1100 — 1517.
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der Kirche, wenn ihre Handelsinteressen nicht dadurch beeinträchtigt
wurden; gegen Bannbullen des Pabstes richteten sie ihrerseits
voll Kühnheit Achtserklärungen und erlaubten sich auf verschiedene
Weise die Abgesandten der Kirche durch Kränkungen und Mis-
handlungen zu verspotten, ihr Eigcnthum zu plündern, ja zu-
weilen selbst durch weltliche Macht kirchliche Handlungen zu
verhindern, um dergestalt die Geistlichkeit, durch Entziehung ihrer
Einkünfte, zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Allein als die deutschen
Kaiser anfingen, auf dem Wege der Gewalt ihre Forderungen
auf die Oberherrschaft in Italien geltend zu machen, wurden
die meisten lombardischen Städte welfisch gesinnt, da sie die
Eingriffe des Kaisers in ihre Gerechtsame mehr als die der
Kirche fürchten zu müssen glaubten. So trat 1167 der große
lombardische Bund gegen Friedrich Barbarossa zusammen.
Doch waren die Städte keineswegs unter einander einig und
wenn eine Stadt glaubte, irgend einen Haudelsvortheil vor den
andern gewinnen zu können, nahm sie keinen Anstand, die Sache
des Bundes zu verlassen. Die Verfassungen der Städte waren
anfangs zumeist aristokratisch, allein aus den Zünften der
Handwerker ging au manchen Orten eine demokratische Be-
wegung hervor, welche theils die Macht in die Hände des Volks
brachte, theils sic Tyrannen übergab. Die wichtigsten Han-
delsstädte im nördlichen Italien waren: Venedig, Genua
und außerhalb des lombardischen Bundes: Pisa.
Venedig. Als die Barbaren im 5ten Jahrhundert u. Ehr.
Norditalien verwüsteten, floh ein großer Thcil der Einwohner,
zum Theil aus dem zerstörten Aquileja nach den kleinen Inseln
an der Küste des adriatischen Meeres, woselbst sic vor den Bar-
baren, die keine Schiffe besaßen, sicher waren. Die Inseln
waren anfangs getrennt und bildeten kleine Staaten unter
Tribunen, allein sie'schlossen sich im Jahre 697 unter einem
republikanischen Oberhaupte, welches Doge genannt wurde, an
einander, und die Verfassung bildete sich nach und nach zu einer
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
1100—1517.
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Kirchenversammlung zu Pisa (1409) einen dritten Papst wählte
ohne die beiden andern zur Entsagung bewegen zu können.
Sigismund, als der höchste Beschützer der Kirche, wurde
von allen Seiten ersucht, eine allgemeine K irch cnversamm-
lung zu berufen, um eine vollständige Verbesserung des
Kirchcnwesens vorzubereiten und der Spaltung ein Ende
zu machen, welche die christliche Kirche in drei Theile, jeder
mit einem Oberhaupte die sich gegenseitig verketzerten, trenne.
So trat denn nun, unter großen Erwartungen die zahlreiche
Kirchenversammlnng in Konstanz, am Bodensee zusammen,
(1414—1418). Die Geistlichen der fünf Hauptnationen,
Deutsche, Italiener, Franzosen, Engländer, und Spanier faßten
den Beschluß, sämtliche drei Päpste abzusetzen und sprachen somit
aus, daß der Papst der vereinigten Kirche untergeben sei. Johann
H u ß, ein geachteter Lehrer an der Universität zu Prag, hatte voll
Eifers gegen die Mißbräuche der Kirche geredet und geschrieben.
Als der Kaiser ihm sicheres Geleite zugestanden hatte, fand er sich
in Konstanz ein, um seine Ansichten vor der Kirchenversamm-
lung zu vertheidigen, allein der freimüthige Reformator wurde
ins Gefängniß geworfen und als ein verhärteter Ketzer verbrannt
(1415). Ehe man nun zu der Kirchenverbesserung schritt, be-
schloß die Kirchenversammlung einen neuen Papst zu wählen,
was, den Einwendungen des Kaisers zum Trotze, auch geschah;
ein Kardinal wurde gewählt und-nahm den Namen Martin V
an. Vorsichtig schloß er Verträge mit einzelnen Nationen, um
der allgemeinen Kirchenverbesserung zu entgehen, welche die Macht
des Papstes zu schmälern drohte, und hob darauf 1418 die
Kirchenversammlung auf, welche somit, was die Hauptsache be-
traf, nichts ausgcrichtet hatte.
Allein die Treulosigkeit des Kaisers und das grausame Ver-
fahren der Kirche gegen Johann Huß , hatten einen Religionskricg
in Böhmen zur Folge, woselbst ein tapfrer Krieger Johann
Zi ska (der Einäugige) den Oberbefehl über die fanatische Par-
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Johann Johann Martin Johann_Huß Johann Johann
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470—1100.
fluß Hildebrandts auf die reiche Markgräfin Mathilde von
Toscana bald eine große Hülfe, indem sic den römischen Stuhl
sogar zum Erben ihrer Lande einsetzte.
