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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 101

1911 - Magdeburg : Creutz
Sprache, Sitten und Gebräuche der Bewohner. 101 Nieder-Dorla, Langula). In Kleidung, Sprache, Sitten und Gebräuchen weichen sie von den Umwohnern ab. Die Männer tragen einen blauen, hemdartigen Leinenkittel, der bis übers Knie reicht, der a if den Schultern und der Brust gelbrot bestickt ist und durch einen Gütel zusammen- gehalten wird. Die gewöhnliche Kopfbedeckung ist die Zipfelmütze. Die Frauen trageu kurze Röcke und eine Haube. Die Sprache der Vogteier klingt etwa so: „Kuan Aden halt Triät! I, wu kuan ich Triät gehal, Gerg Aden het mich uf d'n Schlump'n getratn." d. h. Johann Aden halte Tritt! I, wo kann ich Tritt halten, Georg Aden hat mich auf den Schlappen (Pantoffel) getreten. A. Haselhuhn. Die Eichsfelder sind meist katholisch und streng kirchlich. Trotz ihrer Ärmlichkeit und schweren Arbeit sind sie fröhlich, genügsam und in der Kleidung sehr einfach. Der selbstgefertigte blaue Leinwandkittel ist das gewöhnliche Oberkleid der Männer. Die Frauen tragen außer einem dicken kurzen Warprocke eine kurze Sackjacke und als Kopfbedeckung ein buntes Tuch. Mann und Frau gehen in nägelbeschlagenen Schnürschuhen. Die Kuh ist das gewöhnliche Zugtier. Die Häuser sind meist einstöckige Fackwerkbauten (Lehmschlag). Selten sieht man ein Fenster ohne Blumen, und die Vorderseite des Hauses ist meist durch einen hochstämmigen, weitverzweigten Rosenstock verziert. Die Bewohner des Stnfenlandes gehören meist der evangelischen Religion an. Sie zeichnen sich dnrch eine besondere Begabung für Gesang und Musik aus. Ehrlichkeit, Arbeitsamkeit, Zufriedenheit und Gast- freuudschaft sind ihre besten Eigenschaften. Der Fürst Karl Angust von Weimar konnte deshalb mit Recht sagen: „Einen so kräftigen, schönen Menschenschlag wie meine Thüringer, so treu und ebrlich und so lieder- reich — den gibt es sonst nicht im deutschen Reich". Das Land ist ungemein reich an Sagen. Bald lehnen sich diese an eine der vielen Ritterburgen und Klosterruinen, bald an ein Schloß oder Dorf, bald an eine Höhle oder einen Stein, einen Berg, ein Tal, ja an einen Baum an. Am Althergebrachtesten hat der Thüringer bis hente vielfach treu fest- gehalten. Zu Lichtmeß weckt man den Langschläfer mit einer Rute und ruft: „Ich will die Lerche wecken". Am Fastnachttage läßt man das Spinnrad ruhen, damit nicht Frau Holle den Flachs verwirre. Um Mitternacht am Ofterheiligabend holt man Ofterwafser und besprengt damit alle Gegenstände im Hause, auch das Vieh, um Unglück fernzuhalten. In der Walpurgisnacht steckt man Holunderzweige an den Rand des Flachsfeldes und springt darüber. So hoch man springt, so hoch wächst in dem Jahre der Flachs. Am Johannistage schmückt man die Häuser mit Blumenkränzen, um das Glück festzuhalten. Bei der letzten Getreide- snhre bringt man den Erntekranz. Die Kirmeß beschließt die Ernte. Das Hauptvolksfest ist aber das Vogelschießen. — In den Städten finden sich hänsig noch altertümliche Giebelbauten. Bei Mühlhausen spricht man etwa so:

2. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 108

1911 - Magdeburg : Creutz
108 8. Das Land zwischen ^aale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberq. in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Die weiht (flfter. Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

3. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 110

1911 - Magdeburg : Creutz
110 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. v. Übersicht über die Beschäftigung der Kewohncr. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner dieses Gebietes ist Acker- bau. Dieser liefert besonders an der Saale, der Mulde und der Weißen Elster reiche Erträge an Weizen, Raps und Gerste, Zuckerrüben, Zichorien und Gemüse, rechts von der Mulde hauptsächlich Roggen und Kartoffeln. Außerdem gewinnt man hier viel Holz (Waldwirtschaft). Da auch große Wiesen flächen vorhanden sind, so treibt man viel Viehzucht (Vogt- land), im O. mehr Schafzucht. Braunkohlen- und einige Stein- kohlen gruben beschäftigen zahlreiche Bergleute. An der Weißen Elster (Olsnitz) und ihren Nebenflüssen treiben die Anwohner die Fischerei der echten Flußperlmuschel, deren kostbare Perlen man in den Handel bringt. Auch die Bearbeitung der Schalen des Tieres gibt einer großen Zahl Personen Verdienst. Indem man die Schalen beizt, schleift und poliert, stellt man die prächtigen Perlmutterwaren her, z. B. Geldtaschen, Knöpfe, Broschen, Messerschalen (Adorf). Andere Bewohner finden in Ziegeleien und Steinbrüchen ihr Brot. Die holzreiche Gegend rechts von der Mulde liefert das Brenn-, Bau- und Nutzholz. Hier sinden auch die Beerensam mler im Sommer ihr tägliches Brot. Die Bienenzucht ist hier zu Hause. In den Städten herrscht die Fabrik- tätig keit vor, z. B. in Woll-, Baumwoll-, Leder-, Topfwaren, Zigarren, Zucker, Zichorie, Stärke, Malz, Spiritus, Paraffin. Welche Eisenbahnlinien durchschneiden das Gebiet? E. Sprache» Sitten und Gebräuche der Kewohuer. Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren meistens Slaven. Viele Orts- und Flußnamen erinnern noch daran, z. B. Meißen = Schüssel, Pleiße = kleines Wasser, Zeitz = Weizen, Lützen = Waldwiese. In Zeitz gibt es noch heute einen „wendischen Berg" und eine „wendische Straße". Jetzt sind die Bewohner Deutsche. Sie sprechen obersächsisch. Hier und da hat sich auch noch wendische Sitte erhalten, so im Alten- burgischen in der Kleidung. Die Frauen tragen hier kurze, enge Röcke und Jacken. Eine gestickte Hanbe mit 18 langen, herabhängenden Seiden- bändern bildet den Kopfschmuck. An den Füßen tragen sie weiße Strümpfe und feidene Halbschuhe. Die weiblicheu Personen werden Märchen ge- nannt. Die Männer tragen Kniehosen und ein kurzes Wams mit blanken Knöpfen. Als Festtagsschmuck dient eine lange Kette aus großen Münzen. Die Männer heißen Melcher. Ihre Sprache klingt etwa so: „Wenn'r die Leite ämol su rächt vergnügt sän wullt, do mißt 'r ufs Vugelschießen hängieh, besunnersch 'rt lätzten Sunnt'g. Os do ä Lärm! Härre des Gewärche mißt 'r ämol sah!" E. Fischer. — In der Stadt Halle leben als besonderer Menschenschlag die Halloren. Sie sollen von den Franken abstammen. Schnallenschuhe, Kniehosen, ein langer Rock und ein dreieckiger Hut machen ihre Kleidung aus. Sie befassen sich entweder mit der Salz-

