30 Thierwelt des Landes.
Tage. Aus siebenjährigen Beobachtungen ergiebt sich, daß durchschnitt-
lich auf den Ort 207 Regentage im Jahre kommen; den meisten Regen
hatte Oberwiesenthal (durchschnittlich 220), den wenigsten Dresden (durch-
schnittlich 173 Tage). Die meisten Gewitter finden im Mai, Juni,
Juli statt, doch wlirdeu im Jahre 1871 auch Gewitter im Oktober und
November beobachtet, 1874 im Januar. Die mittlere Zahl der Ge-
Witter aus den Beobachtungsjahren 1867 — 1872 beträgt für deu Ort
36 im Jahre, die wenigsten hatte Zwenkau (31), die meisten der Strich
Freiberg bis Frauenstein (41). Hagelwetter sind selten, noch seltener
Erdstöße, deren heftigster am 6. März 1872, Nachmittags 4 Uhr, im
ganzen Lande beobachtet wurde. Nordlichter werden hin und wieder
gesehen.
Thierwelt. Die Thierwelt eines Landes nennt man seine Fauna.
Wir unterscheiden wilde Thiere (Wild), und Hansthiere.
a) Wilde Thiere. Der Wildstand hat in Sachsen seit dem
Jahre 1848 bedeutend abgenommen und ist jetzt von geringer Beden-
tliug. In den Wäldern findet sich der Hirsch, das Reh, der Hase, der
Fuchs, der Dachs, der Iltis, der Marder, das Wiesel, das Eichhörnchen,
die Kreuzotter, die Ringelnatter, die Blindschleiche, die grüne und braune
Eidechse, selten der Adler, mehr die Falken, Sperber, Habichte, Eulen,
die Wildtaube, Auer-, Reb- und Birkhühner, häufig Singvögel aller
Art, namentlich Finke, Meise, Gimpel, Nachtigall, Grasmücke, Roth-
kehlchen, Hänfling, Zaliuköuig u. s. w. In den Niederungen Sachsens
verkehren der Storch, die Schnepfe, wilde Gänse und Enten und ua-
meutlich Lerche und Wachtel. Goldammer, Spatzen und Staare suchen
die Nähe der menschlichen Wohnungen auf. Auch der Fischreichthum
Sachsens hat in Folge der schonungslosen Jagd abgenommen, doch wirken
strenge Gesetze der Nenzeit hebend auf die Fischerei eiu. Wir finden
in den Bächen die Forelle und Schmerle und, wenn auch nicht zu den
Fischen zu rechnen, den Krebs; in den Flüssen lebt der Karpfen, der
Hecht, die Barbe, die Schleie, der Aal, der Lachs; der Wels und Zander
außerdem im Frühjahre iu der Elbe. Uuter allen Fischen genießen die
Karpfen und Forellen das höchste Ansehn; denn man betreibt ihre Zucht,
wie schon erwähnt, in großen Teichen. Daß in Sümpfen, Teichen n. s. w.
der grüue und braune Frosch, sowie die sehr verfolgte und doch so nütz-
liche Kröte nicht fehlt, versteht sich von selbst. Von den Mollusken er-
wähnen wir die Fluß-, Teich- und Perlenmnschel und die verschiedensten
Schneckenarten; die letzteren in oft herrlichen Gehäusen in kalkreichen
Gegenden unsers Vaterlandes. Im Sommer überrascht uns die Menge
der uns umschwirrenden Jnsecten, als Käfer, wie z. B. der große
Hirschkäfer, der Maikäfer, langfühlerige Böcke, bunte Raub- und Schnell-
täfer, Todtengräber, Sandläufer, Marienkäferchen it. s. w.; Schmetter-
linge aller Art giebt es, vom Todtenkopfe, Trauermantel, Segelfalter,
Tag- und Nachtpfauenauge, dem Fuchs und Wolfsmilch- und andern
Schwärmern bis zur kleinsten Zygäne. Bienen, Wespen, Hummeln,
Hornissen umsummen nns. Selten ist die Landplage südlicher Länder,
Thierwelt des Landes. ^ 1
die Heuschrecke. Die größte unter den einheimischen Spinnen ist die
Kreuzspinne.
b) Hausthiere*). Das größte unserer Hausthiere ist das Pferd.
