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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 85

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 85 der unteren Unstrut als nordthürmgische Mundart gesprochen wird. Die Bewohner sind von kräftigem Bau und lebhaft in ihrem ganzen Wesen. Gegen Fremde zeigen sie sich freundlich und ohne Mißtrauen. Voll Witz wissen sie sehr lebhaft und gewandt zu erzählen. Das Hauptfest der Bewohner im No. ist die Kirmeß, im So. das Erntedankfest. Wie man in den Grunddörfern am See spricht. „Gutteu Tahk au, Froh Nackferrn, is'n Ehr Mann derrheme?" „Gutten Tahk, Härr Frawalter, giehn Se mant tttnn in dä Schtobbe, Bärkmann is drinne. Heile is's odder au eiszackerlingenkohlt," — „Na, was brengen Se 'n uns Guts? Anrehs, laut ämool ä Schlhul rebber, daß sich derr Härr ä liuschen setzen kann?" „No loß mant, Guts breiige ich gerode au niche. 'N Härru Ammetmauu hauu se's geschtakt, daß Erru dä Hasen wäcksangen tetet. Ä is mächtig ratterig geworrn. Geschtiehl 'rn Eire Schuld inn?" — „Was sarr ä Wäckwors hat änu suune Ge- schichten usfs Tapehl gebracht?" — Do odder gunk's drußue uff äimool gerode ivedder ze bimmeln luljs. „Nu kummet, Härr Frawalter, ich will Eich weisen, ab'ch dä Haseu wäcksange, abber uich!" Hiugne im Gohrteu sahtz wedder ä Hase in änner Schläfe. Uu weil'r sich maut mett 'u Hingerleisten gefangen hutte, sprunk ä rickwärtzg uu sorwärtzg, rebber und uebber. Rutsch, rlitsch, do hutt'n ohle Bärk- mann im Genicke, macht'u dä Schläfe luhs, schmaucht'u melt sei'n Ruhrschtoke ä paar damische epper — un luß'n loofen! Alle duuschkeu, lätschkeu, kunne dar auskratzen: Hupp, hupp, doch'n Zaun, was gibbest dä, was kannt dä, pärscht ä dä Howebrete uahn — un wäck war ä! „Säht, Härr Frawalter, fit varrhält sich dä Sache, Där kimmt seiu Laben nich wedder un bekuabbert mein'ne Kuhlschtauden. Nu derrzehlt 's Eirn Härrn." Nach L. Kreidner. Bei Mücheln in Th. spricht man etwa so: A.: Na endlich kummderr! Wi lange blcibderuar? Derr kunnd doch ä biß- chen ier vou Hein sordjie! Merr sin äb'u vun Kossendrinken usfgestann uu ham alles schun abgereimd. Ihr wißtche: Wer nich kimmt zur rechden Zeid, der muß nähme, was er kreid. B.: I, das is'che su! Merr hadd'u vermiddche nach siere vähl zedune un da hadd sich de Zeid verkräbelt. Merr kunud'n schun enne Schtunne ier bei Eich sei. Ich sahde je och zun Jungen, se sallten de Färe anspanne, aber da woar kene Hierschle uu kene Siehste. A. Langrock. F. Sage. Der labe auf dem Schloßhofe zu Merseburg. Der Bischof Thilo von Trotha hielt sich zu seinem Vergnügeu eiuen Raben, der ihm durch seiu Schwatzen viel Spaß machte. Eines Tages vermißte der Bischof seinen kostbaren Siegelring. Mau durchsuchte jeden Winkel des Hauses und ver- hörte die Dienerschaft: aber der Ring blieb verschwunden. Da kam dem Leib- jäger des Bischofs ein häßlicher Gedanke. Er trug schon lauge gegen den alten Kammer- diener eineil schweren Groll im Herzen, weil er ihn um des Bischofs Gunst beneidete. Er brachte dem Raben die Worte: „Haus Dieb, Hans Dieb" bei: Johannes, kurz Hans, hieß nämlich der Kammerdiener^ Als der Bischof den Rabeu diese Worte rufen hörte, hielt er sie für ein Urteil Gottes und ließ den alten Kammerdiener ergreifen. Trotzdem dieser leugnete und seine Unschuld beteiterte, wurde er ins Gefängnis geworfen, verurteilt und hingerichtet. — Bald darauf hatten Dachdecker am Turme des bischöflichen Palastes zu tun. Aus Neugierde durchsuchten sie das Nest des Raben, das sich hier befand; denn sie wußten, daß Rabeu gern glänzende Sachen stehlen. Zu ihrem größten Erstaunen sahen sie hier eine Menge Gold-

