16
476-1100.
ihren Schiffen die Flüsse hinauf, plünderten Städte, Kirchen und
Klöster und mißhandelten die Einwohner, ohne daß ein irgend-
wie kräftiger Widerstand ihnen entgegengesetzt wurde. Unter
solchen Umständen erzwangen die Grafen, welche bisher nur kö-
nigliche Vasallen auf Lebenszeit gewesen waren, sich die Erblich-
keit ihrer Grafschaften und Karl der Kahle mußte eine Ver-
sicherung in dieser Rücksicht im Jahre feines Todes unterzeichnen
(877). Das französische Reich wurde unter seine Söhne ge-
thcilt.
Im vorhergehenden Jahre war sein Bruder Ludwig der
Deutsche gestorben (876). Von seinen Söhnen, welche das
deutsche Reich unter sich theilten, überlebte Karl der Dicke
seine Brüder und übernahm die Regierung ihrer Länder. Er
war schon früh zum Kaiser erwählt, und als Frankreichs Thron
im Jahre 884 erledigt war, wurde er auch zum König in die-
sem Reiche gewählt und vereinigte so unter seiner Herrschaft das
ganze Erbe Karls des Großen. Allein das Reich war im
Innern voll Spaltungen, und von allen Seiten von äußeren
Feinden bedroht oder angegriffen; der schwache und träge Kai-
ser hatte keine Macht. Sein feiges Benehmen beim Angriffe
der Normannen auf Paris (885). das glücklich vom Grasen
Odo. Herzog von Isle de France, vertheidigt wurde, veran-
laßtc seine Absetzung, sowohl in Deutschland (887) als in
Frankreich (888). Die französischen Vasallen wählten den Gra-
fen Odo zum Könige, die deutschen den Arnulf von Kärn-
tben, einen Brudersohn des abgcsetzten Kaisers (887).
Das karolingische Reich, das sich in innerer Zer-
splitterung und Auflösung befand, war in noch höherem Grade
von äußeren Gefahren bedroht. Im Süden wurde Frankreich
von den mahomedanischen Arabern, welche mächtige Reiche auf
der pyrenäischen Halbinsel gegründet hatten, angegriffen; die
Küsten wurden von den schrecklichen Normannen umschwärmt;
nördlich von Deutschland wohnten noch die halb heidnischen
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Deutsche Ludwig Karl_der_Dicke Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Paris Deutschland Frankreich Frankreich Deutschland
476—1 100.
51
Wilhelm der Eroberer (1066—1087) behandelte
zuerst die überwundenen Sachsen mit einiger Milde, denn da-
durch daß er die angelsächsische Bevölkerung in England be-
ruhigte, hoffte er um so viel unumschränkter über die Norman-
die und seinen normännischen Adel herrschen zu können. Allein
nach einem Aufstande der Angelsachsen ging er mit Strenge zu
Werke, so wie seine wilde und grausame Gemüthsart dies mit
sich führte: er ließ ganz England aufmessen, und theilte cs in
60,215 Theile, welche er als Lehen seinem normannischen Adel
schenkte und zwar so, daß er sich nicht bloß von den vornehm-
sten Vasallen, sondern auch von solchen, die diesen untergeordnet
waren, einen unmittelbaren Eid leisten ließ. Der angelsächsische
Adel behielt nur unbedeutenden Landbesitz und zwar abhängig von
dem normannischen Eroberer und seinem französisch redenden Adel,
der das Land mit seinen Burgen bedeckte. Große Strecken
Landes wurden um der Jagd willen verwüstet; strenge Jagd-
gesetze sicherten dem König und den normannischen Herren das
Jagdrecht. Wilhelm schrieb große Steuern aus, von welchen
auch der Adel seinen Theil als Kriegsschuld erlegen mußte; für
dieses Geld miethete er fremde Truppen, eine Garde, sowohl
gegen die Angelsachsen als gegen die Normannen.
Auch über die Kirche dehnte der ungestüme und kräftige
Eroberer seine Gewalt aus: er gab das Erzbisthum in Canter-
bury seinem Rathgeber und Beichtvater, dem gelehrten Lan-
sranc, der mit Kraft über die englische Kirche herrschte.
So war König Wilhelm der Erste so gut wie unum-
schränkter Herr in England: seine Macht über die Vasallen,
sein Einfluß auf die Kirche war viel größer als derjenige, den
die Könige von Frankreich und Deutschland besaßen.
