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Merseburgs von Heinrich Iv. besiegt und verlor sein Leben. Nun zog Heinrich nach Italien gegen den Papst, der ihn schon wieder mit dem Banne belegt hatte. Gregor floh aus Rom und starb in Salerno mit den Worten „Ich liebte die Gerechtigkeit und haßte die Ungerechtigkeit; deshalb sterbe ich in der Verbannung". Doch bekam Heinrich Iv. keine Ruhe. Die andern Päpste reizten selbst seine Söhne zum Aufruhr gegen ihn aus; ein Sohn nahm sogar den Vater gefangen und zwang ihn dann zur Abdankung. Der Vater floh zwar bald darauf, starb aber zu Lüttich als Verbannter und ward erst fünf Jahre später im Dome zu Speier feierlich beigesetzt.
5. Heinrich V. endete den Streit mit dem Papste. Er bestimmte, daß die Kirche die Bischöfe und Abte in seiner oder seines Gesandten Gegenwart wählen sollte. Hierauf würde er die deutschen durch Belehnung mit dem Zepter in ihre weltliche Macht einsetzen, während sie der Papst durch Verleihung von Ring und Stab in ihr geistliches Amt einweisen sollte. Mit Heinrich dem Fünften starb das fränkische Kaisergeschlecht aus, das von 1024 bis 1125 regierte.
Die hohenitaufilchen Kaiser (1138—1254).
1. Friedrich I. Barbarossa, a) Seine Kämpfe mit den Lombarden. Friedrich I. oder Rotbart (Ii52—1190) war ein Hohenstaufe, deren Stammburg in Schwaben lag. In Italien hatte er viele Kriege zu führen; sechsmal ist er dorthin gezogen. Die lombardischen Städte hatten sich durch ihren Handel und Gewerbefleiß große Reichtümer erworben. Während der schwachen Kaiser vor Friedrich I. hatten sie sich der kaiserlichen Oberhoheit entledigt und wollten sich auch dem neuen Kaiser nicht fügen. In diesem Trotze und Hochmute bestärkte sie noch der Papst, dem sehr viel daran lag, daß der Kaiser fortwährend gegen Empörer zu kämpfen hatte, damit das Papsttum an Macht gewönne und das Königtum an Einfluß und Ansehen verlöre. Am trotzigsten benahm sich das feste Mailand. Friedrich Rotbart belagerte es, aber die Mailänder Bogenschützen schossen sicher von ihren Verstecken auf die anstürmenden Deutschen. Zwei Jahre lag Rotbart
vor der Stadt. Da schnitt er ihr das Trinkwasfer ab. Nun mußte es sich
ergeben. Barfuß und barhäuptig erschienen die Gesandten vor dem Kaiser und flehten um Gnade. Doch der Kaiser ließ die stolze Stadt zerstören und befahl den Bürgern, sich auf vier offenen Flecken anzusiedeln. Trotzdem verbanden sich die lombardischen Städte abermals gegen den Kaiser,
bauten Mailand wieder auf und errichteten eine neue Festung, die sie zu Ehren des Papstes Aleffandria nannten. Friedrich I. wollte die treulosen Italiener züchtigen, ward aber von Heinrich dem Löwen, dem mächtigen Herzoge von Sachsen und Bayern, im Stiche gelassen und verlor 1176 die Schlacht bei Legnano. Nun mußte er mit den Lombarden und dem Papste Frieden schließen; aus diesen Kämpfen war das Papsttum gestärkt, das Kaisertum hingegen geschwächt hervorgegangen.
