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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
194
Hier erblickte man den König wie gänzlich umgewandelt. Nichts mehr
von kriegerischem Aufzuge; keine Galgen mehr, zum Schreck und Hohn des
Adels aufgerichtet. Den König begleitete eine Dienerschaft von 24 Personen,
Während der Herzog sich nur mit einer Bedeckung von einigen Hundert Kriegs-
leuten hingetraute. Die beiden Herren sahen sich indeß zu Bordesholm
nur selten von Angesicht zu Angesicht; sie unterhandelten meistens durch
Gesandte. Es kam aber doch ein Vergleich zu Stande. Der König entsagte
dem Belehnungsrecht für Holstein und erkannte die Neutralität der beiden
Herzogthümer während des Krieges zwischen Dänemark und Lübeck an;
auch wurde festgesetzt, daß- über Prälaten und Ritterschaft von keinem
der beiden Fürsten allein, sondern nur von beiden gemeinschaftlich Gericht
gehalten werden dürfe.
Mit schwerem Herzen nahm Christian von feinem Vaterbruder Abschied
und bat ihn, er möge das Recht, nicht die Waffen zwischen ihnen Beiden
entscheiden lassen; er würde es für ein großes Unglück erachten, mit ihm in
'Krieg verwickelt zu werden. Gleichwohl konnte er seinen Hang zu Gewalt-
thätigkeiten auch in Schleswigholstein nicht ganz bezwingen. Auf seinem
Rückwege nach Dänemark' sprach er in Flensburg über einen Adeligen,
v. Ahlefeld, ein einseitiges Urtheil, obwohl der Bordesholmer Vertrag das
ausdrücklich untersagte. Einen Schein des Rechtes hatte freilich Christian
für sich; denn der Vergleich war noch nicht untersiegelt. Weiter kränkte er-
den Herzog dadurch, daß er das gemeinschaftliche Archiv im blauen Thurm
zu Segeberg erbrechen ließ. Der Propst von Odensee und der Amtmann
von Segeberg brachen auf Befehl des Königs von oben durch das Dach in
den Thurm, nahmen heraus, was ihnen gefiel, und führten es mit sich fort.
Was noch für den König nützen konnte, ward aufgehoben, das Uebrige, vier-
bis fünfhundert Jahre alte Urkunden, wurde den Flammen übergeben.
Als Christian wieder in Kopenhagen ankam, war Schweden schon fast
ganz in Gustavs Gewalt. Die Lübecker hatten Bornholm angegriffen und
verwüstet, Helsingör genommen und in Asche gelegt. Jetzt lag die feindliche
Flotte vor der Hauptstadt. Da bot Christian 10,000 Bürger und Bauern
zum Schutze Seelands auf. Als er seine Truppen vor der Stadt musterte,
spazierte auch Siegbritt mit ihrem Kammermädchen aus dem Thor, um
die Musterung mit anzusehen. Am Peblingteich begegneten ihr zwei be-
soffene Bauern. Kaum hatten die beiden Bauern die verhaßte Siegbritt
erkannt, so rief der eine: „Da ist sie, die den König regiert! Nun soll sie
ihren Lohn haben!" Mit diesen Worten ergriffen sie die beiden Damen,
gaben ihnen einige Püffe und warfen sie in den nahen See. Glücklicher-
weise wurde der König noch zu rechter Zeit von dem Unfall seines Ministers
benachrichtigt. Er eilte dahin, fand sie ziemlich von Schlägen zugcrichtet
und halb ertrunken, doch außer Lebensgefahr. Die Damen setzten sich auf
einen Wagen und fuhren in die Stadt zurück. Die Uebelthäter wurden
verfolgt, ergriffen und Hingerichtete. Warum hatten sie nicht auch ihr Werk
gleich ganz gethan? Als Siegbritt in die Stadt zurückfuhr, kam sie in neue
Gefahr. Einige Rothschilder Soldaten standen am Thor und schossen auf
sie; dennoch kam die Alte unbeschädigt in ihr Haus. Aber sie wußte nun,
daß nicht bloß der Adel und die Geistlichkeit ihren Haß auf sie geworfen
hatten.
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Extrahierte Personennamen: Christian Christian Christian Gustavs Christian
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150
sonen männlichen Geschlechts wurden getödtet, die Weiber als Gefangene
fortgeschleppt, Häuser und Hütten geplündert und verbrannt. Die Burg
Glambeck mußte sich ergeben und erhielt eine dänische Besatzung. Zur
Wiederbevölkerung der verheerten Insel wanderten, vermuthlich vom König
eingeladen, Anbauer aus Dithmarschen ein.
Auch in den nächsten Jahren ward bald zu Lande, bald zu Wasser
gekämpft, abwechselnd auch wohl unterhandelt; aber alle Kämpfe und
Unterhandlungen blieben erfolglos. Da nahm Erich einmal wieder seine
-Zuflucht zu seinem Vetter, dem Kaiser Siegmund. Zufolge einer kaiserlichen
Ladung, die er wahrscheinlich selbst ausgewirkt hatte, begab er sich mit ge-
ringem Gefolge und vierzig Pferden auf den Weg nach Ofen in Ungarn,
wohin der Kaiser von Deutschland und König von Ungarn, der gefällige
Siegmund, auch Erichs Gegner beschieden hatte.
