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von Köln, drei Bischöfe von Hildesheim, fünf Bischöfe von Minden, einer von Olmütz und einer von Osnabrück aus ihrem Geschlechte hervorgegangen waren. Auch Otto selber war einige ^zahie Bischof von Hildesheim gewesen. Zudem stand auch der Adel, der in den Klöstern Fischbeck und Obernkirchen bequeme Mittel zur Versorgung seiner Töchter besaß, einer Neuordnung der Dinge feindlich gegenüber.
Unter solchen Umständen gehörte großer Mut dazu, gegen die bestehenden Mißstände vorzugehen. Es fanden sich aber beherzte Männer, die trotz der Feindschaft des Adels und der Geistlichkeit, trotz der Verfolgungen und Anfeindungen, denen sie ausgesetzt waren, ihre Stimme erhoben für die Wahrheit des Evangeliums. So als erster Johann Rhode, 1537—1552 Vicecuratus in Lindhorst. „Er ist der erste gewesen, der Gottes Wort aus prophetischen und apostolischen Schriften allhier gepredigt, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt ausgespendet und feine christliche Psalmen vom Glauben, Vaterunser u. s. w. iu der Kirche gesungen und eingeführt hat. So hat er auch eine Ehefrau genommen. Aber er hat viel Verfolgung bei der Einführung der neuen Lehre ausstehen müssen." So widersetzte jich ihm zuerst sein Küster Heinrich Kulpes, der ihn bei seinem Pastor verklagte. Dieser kündigte ihm den Dienst, aber der katholische Priester aus Obernkirchen, der sein Nachfolger werden sollte, kam, noch ehe er seine neue Stelle angetreten hatte, bei einem Bade zu Tode, und Johann Rhode blieb bis an sein Ende in Lindhorst. „Zum Probsthagen soll Johann Weber der erste gewesen sein, der angefangen, lutherisch zu predigen. Da ist aus dein ^tadt-hagen und allenthalben her ein solcher Zulauf gewesen, das nicht zu sagen ist." In Obernkirchen war es um das Jahr 1540 Matthias Wesche, der das reine Gotteswort verkündete. Von den Insassen des Klosters hatte er deshalb viel zu leiden, riefen sie ihm doch während der Predigt einmal zu: „Du lügst, es ist nicht wahr, was Du sagst!"
Den größten Erfolg aber hatte Eberhard Poppelbaum, Prediger git Krückeberg und Oldendorf. Nachdem er durch das Lesen von Luthers Schriften sich von der Unrichtigkeit und dem Aberglauben der katholischen Kirche überzeugt hatte, sing er im Jahre 1552 an, das Evangelium von Christo lauter und rein zu predigen.
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Extrahierte Personennamen: Olmütz Osnabrück Otto Johann_Rhode Johann Heinrich_Kulpes Heinrich Johann_Rhode Johann Johann_Weber Johann Matthias_Wesche Eberhard_Poppelbaum Christo
Extrahierte Ortsnamen: Hildesheim Minden Hildesheim Lindhorst Gottes Lindhorst Krückeberg Luthers
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deutsche Lieder in der Kirche fingen zu lassen, die Kinder in deut-scher- Sprache zu taufen und das Weihwasser, die Messe, die Verehrung der Heiligen, das Aufheben der Monstranz und andere Irrtümer und Mißbrauche abzuschaffen. Bei den Bürgern fand sein Vorgehen freudigen Anklang, bei dem Adel aber und den Kalands-brüdern entschiedenen Widerstand. *) Die Seele des letzteren war Clans von Büschen, ein frommer und gläubiger Katholik. Er verklagte Poppelbaum bei dem Grafen Otto Iv., und dieser kam selber nach Oldendorf, um beide Teile zu verhören. Als er aber merkte, daß es nicht ohne Aufruhr der Oldendorfer Bürgerschaft abgehen würde, wenn er Poppelbaum absetzte, so ließ er die Sache auf sich beruhen. Claus von Büschen aber wurde bald ebenso ein entschiedener Anhänger der neuen Lehre, wie er vorher ein heftiger Feind derselben gewesen war.
