§ 8. Das südliche Holstein. 15
Geest zum Gemüsebau über, über die verschiedenen Drte pflegen die verschiedenen
Gemüsearten nicht in gleicher Ausdehnung. Zede Gegend hat sich je nach dem Loden
eine oder mehrere Gemüse- und Cbstarten auserwählt, denen sie ganz besondere
Pflege angedeihen läßt. Berühmt sind Vierländer Erdbeeren und Frühkartoffeln,
Zinkenwerder Meerrettich und Zwetschen, Altenländer Kirschen und Apfel,
Glückstädter weiß- und Rotkohl. Oie sandige Geest erzeugt viel Spargel und
Rhabarber.
Oie Glückstädter Gemüsebauern haben mit ihrer Ware den weitesten Weg. Im
Herbst bringen sie ihre Ernte an Kartoffeln, Kohl, Sellerie, Rüben, Wurzeln und (Dbst
aller Art auf Ewern an den Altonaer Sischmarkt. Oas ganze Jahr hindurch beladen
sie gemeinsam wöchentlich mehrere Eisenbahnwagen mit Grünwaren und senden sie
an den Altonaer Markt.
Aber ebenso hat wieder die Stadt die Landleute der weiten Umgebung mit allem
zu versehen, was sie nicht selbst herstellen und gewinnen können, mit Kolonialwaren,
Kleiderstoffen, Maschinen aller Art, Gerätschaften usw. So bilden die Bewohner der
ganzen Landschaft, Städter und Landleute, gleichsam einen großen Haushalt, dessen
Glieder die Arbeiten unter sich verteilt haben.
Baumschulen. Doch gibt es in der Landschaft ein Gebiet, wo man sich um
die Nähe der Großstadt wenig kümmert. Gleich nördlich von Eidelstedt beginnen in
meilenlanger, ununterbrochener Zolge Baumschulen, voll von Sämlingen für Zorst-
und Gartenzwecke. Oer Mittelpunkt dieses Baumschulbetriebs ist Halstenbek. Ganz
ungeheuerlich ist die Zahl der jungen pflanzen, die hier erzeugt wird. In der
wichtigsten Versandzeit von Mitte März bis Mitte Mai werden jeden Tag 30 bis
50 Eisenbahnwagen, mit jungen pflanzen beladen, in die weite Welt geschickt. Ab-
nehmer finden sich in allen Teilen Deutschlands,- ja alle Nachbarstaaten und sogar
Amerika stellen Käufer.
Im herbst ist der Versand nicht so groß,' aber gegen 200 Millionen junger Fichten
und ungeheure Mengen junger Obstbäume kommen dann zum Versand.
Rosenzucht. Oie Umgegend von Pinneberg ist fast ebenso reich an Baum-
schulen,' doch überwiegt hier die Zucht edler Rosen, viele hohe und niedrige Rosen-
stämme werden an Gartenbesitzer verschickt. Aber ganze Rosenfelder dienen nur
dazu, schöne Schnittrosen zu erzeugen, die nach allen Großstädten des Reichs ver-
schickt werden.
Besiedlung. Das südliche Holstein ist sehr dicht bevölkert, hier ist eine
große Zahl von Städten und ansehnlichen Dörfern entstanden. Abgesehen
von Hamburg, Kltona und Wandsbek, die in dem folgenden Abschnitt be-
handelt werden, sind zu nennen: die Solbäder Bad Oldesloe und Lad
Bramstedt, Pinneberg und Ütersen an der Pinnau, das industriereiche
Elmshorn und die Schuhmacherstadt Barmstedt an der Rrückau, Wedel und
Glückstadt an der Elbe.
Zusammenfassung: Zum südlichen Holstein gehört das Gebiet zwischen Lille
und tiaiser-lvilhelm-ttanal, zwischen Elbe und Bramau. In alter Zeit bildete
es die Grafschaft Stormarn. Im Osten ist hügeliger Lehmboden, westlich davon
eine sandige Ebene mit großen Heide- und Moorflächen; an der Elbe liegen
die fruchtbaren Elbmarschen. Obgleich der größte Teil wenig fruchtbar ist, ist
das Land doch dicht bevölkert. Vas rührt her von der Nähe Hamburgs. Von
der Nähe der Großstadt wird auch die Erwerbsweise der Bewohner beeinflußt.
