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1. Heimatkunde der Rheinprovinz - S. 64

1912 - Breslau : Hirt
64 Dritter Teil: Aus d. Heimatgesch. d. Rheinlands. 9. Rheinland unter preußischer Herrschaft. nach auch entlegenere und ärmere Gegenden ihre Eisenbahn. In jüngster Zeit wurde ferner durch die Stadt- nub Kreisverwaltungen das Kleinbahnwesen eifrig gefördert. Auch auf andern Gebieten gab die preußische Verwaltung den Ansporn zu reger Tätigkeit. Zugleich ver- folgte sie aber das Ziel, die Bewohner auch selbst zum eignen Vorwärtsstreben anzuregen. Daß dies gelungen ist, beweist besonders das blühende Genossen- schastswesen der Rheinprovinz. Wo aber Notstände durch Naturereignisse hervorgerufen wurden, hat der Preußische Staat allzeit helfend eilige- griffen, wie bei den Notständen in der Eisel vor einigen Jahrzehnten und in jüngster Zeit zur Linderung der Not der Winzer. Nicht geringer als die Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung der Rhein- provinz war die Fürsorge der preußischen Verwaltung für Unterricht, Wissen- schaft und Kunst. Schon im Jahre 1818 war die Friedrich - Wilhelms- Universität zu Bonn gegründet worden. Sie hatte wiederholt die Ehre, auch die Prinzen des Königlichen Hauses zu ihren Studierenden zählen zu dürfen. So haben Kaiser Friedrich Iii., der jetzige Kaiser und auch der jetzige Kronprinz in Bonn studiert. Ju Bonn-Poppelsdorf wurde später auch eine landwirtschaftliche Hochschule, in Aachen eine technische Hochschule und in Cöln durch die Stadt eine Handelshochschule gegründet. Ferner wurdeu neben zahlreichen höheren Lehranstalten und Semi- naren viele gemeinnützige Anstalten ins Leben gerufen, wie Taub- stummen-Anstalten, Blindenschulen, Erziehungsanstalten, Waisen- Häuser, landwirtschaftliche Schulen, Obst- und Weinbauschulen usw. Auch die rheinische Kunst suchten die preußischen Könige neu zu belebeu. Die Kunstakademie zu Düsseldorf gelangte bald wieder zu bedeuteuder Blüte. Im Jahre 1842 wohnte König Friedrich Wilhelm Iv. der Feier zur Fortsetzung des Baues des Eölner Domes bei, und im Jahre 1881 kollnte Kaiser Wilhelm I. die Feier der Vollendung des Dombaues durch feine Gegenwart glanzvoll gestalten. Zahlreiche andere Kunstwerke, Bauten nnb Denkmäler sind in neuester Zeit fast in allen größeren Städten der Rheinprovinz geschaffen worden, und für die Erhaltung alter Kunstdenk- mäler wird eifrig gesorgt. So ist das schöne Land am Rhein unter preußischer Verwaltung auf allen Gebieten zu neuem Blühen gelangt. Die Bevölkerung der Rheiuprovinz hat sich seit dem Jahre 1815 von 1t9o Mill. auf Mill. ver- mehrt, und wenn die Bewohner heute mit Stolz sagen dürfen, daß ihre Heimat- Provinz die bevölkertste und reichste von allen Provinzen Preußens ist, so mögen sie nicht vergessen, daß sie dieses Glück zum großen Teil der preußischen Verwaltung zu danken haben. Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.

2. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 89

1915 - Bonn : Hanstein
89 V. Das absterbende Mittelalter und die anbrechende Neuzeit in den Rheinlanden. Das Sinken der Kaisermacht. Die Blütezeit der Städte. Die anziehendsten Partien der Geschichte sind stets die Wendepunkte geschichtlicher Zeiträume. Sie zeigen den Kampf neuer Ideen mit dem geschichtlich Gewordenen, einen inneren, oft fast unmerklich sich vollziehenden Kampf, der aber durch seinen weniger bemerkbaren Verlauf nicht minder wirksam sich erweist als eine in der Form einer Revolution sich vollziehende Umwälzung. Die neue Idee taucht erst in der Ferne auf, sie gewinnt Vertreter und kommt zum Durchbruch. Nicht plötzlich vollzieht sich eine solche Wandlung; sie bedarf oft Jahrhunderte zu ihrer Vollendung. In einem solchen Kampfe scheiden sich auch Mittelalter und Neuzeit. Dem universalistischen Streben, das den Grundzug des Mittelalters bildet, setzt sich das individualistische Streben entgegen. Letzteres trägt nach einem Ringen von zwei Jahrhunderten den Sieg davon. Die bedeutungsvollste Zeit dieser inneren Wandlung liegt im 15. Jahrhundert. An der Spitze des weltumspannenden Strebens standen zur Staufenzeit Papst und Kaiser; beide verloren allmählich ihre Macht, wenigstens in dem Sinne, wie sie diese früher ausgeübt hatten; sie mußten ihre Rechte zum Teil an Volk und Fürsten abtreten. Die Universalmacht individualisierte sich so mehr und mehr. Auf weltlichem Gebiete zeigt sich dies in dem Auf steigen der Territorialfürsten auf Kosten der Kaisermacht, auf kirchlichem läuft es in die Reformation aus, die später ausführlicher behandelt wird. Seit dem Regierungsantritte Friedrichs Iii. (1440) sank die Kaisermacht jäh hinab. Friedrich zerstörte den letzten Rest nationaler Tatkraft, namentlich durch sein Verhältnis zu Burgund. Hier zeigt sich so recht des Kaisers Ohnmacht

3. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 90

1915 - Bonn : Hanstein
90 gegenüber den Landesfürsten. Die Kämpfe mit Burgund, die gewöhnlich als Neußer Krieg bezeichnet werden, stehen daher auch unter den politischen Ereignissen des 15. Jahrhunderts am Niederrhein im Vordergrund des Interesses. Karl der Kühne von Burgund erstrebte für sein umfangreiches Herzogtum die Königswürde. In Trier verhandelte er 1473 darüber mit Friedrich Iii. Maximilian, Friedrichs Sohn, sollte Maria von Burgund als Braut heimführen; dafür wollte Friedrich Iii. Karl als König von Burgund anerkennen. In Trier steigerte Karl seine Forderungen. Er wollte zum römischen Könige ernannt werden. Nur wenn das gar nicht zu erreichen sei, sollten seine Gesandten die Übertragung des Reichsvikariats an ihn vorschlagen; so wollte er nach Friedrichs Iii, Tode deutscher Kaiser werden. Maximilian, dem er seine Tochter vermählen wollte, sollte die Krone von ihm erben. Erst wenn dem Herzoge das alles sichergestellt sei, wollte er die endgültige Einwilligung zur Vermählung seiner Tochter mit Maximilian geben. Diese Forderungen aber erfüllte der Kaiser nicht. Er brach die Verhandlungen ab und verließ Trier. Nun hielt Karl die Gewalt für das einzige Mittel zur Erreichung seines Zieles, und jede Gelegenheit, die sich ihm zur Trübung des Reichsfriedens bot, ergriff er mit Begierde. Bald sollte sich am Niederrhein eine günstige Gelegenheit zur Rache finden. Der Cölner Kurfürst Dietrich von Mörs (1414/63) brachte durch die Soester Fehde (1444/49) großes Elend über sein Land. Die Stadt Soest, durch die Hanse groß und mächtig geworden, glaubte die Fesseln des Erzbischofs abschütteln zu können. Sie empörte sich und erhielt Schutz und Hilfe von Cleve. Der Erfolg blieb nicht aus. Erzbischof Dietrich mußte Soest an Cleve abtreten, und das Erzbistum geriet in große finanzielle Schwierigkeiten. Dietrich von Mörs starb 1463. Eine große Zahl von Ämtern, Schlössern, Ortschaften, Land-und Wasserzöllen war damals für geliehenes Geld verpfändet. Dietrichs Nachfolger als Erzbischof von Cöln wurde Ruprecht von der Pfalz. Sein Augenmerk mußte sich naturgemäß zuerst darauf richten, die von seinem Vorgänger verpfändeten Güter zurückzugewinnen. Seinen Wunsch setzte er bald in die Tat um. Als Ruprecht nach seiner Belehnung mit den Regalien im Spätsommer des Jahres 1471 vom

4. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 52

1915 - Bonn : Hanstein
52 wollte darum auch die Herzogtümer nicht unterwerfen, wie seine letzten Vorgänger dies vergeblich versucht hatten. Die Herzöge sollten in ihren Herzogtümern selbständig die Gerichtsbarkeit über die Großen ausüben, den Landfrieden erhalten und die Grenzen gegen die Feinde beschützen. Er aber wollte aus den deutschen Stämmen einen Staatenbund bilden, an dessen Spitze der deutsche König stand. Nachdem Heinrich die Schwaben und Bayern unterworfen hatte, wollte er auch Lothringen mit dem Reiche vereinigen. In diesem Streben kam ihm ein glücklicher Umstand zustatten: Herzog Giselbert, der nach unumschränkter Gewalt in Lothringen strebte, geriet mit Karl von Westfranken in Streit. Karl trieb ihn so sehr in die Enge, daß er seinland verlassen mußte. Giselbert floh zu König Heinrich, und durch diesen erlangte er wieder den größten Teil seiner Güter und die Erlaubnis zur Rückkehr in sein Gebiet. Bei einem Aufstande der Vasallen im Westfrankenreiche erreichte auch Giselbert in Lothringen volle Selbständigkeit. Um seine Vasallen zu belohnen, riß er die geistlichen Güter an sich und zwang den Erzbischof von Cöln, seinen Willen anzuerkennen. Mit König Heinrich unterhielt er eine stete Verbindung, um gegen Karl von Westfranken einen Rückhalt zu haben. Nachdem aber Karl in seinem Reiche mit Hilfe der Geistlichkeit und durch einen glücklichen Krieg gegen die Deutschen seine Macht wieder erlangt hatte, unterwarf sich ihm auch Lothringen wieder. Als im Jahre 921 bei einer Zusammenkunft auf dem Rhein bei Bonn Karl von Westfranken Heinrich als König von Ostf ranken feierlich anerkannt hatte, schien Heinrich den Verlust Lothringens zu verschmerzen. Karls Streben ging aber bald dahin, unumschränkter Herr in Westfranken zu werden. Dadurch spaltete sich sein ganzes Reich, auch die Vasallen Lothringens, in zwei Parteien, Karls Gegner wählten einen Gegenkönig. Nach dem Verluste der Schlacht bei Soissons endete Karl im Gefängnis. Dem Emporkömmling wollte Giselbert von Lothringen sich nicht unterwerfen. Auf seinen Ruf kam König Heinrich 923 über den Rhein. Er schloß mit dem neuen Könige von Westfranken, Rudolf, einen Waffenstillstand und kehrte wieder zurück. Abermals zeigte sich Giselberts Wankelmut; er neigte wieder zu Westf ranken hin. Da überschritt im Jahre 925 Heinrich wiederum den Rhein, belagerte Giselbert in seiner Festung Zülpich und

5. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 110

1915 - Bonn : Hanstein
110 seinen Tod, und seine festen Schlösser wurden geschleift. In demselben Jahre starb auch Hutten als Flüchtling. So führte die Erhebung zur Demütigung des Adels und zur Stärkung der landesfürstlichen Gewalt. Ein gleiches Ergebnis wie die Bewegung des Rittertums hatte auch die sozialistische Bewegung der Bauern. Die Bauernkriege zeigten ihre Früchte in der Form von Brandstiftung, Kirchenraub, Entweihungen und Schändungen gräßlichster Art um 1525 auch in den Rheinlanden. Im Erzbistum Trier, besonders in der Gegend von Saarburgund Blieskastel, fanden Bauernaufstände statt. Auch die Wiedert ä u f e r machten sich am Rhein bemerkbar. Besonders zahlreich zeigten sie sich im Herzogtum Jülich, wo sie von vielen Adeligen begünstigt wurden. Die später aus dem Herzogtum Vertriebenen fanden größtenteils Aufnahme in Rheydt, Mörs und Crefeld; letztere Stadt verdankt den Täufern (Menoniten) nicht zum geringsten Teile ihr rasches Aufblühen seit dem Ende des 17. Jahrhunderts. Die Wiedertäuferbewegung bereitete die nachfolgenden allgemeinen Unruhen vor. Als der Bischof von Münster vergeblich versuchte, seine Stadt, aus der er vertrieben worden, wiederzugewinnen, erklärten sich der Erzbischof von Cöln und der Herzog von Cleve in Neuß 1534 bereit, zu den Belagerungskosten für einen Monat je 20 000 Goldgulden beizusteuern, und auf dem ,,Tage“ zu Coblenz im Dezember 1534 beschlossen die Kurfürsten von Cöln, Trier, Mainz und der Pfalz mit ihren Landständen, fleißig über die Wiedertäufer, die sich inzwischen in den Rheinlanden vermehrt hatten, zu wachen. In Cöln, Aachen, Essen, Wesel und Mörs begründeten die Wiedertäufer schon bald eigene Gemeinden. Mit ihren Brüdern in Münster standen die Täufer in den Rheinlanden in steter Verbindung. Als Vorläufer der eigentlich reformatorischen Bewegung finden wir am Niederrhein Albrechtmünster und Adolf Klarenbach. Ersterer predigte im Jahre 1524 die neue Lehre in A a c h e n. Er wurde aber dort von der Obrigkeit der Städte Maastricht und Wesel angeklagt und zweier Mordtaten wegen hingerichtet. Adolf Klarenbach stammte aus Büscherhof bei Lennep. Er machte den Versuch, die lutherische Lehre im Erzstift Cöln einzuführen. Mit Peter von Fliesteden (bei Bergheim a. d. E. gebürtig)

6. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 66

1915 - Bonn : Hanstein
66 Domkirche in seine Metropole kamen1). Von Friedrich I. erhielt er auch die Stadt Andernach (1167). Nach dem Siege bei Tusculum, zu dem er nicht unwesentlich beitrug, starb er in Italien am Fieber, Sein Nachfolger Philipp von Heinsberg (1167/91) erhielt bei der Ächtung Heinrichs des Löwen 1180 den westlichen Teil des Herzogtums Sachsen als Herzogtum Westfalen. So legte er den Grund zur späteren Größe des Erzbistums, Der Erzbischof Adolf von Cöln und die von ihm abhängigen Geschlechter ergriffen in dem Streite zwischen Philipp von Schwaben und Otto Iv, die Partei des letzteren. Philipp ließ als Stützpunkt seiner Kämpfe mit den Gegnern am Rhein die Burg Landskron an der Ahr errichten. Als aber Otto mit dänischer Hilfe die deutsche Stellung seines Hauses wieder hersteilen wollte, sagte sich mit dem Herzoge von Brabant auch der Erzbischof Adolf von ihm los. Die Stadt Cöln blieb eine Feindin Philipps; dieser aber schädigte durch Errichtung neuer Zollstätten ihren Handel so sehr, daß sie sich ihm 1206 unterwerfen mußte. Einer der einflußreichsten Cölner Erzbischöfe war Engelbert I. von Berg (1216/25), der nach dem Tode seines Bruders Adolf (s, u.) auch Berg verwaltete und Ende 1220 oder Anfang 1221 bei der Abwesenheit Kaiser Friedrichs Ii. Reichsverweser in Deutschland war. Gleichzeitig war er Vormund von Friedrichs Sohne Heinrich, den er schon 1222 zu Aachen zum deutschen König krönte. Bei seinem Streben, Recht und Ordnung im Reiche herzustellen und zu erhalten, erwarb Engelbert sich viele Feinde, Im Jahre 1225 wurde er von seinem eigenen Neffen Friedrich von Isenburg bei Gevelsberge ermordet. Die Mörder flohen, wurden aber eingefangen- Friedrich von Isenburg wurde im Jahre nach dem Morde in Cöln vor dem Severinstor gerädert, Engelberts Nachfolger, Heinrich I, von Molenark, verlieh Rees (1228), Xanten (1228) und Rheinberg (1232) Stadtrechte, Seitdem die Reichsverfassung der Ottonen, Salier und Hohenstaufen sich immer mehr auflöste und das Kaisertum sank, erhob sich immer kräftiger das Bürgertum in den Städten, Ziel des ganzen Strebens der Städte war die volle Unabhängigkeit von der landesherrlichen Gewalt, die Reichsunmittelbarkeit, In den Bischofsstädten richteten sich ihre 1) Im Jahre 1903 erhielt das Domkapitel zu Mailand einen kleinen Teil der Reliquien zurück.

7. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 73

1915 - Bonn : Hanstein
73 Friedrich Barbarossa fand auf seinen Zügen nach Italien und im Streite mit Heinrich dem Löwen eine treue Stütze an dem Grafen Gerhard Iv., der auch den unglücklichen Kreuzzug von 1189 mitmachte. Gerhards Nachfolger war W i 1-h e 1 m Iv. (1219/78). Dieser tritt uns als erster Besitzer der Burg Nideggen entgegen, die drei Jahrhunderte lang der Sitz der Jülicher Herrscher war. Unter ihm begannen harte Kämpfe mit den Cölner Erzbischöfen, die bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts dauerten. Kaiser Friedrich Ii. verlieh Wilhelm V. aus Dankbarkeit für bewiesene Treue die Vogtei über die Stadt Aachen. Als Wilhelm von Holland Friedrich Ii. als Gegenkönig gegenübergestellt wurde, erklärte sich Aachen für Friedrich Ii. Wilhelm von Holland belagerte die Stadt, die von dem Jülicher Grafen tapfer verteidigt wurde. Nach sechsmonatiger Belagerung mußte Aachen sich dem neuen Könige unterwerfen. Da Wilhelm von Jülich in den Streitigkeiten des Erzbischofs Engelbert Ii. (s. d.) mit den Bürgern von Cöln die Partei der letzteren ergriff, kam er mit dem Erzbischof in Streit. In der für die Jülicher siegreichen Schlacht zwischen Lechenich und Zülpich (1267) wurde der Erzbischof gefangen genommen und dreieinhalb Jahre lang auf der Burg Nideggen in Haft gehalten. Erst als der Papst den Grafen mit dem Bann und die Grafschaft Jülich mit dem Interdikt belegte, wurde Engelbert gegen ein hohes Lösegeld aus der Haft entlassen. Bei einem Aufruhr in der Stadt wurde Graf Wilhelm mit seinem ältesten Sohne 1278 erschlagen. Der Grafschaft Jülich bemächtigte sich nun der Cölner Erzbischof Siegfried von Westerburg. Er erstürmte Düren, zerstörte Jülich mit dem Residenzschloß der Grafen von Grund aus und errichtete zur Sicherung seiner Herrschaft eine Burg bei Zülpich. Nach der Schlacht bei Worringen aber mußte er die Grafschaft endgültig anwilhelms Söhne Gebhard und Walram abtreten. Ludwig der Bayer erhob Wilhelm Vii. von Jülich zum Markgrafen. Ludwigs Nachfolger Karl Iv. legte auf die Freundschaft des Jülicher Markgrafen großen Wert. Er verlieh ihm das Schulzenamt über die Stadt Aachen mit der dortigen Propsteistelle; auch übertrug er ihm die Propsteien Kerpen und Werden sowie die Städtedüren, Sinzig, Remagen und die Burg Kaiserswerth. Im Jahre 1356 erhob der Kaiser den Markgrafen zum Herzoge; als solcher heißt dieser W i 1-

8. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 74

1915 - Bonn : Hanstein
helm I, Nach Wilhelms I. Tode (1361) folgte ihm sein Sohn W i 1 h e 1 m Ii. Durch Unruhen in Flandern begünstigt, trieben in den ersten Regierungsjahren Wilhelms Räuberbanden und Wegelagerer auf der linken Rheinseite ihr Unwesen. Herzog Wilhelm von Jülich, Wenzel von Luxemburg, der Bruder Kaiser Karls Iv., Erzbischof Engelbert von Cöln, Johann von Brabant, die Stadt Aachen und mehrere Grafen und Herren schlossen 1365 einen Vertrag zur Erhaltung des Landfriedens. Bald aber verband sich Wilhelm von Jülich mit den Räubern, statt sie zu bekämpfen. Deshalb zog Wenzel von Luxemburg mit zahlreichen Verbündeten gegen den Jülicher Herzog. Dieser besiegte in Verbindung mit dem Herzoge von Geldern bei Baesweiler, einem jülich-schen Dorfe, 1371 seine Feinde und nahm Wenzel gefangen. Da lud Kaiser Karl Iv. ihn zur Verantwortung vor die Reichsversammlung nach Aachen. An dieser Versammlung nahmen der Sohn Karls Iv., Wenzel, die Erzbischöfe von Mainz, Trier, Cöln und Magdeburg, die Bischöfe von Speyer, Metz, Lüttich, Utrecht und die Äbte von Corneli-münster, Prüm und München-Gladbach, zahlreiche andere geistliche und weltliche Fürsten und über 1000 Ritter teil. Wilhelm söhnte sich mit dem Kaiser aus und gab Wenzel frei. Der Kaiser sicherte ihm dagegen die Erbfolge in Geldern zu, auf die er von seiner Mutter her ein Recht hatte. Nach dem Tode des Herzogs Reinald von Geldern wurde dessen Herzogtum im Jahre 1372 trotz des Widerstandes des Herzogs von Cleve mit dem Herzogtum Jülich vereinigt, und der jugendliche Sohn Wilhelm Ii. übernahm unter der Vormundschaft des Vaters die Herrschaft. Um den Landfrieden für die Folge dauernd aufrecht zu erhalten, verbanden sich 1375 Erzbischof Friedrich von Cöln, Herzog Wenzel von Luxemburg, Herzog Wilhelm von Jülich und die Städte Aachen und Cöln. Großen Einfluß hat dieses Bündnis nie gehabt, und die Sicherheit der Reisenden blieb nach wie vor gefährdet. Herzog Wilhelm Iii. von Jülich war als Herzog von Geldern schon so unternehmend und mächtig, daß er mit dem Herzoge von Brabant und dem Könige Karl Iv. von Frankreich Krieg führen konnte. Als König Wenzel, Karls Sohn (1400), abgesetzt und Ruprecht von der Pfalz zum König erwählt worden war, wollte er mit Unterstützung des Erzbischofs Friedrich von Cöln zur Krönung in Aachen

9. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 142

1915 - Bonn : Hanstein
142 St. Goar (Hessen), Boppard (Kurtrier), Oberlahnstein (Kur-mainz), Coblenz (Kurtrier), Andernach (Kurcöln), Leutesdorf (Kurtrier), Linz, Bonn und Zons (Kurcöln), Düsseldorf und Kaiserswerth (Kurpfalz), Ruhrort, Orsoy, Rees und Emmerich (Preußen). Den Rhein aufwärts wurden im 18. Jahrhundert und schon früher besonders Zucker, Kaffee, Reis, Gewürze, Tee, Spezerei- und Materialwaren, Baumwolle, Fische, Elfenbein u. a. befördert und so vom Auslande durch die Vermittelung Hollands in Deutschland eingeführt. Ausgeführt wurden auf der Rheinstraße vornehmlich Holz, Wein, Tabak, Getreide, Obst, Eisenwaren, Mineralwasser, Leinwand und Leder. Das Münzwesen war im 18. Jahrhundert teilweise noch verwirrter als früher. Am Rhein waren cölnische, hessische, pfälzische, trierische, preußische, französische, spanische und holländische Münzen gültig. Das Geistesleben stand im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts auch am Rhein im Zeichen der Aufklärung. In der katholischen Kirche wurden durch den Trierer Weihbischof von Hontheim langjährige Unruhen herbeigeführt. Dieser veröffentlichte im Jahre 1763 unter dem Namen Febronius ein Werk ,,über den Zustand der Kirche und die rechtmäßige Gewalt des Papstes". Ziel seines Strebens war die Wiedervereinigung der getrennten mit der katholischen Kirche. Als Mittel zur Erreichung dieses Zieles sollte ihm „die Entfernung alles Überflüssigen und Gehässigen aus der Kirche“, besonders die Beschränkung der päpstlichen Gewalt dienen. Das Werk des Febronius aber fand zahlreiche Gegner, nicht nur in der katholischen Kirche und der Universität Cöln, sondern auch in mehreren Theologen des Auslandes und bei den Protestanten. Fast zwanzig Jahre lang dauerte der Streit. Da widerrief Hontheim auf Veranlassung des Erzbischofs Clemens Wenzeslaus seine Irrtümer im Jahre 1778. Wirkungslos aber waren Hontheims Ideen nicht geblieben. Der Josephinismus in Österreich, dessen Herrschaft am Rhein anfangs von den geistlichen Fürsten bekämpft wurde, ist eine praktische Ausführung des Febronianismus. Besondere Unruhen erregte am Rhein auch der sogenannte Nuntiaturenstreit. Als zu der seit dem 16. Jahrhundert in Cöln bestehenden

10. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 166

1915 - Bonn : Hanstein
166 X. Die Rheinprovinz unter preußischer Herrschaft. Die einheitliche Entwicklung der Rheinlande im 19. Jahrhundert. Der Wiener Kongreß vereinigte am 10. Februar 1815 die Rheinlande mit dem preußischen Staate. Nicht ohne Widerstreben nahm Preußen von der Rheinprovinz Besitz. Friedrich der Große hatte sich mit dem Gedanken getragen, sich seiner rheinisch-westfälischen Besitzungen zu entledigen. Für die Schaffung einer geographisch abgerundeten preußischen Großmacht, die er sich zur Lebensaufgabe gemacht hatte, waren sie ihrer getrennten Lage wegen nur hinderlich. Ebenso paßten sie wenig zur staatlichen und gesellschaftlichen Fügung der ostelbischen Gebiete: am Rhein war die Scheidung der Stände in abhängige Bauern, Großgrundbesitzer und Bürger der Stadt weniger scharf als im Osten. Die Bauern waren hier größtenteils bereits im 18. Jahrhundert frei, und da die Gewerbe schon vielfach aus der Stadt aufs Land gewandert waren, so war hier auch der Gegensatz zwischen Stadt und Land ziemlich ausgeglichen. Am 5. April erließ Friedrich Wilhelm Iii. von Wien aus den „Aufruf an die Einwohner der mit der preußischen Monarchie vereinigten Rheinlande“, und am 15. Mai ließ er sich in Aachen huldigen. Die Länder und Ländchen, die 1815 mit Preußen vereinigt wurden, waren a): das Herzogtum Cleve, die Grafschaft Mörs, die Grafschaft Obergeldern, die Herrschaft Crefeld, die Abteien Essen, Werden und Elten, das Herzogtum Jülich-Berg, Wildenburg, Gimborn-Neustadt, Kurcöln, Kurtrier, die freien Städte Cöln, Aachen und Wetzlar, das Fürstentum Aremberg, die Grafschaften Schleiden, Reiffer-scheid, Manderscheid, Nassau-Saarbrücken, Solms-Brauns- 1) Es sind hier nur die Hauptgebiete genannt.
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