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1. Mathematische und Allgemeine Erdkunde, Deutschland in seinen Weltbeziehungen - S. 105

1913 - Leipzig : Hirt
§ 134—136 Iv. Deutschlands Handel und Verkehr. 105 aussperrungen von größerem Umfange und längerer Dauer bedeuten schwere Er- schütterungen des wirtschaftlichen Lebens und viele Millionen Verluste an Volks- vermögen. 4. Hausindustrie. Obgleich in den letzten Jahrzehnten in vielen Er- § 134. werbszweigen, wie in der Handweberei, Bürsten- und Kammfabrikation und in der Schwarzwälder Uhrenindustrie, die Hausindustrie immer stärker vom Fabrikbetrieb verdrängt morden ist, hat sie doch in einer ganzen Reihe von Gewerben noch Fortbestehen und Gedeihen gefunden, so in der Kon- fektion, in der Tabakverarbeitung, Korbmacherei, Spitzenklöppelei, Weiß- zeugstickerei, Schuhmacherei und Spielmarenindustrie. Der Unternehmer beschafft dabei das Rohmaterial oder die halbfertige Ware unter Verein- barung des Lohnes für das Stück oder Dutzend. Er spart aber erheblich an Produktionskosten, wie Miete, Heizung, Beleuchtung, Instandhaltung der Arbeitsräume, braucht nur wenig stehendes Kapital, hat nicht für dauernde Beschäftigung der Arbeiter zu sorgen und zahlt vielfach sehr ge- ringe Löhne. Verbreitungsgebiete der Hausindustrie sind besonders unsere Gebirgsgegenden von den Sudeten bis zum Wasgenwald und die Großstädte. Dort verbindet sich die Heimarbeit häufig als Neben- beruf mit einem bescheidenen Betrieb der Landwirtschaft; in der Großstadt beschäftigt sie besonders viel verheiratete Frauen, die um jeden Preis Arbeit suchen und doch dabei ihr Hauswesen mit versorgen wollen. Manche Erportiudustrie vermag sich nur durch die oft ungemein niedrigen Arbeits- löhne der Hausindustrie zu halten. In der Benutzung derselben engen Räume zum Wohnen, Schlafen und Arbeiten liegen ernste Gefahren für die Gesundheit der Heimarbeiter und der Konsumenten der Waren. Es werden deshalb seitens der Regierung Maßnahmen zum Schutze der Heim- arbeiter erwogen, z. B. ihre Aufnahme in die Versicherungspflicht. Iv. Deutschlands Handel und Verkehr. Dem Austausch der Erzeugnisse dienen Handel und Verkehr. § 135. A. Deutschlands Handel. Im Binnenhandel vollzieht sich ein regerwarenaustausch zwischen Stadt und Land, zwischen Nord-und Süddeutschland einerseits, wo Landwirtschaft und Viehzucht vorwalten, und dem gewerbreichen Mitteldeutschland anderseits. An wichtigen Verkehrsknotenpunkten entstanden die be- deutendsten Binnenhandelsstädte: Berlin, Leipzig, Dresden, Breslau, Magdeburg, Köln, Düsseldorf, Duisburg, Frankfurt a. M., Mannheim, Straßburg, München, Nürnberg. Der Außenhandel Deutschlands ist in den letzten Jahrzehnten unter § 136. den bedeutendsten Handelsstaaten der Erde sowohl in der Einfuhr wie in der Ausfuhr am schnellsten gewachsen. Er stieg von 1900 bis 1911 von 11,1 auf 19 Milliarden Mark; dabei ist die Einfuhr größer als die Aus- fuhr (§ 159). Eine solche passive Handelsbilanz hat Deutschland regel-

