rings wie eherne Bilder stehen
Seine Ritter um ihn her,
Harnifchglänzend, schwertumgürtet.
Aber tief im Schlaf wie er.
Alles fchweigt, nur hin und wieder
Fällt ein Tropfen vom Gestein,
Bis der große Morgen plötzlich
Bricht mit Feuersglut herein."
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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— 106 —
3. Die bayerischen Atpen.
Die Schüler hatten die Ausgabe, auf ihrer Handkarte sich die
bayerischen Alpen anzusehen. Ihre Angaben (über Lage, Flüsse, Seen,
Berge, Orte) werden kontrolliert, bezw. ergänzt und richtig gestellt.
a. Mergöefteigungen.
Nachdem wir nun schon viele Alpengipsel aus der Ferne und
in der Nähe gesehen, wollen wir einen Berg der bayerischen Alpen
besteigen.
Wir unternehmen eine Besteigung des Herzogen-
st an des.*)
1. Wie wir uns zu unserer Bergwanderung aus-
rüsten.
Wir brauchen warme Kleidung; denn auf den Bergen wehen
oft eisige Winde, auch Schuee fällt mitten im Sommer. Ein We t-
termantel wird uus da gute Dienste leisten. Damit wir auf Wegen
über lockeres Gestein einen sicheren Tritt haben, kaufen wir uns feste
Schuhe mit dicken Sohlen, die mit Eisennägeln beschlagen sind.
Auch ein Bergstock ist nicht überflüssig. Etwas Wäsche, Mundvorrat
und was man sonst aus eine Fußwanderung mitnimmt (Nadel, Faden,
Knöpfe u. f. f.) tragen wir am besten in einem Nucksack.
Wer öfters Alpenberge besteigt, schafft sich auch wohl eine Klei-
dnng an, wie sie die Alpenbewohner tragen: dicke Joppe, Lederhosen,
die bis an die Knie reichen, Wadenstrümpfe, Bergschuhe, einen Hut mit
Gemsbart und Spielhahufeder.
Zusammenfassung: Ausrüstung zur B e r g s a h r t.
2. Wie wir zum Herz o g e n st and kommen.
Wir sahren von München aus mit der Eisenbahn, die nns an
den Starnbergersee gebrachthat. Am Westufer des Sees ent-
lang fährt die Bahn weiter nach Süden. — In Penzberg steigen
wir ans und besichtigen ein Kohlenbergwerk. Anch in anderen Orten
der Umgegend gibt es Steinkohlenbergwerke, z. B. bei Mies-
bach und Peißenberg. (Zeigen!)- - Von Penzberg aus sahren wir mit
dem Omnibus oder setzen zu Fuß die Reise fort. Wir kommen über
die Lois ach. Zeigen! — In welchen Fluß mündet sie? Isar. — An-
sehnliche Berge steigen jetzt dicht an unserm Weg in die Höhe. Bald
sind wir am Kochelsee, durch den die Loisach fließt. (Zeigen!) — Am
Südufer dieses Sees liegt der Berg, den wir besteigen wollen: Der
Herzogen st and. Lies aus der Karte seine Höhe! 1745 m.
Zusammenfassung: Von München zum Herzogenstand.
*) Nach Hermann Wagner: Eine Alpenreise.
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nicht schön gerade und regelmäßig, wie gewöhnlich in den Städten;
sondern das eine Haus steht weit vor, das andere zurück. Die Häuser
zeigen auch eine eigentümliche Bauart. Die Dächer sind sast ganz
flach und springen weit vor. Die Vorderseite der Häuser ist mit
lebensgroßen Figuren (meist aus der heiligen Geschichte) bemalt. Die
Häuser haben gewöhnlich einen Balkon, dem Blumenstöcke ein srennd-
liches Aussehen geben. — Viele von den alten Häusern sind sehr groß
und geräumig; durch die geöffnete Hausthüre sieht man oft in weite,
gewölbte Hallen. Diese Häuser stammen noch aus alten Zeiten, wo
Mittenwald ein wichtiger Handelsplatz zwischen unserm Vaterland
und den südlich der Alpen gelegenen Ländern war. In den Gewölben
der Kausmaunshänser lagen damals alle Arten von Südfrüchten, fremden
Gewürzen und kostbaren Stoffen. Große Märkte wurden dort abge-
halten. Die Mitteuwalder Fuhrleute hatten allein das Recht, Kaus-
mannsgüter weiter zu befördern. Wir haben fchon von Städten gehört,
die durch den Handel reich geworden sind, z. B.? Nürnberg, Dinkels-
buhl. — So wurde auch Mittenwald ein reicher Ort. Später freilich
wurde der Markt verlegt, die Kanfmannsgüter wurden aus andern
Straßen über die Alpen geschafft, und mit dem Handel Mittenwalds
war's vorbei.