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. IV

1911 - Magdeburg : Creutz
Iv Vorwort. eigene Heimatort, wie im 1. Teil gezeigt, bereits so eingehend wie nur möglich betrachtet worden ist. Auch die Ortsnamenerklärung ist beachtet: denn sie regt zu erdkundlichen und kulturgeschichtlichen Betrachtungen an; an Stelle des toten Namens tritt eine individuell belebte Gestalt, und das Wortverständnis sührt leicht zum Sachverständnis. Beim Gebrauche des Buches ist folgendes zu beachten: 1. Jedes Gebiet bildet ein in sich abgerundetes Ganzes. 2. An die weitere Umgebung des Heiinatortes ist das nächst- liegende Landschastsgebiet anzuschließen. 3. Auswahl, Beschränkung oder gar Erweiterung des Stoffes muß dem Lehrer überlassen bleiben. Mit der Bitte um Nachsicht und Übermittlung etwaiger Wünsche und Berichtigungen verbindet Verfasser noch die besondere um Mit teilungen, die die Volkskunde betreffen. Allen werten Kollegen, die den Verfasser mit Rat und Tat unter- stützten, insbesondere seinen Freunden Fr. Rust und E. Martini, sei auch an dieser Stelle Dank gesagt. Von der einschlägigen Literatur wurden benutzt: Kutzen, Das deutsche Land. H. G u t h e, Lehrbuch der Geographie. Pros. Dr. A. Kirchhofs, Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde. Klo den und Oberländer, Unser deutsches Land und Volk. E. Förstemann, Altdeutsches Namensbuch. E. Jakobs, Geschichte der in der Preußischen Provinz Sachsen vereinigten Gebiete. Provinz Sachsen, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler. F. Günther, Der Harz. Dr. F. Regel, Thüringen. H. Größler, Mansselder Blätter. Diedrich und Parisius, Bilder aus der Altmark. E. Steckel, Die Provinz Sachsen. H. Harms, Vaterländische Erdkunde. Magdeburg, im Februar 1897. Der Derfalser. Vorwort zur Weiten Auflage. „Die Proviuz Sachsen und das Herzogtum Anhalt" hat eine so freundliche Aufnahme und günstige Beurteilung erfahren, daß die 2. Auf- lage ohne einschneidende methodische und stoffliche Änderungen erfolgen kann. Das bisher Gebotene ist genau durchgesehen, geäußerte Wünsche sind möglichst berücksichtigt worden. J