2. Europa ohne das Deutsche Reich - S. 72

1917 - Leipzig : Hirt
72 Europa. C. Das Nordwesteuropäische Schollenland. 42. Die holländischen Fischer genießen für den Heringsfang äußerst günstige Bedingungen, Niederländer erfanden bereits um 1400 das Ein- salzen der Heringe, machten damit den Fisch zum Gegenstand des Welthandels und lösen heute daraus jährlich etwa 12 bis 15 Mi». Mark. 43. Holländerin. Für Frauen und Mäd- chen ist die Haube kennzeichnend. Die Häuser der Niederländer sind vorwiegend aus hartge- brannten „Klinkern" erbaut. Anstrich der Türen und Fenster und Blumen an den Fenstern geben ihnen ein anheimelndes Aussehen. sie ein reiches Volk. Die Notwendigkeit, in dem feuchten Klima alle Metall- gegenstände durch stetes Putzen vor dem Rosten zu bewahren, erzog sie zu der sprichwörtlichen Sauberkeit. § 110. Berkehrskundliches und Bedeutung für das Deutsche Reich. Des Seestaates wichtigste Verkehrsstraßen liegen auf dem Meere. Für den deutschen Verkehr, der an der Rheinlinie feit der Unabhängigkeit der bis 1648 deutschen Niederlande von der Nordsee abgesperrt ist, bilden die Niederlande ein wichtiges Durchgangsland. Besonders kommen die Linien Berlin—london (20 St.) über Vlissingen und über Hoek [hntfj van Holland, den Vorhafen von Rotterdam, in Betracht. Ausfuhrhafen für das rheinisch-westfälische Industriegebiet ist Rotterdam. Als Ver- käufer an die Deutschen stehen die Niederländer mit rund 250 Millionen Mark (1910) an vierzehnter Stelle, als Käufer von Deutschen mit 500 Millionen an sechster. Sie liefern uns hauptsächlich Butter, Käse und Fische und beziehen von uns Steinkohlen, Roggen, Webwaren und Eisen. Der Einfluß der Niederländer auf die deutsche Moorkultur, auf die Ein- deichung der Marschen und die Anlage von Kanälen zur Entwässerung und zur Schiffahrt (Oderbruch, Netze- und Warthebruch, Friedrich-Wilhelms- kanal, Bromberger Kanal) hat uns großen Nutzen gebracht. Auf dem Ge- biete der Malerei haben die Niederländer uns aufs merkbarste beeinflußt.

3. Allgemeine Erdkunde: Physische Erdkunde, Die Erde und das Leben, Wirtschaftsgeographie, Die Beziehungen des Deutschen Reiches zur Weltwirtschaft, Das Deutschtum im Auslande, Bilder zur Siedlungskunde - S. 6

1918 - Leipzig : Hirt
6 Niedersächsische Dorfstrasze. — Fränkisches Gehöft. 11. Niedersächsische Dorfstraße im Wesergebiet (Loccum). Das niedersächsische Bauernhaus, ein Langhaus mit einer Einfahrt an der Giebelseite, ist aus dem Schafstall entstanden. An diesen haben sich allmählich an drei Seiten die Wohn- und Wirtschaftsräume angegliedert. Der Schafsta» selbst aber wurde zur großen Diele, an deren Ende das immer brennende Herdfeuer das schornsteinlose Haus mit seinem Rauch erfüllt und beizt, Die zugleich als Dreschtenne dienende Diele verbindet die Räume für Menschen, Groß- und Kleinvieh, Feldfrüchte und Heu. Das oft auch den Giebel deckende anheimelnde Strohdach, das sich ins Landschaftsbild harmonisch hineinschmiegt, macht zusehends dem Ziegeldache mit Schornstein Platz. 12. Fränkisches Gehöft. Landwirtschaftliche Brauchbarkeit ist der vollkommen erreichte Hauptzweck der fränkischen Hofsiedlung, und so dringt das fränkische Bauernhaus immer weiter in andere Stammes- gebiete vor. Wohnhaus und Stallungen sind stets getrennt. Sie umschließen einen rechteckigen Hof, der nach der Straße eine Wageneinfahrt und eine Tür hat. Das meist zweistöckige Wohnhaus wendet die Giebelseite der Straße zu. Ihm gegenüber befinden sich die Stallungen, an der Hinterseite des Hofes schließt die Scheune den Hof gegen den Gemüse- und Obstgarten ab. An der Dungstätte steht das Taubenhaus. Das übrige Geflügel hat in Nebenräumen des Viehhauses eine Unterkunft, Diese Hofanlage gestattet einerseits eine saubere und bequeme Einrichtung des Wohnhauses, anderseits ermöglicht sie die nötige Übersicht über die Wirtschaftsräume.

