34
§ 10.
8. Kirche und Schule und milde Stiftungen.
Die Bewohner des Kreises bekennen sich, mit Aus-
nahme von 500 Juden, zur christlichen Religion, worun-
ter 5 Menoniten sind. In runden Zahlen lebten zu Ende
1827 in dem Kreise 62,000 katholische und 18,300 evan-
gelische Christen. In einigen Bürgermeistereien, näm-
lich in Hinsbeck, Leuth und Nieukerk leben keine Evan-
gelischen, und in den Bürgermeistereien Hörstgen und
Neukirchen keine Katholiken; die meisten Juden leben in
Mors und die 5 Menoniten in Issum.
Jeder Katholik gehört zu einer katholischen Gemein-
de, welche eine Kirche hat, mit einem Pfarrer, dem oft
noch ein oder mehrere Kaplane und ein Küster beigegc-
den sind. Die kirchlichen Gemeinden stimmen leiten mit
den Gränzen der Bürgermeistereien überein. Der Pfar-
rer besorgt den eigentlichen Gottesdienst und die Seel-
sorge , der Küster spielt die Orgel, leitet den Gesang,
und verrichtet noch andere kirchliche Geschäfte. Der erste
Vorgesetzte der katholischen Geistlichen ist ein anderer
Geistlicher, welcher bischöflicher Commissarius oder De-
chant heißt. Diese Dechanten, Pfarrer und Kaplane ste-
hen unter den Bischöfen oder Erzbischöfen, und weiter
hinauf unter dem Papste in Rom. Im Kreise Geldern
stehen die katholischen Geistlichen theils unter dem Bi-
schof in Münster, theils unter dem Erzbischof in Köln.
Der jedesmalige Papst ernennt mit Genehmigung un-
seres Königs die Erzbischöfe und Bischöfe; diese bewa-
chen die Bildung der Geistlichen auf den Universitäten
in Bonn und Münster und in den bischöflichen Semina-
rien zu Münster und Köln, ernennen die geweiheten
Geistlichen zu Kaplänen und Pfarrern, versetzen sie und
setzen sie ab. Die Pfarrer ernennen gewöhnlich ihre
Küster, oder die Vorsteher der Gemeinde stimmen mit.
Die schönste katholische Kirche des Kreises ist der
Dom in kanten.
Die evangelischen Gemeinden erwählen ihre Pfarrer
(Pastoren) selbst, entweder durch Stimmenmehrheit sämmt-
licher Gemeindeglicder, oder der Gemeindevorsteher. Die
Königliche Regierung zu Düsseldorf bestätigt die Wahl.
Der gewählte und bestätigte wird in der Regel mrt groß-
ßer Feierlichkeit abgehol: und in Empfang genommen.
Eine Anzahl evangelischer Gemeinden bildet einen Sy-
nodalkrcis, wie z. B. die des ehemaligen Fürstenthums
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
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Extrahierte Ortsnamen: Hinsbeck Leuth Bürgermeistereien_Hörstgen Neukirchen Issum Rom Bonn
76
Die größte Ausdehnung von Süden gegen Norden
beträgt 40 Meilen; die Breite von Westen gegen Osten ist
sehr verschieden ; in der Gegend von Bonn ist sie am größ-
ten ; hier beträgt sie ungefähr ein Drittel der Länge, et-
wa 16 Meilen; ganz im Suden laufen die preußischen
Rheinprovinzen in einer Spitze zu, südwärts von der
preußischen Stadt Saarbrücken und in der Näbe der
französischen Stadt Saargemünd, wo das Flüßchen
Blies in die Saar fließt: auch im Norden sind die
Rheinprovinzen viel schmäler, als in der Mitte. Die
Form des Ganzen ist daher sehr unregelmäßig.
Es liegt vom Aeqnator oder der Mittellinie der Erde aus
zwischen dem 49sten und 32sten Grade der nördlichen Breite,
also im Mittel unter dem 50sten und Listen Grade nörd-
licher Breite; und zwischen dem 23sten und Lösten Grade
von der ersten Mittagslrnke oder dem ersten Meridian, wel-
cher durch die Insel Ferro gelegt ist.
