Anhang Z. Beobachtung des Himmels, der Gestirne und des Wetters. 71
geschlagen. Man versucht, daraus auch das Vetter für den folgenden Tag
im voraus zu b?stimmen. Oie Wettervorhersage wird jeden Mittag um 12 Uhr
angeheftet.
Kür all das, was das Wetter betrifft, gebraucht man den gemeinsamen Namen
„Klima". Das Klima unsers Landes ist gemäßigt, d. h. es ist bei uns selten sehr
heiß, aber auch selten kalt. Unser Klima ist ferner rauh, weil oft heftige Stürme
toben. Es ist endlich feucht zu nennen, weil wir viele Regentage haben.
Im ganzen ist das Klima aber doch gesund. Menschen, Tiere und pflanzen
gedeihen.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
184
In dieser verzweifelten Lage wurde nun die Reiterei von beiden Seiten
von den Dithmarschern angegriffen, welche einander zuriefen: „Schont den
Mann nn slat de Peer!" Sie wollten dadurch die Pferde wild machen, daß
dieselben die Reiter abwerfen sollten, und das geschah auch. Die verwun-
deten Pferde schlugen vor Schmerz um sich, bäumten sich in dem Gedränge
hoch auf, und mancher Reiter starb unter den Hufen des eignen Streitrosies.
Jetzt kehrten die Dithmarscher ihren Schlachtruf um und riefen: „Slagt den
Mann un schont de Peer"; denn sie wollten die noch übrigen Rosse als Beute
behalten.
Man weiß nicht, auf welche Art es dem Könige und dem Herzog gelang,
sich nach Meldorf hindurch zu retten. Die hier zurückgelassene Besatzung
riefen sie zu Hülfe für den Rest des besiegten Heeres. Nun aber erschienen
die Männer vom südlichen Strande der Landschaft und pflanzten ihr Ge-
schütz vor Meldorf auf; da zogen sich die Fürsten in größter Eile nach Hol-
stein zurück. Wären die Süderdithmarscher zwei Stunden früher eingetroffen,
so hätte weder König noch Herzog entrinnen können.
Die Dithmarscher verfolgten ihren Sieg denselben Nachmittag noch
bis Meldorf. Was von Feinden noch da war, meist trunken vom königlichen
Wein, über den sie sich nach der Flucht des Königs hergemacht hatten, wurde
niedergemetzelt. Auf ihrem Wege nach Meldorf hin erreichten die Verfol-
genden einige Proviantwagen mit bereits gerupftem und gefülltem Feder-
vieh. Das kam ihnen zu Statten. In der vom Feinde vollends gereinigten
Stadt bereiteten sie sich nach ihrem heißen Tagewerk aus dem königlichen
Proviant ein herrliches Essen. „Langt zu, ihr lieben Gäste," riefen die
schmausenden Freiheitskämpfer, „das giebt uns König Hans zum Besten!"
und trinkend den schönen Königswein stießen sie mit ihren Humpen an und
wünschten dem Geber, dem flüchtigen Könige, eine gute Nacht.
Segt den König gude Nacht;
He'het uns brade Hühner drocht.
Langt to, ji lewen Gästen,
Dat gift und Hans tom Besten.
Der Kampf hatte nur drei Stunden gedauert, und dennoch war die Zahl
der Opfer, die er hinwegrasfte, so groß. Schleswigholstein verlor die Blüthe
seines Adels, gewiß nicht unter 200. An 20 Pogwische lagen unter den
Erschlagenen, darunter der Uebelthäter Wulf von Farwe, den der König in
Gnaden wieder ausgenommen hatte. Da lagen wohl 50 dänische Ritter und
ebenso viele aus den benachbarten deutschen Landschaften, zwei Grafen von
Oldenburg, Otto und Adolf, Gerhards Söhne, und Hans Ahlefeld, der
Marschall, der die Dannebrogsfahne nur sterbend aus der Hand ließ. Wohl
die Hälfte des fürstlichen Heeres war umgekommen, gewiß nicht unter 6000
Mann. Die Garde allein verlor 1426 Mann; 50 Bürger von Rendsburg
blieben. Die Sieger zählten 60 Todte, 52 Eingeborne und 6 Söldner.