Heinrich Iv , Kaiser von Deutschland (1056—1106)
hatte beim Papste um Scheidung von seiner Frau, welche er
gemißhandclt und durch ein anstößiges Leben verhöhnt hatte,
angehalten. Allein ein Kardinal brachte eine abschlägige Ant-
wort nach Deutschland. Hierdurch wurden die mit der Will-
kühr des Kaisers unzufriedenen Sachsen veranlaßt, den Papst
als den Verthcidiger des christlichen Rechts gegen die Tyrannei
zu betrachten. Der Papst ließ den Kaiser nach Rom entbieten,
um sich zu verantworten. In diesem gefährlichen Stadium er-
hielt Gregor Vii. die Sache, und als der Kaiser seinen kirch-
lichen Vorschriften nicht Folge leisten wollte, sondern vielmehr
diesen Tyrannen der Kirche sür abgesetzt erklärte, that er ihn in
den Bann; Deutschlands Reichsfnrsten und die Sachsen,
welche diese Gelegenheit ergriffen, um ihre verlorenen Freiheiten
wieder zu erwerben, erklärten, daß der Kaiser, als in den
Bann gethan, die Regierung nicht länger führen
könne; er sollte innerhalb eines Jahres sich die päpstliche
Lossprechung vom Banne erwerben, widrigenfalls man zu neuer
Wahl schreiten wolle. Nun sah sich der sonst so übermüthige
Kaiser gezwungen, mit einem kleinen Gefolge über die Alpen zu
reisen, um durch den Papst vom Banne befreit zu werden. Er
traf den Gregor in Canossa, in der Burg der Markgrafin
Mathilde, allein mußte in der elenden Kleidung eines Büßen-
den drei Tage im Schloßhofe warten, bis man ihn vorließ, und
erst nun wurde der gedemüthigte Kaiser vom Banne gelöst,
wogegen er versprechen mußte, sich den Forderungen der Kirche
zu fügen. Mittlerweile herrschten die größten Unruhen in
Deutschland, Neichsfürsten und Bischöfe kämpften im Innern
mit einander, und ein Gegenkaiser trat gegen Heinrich aus.
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Extrahierte Personennamen: Mathilde_von
Toscana Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vii Gregor Gregor Gregor Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Sachsen Rom Deutschlands Sachsen Canossa Markgrafin
Mathilde Schloßhofe Deutschland
104
1100-1517.
Indessen hatten die Ghibellinen in Deutschland Philipp
von Schwaben zum König gewählt und da er daran zweifelte,
die Komgzkrölle für seinen unmündigen Brudersohn erwerben zu
können, nahm er sie selbst. Die Welfen erklärten sich für den
fr ¡¡Hl Sohn Heinrichs des Löwen, Otto Iv. Die streitenden
Könige ersuchten den Papst um Schlichtung. Inno cenz konnte
nicht wünschen, die Kronen Neapels und Deutschlands auf
einem Haupte zu sehen: eine solche Macht würde von zwei Sei-
ten die Kirche und ihre Staaten mit Untergang bedrohen. Er
erklärte sich daher für Otto Iv. Dennoch war Phiupp von
Schwaben dem Siege nahe, als er durch einen Freund, den
er beleidigt hatte, 1208 ermordet wurde. Nun war Otto Iv.,
alleiniger König und erkaufte sich durch große Opfer vom Papste
die Kaiserkrone. Allein als Kaiser, an der Spitze des deutschen
Staates, war er genöthigt, seinen Eid geltend zu machen, wel-
chem zufolge er die Lehen einziehcn sollte, welche dem Reiche
abhanden gekommen waren. So gerieth er in einen heftigen
Streit mit Inno cenz, rücksichtlich des Testamentes der Mark-
gräfin Mathilde; denn der Kaiser und das Reich läugneten,
daß sie ein Recht habe, über deutsche Lehen zu verfügen. Nun
hielt Inno cenz es für nöthig, seine Zuflucht zu dem jungen
Hohenstaufen zu nehmen, der indeß unter seiner Obhut zu einem,
in allen Künsten und Wissenschaften der Zeit herrlich unterrichte-
ten, reich begabten Jünglinge geworden war; er sandte Fried-
rich von Neapel mit dem Golde der Kirche und ihrem Segen
über die Alpen, nachdem er ihm doch zuvor einen Eid abgenom-
men hatte, daß er als Kaiser Neapel und Sicilien als ein un-
abhängiges Königreich seinem Sohne überlassen wollte. Rom
schleuderte den Bannstrahl gegen Otto und es war, als ob das
Glück von ihm gewichen sei. Die Ghibellinen in Deutsch-
land standen gegen ihn auf. Anstatt seine Kräfte gegen seinen
jungen thätigen Gegner zu sammeln, hielt Otto Iv cs für
klug, den König von Frankreich, Philipp Ii August zu be-
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Extrahierte Personennamen: Philipp
von_Schwaben Philipp Heinrichs Heinrichs Otto Otto Otto_Iv. Otto_Iv. Otto Otto Philipp_Ii Philipp August
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Neapel Neapel Sicilien Deutsch- Frankreich