Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte - S. 33

1913 - Dresden : Huhle
— 33 — Diese sanken zwar während der Völkerwanderung in Schutt und Asche, überaus ihren Trümmern erblühten bald wieder neue Städte. Andere Städte entstanden in späteren Zeiten dort, wo sich eine große Kirche (Münster) oder ein berühmtes Kloster befand, so z. B. Fulda, St. Gallen und in München, das noch heute im Stadtwappen einen Mönch mit schwarzer Kutte, das «Münchner Kindl", zeigt. Hierher kamen viele Wallfahrer. Deshalb baute man Gasthäuser und Herbergen; Kaufleute ließen sich nieder, um ihre Waren zu verkaufen, auch Handwerker siedelten sich hier an. Bei jeder Wallfahrt ward die Messe (das Abendmahl) gelesen, und deshalb nannte man auch den Jahrmarkt, der nach der Messe stattfand. Messe, so z. B. in Leipzig. Während der Messe war strenger Landfriede für die Meßstadt und die Meßbesucher. Diese Zeit des Friedens ward ein- und ausgeläutet. Ein Markgraf von Meißen z. B. verordnete: Wir wollen die Kaufleute und ihre Waren schirmen und schützen, und niemand soll sie beschweren, wenngleich wir mit ihren Landesherren in Feindschaft leben. Andre Städte entstanden da, wo sich eine Furt befand, so z. B. Erfurt, Querfurt, Frankfurt a. M., Frankfurt a. O. und Dresden. Heinrich I. legte mehrere Burgen an, aus denen sich später Städte bildeten, so auch Otto I. in der Mark Meißen, wo er unter anderen die Burg Wurzen anlegte. Die Bewohner der Burgen hießen Bürger und bestanden aus Kaufleuten, Handwerkern und Ackerbauern. Die Bauern, die sich außerhalb der Mauern ansiedelten, hießen Gras- und Feldbürger, die Leute, die außerhalb der Stadt wohnten, doch deren Bürgerrecht hatten, nannte man Pfahlbürger. 2. Aussehen der Städte. Jede Stadt war von einem Wall und Graben umschlossen. Dahinter ragte eine starke Mauer empor. Durch sie führten doppelte Tore hinein, die durch feste Türme geschützt waren. Am Tage hielten Wächter, Türmer oder Spießbürger Umschau, in der Nacht machte eine Wache die Runde, damit keine Räuber sie überrumpelten. Hohe Türme zierten auch die Kirchen, Klöster und das Rathaus. Die Burg in der Stadt war von einer eigenen Mauer beschützt. Die Wohnhäuser errichtete man meist aus Holz und Lehm und deckte sie mit Stroh und Schindeln. Die Straßen waren äußerst eng, schmutzig, ungepflastert und unbeleuchtet. Feuersbrünste zerstörten daher oft ganze Stadtteile. Nach den Kreuzzügen fing man an, schönere Häuser aus Stein zu bauen und mit Erkern zu schmücken. Der Giebel stand nach der Straße. Die Kirchen und Rathäuser baute man von Anfang an sehr schön, besonders die Dome, wie die zu Straßburg, Köln, Ulm, Meißen usw. Auf den Straßen lag häufig Dünger, den oft Schweine aufwühlten. Da auch sonst wenig auf Reinlichkeit und Gesundheitspflege geachtet wurde, brachen häufig Seuchen aus, so z. B. um 1350 der schwarze Tod, der in kurzer Zeit Tausende, ja Millionen von Menschen dahinraffte. 3. Beschäftigung der Bürger. Die Bürger bestanden aus Vollbürgern oder Geschlechtern, Handwerkern und Ackerbauern. Die Ritter, welche die Burg samt der Stadt zu schützen hatten, waren die Vornehmen und Herrscher. Ihnen wurden aber bald die Kaufleute, früher Kaufherren genannt, gleichgeachtet. Sie hatten ein beschwerliches Geschäft, da es weder Posten noch Eisenbahnen gab. Dazu kamen äußerst schlechte Straßen, hohe Zollgebühren und große Unsicherheit. In den Stapelorten mußten alle Waren ausgeladen Franke, Zeit- und Lebensbilder. 3

2. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte - S. 22

1913 - Dresden : Huhle
— 22 — den Feldbau, hatten jedoch den dritten Teil des Getreides in die Burgen zu schaffen. Da die Burgen großen Schutz gewährten, siedelten sich auch freiwillig viele Leute darin an, wie z. B. Handwerker und Handelsleute. Nach der Burg nannte man die Bewohner Bürger. Innerhalb der Burgmauern erbaute man auch vorzugsweise die Kirchen, und hier wohnte auch der Bischof. So vergrößerten sich die Burgen zusehends, und aus ihnen sind viele Städte Mitteldeutschlands hervorgegangen. Heinrich wird deshalb der Städteerbauer genannt. Im westlichen und südlichen Teile Deutschlands gab es freilich am Rhein und an der Donau schon seit der Zeit der Römer viele Städte, nämlich Mainz, Köln, Augsburg usw. c) Niederlage der Ungarn. Nach den neun Jahren verweigerte Heinrich die schimpfliche Zahlung. Da erschienen die Ungarn mit einem zahlreichen Heere und verwüsteten die Fluren und brannten die Gehöfte nieder; die Bewohner flüchteten meist in die Burgen. Heinrich aber besiegte die Ungarn 933 bei Riade (Ried = Sumpf) in der Nähe von Merseburg so sehr, daß sie ihr Lager samt den vielen Gefangenen zurücklassen mußten. Solange Heinrich lebte, getrauten sie sich nicht wieder nach Deutschland. Da erkannten die Deutschen, wie segensreich eine starke Wehrmacht ist. Wer den Frieden will, bereite sich auf den Krieg vor! 3. Die Sorben-Wenden. Mit den Ungarn fielen auch die Slawen in Deutschland ein. Sie sind stets hinter den Deutschen hergezogen. Als diese während der Völkerwanderung nach Westen wanderten, rückten die Slawen nach und besiedelten die Länder bis zur Saale; Lüneburg, Erfurt, Nürnberg war die westliche Grenze ihres Vorrückens. Sie zerfielen in viele Völkerschaften. An der Mulde saßen die Daleminzier, östlich von der Elbe die Milziener, an der sumpfreichen Spree die Lusizer, von denen die Lausitz (d. h. Sumpfland) im östlichen Sachsen ihren Namen erhalten hat. Man nannte sie auch Sorben oder Wenden, woran die Wendei in der Lausitz noch erinnert. Sie trieben nur etwas Ackerbau, dagegen meist Viehzucht, Jagd und Fischerei. Am liebsten siedelten sie sich in der Ebene und in fruchtbaren Flußtälern an. Nur wenig kamen sie in das waldreiche Erzgebirge, das damals Miriquidiwald, d. H. Schwarzwald, hieß. Sie lebten in kleinen Ortschaften beisammen und errichteten armselige Lehm- und Strohhütten, während die Adligen befestigte Herrensitze (Burgen) erbauten. Aus und neben vielen Sorbenortschaften sind später Städte entstanden, so z. B. Dresden, Leipzig, Zwickau, Berlin, Breslau, Potsdam und Stettin. Alle Orte, deren Namen auf itz, itzsch, witzsch, oitzsch, ig enden, sind meist wendischen Ursprungs. Ihre Orte legten sie hufeisenförmig um einen freien Platz in der Mitte an und umgaben sie stets zum Schutze gegen räuberische Einfälle mit hohen Erdwällen. Als Hauptwaffen benutzten sie Streitäxte und kurze Schwerter. Die Leichen bestatteten sie meistens unverbrannt tief in der Erde. In der Töpferei wandten sie schon die Drehscheibe an. Die Weberei verstanden sie gleichfalls gut. Mit Pelzen, Gewändern, Tüchern, Sätteln, Zäumen und Schilden trieben sie eifrig Handel. Sie verehrten wie die alten Germanen Götter und Geister. Die Götter wurden teils auf Bergen, teils in Hainen, teils in Tempeln verehrt. Opfer von Rindern, Pferden und auch Kriegsgefangenen waren gebräuchlich. Einige Völkerschaften verehrten den Swantowit als Sonnen- und Erntegott, einige den

3. Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte - S. 50

1913 - Dresden : Huhle
— ou — und nicht ohne großes Blutvergießen in seine Hände fallen. Um des Prinzen willen sicherte man ihnen Straflosigkeit zu. Ernst warb unverletzt m Hartenstein übergeben und sofort nach Chemnitz zu seinen Eltern gebracht, die zum Danke für die glückliche Errettung ihrer Söhne eine Wallfahrt zu dem bamals vielbesuchten Marienbilde im nahen Ebersborf machten, währenb in allen Kirchen ein Dankgottesbienst abgehalten würde. Nach etwa 25 Jahren kam Herzog Albrecht wieber einmal nach Grünhain und beschenkte alle reichlich, die ihn einst aus Räuberhänden befreit hatten. Über dem Fürstenbrunnen, bessen sprubelnbes Wasser den burftigen Albert erquickte, errichtete man 1822 ein einfaches Denkmal. c) Bestrafung der Räuber. Kunz wurde nach Freiberg geschafft und dort enthauptet. Den Verräter Hans Schwalbe zwickte man zuerst mit glühenden Zangen und vierteilte ihn zuletzt. Mosen und Schönfeld mußten Sachsen verlassen und führten im Auslande ein elendes Leben. 4. Teilung des Landes. 1485 teilten Ernst und Albert das Land. Ernst besam außer Kursachse.r Thüringen, Albert erhielt Meißen; das Osterland zwischen Saale und Mulde wurde halbiert. Seitdem unterscheidet man zwei Linien der Wettiner: die ältere ernestinische und die jüngere, albertinische. Jene war die kurfürstliche, diese die herzogliche. Albert wählte Dresden zur Hauptstadt, die Ernestiner regierten meistens in Wittenberg, aber Ernst noch in Weimar. 5. Rückblick auf das Staats- und Volksleben Sachsens. Mit der Erwerbung der Kurwürbe erlangten die Wettiner ein großes Ansehen, benn sie zählten nun zu den höchsten Fürsten Deutschlanbs und genossen mancherlei Vorrechte. Der Hofstaat nahm ebenso an Glanz und Ausbeutung zu, und der Adel sammelte sich jetzt am liebsten am Hofe. An der Stelle der alten eingegangenen Sanbbiitge kamen jetzt Lanbtage auf, worin die Vertreter der oberen Stänbe dem Lanbesherrn mit Rat und Tat beistanben. Die Fürsten hielten die Gerichtstage nicht mehr selbst ab, sonbern ließen sie von den Hofrichtern verwalten. Die Staatsgewalt erweiterte ihre Wirksamkeit mehr und mehr, sie begnügte sich nicht mehr mit dem Laubes- und Rechtsschutze, sonbern suchte auch die Wohlfahrt des Laubes zu förbern. Das Münzwesen warb geregelt und die Mark zu 60 Groschen gerechnet. Der Jubenschutz war eine der ergiebigsten Einnahmequellen der Fürsten; benn die Juben mußten den Schutz, den ihnen die Fürsten gewährten, besonbers versteuern. Aber auch in das häusliche Leben griffen die Kurfürsten ein, indem sie eine Kleiderordnung erließen. Knechte durften sich bloß mit inländischem Tuch kleiden; Bürgern war verboten, seidene Kleider zu tragen. Die Schleppen der Frauen sollten nicht über zwei Ellen lang sein. Ebenso suchte die Regierung dem Übermaße in den Gastereien zu steuern. Werkleute sollten zum Mittag-und Abendessen nicht mehr als vier Speisen erhalten. Sehr nötig war, daß die Obrigkeit auf richtiges Maß hielt. Böttchern, die zu kleine Gefäße herstellten, wurden die beiden Daumen abgehackt. Trotz der mannigfachen Kriege, denen Sachsen ausgesetzt war, hoben sich dennoch Handel und Gewerbe; namentlich blühten außer dem Silberbergbau int Erzgebirge in Chemnitz die Tuchmacherei und Leinweberei. Diese Erwerbszweige verdankte Sachsen hauptsächlich der niederländischen Einwanderung.