Nach errungenem Siege ging es an die Plünderung, und manche Hand,
die sich dem Kampfe entzog, war jetzt eifrig im Ausplündern der Todten,
bis sie ganz nackt dalagen, ihrer Waffen, ihrer Kleider, der gefüllten Gürtel,
selbst der Hemden beraubt, im Erwürgen von Halbtodten, im Wüthen selbst
gegen Leichen. Einige tausend Leichen begrub man; über die adligen Leich-
name mußten auf freiem Felde verwesen. Die Priore der Klöster von Sege-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Hans Hans_tom_Besten Schleswigholstein Wulf_von_Farwe Otto Adolf Adolf Gerhards_Söhne Hans_Ahlefeld
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Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
131
dem Beinamen Paternostermacher, Arnold Fienig, ein Kürschner,
und zwei Bäcker, Johann Kalefeld und Hermann von Münden,
zum Sturz des Rathes und der vornehmsten Bürger. Die blutigen Rath-
schläge wurden in dem Hause des Kürschners gepflogen und es gelang ihnen
leicht, eine Menge Gleichgesinnter, namentlich aus der Zunft der Fleischer,
in die Verschwörung zu ziehen. Jeder, dem sie ihr Vorhaben mittheilten,
mußte vorher einen feierlichen Eid schwören, daß er schweigen wolle, auch
wenn er nicht billige, was man vorhabe. Um sich noch mehr zu stärken,
verbanden sie sich noch mit verschiedenen holsteinischen Edelleuten, an deren
Spitze Detlef Gudendorp stand. Diese sollten an einem bestimmten
Tage in die Stadt dringen, mit Hülfe der Verschworenen den Rath und die
vornehmsten Bürger erschlagen, ihre Häuser plündern und ihre Frauen und
Töchter schänden. Die Frühe des Lambertustages wurde zur Ausführung,
der Brand eines Hauses auf dem Klingberge zum Losungszeichen für die
Theilnehmer außerhalb der Stadt bestimmt und das Geheimniß bis dahin
gut verwahrt.
Unter dem holsteinischen Adel waren indeß einige, die Kunde von dem
Anschläge hatten und ihn edelmüthig verabscheuten. Da ihnen das Ver-
derben so vieler ehrlicher Leute, der Umsturz der Verfassung, der Tod der
Unschuldigen und die Entehrung der Frauen und Mädchen zu Herzen ging,
so schrieben sie an verschiedene Bürger Briefe ohne Namen, worin sie die-
selben warnten, auf ihrer Hut zu sein, weil ihnen und der Stadt der Unter-
gang bereitet werde. Die Briefe blieben ohne Wirkung; man lebte, da in
der Stadt Alles ruhig schien, in argloser Sicherheit fort.
Da beschloß ein holsteinischer Edelmann —- sein Name ist nicht aufbe-
halten, während so mancher werthlose in der Geschichte prunkt — mit Ge-
fahr seines Lebens dem Rath eine deutlichere Warnung zu geben. Am
Abend vor dem Lambertustage reitet er mit verhülltem Gesicht in die Stadt
nach dem Hause des Bürgermeisters und forscht, ohne abzusitzen, nach dem
Hausherrn. „Er ist auf dem Rathhause mit städtischen Angelegenheiten
beschäftigt," sagt man ihm. „Der Rath von Lübeck hat auch alle Ursache,
gute Anschläge zu fassen," erwidert er. „Wenn nun aber der Vater nicht
zu Hause ist, so laßt mir den Sohn kommen." Dieser, schon ein erwachsener
junger Mann, stand aber eben vor ihm, ohne daß er es wußte. „Ich wünschte
sehr, daß dein Vater hier wäre," redet er ihn an, als dieser sich kund gethan
hatte. „Doch weil ich ihn nicht haben kann, so höre du statt seiner, was ich
ihm sagen wollte; aber erst schaffe mir etwas zu trinken; denn ich bin dur-
stig vom Ritt." Nachdem man ihm einen Becher gereicht, trinkt er, hält
den Becher empor und spricht: „Keinem Sterblichen auf der Welt, aber dir,
o Glas, zeige ich es an: Wenn man nicht alle Vorsicht anwendet, so ist diese
Stadt morgen Mittag eine Grabstätte ihrer Bürger, ihrer Rathsherren und
ihrer vornehmsten Einwohner; denn drinnen und draußen lauert der Ver-
rath."
Als er so gesprochen, wirft er das Glas an die Wand, wendet sein
Pferd und sprengt mit verhängtem Zügel davon.
Die Neuigkeit setzte Jeden, der sie hörte, in Erstaunen. Der Sohn
des Bürgermeisters eilt nach dem Rathhause und verlangt seinen Vater in
einer dringenden Angelegenheit zu sprechen. Er wird vorgelassen und erzählt,
9*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Arnold_Fienig Johann_Kalefeld Johann Hermann_von_Münden Detlef_Gudendorp
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Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
193
lachend: „Er ist für Personen unsers Standes zu hoch und scheint nur für
Fürsten und Magnaten geschaffen zu sein."
