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Landeskunde der Provinz Schleswig-Holstein.
Iii. Die Ostsee und die Ostseeküste.
1. Das Antlitz der Halbinsel ist der Ostsee zugewandt. Die Ostsee oder das
Baltische Meer ist als die niedrigste Stelle des östlichen Teiles des norddeutschen
Tieflandes anzusehen. Ihr Boden ist bedeckt mit Geschiebeton und Steinen aus der
Eiszeit, so daß sie mit Schleppuetzeu kaum zu befischen ist. Sie ist etwa 3/4 so groß
als das Deutsche Reich. Die mittlere Tiefe beträgt etwa 70 in, doch ist sie in ihrem
westlichen Teil viel flacher; eine der tiefsten Stellen der westlichen Ostsee westlich
von der Linie Fehmarn—laaland ist tief innen im Kieler Hafen nahe an der Düsteru-
brooker Allee 32 m. Ter starke Zufluß vou Süßwasser, der deu Verlust durch Ver-
dunstung übersteigt, hat ein Abfließen der oberen Wasserschicht ins Kattegatt zur
Folge; eine entgegengesetzte Unterströmung ist wohl vorhanden und führt schweres,
salzhaltiges Ozeanwasser hinzu, sie ist aber bei der geriugeu Tiefe der Meerstraßeu
nicht vou großem Einfluß. So ist denn der Salzgehalt nur gering, an der holsteinischen
Küste 0,7%, im Sund 0,9%, im Großen Belt 1,3%.
Wegen der Enge der Zugänge und der großeu Entfernung vom Ozean sind die
Gezeiten (Ebbe und Flut) so gut wie gar nicht wahrnehmbar. Dagegen sind die
Winde vou großem Einfluß auf den Wasserstand an der Küste.
Hochwasser an: 13. November 1872; der höchste Stand des Wassers ist noch jetzt
durch Marken in Städten und Dörfern angegeben.
Die Bedeutung, die die Ostsee einstmals zur Zeit der Hause im Weltverkehr
hatte, ist dahin. Doch ist sie für den Handelsverkehr immer noch von Wichtigkeit.
Der Kaiser-Wilhelm-Kanal hat die Verbindung mit den westlichen Ländern wesent-
lich verkürzt und erleichtert. Außerdem ist der Fischfang eine wichtige Erlverbs-
quelle für die Küstenbewohner. Groß ist auch die Zahl der Bäder, die jährlich
Tausende an den Strand locken.
2. An der Ostseeküste Deutschlands unterscheidet man eine Haffküste (Preußen),
eine Boddenküste (Pommern und Mecklenburg) und eine Fördenküste. Die
Fördenküste beginnt bei der Lübecker Bucht und erstreckt sich bis zur Nordspitze Jüt-
lands. Die Förden haben eine breite Mündung und spitzen sich landeinwärts zu.
Sie sind anzusehen als uuter dus Meer getauchte Flußtäler, so die Kieler Förde
als das Urstromtal der Eider; die Schlei und die Haderslebener Förde gewähren
wie der Lim-Fjord in Jütland noch jetzt das Aussehen von Flußläufen. Die Förden
sind zum Teil recht tief, da keine Anschwemmungen von Flüssen möglich sind, und
bieten deshalb ausgezeichnete Häfen, da sie ferner auch durch die Moränenwälle
gegen die vorherrschenden Westwinde geschützt sind. Charakteristisch bei den Förden
sind noch die Noore, kleine abgeschnürte und nur durch schmale Arme mit deu
Förden verbundene Gewässer: das Windebyer Noor bei Eckernförde, das Selker
Noor an der Schlei, das Nübel - Noor an der Flensburger Förde. Es folgen von
S nach N die Lübecker oder Neustädter Bucht, die Hohwachter Bucht, die
Kieler Förde, die Eckernförder Bucht, die Schlei, die Förden von Flens-
bürg, Apenrade und Hadersleben.