Herzog Heinrich beeilte sich nun, auf dem Felde von Bornhöved seinen
Landtag zu berufen, um mit demselben über die Ladung des Kaisers Raths
zu pflegen (im Mai 1424). Der Bischof von Lübeck theilte den Herren
und der Versammlung der holsteinischen Stände mit, daß der Kaiser/mit
welchem er schon früher, als er noch Geheimschreiber des Kaisers gewesen,
über diese Sache gesprochen habe, durchaus nicht die Absicht habe, die Herzöge
erblos zu machen, sondern nur suchen werde, den Streit im Norden gütlich
beizulegen. Einer der herzoglichen Räthe stellte vor, daß die Herzöge wegen
des Hussitenkrieges in Böhmen nicht einmal eine sichere Straße nach
Ungarn hätten, daß deutsche Reichsfürsten nicht verpflichtet seien, außerhalb
Deutschlands vor dem Kaiser zu erscheinen und daß Siegmund ein naher
Anverwandter des Königs von Dänemark sei. „Wenn mein Rath gelten'
sollte," setzte er hinzu, „so müßt Ihr nicht dorthin ziehen, sondern Euch von
dem Kaiser aus den Papst berufen, und ich zweifle nicht, daß dieser sich Eurer
Sache annehmen wird." Aber die Ansicht des Bischofs, der die guten Ab-
sichten des Kaisers kennen wollte, fand den meisten Beifall. Heinrich sandte
nicht nur seine Bevollmächtigten, den Bischof von Lübeck und einen lübschen
Domherrn, nach Ofen, sondern ging auch selbst dahin ab.
Allein in der ungarischen Hauptstadt angelangt, fand er nicht, wie er es
erwarten durfte, deutsche Fürsten, sondern ungarische Edelleute als Richter
vor. Die Sache des Dänenkönigs führte Erich von Krummendiek, der
frühere Vormund der jungen Herzöge; denn König Erich machte eben einen
Abstecher nach dem heiligen Lande. Heinrich vermied den Anblick des ver-
haßten Erich von Krummendiek, der es im Königsdienst schon bis zum
Reichshofmeister gebracht hatte, und ließ im Voraus durch seine Gesandten
gegen das kaiserliche Erkenntniß protestiren. Von einer zahlreichen Ver-
sammlung ungarischer Edelleute umgeben, vernahm König Siegmund am
28. Juni in dem großen Gemache der Burg von Ofen den Protest des her-
zoglichen Bevollmächtigten und erkannte: „daß ganz Südjütland mit Schles-
wig, Gottorf, dem dänischen Walde, Nordfriesland und der Insel Alsen
der dänischen Krone eigentümlich zugehöre/ daß König Erich unverzüglich
in den Besitz dieser Lande gesetzt werden solle, und daß den „Grafen" durch-
aus kein Recht auf dieselben zustehe." — Um dies Urtheil zu mildern und
den Herzog zur Annahme zu bewegen, soll Siegmund ihm als freie Gnade
des Königs, 300,000 Mark und die Insel Laaland für die Abtretung Schlcs-
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Extrahierte Personennamen: Erich Siegmund Siegmund Heinrich Heinrich Siegmund Heinrich Heinrich Erich_von_Krummendiek Erich Heinrich Heinrich Erich_von_Krummendiek König_Siegmund Erich Siegmund
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
208
Dithmarschen. Er wäre jetzt gern gleich ans Werk gegangen, die Bauern
zu unterwerfen; allein der biedere, friedliebende Christian war entschieden
dagegen, und so mußte er vorläufig davon abstehen.
Aber das schöne Land, wo einer auswärtigen Sage nach die Schweine
aus silbernen Trögen fraßen, einmal ordentlich zu beschauen, das konnte
ihm der königliche Bruder nicht wehren. Er ging also unter einem an-
genommenen Namen nach Dithmarschen, um die Stärke des Landes und
Volkes kennen zu lernen und die Lage und Besestigungsweise der Oerter
auszukundschaften, und war so sein eigner Kundschafter. Das hätten die
Dithmarscher nur wissen sollen. Sie erfuhren es aber erst, als er ihr Land
im Rücken hatte, und schalten ihn nun laut und öffentlich einen Spion, einen
armen Schlucker, der nach fremdem Gut trachte, da er das Seine ver-
than u. s. w. Das diente wieder nicht dazu, die Gefahr abzuwenden. Der
stolze Herzog ward nur noch mehr erbittert und drang abermals in seinen
königlichen Bruder. Aber Christian schlug noch einmal sein Begehren ab.
Da beschloß Adolf, allein das Werk zu beginnen, und warb Mieths-
truppen an; aber Christian trat ihm entschieden entgegen, und der Herzog
mußte, obwohl mit Ingrimm, sein Gelüste zügeln.
Kaum aber hatte Christian Iii. in Kolding seine fromme Seele aus-
gebaucht und sein Sohn Friedrich Ii. den väterlichen Thron bestiegen, so
nahm Adolf seinen Lieblingsplan wieder auf. Er nahm auf dem Kieler
Umschlag, also unmittelbar nach dem Tode des Bruders, Gelder auf, reiste
im Frühjahr selbst zum Herzog von Braunschweig und ließ durch einen
holsteinischen Edelmann Miethstruppen in Sold nehmen. Alles wurde aufs
geheimste getrieben, theils um die Dithmarscher zu überrumpeln, thcils um
seinen Bruder Johann zu Hadersleben und den jungen König Friedrich Ii.
nicht zu allarmiren.