Als sich nun die Lage der Dinge in Schweden täglich verschlechterte,
als Gustavs Anhang immer mehr wuchs und auch die Lübecker sich zu Gunsten
des jungen Helden einmischten, da mußte Christian die Unterhandlungen
mit seinem Oheim wieder aufnehmen, mußte wieder nach Schleswigholstein
reisen, um dem Oheim seine No*th zu klagen und ihn zum Beistand aufzu-
fordern. Es ward ein Landtag nach Stenderupau zwischen Flensburg
und Schleswig berufen; aber nur ein Theil'des Adels und der Geistlichkeit
erschien. Man versah sich des Guten vom König nicht viel und hatte den
Oheim lieber. Christian war immer bereit, ihre Gerechtsame zu beschränken,
während Friedrich dieselben sogar noch erweitert hatte — freilich zum Scha-
den der Bürger und Bauern, des „unfreien Standes". Aber Christian
versah sich auch von dem Adel keines Guten. Er erschien auf dem Landtage
mit seiner Mannschaft so kriegerisch gerüstet, als ob es eine Schlacht-gelte.
Herzog Friedrich begab sich dahin in Begleitung einiger Hofleute, die auf
Jagdpferden ritten. Er selbst fuhr, wie es seine Gewohnheit war, in einem
Wagen. An der Au stieg er aus und ging zu Fuß, von einigen Räthen be-
gleitet, in die Wohnung des Königs. Hier theilte ihm Christian nach gegen-
seitiger Begrüßung mit, daß er mit ihm und der Landschaft über wichtige
Dinge zu sprechen habe. „Wenn das ist," antwortete der Herzog, „so muß
auch die ganze Landschaft zugegen sein, und hier ist nicht einmal der ganze
Adel anwesend. Auch ist hier nicht der gewöhnliche Versammlungsort der
Landstände." Nach längerem Hin- und Herreden ward beschlossen, im Namen
beider Landesherren einen Landtag nach der Levensau zu berufen.
Als der Herzog nach seiner Rückkehr in Gottorf seinen Adel bewirthete,
Wurde verabredet, auf der Versammlung an der Levensau gleichfalls gerüstet
zu erscheinen, falls der König ebenso dahin kommen würde. Auch wollte der
Herzog nicht in Person kommen, s-ondern sich durch seinen Sohn Christian
vertreten lassen; .denn man wußte nicht, was der König eigentlich Vor-
bringen wolle.
Der schleswigholsteinische Adel versammelte sich Abends vor dem fest-
gesetzten Tage in Kiel und zog Erkundigungen ein, wie der König erscheinen
Werde. Als sie erfuhren, daß er gerüstet erscheine, ritten sie ebenfalls be-
waffnet zur Versammlung. Als der König erschien und dem jungen Christian
begegnete, zog er seinen Degen halb aus der Scheide und sagte: „Herr Vetter,
kommt Ihr auch gerüstet hierher?" Dann reichte er ihm die Hand, und
Christian entschuldigte seinen Vater, der wegen einer Unpäßlichkeit in Kiel
zurückgeblieben sei. Der König ließ nun an die Landstände durch Johann
Ranzau, der einst den Dithmarschern Rache gelobt hatte und nun Landes-
marschall war, den Antrag stellen, ihm Beistand in seiner Fehde gegen die
Lübecker zu stellen. Das schlug ihm aber der Landtag rein ab, weil die
Fehde ohne Zuthun des Landes entstanden sei und es ihnen schädlich sein
Werde, ohne daß es dem König nütze. Die ganze Haltung des Landtages
ließ fürchten, daß am Ende Schleswigholstein sich sogar zu des Königs
Feinden schlagen werde, und das^mußte um jeden Preis verhütet werden.
Der König zog daher gelindere Saiten auf, und beguemte sich zu einer per-
sönlichem Zusammenkunft mit dem Herzog im Kloster Bord es Holm. ,
' - 13
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Gustavs Christian Christian Friedrich Friedrich Christian Friedrich Friedrich Christian Christian Christian Christian Johann
Ranzau Johann Holm
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Flensburg Gottorf Kiel Kiel
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
254
kam größtenteils in den Gebirgen um, und Karl selbst — fand vor
Friedrichshall seinen Tod. Die Festung war eingeschlossen worden. Am
4. December wurden die Laufgräben eröffnet, und am 9. eroberte der König
selbst eine Hauptschanze mit dem Degen in der Hand. Die Arbeiter in den
Gräben konnten es seinem Eifer immer nicht schnell genug machen. Selbst
am Sonntage, dem 11. December, nachdem er am Vor - und Nachmittage
eine Predigt gehört hatte, ging er trotz der schneidenden Nachtluft noch spät
Abends um 9 Uhr mit dem Oberingenieur Megret und dem General-
adjutanten Sikert, zweien Franzosen, hinaus, um zu sehen, wie weit man
gekommen sei. Er lehnte sich über eine Brustwehr hin, stützte den Kops auf
beide Arme und sah den Arbeitern beim Licht der Sterne zu. Aus der
Festung ward noch immer von Zeit zu Zeit kanonirt. Beide Begleiter ent-
fernten sich nach einander von ihm und ließen ihn alleim Nach 10 Uhr kam
Sikert mit einigen Officieren zurück; aber Megret kam ihnen mit der Nach-
wicht entgegen, daß der König — erschossen sei. Sie fanden ihn rückwärts
gegen die Brustwehr gelehnt, Kopf und Handschuhe blutig und die rechte
Hand am Degen. Vermuthlich war er erst mit der Hand nach der Wunde
gefahren und hatte dann zum Degen greifen wollen. Alle waren erschrocken
und tief bewegt, nur die beiden Franzosen nicht; ja Megret sagte kalt:
„Nun ist das Spiel aus, nun wollen wir heimziehen."