In der Folge breitete sich die Reformation schnell auch ans kn umliegenden Dörfern aus, vornehmlich in den Kirchspielen Fuhlen und Segelhorst. Zwar schickte das Stift Fischbeck, welches das Patronat über die Parochie Fuhlen erworben hatte, Leute nach Fuhlen, die während der Predigt des Prädikanten, den der Probst zu Hemeringen, der die Probstei des Klosters Egestorf besaß und Fuhlen durch einen Vikar verwalten ließ, gesandt hatte, Lärm und Unfug machten. „Allein dieser wußte die ungebetenen Gäste bald zu entfernen, oder sie selbst konnten dem Eindruck des Neuen und dem dadurch geweckten Reiz der Neigung nicht zu widerstehen, das zu ehren, was sie verächtlich zu machen abgesandt worden waren."
Die Einführung der Reformation. Bald traten aber nun Ereignisse ein, die der Reformation in der ganzen Grafschaft Eingang verschaffen sollten. Im Jahre 1558 bewarb sich nämlich Graf Otto Iv. um die Hand der lutherischen Prinzessin Elisabeth Ursula, einer Tochter des Herzogs Ernst des Bekenners von Brann-schweig-Lüneburg. Ihre Brüder machten ihre Zustimmung zu dieser Verbindung von zwei Bedingungen abhängig, daß nämlich Otto entweder ihrer Schwester einen lutherischen Hofprediger halte oder der lutherischen Lehre in seinem Lande freien Lauf lasse. Otto wählte
*) Kalandsbrüder waren Gesellschaften von Geistlichen und Laien, die an jedem 1. Tage eines Monats zusammenkamen.
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Extrahierte Personennamen: Otto_Iv. Otto_Iv. Claus_von_Büschen Otto Elisabeth_Ursula Ernst Otto Otto
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hölzernes Kirchlein oder eine Kapelle. So blieb den neuen Christen ihre alte Opferstätte, wenn auch in anderer Weise, erhalten und die Gewohnheit des Volkes geschont. Wo sie sonst ihren Göttern geopfert hatten, lauschten sie jetzt den Worten des Priesters, der ihnen von dem alleinigen Gotte und seinem Sohne Jesum Christum predigte. — Am Ende des 13. Jahrhunderts waren wohl die meisten Kirchen unserer Heimat bereits vorhanden.
Jedes Bistum wurde in mehrere Bezirke, die Archidiakonate hießen, eingeteilt, die meist mit den alten Gauen übereinstimmten. So bildete der Gau Tilithi das Archidiakonat Wesen (Osen), der Bukkigau das Archidiakonat Apelern. Sie wurden von einem Archi-diakon, d. i. einem Gehülfen des Bischofs verwaltet. Das Archidiakonat Apelern wurde später in die Archidiakonate Obernkirchen und Apelern geteilt. Zum Archidiakonat Wesen, dessen Hauptort Kirchohsen, 1 Stunde südlich von Hameln, war, gehörten aus unserer Heimat die Kirchspiele Steinbergen, Deckbergen, Kathrinhagen, Hattendorf, Segelhorst/ Oldendorf, Weibeck, Fischbeck, Fuhlen, Gr.« Wieden, Hohenrode,^Krückeberg, Exten. Das Archidiakonat Apelern umfaßte folgende schaumburgische Kirchspiele: Apelern, Grove (jetzt Rodenberg), Nenndorf, Hohnhorst, Lindhorst. Zum Archidiakonate Obernkirchen gehörten Vehlen, Horsten, Meerbeck, Sülbeck, Meinsen, Jetenbnrg, Kleinbremen, Lerbeck, Petzen und Dankersen.