Zusammenfassung: Mittenwalds Aussehen.
Die Häuser liegen zum Teil in dem Wiesengrund zerstreut. Sie
habeu flache, weit vorspringende Dächer und blumengeschmückte
Ballone. Sie sind bemalt. Bei manchen Häusern sieht man durch
die Hausthüre in gewölbte Hallen. Dort waren in alten Zeiten
Kausmauusgüter ausbewahrt. Damals war Mittenwald ein Han-
delsplatz. —
3. Herstellung der Geigen.
An der Hauptkirche von Mittenwald sehen wir ein Denkmal
von Erz. Es stellt einen Mann im Arbeitsgewand dar, in der einen
Hand ein Schnitzmesfer, mit der andern eine sast fertige Geige aufs Knie
stützend. Der Sockel des Denkmals trägt die Inschrift: Mathias
Klotz, Geigenmacher. 1653 — 1743.
Wen stellt also das Denkmal dar? Den Geigenmacher M. Klotz. —
Warum hat man ihm wohl dieses schöne Denkmal gesetzt? Vermutungen
(berühmter Geigeumacher — Erfinder der Geigen). — Wollen wir hören,
was uns die Chronik von Mittenwald von ihm erzählt:
Vor mehr als 200 Jahren lebte in einem Seitenthal des Kar-
wändelgebirgs, nicht weit von Mittenwald, der Geigenmacher Jakob
Stainer. Er hatte die Kunst des Geigenbaues in Italien gelernt; seine
Geigen waren weit und breit berühmt. Zur selben Zeit lebte in Mitten-
Wald ein Mann, Namens Klotz, in sehr kümmerlichen Verhältnissen. Ein
ansehnliches Häuflein Kinder faß um seinen Tisch, und ihre Zukunft
machte ihm oft viele Sorgen. Sein ältester Sohn, Mathias, wäre gar
Geographie t>. Bayern. 8
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Mathias
Klotz Jakob
Stainer Namens_Klotz Mathias
bauschule. Ein Drittel aller Einwohner sind Geigenmacher. Sie treiben
diese Beschäftigung aber bloß im Winter; im Sommer besorgen sie ihren
Feldbau. Sie fertigen gewöhnlich nicht ganze Geigen, sondern jeder bloß
bestimmte Teile, der eine Hälse, der andre Böden n. s. s. Sie arbeiten
für einige Fabrikanten, die die Teile zusammenfügen lassen und die ser-
tigen Geigen verkaufen. In ihren Trockenhäusern liegen große Holzvorräte
iost 50 900 Geigenböden), und in ihren Magazinen kann man die Vorräte
fertiger Geigen bewundern, von 4,50 J(o bis 3000 Jfa das Stück.
Jährlich werden wohl 20 000 Geigen im Wert von einer halben Million
in alle Welt versendet. Außer Geigen werden auch Zithern, Guitarren,
Bässe und andere Musikinstrumente gefertigt.
Zusammenfassung: Herstellung der Geigen.
Zur Herstellung guter Geigen muß man das beste Fichten- und
Ahornholz verweudeu. Aus dem gut getrockneten Holz werden die
einzelnen Teile der Geige geschnitzt und dann zusammengeleimt.
Sonst zogen die Mitteuwalder mit ihren Geigen hausierend durchs
Land. Jetzt arbeiten die Geigenmacher für einige Fabrikanten, die
die fertigen Geigen verkaufen. An 20 000 Geigen wandern all-
jährlich von Mittenwald aus in alle Welt.
c. Dum Höerammergauer Kasstonsspiel.