3. Die Provinz Sachsen - S. 23

1898 - Magdeburg : Selbstverl.
23 Prokop. Er ließ die Kinder mit Kirschen bewirten, und die Hussiten zogen wieder ab, ohne der Stadt das geringste Leid zuzufügen. Zum Andenken daran wird in Naumburg noch alle Jahre das Kirschenfest gefeiert. Bei Naumburg wird die Saale schiffbar. Sie kommt nun an dem stattlichen Schlosse Goseck vorbei und erreicht dann Wei^enfels. Die Stadt hat 24000 Einwohner und besitzt mehrere Fabriken. Am meisten aber ist sie wegen ihrer Schuhwaren bekannt. Das auf einem Sandsteinfelsen erbaute umfangreiche Schloß war früher die Residenz der Herzöge von Sachsen-Weißensels. Jetzt befindet sich darin eine Unteroffizierschule. Die Saale erreicht nun Merseburg (19 000 Einwohner), die Hauptstadt des gleichnamigen Regierungs-Bezirks. In der schönen, mit 4 Türmen versehenen Domkirche Merseburgs befindet sich das Grabmal Rudolfs von Schwaben, der sich von den Gegnern König Heinrichs Iv. zum König wählen ließ, von Heinrich aber 1080 geschlagen wurde und schon am Tage darauf an den im Kampfe erhaltenen Wunden in Merseburg starb. Auch die rechte Hand war ihm im Kamps abgeschlagen worden. Da soll er gesagt haben: „Das ist die Hand, mit der ich meinem Könige Treue geschworen habe." Diese Hand wird ebenfalls noch im Dome von Merseburg aufbewahrt. — Ein anderes wichtiges Gebäude in Merseburg ist das Schloß. Hier wohnten die alten Grafen und später die Bischöfe von Merseburg. Einer der letzteren war Thilo von Trotha. Der besaß, so erzählt die Sage, einen kostbaren Ring, welchen er während des Waschens in das offene Fenster seines Schlafgemachs zu legen pflegte. Eines Tages vermißte er nach dem Waschen den Ring. Nur seilt Kammerdiener war außer ihm im Zimmer gewesen. Zwar hatte der Bischof die Treue desselben schon oft- mals erprobt; schlechte Menschen aber, die den treuen Diener um die Gunst seines Herrn beneideten, suchten ihn zu verdächtigen. Das gelang ihnen nur zu gut. Er wurde, trotzdem er heilig beteuerte, den Ring nicht gestohlen zu haben, ins Gefängnis geworfen, vernrteilt und hingerichtet. Bald darauf wurde der Ring in dem Neste eines Raben gefunden. Der war der Dieb gewesen. Zu spät erkannte nun der Bischof die Unschuld seines Dieners. Tiefe Schwermut bemächtigte sich seiner, und er wurde nicht wieder sroh, so lange er lebte. Noch jetzt wird zum Andenken an diese Begebenheit im Schloßhofe ein lebender Rabe gehalten. Jetzt wird das Schloß als Regiernngsgebäude benutzt. — In Merseburg bestehen Pappfabriken, Leimsiedereien, Webereien und Färbereien. Bekannt ist auch das Merseburger Bier. Durch dep westfälischen Frieden (1648) kam die frühere Grafschaft Merseburg an das Kurfürstentum Sachsen, wurde später von diesem wieder abgezweigt und bildete dann das Herzogtum Sachsen-Merseburg. 1738 fiel dasselbe wieder an Kursachsen zurück. Seit 1815 gehört es zu Preußen. Zwischen Naumburg und Merseburg, liuks von der Saale, liegt das Dorf Roßbach. Dort schlug Friedrich der Große mit seinem Reitergeneräl Seydlitz das dreimal größere Heer der Franzosen und der mit diesen vereinigten Reichstrnppen in eine schmachvolle Flucht (5. November 1757).

4. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 46

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
46 Heimatkunde der Provinz Sachsen. 1. Die steinerne Jungfrau. Oer Graf von Lohra hatte eine schöne Tochter mit Namen Adelheid, viele stolze Ritter warben um ihre Hand. Doch keinem gelang es, ihr herz zu gewinnen. Nur der Ritter von dem Straußberge durfte sich ihrer Gunst erfreuen. Nun hatte der Graf von Lohra eine Zehde mit den Nlühlhäusern. voll banger Ahnung fürchtete Adelheid für sein Leben. Sie bat den Ritter vom Strausberg, ihrem Vater getreulich zur Seite zu stehen. Oer Ritter versprach ihr, den Grafen glücklich wieder zurückzubringen oder mit ihm zu sterben. Nun war sie beruhigt, vie Mühlhäuser schlugen aber die Ritter nach blutigem Kampfe in die Flucht. von einem Lanzenstich getroffen, sank der Graf entseelt vom Pferde. Oer Ritter vom Strausberg hatte das Leben des Grafen nicht retten können. Raum rettete er sein eigenes. Atemlos brachte er nach Lohra die Nach- riebt von des Grafen Tode. Empört über die Wortbrüchigkeit des Ritters, wies Adel- Heid seinen Beistand zurück. Sie schwur, sich nie zu vermählen. An der Stelle aber, wo ihr Vater gefallen war, ließ sie ein steinernes Kreuz setzen. Das steht heute noch in der Nähe der helbe. Aus der Ferne sieht es fast wie eine weibliche Figur aus. Man hat es daher die steinerne Jungfrau genannt. 2. Oer Ritt auf der Burgmauer. Adelheid war nun die Herrin auf der Burg Lohra und führte ein mildes Regiment. Oa fielen die beutegierigen Nachbarn.in ihr Gebiet ein und raubten nach Herzenslust. Die armen Untertanen eilten in ihrer Bedrängnis auf die Burg und flehten die Gräfin an, einen Gatten zu wählen, der das Land schützen könne. Aber sie war durch ihren Eid gebunden. Oa erschien ihr der Geist ihres Vaters und entband sie ihres Eides. Sie wollte aber nur den zu ihrem Gemahl nehmen, der dreimal auf der äußeren Ringmauer um die Burg reiten würde, von nah und fern kamen nun die Ritter, um die schöne Gräfin zu gewinnen. Aber alle mußten ihre Kühnheit mit dem Leben bezahlen. Nach längerer Zeit kam wieder ein Ritter mit geschlossenem visier. Er war von einem schönen Jüngling begleitet und erbot sich zu dem Ritt. Oie Gräfin willigte ein, und unter Trompetengeschmetter bestieg der Ritter sein Roß. Als er an den glatten Stein kam, bei dem alle anderen von der Mauer gestürzt waren, streute er Asche darauf, und glücklich schritt das Pferd darüber hin. So gelang ihm der Ritt dreimal. Oamit hatte er die Gräfin gewonnen. Als er aber das visier aufschlug, erkannte Adelheid in ihm den alten Grafen von Elettenberg. Er bat die Gräfin, seinen Sohn an seiner Stelle zu ihrem Gemahl zu nehmen. Mit Freuden willigte sie ein. Bald wurde unter dem Jubel der Untertanen die Hochzeit auf dem Schlosse Lohra gefeiert. (Nach Heine, Nordhausen.) Arn östlichen Ende der hainleite erheben sich an der Sachsenburger Pforte die Ruinen der S a ch s e n b u r g. Oer alte Bergfried gestattet einen prächtigen Rundblick. Die Sachsenburg ist von den Sachsen zum Schutze gegen die Kranken erbaut worden. b) Den rechten Pfeiler der Sachsenburger Pforte bildet der niedere höhen- zug der S ch m ü ck e (von schmiegen — sanfter Aufstieg). Sie ist etwa 1h Stunden lang und besteht meist aus Muschelkalk. Vie Verwitterungskrume bildet einen günstigen Boden für Laubwald. e) vie Zinne (fenne = fenni = Sumpf) beginnt am Unstrutknie bei Artern. Sie läuft zuerst parallel zur Schmücke unter dem Namen der h o h e n Schrecke. Nach Südosten erweitert sie sich zu mehreren Hochflächen und er- streckt sich bis zur Saale. Sie besteht vorwiegend aus Buntsandstein, vieser verwittert zwar leicht, aber die Bodenkrume ist so lose und locker, daß sie leicht

5. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 68

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
68 Heimatkunde der Provinz Sachsen. Gegend einen hohen landschaftlichen Reiz. Auf den drei fast gleich hohen Sergen erheben sich drei alte, sagenumwobene Burgen, die Drei Gleichen. Sie sollen im 13. Jahrhundert in einer Nacht zugleich vom Blitz entzündet worden sein: daher der Name. Die lvandersleber Gleiche thront auf einem bewaldeten Berg- kegel. An seinem Nordfuße liegt das Gasthaus „Freudental". von ihm führt der „Türkenweg" bequem zum Schloßberg hinauf. vie alten Gebäude sind stark verfallen. Doch kann man das Nitterhaus und die Burgkapelle mit ihren hohen Bogenfenstern noch leicht erkennen. 5ln die Burg knüpft sich die berühmte Gleichensage. Oer Graf Ernst von Gleichen folgte dem Kaiser Friedrich Ii. als Kreuzfahrer ins gelobte Land. Dort kämpfte er tapfer gegen die Sarazenen. Einst hatte er sich von dem Nreuzheere zu -weit entfernt. Da wurde er von einem Schwarme Sara- zenen gefangen genommen. Oie schickten ihn in Kesseln zum Sultan von Ägypten. Sieben Jahre lang mußte er im Kerker schmachten. Oann verrichtete er als Sklave im Garten des Sultans Gärtnerdienste. Da sah ihn Melechsala, die schöne Tochter des Sultans. Bald gewann sie den edlen Fremdling lieb. Sie versprach ihm, daß sie ihm zur Flucht verhelfen und Ehristin werden wolle, wenn er sie als Gattin heimführen würde. Um aus der langen Gefangenschaft loszukommen, willigte der Graf ein. Nach glücklicher Flucht langte das paar in Venedig an. Unverzüglich begaben sich beide nach Rom zum Papste. Itcit Wohlgefallen hörte dieser die Kunde von der Tat der schönen Sultanstochter. Nachdem diese Ehristin geworden war, erlaubte er die Doppelehe. Nun eilte das paar der thüringischen Heimat zu. vor der väterlichen Burg ließ der Graf seine junge Frau unter sicherer Gbhut zurück. Er eilte zu seiner ersten Gemahlin und erzählte ihr das Geschehene. Oie war sehr erfreut über die glückliche Rückkehr ihres totgeglaubten Gatten. Sie erklärte, die Fremde solle nur kommen, sie werde ihr eine liebe Schwester sein. Freundlich ging sie der Sarazenin entgegen und traf mit ihr am „Freudental" zusammen. Mit großem Prunk wurde darauf die Vermählung vollzogen, viele Jahre lebten die drei in der besten Eintracht bis zum Tode. Ein gemeinsamer Grabstein deckt ihre Gebeine im Peterskloster zu Erfurt. Nach der Zerstörung des Nlosters wurde der Grabstein im Oome aufgestellt. Auf ihm sieht man in der Mitte den Grafen Ernst, zur Rechten die Gräfin (Ottilie und zur Linken die Sarazenin Melechsala. Die älteste der Drei Gleichen ist die M ü h l b u r g. Nur ihr Bergfried ragt noch stolz in die Lüfte, vie Feste Wachsenburg, die dritte der drei Schwesterburgen, liegt auf einem freistehenden Bergkegel. In ihren wohl- erhaltenen Gebäuden ist das bedeutendste Museum der deutschen Einigung?- kämpfe untergebracht. Lebensgroße Soldatenfiguren, Uniformen, Fahnen, Geschütze, Handwaffen, Geschosse, Bilder in unerreichter Fülle sind hier aus- gestellt. Jenseits der Gera und des plaueschen Grundes bilden die herrlich bewaldeten Reinsbergs die Fortsetzung des Höhenzuges. 4. vie Bewässerung, vie Mulde ist sehr reich bewässert durch die Gera, die Apfelstedt, hörsel und Nesse. Oie 5l p f e l st e d t entspringt oberhalb Tambach im Thüringer Walde. Bei Tambach wird ihr Wasser durch eine Talsperre aufgefangen, vie ver-