Karl Friedrich, der junge Herzog von Gottorf, der seinen von ihm
abgöttisch verehrten Oheim auf feinen Feldzügen nach Norwegen begleitete,
war vom Schmerz wie betäubt. Er verschloß sich in seinem Zelt, wollte
Niemand sprechen und hatte keinen Sinn für die Krone, die ihm als dem
Sohne der ältesten Schwester des Königs beikam und welche ihm auch von
feinen Anhängern angeboten wurde. Ein schwedischer General beschwor den
Kammerdiener des Herzogs flehentlich, feinen Herrn herauszuführen; dieser
aber brachte den Bescheid zurück, der Herzog wolle in diesem Augenblick
Niemand sprechen.
Sein Gegner, der Erbprinz von Hessen und Gemahl der jüngern
Schwester Karls, war thätiger. Er befahl, den Todesfall geheim zu halten,
bis er seiner Gemahlin Ulrike Eleonore, die Thronfolge gesichert habe, hob
die Belagerung auf und ließ die Armee nach Schweden zurückgehen. Im
Allgemeinen war der Herzog in Schweden nicht beliebt; man sah in den
Gottorfcrn die Ursache des langen unglücklichen Krieges, und in Görz, dem
ehemaligen Gottorfer Minister, den Urheber des damaligen Drucks; auch
war dem schwedischen Adel nicht entgangen, daß Görz und Karl darauf hin-
gearbeitet hatten, den adligen Einfluß zu brechen; kein Wunder, daß Görz
dafür, zumal als Ausländer, wüthend gehaßt ward. Ulrika Eleonora
wurde schon zwei Tage nach Karls Tod zur Königin ausgerufen und der
dein Adel so verhaßte Görz verhaftet. Man klagte ihn, Gott weiß, wie
vieler Verbrechen an, von welchen ihm keins erwiesen werden konnte; nach
einem einzigen Verhör wurde er zum Tode verurtheilt und am 2. März
1719 hingerichtet, ein Schicksal, das er Wohl um Schleswigholstein, aber
nicht um Schweden verdient hatte. Die Gottorfer, nicht die Schweden,
hatten Ursache, sich über Görz zu beschweren, und sie hatten es, als Görz
zu Karl nach Stralsund ging, auch gethan. Man beschuldigte ihn zuvörderst
gewissenloser Feilbietung der Aemter. Ein Pfarrdienst in Angeln (Böel) z. B.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Megret Karl_Friedrich Karl Friedrich Karls Ulrike_Eleonore Karl Karl Ulrika_Eleonora Karls Karl
Extrahierte Ortsnamen: Gottorf Norwegen Hessen Karls Schweden Schweden Karls Schweden
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
335
Der König sprachs, die Knappen
Vollzogen das Gebot,
Und setzten auf die Tafel,
Was noch dem Leibe noch.
Sie pflanzten hin die Flaschen
Mit kräft'gem Feuerwein,
Des Königs gutes Beispiel
Lud daß zum Trinken ein.
Geleert ward mancher Humpen,
Die Zungen wurden frei.
Da sprach der Wirth zum Gaste:
„Erzählet jetzt getreu,
Was Euch dereinst bewogen
Zu jenem Pilgerzug,
Ich dacht', es war' der Arbeit
Im eignen Land' genug!" —
„In meinem Land? — Herr König,
Das ist ein arger Spott!
Doch daß recht bald er werde
Zur Wahrheit,^wolle Gott!
Mög' er den Sinn Euch lenken,
Zu ändern mein Geschick,
Drum gebt — Ihr habt's in Händen —
Mein Eigenthum zurück I" —
„Hoho, mein wack'rer Pilger,
Ihr seid zwar gut zu Fuß;
Allein in Euren Worten
Herrscht nicht der rechte Fluß.
Drum leeret lieber fleißig
Den schäumenden Pokal;
Von Eurer Grafschaft reden
Wir wohl ein ander Mal.