4. Königreich Sachsen - S. 61

1889 - Dresden : Huhle
Das Elbsandsteingebirge oder die Sächsisch-böhmische Schweiz. 61 Baulichkeiten. Nur der 187 m tiefe, 4 m im Durchmesser und 15—18 m Wasserstand hallende Brunnen ist eine vollkommene Neuschöpfung Vater Augusts auf dem Königsteine. Der Bau dieses tiefsten ^Brunnens Sachsens begannl) am ‘29. Oktober 1566 und ging in dem weichen Sandstein außerordentlich rasch vor sich, indem er 1569 bereits 80 Lachter (= 160 m) tief hinabgetrieben war *) und später noch vertieft wurde, wobei ein Lachter (= 2 m) auf 40 fl. zu stehen kam. Immerhin ist der Brunnen schon 1570 ober 1571, also nur wenige Jahre nach seiner Angriffnahme benutzt worden Als im Januar 1574 ein furchtbarer Sturm das Hebewerk (Welle mit eifernem Seil und zwei laufenden Eimern) zerstört hattea), blieb der Bruuueu bis im April 1583, an welchem Datum der Uhrmacher Konrad König aus Altenburg das neue Hebewerk fertiggestellt hatte, unbenutzt. Jetzt befördert eine Dampfmaschine das Wasser zur Oberfläche, nachdem dies früher durch ein (noch vorhandenes) von Soldaten getriebenes Tretwerk geschah. Obwohl Vater August manche Baulichkeiten, z.b. ein Pulvermagazin 1585 ausführen ließ, begannen die ausführlichen Befestigungen doch erst nnter seinem Nachfolger, dem Kurfürsten Christian am 4. April 1589 unter Leitung des kurfürstlichen Baumeisters Paulus Büchner in Dresden und wurde am 30. April 1589 auch der erste wirkliche Festungskommandant (Christoph oder Christian Stange aus Hilbersdorf» ernannt. Am weiteren Ausbau der Festung ist fortlaufend gearbeitet worden bis 1888 und 1889, in welchen Jahren allein die Summe von 410,430 Mark aus Reichsmitteln dafür ausgeworfen worden ist. Jetzt wird die alte Festung nur als „Sperrfort" bezeichnet und der Kommandant ist nicht, wie früher, ein General, sondern nur ein Oberst. — Vom Jahre 1588 — 1850 diente der Königstein als Staatsgefängnis und in neuester Zeit benutzt man ihn noch bei Vergehen, die leichte Festungshaft nach sich ziehen. In unruhigen Zeiten bildet er ein sicheres Asyl für Staatsschätze und deckt durch seine Geschütze den Elbpaß nach Böhmen. Das kleinste Plateau (480 m lang, 160 m größte Breite) unter beit Steinen der Gruppe besitzt der Lilienstein, der sich in einem weit nach Westen ausgreifenden Bogen der Elbe bis zu einer Meereshöhe von 419 m (Aussichtspunkt der Südseite), also 59 m über das Plateau des Königsteins erhebt. Lange Zeit vernachlässigt, bildet er jetzt da eine gute Wirtschaft oben ist, einen der besuchtesten Punkte der Sächsischen Schweiz und wird seine Aussicht mit vollem Rechte zu den schönsten des ganzen Gebirges gezählt. Die unbeschränkte Rundsicht wird durch ein 15 m hohes, turmartiges Gerüst, das sich über das dichtbewaldete Plateau erhebt, ermöglicht. Der Name Lilienstein ist eine Entstellung des Namens Ägidinssteiu. In alter Zeit stand hier oben die wahrscheinlich zu gleicher Zeit mit dem Königsteine entstandene Burg eigenstem oder Ägidiusstein. Wie der Königstein, war auch sie ein böhmisches Lehen. Eine Urkunde von 1391 bezeichnet sie als eine Befestigung (Fortalitia'. Die weitverbreitete, aber durchaus unbegründete Ansicht, daß man unter Fortalitia nur eine Art Schanzwerk mit Holzbauten zu verstehen habe hat sich auch ant Lilienstein als nicht haltbar erwiesen. Bei einer Besteigung des Liliensteins fand Verfasser dieses Buches im Jahre 1882 die leicht in die Augen fallenden Reste der früheren Burg, kam aber erst am 24. Juni 1888 dazu, unterstützt von einigen Freunden, nicht nur sämtliche Umfassungsmauern des 800 — 900 qm haltenden Burgraumes, sondern auch die Größe und Zahl der 1) Laut Urkunde. Hauptstaatsarchiv Cap. 321, Blatt 136. *2) Laut Urkunde. Hauptstaatsarchiv Bch. I, Blatt 448, Loc. 8523. 3) Laut Urkunde. Hmiptstaatsarchiv Cap. 4 7 6,93.