Dennoch argwöhnte Heinrich Ranzau, der Statthalter über den
königlichen Antheil der Herzogtümer, den Anschlag des Herzogs, und be-
nachrichtigte seinen Vater, den greisen Feldmarschall des Königs, jenen
Johann Ranzau, der als achtjähriger Knabe den Dithmarschern Rache
geschworen hatte. Der alte Ranzau machte dem Herzog die nachdrücklichsten
Vorstellungen, und Adolf suchte nun auch diesen in sein Interesse zu ziehen.
Allein der alte Haudegen erklärte, er verehre alle drei Landesherren als
»seine Fürsten und werde ohne die Einwilligung Aller nichts gegen ein Land
thun, an das sie Alle gleiche Ansprüche hätten; bei einem gemeinschaftlich
beschlossenen Kriege werde er nicht fehlen.
Adolf hätte zwar am liebsten allein das Werk angefaßt; um aber nicht
die Eifersucht seines Bruders und Neffen zu wecken, gab er doch den Vor-
stellungen des alten Ritters Gehör und erklärte sich bereit, Dithmarschen mit
ihnen zu theilen, wenn sie den Krieg auf gemeinschaftliche Kosten unternehmen
wollten. Zu diesem Zweck ward eine Zusammenkunft der drei Fürsten in
Nortorf verabredet. Auf dieser Zusammenkunft ward am 28. April 1559
ein gemeinschaftlicher Angriff- auf Dithmarschen beschlossen. Ein Heer von
20,000 Kriegern ward zusammengezogen, der alte, kriegserfahrene Ranzau
-übernahm, obgleich er nur ein Bein> einen Arm und ein Auge hatte, den,
Oberbefehl, und die drei Fürsten erließen am 18. Mai von Hohenwestedt
aus eine Kriegserklärung gegen Dithmarschen, die den Achtundvierzigern
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Extrahierte Personennamen: Christian Christian Adolf Adolf Christian Christian_Iii Friedrich_Ii Friedrich Adolf Adolf Johann Friedrich_Ii Friedrich Heinrich_Ranzau Heinrich Johann_Ranzau Johann Adolf Adolf Adolf Adolf
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
222
bürg ergaben sich. Nur die von Christian angelegten Festungen Kremp e
und Glückstadt hielten sich noch. Jetzt ward auch Herzog Friedrich ge-
zwungen, des Königs Partei zu verlassen; er mußte eine Summe Geldes
bezahlen und das Elderstedtsche einigen kaiserlichen Truppen zum Winter-
quartier einräumen.
Die kaiserliche Armee brach nun wie eine Fluth in Schleswig und
Jütland ein; was Christian gehörte, ward besetzt, Friedrichs Antheil ward
ihm zurück gegeben.
Im folgenden Jahr, 1628, ward Stade erobert, und es kam die Reihe
an Krempe und Glückstadt. Anfangs wurden beide zugleich belagert; als
aber Die Glückstädter Besatzung mehrere glückliche Ausfälle unternahm,
warfen sich die Kaiserlichen auf Krempe allein. Man schloß die Stadt von
allen Seiten ein, so daß Niemand ein- und auskommen konnte. Da kam zu
dem äußern Feind bald der innere, der Hunger. 'Der Commandant, Georg
von Ahlefeld, trat daher mit den Kaiserlichen in Unterhandlung. Es ward
ihm freier Abzug nach Glückstadt gestattet, und auf diese Bedingung hin
übergab er am 14. November die Stadt. Hätte er sich noch einige Tage
mit hungrigem Magen behelfen können, so wären die Feinde durch eine
Wassersluth genöthigt worden, die Belagerung mit großem Verlust aus-
zuheben.
Weil der König nichts mehr als Glückstadt in seiner Gewalt hatte,
ließ der Kaiser den holsteinischen Adel nach Rendsburg fordern, um ihm
daselbst zu huldigen, weil der König von Dänemark, wie er vorgab, sich des
Lehns verlustig gemacht habe. Es erschienen aber nur sehr wenige Adlige
und die kaiserlichen Commissaire mußten unverrichteter Sache wieder ab-
ziehen.
Christian versuchte jetzt sein Glück zur See. Er verjagte die kaiser-
lichen Truppen von Fehmarn, nahm die Besatzung von Eckernförde gefangen
und beschoß Kiel. Dann segelte er nach der pommerschen Küste und landete
auf Usedom, wurde aber vou den Kaiserlichen zurückgeschlagen und ging
wieder nach Kopenhagen. Auch dieser Versuch war ohne Erfolg geblieben,
und es war nicht daran zu denken, daß es jemals anders werde. Christian
war seinen Gegnern nicht gewachsen. Von England nur wenig unterstützt,
von seinen Verbündeten im Stich gelassen, war seine Macht eine zu geringe;
auch mochten Wallenstcin und Tilly ihn als Heerführer übertresfen. Und
wenn auch der Muth des Königs noch ungebrochen war, sein Reichsrath
wollte Frieden, und was sein Reichsrath zu bedeuten hatte, das wußte er.
Er mußte also in den sauren Apfel beißen und mit dem Kaiser um den
Frieden unterhandeln.
