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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 34

1911 - Magdeburg : Creutz
34 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre. F. Geschichtliches. Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren Deutsche oder Germanen. Sie waren zuerst Heiden und wurden durch Karl den Großen zum Christentume bekehrt (800). Er nannte unser Land die Nordmark. Später erhielt diese den Namen Altmark. Zur Zeit Karls des Großen drangen slavische Völker, die Wenden, von O. über die Elbe vor und setzten sich in der Altmark fest. Zwischen ihnen und unseren Vor- fahren entbrannten heiße Kämpfe, und Jahrhunderte schien es, als sollten die Heid- nischen Fremdlinge Sieger bleiben. Allein unter den Kaisern Heinrich I. und Otto I. (Hermann Billung) und später unter dem Markgrafen Albrecht dem Bären und seinen Nachfolgern wurde die Macht der Wenden gebrochen. Die zurück- bleibenden Wenden wurden Christen und vermischten sick mit den Deutschen. Unter Albrecht dem Bären, aber auch später, wanderten Holländer, Flamländer und Franken (Pfälzer) ein. Diese trugen viel zur Urbarmachung öder Gegenden (Wische) bei, hoben den Ackerbau und die Fabriktätigkeit. Im Jahre 1415 kam Friedrich I-, der erste Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, in den Besitz der Allmark, und den Hohenzollern gehört sie heute noch. Die Altinark ist das «Ätammland oder die Wiege Preußens. Salzwedel, Stendal, Gardelegen, Tangermünde waren die Hauptstädte. Während des schrecklichen 30jährigen Krieges (1618 —48) hatte die Altmark von den Kaiserlichen und den Schweden arg zu leiden, so daß nach dem Kriege die meisten Orte verödet dalagen. Unter der segensreichen Regierung der Hohen- zollernfürsten, besonders Friedrichs des Großen, erholte sich die Altmark wieder. Aber am Ansänge unseres Jahrhunderts kam ein neues Unglück über die Mark. Der Franzosenkaiser Napoleon I. hatte unser Vaterland erobert und bildete aus deu Ländern links von der Elbe, wozu also auch die Altmark gehörle, ein neues fran- zösisches Reich, das Königreich Westfalen. So waren die Altmärker französische Untertanen geworden. Allein schon im Jahre 1814 gelang es, die Franzosen zu vertreiben. Die Altmark war wieder frei und gehört seitdem in alter Liebe und Treue zum Hohenzollernhause. (x. Sagen. 1. Der Roland in Stendal. Am Anfange des 16. Jahrhunderts stellte sich ein Fremdling dem Stendaler Rate als weitgereister Bildhauer vor. Er lobte die herrlichen Bauten, die aus- gezeichneten Schnitzwerke und die kostbaren Bilder, wie sie allenthalben die Bürger- Häuser, die Stadttore, der Dom und das Rathaus zeigen. Die Ratsherren hörten mit Stolz die Lobsprüche und ehrten den großen Künstler. Als dieser am Fenster lehnte und über deu weiten Marktplatz blickte und den steinernen Roland betrachtete, meinte er: „Der ehrwürdige Roland hat zwar eine recht ansehnliche Gestalt; aber leider ist sie für die große Umgebung noch viel zu klein. Wenn der hochedle Rat meiner Kunst vertrauen möchte, so wollte ich bald einen viel längeren Roland her- stellen." Die Ratsherren waren diesem Angebot zwar nicht abhold, entgegneten dem Künstler aber nach ernstlicher Beratung: „Der Roland war für unsere Väter lang genug, so ist er's auch für uns; überdies würde die Veränderung viel Geld kosten; kurz, wir wollen ihn nicht länger haben." Argerlich über diesen Bescheid entfernte sich der Künstler und beschloß, dem Rate einen Streich zu spielen. Er erzählte den Bürgern, daß der Rat den ehrwürdigen Roland nicht länger haben wolle. Die Bürger waren darob nicht wenig erstaunt und mißgestimmt, daß das schon von ihren Vätern so hoch verehrte Wahrzeichen der Gerichtsbarkeit und Reichs- freiheit beseitigt werden sollte. Bald versammelte sich viel Volks vor dem Rat- Hause und wollte Rechenschaft fordern. Der weise Rat wußte schier uicht, wie ihm geschah. Umsonst war alles gütliche Zureden. Die tobende Menge versteht nicht die Worte des Rates, „wir wollen ihn nur uicht länger haben". Schon mischt sich in das wilde Schreien das Klirren der Fensterscheiben, da verwandelt sich mit