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 32

1902 - Magdeburg : Creutz
32 Das Land zwischen Elbe und Ohre. 2. Der Roland in Stendal. Am Anfange des 16. Jahrhunderts stellte sich ein Fremdling dem Stendaler Rate als weitgereister Bildhauer vor. Er lobte die herrlichen Bauten, die ans- gezeichneten Schnitzwerke und die kostbaren Bilder, wie sie allenthalben die Bürger- Häuser, die Stadttore, der Dom und das Rathans zeigen. Die Ratsherren hörten mit Stolz die Lobsprüche und ehrten den großen Künstler. Als dieser am Fenster lehnte und über den weiten Marktplatz blickte und den steinernen Roland betrachtete, meinte er: „Der ehrwürdige Roland hat zwar eine recht ansehnliche Gestalt; aber leider ist sie für die große Umgebung noch viel zu klein. Wenn der hochedle Rat meiner Kunst vertrauen möchte, so wollte ich bald einen viel längeren Roland herstellen." Die Ratsherren waren diesem Angebot zwar nicht abhold, entgegneten dem Künstler aber nach ernstlicher Beratung: „Der Roland war für unsere Väter lang genug, so ist er's auch für uus; überdies würde,, die Veräuderuug viel Geld kosten, kurz, wir wollen ihn nicht länger haben." Ärgerlich über diesen Bescheid entfernte sich der Künstler und beschloß, dem Rate einen Streich zu spielen. Er erzählte den Bürgern, daß der Rat den ehrwürdigen Roland nicht länger haben wollte. Die Bürger waren darob nicht wenig erstaunt und mißgestimmt, daß das schon von ihren Vätern fo hoch verehrte Wahrzeichen der Gerichtsbarkeit und Reichsfreiheit beseitigt werden sollte. Bald versammelte sich viel Volks vor dein Rathause und wollte Rechenschaft fordern. Der weise Rat wußte schier nicht, wie ihm geschah. Umsonst war alles gütliche Zureden. Die tobende Menge versteht nicht die Worte des Rates, „wir wollen ihn nur uicht länger haben". Schon mischt sich in das wilde Schreien das Klirren der Fensterscheiben, da verwandelt sich mit einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte aus eine Tafel in großeu Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleibe», wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger fahen, daß sie von dein vermeintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter, und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. 3. Das steinerne Schaf an der Marienkirche in Stendal. Auf den Uchtewiesen hütete einst ein Schäfer feine Herde. Es war just um die Mittagszeit, und die Sonne schien gar heiß, da suchte er im Schatten eiiteo Baumes Schutz. Bald war er eingeschlafen. Während süße Träume von Glück und Wohlhabenheit ihn seine ärmliche Lage vergessen ließen, hatte sich die Herde zerstreut und war saftigein Futter auf den angrenzenden Ackerstücken nachgegangen^ Als er erwachte und seine Herde bei den Fddfrüchten sah, beeilte er sich, sie aus die Weide zurückzutreiben. Rur sein Lieblingsschäsche» folgte feinem Rufe nicht, sondern blieb am Ackerraine stehen und blökte laut. Es wich auch nicht von der Stelle, als der Schäfer feinen Hund schickte. Da ging er verwundert hin. Hier merkte er, daß das Schäfchen wie festgebannt auf demselben Flecke blieb und immer nach einer bestimmten Stelle hinblickte. Neugierig untersuchte der Hirt, was den Blick des Tieres fesselte und fand in einiger Entfernung einen Schatz von Edel- steinen, Gold und Perlen. Als er den Schatz voll Freude au sich nahm, folgte ihm das Schäfchen willig. In feinem Glücke verließ der Hirt die Herde, um den Schatz zu Hause in Sicherheit zu bringen. Er eilte klopfenden Herzens feiner Wohnung zu, ohne zu merken, daß ihm das Schäfchen blökend nachlief. An der Marienkirche, die damals gerade gebaut wurde, sprang es ihm jedoch voran und lief über den Bauplatz in die Kirche hinein. In dein Benehmen des Schäfchens fah der Schäfer in seiner frommen Einfalt den Finger Gottes xiub meinte: „Richer ist der kostbare Schatz nicht für mich bestimmt, der Himmel hat mich mir gewürdigt, ihn zu fiiideii. Ich ivill ihn dein Baumeister übergeben, damit er die Marienkirche