Wir besuchen das Gebirgsdors Oberammergau, das
durch fein Passionsspiel weltbekannt ist.
Wie heißt das Dorf? Oberammergau. — Wodurch ist's Welt-
bekannt? Durch sein Pafsionsspiel. — Wir kennen Orte, die durch
Festspiele bekannt sind? Bayreuth, Rotheuburg, Dinkelsbühl. — Was
wissen wir vom Inhalt des Rothenburgs und Dinkelsbühler Festspiels?
Geschichtliche Begebenheit: Meistertrunk, Kinderzeche. — Was für ein
Spiel wird in Oberammergau aufgeführt? Pafsionsfpiel. — Ein
Passionsspiel! Ihr habt vielleicht schon ein ähnliches Wort gehört?
Passionszeit, Passionslied. — Passion heißt aus Deutsch das Leiden;
man meint damit das Leiden und Sterben unsres Heilands. Was wird
also wohl der Inhalt des Passionsspiels sein? Die Geschichte vom Leiden
und Sterben des Heilands. —
1. Von Mittenwald nach Oberammergau.
Sehen wir uns zunächst auf der Karte den Weg von Mittenwald
nach Oberammergau an! An welchem Flnß liegt Mittenwald? Isar.-
Zeigen! — Und wo liegt Oberammergau? Seht her! Hier liegt's. —
An welchem Flnß also? Ammer. — Zeige diefen Fluß! — Was
erzählt die Karte vou ihm? Die Ammer hat eine nordöstliche Richtnng.
Sie fließt durch den Ammersee. Dann heißt sie Amper. Sie ist ein
linker Nebenfluß der Isar.
Wir gehen von Mittenwald aus nach Nordwesten. In welches
Thal kommen wir da? Lvis ach. — Hier liegen 2 Orte, die von
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
— 116 —
Fremden viel besucht werden: Gar misch und Partenkirchen. (Zeigen!)
Hier ist, wie in Berchtesgaden, die Holzschnitzerei zu Haus. Die 2 Orte
haben eine sehr schöne Lage, und man kann von hier aus viele lohnende
Bergtouren unternehmen. Südwestlich von Garmisch sehen wir auf der
Karte einen uns bekannten hohen Berg, nämlich? Die Zugspitze. —
Sie wird gewöhnlich von Garmisch aus bestiegen. An ihrem Nordfuß
liegt ein See. Lies seinen Namen! Eibsee. — Auch der Eibsee wird
von Fremden gern besucht. Er hat sehr schönes, klares Wasser. 9 kleine
Inseln liegen in der Nähe seines Nordusers. Von ihnen aus hat man
den großartigsten Blick auf die Zugspitze, die vom See aus noch unge-
sähr 2000 m in die Höhe steigt. Ein aus den Inseln abgegebener
Böllerschuß ruft ein Echo hervor, das einem lang fortrollenden Donner
gleicht und das berühmte Echo des Königssees noch übertrifft.
Zusammenfassung: Von Mittenwald an den Eibsee.
Wir gehen von Mittenwald nach Nordosten ins Loisachthal.
Dort liegen die vielbesuchten Orte Garmisch und Partenkirchen.
Manche besteigen von hier aus die nahe Zugspitze; viel mehr noch
gehen an den schönen Eibsee. —
In Partenkirchen beginnt eine Eisenbahn. Nach welcher Himmels-
gegend sährt sie? Nach Norden. — Wir fahren mit ihr bloß bis
Oberau. (Zeigen!) Eben kommt auch ein Zug von der entgegenge-
fetzten Richtung, von München, an. Er bringt eine ungeheure Anzahl
von Reifenden mit. Es ist ja der Vorabend des Passionsspiels, und sie
alle wollen nach Oberammergau. Ein buntes Gewühl von Menschen
sehen wir da vor uns; wie im Weltbad Kissingen, so tönen auch hier
fremde Sprachen an unser Ohr. Eine große Zahl von allerlei Fuhr-
werken steht für die Angekommenen bereit. Bald bewegen sich Wagen
und Fußgänger gleich einem Heerzug auf der schönen Bergstraße nach
Westen zu, ins Thal der Ammer, dann nach Norden, nach Ober-
a mm er g au.