In Lübeck trat die Friedensconferenz, bestehend aus drei dänischen,
drei holsteinischen, drei Wallensteinischen und zwei Tillyschen Gesandten, zu-
sammen — während Christian eine Zusammenkunft mit dem jungen
Schwedenkönig Gustav Adolf, Gustav Wasas Enkel, hatte. Es dauerte
lange, bevor man sich einigte. Erst am 22. Mai 1629 kam es zum Frieden,
kraft dessen Dänemark seine verlornen Provinzen wieder bekam, aber ver-
sprechen mußte, dem Kaiser in seinen deutschen Händeln gar nicht mehr
hinderlich sein zu wollen.
Der Friede ward in Lübeck öffentlich ausgerufen und von allen
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Christian Kremp Friedrich Friedrich Christian Friedrichs Georg
von_Ahlefeld Christian Christian Tilly Christian Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Wasas Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig Friedrichs Rendsburg Kiel Kopenhagen England
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
224
Während Christian so mit den Hamburgern zu thun hatte und die
Protestanten in Deutschland ihrem Schicksal überlassen mußte, gab der
Kaiser Ferdinand Ii. das s. g. Restitutionsedikt, d. h. er befahl, daß
alle seit dem Augsburger Religionsfrieden von den Protestanten eingezogenen
geistlichen Güter (2 Erzbisthümer, 12 Bisthümer und viele Klöster) in
katholische Hände zurückgegeben werden sollten, und wie man Ferdinand
kannte, durfte man nicht erwarten, daß er eher aufhören werde, als bis er
jede Spur des Evangeliums in Deutschland ausgerottet haben würde. Es
schien sich jetzt um die Sache des ganzen Protestantismus zu handeln. Darum
ergriff der junge Schwedenkönig Gustav Adolf, wohl wissend, daß auch der
Thron der Wasa auf der Reformation beruhe, aber auch aus Mitgefühl für
den Druck der deutschen Glaubensbrüder und von Frankreich dazu aufge-
muntert, die Waffen und landete am 24. Juni 1630 mit 13,800 Mann
wohlversuchter Schweden an der Küste Pommerns, mit dessen Herzog er sich
vereinigte. Die protestantischen Fürsten Deutschlands traten, freilich mehr
gezwungen als freiwillig, dem königlichen Helden bei, und Tilly, der kurz
vorher Magdeburg verwüstet hatte, wurde nicht weit von Leipzig, bei
Breitenfeld, geschlagen (7. September 1631). Zwar sammelte Tilly
ein neues Heer und stellte sich am Lech dem Schwedenkönig zum zweiten
Male entgegen. Aber Glück und Selbstvertrauen hatten ihn gleichsehr ver-
lassen. Gustav erzwang nach heftiger Kanonade den Uebergang, und Tilly,
schwer verwundet, starb zu Ingolstadt. So war die Macht der Katholiken
in Deutschland gebrochen, und Gustav wollte jetzt nach Wien gehen und
dort den Kaiser zum Frieden zwingen. Aber Gott hatte es anders beschlossen.
Der vor zwei Jahren seines Kommandos entsetzte Wallenstein warb zum
zweiten Male ein mächtiges Heer und zog damit in die Nähe von Leipzig,
nach Lützen. Die Schweden mußtensihm folgen, besiegten ihn zwar, aber
ihr edler König wurde in der Schlacht erschossen. Sein Werk führten nuu
zwei Männer in seinem Sinne fort, Bernhard von Weimar im Feld, Arel
Orenstierna, der Kanzler, im Kabinet. Doch gingen aus Gustavs Kriegs-
schule noch andere Helden, wie Wrangel, Baner, Horn, Torstenson, Königs-
mark u. s. w. hervor, und der Krieg war daher noch lange nicht beendigt.
Die günstige Wendung des Krieges für die Protestanten konnte für
Christian Iv., welcher aufrichtig der protestantischen Sache anhing, nur er-
freulich sein; doch erregte anderseits der Siegeslauf Gustav Adolfs seine
Eifersucht, weßhalb er, wiewohl vergeblich, Friedensunterhandlungen zu
vermitteln suchte. Beide schleswigholsteinischen Landesherren hielten sich
übrigens fortwährend von jeder Theilnahme an dem Kriege fern, fanden sich
aber doch veranlaßt, sich in wehrbarem Stande zu erhalten, wobei jeder für
sich zu Werke ging, weil es an der nöthigen Eintracht fehlte. Der Herzog
legte Schanzen bei Stapelholm an und ließ Tönning befestigen. Der König
verstärkte die Festungswerke von Rendsburg und errichtete an dem Ausgange
des Kieler Hafens an der schleswiger Küste eine kleine Festung, Christi ans-
priis (Friedrichsort), und zwar wurde diese Festung, weil der Herzog wider-
sprach und die schleswigholsteinischen Stände die Kosten der Errichtung nicht
bewilligten, größtenteils für dänisches Geld erbaut.
Auch dem Innern wendeten die beiden Landesherren ihre Thätigkeit zu.
So wurde auf einem Landtage in Kiel 1636 eine neue schleswigholsteinische
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Extrahierte Personennamen: Christian Ferdinand_Ii Ferdinand Ferdinand Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Tilly Gustav Gustav Tilly Gustav Gustav Bernhard_von_Weimar Gustavs Christian_Iv. Gustav_Adolfs Gustav Adolfs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Frankreich Schweden Pommerns Deutschlands Magdeburg Leipzig Breitenfeld Ingolstadt Deutschland Wien Leipzig Arel
Orenstierna Rendsburg Christi Kiel
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
230
König nicht. Sein ältester Sohn Christian, der schon 1608 zum Nachfolger
in Dänemark erwählt worden war, starb 1647, 44 Jahre alt, auf einer
Badereise in Deutschland.