Sie nähren sich von Milchwirtschaft, Schweine- und Geflügelzucht, Gemüse- und
Obstbau. Bei Halstenbek sind große Baumschulen.
Stelle die Städte Südholsteins zusammen und gib ihre Lage an!
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Eidelstedt Amerika Pinneberg Holstein Hamburg Kltona Wandsbek Bad_Oldesloe Pinneberg Elmshorn Holstein Lille Hamburgs
§ 10. Mittelholstein. 31
Wiesen- und Weideflächen,- darum steht die Viehzucht hier in hoher Blüte,
von dem südlichsten Knie an begleiten Aufmärschen die Eider, die durch
Deiche gegen Überflutungen geschützt sind.
Oer südliche Teil von Mittelholstein wird von der Stör entwässert. In
der Störniederung finden sich ebenfalls fruchtbare Wiesen und Weiden.
Landwirtschaft. Die Bewohner Mittelholsteins nähren sich von der
Landwirtschaft. Es wird besonders Roggen und Hafer angebaut. Oer Anbau
von Buchweizen, der früher weit verbreitet war, geht ständig zurück,- ebenso der
Anbau von Rartoffeln. Dafür nimmt der Anbau von Steckrüben und Röhl zu.
Obgleich der Kornertrag durch Anwendung von Kunstdünger außerordentlich
steigt, genügt er doch lange nicht für den eigenen verbrauch- große Mengen
Kbb. Is. holsteinisches vauerngehöft. (Aus Th. Möller, Das Gesicht der Heimat.)
von Zutterkorn werden von auswärts zugekauft. Das ist die Kolge der hoch-
entwickelten Viehzucht. Im Kreise Rendsburg steht die Pferdezucht auf ähn-
licher höhe wie in den Marschen. Groß ist die Zahl der Rinder, die von hier
verschickt wird. Ganz besonders stark ist aber die Schweinezucht entwickelt.
Selbst in kleinen Dörfern werden mehr als 1000 Schweine gezählt. Während
das südliche Holstein die frische Milch nach Hamburg-Altona liefert, wird sie
hier verbuttert. In jedem Dorf ist eine Meierei. Das Jungvieh wird an
die Marschbauern verkauft und auf den Marschweiden fettgeweidet.
Die Holsten. Die Bewohner Mittelholsteins heißen Holsten, ver Name ist
entstanden aus holsaten oder holseten, d. i. holzbervohner. Nur durch falsche Über-
tragung ins hochdeutsche ist der Name Holstein entstanden. Oer Name wurde nach
und nach auch auf die andern Teile des heutigen Holsteins ausgedehnt. Sudlich der
(Hbe nennt man vielfach auch die Bewohner Schleswigs holsteiner.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
§ 11. Othmarschen. 39
aufgebautes Land wieder fort. Die Deiche an der Lidermündung müssen jetzt wegen
der veränderten Strömung durch Steindecken und Buhnen geschützt werden. In der
vithmarscher Bucht wurde durch solche Strömungen Klt-Büsum mit anderen Grt-
schaften zerstört.
(Dld Lüsen liggt int wille Haff,-
De Zlot de keem un wöhl en Grafs.
De $lot de keem un spöl un spöl,
Bet se de Insel unnerwöhl.
(Klaus Groth.)
Viehzucht. In Othmarschen blüht die Viehzucht in jeder Korm. Es
liefert in großer Zahl vorzügliche Reit- und Wagenpferde. Kein Gebiet der
Provinz kommt Othmarschen an Zahl der Rinder gleich. Man züchtet eine
schwere Rasse, die milchreich ist, sich aber besonders zur Mast eignet, Auf den
Außendeichsländereien werden fleischige Schafe geweidet. Auf der Geest hat
auch die Schweinezucht einen hohen Stand erreicht? in der Marsch ist diese
Zucht nicht lohnend, weil die Schweine dort zu oft von einer Seuche befallen
werden.
Korn bau. In der Marsch blüht aber auch der Kornbau. Weizen, Hafer,
Gerste, Bohnen und Rapssaat gedeihen hier so gut, wie kaum sonst an andern
Orten. Zür die Erntezeit fehlt es an Arbeitskräften im Lande. Sie strömen
von allen Seiten herzu und stellen sich am Sonntagmorgen neben den Kirchen
auf, um ihre Arbeitskraft für hohen Lohn wochenweise anzubieten (Menschen-
markt). Sie bleiben im Lande, bis die Ernte geborgen und abgedroschen ist.
