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1. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 17

1912 - Breslau : Hirt
7. Das Bergische Land und das Ruhrgebiet, 17 mit eiligem, oft stürzendem Laufe ist. Zuerst fließt die Wupper nach W, dann nach N, hierauf wieder nach W, sodann biegt sie nach 8 um, und zuletzt fließt sie nach Sw. Sie umfließt also eiu viereckiges Stück Land, das Wupper- Viereck. Auf der nach W gerichteten Laufstrecke liegen die beiden großen Städte Barmen und Elberfeld, deren Häuser und Fabriken stundenweit das tiefe und enge Tal füllen. Die fünf Strecken des Wupperlaufes find fast gleich lang. Die Einmündung der Wupper in den Rhein erfolgt ein Stück unterhalb von Cöln. Da das Bergische Land nach 0 ansteigt, werden die meisten von W heranziehenden Regenwolken an ihm gestaut. Infolgedessen geben sie viel 7. Elberfeld vom Weslende aus gesehen. Regen ab. Das Bergische Land ist also ein regenreiches Land. Die Bäche sprudeln in reicher Wasserfülle. Ihre große Wasserkraft kann von zahlreichen Fabriken ausgenutzt werden. Besonders das Gebiet der Wupper ist ein sehr gewerbtätiges Land geworden. Das verdankt es allerdings auch seinen Bewohnern selbst. Diese sind rührige und fleißige, wackere Leute. Über- all herrscht rege Tätigkeit. Da Ackerbau und Viehzucht nur einen Teil der Bewohner ernähren können, haben viele, sogar die meisten Bewohnel Arbeit und Verdienst in der Industrie gesucht. Bei Solingen (50 000 &) und Remscheid (70 000 E.) blüht die Eisen- und Stahlindustrie, in Elber- feld (175 000 E.) (Abb. 7) werden besonders Stoffe für Damenbekleidung und in Barmen (170 000 E.) Bänder, Schnüre und Knöpfe verfertigt. In neuester Zeit wurden im Bergischen Lande zahlreichetalsperren erbaut, durch Kerp, Heimatkunde der Rheinprovinz. 2

2. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 40

1912 - Breslau : Hirt
40 Zweiter Teil: Das Gesamtgebiet. regenreiche Hohe Venn, die westliche Eifel, den Westerwald und das Bergische Land durchziehen, sind mehr mit Wiesen als mit Äckern geschmückt. Zweige der Viehzucht. Der wichtigste Zweig der rheinischen Viehzucht ist die Rind Viehzucht. In der Nähe der großen Städte spielt bei ihr neben der Mästung die Milchgewinnung, am Niederrhein die Käse- und Butter- gewinnung eiue Hauptrolle. In manchen Gebirgsgegenden wird das Rind auch als Zug ti er benutzt. Als Ersatz für die Rindviehzucht breitet sich in Industrie- gegeudeu unter der Arbeiterbevölkerung und in Gebirgsgegenden die Ziegen- zncht immer mehr aus. Für die Versorgung der Bevölkerung mit Fleisch ist die Schweinezucht fast noch wichtiger als die Rindviehzucht. Sie wird iu der Rheinprovinz fast überall stark betrieben. Dagegen ist der Betrieb der Schafzucht stark zurückgegangen. Nur in den Heidegebieten der Eifel ist sie noch von Bedeutung. In manchen Gegenden der Rheinprovinz wird auch auf die Bieuenzucht Gewicht gelegt. e) Der Bergbau. Rheinlands Reichtum an Bodenschätzen. Dasrheinlaud verdankt den erd- geschichtlichen Ereignissen, die seinen Boden schufen und gestalteten, einen großen Reichtum an Bodenschätzen. Durch sie wurden vielerlei Gesteins- und Erdarten gebildet, und durch die gebirgsbildenden Vorgänge, durch die Faltung, durch Hebung und Senkung und durch die vulkanische Tätigkeit, wurden diese in die Nähe der Erdoberfläche oder, wie vulkanisches Gestein, auf die Erdoberfläche gebracht. Berghalde. Aufzug. Neuer Schacht. Maschinenhaus. 11. Schacht Wolfsbank des Essener Bergwerks-Vereins „König Wilhelm". Maschinenhaus. Alter Schacht. Kohlenseparation u. Wäsche. Waschraum. Technische Geschäftsräume. 100 Koksöfen. Direktorwohnung. Kessslanlage für die Abgase der Koksöfen (chemische Fabrik).

3. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 55

1912 - Breslau : Hirt
2, Die Römer am Rhein. 55 Herr Varus stürzte sich aus Verzweiflung über die Niederlage in sein Schwert. So wurde Hermann der Befreier Deutschlands. Auf einer Bergkuppe des Teutoburger Waldes, auf der Groteuburg bei Detmold, wurde ihm ein groß- artiges Denkmal gesetzt. Die Römer zogen sich auf die liukerheinfeite zurück. Die großen, starken Männer der Germanen waren ihnen zu tapfer, und ihr Land war ihnen zu unwegsam. Nur gegenüber der Rheinstrecke von Mainz bis Koblenz hielten die Römer auch einen Teil des rechtsrheinischen Landes besetzt. Da aber die Germanen fortwährend Überfälle machten und sich auch durch den breiten Rheinstrom nicht abhalten ließen, mußten die Römer die Grenzen zu sichern suchen. Sie erbauten zahlreiche befestigte Lager, Kastelle genannt, und in Cöln, Mainz und dem jetzigen Xanten am Niederrhein errichteten sie große Heerlager. Wo aber nicht der Rheinstrom die Grenze bildete, hatten die Römer einen Pfahlgraben angelegt. Dieser begann schon an der Donau, zog sich bis zum Maiu und von dort über den Taunus hin und erreichte bei Rheinbrohl unterhalb Neuwied den Rhein. Er bestand aus einem Graben und aus einem Walle, auf deu starke Pfähle gesetzt waren. Damit die Annäherung der Germanen rechtzeitig bemerkt werden konnte, standen in einer Entfernung von je 1000 Schritt Wachtürme. Diese waren zwei Stockwerke hoch. Im oberen Stockwerk befand sich der Wachposten, der weit in das Land schauen konnte und scharf achtgeben mußte. Aber die Römer brachten dem rheinischen Lande nicht nur Kriege und Lasten, sondern auch Reichtum und Glanz. Sie verstanden vorzüglich, ein Land zu bebauen und zu verwalten. Um ihre Herrschaft zu sichern, legten sie zwischen den Kastellen auch vorzügliche Straßen an, auf deren festen Dämmen die Soldaten marschierten. Manche dieser Römerstraßen sind noch heute erhalten, wie die Straße, die sich längs des linken Rheinufers hinzieht, wie die von Trier uach Koblenz und von Trier nach Cöln. In der Ebene liefen sie schnür- gerade, wie die Strecke vou Liblar an der Erst nach Zülpich, die noch heute die Römerstraße genannt wird. In Abstünden von etwa je vier Wegstunden, eines Tagemarsches, waren Standlager hergerichtet, wo die Soldaten über- nachten oder doch in sicherer Hut ihr Lager aufschlagen konnten. Mit deu Soldaten war auch viel anderes römisches Volk in das Land ge- kommen, wie Marketender, Händler, Handwerker und Beamte. Sie wohnten außerhalb der Kastelle und der Standlager. Auch die alten Soldaten blieben, wenn sie ausgedient hatten, meist im Lande. Alle diese Menschen hatten vielerlei Bedürfnisse an Nahrung, Kleidung, Wohnung sowie an Waffen, Werkzeug und Geräten. Aus dem fernen Italien konnte das, was täglich nötig war, uicht herbeigeschafft werden. Es mußte möglichst in der Nähe, im Rhein- land selbst, gewonnen oder hergestellt werden. Aber nicht nur Brot und Fleisch wollten die Römer zun: Lebensunterhalt haben. Auch uach feinen Gemüsen und edlem Obst, nach Geflügel und schmackhaften Fischen und andern Lecker- bissen, die sie von ihrer südlichen Heimat her kannten und schätzten, hatten sie Verlangeu. Darum pflanzten sie am Rhein und an der Mosel die Weinrebe

4. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 3

1915 - Bonn : Hanstein
3 worden ist, betrachtet die Wissenschaft ihn auch als solchen. Seine Schädelbildung zeigt Ähnlichkeit mit der des Australnegers, auf dessen Kulturstufe er gestanden haben mag. Die Schichten, in denen der Neandertalmensch gefunden wurde, waren „mit kieseligen und hornsteinartigen Rollsteinen gemengt“, und gehören wahrscheinlich der Tertiärzeit 2) an. Außer den Menschenknochen fand man im Neandertale zahlreiche Tierknochen vom Mammut, Rhinozeros, Höhlenbären, Riesenhirsch und Pferd und viele Feuersteinspäne. Die Tierknochen rührten meist von jüngeren Tieren her und waren nur Teile von Knochengerüsten. Jedenfalls war hier eine menschliche Siedelung. Der Neandertalmensch ist wahrscheinlich der Vertreter des U r-menschen der Rheinlande. Vielleicht gehört er dem Tertiär, sicher aber der Diluvialzeit an. Bei Andernach fand man zahlreiche zerschlagene Tierknochen und ganze Haufen gehauener Steinwerkzeuge in vulkanische Asche eingebettet. Unter letzteren waren Lanzen-, Pfeilspitzen und Steinschaber; ferner fand man Lanzen und Harpunen aus Renntierknochen. Jagd- und Fischereigeräte ließen die Beschäftigung der Menschen, die dort hausten, erkennen. Im Jahre 1879 untersuchte der Maler Eugen Bracht die sogenannte Buchenlochhöhle bei Gerolstein. Knochenreste vom Mammut, Nashorn, Renntier, Höhlenbär, Pferd, Rind, Wolf, Eisfuchs, Hermelin, Halsbandlemming, von der Zwiebelmaus, dem Moor- und Gebirgsschneehuhn und einem rabenartigen Vogel wurden hier mit Feuersteinen und ganzen und zerschlagenen Rollkieseln gefunden. Auch diese Höhle weist auf das Vorhandensein des Menschen hin, wie die 1911 von Carl Rademacher im Aufträge der Kölner Anthropologischen Gesellschaft untersuchten zwei Höhlen des Kartsteins bei Eserfey in der Eifel. Zwischen Heerdt und Hamm bei Düsseldorf fand man 1895 im Rhein einen Stoßzahn des Mammuts, der anschei- 1) Die Geologen unterscheiden in der Erdgeschichte folgende Schichten: Archaikum, Algonkium, Palaeozci’kum, Mesozoikum, Tertiär und Quartär. Letzteres scheiden sie wieder in Diluvium (Eiszeit) und Alluvium (Jetztzeit).

5. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 6

1915 - Bonn : Hanstein
6 und Waffen, Die Gefäße fertigte dieses Volk aus Ton, aber ohne Töpferscheibe. Aus zerquetschten Getreidekörnern backte man Brot, aus Gespinstpflanzen fertigte man Schnüre. Das Feuer machte man in Erdgruben. Die größte bis jetzt gefundene Kesselbrandgrube deckte man bei Meckenheim auf. Der Mensch der jüngeren Steinzeit war auch noch ein rüstiger Jägersmann: Edelhirsch und Reh, Bär und Wildschwein, Fuchs, Wolf und Biber waren seine Jagdbeute. Die Leichen bestattete man in dieser Zeit unverbrannt. Die jüngere Steinzeit bildet auch im allgemeinen die Blüteperiode der Pfahlbauten, die zahlreich in den Schweizer Seen nachgewiesen wurden. In die Zeit der Pfahlbaukultur gehören aus dem Rheinlande Funde bei Urmitz, bei Mayen und aus dem Scheuerbusch bei Wahn (Siegkreis). Aus den befestigten Anlagen bei Urmitz und Mayen glaubt Lehner auf eine staatliche oder wenigstens städtische Organisation schließen zu müssen. Etwa um das Jahr 2000 v. Chr., vielleicht auch später, fand die Steinzeit ihr Ende. Der Übergang zur älteren Metallzeit, zur Bronzezeit, geschah jedenfalls erst nach und nach. Waffen und Geräte wurden aus Bronze hergestellt. Unzweifelhaft wurden die Bronze bzw. die Bronzewaren anfangs aus dem Auslande eingeführt. Der Orient ist die Heimat der Bronze ; denn die ältesten Typen dieses Zeitraumes sind nach Form und Zusammensetzung von Kupfer und Zinn den orientalischen fast gleich. (Diese Bronze besteht aus 90—95% Zinn.) Erst allmählich stellte man die Bronzegeräte auch in der Heimat in Anlehnung an die überkommenen Formen her. In der Mosel bei Trier fand man eine sogenannte Randaxt, die der ältesten Bronzezeit angehört. Bei Trassem (Kreis Saarburg) hob man 1902 unter einem Steine mehrere Randäxte, ein der ältesten Bronzezeit eigenes Kurzschwert, einen Goldreif, vier goldene Lockenhalter und eine goldene Nadel. Auch an anderen Orten der Mosel- und Saargegend machte man mehrere Funde der älteren und jüngeren Bronzezeit, deren Urtypen anscheinend in der Rhonegegend zu suchen sind. Besonders reich war ein Fund von Wallerfangen. Ein Bronzeschwert, vier Äxte, eine Gußform zur Herstellung von Schaftlappenkelten, vierzehn Armbänder, ein größeres und mehrere kleine Schallbleche, Trensen, große Scheiben,

6. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 8

1915 - Bonn : Hanstein
8 (ausgegraben 1887—88) fanden sich schwach gebrannte und geschwärzte, einfache Tongefäße (Urnen, Näpfe und Becher-chen), Stücke von Eisenlanzen, Bronzeeimerchen, Ringe und Armbänder in Skelettgräbern; in Hermeskeil (ausgegraben 1892—93) ein eiserner Hohlkelt und ein eiserner Pfriemen, und in Wallerfangen (ausgegraben 1854) fand man Arm-und Halsringe aus reinem Goldblech, Ringe aus Bronze und Bernstein und durchbohrte grünliche Glasperlen. Auf die Hallstattzeit weisen bei den letzteren Funden besonders die Armringe hin. Es sind sogenannte Stöpselringe, deren Enden ineinandergesteckt wurden. In die Hallstattzeit versetzt man auch die in den Rhein-landen, besonders auf der linken Rheinseite, vielfach aufgefundenen Ringwälle. Die in Dorfsiedelungen ansässigen Bewohner haben sich wohl in diese Schutzwälle zur Zeit des Überfalles durch fremde Völker zurückgezogen und gegen Angriffe gesichert *). Bei Otzenhausen im Hochwald (Hunsrück) finden wir gut erhaltene Ringwälle, welche die Bauweise derartiger Bergestätten deutlich zeigen. Ähnliche Wälle finden sich auf dem Ringkopf bei Allenbach, auf Vorkastell bei Börfink im Hochwalde, auf der Steinerbergerlei bei Mehren, östlich von den Dauner Maaren, auf dem Berl bei Zell, auf der Dietzenlei, südlich von Gerolstein, und nördlich von diesem Orte auf der Munterlei, am Aremberg, in Berndorf bei Hillesheim, auf dem Ferschweiler Plateau an der Sauer, auf dem Güldenberg am Ostrande der Wah-nerheide u. a. O. Einzelne von diesen Wällen scheinen später von den Römern benutzt worden zu sein. Besonders ausgeprägt ist im Rheinlande die La-Tene-Z e i t. In unseren rheinischen Provinzial-Museen ist sie besonders durch Funde aus der Nahe-, Saar- und Moselgegend vertreten. Den Übergang von der Hallstatt- zur La-Tene-Zeit kündigen Funde bei Hermeskeil (ausgegraben 1892 und 93) an: eine eiserne Lanze und mehrere Urnen, ein langes Eisenschwert, eiserne Lanzenspitzen, ein eiserner Dolch und eine Anzahl anderer Eisen- und Bronzegegenstände wurden hier gehoben. 1) Nach F u h s e , Die deutschen Altertümer (Sammlung Göschen) kommen solche Ringwalle schon in der Bronzezeit vor.

7. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 14

1915 - Bonn : Hanstein
von dort über Wiesbaden, Limburg, Aitenkirchen nach Siegburg. Unter dem Namen „Muspad“ (Mautspfad?) läßt sie sich von hier aus an Troisdorf, Immigrath, Opladen vorbei bis zur Wupper verfolgen. Sie führt dann über Hilden, den Grafenberg, Ratingen an Lintorf vorbei nach dem alten Asciburgium (Essenberg). Hier war eine griechische Schiffstation. So stellten diese Rheinstraßen eine Verbindung zwischen Massilia bzw. Italien und der Nordsee her. Die bedeutendste scheint die östliche Straße gewesen zu sein. Daß an ihr viele Siedelungen lagen, beweisen die zahlreichen Gräberfelder (s. o.), die in ihrer Nähe aufgedeckt wurden. Diese Straßen bildeten die Hauptverbindung zwischen den Rheinbewohnern und den Kulturvölkern des Altertums. Besonders waren es die Ubier, die den römischen Handel am Rhein vermittelten und dadurch mit den Römern in nähere Beziehung traten. Die Ubier befuhren schon früh mit Flößen, Kähnen aus ausgehöhlten Baumstämmen und Fahrzeugen aus Weiden geflochten und mit Tierfellen überspannt, den Rhein. Sie kannten schon Wasserfahrzeuge, in denen dreißig Mann Platz fanden. Ihre Schiffe benutzte Cäsar später mehrfach zum Truppentransport. Haus-, Feld-und Jagdgeräte, Waffen, Schmuck, Öl und Wein bildeten die Gegenstände der Einfuhr, Getreide, Vieh, Häute, Pelze, Frauenhaare und Sklaven wurden ausgeführt. Zahlreiche Gräberfunde an Rhein, Mosel und Saar zeigen uns Geräte aus Gold, Erz und Eisen (Schmuck, Kämme, Amphoren, Kessel, Eimer, Messer, Sichel u. a.), die vielfach etruskischer Abstammung sind. Ursprünglich war der Handel jedenfalls reiner Tauschhandel; doch schon früh kam auch am Rhein das Geld als Tauschmittel in Gebrauch. Eiserne Würfel als Geld waren schon den Kelten bekannt, und lange vor der Römerzeit prägte man am Rhein Gold-, Silber-, Kupfer- und Bronzemünzen. Neben dem Handel, bei dem das Geld in Gebrauch war, erhielt sich freilich auch noch lange der Tauschhandel. Die Verkehrswege waren jedenfalls vor der Ankunft der Römer nicht besonders gut; doch haben die Römer zweifellos vielfach keltische und germanische Straßen als Unterlage ihres Straßenbaues benutzt. Den Römern sollte es Vorbehalten bleiben, die Rhein-lande auf eine höhere Stufe der Kultur zu erheben.

8. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 4

1915 - Bonn : Hanstein
4 nend durch Menschenhand abgeschnitten wurde, und in Eich bei Andernach wurden im Lavalehm Mammut-, Menschenknochen und Feuersteinspäne gefunden. Alle diese Funde weisen auf die ältere Steinzeit hin. Waffen und Werkzeuge fertigte man aus roh behauenen Steinen und Knochen, anfangs ohne, später mit bewußter Formengebung. Die Menschen dieser Zeit lebten meist in Höhlen; es sind die Troglodyten, die ältesten Menschen, die man überhaupt bis jetzt gefunden hat. Vergegenwärtigen wir uns nach den Funden das Leben dieser Höhlenbewohner. Ferdinand Leeke hat in einer Zeichnung, freilich mit viel Phantasie, das Leben der Höhlenbewohner zu veranschaulichen gewußt. Am Herde in der Höhle schürt ein Weib das Feuer, das man mit Hilfe des Feuersteins und des Zunders hervorrief. Vor dem Herde verzehrt ein Mann ein flaches Stück Fleisch, das auf einem glühenden Stein oder in der Asche geröstet wurde. Ein anderer Mann ist eben mit einem Hirsch als Jagdbeute heimgekehrt. Mit einem Knochenbeil, das aus einem Bärenkiefer mit Eckzahn besteht, sucht er die Beute zu zerteilen. Gehirn und Mark des zerlegten Tieres sind gesuchte Leckerbissen. Ein dritter Mann ist daniit beschäftigt, aus Feuersteinsplittern Pfeile für den neben ihm liegenden Bogen, der zur Jagd und auch wohl zum Kriege bestimmt ist, herzurichten, — Alle Bewohner der Höhle sind mit Fellen bekleidet. Die jungen und weiblichen Familienglieder tragen Schmuck aus Tierzähnen. Ob diese Höhlenbewohner, wie das Bild zeigt, Gefäße besaßen, ist freilich recht zweifelhaft; bisher fand man solche aus der älteren Steinzeit nicht. In den Höhlen wohnten die Menschen wahrscheinlich nur im Winter; im Sommer werden sie die dumpfe Höhlenluft gemieden haben. Fanden die Bewohner einer Höhle in deren Umgebung keine Nahrung mehr, so zogen sie ab, Knochen von Jagdtieren und Werkzeugreste ließen sie auf Haufen in der Höhle liegen. Gegen derartigen Unrat war der Urmensch wenig empfindlich. Jahre, vielleicht Jahrhunderte vergingen, bevor eine neue Menschenhorde die Höhle besiedelte. Eine Verwitterungsschicht des überhängenden Gesteins hatte inzwischen die Reste der vorhergehenden Siedelung überdeckt. Es kam nicht selten vor,

9. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 9

1915 - Bonn : Hanstein
9 In einem Hügel bei Remmesweiler (Kreis St. Wendel) fand man 1837 eine schöne Schnabelkanne, ein breites Eisenschwert, einen Kuppelring und zwei dünne Goldplättchen. Im Jahre 1892 hob man bei Tholey (Kreis Ottweiler) eine Schnabelkanne. Bei Wollscheid (Kreis Wittlich) fand man ein großes Bronzebecken mit Eisenwand, und bei Morbach (Hochwald) hob man schöne griechische Schnabelkannen. Reiche Funde machte man 1830, 1851 und 1866 besonders bei Weiskirchen (Kreis Merzig): eine doppelhenklige Bronzeurne, zwei unteritalische Schnabelkannen, einen eisernen Dolch in einer eisernen, mit Bronzeblech überzogenen Scheide, eine aus reinem Goldblech getriebene Brosche und eine Fibel mit drei rohen Menschenköpfen geziert, waren das Ergebnis der drei Ausgrabungen. Die hier gefundene Fibel ist insofern besonders charakteristisch, als man Fibeln dieser Art jenseits der Alpen und in Frankreich bisher nicht fand; zahlreich traf man sie jedoch am Rhein an, ein Beweis, daß sie hier hergestellt wurden. — Bei Besseringen (Kreis Merzig) fand man 1863 eine Schnabelkanne, Nachbildungen eines goldenen Diadems und mehrere Bronzebeschläge. Goldschmuck, Fibeln, Eisenschwerter, eiserne Schildbuckel, Bronzearmfeifen, Gefäße aus braunem Ton, Tonflaschen, Urnen u. a. fand man außerdem in der Saargegend, auf dem Hochwald (Osburg) und bei Biewer (Landkreis Trier). Unter den vorgeschichtlichen Funden des Rheinlandes beanspruchen vor allem die niederrheinischen ein besonderes Interesse. Zwischen Sieg und Wupper (bei Siegburg, Niederpleis, Schreck bei Birk, Lohmar, Altenrath, Troisdorf, Wahn, Heumar, Leidenhausen, Thum, Dellbrück, Schlebusch), bei Düsseldorf und Duisburg (auf der Wedau), bei Rees und Haltern, bei Emmerich und Elten, bei Rheindaeien, * Calbeck (Kreis Geldern), Uedem und Pfalzdorf (Kreis Cleve) u. a. 0. wurden seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Gräber aufgedeckt. Alle Gräber zeigen Leichenbrand. Urnen dienten zur Aufnahme der Knochenreste. Die übrigen Brandreste wurden mantelartig darüber aufgeschüttet. Den Urnen sind vielfach kleinere Gefäße beigegeben. Einfache Verzierungen und Bemalungen mit Ton und Graphit kommen häufiger vor. Als Grabbeigaben

10. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 5

1915 - Bonn : Hanstein
5 daß eine Höhle in größeren oder geringeren Abständen öfters benutzt wurde, wie dies bei den Höhlen des Kartsteins nachgewiesen ist. Ackerbau und Viehzucht trieb der Höhlenbewohner nicht. Er lebte nur von der Jagd und dem Fischfang und ist den heutigen Eskimos zu vergleichen. Man vermutet, daß der Mensch der älteren Steinzeit dem nach Norden zurückweichenden Eise gefolgt sei, und daß seine Wohnsitze von einer neuen Rasse eingenommen wurden. Waffen und Werkzeuge bereitete er aus roh zugehauenen Steinen undknochen. Die ältere ging allmählich in die jüngere Steinzeit über, ebenso wie das Diluvium allmählich durch die Änderung der klimatischen Verhältnisse ins Alluvium überging. Sie dauerte in Deutschland bis etwa 2000 v. Chr. Waffen und Werkzeuge wurden in der voll ausgebildeten jüngeren Steinzeit aus Feuerstein, Kieselschiefer, Quarzit, Jadeit, Diabas, Chloromelanit u. a. Gesteinen geschliffen. Die Beile und Hämmer waren teils noch ohne Ösen, teils wurden sie durchbohrt. Steinbeile dieser Zeit fand man bei Saarbrücken, Saarburg, Thalfang, im Hardtwald, bei Schwemmlingen (Kreis Merzig), Wadgassen, auf der Hochmark bei Cordei, bei Uexheim (Kreis Daun), bei Pfalzkyll, Birresborn, Meckenheim, Bedburg, Euskirchen, Bacharach, Bonn, Altenrath (im Siegkreis), Köln, bei Neuß, bei Grimm-linghausen (das Guntrumsche Jadeitbeil im Bonner Provinzialmuseum), bei Oberhausen, Rees, Emmerich und Cleve. Die reichsten Funde aus dieser Zeit machte man bei Urmitz am Rhein. Dort fand man auch ein Vorratsgefäß der jüngeren Steinzeit, das im Bonner Provinzialmuseum steht. Es zeigt 14 Schnurösen (kleine Henkel, durch die man Schnüre zum Tragen und Aufhängen zog). In den Ausgang der jüngeren Steinzeit setzt Koenen auch ein bei Weißenturm oberhalb Andernach gefundenes Tongefäß, einen vielbesprochenen geschweiften Becher, der vom Lavastrom überschüttet war. Über das Leben jener Menschen der jüngeren Steinzeit steht folgendes fest: Sie wohnten in Flecken und Dörfern, trieben Ackerbau (man kannte Gerste und Weizen) und hielten Haustiere (Rind, Ziege, Schaf, Hund und später das Schwein sind heimisch). Steine schliffen sie zu Werkzeugen
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