Die Klöster. Zur Ausbreitung der christlichen Lehre haben auch die Klöster viel beigetragen. Es gab Mönchsklöster, in denen Männer lebten, und Nonnenklöster, in denen nur Frauen lebten. Merkwürdigerweise waren sämtliche in der Grafschaft entstandenen Klöster Nonnenklöster. Als erstes zwischen Weser und Leine soll schon 815 das Kloster Obernkirchen gegründet worden sein, doch läßt "steh die Gründung nicht beweisen. Als erstes Kloster in hiesiger Gegend hat vielmehr das 871 gestiftete Nonnenkloster Wunstorf zu gelten, dem nun bald andere folgten, so 896 Möllenbeck, um 950 Fischbeck und erst 1167 wahrscheinlich Obernkirchen. Später entstanden noch das Nonnenkloster Bischoperode bei Stadthagen, das 1230 nach Rinteln verlegt wurde, und 1289 das Kloster Egestorf.
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6. Das Kloster Möllenbeck.
t Wie das Kloster gebaut wurde. Um das Jahr 890 lebte in der Gegend von Rinteln ein edler Mann mit Namen Uffo. Er machte einst eine Wallfahrt nach dem heiligen Grabe, und da er viele Jahre ausblieb, glaubte Hildburg, sein Weib, er sei unterwegs gestorben. Darum verwendete sie all ihren Reichtum dazu, zu Gottes Ehre ein Kloster zu gründen. Wo die Molenbete (Mühlenbach) in das Wesertal tritt, sollte es erbaut werden. >^ie wandte sich deshalb an den Bischos von Minden, den obersten Geistlichen in unserer Gegend, der alsbald Werkleute schickte, die den Platz abmaßen und absteckten. Die Bauern aus Möllenbeck und der Umgegend mußten viele Fuder Steine vom Bückeberge und viele Fuder Land von der Weser holen, und nun begann ein emsiges Hacken, Hauen und Bauen, bis nach vielen Monaten zuerst die Kirche fertig dastand. An die Kirche bauten sie dann noch andere Gebäude, die Wohnungen für die Klosterleute, eine Herberge für Gäste und ein Haus für Krause. Alle diese Gebäude schlossen einen großen, viereckigen Platz ein, den Klosterhof, auf dem die Leute des Klosters begraben wurden. Rund um den Klosterhof ging eine Säulenhalle, der sog.kreuzgang. Nicht weit von den Hauptgebäuden wurden nun noch Wohnungen für die Handwerker, Hirten und Knechte und Stallungen für das Vieh angelegt. Dazwischen wurden Gärten eingerichtet, in denen feines Obst und Gemüse gezogen werden sollte. Um die ganze Anlage wurde eine hohe Mauer gezogen, die die Leute im Kloster von der Welt abschließen sollte. Kloster = das Eingeschlossene. Als nun im Jahre 896 alles fertig war, kam der Bischof von Minden und weihte das Kloster ein.
T Von den Leuten im Kloster. Bald kamen nun auch Leute in das Kloster. Es waren Frauen und Jungsrauen, die ein frommes Leben führen und Gott in der Stille dienen wollten. Man nannte sie Nonnen. Sie trugen ein .schwarzes Kleid und verhüllten ihr Gesicht mit einem Schleier. Die Nonnen nannten sich untereinander Schwester. Die oberste unter ihnen, die alles leitete, hieß Äbtissin; sie wurde von den Nonnen gewählt. Die
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Extrahierte Personennamen: Hildburg
Extrahierte Ortsnamen: Rinteln Mühlenbach Wesertal Minden Minden
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Nonnen mußten bei ihrem Eintritt ins Kloster geloben, der Äbtissin zu gehorchen und ein frommes Leben zu führen. Des Morgens, Mittags und Abends versammelten sich die Nonnen in der Kirche, wo Gebete gesprochen, Psalmen gesungen und Abschnitte aus der Bibel verlesen wurden. In der Zwischenzeit stickten und nähten oder lasen sie, oder sie gingen im Kreuzgang spazieren. Am Mittage sammelten sich alle in dem großen Speisesaale, wo gegessen wurde. In einem gemeinsamen Schlafsaale schliefen alle.