Schwerin ist unter meiner
Regierung wohl verwahrt! —
Wie wär's, wenn Ihr erzähltet
Von Eurer kiihiien Fahrt;
Von all' den Abenteuern
Verspracht Ihr ja Bericht,
Und diese Schilderungen
Erlaß ich heut' Euch nicht."
Der König sprach's mnb füllte
Den Humpen bis zum Rand;
„Auf gute Heimkehr!" rief er,
Zu seinem Gast gewandt.
Der aber schaute schweigend,
Das Haupt gesenkt, darein,
Ihm schmeckte keine Speise,
Ihm mundete kein Wein.
So saß er lange sinnend,
Als ob er sich verlor
In ferne, ferne Zeiten;
Dann fuhr er jach empor.
„Wohlan, laßt Euch erzählen
Von meiner Pilgerfahrt,
Auf der sich Noth und Kämpfe
Mit Hochgenuß gepaart."
Und mit gewandter Zunge
Begann der Graf die Mähr';
Begierig lauschend saßen
Die Hörer um ihn her.
Und kam des Grafen Rede
Auf wohl bestand'nen Strauß,
Dann tranken Alle jubelnd
Die vollen Humpen aus.
Bald forderten Tribute
Erzählung, Nacht und Trank,
Und Einer nach dem Andern
In schweren Schlummer sank.
Der Vollmond stand am Himmel,
Es war nach Mitternacht,
Da nian den trunk'nen König
Zur Lagerstätt' gebracht.
Als alle Dänen lagen
In festem, tiefem Schlaf,
Da springt von seinem Sitze
Der ritterliche Graf;
Dann winkt er den Getreuen:
„Jetzt fesselt mir geschwind
An Händen und an Füßen
Den König und sein Kind!"
Gesagt, gethan — sie werden
Im Schlafe übermannt
Und flugs hinabgetragen
Zum nahen Meeresstrand.
Ein Schiff liegt reisefertig
Im wohlgeschützten Port;
Graf Heinrich segelt hurtig
Mit seiner Beute fort.
Des Schiffes Segel Lauschen
Vom sanften West geschwellt;
So glcitet's durch die Ftuthcn,
Vom Mondenlicht erhellt.
Graf Heinrich lenkt das Steuer
Mit kunstgellbter Hand,
Das Auge oft nach oben,
Wie betend, hingewandt.
Sie richten ungehindert
Nach Süden ihren Lauf —
Bald nimmt ein wend'scher Hafen
Die kühnen Segler auf.
Die Beute wird zum Freunde,
Nach Dannenberg gebracht,
Und alle Deutschen jubeln
Ob Heinrichs kühner Jagd. —
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
346
Sie haben rasche Pferde, sie haben starken Arm,
Sie schwärmen und sie stechen gleich wie ein Bienenschwarm,
Und wo sie Feinde treffen, da bringen Honigseim,
Viel Ehre sie und Beute von ihren Zügen heim.
Sie sind an hundert Orten, sie führen Schlag auf Schlag,
Doch ach, die Macht des Feindes, sie wächst von Tag zu Tag;
Es ist, wie wenn die Schnitter das Gras des Feldes mäh'n,
Nur rascher sieht man's wachsen, und dichter sieht man's stehn.
Gepanzert und geschlossen, so rückt der Feind heran,
Fußvolk und-Kürassiere, an die zehntausend Mann;
Das Feld ist nicht zu halten und nirgends sichre Wehr,
Schill spricht: „Wen: lieb das Leben, der rette sich aus's Meer!"'
Da hängen sie die Köpfe, und Rott' um Rotte grollt.
Schill aber ruft anfjauchzend: „Das ift's, was ich gewollt!
Deutschland hat uns verlassen, wir aber lassen's nicht
Und schaun auf deutschem Boden dem Tod ins Angesicht."
Er spricht's und wirft die Seinen nach Stralsund in die Stadt; —
Wie's drin auf Platz und Gassen sich flugs verändert hat!
Sonst lagert da in Fässern des Weines feurig Naß,
Heut aber kommt zu Markte nichts als das Pulverfaß.
Wohl wird, wie Wein, auch Pulver auf Flaschen da gebracht,
Die Flaschen sind auf Dauer und all' aus Erz gemacht,
Von Schiffswerg sind die Pfropfen, — man nimmt es nicht genau —
Korkzieher ist der Lunte dreifach gewundnes Tau.
Wer jemals trinken mußte aus solchem Flaschenlauf,
Der hat genug für immer und steht nicht wieder auf;
Schill ist heut Schenk' geworden und schärft's den Seinen ein:
„Bedient mir prompt die Gäste, und wollt nicht sparsam sein."