Zusammenfassung: Von Partenkirchen nach Oberammer-
gau. Von Partenkirchen fahren wir mit der Bahn bis Oberau.
Hier treffen wir viele Fremde, die von der entgegengesetzten Richtung
hergekommen sind. Zu Wagen und zu Fuß ziehen sie aus einer
schönen Straße nach Oberammergau. —
2. Oberammergau und seine Umgebung.
Seheu wir uns heute uoch Oberammergau und seine Umgebung
etwas an. Oberammergau ist ein großes Psarrdorf. Die Häuser gleichen
zum Teil denen von Mittenwald. (Wie werden sie also aussehen? Vor-
springende Dächer n. s. w.) Andere Häuser aber geben dem Dorf ein
städtisches Aussehen. In schönen Läden sind die Erzeugnisse der
Oberammergauer Bildschnitzerei ausgestellt, allerlei Sachen aus
Holz und Elsenbein wie Kruzifixe, Heiligenbilder, Möbel, Spielwaren.
Heute wimmelt es in den Gassen des Dorfes von Fremden. Jedes
c
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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— 121 —
Schnee bedeckten Schieferdächern beobachten? Der Schnee rutscht herunter.
— Ähnlich kommen im Gebirg die großen Schneemassen an den steilen
Bergabhängen ins Gleiten; sie rutschen erst langsam, dann immer schneller,
zuletzt mit furchtbarer Geschwindigkeit ins Thal und nehmen Erde, Steine
und Felstrümmer mit. Eine solche ins Rutschen gekommene Schneemasse
heißt Lawine Die Lawinen brechen die stärksten Bäume um, reißen
Häuser mit fort und begraben Menschen und Tiere unter ihrer Last.
Die Verschütteten sind selten mehr zu retten. Ehe man ihnen Hilfe
bringen kann, sind sie meistens durch den feuchten Schnee erdrückt oder
unter ihm erstickt.
Zusammenfassung: Die Lawinen.
Gegen solche Lawiueu vermag der Gebirgswald oft Schutz zu die-
ten. Über jenen Wald, der oben nur aus Buschwerk besteht, steigt eine
hohe, steile Wand aus. Die dort lagernden Schneemassen würden bei
Tauwetter ins Rutschen geraten und als riesige Lawine das Thal mit
seinen Bewohnern begraben; aber das zähe Gestrüpp und der Wald halten
die Schneedecke zurück. Jeder Busch ist eine Hand, jeder Stamm ein
Arm, der den taueuden Schnee packt und ihn auf seinem Lager zu bleiben
zwingt. Auch den wenigen Tieren der Berge, Schneehühnern und Alpen-
Hasen, bietet der Gebirgswald einen Zufluchtsort. Ebenso finden die
Gemsen hier noch spärliche Nahrung, wenn der hohe Schnee jegliches
Grasspitzchen verdeckt.
Zusammenfassung: Wie der Wald Menschen und Tiere
schützt.
4. Am Algäu.')
Wir wollen diesmal den schönsten Teil der Algäuer
Berge kennen lernen.
Wie heißt das große Gebirge im Süden unseres Vaterlandes?
— Welche Teile desselben sind uns schon genauer bekannt? Salzburger
und bayerische Alpen. — Wo gefiel es uns in den Salzburger Alpen
am besten? Bei Berchtesgaden. — Wo in den bayerischen? Bei Garmisch
und Partenkirchen. — Wovon wollen wir heute sprechen? Vom schönsten
Teil der Algäuer Alpen.
a. Höervlick üver die Algäuer Alpen.
Zeige die Algäuer Berge! — Zwischen welchen Gewässern
liegen sie? Lech und Bodensee. — Welche Figur bilden die Algäuer
*) Nach: A. Gutbrod, die unmittelbaren Städte und Bezirksämter des
Kreises Schwaben und Neuburg; dann von demselben Verfasser: „Alqäuer Land
und Volk" (Jugeudlust 1878).
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— 123 —
Ort. Unvergeßlich sind jedem Besucher der Oberstdorfer Herrlichkeiten
die Spielmanns an (Trettachthal) und Birgsau (Stillachthal). Be-
wundernd betrachtet er die schroff aufsteigenden, vielzackigen Bergriesen
mit jähen Fels Massen und Schneefeldern*) im obersten Teil.