Oie Lauern bedürfen dieser Arbeiter (Monarchen),- sie bilden aber eine Land-
plage- die Sicherheit auf den Straßen und in den Gehöften leidet, und die
Polizei mutz während dieser Zeit verstärkt werden, damit man sich ihrer erwehre.
Zuckerrüben. In Süderdithmarschen ist noch eine Zuckerfabrik. Oer
Anbau der Zuckerrüben erfordert auch viele Hilfskräfte, polnische Arbeiter und
Mägde strömen im Vorsommer ins Land, um die Rüben zu pflanzen, zu ver-
ziehen und zu hacken. Sie fallen auf durch ihre grellfarbigen Kleider und
Kopftücher.
Gemüsebau. In anderen Gegenden, besonders bei Wesselburen, ist
man zum Gemüsebau übergegangen. Ungezählte Eisenbahnladungen Weißkohl
werden von hier ins Innere von Deutschland verschickt (Magdeburger Sauer-
kraut). In Iahren mit hohen Kohlpreisen haben einzelne Lauern schon für
mehr als 100 000 Mark Kohl verkauft.
Othmarschen gehört zu den reichsten Landschaften des Deutschen Reichs.
Oie Bewohner. Oie Othmarsen sind mit den benachbarten Holsten
verwandt- sie sind Sachsen, aber mit Holländern und Friesen vermischt.
Man findet dort viele große, stattliche Männer. Oas blonde, oft rötlich
schimmernde und gekräuselte haar, sowie die blauen oder grauen Augen zeigen,
das sie ein reiner Germanenstamm sind. Oie Othmarsen sind ein Lauernvolk-
sie duldeten keine Ritter im Land (Gedicht von Klaus Groth: Graf Rudolf
von der Lökelnburg). Sie waren ein freihetliebendes, tapferes, aber ge-
Walttätiges Volk, das oft durch Raubzüge die Holsten und Eiderstedter kränkte,
viele trieben auch Seeraub. Es ist deswegen kein Wunder, daß ihre Nachbarn
sie nicht liebten und sich freuten, als sie endlich ihre Freiheit verloren. Vorher
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Grafs Klaus_Groth Klaus_Groth Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Othmarschen Süderdithmarschen Wesselburen Deutschland Sachsen Lökelnburg
38
Landeskunde der Provinz Schleswig-Holstein.
Boden zu schnell und liefern daher ein weiches, wenig branchbares Holz. An Wald-
sträuchern sind hauptsächlich zu nennen: Haselstrauch, Stechpalme, Holunder, Weiß-
und Schwarzdorn, Spindelbaum, Himbeer- und Brombeerstrauch. In den Knicks
überwiegen Haselnuß und Weißbuche, in der Nähe der Ortschaften Weiß- und
Schwarzdom, Schneeball und Holuuder.
Die an Moor- und Heideland so reiche Mitte und der W des Landes weisen
nur wenig Wälder auf, die sich aus Eichen, Fichten, Birken und auch Buchen zu-
sammensetzen. Solche Wälder sind bei Linnetschan (im W des Kreises Hadersleben),
im 8 von Lügumkloster (nur hier kommt die Linde als Waldbaum vor), bei Immen-
stedt, Süderholz, Fresendorf und Lehmsiek (alle vier Orte im Kreise Husum),
bei Albersdorf, Burg in Dithmarschen, bei Hohenwestedt n. a. m. Auf der
Heide befinden sich ferner die sogenannten „Kratts", d. s. kleine Eichenbüsche,
die sich aber dem Boden möglichst anschmiegen; die knorrigen Äste breiten im
Heidekraute ihre Zweige wagerecht aus. Gewährt aber ein Wall, ein Haus
oder ein Hünengrab Schutz vor dem Winde, so erheben sich die Eichen bald zu
einer ansehnlichen Höhe. Neben ihnen tritt die Zitterpappel und der Faul-
bäum auf. An Flüssen und Bächen, überhaupt in feuchten Niederungen ist die
Birke der häufigste Baum.