b) Bestrafung Heinrichs des Löwen. Heinrich der Löwe hatte durch seine Treulosigkeit die Niederlage des Kaisers verschuldet. Deswegen tat ihn der Kaiser in die Acht. Nun war Heinrich recht- und heimatlos; sein Vermögen war verfallen, niemand durfte ihn speisen und beherbergen, aber jedermann konnte ihn. töten. Das Herzogtum Bayern gab Friedrich Rotbart seinem tapferen Freunde Otto von Wittelsbach, dessen Nachkommen noch heute in Bayern herrschen. Heinrich ward besiegt und wqrf sich in Erfurt dem Kaiser zu Füßen. Auf drei Jahre wurde er verbannt, hierauf erhielt er von Sachsen nur Braunschweig und Lüneburg zurück.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Heinrich Gregor Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich Heinrich Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich_Rotbart Friedrich Friedrich_I. Heinrich_dem_Löwen Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich_der_Löwe Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich_Rotbart Friedrich Otto_von_Wittelsbach Otto Heinrich Heinrich
31
leicht nach der bekannten Sage von den Weibern
zu Weinsberg gemodelt sei?
Wichtiger als alle dies Fehden war der Huf-
fitenkrieg, (1420—32) an welchem Fried-
rich bis an sein Ende, zum größten Ruin des
Landes, nur zu lebhaft Antheil nahm, und zwar
nicht blos aus Achtung für den Kaiser, sondern
auch aus Haß gegen die Hussiten, welche man ihm
als die strafwürdigsten Ketzer geschildert hatte.
Die harten, unverdienten Niederlagen, (s. d.
6ten Iun.) welche der Kurfürst in diesem Kriege
erlitt, mußten ihn, dem der Name des Heiden
über alles gieng, natürlich sehr beugen. Son-
der Zweifel war es auch Kummer darüber, der
ihn, mit Anfänge des Jahres 1428, aufs Siech,
bette warf.
Ein frommer Regent, der für die Religion
feit 7 Jahren das Schwert geführt hatte, hielt
Friedrich, als er das Annähern der lczten Stun-
de fühlte, zuerst die gewöhnlichen, auf den Him.
mel vorbereitenden Andachtsübungen. Dann gab
er seinen Prinzen, nachdem er sie und das Land
den umstehenden Rittern und Hofleuten empfoh»
len hatte, die treflichften Regierungsregeln, be-
sonders aber Ermahnungen zum Frieden unter
sich, wie zum Frieden im Vaterlande; indem er
sie durch das Beispiel ihrer Ahnen, Friedrichs des
Gebissenen und Albrechts, belehrte, welches Un-
heil Krieg dem Lande bringe. Seinem ältesten
Sohne, Friedrich, schärfte er es nachdrücklich
ein, die Ehre und Rechte der Kurwürde zu be-
haup-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs Albrechts Albrechts Friedrich Friedrich
i So
Lesung kam und — älterluche Vorstellungen
dampften wenigstens in etwas seinen Hang zum
Theater, das er ausserdem vielleicht selbst bette-
ten haben würde.
Indes horte er doch nicht auf, dafür zu
arbeiten. In Leipzig blieb er, nach der Rückkehr
von Hause, nicht lange, sondern gieng nach Ber-
lin, wo er mit Schriftstellerei viel zu verdienen
hofte. Dies und tausenderlei Gerüchte, sogar, daß
er katholisch werden wolle, versezten seine Ael-
tern bald wieder in den tiefsten Kummer. Ein
herber Briefwechsel war die Folge, der Er-
folg aber immer derselbe, nämlich daß Lessing
der einmal gewählten Lebensart nicht entsagte,
aber auch, weil es ihm zur Wahl einer andern
an Mitteln fehlte, nicht mehr gut entsagen konnte.
Indes verlies er doch Berlin, seinem Vater
zu Liebe, der es für einen Sitz aller Irreligiosität
und Sittenlosigkeit hielt, und gieng nach Wittens
berg, wo er nun fieisiger als ie studirte auch —
zu der Aeltern grofem Tröste — sogar Magister
ward; wiewohl er sich diesen Titel bei allen Gele-
genheiten, sogar auf Briefen, verbat. Doch fer-
tigte er auch dort, neben andern Arbeiten, viel Sinn-
und Spottgedichte, die ihm eben nicht Liebe er-
warben. Kein Wunder, daß es mit ihm nicht
fortwollte, und daß er oft hungern mußte, wenn
andre schwelgten.