4. Allgemeine Erdkunde: Physische Erdkunde, Die Erde und das Leben, Wirtschaftsgeographie, Die Beziehungen des Deutschen Reiches zur Weltwirtschaft, Das Deutschtum im Auslande, Bilder zur Siedlungskunde - S. 5

1918 - Leipzig : Hirt
Bayrisches und Schwarzwälder Bauernhaus. 5 9. Bayrisches Gebirgshaus. Es stellt eine dem Klima angepaßte Verbindung von Holz-und Steinbau dar. Im vorderen Teile ist es nur Wohnhaus. Der steinerne Unterbau enthält die Kellerräume, der mit zwei oder drei und mehr Reihen von Galerien versehene Oberbau die freundlichen Wohnzimmer. Im unteren Teile des Hinterhauses sind die Stallungen für das Vieh eingerichtet, das in ihnen meist nur den Winter zubringt. Da die Alpenwirtschaft wenig Nebenräume braucht, da auch das Heu meist erst im Winter auf Schlitten aus den „Stadeln" auf der Alm heruntergeholt wird, so sind die Nebenbauten gering und meist auf Futter- und Holzräume beschränkt. Das mit Balkenköpfen verzierte, weit uberstehende Schindel- dach ist der Windgefahr wegen flach aufgesetzt und mit Steinen beschwert. Ost sind die Balken mit Schnitzwerk versehen und die Außenwände mit frommen Bildern und Sprüchen bemalt. 10. Schwarzwälder Bauernhaus. Da im oberen Schwarzwalde langer Winter herrscht, hat der Schwarzwälder die zu seinem Hausstande gehörigen Menschen mit dem Vieh und den Vorräten unter einem Dache vereinigt, damit er jederzeit vom Wohnräume zum Vieh und auf den Futterboden gelangen kann. Dem Gneis- und Granit- wie dem Sandsteingebirge fehlt es an Kalk und Lehm zum Mauern, und so stellt sich der gemauerte Bau teuer. Er wird daher auf das Untergeschoß, in dem das Vieh steht, beschränkt. Im übrigen liefert der Holzreichtum des Waldes den Baustoff. Von der Seite führt eine Treppe oder ein schräger Anstieg in das Wohngeschotz zu dem weiten Flur, der Küche, den Schlafräumen und der sauberen, holzgetäselten Wohnstube. Schmucklose, durch das weit überstehende Dach vor Regen geschützte Galerien laufen um die Geschosse.

5. Die außereuropäischen Erdteile, Überblick über das Erdganze, Grundzüge der mathematischen Erdkunde - S. 71

1918 - Leipzig : Hirt
3. Afrika. 71 Auf der fruchtbaren, aber fast baumlosen Hochebene vor dem Hohen Atlas liegt Fes (etwa 150 000 E.), die größte Stadt, bekannt durch die Herstellung roter Mützen, und südwestlich davon Marokko. Tanger (Bild 45), am Ein- gang in die Straße von Gibraltar, bildet das Haupteingangstor ins Innere und ist der bedeutendste Handelsplatz Marokkos. 2. Die französische Kolonie Algerien ist die wirtschaftlich wertvollste Be- ß 186. sitznug Frankreichs. Südfrüchte, Wein, Obst, Gemüse, Getreide, Datteln und Halfagras werden in bedeutender Menge nach Europa aus- geführt, und der Eisenbergbau liefert gute Erträge. Der Hauptort ist Algier^ (150000 E.). Aber auch die andere wichtige Hafenstadt Oran hat 100 000 E. 45. Blick auf Tanger von der Zitadelle aus. Das Nutzere der meist weiggetünchten Häuser mit ihren flachen Dächern ist höchst einfach? nur sehr wenige Fenster sind nach der Strahe gerichtet. Der rege Handel Tangers liegt meist in den Händen der Juden, die sich in Tanger freier bewegen können als in den übrigen Städten des Landes, und hier auch nicht in einem besonderen Judenviertel zu wohnen brauchen. 3. Der französische Schutzstaat Tunis, das östliche Atlasland, ist ein bei § 187. künstlicher Bewässerung fruchtbares Gebiet, wo Getreide, Ölbäume und Dattelpalmen reiche Ernten liefern. Freilich sind die Bewässerungs- anlagen meist verfallen. Die Hauptstadt ist Tunis mit 200000 E. Sie tragt orientalisches Gepräge. In der Nähe befinden sich die Ruinen des alten Karthago. 1 D. i, die Inseln, da die Stadt auf vier durch einen Damm mit dem Festland ver- bnndenen Inseln liegt.