Der Flächeninhalt der preußischen Rheinprovinzen
betragt nach neueren Angaben*) 480 geographische Ge-
viert- (Quadrat-) Meilen.
Z 16.
Gränzen und Cintheilung.
Die preußischen Rheinlands gränzen gegen Westen
au Frankreich, an das Großherzogthum Luxemburg und
die Niederlande; gegen Norden an die Niederlande und
die preußische Provinz Westphalen oder an die Regie-
rungsbezirke Munster und Arensberg; gegen Osten eben-
falls an die ebengenannten Regierungsbezirke, an das
Herzogthum Nassau, an das Großherzogthum Hcsscu-
Darmstadt und an die auf dem linken Rheinufer gelege-
nen Länder von Oldenburg, Sachsen-Coburg, Hessen-
Homburg und Baiern; gegen Süden ebenfalls an die
zuletzt genannten Gebiete und an Frankreich. Rhein-
preußen liegt also zwischen Frankreich, den Niederlanden
und deutschen Staaten, die zum Theil auch zu Preußen
gehören.
Es zerfiel nach früherer Cintheilung, welche auch
setzt noch vorkommt, in zwei Haupttheile, in den nördli-
chen und südlichen; jener besteht hauptsächlich aus drei
alten Provinzen, Jülich, Kleve, Berg, welche zusammen
*) Statitisch-geographisches Handbuch vom preußischen Staate.
Nach zuverlässigen Quellen. Berlin 1827. Reimer.
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Extrahierte Personennamen: Reimer
Extrahierte Ortsnamen: Bonn Rheinprovinzen Saargemünd Rheinprovinzen Rheinprovinzen Frankreich Luxemburg Niederlande Niederlande Arensberg Hcsscu-
Darmstadt Rheinufer Oldenburg Sachsen-Coburg Hessen-
Homburg Baiern Frankreich Frankreich Niederlanden Kleve Berlin
86
lar vorbei, tritt dann in das Herzogthum Nassau
und mündet bei Niederlahnstein in den Rhein.
3) Die Mosel entspringt in Frankreich in den Voge-
sen; sie bildet eine Strecke lang die Gränze zwi-
schen Luremburg und Rheinpreußen, strömt bei
Trier vorbei und ergießt sich bei Koblenz in den
Rhein. Der bedeutendste Nebenfluß der M»scl ist
die Saar, welche ebenfalls in den Vogesen ent-
springt. Sie betritt nicht weit von Saarbrücken
Rheinpreußcn und verbindet sich unweit Trier mit
der Mosel.
4) Die Nette entspringt in der Eifel, durchfließt ein
sehr schönes Thal des Regierungsbezirks Koblenz
und mündet unweit Andernach.
5) Die Ahr entspringt auch in der Eifel, fließt durch
ein enges Thal und mündet Linz gegenüber.
6) Die Sieg entspringt im Siegenischcn, nahe bei der
Quelle der Lahn, durchfließt den Kreis Siegen,
dann einen Theil des Regierungsbezirks Köln und
ergießt sich unterhalb Siegburg in den Rhein.
7) Die Wupper oder Wipper entspringt in dem
Oberbergischen in dem sogenannten sauerländischen
Gebirge, welches zum Westerwalde gehört, fließt
westwärts bei Elberfeld vorbei und ergießt sich bei
Rheindorf in den Rhein.
8) Die Erft hat ihren Ursprung in der Eifel, durch-
fließt einen Theil der fruchtbaren Ebenen des Jü-
tischen und ergießt sich unweit Neuß in den Rhein.
9) Die Ruhr beginnt ihren Lauf im ehemaligen Her-
zogthum Westphalen, fließt westwärts durch ein
sehr schönes Thal und tritt bei Ruhrort in den
Rhein.
10) Die Lippe entspringt im Fürstenthum Paderborn,
fließt westwärts und ergießt sich bei Wesel in den
Rhein.
Von diesen Flüssen sind zum Theil schiffbar: die
Lahn, die Mosel, die Erft, die Ruhr und die Lippe.