Die Zucht desselben, obwohl durch Fürsorge der Regierung gehoben, ist
für das Bedürfuiß des Landes nicht zureichend, sondern es werden, na-
mentlich aus Holland, Dänemark, Mecklenburg und Holstein, Pferde ein-
geführt. Im Ganzen hat sich jedoch der Pferdereichthum seit einem
Jahrzehnt bedeutend gehoben; am meisten geben sich die Wenden in
der Lausitz mit der Pferdezucht ab. Das nützlichste unsrer Hausthiere,
das Rind, wird besonders im Voigtlande und in den Niederungen
Sachsens gepflegt und auf alle Weise zu veredeln gesucht, indem man
aus Südbayern, Tyrol, der Schweiz, Oldenburg, Holland und England
bessere Ra^en bezieht. Obwohl bereits der Viehbestand in dieser Be-
ziehung ein Hochachtenswerther ist, deckt er doch den Fleischbedarf des
außerordentlich bevölkerten Landes nicht und daher wird neben den Zucht-
thieren noch eine große Menge Schlachtvieh, besonders aus Ungarn und
Rußland, bezogen. In hohem Ansehn steht jedoch die Schafzucht
Sachsens. Theils wird sie in königlichen Schafereien (Rennersdorf bei
Stolpen, Lohmen) betrieben, theils haben sie Privatgrundbesitzer in den
Händen; ausgezeichnet sind die Schafe aus der Wurzen-Oschatzer Gegend
(Gadegast'sche Gut Thal bei Oschatz), die auf mehreren Weltausstellungen,
zuletzt in Wien, den ersten Preis davontrugen. Die sächsische Wolle,
bekannt unter dem Namen „Electoralwolle", erzielt wegen ihrer Fein-
heit den höchsten Preis. Wollmärkte sind in Dresden, Leipzig, Döbeln,
Bautzen. Ziegen werden weniger gehalten; am meisten trifft man sie
im Gebirge an. Die Schweinezucht wird mehr in den Niederungen
Sachsens betrieben, doch ist sie nicht ausreichend und werden Schweine
aus Norddeutschland, Ungarn und Rußland eingeführt. In allen Bauern-
Höfen Sachsens findet man eine reiche Auswahl von Geflügel, wie Trut-
und Perlhühner, Pfauen, Hühner, Gänse, Enten und Tauben; letztere
in unzähligen Spielarten. Da die Fleischpreise sehr gestiegen sind, hat
man, um auch dem Minderbemittelten die nöthige Fleischnahrung zu ge-
währen, in neuester Zeit die großen französischen Kaninchen, sogenannte
„Lapins" (spr. Lapängs), eingeführt. Die Zucht derselben läßt recht
gute Resultate erwarten. — Während die Biene in Polen, Rußland,
Ungarn mehr sich selbst überlassen ist, hat man sich der Zucht derselben
in Sachsen in ganz anerkennenswerther Weise angenommen und wir
rechnen sie daher mit zu den Hausthieren. Die Niedern Gegenden
Sachsens, Mittel- und Ostsachsen, zeichnen sich besonders in der Bienen-
zucht aus, namentlich der Strich von Leipzig bis Camenz. Bienenväter-
vereine sorgen mit großem Erfolge für weitere Verbreitung der Bienen-
stöcke über das ganze Land, so daß man jetzt 64,283 Bienenstöcke zählt.
*) Die letzte Zählung der Zuchtthiere ergab folgende Resultate: Pferde: 115,667
Stück, Rindvieh: 647,074 Stück, Schafe: 206,830 Stück, Schweine: 301,091 Stück,
Ziegen: 105,400 Stück.
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Dänemark Mecklenburg Holstein Niederungen
Sachsens Tyrol Schweiz Oldenburg Holland England Ungarn Sachsens Stolpen Oschatz Wien Dresden Leipzig Bautzen Sachsens Norddeutschland Ungarn Sachsens Polen Ungarn Sachsen Sachsens Ostsachsen Leipzig
Autor: Flathe, Theodor, Engelhardt, Karl August, Lange, Henry
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Sachsen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
12 Von dem Lande überhaupt.
Hunderts setzten einzelne Bären das obere Vogtland in Schrecken.
Einiges Schwarzwild wird im moritzbnrger Forst gehegt. Selbst
Hochwild ist, außer im obern Gebirge, selten; den stärksten Reh-
bestand, sowie die meisten Hasen, an denen es übrigens nirgends
fehlt, haben wol die Wälder um Leipzig. Auch Dachse, Füchse
und wilde Kaninchen kommen vor; selten sind Luchse, wilde
Katzen und Fischottern. Die beiden letzten Zieselmäuse vom
Valtenberge sind 1863 in den dresdner Zoologischen Garten ver-
setzt worden.
Adler lassen sich höchstens dann und wann sehen, desto häu-
figer sind Habichte, Sperber, Kraniche, Falken, Eulen Auerhähne
und verschiedene andere Hühner; schon seltener Störche, Trappen,
Schnepfen, Fasane, wilde Gänse und Enten. Singvögel aller
Art haben wir in Menge. — Von giftigen Schlangen kommt nur
die Kreuzotter vor. — 1859 erschienen Schwärme von Zugheu-
schrecken in der Nähe von Schandau.
Der Reichthum an Fischen, den unsere Gewässer früherbe-
saßen, hat sich ebenfalls aus mehreren Ursachen stark vermindert.
Nicht mir wird den Bewohnern unserer Flüsse oft schonungslos
nachgestellt, sondern es machen auch die vielen Fabriken durch ihre
giftigen Abfälle die Gewässer für Fische unbewohnbar, in der Elbe
zerstören auch noch die durch die Schaufelräder der Dampfschiffe
verursachten Wellen den Laich. Neuerdings angestellte Versuche,
durch künstliche Fischzucht unsere Gewässer wieder stärker zu be-
Völkern, versprechen guten Erfolg. — Die Elbe gibt, außer ge-
wohnlichen Arten, Welse, Sander, Störe und Lachse, welche zur
Laichzeit aus dem Meere flußaufwärts wandern, die Lachse steigen
selbst in die Mulde, Zschopau und den Lachsbach hinauf; den jähr-
lichen Ertrag des Elbfischfangs schätzt man auf 30.000 M. Die
Forelle gedeiht uirgeuds besser als in den klaren Gebirgsbächen.