Auf einem Kriegszuge, den Wilhelm gegen seinen Lehns-
herrn, den König Philipp I. von Frankreich unternahm, stürzte
der riesige Reiter mit dem Pferde und starb an den Folgen
seines Falles (1087).
4'
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen England England Canter- England Frankreich Deutschland
1100 — 1517.
93
der Kirche, wenn ihre Handelsinteressen nicht dadurch beeinträchtigt
wurden; gegen Bannbullen des Pabstes richteten sie ihrerseits
voll Kühnheit Achtserklärungen und erlaubten sich auf verschiedene
Weise die Abgesandten der Kirche durch Kränkungen und Mis-
handlungen zu verspotten, ihr Eigcnthum zu plündern, ja zu-
weilen selbst durch weltliche Macht kirchliche Handlungen zu
verhindern, um dergestalt die Geistlichkeit, durch Entziehung ihrer
Einkünfte, zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Allein als die deutschen
Kaiser anfingen, auf dem Wege der Gewalt ihre Forderungen
auf die Oberherrschaft in Italien geltend zu machen, wurden
die meisten lombardischen Städte welfisch gesinnt, da sie die
Eingriffe des Kaisers in ihre Gerechtsame mehr als die der
Kirche fürchten zu müssen glaubten. So trat 1167 der große
lombardische Bund gegen Friedrich Barbarossa zusammen.
Doch waren die Städte keineswegs unter einander einig und
wenn eine Stadt glaubte, irgend einen Haudelsvortheil vor den
andern gewinnen zu können, nahm sie keinen Anstand, die Sache
des Bundes zu verlassen. Die Verfassungen der Städte waren
anfangs zumeist aristokratisch, allein aus den Zünften der
Handwerker ging au manchen Orten eine demokratische Be-
wegung hervor, welche theils die Macht in die Hände des Volks
brachte, theils sic Tyrannen übergab. Die wichtigsten Han-
delsstädte im nördlichen Italien waren: Venedig, Genua
und außerhalb des lombardischen Bundes: Pisa.
Venedig. Als die Barbaren im 5ten Jahrhundert u. Ehr.
Norditalien verwüsteten, floh ein großer Thcil der Einwohner,
zum Theil aus dem zerstörten Aquileja nach den kleinen Inseln
an der Küste des adriatischen Meeres, woselbst sic vor den Bar-
baren, die keine Schiffe besaßen, sicher waren. Die Inseln
waren anfangs getrennt und bildeten kleine Staaten unter
Tribunen, allein sie'schlossen sich im Jahre 697 unter einem
republikanischen Oberhaupte, welches Doge genannt wurde, an
einander, und die Verfassung bildete sich nach und nach zu einer
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
1100—1517.
145
dem deutschen Reiche standen; durch mannigfache Unterdrückungen
strebte er darnach die geistlichen Herren dahin zu bringen, daß
sie sich seinen Wünschen fügten; er setzte Landvögte ein, um
das Volk zu knechten, und unter diesen tritt Geßlcr als der
grausame Unterdrücker der Schwytzer in der Sage hervor. Al-
lein dadurch vcranlaßte er, daß die drei Cantonc Schwytz,
Uri und Unterwalden zu einem Eidgenossenbunde zusammen-
traten, um ihre von den Vätern ererbte Freiheit zu vertheidigen
(1307). Wilhelm Teil, der in der Sage gepriesene Gründer
der schweizerischen Freiheit, rächte die Unterdrückung des Landvolks,
indem er Geßler tödtete; durch einen Aufstand des Volkes
wurden die österreichischen Landvögtc aus ihren Burgen vertrie-
den. Albrecht wurde von einem Verwandten (1308) ermor-
det, als er aus einem Zuge, um die sinkende Macht seiner Fa-
milie wieder aufzurichten, begriffen war.
Die deutschen Könige wählten Heinrich Vii von Luxem-
burg zum Könige (1308 — 1313). Als sein Sohn mit einer
böhmischen Fürstin vermählt wurde, gelang es ihm, den Sohn
mit Böhmen zu belehnen, wodurch die luxemburgischen Besitzun-
gen einen bedeutenden Zuwachs erhielten. Auf einem Zuge
nach Italien wurde er von einem Cardinal - Legate als Kaiser
gekrönt und versuchte die streitenden Welfen und Ghibellinen
unter seiner Herrschaft zu vereinen. Allein ein plötzlicher Tod
in Italien machte seinen Plänen ein Ende.