Die Kunst hat nachgeholfen und Hindernisse weggeräumt.
31 um. Damit dee Schüler ein anschauliches Bild von der
Größe dieser Flüsse gewinne, zeichnet der Lehrer sie durch
Striche parallel neben einander auf eine Tafel in ihrer
verhaltnißmäßigen Größe; den Rhein oben an.
C. Seen.
Unter den Seen der Rheinprovinzen ist der interes-
santeste und merkwürdigste der, im Regierungsbezirk Ko-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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89
9) Der Kreis Ahrweiler mit den Städten Ahrwei-
ler, Sinzig und Remagen.
10) Der Kreis Neuwied mit den Städten Neuwied,
Dierdorf, Linz und Unkel.
11) Der Kreis A l te n kir che n mit der Stadt Attenkirchen.
12) Der Kreis Wetzlar mit den Städten Wetzlar und
Braunfels.
Der Regierungsbezirk Trier ist in folgende 12 Kreise
eingetheilt, von Süden gegen Norden:
1) Der Kreis Saarbrücken mit der Stadt Saar-
brücken.
2) Derkreis Saarlouis mit der Festung Saarlouis.
3) Der Kreis Merzig mit der Stadt Merzig.
4) Der Kreis Ottweiler mit der Stadt Ottwejlcr.
5) Der Kreis Saarburg mit der Stadt Saarburg.
6) Der Stadtkreis Trier mit der Stadt Trier.
7) Der Landkreis Trier mit dem Städtchen Pfalzel.
8) Der Kreis Bernkastel mit' dem Städtchen Bern--
kastel.
y) Der Kreis Wittlich mit dem Städtch. Wittlich.
10) Der Kreis Bittburg mit dem Städtch. Bittburg.
11) Der Kreis Daun nut dem Städtch. Daun.
12) Der Kreis Prüm mit dem Städtch. Prüm.
Der Regiernngsbezirk Aachen besteht aus folgenden
13 Kreisen, von Süden gegen Norden:
1) Der Kreis St. Vieth mit dem Städtchen St.
Vieth.*)
2) Der Kreis Malmedy mit der Stadt Matmedy.
3) Der Kreis Eupen mit der Stadt Eupen.
4) Der Kreis Blankenheim mit dem Städtchen
Blankenheim.
5) Der Kreis Gemünd mit dem Städtchen Gemünd.
6) Der Kreis Montjoie mit der Stadt Montjoie.
*) Die oben angegebene.einteilung der Regierungsbezirke kn
Kreise ist aus dem Handbuche des statistischen Büreau's in
Berlin vom I. 1827 genommen. Da aber häufig Ver-
änderungen in Ansehung der Kreiseintheilung vorgehen, so
kann ich nicht dafür einstehen, daß die obigen Angaben auch
noch alle richtig sind, wenn diese Schrift im Drucke er-
scheint. Privatnachrichten zufolge sollen jüngsthin die Kreise
St. Bieth und Malmedy und ebenso die Kreise Blanken-
heim und Gemünd zu einem Kreise vereinigt worden sein.
An Ort und Stelle werden dieses die Leser am besten wis-
sen. In weiterer Entfernung verschlagt eine Unrichtigkeit
solcher Art nicht viel.
r
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sten Pfeifenthon findet man in den Kreisen Koblenz und
Mayen.
Von nützlichen Steinen gräbt und sprengt man in
Rheinpreußen besonders folgende: Tufftein, Backofen-
stein, (rheinischen) Mühlstein, Schleifstein, Dach-
schiefer und Basalt.
Der Tufstein ist ein vulkanisches Erzengniß, leicht,
locker (porös) und hart. Derselbe wird in Mühlen und
Pochwerken zu Pulver zerstoßen. Als solches nennt man
ihn Lraß. Dieser Traß verbindet stch auf das innigste
mit Wasser und Kalk, welche Mischung ein, dem Ein-
dringen des Wassers widerstehendes Mittel bildet. Deß-
halb wird diese Mischung besonders in wasserreichen,
tiefliegenden Gegenden dazu benutzt, Keller und Wände
gegen das Eindringen des Wassers zu schützest. Am häu-
figsten findet stch der Tufstein in dem Kreise Mayen,
von wo er hauptsächlich nach den niedern Rheingegen-
den und nach Holland verführt wird.