Im Februar 1648 erkrankte der König. Dennoch reiste er noch am
21. Februar von Friedrichsburg nach seinem Schlosse Rosenburg und ließ
sich noch täglich ankleiden. Alle einlaufenden Bittschriften ließ er sich vor-
lesen und gab Antwort darauf. Am 26. Februar endlich mußte er im Bett
bleiben. Am folgenden Tage, einem Sonntage, hörte er vom Bette aus die
Predigt, sprach aber gar nicht. Um 1 Uhr ließ er seinen Hofprediger rufen,
reichte ihm die Hand und sagte: „Hier bin ich ein Gefangener Gottes." Der
Geistliche suchte ihn durch Gottes Wort zu trösten und ermahnte ihn, im
Glauben bis ans Ende zu beharren. Dann reichte der König dem Geist-
lichen abermals die Hand und sagte: „Nun gilt es." Von da an ward das
Befinden des König immer schlechter. Gegen Abend empfing er das Abend-
mahl und legte sich dann zur Ruhe. Der folgende Tag war sein Todestag.
Gegen 5 Uhr Abends entschlief er sehr sanft und starb fast 71 Jahre alt.
In demselben Jahre erlosch endlich auch die Flamme des Krieges in
Deutschland. Schon 1643 waren die Friedensunterhändler in Westphalen
zusammengekommen. Die kaiserlichen Gesandten unterhandelten zu Münster
mit den Franzosen und zu Osnabrück mit den Schweden. Aber erst im
October 1648 brachten sie die Friedeusarbeit zu Ende, der man es ansah,
daß fremde Mächte den Haupteinsluß gehabt hatten.
Frankreich bekam die Bisthümer Metz, Tont und Verdün, die es fast
seit 100 Jahren schon inne hatte, und das schöne Elsaß und damit freien
Eingang nach Deutschland dazu; Schweden erhielt Vorpommern nebst
Stettin, die Bisthümer Bremen und Verden und 5 Millionen Thaler; die
Reichsfürsten empfingen die Landeshoheit und das Recht, Krieg und Frieden
und sogar Bündnisse mit fremden Mächten zu schließen; die Schweiz und
Holland wurden ihrer Reichspflicht entlassen und als selbstständige Staaten
anerkannt — die Quellen und das Mündungsland des Rheins gingen dem
deutschen Reich verloren; das pfälzische Haus erhielt nur die Unterpfalz
zurück, und es wurde für dasfelbe eine achte Kurwürde geschaffen. Katholiken
und Protestanten erhielten gleiche Rechte; das Reichskammergericht sollte
ebenso viele evangelische als katholische Mitglieder zählen, um vorgebrachte
Klagen möglichst unparteiisch entscheiden zu können. Es war das Mögliche
geschehen, um Alle zu befriedigen; nur der Papst protestirte heftig gegen
den westphälischen Frieden, als ob es des Jammers und Frevels noch nicht
genug gewesen wäre, und hat ihn noch heute nicht anerkannt. Aber das
Lied „Nun danket Alle Gott!", womit Rinckerd das Friedensfest feierte,
fand allgemein Anklang und ist seitdem zum Volkslied geworden.
So war ein Krieg beendet, der seit 30 Jahren unsägliches Elend über
Deutschland gebracht hatte. Deutschland hatte fast zwei Drittheile seiner
Einwohner verloren. Ganze Dörfer, ganze Gegenden starben aus an der
Pest. Ein sterbender schwedischer General, der böse Holk, begehrte in seinen
letzten Stunden einen evangelischeir Geistlichen, der ihn trösten und auf den
Tod vorbereiten möchte; aber 15 Stunden in der Runde war nicht ein ein-
ziger aufzufinden. Weit und breit war das Land eine Wüste, von Wald,
Heide und Trümmern bedeckt. In einem schlesischen Städtchen war nur
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Christian Holk
Extrahierte Ortsnamen: Dänemark Deutschland Friedrichsburg Rosenburg Gottes Gottes Deutschland Schweden Frankreich Deutschland Stettin Holland Rheins Deutschland Deutschland
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231
1 Bürger übrig; in einem Dorfe nur die Frau eines Predigers, die ihren
Mann allein begraben mußte. „Viele konnten," sagte der Jesuit Balde,
„ihre Thränen nur an ihren brennenden Häusern trocknen." Die Schulen
waren fast überall eingegangen, die Eltern umgekommen, und die verwahr-
losten Kinder zogen bettelnd und stehlend im Lande umher,—unwissend
und roh wie die Thiere des Feldes, und schrieen nach Brod. Deutschland
wimmelte von Mordgesindel, Räubern und Gaunern — und dieses aus-
gesogene, verwüstete Land mußte noch, um nur die Schweden los zu werden,
5 Millionen Thaler aufbringen.
Auch Schleswigholstein war zweimal der Schauplatz dieses furchtbaren
Krieges gewesen und hatte beide Male schrecklich gelitten. Dazu waren die
beiden Fürsten durch denselben in ein gespanntes Verhältniß gekommen, weil
der Herzog beide Male Frieden geschlossen hatte, ohne dabei Rücksicht aus
den König zu nehmen. Die Verbindung Schleswigholsteins mit Deutschland
war gelockert; wie alle Reichsfürsten, so waren auch die beiden schleswig-
holsteinischen Landesherren unabhängiger vom Kaiser geworden, und Schles-
wigholsteins Schicksal war fortan abhängiger von den Schicksalen Däne-
marks als von demjenigen des deutschen Reichs; der dänische Einfluß auf
die Gestaltung der Herzogtümer ward stärker.