So lebten die Nonnen nach einer ganz bestimmten Ordnung, die auch Regel hieß. Alle Klöster, in denen nach denselben Regeln gelebt wurde, bildeten einen Orden. Die Nonnen zu Möllenbeck gehörten zum Orden der Angustiuerinnen.
t Von den Klostergütern. Zum Unterhalte der Nonnen schenkte Hildburg dem Kloster Möllenbeck das ganze Dorf Möllenbeck und 100 Knechte, die für das Kloster arbeiten und das Land beackern mußten. Später schenkten auch viele fromme Leute dem Kloster ihre Güter, wodurch sie sich die Seligkeit zu verdienen hofften. Andere Güter wurden von dem Kloster angekauft, sodaß sich dessen Besitz bald über die ganze Umgegend erstreckte.
Diese Güter waren auf 9 oder 12 Jahre an Meter verpachtet (siehe Seite 36!) und in Bezirke eingeteilt, welche Ämter genannt wurden. Es gab deren sieben:
1. Das Dom- ober Dommeieramt. Es hatte seinen Namen von dem Domhofe zu Möllenbeck. Es gehörten dazu Güter zu Tutenhausen (wüst), Uchtdorf, Rottorf (wüst), Hatteln (wüst), Ottbergen (wüst), Kalldorf, Jmesfen, Laßbruch, Silixen. Bremke, Rott und Algesdorf bei Rodenberg.
2. Das Turmamt. Es war benannt nach der Familie vom Turme. Es umfaßte den Oberhof, auch Turm- oder Uffenhof genannt, zu Möllenbeck und Güter zu Tutenhausen, Ottbergen, Langenholzhausen, Hedelinghausen, Westendorf, Rodefeld, Jmessen, Grißme, Rehren, Ostendorf, Seedörf (heute Saarbeck).
3. Das Rottorfer Amt, benannt nach dem Geschlechte von Rottorf, mit Gütern zu Rottorf, Bernsen, Eisbergen, Volksen, Rott, Tutenhausen, Hattendorf, Rinteln.
4. Das Heidelbecker Amt. Es war an die Familie von Heilbeck verpachtet.
5. Das Seedorfer oder Saarbecker Amt, womit das Geschlecht von Seedorf in Seedorf, jetzt Saarbeck, belehnt war.
6. Das Wulfringdorfer Amt, im Lippifchen belegen.
7. Das Hachmühler Amt in der Nähe von Münder a. Deister.
Die Abgaben, die die Meier von diesen Gütern entrichten mußten, bestanden nicht in Geld, sondern in Schweinen, Schafen,
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Kühen, Gänsen, Hühnern, Butter, Käse, Brot, Erbsen, Bohnen, Kohl und Bier und mußten so abgeliefert werden, daß das Kloster das ganze Jahr hindurch mit Lebensrnitteln versorgt war.
t Don den Mönchen. Im Jahre 1441 wurde das Nonnenkloster zu Möllenbeck aufgehoben und in ein Mönchskloster verwandelt. Statt der Nonnen kamen also Männer in das Kloster, die Mönche genannt wurden. Sie trugen einen großen Mantel, der bis auf die Füße herabreichte und der in der Mitte mit einem Stricke zusammengehalten wurde. Dies Kleid hieß Kutte. Daran saß eine Kapuze, die bei schlechtem Wetter über den Kopf gezogen wurde. Der Kopf war auf dem Scheitel ganz kahl geschoren. Der Oberste der Mönche hieß Abt. Er trug als Zeichen einen Krummstab. Die Mönche mußten bei ihrem Eintritt ins Kloster drei Gelübde ablegen, nämlich zu gehorchen, nie zu heiraten und stets arm zu bleiben.
7. Die Entstehung der Grafschaft Schaumburg.
Das Lehenswesen. In den langen Kämpfen des Sachsenkrieges war der sächsische Adel fast verschwunden. Viele edle Geschlechter waren ganz ausgestorben, andern Edlen waren zur Strafe wegen ihrer Teilnahme an den Aufständen ihre Besitzungen genommen, manche waren in entfernte Gegenden des Frankenlandes versetzt. Die Güter dieser sächsischen Großen lieh Karl der Große an treue Ritter seines Gefolges derart aus, daß sie zwar sein Eigentum blieben, jene aber die Nutznießung, die Einkünfte davon hatten. Solche ausgeliehene Güter hießen Lehen, und die damit Belehnten Vasallen. Für die Nutznießung der Güter hatten sie ihrem Lehnsherren Kriegsdienste zu leisten. Für wichtige Dienste und glänzende Waffentaten wurden sie vom Kaiser in der Folge mit großen Gütern und ganzen Grafschaften belehnt.