5. Königreich Sachsen - S. 177

1889 - Dresden : Huhle
Ortschaften im Zschopaugebiet. 177 Dann folgt Wolkenstein, 2251 E., auf felsiger Höhe in herrlicher Gegend über dem rechten Zschopauufer, mit altem Schlöffe auf steilem Felfen, treibt Baumwollspinnerei, Posamenten-, Holzstoff-, Pappen-, Häkelstoffwarenfabrikation, Gummibortenklöppelei, leouische Klöppelei (in Gold- und Silberdraht), Korsett- und Strumpfwarenfabrikation, Wollwäscherei, Schuhmacherei. Der frühere Silberbergbau ist zum Erliegen gekommen. Seehöhe: Kirche 470,8 m, Bahnhof 393 m. Nordöstlich der Stadt liegt im nahen waldnmsänmten Hüttengrunde, einem Seitengrunde des Zschopanthales, das Warmbad Wolkenstein. Die Quelle, 458 m Seehöhe, besitzt eine Wasserwärme von 300 C.; sie ist also die wärmste Quelle Sachsens und wird gegen rheumatische Leiden benutzt. Geschichtliches: Wahrscheinlich ist Wolkcnstein durch die eindringenden Deutschen unter Heinrich I. entstanden. Der Bergbau früher bedeutend und die Warmquellen bereits im 14. Jahrhundert entdeckt und benutzt. 1428 Hufsiten, Von 1539 — 1541 oft Heinrichs des Frommen Aufenthalt, der im Bolksmund „der gute Heinz" hieß. In der Nähe der Heinzewald und das 620 m hoch gelegene Lehngut „Heinzebank" an der Straßenkreuzung Wolkenstein-Lengefeld und Marienberg-Zschopau. Früher Jagdhaus, wurde es 1886 vom Staate angekauft und zur Dienstwohnung des Oberförsters des Lengefelder Reviers bestimmt. 1632 Plünderung durch Buttler, 1634 durch Kroaten, 1637, 1639, 1641 und 1642 durch Schweden. Beim Grundgraben der Hauptkirche fand man 1652 Mammuts-knochen, die man damals für Knochen von Riesen hielt. Weiter flußabwärts liegt auf hoher Thalkante die alte Ritterburg Scharfenstein, deren Zerstörung im dreißigjährigen Kriege, am 21. August 1632 durch Holk erfolgte. Sie enthält einen alten Warturm mit schöner Fernsicht, finstere Gefängnisse und geräumige Keller. Im Thale der Zschopau eine der größten Spinnereien Sachsens, der in einem durch den Felsen führenden Stolln das Wasser der Zschopau in raschem Falle zugeführt wird, und eine über den Fluß führende altertümliche Holzbrücke. Zschopau, 7869 E., Amtsgerichtsstadt, reizend an beiden Usern der Zschopau gelegen, mit dem alten, mächtigen Schlosse Wildeck. Die Stadtteile sind durch eilte Brücke verbunden. Die Industrie ist eine sehr lebhafte in Weberei, Spinnerei, Zwirnerei, Färberei von Baumwoll-, Woll- und Seidenstoffen, Fabrikation von Tuchen, Papier, Zigarren, Strumpfwaren, Holzschleifereien, Ziegeleien. Die Stadt besitzt ein schöngelegenes Seminar, eine Web- und Fachzeichenschule (seit 1835), eine Kleinkinderbewahranstalt, eine Stadtbibliothek und sonstige gemeinnützige Anstalten, die nieist dem früheren Fabrikherrn Bodemer, einem unermüdlichen Wohlthäter der Armen, zu verdanken sind. Seehöhe: Bahnhof (Boden) 335,8 m, Schloß 446 m. Geschichtliches: Der Name entstammt dem Sorbischen; er kann abgeleitet werden von Copawa (sprich Tschopawa) „Auslauf" (im engern Sinne „Spund-Friedemann, Das Königreich Sachsen. 3. Aufl. 12