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 63

1911 - Magdeburg : Creutz
Niederungen. 63 der Heiligkeit des Bornes, und viele Menschen wanderten dahin. Als auch einige Hirten erzählten, daß ihr Vieh nicht mehr aus dem heiligen Borne trinken wolle, sondern vor demselben ans das Knie sänke, da veranstaltete die Geistlichkeit der Umgebung dorthin einen glänzenden Aufzug. Nach einer stillen Andacht an der heiligen Stätte untersuchte man den Grund der Quelle. lind siehe da! man fand im Sande ein kleines, aus Holz geschnitztes Bildnis der Maria, Das war dem erstaunten Volke denn Grund genug, deu Brunnen als einen heiligen Ort zu ver- ehren und dem Wasser besondere Heilkräfte zuzuschreiben. Es kann uns also nicht wundernehmen, daß hier bald eine Kapelle und endlich ein Kloster entstand, das nach der Jungsran den Namen Marienborn erhielt. Im Jahre 1191 besuchte der Erzbischos Wichmann von Magdeburg den Marienborn, um aus seiner Heilquelle für feinen Körper frische Kraft und Gesund- beit zu schöpfen. Ans Dankbarkeit schenkte er dem Kloster bedeutenden Grundbesitz. 2. Die Wohltiitiglleit der Kaiserin Editha. Von der Königsburg, die am Domplatze in Magdeburg lag, ging Edith« häufig durch die Stadt, um sich unter dem Volke sehen zu lassen und seine Bitten und Wüuschc anzuhören. Dann wurde es in den Straßen besonders lebendig: aus den kleinen, meist einstöckigen Hänschen, die damals noch sehr weitläufig lagen, kamen Kinder und Erwachsene, um die gute Kaiserin zu sehen. Hier nahte sich ihr dann öfter eine arme Fischersran, dort ein armer Handwerker und schüttete ihr das Herz aus. Editha wußte für jeden Rat; keinen ließ sie leer und ohne Trost von sich gehen. — An einem schönen Frühlingstage hatte sie von ihrem Palaste die Richtung nach N. eingeschlagen und war in die Gegend der heutigen Junkerstraße gekommen. Als Johanna, die älteste Tochter eines Webers, die Kaiserin kommen sah, lies sie eilig in das Gärtchen und pflückte ein Sträußchen der schönsten Mai- blumen ab, um es der Edlen zu schenken. Hei, wie drängten sich die Kinder um sie! Auch Johanna näherte sich schüchtern; allein Editha hatte das hübsche blond- haarige Kind schon bemerkt und rief es heran. Die helle Freude blitzte ihm aus deu Augen, als die Kaiserin die duftenden Maiblümchen annahm. Die gute Fürstin fragte Johanna nach den Eltern, den Geschwistern und fand an dem bescheidenen Wesen und den munteren Antworten so viel Gefallen, daß sie einen kleinen Ring von ihrem Finger streifte und ihn dem Kinde gab. Sie fprach dabei: „Du hast mir heute große Freude bereitet. Das Ringlein hebe als treues Andenken an mich auf. Solltest du einst Sorge und Not haben und meiner Hilfe bedürfen, so will ich dir geru beistehen. Das Ringlein bringe mit zu mir." Ei, wie herrschte jetzt Jubel in dem Hanse des fleißigen Webers! Die Hausbewohner konnten die Herzensgüte der edlen Frau gar nicht genug preisen. Die Mutter hob das Ring- lein als größtes Kleinod des Hauses sorgsam auf. Frohen Mutes schauten Vater und Mutter in die Zukunft. Sie waren beide rüstig und ihre lustige Kinderschar wohlauf. Freilich mußten sie beide die Hände tüchtig regen, wenn nicht die Not einkehren sollte. Aber das taten sie gern. „Früh aus und spät nieder" war des Vaters Losung von Jugend auf. Oft faß er des Abends noch ein Stündchen länger am Webstuhl, um dem reichen Händler noch ein Stück Leinwand mehr abliefern zu können. So war Glück, Frieden und einiger Wohlstand iin Hause. — Jahre waren schon seit der Begegnung Johannas mit der Kaiserin vergangen, und Johanna war zu einer blühenden Jungfrau heran- gewachsen. Da sah es anders im Hause des Webermeisters aus. Eine gefährliche Krankheit hatte die sorgende Mutter schon monatelang aufs Lager geworfen. Der Vater konnte nicht mehr schaffen wie früher. Not und Entbehrung führten das Regiment. Zwar erhielt der Vater von dem reichen Händler eine Summe Geld geliehen, aber er sollte sie nach einer bestimmten Zeit wieder zurückgeben. Durch angestrengteste Arbeit hoffte er auch, die Schuld rechtzeitig abtragen zu können. Allein die Krankheit der Mutter vergrößerte täglich die Not. Schon war der hartherzige Händler ungeduldig und drohte trotz der inständigen Bitten des armen Webers,