Auch der Backofen stein ist ein vulkanisches Pro-
dukt und findet sich gleichfalls in dem Kreise Mayen am
häufigsten. Er ist sehr feuerbeständig und wird deßhalb
vorzüglich zum Bau von Backöfen, Hecrdcn und andern
Feuerbehältern benutzt.
Der (rheinische) Mühlstein hat auch die Einwir-
kung vulkanischen Feuers erfahren. Er ist bläulich grau,
sehr porös und sehr hart. Die besten Mühlsteine wer-
den bei Andernach gefunden, besonders bei dem Dorfe
Rieder-Mendig. Von da werden ste in alle Rheingegen-
den , selbst nach Hamburg, Lübeck, Bremen, sogar bis
Rußland versandt.
Der Schleifstein gehört zu den feinen Sandsteinen.
Am häufigsten wird er in den Kreisen St. Goar und
Aachen gebrochen, von wo er nach den Fabrikgegenden
geht, in welchen Eiseuwaarcn geschliffen werden; z. B.
nach Aachen, Burtscheid, Solingen und Remscheid.
Die besten Dachschiefer werden in den Regierungs-
bezirken Koblenz und Trier gefunden, an den Ufern der
Mosel und des Rheines. Von da werden jährlich viele
Millionen Dachschiefer zu Schiffe versandt. Die Schie-
ferbrüche in den Regierungsbezirken Aachen und Düssel-
dorf sind von geringerer Bedeutung.
Der Basalt bricht gewöhnlich in fünf- und sechs-
seitigen Säulen. Er ist ein fester, derber und schwerer
Stein; seine Farbe ist bläulich schwarz. Er dient ge-
wöhnlich als Pflastetstein und zum Bauen kostbarer Däm-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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me und Festungswerke. Man findet ihn in großen Mas-
sen in dem Siebengebirge und in der Eifel.
2. Salze. An Salzen ist Rheinpreußen arm. Das
wichtigste und unentbehrlichste Salz ist das Koch- oder
Küchensalz, unentbehrlich für Menschen und Vieh. Eine
einzige, wenig bedeutende Saline ist in dem Kreise
Kreuznach. Nicht weit davon sind wichtigere Salzwerke,
die zwar unter preußischer Landeshoheit stehen, doch
aber dem Großherzogthum Darmstadt angehören. Ver-
tragsmäßig müssen dieselben bestimmte Quantitäten Salz
an die Krone Preußen verkaufen. Man gewinnt da-
selbst das Salz aus Salzwasser, Sole genannt, die
aber nur 1% löthig ist (d. h. 100 Theile Salzwasser
enthalten V/2 Loth Salz). Die Gewinnung desselben
erfordert große Gradirwerke und sehr viel Brennmate-
rial, welches der Hundsrück in Menge liefert (Stein-
kohlen und Holz). Von andern Salzen findet man in
Rheinpreußen noch Alaun und Vitriol. Der Alaun ist
ein erdiges Mittelsalz (schwefelsaurer Thon), der Vi-
triol ein metallisches Salz (aus Eisen, Kupfer, Zink
und Schwefelsäure bestehend). Man gräbt diese Salze
an verschiedenen Orten, z. B. bei Natingen im Regie-
rungsbezirk Düsseldorf, bei Linz und Kirn im Regierungs-
bezirk Koblenz u. s. w. *-
Der nördliche Theil Rhciupreußens wird besonders
aus Westphalen, zum Theil auch aus Frankreich mit
Kochsalz versehen.
3. Brennbare Mineralien. An diesen ist Rhein-
preußen reich, besonders an Steinkohlen, Braunkohlen
und Torf. Die reichsten Steinkohlengruben findet man
in den Regierungsbezirken Trier, Koblenz, Aachen und
Düsseldorf, in den Kreisen Saarbrücken, Ottweiler, Saar-
louis, Bernkastel, Aachen und Essen.