Diese Lehen gingen später in erblichen Besitz über. War der Lehnsmann gestorben und damit das Lehen wieder freigeworden.
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Menschen, unter denen selbst Kinder im Alter von 10 Jahren waren, nach Wilsnack in der Mark Brandenburg, und als in demselben Jahre die Kirche auf dem Luhdener Berge eingeweiht wurde, ging auch das Laufen, wie man die Wallfahrten nannte, nach diesem Orte an, da die heilige Katharina, der zu Ehren die Kirche erbaut war, große Wunder tun sollte. 1517 lief das Volk nach Aachen, „als ob es töricht und unsinnig wäre."
Viele glaubten durch Schenkungen an die Kirchen und Klöster, sei es in Geld, Ländereien oder ganzen Höfen, ihrer Seelen Seligkeit zu erlangen.
Die Geistlichen. Durch die Geistlichen wurde das Volk zu solcher Anrufung der Heiligen, zu den Wallfahrten und Schenkungen veranlaßt und in seinem Tun bestärkt. Denn traurig sah es auch bei ihnen aus. Die Oberaufsicht der Kirchen konnte von vornehmen und reichen Leuten erkauft werden, oder verdienstvolle Leute kvunten damit belehnt werden. Diese bezogen dann die Einkünfte der Kirchen und nannten sich Pastoren, bekümmerten sich aber um das Seelenheil ihrer Kirchspielsleute durchaus nicht. Dieses überließen sie den von ihnen eingesetzten Stellvertretern, die sich Viceplebanus und Vicecuratus nannten, und die zuweilen kaum lesen und schreiben konnten. Ihre Tätigkeit bestand in der Hauptsache in der Bewirtschaftung der Pfarrländerei, von deren Einkünften sie ihrem sogenannten Pastor jährlich einen gewissen Satz an Geld und Früchten zu liefern hatten. Konnten sie soviel Geld und Früchte, als der Pastor verlangte, nicht geben, oder wollten sie um so geringen Lohn nicht dienen oder aber sich an andern Orten verbessern, alsdann wurden sie ihrer Dienste entlassen, oder sie zogen ab, um sich anderswo eine bessere Stelle zu suchen. So konnte es geschehen, daß, wenn die Pastoren keinen Viceplebanus bekommen konnten, eine Pfarre lange Zeit unbesetzt und die Gemeinde solange ohne Gottesdienst und Seelsorger blieb.
Die Anfänge der Reformation. Daß um diese Zeit die Reformation in Schaumburg noch keinen Eingang gefunden hatte, lag darin begründet, daß die Grafen von Schaumburg das größte Interesse daran hatten, die alten Zustände zu erhalten. Waren sie doch eng mit der katholischen Kirche verbunden, indem zwei Erzbischöfe
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die erstere Bedingung, da aber in demselben Jahre sein Bruder Anton, der Erzbischof von Köln, starb, so erklärte er rund heraus, die Reformation in seinem Lande einzuführen.
Zu dem Zwecke bat er sich von dem Herzoge Franz Otto von Lüneburg einen gelehrten und frommen Mann aus, und auf dessen Vorschlag nahm er Jakob Dammann nach einer in Celle gehaltenen Probepredigt, an der Otto selber teilgenommen hatte, zu seinem Hofprediger an. Diesem übertrug er die Aufsicht über alle Prediger und Kirchen der Grafschaft und machte ihn so, freilich ohne den besonderen Titel, zum ersten evangelischen Superintendenten derselben. Der alte Gottesdienst rtmrde nun allenthalben beseitigt und fortan irrt Geiste Luthers ausgeübt. So fielen die Messe, Ohrenbeichte, Anrufung der Heiligen u. a. m. in Zukunft fort, die Predigt wurde in deutscher Sprache gehalten, die Gemeinde lernte die schönen, kräftigen Kirchenlieder singen. 1560 wurde allen Predigern der Grafschaft Schanmburg anbefohlen, in Zukunft sich in Lehre und Kirchengebräuchen nach der von Mecklenburger Theologen ausgesetzten, von Melanchthon durchgesehenen und 1554 neu gedruckten Kirchenordnung zu richten.