Das eigentliche Marschland ist wenn auch nicht bäum-, so doch waldlos. Im
Schutze der Häuser gedeihen Bäume ganz gut, obgleich sie auf der Wetterseite durch
den Nordwestwind viel zu leiden haben.
b) Auch in bezug auf Wiesengräser und Feldfrüchte treten mancherlei
Unterschiede zwischen 0, Mitte und W hervor. Das waldarme Land Oldenburg
birgt z. B. manche Pflanzen, die in der ganzen übrigen Provinz nicht vorkommen,
sondern erst in den mitteldeutschen Gebirgen wieder angetroffen werden. An
Feldfrüchten liefert das fruchtbare östliche Hügelland Weizen, Roggen,
Gerste und Hafer, ferner Rübsen, Raps, Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Zucker-
rüben, Klee, auf magerem Sandboden Buchweizen. Die sandreiche Mitte der
Provinz eignet sich mehr für Hafer, Buchweizen, Kartoffeln, aber auch für
Roggen. Die Marsch zeitigt besonders Raps, Weizen, Bohnen, Futter- und
Zuckerrüben, dient aber auch in hohem Grade als Grundlage für eine aus-
gedehnte Viehwirtschaft, namentlich in Schleswig. In der Elbmarsch wird
viel Kohl angebaut.
e) Häufig bildet die sogenannte Sand marsch (ein bereits mit Marschklei ver-
mischter Sandboden) den Übergang von der Geest- zur Marschlandschaft; selten
aber findet ein allmählicher Übergang aus dem fruchtbaren östlichen Hügellande
nach dem mittleren Teile der Halbinsel statt. Die üppigen Wiesen und Getreidefelder,
die herrlichen Knicks und Laubwälder schwinden, und so weit das Auge reicht, breitet
sich die Heide vor dem Wanderer aus, in weiten Abständen sieht man Torfschuppen
oder die elenden Hütten der Heide- und Torfbauern. Aber wenn das Heidekraut
in Blüte steht, wenn die Heide von Hunderttausenden von Bienen belebt ist, dann
kann man auch ihr eine gewisse Schönheit nicht absprechen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl]]
12 Landeskunde der Provinz Schleswig-Holstein.
Gewährt aber ein Wall, ein Haus oder ein Hünengrab Schutz vor dem Winde, so er-
heben sich die Eichen bald zu einer ansehnlichen Höhe. Neben ihnen tritt die Zitterpappel
und der Faulbaum auf. An Flüssen und Bächen, überhaupt in feuchten Niederungen
ist die Birke der häufigste Baum.
An Sträuchern sind vorhanden: der Wacholder- und der Besenstrauch, Trauben-
kirsche, Heidelbeer-, Himbeer-, Vogelbeerstrauch u. a. m.
Das eigentliche Marschland ist. wenn auch nicht bäum-, so doch waldlos. Im
Schutze der Häuser gedeihen Bäume ganz gut, obgleich sie auf der Wetterseite durch den
N.w.-Wind viel zu leiden haben.
Auch in Bezug auf Wiesen gräs er und Feldfrüchte treten mancherlei Unterschiede
zwischen O., Mitte und W. hervor. Das waldarme Land Oldenburg birgt z. B.
manche Pflanzen, die in der ganzen übrigen Provinz nicht vorkommen, sondern erst in
den mitteldeutschen Gebirgen wieder angetroffen werden.
An Feldfrüchten liefert das fruchtbare ö. Hügelland: Weizen, Roggen,
Gerste und Hafer, ferner Raps, Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Zuckerrüben, Flachs, Klee,
auf magerem Sandboden Buchweizen. Die sandreiche Mitte eignet sich mehr für Hafer,
Buchweizen, Kartoffeln, aber auch für Roggen.
Die Marsch zeitigt besonders: Raps, Weizen, Bohnen, Zuckerrüben, dient aber
auch viel als Grundlage sür eine ausgedehnte Viehwirtschaft, namentlich in Schleswig.
In der Elbmarsch wird viel Kohl angebaut.
Häufig bildet die sogenannte Sandmarsch (ein bereits mit Marschklei vermischter
Sandboden) den Übergang von der Geest- zur Marschlandschaft; selten aber findet ein
allmählicher Übergang aus dem fruchtbaren ö. Hügellande nach dem mittleren Teile der
Halbinsel statt. Die üppigen Wiesen und Getreidefelder, die herrlichen Knicks und Laub-
wälder schwinden, und soweit das Auge reicht, breitet sich die Heide vor dem Wanderer
aus, in weiten Abständen sieht man Torfschuppen oder die elenden Hütten der Heide-
und Torfbauern. Aber wenn das Heidekraut in Blüte steht, wenn die Heide von Hundert-
taufenden von Bienen belebt ist, dann kann man auch ihr eine gewisse Schönheit nicht
absprechen.