Frischgrüne Grasslächeu und kräftig gedeihende Fichtenwälder
ziehen vielfach hoch empor. — Weltverloren, aber in großartiger Um-
rahmung liegt am oberen Ende der Birgsau Einödsbach, das süd-
lichste Dörsleiu des deutschen Reiches 1115 m hoch. Seit drei Jahr-
Hunderten trotzen die Holzhäuser den Winterstürmen des Hochgebirges.
Nur einmal im Laufe des Jahres wird iu der kleinen Kapelle, dem
einzigen steinernen Gebäude des Ortes, Gottesdienst abgehalten.
Zusammenfassung: Thalfahrten. Von Oberstdors aus ge-
langt man in die reizenden Thäler der Jllerqnellstüsse. Besonders
gerne werden von den Fremden ausgesucht: Spielmannsau und
Birgsau. In tiefer Bergeinfamkeit liegt das südlichste Dorf Deutsch-
lauds, Einödsbach.
Auch für deu Bergsteiger gibt es sehr lohnende Partien. Der
Anfänger versucht seine Kraft am Nebelhorn. Der mehr als 2200 in
hohe Berg erhält uuter allen feiueu Kameraden die meisten Gäste.
Wer geübt ist im Bergsteigen und schwindelfrei, der wird sich wohl eine
schwierigere Aufgabe stellen. Jedensalls erklimmt er von Spielmannsan
oder von Einödsbach aus die dreizinkige Mädelegabel,**) die nach
Norden in die Thäler der Stillach und Trettach steil abfällt. Das ist
der höchste Berg der Algäner Alpen (2050 m hoch) und der
südlichste Grenzstein des Deutschen Reiches. Nordöstlich der Mädelegabel
erhebt sich der Hochvogel (2600 m), dessen Namen Ihr vorhin von
der Karte abgelesen habt.
Wir haben gesehen:
„Oberstdorf ist so recht der Ort sür größere und
kleinere Ausflüge, für große und kleine Bergtouren in
den Algäuer Alpen."
c. Der Algäuer Mauer.
Nun will ich Euch von einem Algäuer Bauernhof er-
zählen.
Das Haus des Algäuer Bauern „liegt in der Regel inmitten
feiner Felder und ist vom „Dorfe", d. h. von der Kirche, dem Wirts-
Hause und einigen benachbarten Häusern oft weit entfernt. Ein echt
algänifches Bauernhaus hat noch das niedere, mit großen Steinen be-
lastete Schindeldach, die rot angestrichenen Riegel und die weißen, mit
*) Ferner, auch Firner — vorjähriger Schnce.
**)- 'S. Bild von Engleder (Oldenbourg).
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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- 89 —
Abfluß. Wer findet auf feiner Karte den Namen? Würm. — Zeige
die Würm! — Woher wohl der Name Würmsee? — Am Norduser
des Sees lest Ihr den Namen eines Ortes? Starnberg. — Nach
diesem wird der See auch Starnbergersee genannt. Welche Namen
sührt also unser See? — Erkläre diese Bezeichnungen!
Zusammenfassung: Der See auf der Karte. Südlich der
Stadt München liegt der Würmsee oder der Starnbergersee. Den
Namen Würmsee hat er von dem Flüßchen Würm, den Namen
Starnbergersee von dem Ort Starnberg. Der See ist lang und
schmal.
b. Und nun laßt uns an einem schönen So mm er tag
Hinaussahren an den See!
Fahrgelegenheit gibt es genug. An schönen Sonn- und Feiertagen
geht morgens so ziemlich jede halbe Stunde ein Zug. Groß ist die Zahl
der Reisenden, die mit uns in München einsteigen. Nach welcher Him-
melsgegend werden wir sahren? — Zeige den Weg, den der Zug macht! —
Lange dauert unsere Fayrt nicht. In einer halben Stunde kommen wir
am Norduser des Sees an. In Starnberg steigt die Menge der Reisen-
den aus. Der Zug aber eilt nach München zurück, um neue Scharen
zu holen. (Manche Züge sahren in südlicher Richtung weiter.) Wir
gehen vom Bahnhos hinab zum nahen Landungsplatz der Dampf-
schisse. Eines derselben (wir lesen den Namen „Luitpold") wartet
am Landungssteg auf die mitzunehmenden Reisenden. Der Landnngs-
steg, eine nicht sehr breite Holzbrücke, ist etwas in den See hinein gebaut.