Nachdem schon 1559 das Kloster Egestorf aufgehoben worden war, folgten 1560 die Klöster Rinteln und Stadthagen. Möllenbeck, in dem eine bis in den dreißigjährigen Krieg bestehende höhere Schule angelegt wurde, blieb unter dem Namen eines weltlichen Kanoni-katstiftes bestehen. Die Mönche behielten ihre klösterlichen Ord-
nungen bei, blieben auch im ferneren Genusse der Klostergüter, mußten sich aber der Einführung des deutschen Kirchengesanges und der Abschaffung der Messe und des Heiligendienstes fügen. Der Aufhebung der Klöster Fischbeck und Obernkirchen widersetzte sich der schaumburgische Adel, weshalb diese beiden 1566 in freie adelige Frauenstifte umgewandelt wurden, als die sie noch heute bestehen.
Bereits 1564 konnte die erste Kirchenvisitation vorgenommen werden. Der^Kommission gehörten an Johann von Lange, Joachim und Johann von Post, Christian von Landsberg, der Kanzler Johann Gogreve, der Sekretär Heinrich Krop und die Geistlichen Jakob Dammann, Eberhard Poppelbanm, Johann Vordemann, Pastor zu Hattendorf und Theodor Heidemann, erster lutherischer Prediger
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Extrahierte Personennamen: Anton Franz_Otto_von_Lüneburg Franz Otto Jakob_Dammann Otto Melanchthon Johann_von_Lange Johann Joachim Johann_von_Post Johann Christian_von_Landsberg Johann_Gogreve Johann Heinrich_Krop Heinrich Jakob_Dammann Eberhard_Poppelbanm Johann_Vordemann Johann Theodor_Heidemann
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Sarbeck, Strücken, Rumbeck (610 Einw.), Friedrichshöhe, Volksen,
Wöseberg, Wennenkamp, Friedrichswald und Goldbeck (562 Einw.).
Goldbeck liegt 3 Stunden von Rinteln und ist der südlichste und höchste
Ort im Kreise. Einzelne Gehöfte links der Weser sind: die Ellerburg, der
große Kroll, der kleine Kroll, Strüvensiek, Kehl, Ellerbruch und Maßberg.
— Auf dem rechten Weserufer liegen die Ortschaften Todenmann, ein
häufig besuchter Vergnügungsort, durch feine Kirschenzucht bekannt, Engern,
Ahe,'Kohlenstädt', Kleinenwieden, Westendorf mit der Westendorfer
Landwehr, wo sich eine Ziegelei befindet, Ostendorf und Rosenthal.
Einzelne Gehöfte sind: das v. Ditfurtsche Gut Dankersen, Groß- und
Klein-Neelhos, Brinkhof, Echtringhausen, die Domäne Coverden und
die Schaumburg. Bestimmung der Lage! — Südlich von Hohenrode liegen
die Ruinen der Hünenburg, die der Graf von Roden einst baute; auf dem
Wettanz hielt er Gericht.