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 70

1911 - Magdeburg : Creutz
70 Der Harz. Sage vom Ilscnstein. Als noch der Jlsenstein und der Westernberg eine zusammenhängende Fels- masse bildeten, stand ans dem Jlsensteine das prächtige Schloß des Königs Jsung. Hier wohnte die schöne Prinzessin Ilse. Zum Arger der bösen Zauberin im Tale zogen viele stattliche Ritter auf den Jlsenstein; aber von ihrer häßlichen Tochter Trnte wollte keiner etwas wissen, obwohl diese das köstlichste Geschmeide, Gold und Edelsteine die Fülle besofz. Als einst der Ritter Rolf die Zauberin um den Weg zum Jlsenstein fragte, bat Trute die Mutter, den Ritter zu bezaubern, daß er bei ihnen bliebe. Das gelang der Hexe auch. Allein nach einiger Zeit entrann Rolf ihnen doch und kam glücklich auf den Jlsenstein. Die Schönheit der Prin- zessin Ilse und die Gast- srenndschast des Königs fesselten ihn so, daß er gern im Schlosse blieb. Ja, der alternde König gab ihm seine Tochter Ilse zur Gemahlin. Darüber entbrannte der Haß der Zauberin, und sie trachtete nach Rache. In der Walpurgis- nacht gewann sie den Beistand des Tensels und sandte ungeheure Wassermassen vom Brocken gegen Jsnngs Schloß. Die donnern- den Wogen unterwühl- ten den Felsen, bis er mit dem Schlosse zu- sannuenstürzte. Rolf und Jsung kamen elend nm, uur Ilse rettete sich auf den Felsen, der jetzt das Krenz trägt. Dort irrt sie seitdem umher und sucht ihren Gemabl. Wer sie erlösen will, > c- muß ihr in der Geister- ^ljefalle un Harz. stunde des 1. Mai be- stimmte Waldblumen bringen. Wehe aber dem, der sie neckt oder im Bade belauscht, den verwandelt sie in eine altersgraue Tanne am steilen Bergabhauge- 3. Der iliitciljnn. Der Unterharz ist die Fortsetzung der Hochebene des Oberharzes nach So. etwa bis zur Harzwipper. Er ist einförmig, von Flußtälern zer- schnitten und geht allmählich in das Flachland über. Der Unterharz