6. Das Königreich Sachsen, Die Erde als Himmelskörper - S. 74

1918 - Leipzig : Hirt
74 Ii. Das Königreich Sachsen. § 93—97 Grenzsteine des Berglandes gegen die Mittellausitz sind der Löbauer Berg <450 in), eine Basaltkuppe, und der stattliche Rottmar (580 in), der eine Platte aus Klingstein trägt. Er ist zugleich ein wichtiges Quellgebiet; außer zahlreichen Bächen entspringen hier die Spree und das Löbauer Wasser. § 96. Industrie. Ortschaften. Die südöstliche Lausitz ist ein Hauptgebiet der Lein- und Baumwollweberei. Stadtähnliche Weberdörfer ziehen sich oft stundenlang in den Flußtälern hin. Manche bestehen aus Ober-, Mittel- und Niederdorf, jedes hat seine eigene Kirche und Schule. Zwischen die kleinen, freundlichen Wohnhäuser drängen sich hohe, vielfenstrige Fabrik- gebände mit qualmenden Essen. Tausende von Männern und Frauen sind hier in den großen Arbeitssälen beschäftigt. Viele Arbeiter kommen täglich ans den benachbarten böhmischen Orten herüber. Zahlreiche Kaufläden, stattliche Schulhäuser und schmucke Kirchen zeugen von einem gewissen Wohl- stand der Orte. Die größten Fabrikdörfer der Lausitz sind Neugersdorf (12 000 E.), Ebersbach und Oderwitz. — Die feinste Leinwand mit ein- gewebten Mustern (Damast) wird in Groß schön au verfertigt. Noch vor 50 Jahren hatten die Lausitzer Weberdörfer ein anderes Aus- sehen. Aberall schallte aus den ärmlichen, mit Stroh gedeckten Häusern von früh bis in die späte Nacht das eigenartige Geklapper des Webstuhls. Auch das Spinnen und Spulen des Garnes wurde mit der Hand besorgt. Trotz unermüdlicher Arbeit war der Verdienst äußerst gering, dürftig die Kost. Heute verschwindet die Hausweberei immer mehr*; dafür ernährt die Großindustrie Tausende. Viele Fabrikarbeiter haben, wie im Erzgebirge und Vogtland, ihr eigenes Häuschen und Gärtchen, ein Stück Feld, dazu eine Kuh oder einige Ziegen. Die Reitze hat sich in das Granitgestein des Hügellandes ein tiefes, waldreiches Engtal eingeschnitten, das aus dem Zittauer ins Eörlitzer Becken führt. Hirschfelde und Ostritz haben große Spinnereien. Da die Bevölkerung um Ostritz überwiegend katholisch ist, liegt hier das schloßähnliche, reiche Kloster Mariental. Prächtig ist die Klosterkirche. In frommer Andacht und christlicher Liebestätigkeit verbringen die Nonnen ihre Tage. An den Häusern, an Brücken und Wegen der Ortschaften erblickt man hier zahlreiche Kruzifixe, Muttergottes- und Heiligenbilder. Östlich vom Kottmar, am Hutberge, liegt Herrnhut. Vor fast 200 Jahren wurde es von „böhmisch-mährischen Brüdern", die wegen ihres Glaubens aus ihrer Heimat vertrieben worden waren, auf dem Besitztum des frommen Grafen Zinzendorf ge- gründet. Uber dem schmucken Orte ruht tiefe Stille; täglich ruft das Elöcklein die frommen Bewohner in den schlichten Betsaal, der weder Kanzel noch Altar oder Orgel besitzt. Einfache Grabplatten decken die Grüfte auf dem schmucklosen Gottesacker. Viele Herrn- buter sind als „Missionare" zu den Heiden in ferne Länder gezogen, andere sind angesehene Kaufleute, die mit jenen fremden Gebieten regen Handel treiben. B. Berg- und Hügelland der Mittel- und Nordwestlausitz. § 97. Landschaft. Die Mittel- und die Nordwestlansitz bilden ein Berg- und Hügelland ^mit flachen Bodenwellen. Sie bestehen fast überall aus schwarz 1 Lesebuch Nr. 116: „Ein Wcberdorf in der Obcrlausitz",