6. Königreich Sachsen - S. 32

1889 - Dresden : Huhle
32 Aus der Geschichte des Erzgebirges. sinnigkeit unserer Gebirgsbevölkcrung spricht, so bleibt sie immerhin ein tiefernstes, bedauerliches Zeichen für die Umwandlung volkswirtschaftlicher Zustände jener Tage, die ihren Schatten bis in die Gegenwart werfen. Vergrößert aber wnrde diese Notlcige damals, besonders am Ausgange des 16. und am Anfange des 17. Jahrhunderts durch Mißwachs, Teuerung, durch heftiges Auftreten der Pest und durch verheerende Brände, die hin und wieder ganze Städte in Asche legten (z. B. Annaberg und Marienberg). Immerhin aber waltete doch bis zum Jahre 1631 voller Frieden über Sachsens Geländen, obwohl über die Nachbarstaaten schon seit 1618 die Schrecken eines unheilvollen Krieges gekommen waren. Als aber am 7. September 1631 in der Schlacht bei Breitenfeld in Leipzigs Nähe das erste Blut auf sächsischem Boden geflossen war, begann eine Reihe schwerer Drangsale für das ganze Land und besonders auch für das Erzgebirge, die in dreizehnjähriger Dauer das Gebirge entsetzlich herunterbrachten. Tie Schächte waren verfallen oder ersoffen, die Städte verarmt, die Fluren verheert, viele Ortschaften ganz verschwunden, die Bewohner in ihrer Zahl außerordentlich gelichtet und verroht, die Güter wertlos und dazu fehlte „es überall an Geld. Das Gebirge war fast wieder seinem Urzustände nahe. Über viele, viele einstige Heimstätten breitete die Pflanzenwelt wieder still und emsig ihren grünen, weichen Moosteppich; früher geschaffene Lichtungen, über welche das Sonnenlicht seine goldnen Fäden gewoben und die frohes Menschenschaffen gesehen hatten, überwölbte mit dichtem, dunklem Laubdache der aufstrebende, finstere, ernste Gebirgswald; die schäumenden Gebirgswässer, welche Mahl- und Sägemühlen, Poch- und Hammerwerke getrieben, eilten wieder, wie in grauer Vorzeit, ungebändigt, ihrer treibenden Arbeit ledig, an öden, menschenverlassenen Ruinen, den einstigen Stätten lärmender Betriebsamkeit, vorüber; an Stellen, wo die Glöckchen weidender Herden erklungen waren, drang das Gebrumm der Bäreu ängstigend an das Ohr des Verirrten; um die verlassenen Kauen (Berggebäude) der Berghalden, aus deueu des Fäustels muntrer Schlag erklungen war, heulten Scharen hungriger Wölfe, und zahlreich waren die Abenteuer, welche Wandrer, Köhler, Hirten, Waldarbeiter, Bergleute, Fuhrleute und beerensammelnde Frauen und Kinder mit den Raubtieren des Waldes zu bestehen hatten. Die großen Jagden, welche die sächsischen Fürsten oft abhielten, waren deshalb eine große Wohlthat für das Gebirge. Recht willkommen war der reiche Zuzug aus dem Böhmerlande, wo die Religionsbedrängnisse die Protestanten zur Auswanderung veranlaßten. Am 10. Mai 1654 erhob sich in rauher Waldwildnis auf den Höhen des Gebirges das erste Haus des Städtchens Johanngeorgenstadt^), von Emigranten aus Gottesgab, Joachimsthal und Graslitz gegründet, und im Thal der oberen Flöha 1669 die Dörfer Ober- und Niederschönberg. Ebenso wurde das Dorf Colmnitz bei Freiberg, das fast gänzlich ausgestorben war, von einwandernden Böhmen wieder bevölkert und noch jetzt deutet der in fast allen Orten des Obererzgebirges sehr häufig auftretende Name „Böhme" auf die zahlreiche Einwanderung hin. Waren die Einwohner auch blutarm — viele der aus Holz und Lehm erbauten Häuschen in Johann-georgenstadt hatten noch im Jahre 1662, also acht Jahre nach der Begründung, nur durch Holzläden verschließbare Luken, aber keine Fenster —, so waren die Eingewanderten doch fleißig und arbeitsam und vermehrten sich durch steten Zuzug, so daß zehn Jahre nach jener finstern, kalten und regnerischen Nacht, in welcher die Vertriebenen mit weinenden Frauen und jammernden Kindern Zuflucht in dem Walde auf dem Fastenberge gesucht hatten, mehr als 2000 Menschen den Einwohnerbestand des auf genanntem Berge begründeten Städtleins bildeten. Iv. Das Zeitalter der Industrie, 1650—1888. Den empfindlichen Ausfall im Silberbergbau ersetzte Mitte und Ende des 17. Jahrhunderts die Gewinnung von Smalte. Da die Nachfrage nach dieser blauen, aus dem bisher beiseite geworfenen Kobalt hergestellten, feuerbeständigen Mineralfarbe immer größer wurde, 1) Am l. Mai 1654 begannen die Emigranten die Häuser und Straßen der Stadt abzustecken.

7. Königreich Sachsen - S. 162

1889 - Dresden : Huhle
162 Ortschaften links von der Elbe. teten und hier auch ihren Gottesdienst abhielten. Dasselbe ist seit 1. November 1887 in die neugebaute Kapelle in Vorderzinnwald überführt worden. Weiter abwärts von Lauenstein liegt Bärenstein, 557 E., 'Vr, die kleinste sächsische Stadt, ebenfalls auf dem Berge, mit einem alten, ins Müglitzthal Herabschauenden Ritterschlosse. Feldbau, Viehzucht, Strohflechterei und Fleischerei beschäftigen die Bewohner. Seehöhe: Marktplatz 486,5 m. Geschichtliches: Urkundlich Pernstein oder Bernstein. Stadt 1495 gegründet, doch die Burg viel älter, im Hussitenkriege mehrfach vergeblich belagert. 1886 Begründung einer Strohflechtschule durch den Staat. Unterhalb Bärenstein liegen mehrere Fabriken, darunter Holzschleifereien für Papierbereitung. Dann folgt links in einem engen Seitengrunde Glashütte, 1918 E., 'Vr, der Hauptort der sächsischen Uhren-sabrikation. Gefertigt werden nur gute Ankeruhren und Chronometer, sowie astronomische Pendeluhren, Uhrmacherwerkzeuge; ferner Telegraphen, Telephons, Längenmaße (Schmiegen) und Rechenmaschinen. Feldbau, Viehzucht, Strohflechterei sind nicht unbedeutend. In der Umgebung treibt man etwas Bergbau, Obstbau und Obst- : weinbereitung. Seehöhe: Kirche 339 m. Geschichtliches: Name vom silberhaltigen Glaserz, das hier gefunden ward. 1490 durch den Bergbau entstanden, 1506 Berg- und Stadtrecht. 1519 Erbauung der Kirche. Blüte des Bergbaues im 16. Jahrhundert. Nach dem dreißigjährigen Kriege ging er fast ein. 1521 Reformation eingeführt. 1813 Leiden im Kriege. 1845 am 7. Dezember Einführung der Uhrenindustrie durch Fr. Adolf Lange. 1878 am 1. Mai Eröffnung der deutschen Uhrmacherschule und Verlegung derselben am 15. Mai 1880 in das schöne und stattliche Gebäude inmitten der Stadt (60—70 Schüler). Weiter abwärts kommt der Wandrer an das Schloß Weesen -I stein, das sich über dem gleichnamigen Dorfe, 359 , auf steilem Felsvorsprnnge erhebt. Die Herrschaft Weesenstein war zuerst vom 10. Jahrhundert an ein böhmisches Grenzlehen und befand sich in den Händen der Burggrafen von Dohna. Als Markgraf Wilhelm von Meißen den widerspenstigen Jeschke von Dohna 1401 hier verjagte, kam die Herrschaft an die Familie von Bünan, die sie bis 1780 besaß. Dauu^ kam Weesenstein an die Freiherrliche Familie von Uckermann, von der es König Anton 1830 käuflich erwarb. Der jetzige Besitzer ist Se. König! Hoheit Prinz Georg. Durch spätere Anlage von tieferen Bauten um das eigentliche alte, aber kleine Bergschloß sind ganz eigentümliche Verhältnisse in Verteilung der Räume geschaffen. Z. B. liegen die Pferdeställe im 3., die Kellerräume zum Teil im 5. und einer sogar im 6. Stockwerke.