Hurrah! die Gäste stürmen dem Schenken jetzt das Haus,
— Sie sind schon weit geritten und sehn verdurstet aus —
Schill heißt sie laut willkommen; so herzlich war der Gruß,
Daß Mancher wider Willen sich tief verbeugen muß.
Die Kellner bei den Flaschen, sie schenken aus und ein,
Bald werden Sieg und Ehre die Zeche dafür sein, —
Da plötzlich dänisch Fußvolk naht als ein neuer Gast,
Dem alles Zechezahlen nicht in die Rechnung paßt.
Schill wirft sich ihm entgegen; Mann gegen Mann beginnt's;
Mann gegen Mann? mit Nichten, Zehn gegen Einen siud's;
Verzweiflung mag nicht siegen, so wird denn nur gerauft,
Daß man sein Bischen Leben nicht unterm Preis verkauft.
Versprengt, in Feindes Mitten, hält Ferdinand von Schill,
Sein Auge sucht den Führer, dem er's nicht schenken will,
Er haut ihn flugs herunter: „Hundsfott, bestell' Quartier!"
So ruft er und sinkt selber dann hin, zersäbelt schier.
Sein Haupt ward abgeschlagen, in Weingeist drauf gesetzt,
Wie das bei Frühgeburten auch Sitte noch anjetzt.
So war's; bevor es tagte, wollt' er ans Licht heran,
Doch, ob zu früh geboren, 's war doch ein ganzer Mann.
Aus dem Morgenblatt»
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Schiffswerg Ferdinand_von_Schill Ferdinand
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
64
waaren zu treiben. — Er möge ihnen daher einen Ort anweisen, an welchem
sie eine Stadt erbauen könnten. Der Herzog bat den Grafen, ihm die Stadt
Lübeck mit dem Hafen zu überlassen. Als der Gras es ihm abschlug, erbaute
er nicht weit davon im Ratzeburgischen an der Wakenitz eine Stadt, befestigte
sie und nannte sie die Löwenstadt. Doch war der Ort so wenig zum Hafen
als zur Befestigung geeignet und nur für kleine Schisse zugänglich. Da wie-
derholte der Herzog noch einmal seine Bitte wegen der Stadt und des Hafens
und versprach dem Grafen große Vortheile, wenn er die Bitte gewährte. Der
Graf sah wohl, daß er nicht ausweichen konnte, und überließ dem Herzog
Schloß und Hafen (1158). Sogleich kamen auf Verfügung des Herzogs die Kauf-
leute zurück und fingen an, Kirchen und Stadtmauern aufzubauen. Der Her-
zog aber ließ in allen nordischen Reichen bekannt machen, daß der Handel
auf Lübeck erlaubt sei; er legte in der Stadt eine Münze an und schenkte
den Bürgern das berühmte Lübsche Recht, das sich später eine Menge anderer
Städte von ihren Landesherren erbaten; denn der Flor, den diestadt Lübeck
bald erreichte, schien eben durch diese vorzüglichen Gesetze begünstigt zu werden.
Während Heinrich der Löwe mit seinem Lehnsmann um den Besitz der
Stadt Lübeck haderte, kämpften in Dänemark noch immer Knud und Svend
um die dänische Krone; zuletzt gesellte sich noch ein Dritter hinzu, Knud La-
vards Sohn Waldemar. Um den schweren Leiden des Reichs ein Ende
zu machen, riethwaldemar zurtheilung des Landes (1157). Svend bekam
Schonen, Knud Seeland und Fühnen, Waldemar Jütland und Schles-
wig; jeder führte den Königstitel. Dänemark sollte wieder werden, wie es
vor Gorms des Grausamen Zeiten gewesen war; aber die drei Königreiche
haben nicht drei Tage bestanden.
Knud reiste gleich nach Abschluß des Vertrages nach Rothschild, seinem
Königssitze, ab, Waldemar mit ihm. Am folgenden Tage traf auch Svend
ein; denn Knud hatte auch ihn gastfreundlich eingeladen. Aber Svend er-
schien mit einer großen Schaar Bewaffneter, geordnet, wie in Feindes Land.
Beim Schmause erhielt Svend den Ehrenplatz zwischen den beiden jüngern
Königen. Nach der Mahlzeit wurden die Tische weggeräumt und man trank
aus kleinen Bechern, an keinen Platz mehr gebunden, munter fort, nur Det-
lev, Ethelers Sohn und Svends Getreuer, verließ das Zimmer. Als es
dunkel wurde und Lichter kamen, kehrte Detlev zurück und nicht lange, fo
winkte er dem Könige, der nun ausstand und heimlich mit ihm flüsterte; auch
die übrigen Leute Svends traten hinzu und steckten die Köpfe zusammen.