1753 gieng er wieder nach Berlin zurück,
knüpfte da Verbindungen mit Mendelssohn, Ni-
colai und andern guten Köpfen an, und sckrrift-
si.ü.ere
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214
i74r, 42, 45, 1756—6z, wie viel Noch
brachten sie dem Vaterlande, wie viel Kummer
dem Regenten!!!
1722. geb. der Preuss. General v. Seudli;, merkwürdig
besonders durcb die Torgauer Bataille.
1762. Die Engländer erobern Martinique.
1769. f Papst Clemens Xiii.
i8oi, Marschall Bernadvtte besezt Eichstädt.
4tet Februar-
178z. Durchbruch des Filzteiche.
§)reiviertel Stunden von Schneeberg liegt der
F il j teich, welcher ziemlich eine Stunde im Um-
fange hat, und schon seit dem issten Jahrhun-
derte zum Umtrieb der Kunstgezeuge gebraucht wird.
Den 4ten Februar 178z durchbrach diese unge-
heure Wassermasse den Damm in einer Breite von
zo bis 40 Ellen, stürzte, fürchterlich brausend,
in das Thal auf den Bergflecken Zschortau und
den Auerhammer. Vier Hauser wurden wegge-
schwsmmt, über 30 Gebäude eingestürzt oder be-
schädigt, mehrere Mühlen mit fortgerisscn und
18 Menschen ertranken. Sonderbar verhinderte
die Gewalt des Wassers selbst ein noch viel grö-
seres Unglück, indem es die Thüre eines Hauses,
wo man es durch Kanäle auf die Zechen vertheilt,
zndrückte und mit fortgeschwemmter Erde gleich-
sam
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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259
scheinung war es, daß ihre, kaum entstandne,
und mit so hartem Kampf geschafne Kirche, be-
sonders der Sächsische Flügel derselben, mehrere
Dezennien hinter einander, vor allen Vernünf-
tigen sich gleichsam an den gelehrten
Pranger stellte; und zwar durch die ärgerlichsten,
zum Theil eben so unnüzen als lächerlichen Strei-
tigkeittn. Fast gieng es den damaligen Theolo-
gen wie Jünglingen, die, stets unter klösterlicher
Schnlzucht gehalten, auf einmal in den Sonnen-
schein akademischer Freiheit treten. Der Wärme-
stof, vorher ihnen so ganz unbekannt, thut wohl,
entwickelt aber auch bald Uebermuth und Ungezo-
genheit.
Vor der Reformation mußte ieder Theologe
lehren, wenn er wollte, auch glauben, was
die Kirche glaubte. Und dabei befanden ftrf) die
me sten, besonders wenn sie auf guten Pfründen
sasen, recht wohl. Metaphysische und-theologi-
sche Spizfindigkeiten fielen ihnen, die, gleich dem
Körper, auch den Geist bequem gewöhnt hatten,
entweder nickt ein, oder, wenn sie auch als Den-
ker über ihre Brüder hervorragten, so kannten sie
den allmächtigen Arm der Kirche nur zu gut, als
daß sie es gewc tt hätten, mit neuen Meinun-
gen oder mit Grübeleien an alten, öffentlich ge-
gen sie aufzutreten.
Wie durch einen Zauberschlag gab auf einmal
die Reformation dem Geiste die Freiheit
l>-es Forsche ns in der Schrift, des Unter-
suchens und Besireilens aller, bisher für wahr ge-
R 2 nom-
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28z
liche Folge. Heinrich gab dazu nicht nur sein
Wort, sondern auch seine Vasallen und so muß-
ten denn Städte und Dörfer, die Gcisclhiebe des
Erzbischofs, fürchterlich ausbaden. Am meisten
litt Frizlar, wo nicht nur die Vorstädte verbrannt,
Mühlen und Brücken ruinirt, sondern sogar Kir-
chen geplündert und — das war wohl die grob-
sie Ausschweifung im Geiste der Zeit — sogar
Monstranzen mit Füssen getreten wurden.