Nach seinem Tode wählte die habsburgisch - österreichische
Parthei Friedrich den Schönen (1314—1330), den zweiten
Sohn Alb rechts I. Allein die Parthei der Luxemburger
wählte den Herzog von Baiern Ludwig Iv (1314—1347).
Der Schweizer-Bund unterstützte Ludwig von Baiern.
Der älteste Bruder Friedrichs, Herzog Leopold, griff daher
den Eidgenossenbund an, allein ward bei Morgarten geschlagen
(1315), worauf die Kantone ihren Bund in Brunnen erneuer-
ten (1315). Friedrich selbst wurde geschlagen und von seinem
Bohrs Lehrb. der Gescb. des Mittelalters. 10
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Extrahierte Personennamen: Cantonc_Schwytz Wilhelm Albrecht Heinrich_Vii_von_Luxem- Heinrich Friedrich Friedrich Ludwig_Iv Ludwig Ludwig_von_Baiern Ludwig Friedrichs Leopold Leopold Friedrich Friedrich
148
1100—1517.
großen Entschluß: „Ich will Euch eine Gasse öffnen, lieben
Landsleute", sagte er; „sorgt für mein Weib und meine Kinder!'*
Er stürmte nun gegen die Oesterreicher vor, umfaßte mil seinen
Armen so viele Lanzen, als er greifen konnte und stürzte von
denselben durchbohrt nieder. Allein er hatte eine Gasse geöffnet,
so wie er es versprochen hatte: Die Schweizer drangen durch
die Oeffnung; die Ritter fielen unter den schweren Schlägen der
Hellebarden der Schweizer oder erstickten in der Hitze des Som-
mertages unter der schweren Rüstung. Das Blutbad wurde
noch größer, weil die Pferde weggeführt waren. Auch der Her-
zog Leopold wurde von einem Manne aus Schwytz erschla-
gen; die Niederlage war so vollständig, daß viele adliche Ge-
schlechter ganz erloschen. Der Bauer sagte: „Gott hat den über-
müthigen Trotz der adlichen Herrn gerichtet!"
Angesichts eines solchen Auflösungszustandes in Deulschtand
und den deutschen Staaten wuchs die Unzufriedenheit der Fürsten,
was die Gleichgültigkeit des Kaisers betraf. Ein Theil der Chur-
fürsten sprach daher die Absetzung des W e nzeslaus aus. Zuerst
wählte man Ruprecht von der Pfalz (1401 —1410) und
nach seiner ohnmächtigen Regierung den jüngeren Bruder Wen-
zeslaus's, Sigismund (1410 — 1437), der schon früher
durch seine Vermählung mit der Tochter Ludwigs des Großen,
Maria, König von Ungarn geworden war.
Sigismund richtete zuerst seine ganze Aufmerksamkeit auf
die Ordnung der kirchlichen Angelegenheiten.
Als der Papst Gregor Xi im Jahre 1378 in Rom,
woselbst er sich zum Besuche aushielt, gestorben war, wurden
die Kardinäle von den Römern gezwungen, aus der Stelle
einen neuen Papst zu wählen, und dieser blieb in Rom, al-
lein die Kardinäle flohen und wählten aufs Neue einen Fran-
zosen, der abermals in Avignon seine Residenz ausschlug.
Dergestalt war die Christenheit unter zwei Päpste getheilt und
die Gewissen kamen in so viel größere Verwirrung, als eine
Nmmaü
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Sigismund_( Ludwigs Maria Maria Sigismund Gregor_Xi Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Schwytz Deulschtand Ungarn Rom Rom Avignon
1100—1517.
149
Kirchenversammlung zu Pisa (1409) einen dritten Papst wählte
ohne die beiden andern zur Entsagung bewegen zu können.
Sigismund, als der höchste Beschützer der Kirche, wurde
von allen Seiten ersucht, eine allgemeine K irch cnversamm-
lung zu berufen, um eine vollständige Verbesserung des
Kirchcnwesens vorzubereiten und der Spaltung ein Ende
zu machen, welche die christliche Kirche in drei Theile, jeder
mit einem Oberhaupte die sich gegenseitig verketzerten, trenne.