Da ergriff den Knud eine dunkle Ahnung; er umarmte Waldemar und küßte
ihn. Als Waldemar ihn nach der Ursache seiner Bewegung fragte, konnte
er nicht antworten. Auf einmal erhob sich Svend und ging durch eine Hin-
terthür in ein Nebengemach; ein Knabe trug ihm das Licht vor. In demsel-
den Augenblick drangen Bewaffnete mit gezückten Schwertern auf Knud und
Waldemar ein. Aber Waldemar sprang rasch auf, warf mit einem Schlage
die Lichter um, schützte, den Mantel über den Arm geschlagen, sein Haupt
vor den Streichen und rannte den wildvordringenden Detlev Brust an Brust
zu Boden. Er selber fiel und erhielt eine tiefe Wunde im Schenkel, kam
aber wieder auf, brach durch und gelangte glücklich aus dem Zimmer. Auf
dem dunklen Gange faßte ihn Jemand am Wehrgehenk, es zerriß und ging
verloren. Die Verschworenen stießen nun die Fensterläden auf, um von der
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feiern. Sein Bischofssitz, die Stadt Oldenburg, war noch wüste und ohne
Mauern, eine kleine Wohnung ausgenommen, welche Vicelin daselbst er-
richtet hatte. Unter Schnee und Eis hielt er am 6. Januar 1056 Gottes-
dienst in dem halb offenen Kirchlein, und außer dem Pribislaus hatten sich
wenige Zuhörer eingefunden. Er ging ihnen nach in ihre Wohnungen und
an die Orte, wo sie zusammenkamen, und predigte fort und fort die Botschaft
vom Kreuz. Es gab Manche unter den Vornehmen, die ihn nicht ungern
an ihren Tischen sahen und seiner Rede zuhörten. So wird erzählt, daß ihn
Pribislaus mit nicht weniger als zwanzig Gerichten in seinem Hause be-
wirthet habe. Gastfreiheit war überhaupt ein hervorstehender Zug des
wendischen Volkscharakters. Was die Wenden besaßen, gaben sie mit vollen
Händen hin und priesen den als den Trefflichsten, der sich am freigebigsten
gegen seine Gäste bewies. Dagegen galt es für ehrlos, wer einem Fremden
Aufnahme und Bewirthung versagte. Aber wer nicht viel zu geben hatte,
war nicht zufrieden, zu geben, was er besaß und mit Ackerbau, Fischerei und
Jagd sich erwerben konnte; um im Ruhm der Gastfreiheit nicht zurückzustehen,
nahm er es Andern. Hieß es doch bei ihnen: Was du in der Nacht ge-
stohlen hast, das schenke am Morgen deinen Gästen, — als wäre damit alles
Unrecht des Diebstahls ausgelöscht. So geht es ja Allen, die nicht in dem
rechten Grunde wurzeln —■ ihre Tugenden sind glänzende Laster. In dem
Gefolge des Bischofs und bei dem großen Gastmahl des Pribislaus, der in
einiger Entfernung von Oldenburg wohnte, befand sich auch Helmold, der
Pfarrer von Bosau. Nach Ablauf zweier Tage verließ die Gesellschaft ihren
gastfreien Wirth und begab sich weiter in das Land der Slaven, eingeladen
von Thesmar, einem der Mächtigen des Landes. Auf dem Wege dahin,
wie es scheint in der Gegend von Putlos, trafen sie einen Wald an und in
demselben die dem Prono geheiligten Eichen, eingeschlossen von einem
künstlich gezimmerten, hölzernen Gitter mit zwei großen Thoren. Der
ganze Wald war menschenleer, rings umher winterliches Schweigen. Da
ist es dem Bischof, als sei der Augenblick gekommen, durch eine mächtige
That handgreifliches Zeugniß abzulegen von dem Herrn der Herrlichkeit, dem
allein die Ehre gebühre. Aller Gefahr vergessend, springt er vom Pferde
und mit ihm seine Begleiter. Das schöne geschmückte Gitter wird sammt
den Thoren niedergerissen und das Holz zu einem Scheiterhaufen um die
Götzeneichen aufgethürmt. Die Flammen lodern auf und verzehren langsam
die uralten Stämme, so daß rings umher im Walde der Schnee von den
Zweiten niederträufelt. Zunächst war freilich mit der Zerstörung dieses
Heiligthums noch Nichts gewonnen; denn die eigentliche feste Burg stand
im Herzen seiner Verehrer. Aber um auch diese unsichtbare Feste zu stür-
men, war es eine Handlung von nicht zu verkennender Bedeutung, aber auch
von dem hohen Glaubensmuth der Priester, die wohl Ursache hatten, sich
vor einem Ueberfall der Einwohner zu fürchten. Sie kamen aber glücklich