8. Königreich Sachsen - S. 208

1889 - Dresden : Huhle
208 Ortschaften östlich von der Wyhra und an der Parthe. Geschichtliches: Urkundlich Lutzke, Luschke, d. H. Sumpfort, genannt, entstand 1105 durch Wiprecht von Groitzsch, der fränkische Kolonisten hier ansiedelte. 1157 Stadtrecht und mit Mauern und Türmen versehen. 1667 vernichtet ein Brand die ganze Stadt. An der Parthe: Naunhof, 1506 E., am rechten Ufer der Parthe, liegt in ebener Gegend und treibt Weberei, Schuhmacherei und besonders Landbau. Seehöhe: Rathaus 131 m. Geschichtliches: 1221 zuerst genannt, 1312 als Festung, 1482 als kur- j fürstliche Stadt, 1588 aber als Flecken erwähnt. Taucha, 2778 E., ebenfalls am rechten Parthenfer, treibt Landbau und Viehzucht, Weißgerberei, Rauchwareufärberei und Rauchwarenzurichterei, Marktschuhmacherei. Gut besuchte Kram-, Vieh-und Ferkelmärkte. Seehöhe: Marktplatz 125 m. Geschichtliches: Taucha kommt schon im. 10. Jahrhundert als Tucha, Tuch (d. H. (Sumpfort) vor und gehörte zum Erzbistum Magdeburg. Das Schloß, 1120 vom Erzbischof Albrecht erbaut, wurde schon 1280 durch Markgraf Dietrich von Landsberg zerstört. Die Stadt, damals eine Handelsstadt von großer Bedeutung, besaß später Wall, Graben und Stadtmauern Dreimal, 1429, 1430 und 1433 verwüsten die Hnssiten die Stadt. Seit der Zeit sank der Handel und Tauchas Bedeutung so, daß die Stadt 1569 vom Leipziger Rate angekauft werden konnte. Der dreißigjährige Krieg brachte das Städtchen noch mehr herunter. Östlich von der Parthe: Brandts, 2095 E., mit schönem Schlosse. Landbau, Viehzucht, Steinbruch-, Ziegelei- und Kohlenwerkbetrieb bilden die Beschäftigung der Bewohner. Seehöhe: Kirche 150 m. Geschichtliches: Urkundlich als Borintizi, ix H. Waldort, schon 984 bekannt. Flußgebiet der Mulden. In diesem Flußgebiete treffen wir eine Reihe alter Städte, die meist im 10. Jahrhundert als Zwingburgen gegen die streitbaren Daleminzier dienten. Die Industrie besteht außer bedeutendem Landbau hauptsächlich in Weberei, Papierfabrikation, Korbflechterei, $t= | garrenfabrikation, Maschinenbau. Au der Zwickauer Mulde: Penig, 6048 E, ^8^, mit 2 Schlössern, ist eine lebhafte In-« dnstriestadt mit Schafwollspinnereien, Wolldrnckereien, Papierfabri- j kation, Maschinenbauanstalten, Schuhmacherei, Ziegelei und Stein-brnchbetrieb. Seehöhe: Kirche 231,i m. Geschichtliches: Früher Penigk, lateinisch Penica, int 13. Jahrhundert bekannt, doch erst 1455 zur Stadt erhoben. Die Kirche steht seit 1499. 1711 großer Stadtbrand. Die Schlösser sind jüngeren Ursprungs als die Stadt. Papiermühle schon 1537 gegründet.