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 73

1911 - Magdeburg : Creutz
Der Unterharz. 73 Hexentanzplatz und dem Rotztvappefclsen. angelangt. Überwältigend ist der Blick vom Hexentanzplatz. Unter sich sieht man die schwindelnde Tiefe und hört das Tosen und Rauschen der Bode; vor uns erblicken wir den himmelhohen Brocken, der aus die gegenüberliegenden steilen und kahlen Felswände der Roßtrappe ausgesetzt erscheint; zur linken Seite sehen wir die endlosen bewaldeten Höhen und rechts, ties unten, die Eingang ins Bodetal. lachenden Felder in der Ebene. Wenige Km weiter tritt die Bode bei dem großen Dorfe Thale in die Ebene. (Die Bode in der Ebene s. S. 60.) Aagr von der Roßtrappc- In alten Zeiten, als der Harz noch von Niesen und Zwergen bewohnt war, besaß ein König der Riesen eine schöne Tochter Namens Emma. In diese Balte sich Bodo, der Böhmenkönig, verliebt. Aber Emma wollte von ihm nichts wissen und entfloh auf ihrem Rosse vor ihm über Höheu und durch Wälder. Plötzlich stand ihr Roß vor einem jähen Abgrunde. — Schon hörte sie hinter sich das Hohn- gelächter Bodos, Da gab sie ihrem Rosse die Sporen und wagte den Sprung über den gräßlichen Abgruud. Zwar entfiel ihr die goldene Krone, die in das rauschende Wasser sank; sie aber kam^ glücklich hinüber Der Aufschlag des Riesenpferdes war so gewaltig, daß von einem Hufe eine tiefe Spur im Felsen zurückblieb. Nach dieser Fußspur erhielt der Felsen später den Namen Roßtrappe. Auch Bodo setzte zu gleichem Sprunge an, aber sein Roß sprang zu kurz. Er stürzte hinab in das

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 48

1911 - Magdeburg : Creutz
48 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre. F. Geschichtliches. Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren Deutsche oder Germanen. Sie waren zuerst Heiden und wurden durch Karl den Großen zum Christentums bekehrt (tioo). Er nannte unser Land die Nordmark. Später erhielt diese den Namen Altmark. Zur Zeit Karls des Großen drangen slavische Völker, die Wenden, von O. über die Elbe vor und setzten sich in der Altmark sest. Zwischen ihnen und unseren Vor- fahren entbrannten heiße Kämpfe, und Jahrhunderte schien es, als sollten die Heid- nischen Fremdlinge Sieger bleiben. Allein unter den Kaisern Heinrich 1. und Otto I. (Hermann Billuug) und später unter dem Markgrasen Albrecht dem Bären und seinen Nachfolgern wurde die Macht der Wenden gebrochen. Die zurück- bleibenden Wenden wurden Christen und vermischten sich mit den Deutschen. Unter Albrecht dem Bären, aber auch später, wanderten Holländer, Flamländer und Franken (Pfälzer) ein. Diese trugen viel zur Urbarmachung öder Gegenden (Wuche) bei, hoben den Ackerbau und die Fabriktätigkeit. Im Jahre J415 kam Friedrich I., der erste Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, in den Besitz der Alimark, und den Hohenzollern gehört sie heute noch. Die Altmark ist das ^tammland oder die Wiege Preußens. Salzwedel, Stendal, Gardelegeu, Tangermünde waren die Hauptstädte. Während des schreckliche,? 30 jährigen Krieges (1618 —4hatte die Altmark von den Kaiserlichen lind den Schweden arg zu leiden, so daß nach dem Kriege die meisten Orte verödet dalagen. Unter der segensreichen Regierung der Hohen- zollernfürsten, besonders Friedrichs des Großen, erholte sicb die Altmark wieder. Aber am Ansänge unseres Jahrhunderts kam ein neues Unglück über die Mark. Der Franzosenkaiser Napoleon 1- hatte unser Vaterland erobert und bildete aus den Ländern links von der Elbe, wozu also auch die Altmark gehörle, ein neues sran- zösisches Reich, das Königreich Westfalen. So waren die Altmärker französische Untertanen geworden. Allein schon im Jahre 1814 gelang es, die Franzosen zu vertreiben. Die Altmark war wieder frei und gehört seitdem in alter Liebe und Treue zum Hohenzollernhause. G. Sagen. 1. per Roland in Stendal. Am Anfange des 16. Jahrhunderts stellte sich ein Fremdling dem Stendaler Rate als weitgereister Bildhaner vor. Er lobte die herrlichen Bauten, die aus- gezeichneten Schnitzwerke und die kostbaren Bilder, ivie sie allenthalben die Bürger- Häuser, die Stadttore, der Dam und das Rathaus zeigen. Die Ratsherren hörten mit Stolz die Lobsprüche und ehrten den großen Künstler. Als dieser am Fenster lehnte und über den weiten Marktplatz blickte und den steinernen Roland betrachtete, meinte er: „Der ehrwürdige Roland hat zwar eine recht ansehnliche Gestalt; aber leider ist sie für die große Umgebung noch viel zu klein. Wenn der hochedle Rat meiner Kunst vertrauen möchte, so wollte ich bald einen viel längeren Roland her- stellen." Die Ratsherren waren diesem Angebot zwar nicht abhold, entgegneten dein Künstler aber nach ernstlicher Beratung: „Der Roland war für unsere Väter lang genug, so ist er's auch für uns; überdies würde die Veränderung viel Geld kosten; kurz, wir wollen ihn nicht länger haben." Argerlich über diesen Bescheid entfernte sich der Künstler und beschloß, dem Rate einen Streich zu spielen. Er erzählte den Bürgern, daß der Rat den ehrwürdigen Roland nicht länger haben wolle. Die Bürger waren darob nicht wenig erstannt und mißgestimmt, daß das schon von ihren Vätern so hoch verehrte Wahrzeichen der Gerichtsbarkeit und Reicks- freiheit beseitigt werden sollte. Bald versammelte sich viel Volks vor dem Rat- Hause und wollte Rechenschaft fordern. Der weise Rat wußte schier nicht, wie ihm geschah. Umsonst war alles gütliche Zureden. Die tobende Menge versteht nicht die Worte des Rates, „wir wollen ihn mir nicht länger haben". Schon mischt sich in das wilde Schreien das Klirren der Fensterscheiben, da verwandelt sich mit