7. Das Königreich Sachsen, Die Erde als Himmelskörper - S. 77

1918 - Leipzig : Hirt
§ 100 _4. Das Lausitzer Tiefland._77 linge": in der Mitte lag ein rundlicher Platz mit einem Teiche? darum standen, dicht- gedrängt, die strohgedeckten Lehmhütten, mit dem Giebel nach der Straße. Ins Dorf führte ein einziger Weg, der abends durch ein schweres Holztor verschlossen wurde? im übrigen war der Ort nach außen durch dichte Hecken geschützt. Außerhalb derselben lagen Felder und Wiesen; denn die Sorben waren Ackerbauer und Viehzüchter. Sie trieben daneben Jagd, Fischfang und Bienenzucht, webten ihre Kleidung aus Flachs und Wolle und waren geschickte Töpfer. Auf heiligen Bergen opferten sie ihren Göttern. Ihre Toten begruben sie in Steingräbern und stellten dazu Tränennäpfchen oder andere Tongefäße mit Speisen für die Verstorbenen. Noch heute stößt man zuweilen beim Haus- bau auf solche Urnenx. Von der Burg Meißen aus wurde die Lausitz allmählich von den Deutschen zurückerobert. An wichtigen Stellen entstanden Burgen zum Schutze gegen die Sorben. Von Westen her wanderten deutsche Bauern ein und gründeten deutsche Dörfer. Deutsche Ritter wurden als Herren über das Land gesetzt; sie erhielten große „Ritter- güter" und forderten von den unterworfenen Sorben Abgaben. Mönche verkündigten den Heiden das Christentum und erbauten Kirchen und Klöster; der Bischof von Meißen hatte darüber die Aussicht. Ein Rest der alten Sorben sind die Wenden. Sie wohnen zu beiden Seiten der Spree: im 8 bis zum Höhenzug des Czorneboh, im 0 bis zum Löbauer Wasser, im W bis in die Kameuzer Gegend. Die kleinen Dörfer sind auch heute noch meist „Rundlinge". Die alten wendischen Häuser aus Holzfachwerk und Lehmwäuden mit kleinen Fenstern und tief herabreichen- dem Strohdach verschwinden freilich immer mehr. Im Verkehr unter- einander halten die Wenden an ihrer Muttersprache fest. Bei kirchlichen Feiern, besonders bei Taufen, Hochzeiten und Begräbnissen, wird in manchen Gegen- den von den Frauen und Mädchen auch noch die alte Volkstracht getragen. In der sächsischen Wendet leben in etwa 300 Dörfern, mit deutscher Bevölkerung gemischt, gegen 40 000 Wenden. Im Spreegebiet der preußi- scheu Niederlausitz ist ihre Zahl noch größer. Der Wende ist fleißig bei der Arbeit und frommen Sinnes 2. Die deutsche Bevölkerung der Oberlausitz spricht eiue besondere Mund- art, die der Fremde nicht leicht versteht. Die Leute „singen" beim Sprechen, und ihr „Dialekt" erscheint etwas rauh und polterig durch die laute Sprech- weise, durch die dumpf klingenden Vokale und das rollende R und £, das ganz hinten in der Kehle gesprochen wird. In ihren Ausdrücken haben sie manche Worte, die aus dem Sorbischen stammen. (So heißt der Lockruf für die Gaus „Husche", für die Ente „Bile", nach dem wendischen huzo und pilo.) Ein Oberlausitzer Dichter rühmt seine Heimat und ihre fleißigen Bewohner in „Aberlausitzer Muudart"; Sahn muß mrsch, sinstn weeß mrsch ne, Dos is dos Land, und froit ehr no, Wie's ei d'r Lausitz is, Wie's im de Loite stiht? Und war'sch ne g'sahn, dar tutt mr leed. Nu, doa mißt Enner blind do sin, Dos is ack mol gewieß. Wenn ar sei Froid ne sieht. Cr könnt oich imsahn, wu dr wullt, Eewarbe und de Landwirtschaft D r Kroiz und Quare gihn, Su sihr as nirgends blihn. Kommt ack mol hen, d'r werd's schu sahn, Kommt ack mol hen, do werd'r soin: Dort is es wunderschin. Sett oan! Wie die's verstiehn. 1 Lesebuch Nr. 140: „Ein Gräberfeld". — - Lesebuch Nr. 117: „Wendische Sprichwörter".