3. Die Ti erw elt.
Hinsichtlich der Tierwelt unterscheidet sich Schleswig-Holstein nicht
wesentlich von den Nachbarländern. Die Wälder hegen viele Rehe und
manchen schönen Edelhirsch, während der Dammhirsch seltener vorkommt.
Der Hase ist überall ziemlich zahlreich; in den Dünen der Nordsee
viele Kaninchen. Der Fischerei schadet die Fischotter sehr. Der Biß der
Kreuzotter, die sich mit Vorliebe in den Kratts aufhält, kann leicht tödlich
wirken. In den Vogelkojen der Inseln Sylt, Föhr und Amrum werden
wilde Enten (Krickenten) immer noch in großer Zahl gefangen, obgleich der
Ertrag gegen früher zurückgegangen ist. In Bezug auf Viehzucht und Fischerei
vergl. Kap. Vii, 5 und 6!
V. Äbriß der Geschichte.
1. Die erste, wenn auch noch dunkle Kunde von den ältesten Be-
wohnern der Cimbrischen Halbinsel geben die stummen Gräber und Geräte
aus unbestimmbarer Vorzeit.
In der ältesten Zeit verwendet der Mensch nur Knochen von Tieren, Steinsplitter
und geschliffene Steine zu Waffen und Werkzeugen; er lebt anfangs nur von der Jagd
und haust in Höhlen, erst allmählich erkennt er den Wert der Haustiere, geht er zur
Viehzucht und zum Ackerbau über. Einen ganz bedeutenden Fortgang in der Entwicke-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Ortsnamen: Heidelbeer- Oldenburg Schleswig Schleswig-Holstein Nordsee Amrum
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
11
der linken Seite des Flusses, vielleicht in der Gegend von Stade; die römische
Flotte war aus dem Rhein in die Nordsee und aus dieser in die Mündung
der Elbe hineingesahren und ankerte dem Landheer gegenüber auf der Mitte
des Stromes. Am jenseitigen Ufer war die Macht der Deutschen versammelt,
glänzend in Waffen und brennend vor Kampfbegier. Da bestieg Einer
von ihnen, ein Greis von hohem Wuchs und durch seine Kleider als vornehm
bezeichnet, allein einen Nachen, aus einem einzigen Baumstamm gezimmert,
ruderte sich auf die Mitte des Flusses und begehrte freies Geleit an das
andere Ufer. Es ward ihm gewährt; der Häuptling landete, begrüßte den
römischen Feldherrn und sprach Worte des Friedens und der Versöhnung.
Dann kehrte er zu den Seinigen zurück, und Tiberius, der den Uebergang
über den mächtigen Fluß nicht wagen wollte, brach sein Lager ab und zog
wieder an den Rhein. Das rechte Elbuser blieb ununterworfen.
Aber welches Volk bewohnte denn jetzt — zur Zeit Christi — die
Länder diesseit der Elbe? — Der römische Schriftsteller Tacitus, der 100
Jahre nach Ehr. Geburt lebte, sagt: „Die Halbinsel von Deutschland besitzen
die Cimbern, welche nahe an dem großen Meer (Nordsee) wohnen.
Nunmehr ist es nur ein geringes Volk; aber es hat einen großen Namen,
denn die alten Heldenthaten sind noch in frischem Andenken." Dann nennt
er noch sieben Völker, die er unter dem Namen der Nerthusvölker zusam-
menfaßt und welche, wie Alterthumskundige (z. B. Dr. v. Maack) behaupten,
um die südwestliche Ecke der Ostsee und auf den dänischen Inseln ihren
Wohnsitz gehabt haben müssen. Nerthusvölker wurden sie genannt, weil sie
sämmtlich die Göttin Nerthus oder Hertha verehrten. Das gemeinsame Hei-
ligthum der Nerthus lag aus einer Insel, und Dr. v. Maack glaubt — ab-
weichend von Andern, aber wie es scheint nicht ohne Grund — annehmen
zu dürfen, daß diese heilige Insel das vorhin genannte Land-Oldenburg-
Fehmarn gewesen. Der heilige See, von welchem Tacitus spricht, meint
er, sei der frühere See von Siggen (Segen), der von Tacitus erwähnte
Tempel habe in dem vormaligen Dorfe Siggen gestanden, dessen Name einem
christlichen Pfaffendors entspricht; von dem Einschisfungsort des heiligen
Wagens, der die Göttin trug, zeuge noch heutigen Tages der Name der Stadt
Heiligenhafen.