Nachdem alles eingestiegen ist, mehrere hundert, oft tausend Personen,
ertönt die Schisssglocke, und der schmucke Dampfer setzt sich geräusch-
voll in Bewegung.
Zusammenfassung: Fahrt an den See. Von München aus
kann man den Starnbergersee leicht besuchen. Nach kurzer Fahrt
kommt man am Norduser an. In Starnberg verlassen die meisten
Reisenden den Zug und besteigen den bereitstehenden Dampfer.
c. Zunächst wollen wir uns aus dem Schisse umsehen.*)
Wie viele Personen kann es sassen? Ungefähr 1000. — Wo
halten sich diese nun während der Fahrt aus? Eiu großer Teil nimmt
Platz in den beiden Sälen. Besonders dereine ist herrlich einge-
richtet. Wir staunen über die Pracht. Stühle und Sosas sind ge-
polstert und mit Plüsch überzogen; blanke Spiegel mit Goldrahmen zieren
die Wände. Durch große Fenster blickt man hinaus^ aus den blauen
See. Auch Tifche gibt es in den Sälen. Man kann hier fo gut wie
in einem feinen Gasthof essen und trinken. Wo werden wohl die Speisen
*) Vielleicht kann sich der Lehrer das Bild eines £er Seedampfer ver-
schaffen, und wenn es nur eine P l a k a tz e i ch n u n g .wäre-. Wer Zeit hat,
fertige ein einfaches Modell!
t
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Vii. Dw deutschen Alpen.
Ä. Darbietung.
1. Ml'ick auf die Atpen.
Ehe wir unsere Königsstadt verlassen, besteigen wir noch einen
Turm und halten Umschau uach allen Himmelsgegenden! Welchen Turm
werden wir wählen? Einen der Frauentürme. — Warum? Weil
diese am höchsten sind.
a. Sehen wir nach Norden! Wie wird uns nach unserer Karte
die Landschaft erscheinen? Eben. — Es ist dies die Hochebene, die wir
aus unserem Wege nach München durchfuhren. Wenden wir uns uach
Westen! Auch hier erblicken wir eine weite Ebene. — Wie ist's im
Osten? Ebenso. — Nun den Blick nach Süden! Anch hier breitet
sich eine Ebene aus. — München liegt also inmitten einer großen Ebene.
In weiter Ferne erhebt sich ein gewaltiger Gebirgszug. Zeigen wir
ihn aus der Karte! Deu Namen kennen wir schon? Alpen. — Was
erzählt uns die Karte über deren Höhe? (Der Schüler liest einige Namen
und Höheu ab.) Die Alpen sind höher als der Böhmerwald und das
Fichtelgebirge. Sie sind das höchste Gebirge, das wir bis jetzt betrachtet.
In welcher Richtung dehnen sich die Alpen ans? Westen nach Osten.
— Sie reichen aber noch viel weiter nach Westen, Süden und Osten,
als Ihr an unserer Karte seht. Wir besprechen nur die Alpen, die zu
unserm Vaterland gehören, die deutscheu Alpen. Diese sind auf
unserer Karte ersichtlich. Welchen See können wir als Westgrenze der
deutschen Alpen betrachten? Bodensee. — Welcher Fluß kann die Ost-
grenze bilden? Salz ach. — Wo erstrecken sich also die deutschen Alpen?
Bodensee — Salzach.
Aus den Alpeu kommen Flüsse, die wir ans unserer Donaufahrt
kennen gelernt haben. Zeigt und nennt sie! Jller, Lech, Isar und
Inn. — Welche von diesen Flüssen durchbrechen die deutschen Alpen?
Lech und Inn. — In wieviele Teile werden dadurch die Alpeu geteilt?
Drei. — Wo liegt der erste Teil? Bodensee bis Lech. — Lies
dessen tarnen ab! Algäuer Alpen. — Wie weit reicht der zweite
Teil? Lech bis Inn. — Diesen Teil nennt man bayerische Alpen.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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