Die Steinkohlen werden bergmännisch gewonnen.
Sie liegen in verschiedenen Tiefen unter der Oberfläche
der Erde, gewöhnlich mit Steiukohlenschiefer bedeckt, in
sogenannten Flötzen.*)
Mehr als bei den Steinkohlen ist bei der Braun-
kohle der vegetabilische Ursprung sichtbar. Die Stein-
*) Der Lehrer schildert hier dem Schüler in lebendigen Farbe»
das beschwerliche und einfache Leben der Bergleute, seine
Leiden und Freuden, die Gefahren, die er zu bestehen hat,
die Sitten, der Knappen rc. Wer selbst Gruben befahren
und den „Heinrich von Ofterdingen" gelesen hat, wird es
verstehen.
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kohle ist dichter und schwerer als die Braunkohle und
ältern Ursprungs. Auch erzeugt die Steinkohle mehr Hitze.
Braunkohlen findet man in den Regierungsbezirken Köln,
Koblenz und Aachen. Sehr ausgebreitet ist das Stein-
kohlenlager in den Kreisen Bergheim, Lechenich, Köln
und Bonn; dann bei Linz und bei Düren.
Der meiste Torf wird auf dem hohen Veen, auf
dem Wcsterwalde und in den Kreisen Bittburg, Gel-
dern und Kleve gegraben. Mehr als zwei Drittheile
des hohen Veen sind Torfmoore.
4. Metalle. Von Metallen gewinnt man in Rhein-
preußen hauptsächlich Eisen und Blei; auch einiges
Silber, Kupfer, Kobalt, Galmei und Quek-
silber.
Vorzüglich reich an Eisen und dem ihm verwandten
Stahl (^Eisen-Kohlenstoff) sind die Regierungsbezirke,
welche die meisten Höhen enthalten, nämlich: Koblenz,
Aachen und Trier. Nicht unbedeutend sind auch die Ei-
sengruben im Obergischen; dann in den Kreisen Essen
und Kleve. In den beiden letztern Kreisen findet man'
das Eisenerz ander Oberfläche der Erde, sogenanntes
Wiesenerz; sonst aber wird das Eisen in Schachten und
Stollen zu Tage gefördert; hierauf wird es auf den
Halden, meist von Knaben, in Stücke gehauen, dann in
den Schmelzhütten geschmolzen und in den Hammerwer-
ken geschmiedet.
In den Rheinprovinzen befinden sich 64 Eisenhütten,
nämlich 23 im Regierungsbezirk Koblenz, 18 im Regie-
rungsbezirk Trier, 6 im Regierungsbezirk Köln 3 im
Regierungsbezirk Düsseldorf und 14 im Regierungsbezirk
Aachen. Dadurch wird mehr Eisen und Stahl erzeugt,
als Rheinpreußen bedarf.
Die wichtigsten Pteigruben sind im Regierungsbe-
zirk Aachen, namentlich in dem berühmten Bl ei berge
im Kreise Gemünd. Dieselben tiefern eine der schönsten
Bleiarten Europa's, welches unter dem Namen des
kölnischen Bleies bekannt ist. Auch besitzen die Regie-
rungsbezirke Trier, Koblenz. Köln und Düsseldorf Blei-
gruben und Bleihütten. Zuerst wird das Bleierz ge-
pocht, dann gewachsen, hierauf geschmolzen. Das ge-
wonnene Blei wird theils als reines Metall benutzt,
theils zu Töpferglasur verarbeitet.
Weniger wichtig als die Eisen- und Blciproduktion
ist die Gewinnung von Silber, Kupfer, Kobalt, Gal-
mei und Queksitber. Das Kobaltmctall wird meist zu
Diesterw. Geogr. 7
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— 101
großen Städte und in den mehr nördlichen Gegenden,
auf welche das Muster des holländischen Gemüsebaues
sehr vortheilhast eingewirkt hat. Wiesen haben die preu-
ßischen Rheinprovinzen nach Verhältniß der Größe der
bebauetcn Oberfläche nicht sehr viele, am meisten die nie-
drigen Gegenden des Regierungsbezirks Düsseldorf, be-
sonders die Rheingegenden.