Aufs tiefste war iezt Siegfried gedemüthigt.
Bald aber kam die Reihe an Konrad. Jener
brachte nämlich harte Klage deshalb vor den hei-
ligen Stuhl in Rom und — ein Bannstral —
damals der fürchterlichste Blij — traf den Land-
grafen. Persönlich mußte er des Papsts Gnade
erflehen, wollte er anders des Bannes entlassen
seyn. Dies geschah aber, ob er gleich täglich
24 Bettler in Rom, aus Reue und Zerknirschung,
selbst speisete und bediente, nur unter einer sehr
harten Bedingung. Zu Frizlar, wo er am mei-
sten gesündigt, mußte er öffentlich Kirchenbuse
thun. Und — so konnten Ritter damals zu
Kreuze kriechen — des weigerte sich auch nicht
der hochfahrende Konrad.
Demüthig gab er, halb entkleidet, vor einer
Kirchthüre iedem Vorübergehenden eine Ruthe,
ihn damit zu streichen. Niemand aber that es,
denn wer mochte gern den Landgrafen sich zum
Feinde machen. Nur eine Matrone nahm aus
heiligem Eifer die Ruthe und gab die Streiche.
Nicht
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Siegfried Siegfried Konrad Konrad Konrad
57
übernahm. Unter diesem cnstan- die B ew'g a c a d e m i e
in Freiberg, mn daselbst junge Leute im Bergwesen gründlich
zu unterrichten. Als er in mancher andern Hinsicht seine
Sorgfalt für das Sachsenoolk bewahrt hatte, und der
Prinz Friedrich August volljährig geworden war, so über-
ließ er diesem das Geschäft der Regierung.
Friedrich August Ii?.
ward also 1768 Churfürst von Sachsen. Von seinem Va-
ter Christian, so wie von seiner Mutter Marie Antonie
trefflich erzogen, galt ihm nichts für so wichtig, als die
väterliche Sorge für sein Land. Er brachte es bald dahin,
das; die Schulden immer mehr abnahmen, die durch die
früheren Kriege, so wie durch die großen Ausgaben seiner
Vorfahren sich gehäuft hatten. Zn den Zähren des Friedens
blühten der Handel, der Ackerbau und die Gewerbe, und
der Wohlstand Sachsens kam sichtbar auf. Zwar gab es
auch zuweilen schwere Fahre, zumal 1771 und 1772, wo
durch anhaltende Nasse eine allgemeine Theurung entstand,
und viele Leute dem Hungertode nahe kamen. Zndeß er-
folgten bald Fahre der Fruchtbarkeit, in denen man das
überstandene Uebel wieder vergaß. Um keinen seiner Unter-
thanen mit Harte zu richten, verbot er 1772 die Tortur,
die darin bestand, daß Personen, welche eines Vergehens
beschuldigt waren, durch körperliche Schmerzen zum Ge-
ständnisse gebracht werden sollten. Wollte der Angeklagte
dein Richter nichts gestehen, so führte man ihn in die so-
genannte Marterkammer. Hier zeigte ihm anfangs der
Scharfrichter die Marterinstrumente, mit seinen harten Sinn
zu lenken. Blieb auch dieß ohne Erfolg, so begann die
O-ual im Beiseyn der richterlichen Personen. Man band
den Beschuldigten entweder auf eine Bank, oder auf eine
Leiter, und schraubte ihm die Daumen, oder die Zehen so
fest zusammen, daß das Blut hervorspritzte. Auch gab cs
noch eine Menge andrer Q-ualen. Ward nun der Gequälte
geständig, dieses oder jenes begangen zu haben, so schrieb
man das Geständnis; nieder und ließ es in der Gerichts-
stube wiederholen. Widerrief er das Ausgesagte, so begann
die Tortur von neuem. Gewiß ein unsterbliches Verdienst
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_August Friedrich August Friedrich Friedrich August Christian Marie_Antonie
63
ihn im 8ten Jahrhunderte zum Könige der Franken, wofür
ihm dieser beträchtliche Ländereien urn Rom schenkte. Karl
der Große, Pipin's Sohn, bestätigte ihn im Besitze der-
selben und so war der Grund zu dem nachmaligen Kirchen-
staate gelegt. Von jetzt an ward der römische Bischof aus-
schließend Papst d. h. Vater genannt; ein Titel, den
man früher sämmtlichen Bischöfen der übrigen Provinzen
gab. Bald wuchs mit der Gewalt der Päpste auch ihre
Anmaßung. Sie erklärten sich öffentlich für die unmittel-
baren Nachfolger Petri, und gaben fälschlich vor,
der Apostel Petrus habe die Gemeinde zu 9ionv gegründet,
er sei der erste Bischof daselbst gewesen, und habe den je-
desmaligen Papst zu seinem Nachfolger bestimmt. Gleich-
wohl hat Christus niemals gewollt, daß der Apostel Petrus
ein regierender Herr seyn sollte; vielmehr war es sein Wille,
daß seine Schüler lehren, nicht aber herrschen sollten.
