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1. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. V

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Vorwort. Der Schüler soll seine Heimat lieb gewinnen. Er mutz daher den heimatlichen Soden mit dem darauf flutenden Kulturleben kennen lernen. Die natürliche Grundlage dieser Kenntnis bildet die Geologie. Denn von dem geologischen Kufbau der heimatlandschaft sind die Form und Beschaffenheit der Boden- oberfläche, die Menge, Verteilung und Krt der Quellen, die größere oder geringere Fruchtbarkeit, die wirtschaftlichen und Besiedelungsverhältnisse abhängig. Ein heimatkundlicher Unterricht, der Interesse wecken und geistbildend sein soll, kann deshalb der Geologie heute nicht mehr entbehren. Diese ist in erster Linie geologischer Anschauungsunterricht. Die Schüler suchen auf den Schulausflügen die geologischen Erscheinungen in der heimatlichen Flur, in der Kies- und Lehmgrube, in Steinbrüchen, an Talgehängen und Flußufern auf und sammeln die wichtigsten Gesteine. Sie werden angeleitet, geologische Werdevorgänge der Gegenwart an der Regenpfütze und Straßenrinne, am heimatlichen Bache, Flusse oder Teiche, Vorgänge der Gesteinsbildung und -Zerstörung durch lvitterungseinflüsse zu beobachten und selbst einfache geologische versuche im Standglase anzustellen. In der Voraussetzung eines gründlichen geologischen Anschauungsunterrichts und gestützt auf eigene Erfahrungen habe ich es gewagt, in vorliegender Heimatkunde weitergehende geologische Belehrungen, für die der behandelte Stoff die Anschauung bietet, zu geben. Selbstverständlich sind nur die charakte- ristischen Züge der Geologie berücksichtigt, und zwar in einer Form, die dem geistigen Standpunkte der Schüler angepaßt ist. Der heimatkundliche Stoff ist streng nach natürlichen Landschaften angeordnet und innerhalb jeder Landschaft in ein Landschaftsbild und Kulturbild gegliedert. Die Kulturgeographie ist überall stark betont worden, aber immer im ursächlichen Zusammenhange mit der Beschaffenheit und Form des Bodens, der Bewässerung, dem Klima, der pflanzen- und Tierwelt der Landschaft. Die Volkskunde wurde gleichfalls berücksichtigt, damit die Schüler nicht nur das Land, sondern auch die Leute kennen lernen. Zahlreiche Volks- sagen sind an passenden Stellen eingeflochten worden. Da bei der Behandlung der Lehrstoffe aus den natürlichen Verhältnissen der Landschaft die kulturgeographischen Verhältnisse abgeleitet werden, wurde zumeist die entwickelnde Darstellungsform gewählt. Wo die Eigen-

2. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 32

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
32 Heimatkunde der Provinz Sachsen. von fünf Dörfern den Zehnt. Dafür sollten sie alljährlich am Himmelfahrtstage ein Zest feiern und dabei eine Tonne Vier trinken, wenn sie unterlassen sollten, das Zest zu feiern, so sollten sie den Zehnten wieder geben, dazu ein kohlschwarzes Kind mit weißem Kopfe, eine Tonne Eselsmilch, eine Tonne Mückenfett und ein vierspännig Zuder Semmelmehl. Zur Erinnerung an diese Wohltat wird in den fünf Dörfern heute noch das himmelfahrtsfest als Volksfest gefeiert. (Nach Müller, Schochwitz.) (1) flm Südrande des Harzes liegen: 1. Walkenried mit seinen herrlichen Klosterruinen. Das Kloster wurde im Bauern- kriege zerstört. 2. Ellrich mit berühmten Gipssteinbrüchen. e) flrrt Westrands liegen: Osterode und Harzburg. Sie sind vielbesuchte Kurorte, da sie durch ihre Lage vor den rauhen Ostwinden geschützt sind. (Osterode ist der Kornmarkt für die Lerg- städte des Oberharzes. 3. Das Eichsfeld. « Landschaftsbild. 1. Lage. Den Westrand der Thüringer Itluide bildet das Eichsfeld (sprich Eiksfeld) = Eichenfeld, weil früher die Eiche in den Wäldern vorherrschte. Es Das obere E i ch s f e l d ist der höhere südliche Teil zwischen Hainich im Süden, Ohmgebirge im Norden und Eichsfelder Pforte im (Dsten. Don Heiligenstadt aus zieht bis Bollstedt der bewaldtete Höhenzug des D ü n (-Hügel). Er bildet mit den „S l eich ero der Sergen", die nicht mehr zum Eichs- felde gehören, die „Eichsfelder Pforte". Durch sie führt im Tale der Thüringer Wipper die Halle—kasseler Eisenbahn nach Westen. breitet sich zu beiden Seiten der Leine zwi- schen Werra, Hainich und harz aus. 2. Bodenform 5tbb. 24. Das Eichsfeld. und Bodenbeschaf- fenheit. Steil erhebt sich die wellige hoch- fläche aus dem Werratale und dacht sich allmählich nach Osten zu ab. Der südliche Roten- b er g und das öst- lich davon liegende Ohmgebirge tei- len die platte in das größere obere Eichs- feld und das kleinere untere Eichsfeld.

3. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 34

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
34 Heimatkunde der Provinz Sachsen. ganzen Erde. In jeder Sekunde liefert dieser Quell 45 hl Wasser, täglich also viel mehr, als alle Bewohner des großen Deutschen Reiches zum Trinken brauchen. In bestimmten Zwischenräumen bricht das Wasser stoßweise hervor und bildet auf der Oberfläche kreisrunde Wellen. Der Rhmiesprung. ll)ie der Rhumesprung entstanden ist, erzählt folgende Sage: hier hauste ein mäch- tiges Riesengeschleckt. Es lebte mit den Berggeistern in heftiger Feindschaft. Romar, ein schöner Riesenjüngling, traf einst auf der Jagd im Walde ein schlummerndes, bild- schönes Mädchen. Es war Ruma, die Tochter des feindlich gesinnten Berggeistes. Sie schwuren sich ewige Liebe, mutzten sie aber vor Rumas Vater verbergen. Als dieser einst in ferne Gegenden gezogen war, schlössen die Liebenden ihren Vermählungsbund. Lange Zeit genossen sie ungestört ihr Glück. Schon trug Ruma einen prächtigen Knaben auf den Armen. Da kehrte der Berggeist zurück. Er blieb taub gegen Bitten und Flehen seiner Tochter und ließ den wütenden Romar bekämpfen. Aus vielen Wunden blutend, konnte dieser kaum die Riesenburg erreichen. Da sich die unglückliche Ruma nicht frei- willig von Romar trennen wollte, wurde sie in eine höhle verbannt, ihr Söhnchen aber wurde am Felsen zerschmettert. (Obgleich sie von Berggeistern streng bewacht wurde, gelang es ihr doch endlich, unter der Erde den Grenzen des väterlichen Gebietes zu entrinnen. Sie sprang dann als Czuelle an das Tageslicht und vereinigte sich wieder mit ihrem Gatten, dem Bergriesen. Die Thüringer Wipper fließt in einem engen Tale zwischen Ghm und Dün der Unstrut zu. 4. Rlima. Oas obere Eichsfeld ist etwa 500 m hoch, hat also eine hohe, freie Lage. Oer Kalkboden läßt sehr leicht die aufgenommene Wärme wieder ausströmen. Oie Haupttäler ziehen sich von Osten nach Westen und lassen die kalten Ostwinde herein. Darum hat das obere Eichsfeld ein ziemlich rauhes Klima. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 7", die mittlere Regenhöhe 650 mm. Infolge des rauhen Klimas, der geringen Bewässerung und der dünnen Ackerkrume ist der östliche Teil des oberen Eichsfeldes ziemlich unfruchtbar. Dürftige Acker und trockene Weiden mit geringem Graswuchs bedecken den Boden. In den tiefer gelegenen Mulden und den Flußtälern ist das Klima milder und die Ackerkrume dicker. Darum sind sie mit ertragreichen Äckern und üppigen Wäldern bedeckt. Der ganze Nordrand des oberen Eichsfeldes, der zur Leine abfällt, weist prächtige Buchen- und Nadelwälder auf. Das untere Eichsfeld ist niedriger und hat darum ein milderes Klima als das obere. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 8°. Infolge des milden Klimas und des stuchtbaren Lodens gedeihen Getreide, Flachs, Hopfen und Tabak vortrefflich. Besonders zeichnet sich die Umgegend von Duderstadt durch ihre Fruchtbarkeit aus. Sie wird deshalb die Goldene Mark genannt. Kuch das gut be- wässerte Leinetal ist sehr fruchtbar. Kulturbilb. I. Die wirtschaftlichen Oerhältnisse. 1. Landwirtschaft. Oie Mehrzahl der Bewohner beschäftigt sich mit Kcker- bau. In den fruchtbaren Gegenden werden neben den Getreidearten und

4. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 2

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
2 Heimatkunde der Provinz Sachsen. meist eben, der südliche meist gebirgig. Jener gehört zum norddeutschen Tief- lande, dieser zum deutschen Mittelgebirge und heißt die Thüringer Mulde. A. Die Thüringer Mulde. 1. Lage. Die Thüringer Mulde nimmt den südlichen Teil der Provinz Sachsen ein. Sie reicht von der lverra im Westen bis zur Saale im Osten. 2. Gestalt. Sie hat die Gestalt einer Mulde. Den Südrand bildet der Thüringer lvald, den Nordrand der harz, den Westrand das Eichsfeld, den Ostrand die Ilmplatte. Die Mulde flacht sich nach Osten und Nordosten zu ab. Durch mehrere Höhenzüge wird sie in kleinere Mulden geteilt. In der Mitte liegt das Thüringer Mittelbecken, nördlich davon bis zum harz die Goldene Aue, südlich davon bis zum Thüringer Wald die Gothaer Mulde. 3. Entstehung: Die Thüringer Mulde bildete in altersgrauer Vorzeit eine mächtige platte von Gesteinen. Später senkte sich das Land zwischen harz und Thüringer lvald. Es entstand eine weite Mu-lde. Unter ihr senkten sich tiefer liegende Erdschichten. Da- Horsr(Thunnger-Wald) Horsf(Harz) durch entstanden hohle Räume unter der Oberfläche. Oie erhielt Risse und Spalten, weil sie keine Stütze mehr hatte. Sie zerfiel in Schollen, wie das Eis auf einem plötzlich entleerten Teiche in Schollen zerbricht. Einzelne Schollen glitten langsam in die Tiefe. Die zwischen zwei absinkenden Schollen eingepreßten Rindenstücke blieben stehen. Ja, sie wurden von beiden Seiten allmählich in die höhe gedrückt, wie lange Leute bei starkem Gedränge in die höhe gehoben werden. Sie überragten als Gebirgskämme ihre Umgebung. Man nennt sie hör st e. Die Thüringer Höhenzüge, harz und Thüringer lvald sind solche Horstgebirge. Die eingesunkenen Schollen sind die Mulden, Recken oder Gräben. I. Die Umwallung der Mulde. 1. Der Thüringer Wald. Landschaftsbild. 1. Lage. Oer südliche Grenzwall der Thüringer Mulde ist der Thüringer lvald. Er erstreckt sich in nordwestlicher Nichtung vom Zichtelgebirge bis zum lverraknie westlich von Eisenach. Nur der nordwestliche Teil wird als Thüringer lvald bezeichnet- der südöstliche heißt Krankenwald. Oie Grenze zwischen beiden ist der Einschnitt, den die Loquitz im Norden und die haßlach im Süden bildet. Ourch dieses Tal führt die Eisenbahn von Saalfeld nach Probstzella.

5. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 36

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
36 Heimatkunde der Provinz Sachsen. 2. Volksdichte. Trotz der teilweise ungünstigen Erwerbsverhältnisse ist das Eichsfeld stark bevölkert. Die Dörfer liegen zwar nicht zu nahe aneinander, sind aber meist groß und volkreich. Durch den Durchgangsverkehr sind die Siedelungen stetig gewachsen. Z. Siedelungen. Unweit der Unstrutquelle liegt O i n g e l st e d t in der ärmsten Gegend des Eichsfeldes. Die Bewohner sind meist Weber. Oie größte Stadt ist heiligen st adt (8) an der Leine, mit einem schönen Stadtwald, Oas Dorf Leine- felde ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, (welche Bahnen kreuzen sich hier?) 5ln der oberen lvipper liegt Worbis. 4. Oie Ilmplatte. Landschaftsbild. 1. Lage und Bodenform. Den Gstrand der Thüringer Mulde bildet die Ilmplatte. Sie breitet sich zwischen dem Ilm- und Saaltale aus. Im Südwesten lehnt sie sich an den Thüringer lvald an. Dort ist sie am höch- sten. Nach Nordosten flacht sie sich allmäh- lich ab. hier geht sie in die Ilmmulde über, die vom Etters- berg und der Kinne begrenzt wird. Nach der Saale fällt sie in steilen Rändern ab, nach der Ilm allmäh- lich. Die Hochfläche überragen einzelne Kuppen: der Sin- gerberg, ziemlich 600 m hoch, bei Stadt- ilm, der Mötsch bei Berka. 2. Bodenbeschaf- fenheit. Oer Loden besteht im südwest- liehen Teile aus Lunt- sandstein. Er ist darum waldreich. Oenn in den sandigen, lockern Loden können die hauptwurzeln der Maldbäume tief eindringen. Oer nordwestliche Teil baut sich aus Muschelkalk auf. Oer bildet am Rande und den Abhängen der platte eine dünne und steinichte Ackerkrume. Oort ist die Hochfläche meist unfruchtbar. Es wächst nur notdürftig Gras als Zutter für die Schafe. Nach der Hlitte zu wird die Ackerkrume oder Sattel, e) Hochebene.

6. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 4

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Heimatkunde der Provinz Sachsen. Oer Znselsberg wird daher alljährlich und Täler von Kranken und Thüringen, von mehr als 50 000 Menschen besucht. 5. Entstehung der Höhen und Täler. Bodenbeschaffenheit. Unsere Heimat war in altersgrauer Vorzeit von einem ungeheuren Urmeere be- deckt. Thüringer Wald und harz rvaren noch nicht vorhanden. In dieses Meer mündeten gewaltige Ströme. Sie brachten von entfernten Gebirgen allerhand Gesteinstrümmer, Sand, Ton und Half mit. Diese Schlammassen lagerten sich auf dem Grunde des Uleeres ab. Oas Ablagern der Schlammassen kann man nach einem heftigen Gewitterregen beobachten. Oa sammeln sich all die trüben Wässerchen in einer Regenlache, hier setzen sie die Schlammassen ab. Untersucht man die Regenlache nach der Verdunstung ........... Abb. 4. Kettengebirge. flbb. 5. Absätze in einer Regenlache, a) Schlamm, b) feiner Zand, c) grober Kies, d) Erdboden. des Wassers, so zeigen sich drei Schichten oder Absätze. Zuerst hat sich der schwere, grobe Kies, dann der feine Sand, zuletzt der leichtere Schlamm abgesetzt. Die Schlammassen w-urden durch den Oruck des Wassers, ihre eigene Schwere und durch Bindestoffe zu festem Gestein zusammengebacken und gepreßt. ver weiche Tonschlamm verwandelte sich in den harten Schieferton im südöstlichen Teile des Thüringer Waldes. Aus den lockeren Sandschichten entstanden die Sandsteine. Solche abgelagerten Gesteine nennt man Absatzgesteine. Später stieg das Land aus dem Urmeere empor. Oie Gesteinsmassen waren über- einander geschichtet wie ein Stoß Tischtücher. Wenn man diesen Stoß von zwei Seiten Luß'saltel Sattel Stellende Falfe Liegende Falte Facher-Falts flbb. 6. Bildung des Thüringer Waldes durch Haltung. (Nach Geistbeck.) zusammenschiebt, so legt er sich in Zalten. So erging es auch diesen Steinschichten. Es regten sich gewaltige unterirdische Kräfte, vie Erde bebte, ihre Rinde zerbrach. Mächtige Rindenstücke sanken in die Tiefe. Andere wurden von der Seite zusammengeschoben, gepreßt, gebogen und aufgefaltet. So sind die Kämme und Täler des Thüringer Waldes entstanden. In den aufgefalteten Schichten bildeten sich vielfach Spalten und Hohlräume. Oas flüssige Erdinnere drang empor und füllte sie aus. Aus den erkalteten Massen bildete sich Granit. Oas ist der Grundstock des Thüringer Waldes. Oer Granit wird bei uns zu Lau- und Pflastersteinen benutzt. Trotzig ragten nun die Gipfel des Gebirges in die Luft. Aber im Laufe der Jahrtausende wurden die zackigen Tonschieferfelsen durch das Wetter, durch Regen, Wind, Zrost und Hitze, abgetragen. Sie verwitterten. Dadurch wurde an vielen Stellen der Granit bloßgelegt.

7. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 38

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
38 Heimatkunde der Provinz Sachsen. Im Jahre 1806 wurden die Preußen von Napoleon bei Zena geschlagen. Nachdem die Saale das fruchtbare Lecken von Großheringen durchflössen hat, rücken die Talwände wieder näher aneinander. Lei Kösen versperrten früher die Ausläufer der Zinne der Saale den Weg. Allmählich durchsägten ihre Wasser das Gestein. Diese enge Stelle heißt die K ö \ e n e r Pforte. Das Solbad Kösert wird wegen seiner anmutigen Umgebung und seiner ge- schützten Lage sehr besucht. In der Nähe, bei dem Dorfe hassenhausen, wurden 1806 die Preußen in der unglücklichen Schlacht bei Auerstedt besiegt. Der preußische Gberfeldherr Herzog Narl von Lraunschweig wurde dabei des Augen- lichts beraubt und tödlich verwundet. Oberhalb der Stadt Kösert thronen auf Abb. 27. Rubelsburg und Saaleck. (Nach einer Postkarte von Hecklan, Lad ttösen.) dem rechten Saalufer die Ruinen Saaleck (an einer Ecke = Windung der Saale) und Nudelsburg, von dem Schlosse Saaleck sind nur noch zwei Türme vorhanden. Auf schroff ansteigendem Selsen unmittelbar an der Saale liegt die N u d e l s - bürg. Uber eine gemauerte Brücke im alten Wallgraben führt der Weg in die Burg. Links erhebt sich der alte Wartturm. Don seinen Zinnen genießt man eine entzückende Aussicht über das Saaltal. Im alten Nittersaale kann sich der Wanderer an allerhand Speisen und Getränken erquicken. In das Zremden- buch schrieb Zranz Nugler sein Lied: „An der Saale Hellem Strande". Alljährlich zur pfingstzeit oersammeln sich deutsche Korpsstudenten zu einem großen Kommers mit „Zuchstaufe" auf der Rudelsburg. 5ie haben hier dem alten Heldenkaiser Wilhelm I., ihren im Kriege 1870/71 gefallenen Brüdern, sowie Bismarck

8. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 39

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 39 Denkmäler errichtet. Bismarck ist als junger Student dargestellt. Er hat den Schläger in der Zaust und den treuen Trjras zur Seite. Unterhalb des Badeortes Nösen tritt die Saale in den Naumburger Resse! ein. An den schönbewaldeten Babenberg sich anschmiegend, liegt hier auf dem rechten Ufer die königliche Landesschule pforta, gewöhnlich Schul- p f o r t a genannt, ein Bild heiligen Friedens. Auf der linken Seite winken rebenbedeckte höhen, von hellen Winzerhäuschen übertupft. Sie liefern einen Wein, der im Volksmunde „Naumburger Schattenseite" heißt, von ihm singt Claudius: „Thüringens Lerge, zum Exempel, bringen Gewächs, sieht aus wie lvein, Ist's aber nicht, man kann dabei nicht singen, Dabei nicht fröhlich sein." Am Kuße dieser höhen windet sich der glitzernde Kluß durch saftige Wiesen, ftuchtbare Getreide- und Gemüsefelder. Links strömt ihm unterhalb der Stadt Naumburg die wasserreiche Unstrut zu. Die Ruinen Goseck und Schönburg grüßen von waldumsäumten Bergkuppen. Bald weitet sich das Tal. Die höhen werden niedriger. Lei Weißenfels tritt die Saale in das Tiefland ein. hier ist sie sehr wasserreich und etwa 100 m breit. 4. Klima. Auf der platte ist das Klima der höhe wegen rauher als in den Klußtälern. Sie hat auch mehr Niederschläge, besonders im südwestlichen Teile, hier macht sich die Nähe des Thüringer Waldes bemerkbar. Darum gedeiht hier der Wald sehr gut. Die Klußtäler werden durch die steilen Uferränder vor den rauhen Ostwinden geschützt. Darum sind sie warm und sonnig, Da das Saaltal niedriger liegt als das Ilmtal, ist hier die Luft milder. Darum gedeihen Getreide, Gemüse und (Dbst aufs beste. Selbst der Weinstock liefert noch ein trinkbares Gewächs. ttulturbild. I. Die wirtschaftlichen Verhältnisse. 1. Landwirtschaft. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner auf der Ilm- platte bildet die Landwirtschaft. An den unftuchtbaren Rändern sind aber die Erträge an Getreide sehr gering. 3n dem fruchtbareren mittleren Teile ge- deihen dagegen alle Getreidearten. Die grasbedeckten Triften begünstigen die Schafzucht. Die Klußtäler sind mit einer tiefgründigen Ackerkrume bedeckt. Der Acker- bau ist deshalb sehr ertragreich. Er liefert Getreide, Zuckerrüben und Gemüse in großer Menge. Auch Weinbau wird getrieben. Die saftigen Wiesen an den Klußufern begünstigen die Viehzucht. 3n dem warmen, sonnigen Saaltal ge- deiht prächtiges (Dbst, besonders die Kirschen und Pflaumen. Darum ziehen sich längs der Straßen Obstalleen hin. Obstgärten umschließen die Dörfer. Obst- Haine bedecken die steilen Abhänge bis zur höhe. 2. Bergbau. In Sulza und Kösen arbeiten viele Leute in den Salzwerken oder Salinen. Dort wird aus Sole das Salz gewonnen.

9. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 40

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
40 Heimatkunde der Provinz Sachsen. Die Sole wird auf die Gradierwerke gepumpt. Das sind hohe Vornhecken, die auf langen Gerüsten befestigt sind. Sie hüpft nun tropfenweise von Dorn zu Dorn hinab. Unterwegs verdunstet ein Teil des lvassers. Als „gesättigte" Sole kommt sie unten in dem großen Sammelbecken an. von da aus wird sie in die Siedehäuser ge- leitet. Dort wird das Salzwasser in großen, flachen Pfannen gekocht. Dadurch verwandelt sich das Wasser in Dampf, es verdunstet. Oas Salz aber, das im Wasser aufgelöst ist, bildet kleine und große Körnchen und setzt sich zu Boden. In Trockenpfannen wird es getrocknet, dann in Säcke gepackt und versendet. Die Sole wird auch von vielen tranken zum Trinken und Laden benutzt. Darum sind Sulza und Kosen Solbäder. 5. Gewerbe. Da es auf der platte an Rohstoffen und Wasser fehlt, konnte sich das Großgewerbe nicht entwickeln. In den Tälern und Mulden steht es aber in hoher Blute. Denn es sind hier starke Wasserkräfte und Lodenschätze vorhanden, und auf den bequemen Verkehrswegen konnten die fehlenden Roh- stoffe leicht zugeführt werden. In der Ilmmulde hat' sich Apolda zur bedeutsamsten Zabrikstadt ent- wickelt, hier werden besonders wollene Waren gewirkt und gestrickt. Mehr als 1600 Webstühle und Maschinen beschäftigen etwa 9000 Arbeiter. In vielen Oampffärbereien werden die Wollgarne gefärbt, viele Leute finden auch in den Maschinenfabriken und in Glockengießereien guten Verdienst. Auch in den kleineren Grten und größeren Städten herrscht eine rege Gewerbetätigkeit. hier gibt' es Holzschleifereien, Oampfsägewerke, Möbel-, Spielwaren-, Porzellan-, Nähmaschinen-, Schuhwarenfabriken. Jena ist durch die Zeißwerke in der ganzen Welt berühmt geworden. Dort werden allerhand optische Instrumente, Operngläser, Zernrohre, Lupen, angefertigt. Aus den gemahlenen Kalksteinen der Saalberge wird Zement bereitet. 4. Handel und Verkehr. Infolge der blühenden Industrie und der reichen Naturschätze hat sich in den Nandtälern ein lebhafter Handel und Verkehr ent- wickelt. Wegen der ungünstigen Erwerbsverhältnisse fehlt er auf der platte fast ganz. Ii. Verkehrswege. Da die Ilmplatte wenig Zlußläufe hat, fehlt es an natürlichen Verkehrs- wegen. Vurch den nördlichen Teil führen eine Landstraße und Eisenbahn durch das Mühltal bei Jena über die platte nach Weimar. Auer durch den südlichen Teil zieht eine Eisenbahn von Arnstadt nach Saalfeld, vas Saaltal dagegen bildet eine wichtige Handelsstraße zwischen dem Süden und Norden Deutsch- lands. Eine Eisenbahn, die Saalbahn, sorgt für Warenaustausch und Menschen- verkehr. Infolge der günstigen Verkehrswege im Saaltal konnte sich auch die Industrie zu hoher Blüte entwickeln. Auch das Ilmtal bildet in seinem unteren Teile eine wichtige Verkehrsstraße. Eine Ehaussee und die große Thüringer Lahn vermitteln von Weimar bis Großheringen den Verkehr. Iii. Vesiedelung. 1. Die Bewohner sind Thüringer und besonders im Saaltale ein biederer, lebhafter und tätiger Menschenschlag. Dabei sind sie sehr „gemiedlich": freundlich, gesprächig

10. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 41

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 41 und vertrauensselig im Verkehr untereinander und mit Fremden. Auch die wohl- Habenderen Leute schließen sich nicht stolz von ihren Landsleuten ab. Oer angestrengten Arbeit winkt das „gemütliche Beisammensein" in allerhand geselligen Dergnügungs- vereinen, Kegel-, Skat-, Rauchklubs, Gesangvereinen. Besonders lebens- und sanges- froh sind die Leute in der Rudolstädter Pflege. Ihre Lieblingsgerichte sind die Rost- bratwurst und der Kartoffelklosz. Bei jedem Feste, an jedem Sonntag und Sommerabend üben die Düfte aus den Bratwurstbuden ihren geheimnisvollen Zauber auf die Ein- heimischen aus. Die Bratwurst wird nur öffentlich und ohne Hilfe von Messer und Gabel verspeist. Die Kartoffelflö^e werden nur zu Hause zubereitet und genossen. Ihren Namen läßt der Rudolstädter Dichter Anton Sommer durch folgendes Rätsel ergründen: „horch, Andrees, ech will d'r ämal ä Rätsel offgabe, probier'sch, ob de's rauskriechst. Gucke, 's sinn vier Silben. De erschte ös rond,- de zwäte und drötte besamm — ös a rond; de erschte, zwäte un drötte besamm — ös a rond,- de verte — ös a rond; un alle vere besamm — ös a rond. lvas ös änn das? Ho, ech fih der'sch an Gesocht an, daß de 's nech rausbrängst, du Dtih- nockel, zermartre öci Geherne nech, ech will der'sch sa: das ös d'r Ard- apfelklus" (Kartoffelklosz). Das Rirschfest in Naumburg. In Naumburg wird jedes Jahr im Juli mit großem Glanz und Jubel das Kirschfest gefeiert. Über dessen Entstehung berichtet folgende Sage: Die hussiten zogen unter ihrem Führer Prokop gegen Raum- bürg. Da er den Bürgern schwer grollte, ließ er ihnen sagen: „Denen von Naumburg soll keine Gnade zukommen." Da war die Angst in der Stadt groß. In dieser Not wurde ein Schlossermeister der Retter. Der kluge Mann riet, man solle den Bindern weiße Sterbe- Hemden anziehen. Darin sollten sie vor Prokop einen Fußfall tun, ihre Hände gen Himmel heben und „Gnade! Gnade!" rufen. Das wurde am nächsten Tage ausgeführt. Prokop wurde dadurch so gerührt, daß er den Bindern versprach, es solle ihnen kein Leids geschehen. Dann ließ er Spielleute kommen und lvein und Kirschen bringen. Mit den anderen Befehlshabern setzte er sich fröhlich mitten unter die Kinder. Die hatten ihre fingst vergessen, sangen fröhliche Lieder und tanzten heiter um ihn herum. Km Abend zogen sie wieder heim. Prokop ließ den Bürgern durch die Kinder zurücksagen, es solle ihnen kein Leid von ihm geschehen. In der Nacht brach er sein Lager ab. 2. Volksdichte und öiedelungen. Oie Landschaft ist sehr ungleich besiedelt. Die Ilmplatte hat viel ödes Land und kein Großgewerbe. Oie Erwerbs- Verhältnisse sind daher ungünstig. Oarum ist sie auch nur schwach besiedelt. Oie Ortschaften sind klein und dünn gesät. Oas Ilmtal und die Ilmmulde bieten Abb. 28. Thüringer Klöße. (Nach einer Postkarte aus Martins Kunstverlags Erfurt.)
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