Die bedeutenderen Höhen sind in der Regel mit
Holz bepflanzt; doch giebt es auch in den Ebenen Wal-
dungen und Gebüsche. Die größten Waldungen sind in
den Regierungsbezirken Trier, Koblenz und Aachen.
Das meiste Bau- und Brennholz liefern die Moselgegen-
den. Auch werden daselbst viele Kohlen in Meilern ge-
brannt, zum Betrieb der Hütten- und Hammerwerke.
Auch das Oberbergische liefert viele Holzkohlen, welche
größtentheils ins Sicgenischc ausgeführt werden. Die
Rinde des Eichenholzes wird zu Lohe benutzt. Die vor-
züglichsten Holzgattungen sind Eichen, Buchen, Birken
und Nadelhölzer; letztere besonders in Sandgegendcn.
§ 34.
Die Erzeugnisse des Thierreiches.
Aus der verhältnißmäßig geringen Menge der Wie-
sen und aus dem Umstande, daß die Beförderung der
Holzkultur das Austreiben des Viehes nicht erlaubt,
vielmehr fast überall die Stallfütterung eingeführt ist,
laßt sich schon der Schluß machen, daß in den preußi-
schen Rheinprovinzen die Viehzucht nicht sehr beträchtlich
sein werde.
Das meiste Rindvieh wird in den Rheingegenden,
besonders in dem ehemaligen Herzogthnm Kleve gezogen;
auf den Rheinweiden weiden im Sommer Ochsen und
Kühe, die im Herbste als Mastvieh verkauft werden.
Noch weniger bedeutend ist die Pferdezucht. Die
besten Pferde kommen aus den Regierungsbezirken Trier
und Koblenz. Doch streben die Regierungen die Vered-
lung und Ausbreitung der Pferdezucht an.
Etwas wichtiger ist die Schaaf- und Schweinezucht,
besonders in den gebirgigen Theilen Rheinpreußens. Doch
werden die Schaafe überall mehr des Fleisches, als der
Wolle wegen gehalten. Der veredelten Schaafheerden
giebt cs nicht viele; doch ist die Zahl derselben im Wach-
sen. Die besten Schweine liefern die Ardennen; die
dortigen Schinken kommen an Güte den wcftphälischcn
nahe.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
106
hier geleistet wird, wie wenig Mühe im Allgemeinen dazu
gehört, um die kunstvollsten Arbeiten zu liefern, begreift
der nicht, der es nicht mit eigenen Augen gesehen hat.
Wenn man zum ersten Male der Verfertigung der schönsten
Spitzen, oder nur einfacherschnüre zusteht,' wie eine schwache
Kindeshand hinreicht, die Thätigkeit einer Maschine, die
beinahe Alles allein thut, zu lenken, so steht man selbst
die höchste Meinung von der Erfindungskraft des Menschen
und von seiner Fähigkeit, die Naturkräfte zu beherrschen,
übertroffen. Durch Beschreibung läßt stch davon gar kein
anschauliches Bild geben; man muß selbst hingehen und
es mit eigenen Augen sehen.
Wir können die bedeutendsten Fabriken Rheinpreußens
nach den Stoffen eintheilen, die ste bearbeiten, je nach-
dem diese aus dem Mineral-, Pflanzen- oder Thierreiche
genommen find. Aus allen dreien werden Stoffe zu Fa-
brikaten gewählt.
1) Fabriken, welche aus dem Mineralreiche
ihre Stoffe nehmen.
Die wichtigsten sind: Eisen- und Stahlfabriken, Smal-
tefabriken, Blaufarbenwerkc, Fabriken von lakirten Blech-
waaren, vergoldeten und plattirten Waaren — Alaun -
und Pottaschstedereien, Glashütten und Töpfereien.
Die Eisen- und Stahlfabriken erhalten das rohe Ma-
terial theils aus den Eisenhütten Rheinpreußens, theils
aus dem Kreise Siegen im Regierungsbezirke Arnsberg.