9. Königreich Sachsen - S. 13

1889 - Dresden : Huhle
Aus der Geschichte des Elstergebirgslandes. 13 die Franken — so ist wohl die Annahme der Altertumsforscher richtig, wenn sie behaupten, daß der Bau auf Eisen im Vogtlande ein ebenso alter ist, wie der in Böhmen; nur mochte man die ausgebrachten Erze mehr sür die eigenen Bedürfnisse verwenden und keinen großen Handel damit treiben Als im 12. und 13. Jahrhunderte die deutsche Einwanderung größer wurde, kam regeres Leben auch in den Bergbau. Eisen-, Kupfer- und Zinnbergwerke kamen in flotten Gang und Auerbach erhielt daher im 16. Jahrhundert sogar ein eignes Bergamt. Dasselbe Jahrhundert sah jedoch auch wieder den Verfall des Bergbaues. Sehr alt ist aber das Land als Straßen- und Durchgangsland für den Handel. Nürnberger, Regensburger, Augsburgers Kaufleute, die Handelsherren Böhmens verkehrten auf diesen Straßen mit dem Norden. Drei Hauptstraßenzüge verbanden hier das südliche mittlere Deutschland mit dem nördlichen mittleren: 1. Plauen-Zwotathal-Egerthal; 2. Plauen-Brambach-Eger; 3. Plauen-Hof. Diesen drei alten Heeres- und Verkehrsstraßen entsprechen in der Gegenwart die drei gleichnamigen Eisenbahnlinien. Die Richtwege des neuen Handels sind also dieselben geblieben, wie die des alten Tauschverkehrs, nur hat der schwerfällige, hochbepackte Lastwagen dem leicht und schnell dahinrollenden Eisenbahnwagen, die biderbe, behäbig-ruhige Gestalt des Fuhrmannes der dcs uniformierten, geschäftseiligen Eisenbahnbeamten weichen müssen. Plauen war und ist aber noch heute Knoten- und Mittelpunkt des Handels, daher auch Sitz einer Handelskammer. So günstig die Lage des Vogtlandes für den Handel in° Friedenszeiten wurde, so verhängnisvoll wurde sie zur Zeit kriegerischer Wirren. Alle großen Kriegsfluten seit dem 11. Jahrhundert bis zur Neuzeit wälzten sich verheerend über diese Gelände. Im thüringischen Kriege (1293— 1315) hausten die Scharen Kaiser Adolfs im Lande; 1430 und 1432 sind als Schreckensjahre aus dem Hussitenkriege bekannt. Der schmalkaldische Krieg brachte 1547 die Zerstörung " von Adorf, Schöneck und Markneukirchen durch Kaiser Karls V. Kriegsleute. Im dreißigjährigen Kriege waren es die Jahre 1632—1633 und 1640—1646, die namenlose Leiden dem Lande auferlegten. Am schlimmsten trieben es die Holkschen Jäger. „Kaum ist ein vogtländisches Städtchen von seinen Banden nngeplündert und nnzerstört geblieben. Um den Mißhandlungen zu entrinnen, flüchteten sich Bürger und Bauern in die Wälder; die Stadt Lengenfeld lag im Jahre 1640 vierzehn Wochen öde. Reichenbach wurde von den Holkeschen ganz in Äsche verwandelt. Am schlimmsten erging es dem Städtchen Olsmtz, wo der zur Übergabe auffordernde Trompeter „aus Unvorsicht" erschossen worden war. Holkes Soldaten erstiegen die Mauern der Stadt und plünderten und mordeten entsetzlich. Ein Diakon wurde vor dem Altare erstochen, sein Sohn neben ihm niedergehauen, dem Superintendenten wurde der Schädel zerschmettert. Nachts ging Feuer aus, das die Stadt völlig zerstörte. Viele Eiuwohuer erstickten in den Schlupswinkeln, gegen 600 Menschen kamen ums Leben. — Von 1640 an begannen die Schweden im Vogtlands zu Hausen. Sie äscherten das kaum wieder aufgebaute Ölsnitz aufs neue ein und begingen ihre berüchtigten Grausamkeiten. Ein Bauer mußte seiue abgeschnittenen Ohreu essen, weil er nicht Geld schaffen konnte; dem 83 jährigen Pfarrer zu Ruppertsgrün wurden die Zehen weggebrannt, damit er das verborgene Geld seiner Kirchenkasse verrate. Im Jahre 1646 plünderten wieder die Kaiserlichen in Lengenfeld. Furchtbarere Zeit ward noch nie erlebt. Ehrliche Männer mußten betteln gehen, die Felder lagen zwei Jahre unbebaut^." 1) Em Haupthandelsplatz der ältesten Zeit war Forchheim in Bayern. Das Egerthal besaß die verkehrsreichste Straße nach Prag. Die zahl-?lchen Burgen daselbst geben genügendes Zeugnis für einen lebhaften Verkehr im Mittelalter. 3) Berthold Sigismund, Skizzen aus dem Vogtlande.