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 123

1911 - Magdeburg : Creutz
Die Niederungen. 123 Eichenwald. Was anderwärts Landstraßen und Fuhrwerk bedeuten, das gelten hier die Wasserarine und Kähne. Jung und alt versteht den kleinen Kahn, den „Seelenverkäufer", meisterlich zu handhaben. Zu Kahn macht man seine nahen und fernen Besuche, seine Einkäufe, bringt den Dünger auf den Acker, holt die Ernte heim. Der Kahn führt das Kind zur Taufe, zur Schule, die Braut zur Kirche, den Toten auf deu Begräbnis- platz, den Briefboten, den Förster und Jäger an Ort und Stelle. Deckt aber eine dicke Eiskruste die Wasserarine, so tritt an die Stelle des Kahnes der Schlittschuh und der lange Eisspieß. Jung und alt fliegt dann Pfeil- geschwind über die glatte Fläche, jeder zu seiner Arbeitsstätte. Im Sommer ist der Spreewald eiue unvergleichlich schöne Landschaft. Zahl- lose Fremde kommen dann hierher, um auf den sanften Fluten sich zu ergötzen, an der Pracht der Natur sich zu erfreuen. Die Bewohner haben wie die der Halligen ihre Häuschen auf künstlichen Hügeln erbaut, die ihnen zugleich als Gemüsegärtcheu dienen. Auch auf deu größeren Ackerflächen zieht der Spreewälder viel schönes Gemüse, das er nebst Fischen und Geflügel nach Berlin liefert. (Der Spreewald ein Gemüsegarten für Berlin.) „Saure Lübbenauer ißt Bürger und Bauer." Deu Spreewald bewohnt ein eigenartiger Menschenschlag Die Borfahren desselben waren die heidnischen Wenden. Die Frauen kleiden sich durchweg uoch wie die Voreltern. Den Kopf ziert meist ein mannigfach verschlungenes Knoten- tuch, den Leib ein rot und blau gestreifter Rock, die Brust ein Mieder. Außer der vorherrschend wendischen Umgangssprache haben sie noch mancherlei wendische Bräuche und Sitten erhalten, die namentlich bei Familienfesten zur Geltung kommen. — Das Wasser (Fische, Krebse, Geflügel), der Wald (Holzarbeit), die Wiese (Heu), der Acker (Gemüse), die Jagd (Schuepsen und Hirsche) bieten dem sehr tätigen Spreewüldler seinen Unterhalt. In den vielen Tälern und Senken des östlichen Tieslandes stauten sich die Wassermassen aus; große Strecken versumpften. Solche Sumpf- oder Bruchländer befinden sich in besonders großer Ausdehnung an der Netze, der Warthe, der Oder und Havel. Diesen Ödländern wandte der große Preußenkönig Friedrich Ii. seine Aufmerksamkeit und Fürsorge zu. So ließ er bald nach seinem Regie- rungsantritt das Havelland (Havel- und Rhinbruch) zwischen Rathenow und Fehrbellin entwässern. Dnrch besondere Mnsterwirtschasten regte er die Land- wirte an, dem Ackerbau große Sorgsalt zu schenken. Nach und nach entstanden ans dem ergiebigen Neulande (4000 ha) 25 Dörfer. Der vorhandene gute Torf diente bis vor kurzem allgemein als Hauptheizstoff in der ganzen Gegend, Um das größte Sumpfgebiet, den Oderbruch bei Küstrin (660 qkm), in Frncht- land zu verwandeln, wurde erst der Oderlauf durch Deiche eingefaßt. Die Ent- wässerungsarbeiten dauerten über 100 Jahre und sind erst 1866 beendet worden. Heute erblickt man an Stelle der früheren Moorflächen Raps-, Weizen-, Gersten- felber und 43 freundliche Dörfer mit wohlhabenden Bewohnern. Als der Oder- bruch kaum zur Hälfte urbar gemacht war, konnte der König freudig voraus- schauend ausrufen: „Hier habe ich eine Provinz gewonnen, ohne einen Blutstropfen zu vergieße«!" Gleich nach dem glücklich beendeten siebenjährigen Kriege wurden der Netze- und Warthebruch (Landsberg) in ähnlicher Weise nrbargemacht und der Netze- oder Brombergerkanal angelegt, der die Weichsel mit der Oder verbindet.

5. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 35

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen, 35 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm, Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter: und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Rolaud war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- figur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes, Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So er- innert der Roland an die frühere Größe und Selbst- ständigkeit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- 3*

6. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 115

1911 - Magdeburg : Creutz
Sprache, Sitten und Gebräuche der Bewohner. 115 Nieder-Dorla, Langula). In Kleidung, Sprache, Sitten und Gebräuchen welchen sie von den Umwohnern ab. Die Männer tragen einen blauen, hemdartigen Leinenkittel, der bis übers Knie reicht, der aus den Schultern und der Brust gelbrot bestickt ist und durch einen Gütel zusammen- gehalten wird. Die gewöhnliche Kopsbedeckung ist die Zipfelmütze. Die Frauen tragen kurze Röcke und eine Haube. Die Sprache der Vogteier klingt etwa so: „Kuan Aden halt Triät! I, wu kuan ich Triät gehal, Gerg Aden het mich uf d'n Schlump'n getratn." d. h. Johann Aden halte Tritt! I, wo kann ich Tritt halten, Georg Aden hat mich auf den Schlappen (Pantoffel) getreten. A. Haselhuhn, Die Elchsfelder sind meist katholisch und streng kirchlich. Trotz ihrer Ärmlichkeit und schweren Arbeit sind sie fröhlich, genügsam und in der Kleidung sehr einfach. Der felbstgesertigte blaue Leinwandkittel ist das gewöhnliche Oberkleid der Männer. Die Frauen tragen außer einem dicken kurzen Warprocke eine knrze Sackjacke und als Kopfbedeckung ein buntes Tuch. Mann und Frau gehen in nägelbeschlagenen Schnürschuhen. Die Kuh ist das gewöhnliche Zugtier. Die Häuser sind meist einstöckige Fachwerkbauten (Lehmschlag). Selten sieht man ein Fenster ohne Blumen, und die Vorderseite des Hauses ist meist durch einen hochstämmigen, weitverzweigten Rosenstock verziert. Die Bewohner des Stufenlandes gehören meist der evangelischen Religion an. Sie zeichnen sich durch eine besondere Begabung für Gesang und Musik aus. Ehrlichkeit, Arbeitsamkeit, Zufriedenheit und Gast- srenndschaft sind ihre besten Eigenschaften. Der Fürst Karl August von Weimar konnte deshalb mit Recht sagen: „Einen so kräftigen, schönen Menschenschlag wie meine Thüringer, so treu und ehrlich und so lieder- reich — den gibt es sonst nicht im deutschen Reich". Das Land ist ungemein reich an Sagen. Bald lehnen sich diese an eine der vielen Ritterburgen und Klosterruinen, bald an ein Schloß oder Dors, bald an eine Höhle oder einen Stein, einen Berg, ein Tal, ja an einen Baum au. Am Althergebrachtesten hat der Thüringer bis heute vielfach treu fest- gehalten. Zu Lichtmeß weckt man den Langschläfer mit einer Rute und ruft: „Ich will die Lerche wecken". Am Fastnachttage läßt man das Spinnrad ruhen, damit nicht Fran Holle den Flachs verwirre. Um Mitternacht am Osterheiligabend holt man Osterwasser und besprengt damit alle Gegenstände im Hause, auch das Vieh, um Unglück fernzuhalten. In der Walpurgisnacht steckt man Holunderzweige au den Rand des Flachsfeldes und springt darüber. So hoch man springt, so hoch wächst in dem Jahre der Flachs. Am Johannistage schnlückt man die Häuser mit Blumenkränzen, um das Glück festzuhalten. Bei der letzten Getreide- führe bringt man den Erntekranz. Die Kirineß beschließt die Ernte. Das Hauptvolksfest ist aber das Vogelschießen. — In den Städten finden sich häufig noch altertümliche Giebelbauten. Bei Mühlhausen spricht man etwa so:

7. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 49

1911 - Magdeburg : Creutz
Sagen. 49 einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver- meintlichen Künstler arg genasführt waren. Kein Wunder also, daß sich ihr Unmut gegen ihn wandte. Als sie den Schalk griffen, steckten sie ihn zur Strafe in den Wendenturm. Im Nu aber entwich er mit einem Hohngelächter; und jeder wußte nun, daß der vermeintliche Künstler der leibhaftige Teufel gewesen war. Der Roland war in der früheren Zeit für die Stadt Stendal das Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Die im Jahre 1525 am Rat- hause errichtete Stein- sigur gehört zu den größten, die wir besitzen. Der gewaltige Körper ruht auf starken Beinen, dessen Waden stärker sind als der Brustumfang eines kräftigen Mannes. Durch den schweren Pan- zer wird der Körper ge- schützt. Die erhobene, rechte Hand hält das 4 m lange Schwert, das Werkzeug des strafenden Rechts; die linke Hand umfaßt den Schild mit dem brandenburgischen Adler, das Sinnbild des Schutzes. So erinnert der Roland an die frühere Größe und Selbstständig- keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal. 2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M. In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein- willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund. Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er- Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4

8. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 122

1911 - Magdeburg : Creutz
122 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht? 50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat, kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken, die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher, der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte, hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur 3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind Moorhalde bei ^chmiedeberg. in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen- werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich- falls daran. B. Gewässer. 1. Sic weihe Elster. Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder

9. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 124

1911 - Magdeburg : Creutz
124 8. Das Land zwischen Saale und Elbe. D. Übersicht über die Beschäftigung der Kewohuer. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner dieses Gebietes ist Acker- bau. Dieser liefert besonders an der Saale, der Mulde und der Weißen Elster reiche Erträge an Weizen, Raps und Gerste, Zuckerrüben, Zichorien und Gemüse, rechts von der Mulde hauptsächlich Roggen und Kartoffeln. Außerdem gewinnt man hier oiel Holz (Waldwirtschaft). Da auch große Wiesen flächen vorhanden sind, so treibt man viel Viehzucht (Vogt- land), im O. mehr Schafzucht. Braunkohlen- und einige Stein- kohlen gruben beschäftigen zahlreiche Bergleute. An der Weißen Elster ldlsnitz) und ihren Nebenflüssen treiben die Anwohner die Fischerei der echten Flußperlmuschel, deren kostbare Perlen man in den Handel bringt. Auch die Bearbeitung der Schalen des Tieres gibt einer großen Zahl Personen Verdienst. Indem man die Schalen beizt, schleift und- poliert, stellt man die prächtigen Perlmutterwaren her, z. B. Geldtaschen^ Knöpfe, Broschen, Messerschalen (Adorf). Andere Bewohner finden in Ziegeleien und Steinbrüchen ihr Brot. Die holzreiche Gegend- rechts von der Mulde liefert das Brenn-, Bau- und Nutzholz. Hier finden auch die Beere nfam ml er iin Sommer ihr tägliches Brot. Die Bienenzucht ist hier zu Hause. In den Städten herrscht die Fabrik- tätig keit vor, z. B. in Woll-, Baumwoll-, Leder-, Topfwaren, Zigarren, Zucker, Zichorie, Stärke, Malz, Spiritus, Paraffin. Welche Eisenbahnlinien durchschneiden das Gebiet? E. Sprache» Sitten und Gebräuche der Bewohner. Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren meistens Slaven. Viele Orts- und Flußnamen erinnern noch daran, z. B. Meißen = Schüssel, Pleiße = kleines Wasser, Zeitz = Weizen, Lützen = Waldwiese. In Zeitz gibt es noch heute einen „wendischen Berg" und eine „wendische Straße". Jetzt sind die Bewohner Deutsche. Sie sprechen obersächsisch. Hier und da hat sich auch noch wendische Sitte erhalten, so im Alten- burgischen in der Kleidung. Die Frauen tragen hier kurze, enge Röcke und Jacken. Eine gestickte Haube mit 18 langen, herabhängenden Seiden- bändern bildet den Kopfschmuck. An den Füßen tragen sie weiße Strümpfe und feidene Halbschuhe. Die weiblichen Personen werden Märchen ge- nannt. Die Männer tragen Kniehosen und ein kurzes Wams mit blanken Knöpfen. Als Festtagsschmuck dient eine lange Kette aus großen Münzen. Die Männer heißen Melcher. Ihre Sprache klingt etwa fo: „Wenn'r die Leite ämol fu rächt vergnügt fän wüßt, do mißt r ufs Vugelfchießen hängieh, besunnersch 'n lätzten Sunnt'g. Os do ä Lärm! Harre des Gewärche mißt 'r ämol sah!" E. Fischer. — In der Stadt Halle leben als besonderer Menschenschlag die Halloren. Sie sollen von den Franken abstammen. Schnallenschuhe, Kniehosen, ein langer Rock und ein dreieckiger Hut machen ihre Kleidung aus. Sie befassen sich entweder mit der Salz-

10. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 54

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
54 Heimatkunde der Provinz Sachsen. fest wird tüchtig gefeiert. Oa binden die Mägde aus Haferähren den Erntekranz, schmücken ihn mit bunten Ländern und tragen ihn auf einer Stange ins Haus, hier hält der Großknecht eine Rede, die in ein Lebehoch auf den „Herrn" ausklingt. Dieser dankt den Schnittern für ihre fleißige Arbeit und dem lieben Gott für seinen reichen Segen. Alle singen inbrünstig das Lied: „Nun danket alle Gott". Ein fröhlicher Schmaus und ein Erntetanz, bei dem der „Herr" mit der Itcagd, die „Zrau" mit dem Knecht tanzt, beenden die Fest- lichkeit. Oas hauptoolksfest in den Städten ist das Vogelschietzen, das meist eine ganze Woche hin- durch gefeiert wird. Zu Kind- taufen und Hochzeiten geht's ebenfalls hoch her. Oie Volkstracht der Thürin- ger Lauern ist leider verschwunden. Oie prächtigen Zlügelhauben und Mäntel der Frauen sieht man nur noch in den Museen. Nur die Bewohner der v o g t e i südlich von Mühlhausen, in den Dörfern (Dber-, Niederdorla, Langula, haben ihre Volkstracht, Sprache, Sitten und Gebräuche fast rein er- halten. Oie Männer tragen Ga- maschen oder Schaftstiefel, kurze Kniehose und einen blauen Leinen- kittel, der bis ans Knie reicht. Er wird durch einen Gürtel zusam- mengehalten und ist auf den Schultern und der Brust gelbrot bestickt. Oie Kopfbedeckung ist die dunkelblaue Zipfelmütze, bei feier- lichen Gelegenheiten der „Orei- m a st e r". Oas ist ein breit- krempiger Hut. Seine Krempe ist nach vorn und seitwärts aufge- bogen und wird durch Schnüren festgehalten. Oie Krauen tragen Schnallenschuhe, dunkelblaue Strümpfe, kurze, faltenreiche Nöcke, bestickte Mieder. Oie langen Ärmel der Hemden sind bauschig zurückgeschlagen. Oen Kopf ziert eine schwarze Haube mit langen Bändern oder eine einfache dunkle Landmütze mit einem breiten, seidenen Kopf- läppen, der die Stirn bedeckt. 2. Volksdichte. Infolge der günstigen Errverbsverhältnisse und des leb- haften Verkehrs ist das Mitteldecken dicht besiedelt. Zahlreiche Lauerndörfer und kleinere Städte bedecken das Land. Die Städte sind meist Landstädte. Kbb 40. Taufe in Thüringen. (Nach einer Photographie aus Martins Kunstverlag, Erfurts
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