39. Polackenkriege.
Gustav Adolfs Tochter und Nachfolgerin in Schweden, die begabte
Christine, entsagte im Jahre 1654 ihrem Glauben und der Krone. Ihr
Nachfolger auf dem schwedischen Thron ward ihr Vetter, Gustav Adolfs
Schwestersohn, Karl Gustav, Pfalzgraf zu Zweibrücken, als König Karl X.
Gustav genannt.
Die Erziehung dieses Fürsten war in die Zeit des 30jährigen Krieges
gefallen, und sein Geist war größtentheils bei der schwedischen Armee in
Deutschland ausgebildet worden. Er war daher durch und durch Soldat,
und der Ruhm eines Feldherrn schien ihm die schönste Zierde eines Königs.
Diesem kampflustigen und kriegsgeübten Fürsten verlobte der Herzog
Friedrich Iii. von Schleswig-Holstein-Gottors seine Tochter Hedwig
Eleonora. Es bieb aber dießmal nicht, wie bei Heinrichs des Eisernen
Schwester, bei der bloßen Verlobung; die Heirath ward wirklich vollzogen.
Diese Vermählung ist ihrer Folgen wegen eine der wichtigsten in der Ge-
schichte unsers Vaterlandes; denn sie vermehrte die Spannung zwischen den
Landesherren; in Dänemark wurde sie als gefährlich für dessen Sicherheit
betrachtet, und in Schleswigholstein hoffte man in dem Schwiegersohn des
Herzogs einen Schutz gegen die dänischen Uebergriffe zu finden.
Karl Gustav beschloß nun zunächst einen Krieg gegen Polen; denn er
war der Meinung, daß Schweden seinen Einfluß in Europa, den es seinen
Waffen verdankte, auch durch den Gebrauch seiner Waffen erhalten müsse.
In den Leiden ersten Jahren war er siegreich; beim weitern Vordringen aber
nahm sich Rußland und der deutsche Kaiser der Polen an, und die Schweden
kamen hart ins Gedränge. Es ging das Gerücht, daß der Schwedenkönig
sammt seinem Heer verloren sei.
Da glaubte Christian Iv. Sohn, der dänische König Friedrich Iii.,
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Balde Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Christine Gustav_Adolfs
Schwestersohn Gustav Adolfs Karl_Gustav Karl Gustav Karl_X Karl Gustav Friedrich_Iii Friedrich Hedwig
Eleonora Heinrichs Heinrichs Karl_Gustav Karl Gustav Christian_Iv Friedrich_Iii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schweden Deutschland Schweden Deutschland Dänemark Schleswigholstein Schweden Europa Polen
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Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
255
wurde öffentlich an der Hamburger Börse dem Meistbietenden zugesagt; ein
Magister Heumann, Schwiegersohn eines reichen Müllers, erhielt ihn für
1000 Thaler. Er war als Prediger ganz untauglich, und es wird erzählt,
daß man ihm, als er auf dem Sterbebett im Todeskampfe lag, Spielkarten
vorgehalten habe mit der Frage, ob er noch die Farben unterscheiden könne.
Die Stelle eines Kammerpräsidenten hatte Görz seinem Schwager für
45,000 Thaler verkauft. Dabei wurden die Abgaben erhöht und Schulden
auf Schulden gehäuft. Einen großen Theil der Gelder gebrauchte Görz zu
seinen kostbaren Geschäftsreisen, mit dem andern bereicherte er sich selbst auf
die schamloseste Weise und lebte davon in fürstlicher Pracht und grenzenloser
Schwelgerei. Um einen Tanzlehrer für seine Kinder zu gewinnen, setzte er
einen alten Professor in Kiel ab und gab dessen Gehalt dem Tanzlehrer.
Richterliche Aussprüche wurden, wenn sie mißfällig waren, unter allerlei
Vorwänden unkräftig gemacht, ja sogar im Protokoll ausgelöscht. Einem
Beamten in Eiderstedt, der nichts mehr erpressen konnte, gab Görz die
Antwort: „Sein Herr, der Herzog, wolle keine Bettler im Lande haben;
wer nicht geben könne, was befohlen werde, der möge zum Teufel laufen,
man würde dann bessere Einwohner ins Land ziehen." Durch ein solches
Verfahren hatte Görz in Schleswigholstein freilich fein Schicksal verdient;
was ihm aber in Schweden zur Last gelegt wurde, war Erfindung und daher
hier seine Hinrichtung ein Justizmord.
Der Herzog Karl Friedrich war nun ein Fürst ohne Land. Seinem
Oheim, dem Administrator, hatte Friedrich Iv. die fürstlich-lübeckschen Lande
zurückgegeben, weil Karl Friedrich alle Schuld wegen der Einlassung Steen-
bocks in Tönning auf sich genommen hatte; aber desto entschiedener beharrte
der König darauf, den herzoglicheil Antheil beider Herzogthümer zu behalten.
Da in Schweden bei dem jetzigen Stand der Sache auch Nichts mehr
für ihn zu machen war, so entschloß sich Karl Friedrich, jetzt neunzehn Jahre
alt, dieses Land zu verlassen. Er erhielt Reisegeld, ging nach Rostock, ver-
weilte einige Tage auf den Gütern seines neuen Ministers Bassewitz und
traf am 15. Juni 1719 bei seinem Oheim, dem Bischof Ehristiall August, ein.