So trat denn nun, unter großen Erwartungen die zahlreiche
Kirchenversammlnng in Konstanz, am Bodensee zusammen,
(1414—1418). Die Geistlichen der fünf Hauptnationen,
Deutsche, Italiener, Franzosen, Engländer, und Spanier faßten
den Beschluß, sämtliche drei Päpste abzusetzen und sprachen somit
aus, daß der Papst der vereinigten Kirche untergeben sei. Johann
H u ß, ein geachteter Lehrer an der Universität zu Prag, hatte voll
Eifers gegen die Mißbräuche der Kirche geredet und geschrieben.
Als der Kaiser ihm sicheres Geleite zugestanden hatte, fand er sich
in Konstanz ein, um seine Ansichten vor der Kirchenversamm-
lung zu vertheidigen, allein der freimüthige Reformator wurde
ins Gefängniß geworfen und als ein verhärteter Ketzer verbrannt
(1415). Ehe man nun zu der Kirchenverbesserung schritt, be-
schloß die Kirchenversammlung einen neuen Papst zu wählen,
was, den Einwendungen des Kaisers zum Trotze, auch geschah;
ein Kardinal wurde gewählt und-nahm den Namen Martin V
an. Vorsichtig schloß er Verträge mit einzelnen Nationen, um
der allgemeinen Kirchenverbesserung zu entgehen, welche die Macht
des Papstes zu schmälern drohte, und hob darauf 1418 die
Kirchenversammlung auf, welche somit, was die Hauptsache be-
traf, nichts ausgcrichtet hatte.
Allein die Treulosigkeit des Kaisers und das grausame Ver-
fahren der Kirche gegen Johann Huß , hatten einen Religionskricg
in Böhmen zur Folge, woselbst ein tapfrer Krieger Johann
Zi ska (der Einäugige) den Oberbefehl über die fanatische Par-
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Johann Johann Martin Johann_Huß Johann Johann
156
1100 — 1517.
und fand sich mit einem kleinen Gefolge in der burgundischen
Stadt Pcronne, wo Karl ihn erwartete, ein. Mittlerweile
brach jedoch in Lüttich ein blutiger Aufstand aus; französische
Sendlinge hatten das Volk aufgewiegelt. Der Herzog ent-
brannte in Zorn und Ludwig hatte Ursache für sein Leben zu
zittern; doch gelang es ihm einige der Rathgeber Karls zu be-
stechen und der Herzog begnügte sich damit, seinen treulosen
Lehnsherrn mit nach Lüttich zu nehmen, damit er Zeuge der
Bestrafung der Aufrührer sei.
Später erwarb Karl durch Kauf und durch Waffengewalt
das reiche Land Geldern; seine hochfliegenden Pläne gingen
darauf aus. das alte Königreich Burgund wiederherzustellen
und sich vom Kaiser, im Namen des deutschen Reiches zum
Oberherrn über Savoyen, die Schweiz. Dauphine und Pro-
vence. sämmtlichbestandtheile des alten Königreichs Arelat. ein-
setzcn zu lassen; er vereinigte sich mit dem Herzoge Franz von
Bretagne und mit seinem Schwager König Eduard Iv von
England. Allein Kaiser Friedrich Iii fürchtete die wachsende
Macht Burgunds und entzog sich auf listige 'Wîise der Krö-
nung, welche er bereits versprochen hatte.
Schon mehrere Jahre hindurch hatte sich Karl der
Kühne mit den Schweizern um einige habsburgische Besitzun-
gen gestritten, welche er als Pfand für eine Geldsumme empfing,
die er dem Erzherzoge von Oesterreich geliehen hatte. Ludwig
Xi trat als Vermittler zwischen dem Eidgenossenbunde und
Oesterreich auf und bald bildete sich ein mächtiger Bund, bestehend
aus den Schweizern, den süddeutschen Fürsten und
Städten, dem Kaiser Friedrich Iii und Ludwig Xi
gegen den burgundischen Herzog. Friedrich Iii trat jedoch in
der Hoffnung aus dem Bunde, eine Vermählung zwischen seinem
Sohne Maximilian und Maria, der Erbin zu Burgund, zu
Stande bringen zu können; Ludwig Xi schloß mit dem Her-
zoge einen Waffenstillstand aus Furcht vor Eduard Iv. der
m
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Ludwig Ludwig Karls Karl Karl Franz_von
Bretagne Franz Eduard_Iv_von
England Eduard Friedrich_Iii Friedrich Karl_der
Kühne Karl Ludwig
Xi Ludwig Friedrich_Iii Friedrich Ludwig_Xi Ludwig Friedrich_Iii Friedrich Maximilian Maximilian Maria Maria Ludwig_Xi Ludwig Eduard_Iv Eduard
Extrahierte Ortsnamen: Karls Burgund Burgunds Oesterreich Oesterreich Burgund
7
158
1100-1517.