In Möllenbeck gründeten im Jahr 896 eine vornehme Frau Hildburg, die Stifterin von S Kirchen, die
sie als ihre Töchter vorzustellen liebte, und der wendische Priester Volkhard ein Kloster, in dem »»versorgte
Frauen und Jungfrauen Aufnahme fanden. Zweimal bran»te das Kloster, das rasch emporblühte, nieder,
aber erst im 13. Jahrh. geriet es in Verfall. Da kaufte es 1444 der Augustinern,önch Hermann Buschke für
seinen Orden. In kurzer Zeit waren die zerfallenen Gebäude wieder hergestellt, nene Besitzungen wurden
erworben und die alten Gebäude später sogar erneuert und nach einer dritten Feuersbru»st von neuem voll-
endet. Nachdem das Kloster 1558 die Reformation hatte annehmen müssen, machte ihm der 30jährige Krieg
ein Ende. Auch das Dorf, das schon frühzeitig neben dem Kloster bestanden, veischwand. Hessen legte anf
den verwüsteten Klosterfeldern 1668 eine Kolonie an. die Höchte, das jetzige Hessendorf. Allmählich entstand
auch das Dorf Möllenbeck wieder; die Kirche wurde erst 1836 wieder hergestellt. Das ehenialige Borwerk des
Klosters wird verpachtet. Die Klostereinkünfte werden teilweise zur Unterstützung unbemittelter Studierender
verwandt.
B. Amts-Bezirk Oldendorf.
Derselbe umfaßt den östlichen Teil der südlichen Kreishälfte und hat
1 Stadt 21 Dörfer und einige Höfe mit 8 465 Einwohnern.
1. Der Sitz des Amtsgerichts ist Oldendorf. Die Stadt liegt nicht
weit vom rechten Weserufer an der Berliner Straße, 3 Std. von Rinteln.
Sie hat drei Thore, das Weser-, Oster- und Westerthor, eine zerfallene
Ringmauer und einen alten Stadtgraben. Oldendorf hat 1590 Einwohner,
deren Hauptnahrungsquelle Ackerbau ist; sie treiben aber auch Handel und
Gewerbe. Bekannt sind Oldendorfs Leinenhandel, seine Lohgerbereien und
seine Schuhwaren. Es giebt hier 2 v. Münchhausensche Rittergüter. Bei
dem Bahnhof steht die neue Zuckerfabrik Schaumburg.
Oldendorf wird früher, wie der Name besagt, ei» Dorf gewesen sein; bereits 1336 hatte es Stadtrechte.
Ein Kloster zu Minden legte darin den Paterhof an. zu dem außer einem kleinen Teil des Süntels auch
segelhorst gehörte. Im Jahre 1477 stiftete Graf Erich von Schaumburg ein Schwesterhaus, welches 1696 die
Stadt erwarb, um es zu einer Schule oder einem Armenhause einzurichten. Oldendorf war der erste Ort in
der Grafschaft, welcher die Reformation einführte. Im 30jährigen Kriege mußte es hart leiden. Früher lag
die Stadt dicht a» der Weser. Dieselbe teilte sich nämlich in zwei Arme und bildete eine Insel, zu der über
beide Arme Brücken führten. Während die Brücke über den linken Arni, die letzige Weser, spurlos verschwu»-
den und durch eine Fähre ersetzt ist, erinnern die 5 steinernen Pfeiler, die einen Steg tragen, noch an den
icchten Arm. Die Abdämmung desselben soll erst im vorigen Jahrhundert durch einen wohlhabenden Olden-
dorfer, »amen« Jost, bewirkt worden fein. Der Sage »ach soll „Jöstche»" in der Fischbecker Kirche begraben
liegen. ei habe aber im Tode keine Ruhe gefu»den und spuke nicht nur in der alten Weser und im Steinbrink,
sondern strecke stets ein Bein aus dem Sarge. Obgleich man den Sarg zugenagelt habe, sei der Deckel immer
wieder aufgesprungen und der verhängnisvolle Fuß von neuem herausgekommen.