8. Landeskunde des Königreichs Sachsen - S. 7

1904 - Leipzig : Hirt
— 7 — des Gebirges. Um die schützenden Burgen (Wildeck, Hartenstein) siedelten sich dann Klöster (Aue) und Bürger in den Städten an. Besonders aber haben die Silbersunde im 12. und 15. Jahrhundert und das rege Erwerbsleben in der Gegenwart zur Anlage oder Erweiterung größerer Ansiedelungen geführt (Aue, Annaberg). 3) Das naturwüchsige Blockhaus aus Holz wird gegenwärtig durch das Haus aus Fach- werk oder Bruchstein verdrängt. Freilich müssen in der einfachen Stube oft zahlreiche Familienglieder zusammen wohnen. 4) Die Bewohner arbeiten als Bergleute unter der Erde, bestellen als Bauern den Acker, stechen Torf und roden Wälder. Sie benutzen die Kraft des Wassers in Mühl- und Schneide werken. Sie treiben Fabrik- und Haus- gewerbe (Klöppeln, Flechten, Sticken, Gorl-, Handschuhnähen und Tischlern). Sie ziehen wohl auch als Hausierer in die Fremde. Brot, Kartoffeln und Kaffee bilden vorzugsweise ihre Kost. Mit Ausnahme der Waldarbeiter ist infolge der Entbehrung und sitzenden Lebensweise der Menschenschlag geschwächt. 5) Den Erzgebirger ziert ein offener, gemüt- voller Sinn im Umgänge mit den Seinen, mit Nachbarn, mit seinen Haustieren. Die angeborene Munterkeit zeigt sich in der Liebe zum Lied und in dem Hange zu Vergnügungen. Besonders im eigentlichen Gebirge zeigen sich die Bewohner auch höflich und zutraulich gegen die Fremden. Die Frömmigkeit bewahrt der Erzgebirger bei der Mühe und Arbeit des Lebens, besonders aber in der sinnigen Feier des Weih- nachtsfestes. An seiner schönen Heimat hängt er mit großer Liebe. ]4. Das Kohlenbecken im Norden des Erzgebirges, l) Zwischen dem Erzgebirge im Süden und dem sächsischen Mittelgebirge im Norden fügt sich das erzgebirgische Kohlenbecken ein. 2) Es ist ein Längs- tal, das in einer Ausdehnung von 10 Meilen (75 km) von W. nach O. streicht, bei Werdan am breitesten sich entfaltet und nach Hainichen hin sich verschmälert. 3) Niedere Höhen, einzelne Hasel- und Erlenbüsche, dürftige Wiesen imüstenbrand), Ackerfurchen mit rötlichen Schollen, lang- fame Flüsse, hohe Schornsteine, kahle Häuser, oder reiche Dörfer bestimmen die äußere Natur dieses Beckens. 4) Der innere Boden zeigt unter der Schicht des Rotliegenden und zwischen dem grauen Sandstein schwarzglänzende Kohlenflöze. Bei Lugan sind deren 5, bei Zwickau sogar 10 aufgefunden worden. 5) Die Kohlen sind aus untergegangenen Farnen, Schachtelhalmen, Siegel- und Schuppenbäumen entstanden, die in snmpsigen Lachen wucherten, später sanken, mit Niederschlagsschlamin bedeckt und durch den Druck in Steinkohlen verwandelt wurden. 6) Bergleute bauen die Kohlenflöze ab. Bei Zwickau sind allein gegen 10 Tausend Arbeiter über oder unter der Erde tätig. Böse und schlagende Wetter gefährden ihr Leben (Jdaschacht bei Hohndorf am 23. Januar 1885). 7) Am linken Muldenufer hat sich an alter Verkehrsstraße die Stadt Zwickau angesiedelt. Sie ist mit ihrem Gewandhaus, ihrer schönen Marien- kirche und ihren berühmten Schulen eine bedeutsame Stadt (56 T.) unseres Landes geworden. Groß ist ihr Verkehr (täglich gegen 200 Kohlenzüge), vielseitig ihre Industrie (künstliche Steine, Koks, 3 Porzellan- fabriken, Ölfarben) und reich ihre Bürgerschaft (Ruhesitz der Kohlen- bauern). 8) In der Königin-Marienhnttc bei Cainsdorf südlich von Zwickau wird mit Hilfe der Kohlen Eisen geschmolzen, gewalzt, zu
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