In ihnen werden fast alle Arten von Eisen- und Stahl-
waaren, von den gröbsten Gußwaaren bis zu Uhrfedern
und den feinsten Stahlwaaren verfertigt, Grabscheite,
Pflugschaaren, Degenklingen und Säbel, «L7teck- und
Nähnadeln u. dgl. m. Die bedeutendsten dieser Fabriken
find in den Regierungsbezirken Aachen und Düffeldorf,
namentlich in den Kreisen Aachen und Burtscheid, Lennep
und Solingen, Burg und Essen. Die Aachener Nähna-
deln und die Solinger Klingen find in der ganzen Welt
bekannt und berühmt. Die meisten und schönsten Blech-
waaren werden in den Kreisen Elberfeld (in dem merk-
würdigen Wupperthale), Aachen, Köln und Coblenz
verfertigt.
2) Fabriken, welche aus dem Pflanzenreiche
ihre Stoffe nehmen.
Diese find noch von weit größerem Umfange, als die
Fabriken der ersten Art, beschäftigen weit mehr Menschen
und bringen noch weit größere Summen Geldes in das
Land und unter die Leute.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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109
leten. Die Crefelder beziehen beide Arten. Die gehas-
pelte Seide wird nun gespult, hierauf duplirt, end-
lich gezwirnt. Letzteres geschieht auf einer sehr künst-
lichen Maschine, welche mehrere hundert Spulen zugleich
in Bewegung setzt. Die beste Seide wird auf der Zwirn-
mühle zu Kettenseide, die weniger gute zu Einschlag-
seide gezwirnt. Hierauf wird die Seide in Seife ge-
kocht und gefärbt. Von dem Färber kommt sie nun
zum Weber, der sie auf einer Wickesmaschine wieder
auf Spulen wickelt. Dann verfertigt er aus ihr auf
Bandstühlen Bänder, auf Strnmpfstühlen Strüm-
pfe, auf Weberstühlen allerhand Zeuge. Den fertigen
Zeugen giebt man durch sogenannte Appretur Glanz
und Schönheit, wozu gewöhnlich ein ans Gummi, Zuk-
ker, Ochsenblut und andern Stoffen verfertigter Brei
dient. Nun endlich werden die fertigen Zeuge eingepackt,
und nach den Seestädten in Deutschland und Holland
versandt; ein Seefahrer nimmt sie in Empfang und lan-
det sie, wenn die Vorsehung das Schiff beschützt, in ei-
nem merikanischen Hafen, aus welchem sie, nachdem die
Zölle bezahlt sind, in die Kaufmannsläden wandern, wo
der einzelne Liebhaber sie für Geld zum Gebrauche an
sich bringt. — In solcher Weise können die entferntesten
Menschen der Erde mit einander in Verkehr stehen. Un-
gesehen arbeiten sic für einander und dienen einander.
3. Fabriken, welche ihren Stoff aus dem
Thierreiche nehmen.
Die bedeutendsten dieser Art sind die Lederfabri-
ken und die Wollentuchfabriken, welche sehr weit
verbreitet sind. Das berühmteste Sohlleder, dessen Vor-
züglichkeit in ganz Europa bekannt ist, liefert Malmedy.
Die Haute, welche man bereitet, sind meist sogenannte
Wildhäute, welche aus Amerika kommen — Häute von
wild herumlaufendem Rindvieh. — Die berühmtesten
Wollentücher werden in den Städten Lennep, Hückes-
wagen, Aachen, Burtscheid, Eupen, Montjoie, Stolberg
und Düren verfertigt. Sowohl die eigentlichen Tücher,
wie die Halbtücher, Kasimire rc. halten jeden Vergleich
mit den besten englischen und französischen Tüchern aus,
und bei der jährlichen Gewerbeausstellnng in Berlin ist
schon manches rheinische Fabrikat mit Medaillen belohnt
worden.
Mit den bisher im Allgemeinen namhaft gemachten
Erzeugnissen wird ein beträchtlicher Handel getrieben,
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Extrahierte Personennamen: Burtscheid
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Holland Europa Malmedy Amerika Aachen Eupen Stolberg Berlin