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1. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 22

1912 - Breslau : Hirt
22 Erster Teil: Landschaftsbilder. Vororte entstanden. Sie wurden alle, gleich der Cöln gegenüber liegenden Stadt Deutz, eingemeindet. Nur Mülheim a. Rh. (55 000 tz.) ist noch eine selbständige Stadt. Cöln ist ferner eine bedeutende Festung und von zahl- reichen vorgeschobenen Festungswerken, Forts (spr. sohr), umgeben. Unter den bedeutenden Fabriken in Cöln und Umgegend seien genannt: die Fabriken, die das berühmte Cölnisch-Wasser herstellen, die Stollwercksche Schokoladenfabrik, die große Wagenfabrik in Ehrenfeld, die Maschinenfabriken in Deutz und Kalk und die Drahtseil- und Kabel- fabrik in Mülheim a. Rh. Gleich Trier und Andernach ist Cöln eine alte Römerstadt. Schon im Mittelalter war es eine sehr bedeutende Handelsstadt, eine der mächtigsten Städte des Städte- b und es der Hausa. An seinen früheren Glanz und Reichtum erinnern noch viele alte Welt- liehe und kirchliche Bauwerke. Stolz überragen die beiden 152m hohen Türme des stolzen Domes die große Stadt, die sich in unserer Zeit zu neuem Glänze entfaltet hat. Mehr als 600 Jahre ist au dieser großartigsten und schönsten Kirche Deutschlands gebaut worden. Im Jahre 1248 wurde durch den Knrsürsten und Erzbischos Konrad von Hochstaden der Grundstein gelegt, und erst im Jahre 1880 konnte das Fest der Vollendung des Dombaues in Gegenwart des Kaisers Wilhelm I. gefeiert werden. Andere berühmte alte Bauwerke Cölns sind der Gürzenich, das Rathaus mit dem schönen Turme, die alten Tore, die prächtige Apostel- kirche, die Gereonskirche und die Martinskirche. Auch herrliche neuere Bauten, wie der Bahnhof, die Post, derjustizpalast und die beiden neuen festen Rheinbrücken, schmücken die Stadt. Eine Prachtstraße ist die Ringstraße, die an Stelle des früheren Festungsgrabens angelegt wurde. Auch an Denkmälern ist die Stadt reich. Auf dem Heumarkt steht das Denkmal Friedrich Wilhelms Iii. und der Helden aus der Zeit der Freiheitskriege, auf der Ringstraße lenkt das Reiter - Standbild Kaiser Wilhelms I. unsere Blicke auf sich, und aus der neuen, großartigen Eisenbahnbrücke über den Rhein wurde jüngst auch unserm jetzigen Kaiser Wilhelm Ii. ein Reiter-Standbild gesetzt. Die Bitte oder das Vorgebirge der Eifel begleitet deu Rhein von Bonn ab in nordnordwestlicher Richtung als ein etwa 5—10 km breiter Höhenzug, der die Tiefebene zu beiden Seiten um 60—80 m überragt. Die Oberfläche des Höhenzuges war bis vor kurzer Zeit ganz bewaldet. Im 8 ist die Bitte auch heute uoch waldreich. So breitet sich südwestlich von Bonn der herrliche Kottenforst aus. Weiter nach N, in der Gegend von Brühl und Cöln, siud durch deu Betrieb der zahlreichen Brikettfabriken, die dort angelegt wurden, große Lückeu in den schönen Wald gerissen worden. Wer jetzt mit der Eisen- bahn von Cöln nach Euskirchen reist, schaut zwischen den beiden Stationen Kierberg und Liblar nur kleine Reste des einstigen großen Waldes. Ein Braun- kohlenwerk reiht sich an das andere, in den tiefen und weiten Gruben sieht man die freigelegten schwarzen Braunkohlenlager, und in den Fabriken hört man das Stampfen der Preßmaschinen, die die gemahlene Braunkohle zu Bri- ketts pressen. Auch bedeutende Tonlager besitzt die Ville. Sie werden westlich von Bonn, bei Frechen westlich von Cöln und an anderen Orten ausgebeutet. Besonders Tonrohre werden verfertigt. Die wichtigste Erwerbsquelle für die zahlreichen Vorgebirgsdörfer, die am östlichen Abhänge des Höhenzuges liegeu, ist aber noch immer der Gemüse- und Obstbau. Das Vorgebirge ist gleich- sam der große Gemüse- und Obstgarten der beiden Städte Cöln und Bonn. Auch Düren und die^Industriestädte im Wupper- und Ruhrgebiet werden zum Teil von hier aus mit Gemüse und Obst versorgt.

2. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 24

1912 - Breslau : Hirt
24 Erster Teil: Landschaftsbilder. In der Niederrheinischen Tiefebene jiub viele große Städte erblüht. Sie sind fast alle sehr gewerbtätig; denn für Fabriken ist die Nähe der reichen Steinkohlenlager an der Ruhr günstig. Auch all Arbeitskräften fehlt es in dem dicht bevölkerten Lande nicht, und ferner ist die Lage der meisten Städte für den Verkehr sehr günstig. Der schiffbare Rheinstrom verbindet die Nieder- rheinische Tiefebene mit dem Meere, und von zahlreichen Eisenbahnen wird sie durchzogen. Außer den im Ruhrgebiet gelegellen Städten sind folgende bedeutende Industriestädte geworden: Düsseldorf (360 000 E.), Krefeld (130 000 ©.), München-Gladbach (65 000 E.), Rheydt (45 000 E.) und Viersen (30 000 E.). In Düsseldorf gibt es viele bedeutende Fabriken; besonders die 10. Die Rheinbrücke bei Düsseldorf. große Maschinenfabrik voll Ehrhardt, in der auch Kanonen wie bei Krupp in Essen hergestellt werden, sei genannt. Crefeld ist die Seidenstadt Deutsch- lands (Abb. 14). Es gibt dort etwa 120 Seiden- und Samtfabriken und mehr als 50 Seidenfärbereien. Für fast 100 Mill. Mark Seidenwaren werden jährlich hergestellt. Auch in der Umgegend von Crefeld wird die Seidenweberei betrieben. In München- Gladbach, wie auch in Rheydt, nahm das Baumwoll- gewerbe seinen Sitz. Die Baumwolle ist eiu fremder Gespinststoff. Sie ist in den Fruchtkapseln der Baumwollpflanze enthalten, die aber nur in heißen Ländern gedeiht. Besonders Nordamerika liefert viel Baumwolle. Seit jüngster Zeit wird auch in den deutschen Kolonien Banmwolle gezogen. In Viersen gibt es bedeutende Flachsspinnereien. In der Umgegend und im Jülicher Lande

3. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 45

1912 - Breslau : Hirt
7. Der Austausch der Erzeugnisse: Handel und Verkehr, 45 Staates; aber sie liegt inmitten dichtbevölkerter Gebiete und in der Nähe eines Weltmeeres, mit dem sie durch den schiffbaren Rheinstrom auch noch nn- mittelbar verbunden ist. Diese Schiffahrtsstraße durchzieht sie die ganze Länge nach und verbindet sie auch uach S hin mit reichen Gebieten Mitteldeutschlands. Sowohl für deu Bezug von Rohstoffen und der wichtigen Kohle als auch für deu Versand der fertigen Erzeugnisse, die zum großen Teil ins Ausland gehen, hat die Rheinprovinz also eine sehr günstige Lage. Am meisten können aus dieser Gunst die iu der Niederrheinischen Tiefebene und die unmittelbar am Rheinstrome selbst gelegenen Städte Nutzen ziehen, und sie siud deshalb vor allem Sitze der Industrie geworden. Sitze und Zweige der Industrie. In der Rheinprovinz können sieben Jndustriebezirke unterschieden werden, nämlich: 1. das Gebiet des Kohlen- bergbaues au der unteren Ruhr mit sehr bedeutendem Großeisengewerbe, namentlich in bett Städten Essen (Abb. 13), Duisburg, Mülheim a. d. Ruhr und Oberhausen, 2. das Industriegebiet vou Solingen und Remscheid, dem Bergischen Lande mit seinen reichen Wasserkräften angehörend, mit be- rühmt er Fabrikation von Eisen- und Stahlwaren, 3. das Industrie- gebiet um die Wuppertalstädte Elberfeld und Barmen mit bedeu- tender Bekleidungsindustrie, 4. der Jndnstriebezirk von Crefeld mit bedeutender Seidenindustrie (Abb. 14), 5. der Jndnstriebezirk von München-Gladbach, Rheydt und Viersen mit Baumwoll- und Flachs- iudustrie, 6. der Bezirk von Aachen und dem Nordrande der Eifel mit Eisen-, Tuch- und Papierindustrie und 7. das Gebiet des Kohleu- bergbaues von Saarbrücken mit großartiger Eisenindustrie. Von den übrigen Städten der Rheinprovinz haben sich namentlich noch Düsseldorf und Eölu zu bedeutenden Judustriestädteu entwickelt. 7. Der Austausch der Erzeugnisse: Handel und Verkehr. Notwendigkeit des Handels. Die Bewohner des Rheinlands haben sich vielerlei Erwerbsquelleu erschlossen. Die wenigsten bringen in ihrer Wirt- schaft das hervor, was sie zu ihrem eigenen Lebensunterhalt gebrauchen. Die meisten Bewohner sind vielmehr im Dienste des Gewerbes (des Hand- Werks und der Iudustrie), des Bergbaues, des Verkehrs usw. oder als Beamte tätig. Sie sind also sür andere, für andere Stände und für die Gesamtheit tätig, und das Geld, das sie für ihre Tätigkeit erhalten, be- nutzen sie, um sich das zum Leben Nötige zu kaufen. Ein stetes Kaufen und Verkaufen, das wir Haudel nennen, ist also nötig, damit das wirtschaftliche Leben sich entfalten, alle seine unzähligen Räderchen sich wie in einem Uhr- werk bewegen können, kurz, damit jeder mit seiner Familie leben, bestehen und vorwärtskommen kann. Ohne den Handel würden in den meisten Gegenden des Rheinlands die Menschen nicht leben können, oder die Preise vieler Waren würden doch unerschwinglich sein.

4. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 47

1912 - Breslau : Hirt
7. Der Austausch der Erzeugnisse: Handel und Verkehr. 47 ist die Schiffbarkeit des Rheines bedeutend erhöht worden, so daß die Schiff- fahrt meist auch bei niedrigem Wasserstande möglich ist. Bis Cöln können sogar Seeschiffe gelangen. Diese Stadt ist daher der Mittelpunkt der Rhein- schiffahrt geworden. Die Schiffahrt auf dem Rhein. Der Rheinstro m wird im ganzen von fast 10 000 Schiffen befahren, worunter sich 1000 Dampfer befinden, und durch die Cöluer Schiffsbrücke fahren jährlich mehr als 30 000 Schiffe. Für die Schiffahrt wurde Cöln gleich andern Rheinstädten mit bedeutenden Anlagen, mit Häfen, in denen die Schiffe ankern und überwintern, mit Werften zum Einladen und Ausladen derselben und mit Lagerhäusern zum Lagern der Waren ausgestattet. Bonden übrigen Rheinhäfen seien noch die von St. Goar, Koblenz, Oberwinter, Neuß, Düsseldorf, Uerdingen, Linn- Ersfeld, Duisburg und Wesel genannt. Die beiden Häfen St. Goar und Oberwinter dienen nur zum Überwintern der Schiffe; auch bei hohem Wasserstande suchen diese darin Schutz. Die ausgedehnten Hafen- anlagen in Duisburg, die jetzt ganz unter staatlicher Verwaltung stehen, dienen vorwiegend dem Versand der Ruhrkohlen. Der große Hafen ist der verkehrsreichste Binnenhafen auf dem ganzen Festlande Europas. Außer dem Rheine sind noch die Mosel, eine Strecke der Saar und die untere Ruhr und Lippe schiffbar. Von künstlichen Wasserstraßen oder Kanälen ist in der Rheinprovinz nur der Nord - Kanal, der von Neuß über Vierseu nach Venlo führt, aber nur für kleine Schiffe befahrbar ist, vorhanden. Die Städte Neuß, Crefeld und Duisburg sind durch kurze Kanäle mit dem Rheine verbunden. Im Bau befindet sich der Rhein-Herne - Kanal, der als westlichstes Glied des Mittelland-Kanals in Dortmund Anschluß an diesen finden soll. Das Eisenbahnnetz. Die Anlage des Eisenbahnnetzes fand die wenigstell Schwierigkeiten im nordwestliche«, tiefgelegenen und ebenen Teile der Rheinprovinz. Doch auch im südöstlichen, gebirgigen Teile war die Anlage von durchgehenden Hauptlinien nicht zu schwierig, weil die Tal- surchen benutzt werden konnten. Für starkgewundene Talstrecken waren jedoch zur Abkürzung der Linie Tunnelbauteil nötig. Der 4200 in lange Kaiser- Wilhelm - Tunnel der Moselbahn zwischen Kochem und Bullay ist der längste in Deutschland. Am dichtesten mußte das Eisenbahnnetz in den Bergban- und in den Industriegebieten ausgebaut werdeu, also an der Ruhr, im Wupper- gebiet, bei München-Gladbach, Aachen und Saarbrücken. Wie Cöln der Mittel- Punkt der Rheinschiffahrt ist, so wurde es auch der wichtigste Knotenpunkt des rheinischen Eisenbahnnetzes. Nur in Cöln konnten alle Hauptlinien der Rheinprovinz auf kürzestem Wege zusammenlaufen, von 880 die beiden Linien vom Oberrhein (von Süd- und Mitteldeutschland kommend), von Nnw die beiden Linien vom Niederrhein (von Holland und England), von W die Aachener Linie (von Belgien und Frankreich), von 8 die Eisel-Linie, die der alten Eiselsurche (f. S. 31) folgt, von 80 die Sieg- und die Westerwald- Linie und von N0 die Linie aus dem Wupper- und Ruhrgebiet (von Nord- und Nordostdeutschland). Neben Cöln entwickelten sich auch Düsseldorf, Essen, Elberfeld, Aachen, Koblenz, Trier und Saarbrücken zu wichtigen Knoten- punkten des Eisenbahnverkehrs.

5. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 182

1915 - Bonn : Hanstein
182 die erste feste Rheinbrücke bei Cöln erbaut. Heute verbinden in der Rheinprovinz elf feste und zwei Jochbrücken die beiden Rheinufer. Der Aufschwung der Großindustrie der letzten vier Jahrzehnte übte auf den Verkehr einen gewaltigen Einfluß aus. In der Zeit von 1885—1898 wuchs der Güterverkehr auf dem rheinisch-westfälischen Bahnnetz von 44 auf 87,7 Millionen Tonnen, der Verkehr auf dem Rheine bei Emmerich von 4,4 auf 11,9 Millionen Tonnen. Die Jahre 1898 bis 1907 brachten den Bahnverkehr von 87,7 auf 157,1, den Schiffsverkehr von 11,9 auf 22,9 Millionen Tonnen. Der Verkehr im Duisburger Hafen übertraf im Jahre 1907 mit 21 Millionen Tonnen den des Hamburger Hafens um 3 Millionen Tonnen. Weizen, Reis, Südfrüchte, Fische, Holz, Wolle, Flachs, Baumwolle, Garn, Rohseide, Eisenerze, Kupfer und Petroleum werden in großen Mengen ins Rheinland eingeführt, Steinkohlen und Koks, Eisen- und Stahlwaren, Maschinen, Seiden-, *Woll- und Baumwollwaren, Tuche, ein, Obst, Bier, Zucker u. a. werden ausgeführt. Den großen Aufschwung der Rheinprovinz im 19. Jahrhundert erkennt man überzeugend, wenn man in dieser Zeit die Entwicklung der rheinischen Städte überschaut. Nach der Volkszählung von 1816 beherbergten 124 Städte der Rheinprovinz zusammen 450 000 Einwohner, weniger als heute Cöln. Nur vier Städte besaßen mehr als 20 000 Bewohner: Cöln nicht ganz 50 000, Aachen 32 000, Düsseldorf und Elberfeld etwas über 20 000. Duisburg und Essen zählten damals wenig über 4000 Einwohner. Die neue wirtschaftliche Blüte des Deutschen Reiches nach dem Französischen Kriege und der besondere Aufschwung der Industrie seit der Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts bedingten dann das ungeahnte Wachsen der deutschen, vor allem der rheinischen Städte. Während 1816 nur etwa ein Fünftel der Bevölkerung der Rheinprovinz in den Städten wohnte, beherbergen sie heute mehr als die Hälfte der rheinischen Gesamtbevölkerung. In der Zeit von 1892/1909 wuchs die aus den rheinischen Städten fließende Einkommensteuer von 17 auf 46 Millionen Mk. jährlich. Aus der Rheinprovinz fließt heute rund 20°/o der Gesamteinkommensteuer des preußischen Staates. Am 1. Januar 1913 waren in den 223 Sparkassen der Rheinprovinz auf

6. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 140

1915 - Bonn : Hanstein
140 Duisburg, Essen, Saarburg, Saarbrücken u. a. O. und der Malteserorden in Burg a. d. Wupper, Duisburg, Cöln u. a. 0. zahlreiche Besitzungen. Es gab etwa 150 Frauenklöster in den Rheinlanden. * * * Der Dreißigjährige Krieg hatte am Rhein eine blühende Kultur zerstört. Aber schneller als viele andere deutsche Gebiete erholten sich die rheinischen Länder von den Schlägen der Vernichtung. Die Hexenverfolgungen zeigen sich vereinzelt auch noch im 18. Jahrhundert in den Rheinlanden, und die Juden, die seit den ältesten Zeiten eine Ausnahmestellung hatten, wurden auch noch im 18. Jahrhundert teilweise mit besonderen Verordnungen bedacht und wohnten in Judenquartieren (Judengassen) zusammen. Vielfach wurde in Bezug auf das wirtschaftliche und geistige Leben am Rhein das 18. Jahrhundert als eine Zeit der Dunkelheit und Verdummung dargestellt, die hauptsächlich die Regierungdergeistlichenkurfürsten herbeigeführt habe. Hier am Rhein aber war es im allgemeinen nicht schlechter als anderswo in Deutschland. Die wirtschaftlichen Verhältnisse des 18. Jahrhunderts waren teilweise völlig verschieden von den heutigen. Industrie und Handel standen im Zeichen des Merkantilismus, der darauf hinauslief, die heimische Produktion durch Schutzzölle und Einfuhrverbote zu stärken. So wurde in Jülich-Berg 1701 die Einfuhr von Eisen- und Stahlwaren verboten. Zum Schutze der Dürener Tuchfabriken wurden die eingeführten Tuche 1714 mit einem Einfuhrzölle von 15% belegt. Zur Förderung der Lenneper Tuchfabriken wurde 1767 der Kleinhandel fremder Kaufleute mit Wolltuchwaren und zum Schutze der heimischen Gerbereien die Einfuhr von Leder aus Cöln und Aachen verboten. Die Cromforder Baumwollspinnerei in Ratingen erhielt 1784 ein Patent auf Kratz-, Spinn- und Handmaschinen. Diese Fabrik war bald imstande, den englischen Waren eine wirksame Konkurrenz zu schaffen. Das 18. Jahrhundert legte schon den Grund zur heuti-

7. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 141

1915 - Bonn : Hanstein
141 gen blühenden rheinischen Industrie. Nur die Schwerindustrie des Niederrhein- und Ruhrgebiets entstand im 19. Jahrhundert. Im Bergischen (Eberfeld, Wermelskirchen, Hückeswagen, Wipperfürth und Mülheim) und in M,-Gladbach, Rheydt, Viersen und anderen Orten befanden sich schon zahlreiche Spinnereien und Webereien. Crefeld beschäftigte gegen Ende des 18. Jahrhunderts gegen 3000 Arbeiter in Seidenfabriken. Düsseldorf besaß seit 1766 die erste Zuckerfabrik. Solinger und Remscheider Stahlwaren erhielten schon Weltruf. In Aachen, Eupen und Montjoie blühte die Tuchindustrie, und Malmedy war berühmt wegen seiner Lederfabriken, dreier Seidenfabriken und einer Glashütte. Die Spitzenindustrie beschäftigte dort gegen 10 000 und die Tabakindustrie 1000 Arbeiter. Das Handwerk gliederte sich noch scharf in Zünfte. Lehr- und Wanderzeit waren genau vorgeschrieben, und erst die Meisterprüfung gab dem Gesellen Selbständigkeit zur Ausübung seines Handwerkes auf eigene Rechnung. Der Übertritt in eine andere Zunft und der Verzug in eine andere Stadt waren nicht gestattet. Der Dreißigjährige Krieg hatte den Handel am Rhein sehr geschädigt und die Rhein schiffahrt fast vernichtet. Seit dem Ende des Krieges aber war man eifrig bemüht, den Verkehr am Rhein zu heben. Täglich fuhren Last-und Personenschiffe zwischen Cöln und Mainz. In einer 1717 zu Bacharach abgehaltenen Konferenz wurden von den Kurfürsten von Mainz, der Pfalz, Trier und Cöln Verordnungen zur Hebung und Erleichterung der Schiffahrt erlassen: die Leinpfade sollten derart angelegt und unterhalten werden, daß der Schiffahrt kein Hindernis im Wege stehe. Die An- und Abfahrt der Schiffe, die Prüfung und Besoldung der Steuerleute und Schiffer u. a. wurde geordnet. Es sollte Sorge getragen werden, daß der Wassertransport dem Landtransport vorzuziehen sei. Dieser besaß der schlechten Straßen wegen eine untergeordnete Bedeutung, Ein beladenes Schiff legte gegen Ende des 18. Jahrhunderts den Weg von Mainz bis Cöln in etwa vier, den umgekehrten Weg in etwa sechs- bis achtzehn Tagen zurück. Der Mittelund Niederrhein wurde damals von 1000 bis 1200 Schiffen befahren. Die Zölle waren auf dem Rhein recht hoch. Zwischen Bingen und Emmerich gab es Zollstationen in Bingen (Mainzer Domkapitel), Bacharach und Caub (Kurpfalz),

8. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 155

1915 - Bonn : Hanstein
155 sehen Besitze auch die Grafschaft Mark mit einem Teile von Lippstadt, das Fürstentum Münster mit Kappenberg, die Grafschaften Tecklenburg und Lingen sowie die Grafschaft und Stadt Dortmund dem Großherzogtum Berg angegliedert. Dafür trat es die Festung Wesel an das linksrheinische Roerdepartement ab. Im Jahre 1808 hatte das Großherzogtum Berg seine größte Ausdehnung erlangt. Es umfaßte 315 Quadratmeilen mit 928 000 Einwohnern und zerfiel in das Rhein-, Sieg-, Ruhr- und Emsdepartement. Nachdem Murat 1808 König von Neapel geworden war, fiel Berg 1809 an Napoleons Neffen Louis Napoleon, den unwürdigen Sohn des Königs von Holland, der diese Länder jedoch nie sah. Napoleon selbst behielt sich die Verwaltung des Gebietes bis zur Großjährigkeit seines Neffen vor, und so wurde Berg mit dem Kaisertum zugleich verwaltet. Der nördlich von der Lippe gelegene Teil von Cleve wurde 1810 vom Großherzogtum Berg abgetrennt und kam zum Lippe-Departement. Dadurch verlor Berg 213 000 Bewohner. Die französischen Rheinlande umfaßten damals folgende Teile: Rhein-, Mosel-, Saar-, Roer- und Lippe-Departement, das Großherzogtum Berg, Teile des Herzogtums Nassau ~) und einen Teil des Erzbistums Mainz 3). So herrschte in den Rheinlanden-anfangs die Republik, dann der Kaiser Napoleon. Im Jahre 1811 besuchte dieser zum zweiten und letzten Male das Rheinland. * * * Sollen Licht und Schatten der französischen Herrschaft gerecht verteilt werden, so ist die Zeit der Republik (1794/99) von der Zeit Napoleons zu scheiden. Die hochgespannten Hoffnungen vieler Rheinländer wurden von der Revolution gänzlich vernichtet. Unter Napoleon aber setzten in den ruhigen Zeiten Entwicklungen ein, die für die Folgezeit reichen Segen versprachen. Diese erklären auch die Verehrung, die man dem Korsen entgegenlsrachte und die noch Jahrzehnte andauerte. 1) Murat verlor 1815 das Königreich Neapel und wurde in Pizzo erschossen. 2) Dierdorf, Altenwied, Neuerburg, Wied-Neuwied, Hohensolms, Solms, Braunfels und Greifenstein. 3) Wetzlar.

9. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 164

1915 - Bonn : Hanstein
164 den Untergang der großen Armee auf den Eisfeldern Rußlands unterdrückten, das Unglück Napoleons blieb den Rheinländern nicht unbekannt. Als Napoleon im Januar 1813 eine neue Truppenaushebung anordnete, widersetzten sich in manchen Orten die jungen Leute der Aushebung; zuerst in Wermelskirchen und Lennep, dann auch in Duisburg und Pallien bei Trier. In Bensberg, Lindlar, Wipperfürth, Gummersbach, Waldbröl und ändern Orten des Bergischen Landes scharten sich zahlreiche junge Leute zusammen und suchten als „Klöppelrussen die Befreiung vom Drucke der Franzosen zu erkämpfen. Die französischen Truppen aber bezwangen die Aufständischen; manche von ihnen wurden in Remscheid und Solingen, in Siegen und Trier standrechtlich erschossen. Wenn auch diese Aufstände in erster Linie eine Folge der wirtschaftlichen Notlage, der strengen Truppenaushebungen und der hohen Kriegssteuern waren, so zeugten sie doch auch von dem deutschen Empfinden der Beteiligten, und wenn wir die Helden von 1813 feiern, gebührt auch jenen tapfern rheinischen Rekruten eine Dankesträne. Die Schlacht bei Leipzig brach die französische Herrschaft in Deutschland, auch am Rhein. In der Konvention von Leipzig (21. Oktober 1813) einigten sich die Verbündeten über das Schicksal der deutschen Länder, die damals keinen Herrscher hatten. Zur vorläufigen Verwaltung dieser Gebiete, zu denen auch der größere Teil der Rheinlande gehörte, wurde ein Zentral-Verwaltungs-Departement unter dem Direktor Stein, dem früheren preußischen Ministerpräsidenten, eingerichtet. Die früher preußischen Landesteile (Cleve, Geldern, Mörs, Crefeld, Elten, Essen, Werden) wurden wieder von Preußen verwaltet und dem Gouvernement „zwischen der Weser und dem Rhein“ mit dem Sitz in Münster“ zugeteilt. Die altbergischen Bestandteile des Großherzogtums Berg und die kleineren angrenzenden Herrschaften verwaltete seit dem 25. November 1813 der Generalgouverneur Justus Grüner (geb. 1777 in Osnabrück, gest. 1820 in Wiesbaden), der seinen Sitz in Düsseldorf nahm. Seine Aufgabe war es, die Volkskräfte des Bergischen Landes für die völlige Befreiung Deutschlands zu entfachen und die Einverleibung des Gebietes in den preußischen Staat vorzubereiten. Bereits am 29. November forderte Grüner die deutschen Jünglinge und Männer des Bergischen Landes

10. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 167

1915 - Bonn : Hanstein
167 fels, Hohensolms, die Grafschaft Katzenellenbogen, die Abteien Cornelimünster und Malmedy, Teile des Herzogtums Lothringen, Luxemburgs und Limburgs und Teile der pfälzischen, rheingräflichen und mainzischen Länder mit einer Einwohnerzahl von rund 2 Millionen1). Innerhalb des Gebietes der heutigen Rheinlande gehörten Birkenfeld zu Oldenburg, St. Wendel, Baumholder und Grumbach als Fürstentum Lichtenberg zu Sachsen-Koburg und Meisenheim zu Hessen-Homburg. Die Grenzregulierung gegen Luxemburg und die Niederlande, bei der Moresnet bis auf den heutigen Tag neutral blieb, war am 1. Januar 1818 abgeschlossen. Die Festlegung der Grenze gegen Frankreich zog sich hin bis zum Jahre 1833. Aus den rheinischen Besitzungen wurden anfangs zwei Provinzen gebildet: Die Provinz Niederrhein mit den Regierungsbezirken Coblenz, Trier und Aachen, und die Provinz Jülich-Cleve-Berg, die aus den Regierungsbezirken Cöln, Düsseldorf und Cleve bestand. Coblenz und Cöln wurden die Sitze der beiden Oberpräsidenten. Oberpräsident der Provinz Niederrhein in Coblenz wurde von Ingersleben, der Cölner Oberpräsident war der Graf zu Solms-Laubach. — Der erste Oberpräsident der Rheinprovinz war jedoch Sack. (s. o.) — Nachdem die Bezirke Düsseldorf und Cleve 1821 zu einem Regierungsbezirke vereinigt worden waren, wurden die beiden Provinzen Niederrhein und Jülich-Cleve-Berg 1824 zu der heutigen Rheinprovinz mit der Hauptstadt Coblenz verschmolzen. Im Jahre 1834 wurde das koburgische Gebiet als Kreis St. Wendel und 1866 das homburgische Oberamt Meisenheim als Kreis Meisenheim den preußischen Rheinlanden einverleibt. Das Rheinland war jetzt preußisch. Jahre lang hatte es unter der Herrschaft der Franzosen gestanden. Mancher-lei Beziehungen waren in der Zeit der Fremdherrschaft ge- 1) Nach Schulteis betrug dieselbe 1817: In der Provinz Jülich-Cleve-Berg: In der Provinz Niederrhein: 1. Reg.-Bez. Cleve . . 216 731 1. Reg.-Bez. Aachen 310 619 2- .. Düsseldorf . 379 902 2. „ Coblenz 359 204 3- « Cöln . . . 338 416 3. ,, Trier . 302 901 935 049 972 724 Gesamtsumme : 1 907 773.
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