Auch die Teichfischerei hat sich mit der Zahl der Teiche selbst seit
Abschaffung der vielen katholischen Festtage gar sehr vermindert.
Moritzbnrger Teich- und Röder-Karpfen gelten als die wohl-
schmeckendsten.
Ganz besonders reich ist Sachsen annnterirdischenschätzen.
Erze füllen den Schoß seiner Gebirge, die, obgleich seit 7 Jahr-
Hunderten, vielleicht weit länger schon durchwühlt, noch immer
eine wahre Schatzkammer von Metallen aller Art sind und fast
die Hälfte aller bekannten Fossilien der Erde enthalten. Die
am häufigsten vorkommenden Metalle sind Silber, Blei, Zinn
und Eisen; daneben werden Kobalt, Vitriol-, Schwefel-und Ar-
senikkies, Braunstein, Alannschiefer^ Wismnth, Schwerspath, Fluß-
spath, Wolfram, Zink, Galmei, Spießglanz u. a. gefunden. Au
nutzbaren Steinen haben wir keinen Mangel. — Die größten
Porphyrbrüche liegen im Elbthal von Sörnewitz bis Nünchritz,
in der Chemnitzer, zwickauer und rochlitzer Gegend, Sandstein
geben die unerschöpflichen Lager der Sächsischen Schweiz und öst-
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Autor: Flathe, Theodor, Engelhardt, Karl August, Lange, Henry
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Sachsen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Markranstädt. 161
außerdem sind durch die Sorgsalt eines Privatmanns, des
blinden Dichters Theodor Apel, die Truppenaufstellungen und
Gefechte der Schlachttage durch Marksteine, desgleichen die denk-
würdigsten Punkte auf dem Schlachtfelde und bei der Stadt von
dem „Verein zur Feier des 19. Octobers" durch Denkmäler be-
zeichnet worden, was um so dankenswerther ist, als durch die
zahlreichen Häuser-, Straßen- und Eisenbahnbauteu das Terrain
sich vielfach umgestaltet hat. Der Hügel bei dem Vorwerk Meus-
dorf, wo am Abend des 18. Oct. Fürst Schwarzenberg den
Monarchen die Meldung des Sieges brachte, heißt davou der
Monarchenhügel und trägt ein Denkmal; ihm gegenüber steht das
des Fürsten Schwarzenberg. Zu einem großen Denkmale der
Schlacht ist bei deren 50jähriger Jubelfeier wenigstens der Grund-
stein gelegt worden.
Links von der Elster, unfern der Grenze, ist nur die kleine
Stadt Markranstädt (2457 C'inw.) zu nennen, die sich hauptsächlich
mit Zubereitung der rohen Felle, vom Löwen und Bären bis
herab zum Schaf, Hund, Katze und Schwan, für den leipziger
Ranchwaarenhandel beschäftigt. In der dortigen Dampf-Rauch-
waaren- und Vogelgerberei wurden 1874 über 1 Million Felle
und Vogelbälge zubereitet.
Oie Krcishauptmannschaft Zwickau
umfaßt den südwestlichen Theil unseres Landes von der dresdner
und leipziger Kreishauptmauuschast bis zur Landesgrenze gegen
Altenburg, Weimar, das Reußenland, Baiern und Böhmen, und
ist die größte, die volkreichste, zugleich auch die am dichtesten be-
völkerte Provinz von Sachsen; denn sie enthält auf 4718,59 □ Kilom.
1.031.905 Einwohner in 58 Städten und 771 Dörfern. Sie
umfaßt die Amtshauptmannschaften Chemnitz, Flöha, Marien-
berg, Annaberg, Schwarzenberg, Zwickau, Plauen,
Auerbach, Oelsnitz und die Schönburgischen Receßherr-
schaften.
Hier erheben sich die meisten und die höchsten Berge unseres
Landes, hier ist der Born zahlreicher Gewässer; hier birgt der
Schoos der Erde mächtige Lager Tors und Steinkohlen, hier
stehen die größten, dem Staate gehörigen Waldungen, hier ist
das Hauptgebiet der sächsischen Industrie.
Von der Grenze der leipziger Kreishauptmannschaft und des
Herzogthums Altenburg steigt das Land allmählich an, erhebt
sich wellenförmig, in stetem Wechsel von Berg und Thal, bis zu
den höchsten Punkten an Böhmens Grenze und ist reich an Natur-
schöuheiteu aller Art, aber auch an Gegenden, wo sich nur düstere
Wälder und kahle Bergrücken dem Auge darstellen, wo keine Rebe
mehr prangt, wenig Obst und selten Korn gedeiht. Seine schön-
sten landschaftlichen Reize entfaltet das Gebirge in den Thälern
Engelhardt's Baterlandskunde. 11. Aufl. 11
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]