Von der schwedischen Regierung wurde nun unter großen Aufopferungen
mit allen Feinden Frieden geschloffen. England-Hannover erhielt Bremen
und Verden für eine Million Thaler, Preußen Vorpommern bis an die
Peene für zwei Millioneil Thaler; Dänemark gegenüber verzichtete Schweden
auf die Befreiung vom Sundzoll; Rußland behielt die Ostseeprovinzen für
zwei Millionen Thaler; Friedrich August ward als König von Polen aner-
kannt; an den Herzog von Gottorf schien Niemand zu denken; selbst Peter
hatte nichts für ihn gethan. Das holsteinische Gebiet hatte Friedrich Iv.
dem Herzog auf Andrängen des Kaisers von Deutschland zurückgegeben;
um auch das schleswigsche zu erhalten, war Karl Friedrich im März 1721
nach Rußland gegangen. Er wurde vom Kaiser sehr gütig ausgenommen,
seine Anwesenheit aber eigentlich nur benutzt, um günstige Bedingungen im
Abschluß des Friedens mit Schweden zu erlangen; denn die schwedische Kö-
nigin mußte den Herzog als den rechtmäßigen Thronerben Schwedens an-
sehen, und Peter drohte ihr, denselben unterstützen zu wollen, wenn sie ihm
nicht bewillige, was er forderte. Als aber im August der Frieden abge-
schlossen ward, war von den Ansprüchen des Herzogs nicht länger die Rede.
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Extrahierte Personennamen: Heumann Karl_Friedrich Karl Friedrich Friedrich_Iv Friedrich Karl_Friedrich Karl Friedrich Karl_Friedrich Karl Friedrich August Friedrich Friedrich August Peter Friedrich_Iv Friedrich Karl_Friedrich Karl Friedrich Peter August
Extrahierte Ortsnamen: Kiel Schleswigholstein Schweden Schweden Rostock Polen Gottorf Deutschland Rußland Schweden Schwedens
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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angesehener Dithmarscher, Namens Etheler, von Haß gegen Adolf erfüllt
und suchte auf jede Weise Rache an ihm zu üben. Er trat in den Dienst des
Dänenkönigs Svend Grathe (Knud Lavards Brudersohn), der damals
mit Knud Magnussen (Magnus' Sohn) um die Herrschaft in Dänemark
kämpfte. Zum Feldherrn des Königs ernannt, dachte er auf nichts Ge-
ringeres, als Adolf aus seinem Lande zu vertreiben und Holstein zu einer
dänischen Provinz zu machen. Das Geld der Dänen gab ihm die Mittel,
die Tapfersten der Holsteiner an sich zu fesseln. Wer seine Partei ergreifen
wollte, erhielt sogleich Kleidungsstücke, einen Schild oder ein Pferd zum
Geschenk, und, bestochen durch solche Gaben, erfüllten die Aufrührer das
ganze Holstenland. Als Adolf erkannte, daß er im eignen Lande nicht mehr
des Lebens sicher sei, wandte er sich zunächst an seinen Lehnsherrn Heinrich
den Löwen, und der Herzog befahl allem Volke in Holstein und Stormarn,
die sich hatten verlocken lassen, entweder die Verbindung mit dem dänischen
Feldherrn abzubrechen oder aus dem Lande zu weichen. Das half; die
Meisten kehrten zum Gehorsam gegen ihren angestammten Landesherrn
zurück, nur Wenige wurden landflüchtig. Sobald der Graf wieder Herr im
eignen Lande geworden war, trat er offen zur Partei des Knud Magnussen
über. Jeder der beiden Könige hatte sich nämlich früher an den Grafen
gewandt, um seinen Beistand zu erhalten. Jetzt unterredete er sich mit
Knud und versprach ihm Hülfe. Kaum hatte Svend Nachricht davon
empfangen, als er mit einer Flotte bei Oldenburg landete, mit gewaffneter
Hand in Wagrien einbrach und alles am Meere gelegene Land verwüstete.
Auf dem Rückzug ward auch Segeberg und Alles, was umherlag, in Asche
gelegt. Adolf rüstete nun ein Heer von 4000 Kriegern aus und sandte
Boten an Knud, daß er ihn gegen Svend unterstützen möge. Knud zog vom
Norden und Adolf vom Süden her gegen ihn und Svend warf sich mit einer
ansehnlichen Kriegsmacht in die Stadt Schleswig. In dieser Noth nahm
Etheler abermals zur Bestechung seine Zuflucht. Er ging als Gesandter
seines Königs in Knuds Lager, bestach die Vornehmsten des Heers und be-
wog den jungen unerfahrenen Herrn durch Versprechungen, ohne Vorwissen
des Grafen einen Waffenstillstand abzuschließen, umzukehren und sein Heer
zu entlassen. Dann kehrte er nach Schleswig zurück, um am andern Morgen
den Grafen, bevor dieser von Knuds Rückzug Nachricht erhielt, zu überfallen.
Aber Adolf hatte auch Freunde in der Stadt. Ein Vertrauter des Grafen,
der von dem abgeschlossenen Waffenstillstand hörte, eilte über die Schlei zu
Adolf und zeigte ihm an, daß er hintergangen und verrathen sei. Staunend
hörte er die schlimme Botschaft. Dann befahl er seinen Leuten, das Gehölz,
worin sie lagerten, zu verlassen und einen bessern Lagerplatz zu suchen. Das
Lager wurde abgebrochen und der Graf führte sein Heer gegen die Eider.