Die Päpste sprachen ferner den Grundsatz aus, sie seyen
die Statthalter Christi, oder die Stellvertreter des-
selben; wie also der Erlöser bei seinem Leben für die Kirche
gesorgt habe, so sey es die Pflicht des Papstes, als eines
sichtbaren Oberhauptes der christlichen Gemeinden, das Wohl
derselben zu fördern. Jemehr diese Behauptungen geltend
wurden, desto unumschränkter herrschte von Rom aus der
angebliche Stellvertreter Christi, und er wollte nichts mehr
davon wissen, daß der Heiland die Länder, die ihm der
Versucher bot, verschmähte, und nicht einmal hatte, wo er
sein Haupt hinlegen konnte. Unter allen Päpsten dehnte
keiner seine Macht weiter aus, als Gregor Vii., eigent-
lich Hildebrand genannt, der Sohn eines Schmiedes,
der von 1073 — 108.5 regierte. Von Kaisern und Königen
forderte er Unterwerfung. Als daher der deutsche Kaiser
Heinrich Iv. sich ihm widersetzte, so that er diesen in
den Bann, zufolge dessen ihm keiner seiner Untergebenen
mehr gehorchte, und er von aller christlichen Gemeinschaft
so lange ausgeschlossen blieb, bis ihn der Papst wieder zu
Gnaden annahin. Heinrich, dem es sonst nicht an. Muth
gebrach, unternahm im Winter eine beschwerliche Reise
über die Alpen nach Italien, um seinen Feind um Verzeih-
ung zu bitten. Gregor hielt sich damals zu Canossa in
Toskana bei der Gräfin Mathilde auf. Hier ließ er
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Extrahierte Personennamen: Karl Apostel Petrus Christus Apostel Petrus Christi Gregor_Vii Gregor Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Heinrich Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Christi Italien Toskana
den Kaiser im härenen Knßgewande und in bloßen Füßen
mitten im Winter 3 Tage auf dem Schloßhofe stehen,
worauf er ihn endlich vor sieh ließ und ihin versprach, seine
Angelegenheiten baldigst zu besorgen. . Derselbe Gregor be-
fahl auch mit unerbittlicher Strenge, daß kein Geistlicher
heirathen solle. Mit gleicher Harte verfuhr gegen die christ-
lichen Lander der Papst Inno een z Hi., der von 1198 —
1216 den Stuhl Petri einnahm. Furchtbar machte er sich
durch die Strafe des Interdikts, oder des großen
Bannes. Erging dieses über.ein Land, so wurden die Kirchen
Erschlossen, keine Sacramente verwaltet, keine Glocken ge-
lautet, die Altäre ihres Schmuckes beraubt und die Todten
nicht auf dem gewöhnlichen Gottesacker begraben. Eine
neue Plage brachte Gregor Ix. seit 1229 durch die Ein-
führung der Inquisition, oder des Ketzergerichts', zu-
folge dessen alle Irrgläubige abscheulich gemartert und zu
einem qualvollen Tode vcrurtheilt wurden. Hunderttausende
solcher Unglücklichen haben auf dem Scheiterhaufen ihr Le-
den geendet. Natürlich war es, daß die Christen an der
Heiligkeit der Päpste dadurch irre wurden; denn Christus
ging umher und that wohl. Auch nahm man gerechten
Anstoß an dem unsittlichen Lebenswandel, den manche Päpste
führten, namentlich Alexander Vi. und Julius Ii.,
die kurz vor der Reformation regierten. Man konnte sie
unmöglich für die Stellvertreter Jesu halten, da der Erlöser
ohne Sünde war und getrost fragen konnte: „Wer unter
euch kann mich einer Sünde zeihen?" Kein Wunder also,
wenn man es nach und nach versuchte, sich von einer Herr-
schaft loszureißen, die eben so wenig in der Bibel befohlen
wird, als sie das Wohl der christlichen Kirche zur Absicht
hatte.