durch und zum Thesmar, der große Anstalten zu ihrer Aufnahme und Be-
wirthung getroffen hatte. Indessen vergällete ihre dortigen Freuden der
Anblick der Fesseln und Marter, in welchen sie die Christen erblickten, welche
aus den dänischen Staaten gefangen dahin geführt waren. Sie sahen Prie-
ster, die in einer langwierigen Gefangenschaft verschmachteten, und denen
doch der Bischof weder durch Bitten noch durch Gewalt helfen konnte.---------■
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einst mit dem Gründer dieser Republik, dem Palnatoke, überwarf, verur-
theilte er in seiner herrischen Laune denselben, der ein trefflicher Bogenschütze
war, einen Apfel von dem Haupte seines Sohnes zu schießen. Palnatoke
gehorchte, der Schuß gelang, und der Vater verbarg seinen Groll, bis ge-
legene Zeit zur Rache käme. Als nun der König die Jüten zwang, seinem
Vater Gorm und seiner Mutter Thyra bei dem Dorfe I ellinge, nicht weit
von Kolding, ungeheure Grabhügel aufzuthürmen, die noch heute stehen,
empörte sich das mißvergnügte Volk, und Haralds eigner, mißvergnügter
Sohn stellte sich an seine Spitze. Der alte König hielt sich eben bei dem
Grabmal seiner Mutter auf. Ein Reisender kam an dem mächtigen Bauwerk
vorüber. Als Harald merkte, daß derselbe den Bau staunend betrachte,
fragte er ihn, ob er jemals etwas Größeres hätte ziehen sehen, als den
Stein, den eben die Bauern den Hügel hinanschleppten. „Ich sah gestern
aus dem Wiborger Landtag deinen Sohn Svend das ganze Reich an sich
ziehen," sagtejener; „das wird wohl nochgrößer sein." Als der alte Harald
so das Vorhaben seines Sohnes merkte, ward er plötzlich sehr niedergeschlagen.
Die Bekümmerniß, daß er sich in seinem hohen Alter von seinem eignen
Sohn verfolgt sah, betrübte ihn mehr als die Furcht vor dem Verlust der
Krone und des Lebens. Dennoch rüstete er ein Heer gegen seinen Sohn und
ging ihm mit demselben entgegen. Der alte König ward geschlagen und floh
nach Seeland. Hier aber lauerte ihm Palnatoke des Nachts in einem Walde
bei Rothschild auf und erschoß ihn zur Rache dafür, daß er ihn gezwungen,
nach dem Haupte seines Sohnes zu zielen (980).
Als Svend Otto, oder Svend Tveskjäg (Gabelbart) seinem Vater
in der Regierung folgte, bemühte er sich Anfangs aus aller Kraft, das
Christenthum zu verdrängen und den heidnischen Glauben in seinem alten
Glanze herzustellen. Später aber trug er stets den Mantel auf beiden
Schultern und bewies dadurch, daß ihm die Religion völlig gleichgültig sei.
Er sandte Geschenke an die slavischen Götzen und gab Geld her zur Er-
bauung von Kirchen; er hörte die Messe in christlichen Gotteshäusern und
trank aus Bechern, die Odin geweiht waren, zu Ehren des Heilandes. Nicht
so gleichgültig war ihm die Ausdehnung seines Reiches, und namentlich war
auch ihm die Markgrafschaft Schleswig ein Dorn im Auge. Als der Kaiser-
Otto Ii. wieder in Italien war, überfiel er die Stadt Schleswig, die der
Kaiser befestigt hatte. Es gelang ihm, dieselbe zu erobern, und nun über-
schwemmte er mit seinen Schaaren das Land, fiel auch in Holstein ein und
Gezeichnete seinen Weg mit Brand, Todtschlag und Plünderung. Der säch-
sische Herzog Bernhard war ebenfalls in Italien. Er kehrte rasch zurück,
konnte aber, da auch die wendischen Fürsten ins Sachsenland eingefallen
waren, nicht sogleich die Feinde vertreiben. Endlich kehrte der neue Kaiser
Otto Iii. aus Italien zurück und es gelang den vereinten Bemühungen
des Kaisers und des Herzogs, die Feinde über die Grenze zurückzuwerfen
und zu besiegen.
Als Svend im Jahre 1014 starb, folgte ihm in Dänemark sein Sohn
Harald, in England aber, das er mit Waffengewalt unter seine Botmäßig-
keit gebracht hatte, der jüngere Sohn, Knud der Große. Nach zwei
Jahren wurde dieser durch den Tod seines Bruders auch König von
Dänemark.
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Extrahierte Personennamen: Palnatoke Harald Svend Harald Rothschild Svend_Otto Otto Svend_Tveskjäg Otto Bernhard Otto Svend Harald