Die Truppen aber eilten so sehr, daß von den 4000 Leuten kaum 400 bei
ihm waren, als er den Fluß erreichte. „Hier wollen wir vorläufig stehen
bleiben," sagte er, „bis wir über die Absichten unserer Feinde Kundschaft
eingezogen haben." Die ausgesandten Kundschafter aber fielen dem Feinde
in die Hände und wurden gefesselt nach Schleswig gebracht. Als Adolf er-
kannte, daß seine Boten wohl nicht wiederkehren würden, sandte er andere
aus und diese kehrten nach wenig Augenblicken mit der Nachricht zurück, daß
der Feind in der Nähe sei. So ffeiu auch die Anzahl seiner Streiter war, so
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Extrahierte Personennamen: Namens_Etheler Adolf Adolf Svend_Grathe Knud_Lavards_Brudersohn Knud_Magnussen Adolf Adolf Adolf Adolf Heinrich Heinrich Knud_Magnussen Knud Svend Adolf Adolf Svend Adolf Svend Knuds_Rückzug Adolf Adolf Adolf Adolf Adolf
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Die äußern Feinde, die Lübecker, zogen freilich wieder ab; aber der
innere Feind blieb im Reich. Als der König einen Herrentag nach seiner
Hauptstadt berief, blieben die meisten Reichsräthe aus, und als Christian sich
nach Jütland begab, um dort mit den Ständen zu verhandeln, kündigten die
dortigen Prälaten und Edelleute ihm förmlich den Gehorsam auf. Christian
nahm nun zu Bitten und Verheißungen seine Zuflucht, bat die jütschen
Stände, 'ihm fein Unrecht zu vergeben, und gelobte, sich in Zukunft so könig-
lich und christlich gegen jeden Einwohner von Dänemark zu verhalten, als
man es von einem günstigen und gnädigen Herrn nur wünschen könne. Es
ward ihm aber erwiedert, daß man feinen Verheißungen keinen Glauben
schenke, daß er durch seine Missethaten seinen Thron verwirkt habe und daß
man feinen Oheim, Herzog Friedrich, zum König haben wolle. Und so
geschah es.
Herzog Friedrich zog im März 1523 nach Jütland, und die Jüten
huldigten ihm zu Wiborg als einem König zu Dänemark. Natürlich bedang
sich der Adel auch hier in einer Handfeste die schönsten Vorrechte aus. Hohe
Kirchenwürden durften in der Regel nur an Edelleute verliehen werden,
und der Bauernstand ward mit Hals und Hand in die Hände des Adels
gegeben, wie es in dem herzoglichen Antheil von Schleswigholstein der Fall
war, „eine herrliche Freiheit," sagt ein dänischer Edelmann, „deßgleichen kein
König von Dänemark gegeben hat, weßhalb das Gedächtniß dieses Königs
heilig und unvergeßlich bei uns und unfern Nachkommen sein muß." Im
April ging Friedrich nach Fühuen hinüber und die dortigen Truppen
Christians gingen ohne Schwertstreich zu ihm über. -
Auf diese Nachricht beschloß König Christian, wie das auch andere
Könige vor ihm gethan hatten, sein Reich zu verlassen, um bei seinen deutschen
Verwandten Hülfe zu suchen. „Bleibt Ihr nicht König in Dänemark,"
tröstete ihn Siegbritt, „so sollt Ihr Bürgermeister in Amsterdam werden."
Zwanzig Schisse wurden in der 'Eile ausgerüstet. Man brachte die Kost-
barkeiten, den Schah und die wichtigsten Urkunden an Bord. Auch die alte
Siegbritt ward nicht vergessen. Man mußte aber, weil man die Miß-
handlung von Seiten des Pöbels fürchtete, die Alte in einen Kasten legen
und so an Bord tragen. Das meiste Mitleid ward rege, als die 22jährige
Königin mit ihren beiden Prinzessinnen und dem 4jährigen Knaben Johann
das Hauptschiff, den Löwen, bestieg. Die Abreise geschah am 14. April
1523, Nachmittags 2 Uhr. Die Mauern, die Thürme, die hohen Häuser
der Stadt, die eine Aussicht aus den Hafen verstatteten, waren mit Menschen
beiderlei Geschlechts von allerlei Stand und Alter erfüllt. Das Unglück
der königlichen Familie, wenn auch vielfach verschuldet, weckte das Mitleid
der Bürgerschaft; auch fühlte Jedermann dunkel die Bedeutung dieses
Schrittes, der des Königs wie das eigne Schicksal entscheiden mußte — ein
großer Tyrann schied, um dem Beschützer der kleinen Platz zu machen.
Christian steuerte mit seiner Flotte nach den Niederlanden und kam
trotz Sturm und Unwetter glücklich an. Der kaiserliche Schwager war in
Spanien und konnte vorläufig nur mit Drohbriefen helfen, nach welchen
aber weder Friedrich noch seine Stände etwas fragten. Von Heinrich Viii.,
dem Könige von England, den er persönlich besuchte, konnte er nicht einmal
ein Darlehn aus Island erhalten, weil das Pfand des landflüchtigen Königs
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TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Christian Christian Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Christians Christian Johann Christian Friedrich Friedrich Heinrich_Viii Heinrich
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