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 77

1911 - Magdeburg : Creutz
Niederungen. 77 der Heiligkeit des Bornes, und viele Menschen wanderten dahin. Als auch einige Hirten erzählten, daß ihr Vieh nicht mehr aus dem heiligen Borne trinken wolle, 1 andern vor demselben auf das Knie sänke, da veranstaltete die Geistlichkeit der Umgebung dorthin einen glänzenden Aufzug. Nach eiuer stillen Andacht an der heiligen Stätte untersuchte man den Grund der Quelle. Und siehe dal man fand im Sande ein kleines, ans Holz geschnitztes Bildnis der Maria. Das war dem krstaunten Volke denn Grund genug, den Brunnen als einen heiligen Ort zu ver- ehren und dem Wasser besondere Heilkräfte zuzuschreiben. Es kann uns also nicht wundernehmen, daß hier bald eine Kapelle und endlich ein Kloster entstand, das nach der Jungfrau den Namen Marienborn erhielt. Im Jahre 1191 besuchte der Erzbischos Wichmann von Magdeburg den Marienborn, um aus seiner Heilquelle für seinen Körper frische Kraft und Gesuud- heit zu schöpfen. Aus Dankbarkeit schenkte er dem Kloster bedeutenden Grundbesitz. 2. Die Wohltätigkeit der Kaiserin Editha. Von der Königsburg, die am Domplatze in Magdeburg lag, ging Editha häufig durch die Stadt, um sich unter dem Volke sehen zu lassen und seine Bitten und Wünsche anzuhören. Dann wurde es in den Straßen besonders lebendig: aus den kleinen, meist einstöckigen Häuschen, die damals noch sehr weitläufig lagen, kamen Kinder und Erwachsene, um die gute Kaiserin zu sehen. Hier nahte sich ihr dann öfter eine arme Fischerfrau, dort ein armer Handwerker und schüttete ihr das Herz aus. Editha wußte für jeden Rat; keinen ließ sie leer und ohne Trost von sich gehen. — An einem schönen Frühlingstage hatte sie von ihrem Palaste die Richtung nach N. eingeschlagen und war in die Gegend der heutigen Junkerstraße gekommen. Als Johanna, die älteste Tochter eines Webers, die Kaiserin kommen sah, lief sie eilig in das Gärtchen und pflückte ein Sträußchen der schönsten Mai- blumen ab, um es der Edlen zu schenken. Hei, wie drängten sich die Kinder um sie! Auch Johanna näherte sich schüchtern; allein Editha hatte das hübsche blond- haarige Kind schon bemerkt und rief es heran. Die helle Freude blitzte ihn: aus den Aligen, als die Kaiserin die duftenden Maiblümchen annahm. Die gute Fürstin fragte Johanna nach den Eltern, deil Geschwistern und fand an dem bescheidenen Wesen und den muntereil Antworten so viel Gefallen, daß sie einen kleinen Ring von ihrem Finger streifte und ihn dein Kinde gab. Sie sprach dabei: „Du hast mir hellte große Freude bereitet. Das Ninglem hebe als treues Andenken an mich auf. Solltest du einst Sorge und Not haben lind meiner Hilfe bedürfen, so will ich bir gern beistehen. Das Ringlein bringe mit zu mir." Ei, wie herrschte jetzt Jubel in dem Hause des fleißigen Webers! Die Hausbewohner konnten die Herzensgüte der edlen Frau gar nicht genug preisen. Die Mutter hob das Ring- lein als größtes Kleinod des Hauses sorgsam auf. Frohen Mutes fchauteu Vater und Mutter in die Zukunft. Sie waren beide rültig und ihre lustige Kinderschar wohlauf. Freilich mußten sie beide die Hände tüchtig regen, wenn nicht die Not einkehren sollte. Aber das taten sie gern. „Früh auf und spät nieder" war des Vaters Losung von Jugend aus. Oft saß er des Abmds noch ein Stündchen länger am Webstuhl, um dem reichen Händler noch ein Stück Leinwand mehr abliesern zu könneil. So war Glück, Frieden und einiger Wohlstand im Hause. — Jahre waren schon seit der Begegnung Johannas mit der Kaiserin vergangen, und Johanna war zu einer blühenden Jungfrau heran- gewachsen. Da sah es anders im Hause des Webermeisters aus. Eine gefährliche Krankheit hatte die sorgende Mutter schon monatelang aufs Lager geworfen. Der Vater konnte nicht mehr schaffen ivie früher. Not und Entbehrung führten das Regiment. Zwar erhielt der Vater von dem reichen Händler eine Summe Geld geliehen, aber er sollte sie nach einer bestimmten Zeit wieder zurückgeben. Durch angestrengteste Arbeit hoffte er auch, die Schuld rechtzeitig abtragen zu können. Allein fite Krankheit der Mutter vergrößerte täglich die Not. Schon war der hartherzige Handler ungeduldig und drohte trotz der inständigen Bitten des armen Webers,

7. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 84

1911 - Magdeburg : Creutz
84 Der Harz. Sagt vom Ilsenstein. Als noch der Jlsenstein und der Westernberg eine zusammenhängende Fels- masse bildeten, stand ans dem Jlsensteine das prächtige Schloß des Königs Jsung. Hier wohnte die schöne Prinzessin Ilse. Zum Arger der bösen Zauberin im Tale zogen viele stattliche Ritter auf den Jlsenstein- aber von ihrer häßlichen Tochter Trnte wollte keiner etwas wissen, obwohl diese das köstlichste Geschmeide, Gold und Edelsteine die Fülle besaß. Als einst der Ritter Rolf die Zauberin um den zum Jlsenstein fragte, bat Trute die Mutter, den Ritter zu bezaubern, daß er bei ihnen bliebe. Das gelang der Hexe auch. Allein nach einiger Zeit entrann Rolf ihnen doch und kam glücklich auf den Jlsenstein. Die Schönheit der Prin- zessin Ilse und die Gast- frenndfchaft des Königs fesselten ihn so, daß er gern im Schlosse blieb. Ja, der alternde König nab ihm seine Tochter Ilse zur Gemahlin. Darüber entbrannte der Haß der Zaubcriu, und sie trachtete nach Rache. In der Walpurgis- nacht gewann sie den Beistand des Teufels und fandte ungeheure Wassermassen vom Brocken gegen Jsungs Schloß. Die donnern- den Wogen unterwühl- ten den Felsen, bis er mit dem Schlosse zu- sammenstürzte. Rolf und Jsung kamen elend nm, nur Ilse rettete sich auf den Felsen, der jetzt das .Kreuz trägt. Dort irrt sie seitdem umher und sucht ihren Gemahl. Wer sie erlösen will, innß ihr in der Geister- Jliemlle nn Harz. stunde des 1. Mai be- stimmte Waldblumen bringen. Wehe aber dem, der sie neckt oder iin Bade belauscht, den verwandelt sie in eine altersgraue Tanne am steilen Bergabhange. 3. Der Zlnterhar;. Der Unterharz ist die Fortsetzung der Hochebene des Oberharzes nach So. etwa bis zur Harzwipper. Er ist einförmig, von Flußtälern zer- schnitten und geht allmählich in das Flachland über. Der Unterharz

8. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 87

1911 - Magdeburg : Creutz
Der Unterharz. 87 Herentanzplatz und dein Rotztrappefelsen, angelangt, überwältigend ist der Blick vom Hexentanzplatz. Unter sich sieht man die schwindelnde Tiefe und hört das Tosen und Rauschen der Bode- vor uns erblicken wir den himmelhohen Brocken, der auf die gegenüberliegenden steilen juitb kahlen Felswände der Roßtrappe ausgesetzt erscheint- zur linken Seite sehen wir die endlosen bewaldeten Höhen und rechts, tief unten, die Eingang ins Bodetal. lachenden Felder in der Ebene. Wenige km weiter tritt die Bode bei dem großen Dorfe Thale in die Ebene. (Die Bode in der Ebene s. S. 74.) Zage von der Roktrappe. In alten Zeiten, als der Harz noch von Riesen und Zwergen bewohnt war, besah ein König der Riesen eine schöne Tochter Namens Emma. In diese hatte sich Bodo, der Böhmenkönig, verliebt. Aber Emma wollte von ihm nichts wissen und entfloh auf ihrem Rosse vor ihm über Höhen und durch Wälder. Plötzlich stand ihr Roß vor einem jähen Abgrunde. — Schon hörte sie hinter sich das Hohn- gelächter Bodos. Da gab sie ihrem Rosse die Sporen und wagte den Sprung über den gräßlichen Abgrund. Zwar entfiel ihr die goldene Krone, die in das rauschende Wasser sank; sie aber kam glücklich hinüber. Der Ausschlag des Riesenpferdes war so gewaltig, daß von einem Hufe eine tiefe Spur im Felsen zurückblieb. Nach dieser Fußspur erhielt der Felsen später den Namen Roßtrappe. Auch Bodo setzte zu gleichem Sprunge an, aber sein Roß sprang zu kurz. Er stürzte hinab in das

9. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. uncounted

1911 - Magdeburg : Creutz
Creui3')"che Verlagsbuchhandlung in Itlagdeburg. Über eine Million Exemplare wurden abgesetzt von unserem: > €rftes Lesebuch (ftbel) uon fr. Warmholz und W. Kurths. Herausgegeben von R. Stumvoll, Rektor in Magdeburg. Von der Sibel von Warmholz und Kurths ist eine Neubearbeitung für Volks- und Bürgerschulen (Ausgabe fl und B) erschienen, die sich der neuen Aus- gabe des dreibändigen Dietleinfchen Lesebuchs Ausgabe B (heraus- gegeben von Janetzky und Hellmuth) vollständig anschließt. Da dieses mit dem zweiten Schuljahr einsetzt, so ist bei der üeubearbeitung der Sibel von Warmholz und Kurths Gewicht darauf gelegt morden, nur so viel Stoff zu geben, als in einem Jahre mirklich durch gearbeitet werden kann. Wir bitten bei Ileueinführung um Prüfung dieser neuausgaben und sind gern erbötig, flnfichtsexemplare zu senden. Zu obiger ?ibel erschienen in unserem Verlage in sauberster Ausführung: Wandlefetaf ein in Schreibschrift z. Ersten Lesebuch von Cüarmbolz und Kurtbs. Herausgegeben von R. Stumvoll. 15 Tafeln im Formate 62x90 cm, unaufgezogen........Mark 7.50 auf 8 Papptafeln aufgezogen mit Leinenrändern........Mark 14.50 Wandlefetafeln in Druckschrift z. Ersten Lesebuch van ööarmbolz und Kurtbs. Herausgegeben von R. Stumvoll. 15 Tafeln im Formate 62x90 cm, unaufgezogen........Mark 6. auf 8 Papptafeln aufgezogen mit Leinenrändern........Mark 13.— viele Tafeln find durchaus zeitgemäß und den pädagogischen Anforderungen entsprechend hergestellt und eignen sich ausgezeichnet zur Unterstützung des Lese- und Schreibunterrichts. Kirchengeschichtliches Lesebuch mwxhsknmvpx"»! Rektor in Magdeburg...............Preis: Mark 0.80 Wie in unseren evangelischen Schulen diekirchen- gefchichfe behandelt werden sollte! ^21°" Entwürfen zu den 36 kirchengeschichtlichen Lesestücken des von demselben Verfasser herausgegebenen „Kirchengeschichtlichen Lesebuches" von paul Speer, Rektor in Magdeburg...........Preis: Mark 3.60 Ulethodifcher Ceitfaden der deuffchen Inter- niink>finncl/?l~ir<? ein Hilfsbuch für Theorie und Praxis. Von punktlonsienre. Dr. H. elfter.....Preis: Mark 0.30