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Iv, Ortskunde. — V. Klima.
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der marmorne, von dem Ratsherrn Fredenhagen 1697 geschenkte Hochaltar, an der
Rückseite die astronomische Uhr, Totentanz, zwei Gemälde von Overbeck (geb. 1789
zu Lübeck) und viele andere. Die turmlose Katharinenkirche; die anstoßenden
Klostergebnude sind zur Reformationszeit für das Gymnasium verwandt. Daß in
Lübeck keine den: heiligen Nikolaus, dem Patron der Schiffer, geweihte Kirche
vorhanden ist, erklärt sich daraus, daß der Dom nach einer alten Inschrift auch
dem heiligen Nikolaus gewidmet war.
Das Rathaus am Markt, im 13. und 14. Jahrhundert erbaut, ist in den letzten
Jahren in musterhafter Weise restauriert. Laubengänge. Audienzsaal, Kriegsstube,
Ratskeller.
Das Hospital am Geibelplatz, aus dem 13. Jahrhundert. — Gegenüber
das Haus der Schiffergesellschaft, das Zunfthaus der Seeschiffer. Das St.-
Johanniskloster an der Johannisstraße. Von den Bürgerhäusern des alteu Lübeck
habeu sich noch manche charakteristische Bauten erhalten.
Über deu Kanal führen die Mühlenbrücke, die Hüxtertorbrücke, die Burg-
torbrücke und unmittelbar an der Kanalmündung zwei Hnbbrücken.
Zur Befestigung der Stadt diente am rechten Traveufer und an der Wakenitz
eine mit Türmen versehene Mauer und im 3 und W der Stadt ein Festungswall.
Seit den: Beginn des 19. Jahrhunderts hat Lübeck aufgehört eiue Festung zu sein.
Von den Wällen wurde seit dem Beginn der Eisenbahnbauten 1849 ein großer Teil
niedergelegt, ein Teil ist geblieben und bildet jetzt die Wallaulageu. — 3 Vorstädte:
St. Gertrud vor dem Burgtor und im 0 der unteren Wakenitz, St. Jürgen vor
den: Mühlentor, St. Lorenz vor dem Holstentor, nach alten Kapellen genannt.
2. Das Landgebiet.
Travemünde, 2000 E., 16 km von Lübeck, an der Mündung der Trave,
an ihrem linken Ufer, kam 1329 in den Besitz Lübecks. Seebad. ' Zahl der
Badegäste 1908: 8500. Von der Gneversdorfer Mühle, 37 in, schöne Über-
sicht über die Travemünder Bucht. Strandweg auf dem hohen Brodtener Ufer
nach Niendorf. Fähre über die Trave nach dem Priwall. — Schlutup, 1700 E.,
rechts an den: hohen Ufer der Trave, Fischfang und Fischräucherei. Gegenüber bei
Herrenwyk großes Hochofenwerk. — Jsraelsdorf, 5 km nördlich von Lübeck, fast
ganz von Wald umgeben, besuchter Vergnügungsort. — An der Trave oberhalb
Lübecks: Moisling, 1200 E., am rechten Ufer; bis 1848 durften im Lübecker Staat
nur hier Juden wohnen. Gut Weißenrode an der Lübeck—hamburger Bahn
mit Niendorf und Reeke. — An dem Elbe—trave-Kanal: Genin, Büssau mit
Schleuse, Cronssorde, slawisches Runddorf, Crummeffe, von dem der größte
Teil mit der Kirche zu Lauenburg gehört, Schleuse.
V. Klima.
Das Klima ist von dem Schleswig-Holsteins nicht verschieden, s. S. 35f. Die
mittlere Jahrestemperatur beträgt 8° 0, doch zeigen die einzelnen Jahre bedentende
Schwankungen, 1902: 6,8°, 1906: 8,7° C. Der kälteste Monat, der Januar, hat
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