10. Königreich Sachsen - S. 73

1889 - Dresden : Huhle
Aus der Geschichte des Gebirges. 73 Im dreißigjährigen Kriege suchte man die einstigen alten Vesten und sonstigen Verstecke im Gebirge wieder ans und befestigte sie durch leichtherzustellende Verrammelungen so nachhaltig, daß sie jahrelang sichere Zufluchtsstätten für die Bewohner der umliegenden Ortschaften abgaben. „Jene stillen Gegenden", sagt ein Chronist, „hatten damals eine ganz eigene Art von geheimer Lebendigkeit. Denn je nachdem feindliche Truppen die nahen Dörfer heimsuchten und wieder verließen, waren die uuzugänglichsten Höhlen, Höhen, Schluchten und Thäler bevölkert und entvölkert. Ant Tage blieb im ersten Fall noch alles einsam und stille. Sobald es aber dunkelte, ward Leben und Licht überall; denn dann begann der Transport von oder der geheime Handel mit Lebensrnitteln, das Wegebahnen auf Felsen, das Ausarbeiten von Höhlen, das Zimmern und Maueru häuslicher Anlagen, das gegenseitige Besuchen, das meist nur stundenlange, doch oft stundenweite Einsprechen und Zurechtsehen in der verlassenen Heimat. Ja, hier und da, wo Prediger sich mit versteckt hielten, ward sogar gepredigt, Betstunde gehalten, getauft und begraben. Überall schimmerten Lichtchen durch die Felsritzen und Bäume, überall ertönten Hammerschläge, und Menschenstimmen vernahm von nah und fern durch die Stille der Nacht das lauschende Ohr." Auch im Jahre 1813 nahm man seine Zuflucht zu den Verstecken im Gebirge. So bewohnten z. B. dreißig Familien neun Wochen lang den Hinteren Diebskeller bei Hohnstein, in dessen anziehender Umgebung sich noch mehrere Höhlen, wie z. 58' der nasse Grund, das kalte Loch u. a. befinden. Der Handel ans der Elbe, welche der Schiffahrt keinerlei Schwierigkeiten bot, ist jedenfalls schon in sorbischer Zeit ein ziemlich reger gewesen, gewann aber erst eine erhöhte Bedeutung im 10. Jahrhundert, als die Deutschen die sorbischen Gaue eroberten. Die fruchtreichen Thäler Böhmens lieferten Getreide, Wein, Obst; ans dem Norden verschiffte man elbaufwärts Salz, Honig, Wachs; später, im 14. Jahrhundert, auch Heringe aus Schweden, Tuch vom Rhein und aus den Niederlanden. Der Handel mit Sandstein, sowie der damit verbundene Bruchbetrieb begauu ebenfalls im 10. Jahrhundert (Dom in Magdeburg und Meißen) und galten die Brüche zu Posta und Liebethal als die ältesten. Unter der Regierung Vater Augusts erfuhr das Bruchwesen eine Regelung durch eine am 5. August 1556 erlassene Mühlsteinbergordnung. Auch genossen die Steinbrecher besondere Rechte und Freiheiten, z. B. waren sie bis zum Jahre 1804 vou der Militärpflicht befreit. Damals schou hatte der „Pratsche Stein" einen weiten Ruf und wurde weithin bezogen. So gingen z. B. 1558 Liebethaler Mühlsteine nach Polen, 1570 nach Pommern, Pirnaer Baustein 1563 über Hamburg und die Nordsee nach Antwerpen zum Rathausbau, 1581 nach Braunschweig zum Schloßbau u. f. w. Alle Steiufuhreu gingen nur von Pirna ans und brachten die geleerten Steinschiffe dafür aus Hamburg das „Boiensalz" (Seesalz) als Rückladung mit. *) Jetzt ist der Steinhandel keineswegs mehr an Pirna allein gebunden, sondern bewegt sich sofort vom Bruche aus, immer aber noch vorzugsweise aus dem billigen Wasserwege stromabwärts. Gegenwärtig beträgt die Zahl der Steinbruchkomplexe 66 mit 567 Brüchen, von denen 272 Brüche mit einer Arbeiterschar von 3357 Arbeitern im Betriebe sind, und kommen jetzt pro Jahr etwas über 200 000 Kubikmeter Stein zur Versendung. Der Bergbau, welcher mehrerentals im Osten und Westen des Gebirges ausgenommen wurde, ist jedesmals nach kurzem Betriebe wieder eingestellt worden. Im Bezirk des Amtes Hohnstein trieb man schon im 14. Jahrhundert Bergbau, und einen Teil der Umgebung von Neustadt nennt man noch heutzutage die „Goldgruben". Das Dasein von Gold ist unbe,zweifelt, nur sind, nach angestellten _l) Noch 1582 schränkte sich jedoch der Gebrauch des Boiensalzes ein, da die Halleschen Fuhrleute Salz aus Halle weit billiger und bis ins Haus (Faß zu 6 Gulden) lieferten.
   bis 10 von 37 weiter»  »»
37 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 37 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 3
1 18
2 15
3 25
4 10
5 53
6 4
7 33
8 4
9 1
10 88
11 0
12 8
13 22
14 0
15 32
16 17
17 3
18 20
19 47
20 0
21 3
22 5
23 0
24 5
25 6
26 7
27 53
28 5
29 70
30 7
31 11
32 0
33 24
34 2
35 2
36 37
37 106
38 14
39 29
40 0
41 6
42 16
43 2
44 0
45 74
46 10
47 52
48 2
49 8

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 20
2 0
3 7
4 17
5 6
6 24
7 10
8 5
9 6
10 5
11 4
12 9
13 16
14 0
15 0
16 43
17 167
18 124
19 62
20 7
21 21
22 0
23 92
24 3
25 3
26 2
27 0
28 5
29 1
30 2
31 0
32 30
33 1
34 6
35 5
36 22
37 140
38 12
39 34
40 84
41 3
42 9
43 1
44 0
45 31
46 33
47 0
48 0
49 30
50 1
51 6
52 8
53 2
54 28
55 0
56 1
57 3
58 26
59 25
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 2
66 11
67 5
68 36
69 20
70 4
71 7
72 9
73 18
74 2
75 10
76 105
77 49
78 3
79 2
80 2
81 3
82 45
83 4
84 6
85 44
86 19
87 33
88 2
89 0
90 24
91 21
92 44
93 1
94 106
95 1
96 4
97 2
98 49
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 3
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 1
11 1
12 2
13 2
14 0
15 0
16 0
17 0
18 2
19 0
20 0
21 1
22 0
23 0
24 1
25 11
26 1
27 0
28 0
29 0
30 2
31 0
32 0
33 3
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 1
41 0
42 0
43 2
44 0
45 0
46 0
47 1
48 0
49 0
50 2
51 1
52 1
53 0
54 0
55 4
56 0
57 0
58 2
59 3
60 0
61 1
62 0
63 0
64 0
65 5
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 1
73 0
74 0
75 1
76 0
77 0
78 0
79 0
80 1
81 8
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 3
90 0
91 1
92 1
93 0
94 19
95 2
96 0
97 3
98 0
99 0
100 2
101 0
102 2
103 0
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 2
111 1
112 1
113 1
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 1
121 1
122 2
123 1
124 1
125 0
126 0
127 0
128 0
129 0
130 3
131 0
132 0
133 0
134 0
135 0
136 0
137 0
138 0
139 0
140 8
141 0
142 11
143 4
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 0
153 0
154 0
155 0
156 0
157 0
158 0
159 0
160 0
161 2
162 0
163 0
164 0
165 0
166 1
167 1
168 2
169 4
170 1
171 0
172 0
173 0
174 0
175 1
176 0
177 5
178 0
179 3
180 0
181 0
182 3
183 1
184 0
185 0
186 0
187 0
188 4
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 3
197 0
198 0
199 1