Schweizer führten dem Herzoge von Lothringen, der sich wie-
der in den Besitz seines Landes gesetzt hatte, Hülfstruppcn zu,°
bei Nancy kam cs wieder zum Kampfe mit dem burgundischen
Heere (1477). Herzog Karl wurde geschlagen und verlor selbst
das Leben.
Karl hinterließ keinen Sohn, der ein Recht gehabt hätte,
das französische Lehn Burgund zu übernehmen, Ludwig Xi
beeilte sich daher es einzuziehen. Allein des Herzogs Tochter
Maria war die Erbin der übrigen Besitzungen ihres Vaters;
wenige Monate nach der Schlacht bei Nancy heirathctc sie mit
Genehmigung der niederländischen Stände den Sohn Kaiser
Friedrichs, Maximilian, und brachte dem habsburgischen Hause
die reichen Niederlande als Heirathsgut zu. Ludwig suchte ver-
gebens Maximilian das burgundische Erbe streitig zu machen;
der Krieg, den er anfing, endete mit dem Frieden in Arras
(1482), die Bedingungen waren, daß die Tochter Maximilians,
wenn sie erwachsen sei, den französischen Dauphin Karl (später
Karl Viii) hcirathcn und dem Dauphin als Mitgift die Franche-
Comte und Artois zubringen sollte.
Gegen das Ende seines Lebens hatte Ludwig sich seinem
Ziele genähert: er hatte die Macht der Vasallen ge-
brochen ohne den dritten Stand zu heben, dem er nur
schmeichelte, wenn er seiner Hülfe bedurfte; er schrieb eigen-
mächtig Steuern aus oder erhöhte sie. Er hatte seine
Macht befestigt, dadurch daß er seinen Thron mit einer Leib-
wache schweizerischer Miethstruppen umgab; denn dieses
Volk hatte sich wegen seines Muthes und seiner Ausdauer in
den Freiheitskämpfen einen kriegerischen Ruf in ganz Europa
erworben und bald wurden die Schweizer in fremdem Solde die
Handlanger der Despotie und des Ehrgeizes.
Karl Viii (1483—1498) folgte, als er noch ein Knabe
war, seinem Vater auf dem französischen Throne. Jndeß war
die Gattin Maximilians, Maria von Burgund gestorben
■¡¿mm
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Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Burgund Friedrichs Arras Maximilians Europa
162
1100—1517.
bewahrten ihre große Macht, ohne daß sie von der Krone ge-
schmälert worden wäre.
Das Königreich Granada wurde im Jahre 1492 nach
einer hartnäckigen Belagerung von Ferdinand und Jsabella ero-
bert; traurig verließen die Mauren ihren letzten Besitz im schönen
Spanien. Nun gehorchte die ganze pyrenaische Halbinsel, Por-
tugal und Navarra ausgenommen, Ferdinand und Jsabella. Und
Spanien hatte mit Eifer und Kühnheit an den großen Entdeckungen
theilgenommen, welche ihr Ziel an jener Seite des unbekannten
Weltmeeres suchten und bald Spanien zum reichsten Handels-
staatc machen sollten; denn unter dem Schutze Ferdinands und
Isabellas segelte der Entdecker Amerika's aus einem Hafen An-
dalusiens aus.
Entdeckungen der Portugisen und Spanier in den
Weltmeeren.