10. Die Provinz Sachsen - S. 19

1898 - Magdeburg : Selbstverl.
19 verzaubert sitze, und zwar so lauge, bis Deutschlaud wieder ein eiuiges, durch seine Einigkeit starkes Reich geworden. Das ist denn auch seit 1870 zur großen Freude des deutschen Volkes geschehen. Und darum haben die deutschen Kriegervereine gerade auf dem Gipfel des Kyffhäusers ihrem Kaifer Wilhelm I. ein prachtvolles Denkmal errichtet. Die Vvläsung Varösroms. 1. Der alte Barbarossa, Der Kaiser Friederich, Im uuterird'schen Schlosse Hält er verzaubert sich. 2. Er ist niemals gestorben, Er lebt darin noch jetzt, Er hat im Schloß verborgen Zum Schlaf sich hingesetzt. 3. Er hat hinabgenommen Des Reiches Herrlichkeit Und wird einst wiederkommen Mit ihr zu seiner Zeit. 4. Der Stuhl ist elfenbeinern, Worauf der Kaiser sitzt, Der Tisch ist marmelsteinern, Worauf das Haupt er stützt. 5. Sein Bart ist nicht von Flachse, Er ist von Feuersglut, Ist durch den Tisch gewachsen, Worauf sein Kinn ausruht. ö. Er nickt als wie im Traume, Sein Aug' halb offen zwinkt, Und je nach langem Räume Er einem Knaben winkt. 10. Drum, Kaiser, träume weiter In tiefer Felsenkluft, Bis dich und deine Streiter Der Deutschen Stimme ruft!" 11. Und siebenhundert Jahre Währt schon des Alten Traum; Da tönt die Kriegsfanfare Hinab in seinen Raum. 12. Es hört der Held mit Staunen Der Schwerter hellen Klang, Den Donner der Kartaunen Und wilden Schlachtgesang. 13. Er sprengt die Felsenthore, Tritt an des Berges Rand; Da rauscht's im vollen Chore Siegjubelnd durch das Land. 14. Die alten Banner wehen Verjüngt in neuer Pracht; Und Deutschlands Söhne stehen Vereint zu Deutschlands Macht. 15. Wie Nebel ist zerstoben Der Raben düstre Schar, Und siegreich kreiset oben Der Hohenzollern Aar. 7. Er spricht im Schlaf zum Knaben: 16. Da hebt die Flammenblicke ,Geh' hin vors Schloß, o Zwerg, Der Kaiser himmelan, Und sieh, ob noch die Raben Herfliegen um den Berg. 8. Und wenn die alten Raben Noch fliegen immerdar, So muß ich auch noch schlafen Verzaubert hundert Jahr." 9. Und immer kehret wieder Mit trübem Blick der Zwerg: „Noch rauschet das Gefieder Der Raben um den Berg. Und dankend dem Geschicke, Spricht er, erlöst vom Bann: 17. „Heil Dir und Deinem Zeichen, Du Hohenzollernsohn! Fest wie die deutschen Eichen Steht Dein erhabner Thron! 18. Nun steig' ich freudig nieder In meines Grabes Nacht: In Dir erneut sich wieder Die deutsche Kaisermacht." Nach Fr. Rückert von Karl Bo^rnemann. Die llnstrut wendet sich bei der Mündung der Helme wieder nach Südosten. An ihr liegt Memleben. Dort sind die deutschen Kaiser Heinrich I. (919 — 936) und Otto I. oder der Große
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