7. Theil 1 - S. 148

1809 - Leipzig : Hinrichs
148 . Zweite Periode. war, Wenzels Sohne, Rudolph und Albrecht, dle nach ihres Vaters Tode den Krieg wegen Lüneburg fort- setzten, auf die Erbschaft dieses Hauses verzichten (1389), als sie von ihren Gegnern an der Aller besiegt worden waren. Es ward aber 1389 zwischen Sachsen, Wittenberg und Draunschweig-Lüneburg eine Erbverbrüderung er- richtet, nach welcher beide Häuser sich, wenn das eins er- löschen sollte, die Succession in den Ländern des erlöschen, den Hauses gegenseitig zusicherten. — Der Churfürst Ru- dolph 3 (>3 38 —M19) nahm an der streitigen Köuigs- wahl in Teutsch land, bei Wenceslaus von Böhmen beab- sichtigter Entsetzung (>400), lebhaften Antheil, wobei er jogar aus einige Wochen von dem Grafen von Waldeck — auf seiner Rückreise von Frankfurt nach Wittenberg — gefangen genommen wurde. Auch schloß er mit dem An- halrischen Hause (1424) einen Erbvertrag (vergl. Lenzii Beckmannus enucleatns, S. 169 ff.) — Durch den Einsturz eines alten Thurms auf dem Schlosse zu Lochau sitzt: Annaburg)*) verlor Rudolph (1406) feine beiden einzigen Söhne, Wenzel und Sigis- solund, mit ihrem Erzieher und sechs Edelknaben. Ec selbst starb (11 Jur,. ,419) auf einem Feldzuge gegen die Hussiten. — Mit Rudolphs Bruder, Albrecht z (,419 — 1422), der ihm in einer kurzen Regierung folgte, erlosch 1422 die Witrcnbergifche Linie des afkanifch »sächsischen Hauses. — Die sächsische Chur und alle damit verbundene Länder kamen nun, in Angemessnheil zu der frühern kaiserlichen Anwartschaft, an *) Müller in den stlchs. Annalen nennt ausdrücklich das Schloß Lochau; ihm folgt Heinrich, Th. ', S. ,93. An- dere (Reinhard u. m.) nennen das Schloß Schwei- nitz, wo dieser traurige Vorfall geschah.

8. Theil 1 - S. 183

1809 - Leipzig : Hinrichs
Von 1422—1635* 183 Bauern — die zum Theile allerdings unter einem harren Loase seufzren — zum Ausstande bewog. Bei Fran. kenhausen stand Münzer an der Spitze von Zooo Bauern, die aber von dem Landgrafen Philipp von Hessen, dem Herzoge Georg von Sachsen und dem Herzoge Heinrich von Vraunschweig (15 Mai 1525) aus einander gesprengt und gegen 5000 getobter wurden. In Frankenhausen nahm man Münzer gefangen, der eine allgemeine Gleichheit und Gütergemeins^aft beabsichtigt hatte. Er büßte dafür auf dem Schaffote, und nach der Ein- nahme von Mühlhausen ward auch in Franken der Bauer- aufstand, der außer Thüringen die übrigen sächsischen Provinzen gar nicht berührt hatte, getilgt. Doch erlebte Friedrich der Weise diese letzten Vorgänge picht; er starb (5 Mai 1525) zu Lochau. Allgemein ver- ehrt von seinen Zeitgenossen, gefeiert und bewundert von der Nachwelt stieg dieser edle Fürst, der für Wissenschaften und Künste so sehr erwärmt war, und dessen humane Denkungsart sich in allen Handlungen seiner Regierung auesprach, zu früh ins Grab — Er blieb unvermählt, und hinterließ blos zwei natürliche Söhne*), Friedrich und Sebastian, denen er das Schloß Jessen, das Dorf Gersdorf, die Zinsen zu Lebin und ein Iahrgeld von Iq00 fl. bestimmte. Er hatte sie mit Anna Wesierin ans Mölsdorf erzeugt. — Ihm folgte in der Churwürde und in der alleinigen Regierung aller seiner Länder sein Bruder: Johann der Beständige, der schon seit 1492 dem Hause *) Vergl. Oberstlchs. Provinzialbl. 13^4, Drll, S. 373 ff.