2. Zu dem Amtsbezirke gehören die Kirchdörfer Großenwieden
(755 Ew.) mit einer Fähre, Segel Horst mit einer Brennerei, Krücke-
berg, Fischbeck (753 Ew.) mit einem adeligen Fräuleinstift und einer
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uralten schönen Kirche — und Fuhlen auf dem linken Weserufer, Oldendorf
gegenüber. Links der Weser merke ferner die Dörfer Heßlingen mit Klein-
Heßlingen, Friedrichshagen und Friedrichsburg. Zwischen Heslingen
und Friedrichsburg liegt die Egesdorfer Papiermühle. — Aus dem rechten
Weserufer liegen die Ortschaften Welsede (511 Ew.), Rohden mit einer
Papiermühle, Barksen, Zersen mit einer Pappmühle, Wickbolsen, Hö-
dingen, Bensen, Haddesen, Pötzen mit der Pötzer Landwehr und
Weib eck, der Pfarrort von Krückeberg; nicht weit davon liegt das Gut
Staue auf der Stauwiese. Wo liegen die Dörfer Langenfeld, Rochden
und Rannenberg und die Güter Bodenenger und Südhagen?
In Fischbeck gründete die fromme Helmburg 954 in dem damals schon
vorhandenen Dorfe ein weltliches Frauenstift. Später wurde dasselbe durch
den Abt von Korvei in ein Nonnenkloster umgewandelt. Sein früherer
Wohlstand sank im 15. Jahrb. fast bis zur Armut herab. Im I. 1485
nahmen die Nonnen, die bis dahin dem Benediktinerorden angehört hatten,
die strengere Regel des h. Augustin an. Nack Einführung der Reformation
wurde das Kloster in ein weltliches adeliges Fräuleinstift umgewandelt; darin
finden dürftige adelige Fräulein ein Unterkommen. Im 30jährigen Kriege
wurde es arg verwüstet. — In Friedrichsburg stand früher ein Nonnen-
Hostet' Egesdorf. Nachdem dasselbe 1555 abgebrannt war, richtete Otto Iv.
von Schaumburg hier einen Okonomiehof ein, an dessen Stelle 1778 die
jetzige Kolonie entstand.
C. Amts-Bezirk Obernkirchen.
Dieser Bezirk umschließt das Thal der Obernkircher Aue und den-Nord-
abhang des Bückebergs und enthält 1 Stadt, 19 Dörfer und 15 Höfe mit
8 225 Einwohnern.
1. Der Hauptort und Amtssitz ist Obernkirchen, eine Stadt am Nord-
westabhange des Bückebergs. Sie ist mit einer alten Mauer umgeben und
hat 2786 Einwohner. Dieselben treiben Landwirtschaft, Handel und Ge-
werbe oder ein Handwerk; sehr viele ernähren die nahen Sandsteinbrüche,
die Steinkohlenwerke und die beiden Glasfabriken Schauenstein und Neue-
Hütte. Bemerkenswerte Gebäude sind die Kirche, welche mit einer Reihe
kostbarer Grabmäler der Grafen von Schaumburg geschmückt ist, die dabei-
liegenden Stiftsgebäude u. a. Die Häuser, sowie die Grabdenkmäler des
Friedhofs zeugen von der Kunstfertigkeit der Bewohner der freundlichen
Stadt. Obernkirchen ist Sitz des Bergamts; das hier befindliche Stift hat
denselben.zweck als das Fischbecker.
Schon im 9. Jahrhundert wurde in Obernkirchen ein der h. Jungfrau
Maria geheiligtes weltliches Frauenstift gegründet. Die 936 hereingebroche-
nen wilden Horden der Ungarn zerstörten dasselbe und töteten viele Personen.
Die fromme Gräfin Merwinda führte die Gebände wieder auf, und nach
einem abermaligen Brande stellte ein mindischer Domherr dieselben wieder
her. Der Bischof Heinrich Iii. von Minden verwandelte das Stift im I.
1473 in ein . Kloster, das aber 1566 in das jetzt noch bestehende adelige
Fräuleinstift umgewandelt wurde. Neben dem Stift hatte sich schon früh
ein Dorf gebildet, das später zur Stadt erhoben wurde. Dieselbe wurde
1503 durch eine Feuersbrunst zerstört, 1536 durch eine aufrührerische Rotte
geplündert, im 30jährigen Kriege aber nicht weniger als 14mal geplündert.
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Extrahierte Personennamen: Krückeberg Otto C. Maria Maria Gräfin_Merwinda Heinrich_Iii Heinrich