Die Portugisen hatten den Kampf mit den Mauren
nach der Nordküste Afrikas hinübergespielt; auf die Weise be-
kamen sie Lust diesen Welttheil näher kennen zu lernen; denn
bis dahin war die Schiffahrt nicht über das Cap Non hinaus-
gckommen. Bald vereinigte sich mit diesem Wunsche die Hoff-
nung, einen Seeweg nach Indien zu finden, um sich dann des
reichen asiatischen Handels bemächtigen zu können, dessen Ausbeute
viel vortheilhafter sein mußte, wenn man die beschwerlichen Land-
wege umgehen könnte und den Borthcil selbst behielte, den die
an denselben wohnenden Völkerschaften aus dem Landhandel zo-
gen. (p. 96 Anm.) Vorzüglich der portugiesische Prinz Hein-
rich, der Seefahrer genannt, ein Sohn Johanns 1 leitete mit
großem Eifer, mit für jene Zeit gründlichen Kenntnissen in der
Geographie und Astronomie von seinem Aufenthaltsorte in Al-
garvien aus die Unternehmung der Portugisen zu diesem
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Jsabella Ferdinand Jsabella Ferdinands Isabellas Johanns Johanns
1100-1517.
179
vermehrte die Freiheiten der Städte und stiftete die Universität in
Fünskirchcn. Seine ältste Tocbter Maria, welche ihm auf
dem Throne Ungarns folgte, vermählte sich mit Sigismund aus
dem böhmisch-luxemburgischen Hause, dem späteren deutschen Kai-
ser, und übertrug ihrem Manne die Regierung (1387). Sigis-
munds gewaltsames Verfahren gegen den ungarischen Adel, seine
unglücklichen Kämpfe gegen die osmannischen Türken, an welche
er die Schlacht bei Nikop olis verlor (1396) und seine Theil-
nahme an den deutsch-böhmischen Angelegenheiten, machten seinen
Einfluß in Ungarn zu einem unbcdeuienden. Sein Schwieger-
sohn Albrecht von Oestreich (1437 — 1439) war sein
Nachfolger in Ungarn und seinen übrigen Reichen. Allein als
er früh starb, und seine Gcniahlin erst nach seinem Tode einen
Sohn gebar, während die osmannischen Türken die Grenzen
des Reiches stets bedenklicher bedrohten, so glaubten die Ungarn
dem unmündigen Kinde den Königstitel nicht übertragen zu dür-
fen, und wählten daher den polnischen König Ladislaus Iii
(5ten). Er fiel in der Schlacht bei Varna (1444).
Alb rechts unmündiger Sohn, Ladislaus Vi (Post-
humus) trat nun, unter der Vormundschaft seines Vetters, Kai-
ser Friedrichs Ui die Regierung in Ungarn an, während
Ungarn vom Woiwoden von Siebenbürgen, Johannes Hun-
nyadcs, der sich durch Klugheit und Tapferkeit aus niederem
Stande zum höchsten Range unter den ungarischen Magnaten
emporgehobcn hatte, verwaltet >rurde. Die Regierung Ladis-
laus Vi wurde durch beständige Kämpfe mit den Türken be-
zeichnet; sie eroberten Konstantinopel (1453), allein B clgrad,
das vom Hunnyades hcldenmüthig vcrthcidigt wurde (1456),
blieb noch für einige Zeit das Bollwerk der Christenheit gegen
die osmannischen Waffen.
Nach dem Tode Ladislaus Vi wählten die Stände
Ungarns den fünfzehnjährigen Sohn des Johannes Hunnyades,
Matthias Corvinus, zum Könige (1457—1490); in
Böhmen wurde Georg Podibrad (s 1471) gewählt; die
östreickifchen Besitzungen fielen dem Kaiser Friedrich Iii zu.
Matthias Corvinus kämpfte glücklich gegen die Tür-
ken, gegen Böhmen und gegen den Kaiser Friedrich Iii. Durch
ein stehendes Heer auch im Innern mächtig, hielt er den Adel
im Zaume und regierte, trotz der strengen Handfeste, welche er
unterschrieben hatte, willkührlich. Allein er benutzte seine Macht, um
Handel und Ackerbau zu befördern °, selbst ine wissenschaftlich ge-
bildeter Mann, rief er fremde Gelehrte in's Land, begünstigte
12*
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Sigismund Albrecht_von_Oestreich Albrecht Ladislaus Ladislaus Friedrichs Johannes_Hun- Ladislaus Johannes_Hunnyades Matthias_Corvinus Georg_Podibrad Friedrich_Iii Friedrich Matthias_Corvinus Friedrich_Iii Friedrich