Irrlehren und Mißbrauche unter den
Christe n.
Auch das Heiligste ist dem Mißbrauche unterworfen,
sobald cs den Menschen übergeben wird. Das erfuhr sehr
bald die göttliche Lehre, welche Jesus Christus den Men-
schen als ein Wort vom Himmel verkündigte, und welches
seine Apostel nach dem Tode ihres Herrn mit eben so viel
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Extrahierte Personennamen: Gregor Gregor Gregor_Ix Gregor Christus Alexander_Vi Alexander Julius_Ii Jesus_Christus Apostel
73
große Bibliothek hatte. Das war für den wißbegierigen
Jüngling der höchste Genuß. Man bemerkte bald seine
großen Fortschritte; im Jahre 1393 ertheilte man ihm die
Würde eines Magisters und im Jahre 1400 übertrug man
ihm ein Pfarramt in der Stadt Prag. Er predigte in
seinem neuen Amte mit Warme, fand großen Beifall, und
jemehr man ihn hörte, desto strenger tadelte er die Sünden
der Armen wie der Reichen. Zwar machte er sich^ durch
diese Freimüthigkeit unter den Vornehmen manchen Feind.
Allein der König Wenzel schützte ihn, und die Königin
Sophie achtete ihn so hoch, daß er ihr Beichtvater werden
mußte. Diese Ehre, die ihm zu Theil geworden war, än-
derte sein Betragen nicht im Geringsten; er liebte und lehrte
die Tugend und Religion wie vorher und zeichnete sich vor
den übrigen Lehrern der Stadt rühmlichst aus.
Fortsetzung.
Bisher hatte Huß noch keine Lehre der Kirche ange-
griffen, sondern blos gegen das Sittenverderben vieler
Geistlichen gepredigt; vielmehr standen alle Gebräuche und
Lehren seiner Kirche bei ihm in dem größten Ansehen.
Allein bald fügte es sich, daß er ein Reformator oder
Verbefferer des katholischen Glaubens werden sollte. Einer
seiner Schüler, Hieronymus von Prag, der zu Ox-
ford in England ftudirte, kam nach Prag zurück und
brachte mehre Schriften Wiklef's mit, die er seinem Lehrer
zu lesen gab. Huß erschrack über diese Schriften, die all-
gemein als schädlich verworfen worden waren, und tadelte
deshalb seinen Schüler. Allein weil dieser nicht aufhörte,
ihn zu bitten, so behielt er sie, um sic durchzulesen. Zu
seinem Erstaunen fand er, daß Wiklef's Meinung auch die
seinige sey. Wie Wiklef, so tadelte auch er den strafwür-
digen Ablaßhandel von der Kanzel herab. Dieß und der
Umstand, daß zwei Engländer, Jakob und Conrad, die
Wiklef's Schriften studirt hatten, nach Prag kamen, um
Huß und Hieronymus von Prag zu besuchen, vermehrte
die Anzahl seiner Gegner. Er galt als ein Feind des
Christenthums, als ein Friedensstörer und man verlangte
vom Könige Wenzel die Bestrafung deffelbew. Indeß der
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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