9. Theil 1 - S. VIII

1809 - Leipzig : Hinrichs
Viti Vorrede. sichtspuncte beurtheilt wird, keine neuen Untersu- chungen, keine weitläufigen Deductionen, keine Ueberladung der darzustellenden Massen darin er- warten; wohl aber kann man verlangen, daß sie beglaubigt, gründlich, freimüthig, nach den besten Quellen und Hülfsmitteln bear- beitet, und in einem edlen, weder geschminkten noch vernachlässigten, Style dargestellt sey. Ge- steht man mir die Realisirung dieses Zweckes zu; so ist meine Absicht erreicht. Ueber abweichende Ansichten in den ältern Begebenheiten wird übri- gens unter den Forschern und Kennern der sächsischen Geschichte eine völlige Uebereinstimmung nie mög- lich seyn; ich habe mich zunächst an die von Ade- lung in seinem Directorium gezogenen Resultate an- geschlossen. — Uebrigenö wünsche ich dieser Schrift die günstige Aufnahme, welche meiner Weltge- schichte (in z Banden) zu Theil geworden ist; wenigstens bin ich mir bewußt, sie in demselben Geiste geschrieben, und in derselben st y listi sch en Form gehalten zu haben, welche man an jenem Werke gutgeheißen hat. Wittenberg, den 23 December 1308.

10. Theil 1 - S. 57

1809 - Leipzig : Hinrichs
Von 1127—1247. 57s für sich und im Namen seiner Nachfolger, versprach. Nach einigen ältern Schriftstellern soll er bereits u zz eine erste Reise dahin gemacht haben. Kaum war er nach Mei- ßen zurückgekommen, als er H47 an einem Kreuzzuge ge- gen die heidnischen Obotriten im Mecklenburgischen Antheil nahm. — Ein Theil von Kolonisten aus Flandern, die, während Konrads Regierung, sich im Anhalcischen und in dem Wittenberger Kreise an der Elbe hin (Fläming) an- siedelten, kam auch ins Meißnische, und verbessert? den Anbau des Landes. Man ließ ihnen ihre flandrischen Rechte und Gewohnheiten. 2m Geiste der religiösen Vorstellungen seines Zeit- alters nahm Konrad 1156 das Mönchskleid auf dem Peterskloster, nachdem er die Regierung niederlegt und seine Länder unter seine fünf Söhne getheilt hatte. Dem ältesten Sohne, Otto, gab er die meißnische Mark; dem zweiten, Dietrich, die Niederlausih und dle Eiienburgischen Besitzungen; der dritte, Dedo, der Groitzsch von Bertha geerbt hatte, erhielt Rochlitz; der vierte, Heinrich, die Grafschaft Wettin, und der fünfte, Friedrich, die Grafschaft B r e n a. Die ganz bestimmten Grenzen dieser Theilung rönnen, da sich die Tt-eilungs« urkunde nicht erhalten hat, nicht naher angegeben werden.— Konrad starb 5 Fcbr. 1157. Von diesen Ländern brachte, obgleich die Erblichkeit der Lehen unter den Seitenverwandten da« mals noch nicht befestigt war, die warkgräfliche Linie zu Meißen die Länder Dietrichs, die 1 j 85 die Rochlitzer Linie gekommen waren, nach dem Er« löschen der Rochlitzer Linie mit Konrad, Dedo'l
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