Der Geograph Ptolomäus, der etwas später als Tacitus lebte, schreibt:
„Auf dem Nacken der cimbrischen Halbinsel wohnen die Sachsen." Nehmen
wir nun an, daß nur ein kleiner Theil der ursprünglichen Bevölkerung, der
Cimbern, auf der Halbinsel zurückgeblieben ist, so ist höchst wahrscheinlich,
daß von Norden und Süden her neue Volksstämme eingedrungen sind, und
so erhielt das Land eine gemischte Bevölkerung. An der Westküste der Halb-
insel hausen Cimbern und Friesen, auf der Ostküste Nerthusvölker,
nämlich Jüten, Angeln, Suardonen (vielleicht um die Schwartau),
Reudigni, Bewohner ausgerodeter Waldgegenden (um Lütjenburg), Avionen,
Bewohner der Nerthusinsel. Die beiden übrigen Nerthusvölker faßen in
der Nähe der cimbrischen Halbinsel: Warner an der Warnow, Nuithoncs
oder Viten, vielleicht auf Laaland, Falster und Möen. Der Bund Nr
Nerthusvölker ward gesprengt durch die Sachsen, von welchen Ptolomäus
schreibt, daß sie zu seiner Zeit auf dem Nacken der cimbrischen Halbinsel
saßen.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer]]
Extrahierte Personennamen: Tiberius Maack Maack
Extrahierte Ortsnamen: Stade Rhein Nordsee Rhein Christi Deutschland Nordsee Ostsee Heiligenhafen Sachsen Lütjenburg Sachsen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
327
Was jauchzt Ihr Sieger? Rosten
Wird einst auch Euer Schild,
Und einst in Staub zerfallen
Wird Euer Gnadenbild.
Doch sagen wird man und singen
Von dein Cheruskerheld,
So laug' das Blut Thuiskons
Noch eine Ader schwellt!
Und einst nach tausend Jahren
Erhebt — ein Heiligthum*) —
Die Jrmiusul sich wieder
Und kündet Hermanns Ruhm;
Und mahnen wird sie ewig
An seinen großen Tag,
So lang' für Ruhm und Freiheit
Ein Herz noch schlagen mag.
Friedrich Dies.
J)as weiße 8achsencoß.
Es jagt der Sturm im grünen Wald,
Er reitet und zwängt der Eichen Wucht;
Die alte Weser muß ihre Wellen
Vor Zorn und Angst am Fels zerschellen,
Und vom Gebirg' und aus der Schlucht
Des Donners Siegesrufen hallt.
Ein fränk'scher Mann, gar müd' und still,
Verlassen irrt im fremden Land;
Die Glieder brechen ihm fast zusammen,
Doch löscht ihm Nichts des Auges Flammen;
Da steht ein Hüttlein an dem Strand:
„Halloh, ein Fremder Obdach will!" ,
Ein Sachse, hoch mit stolzem Blick,
Sieht lang und fremd den Franken an:
„Kommst Du, um Gastfreundschaft zu bitten,
So bist Du sicher in S-achsenhütten."
Da trat den Herd der Franke an,
Er nahm den Becher und gab ihn zurück.
Sie sitzen ernst am heil'gen Herd,
Sie sehen schweigend einander an,
Und stumm bewundert immer wieder
Ein Jeder des Andern Heldenglieder.
Da hebt zuletzt der Franke an:
„Bei Gott, wir sind einander werth.
Wenn solcher viel das Sachsenland
Zum Kampf ob unfern König stellt,
So möchte Karol bitter klagen,
Daß Sachs und Frank noch Schlachten schlagen."
Da führt der Sachse ihn an der Hand
Hinaus auf's regengrüne Feld.
*) Das neue Hermannsdenkmal im Teutoburger Walde auf dem 1200 Fuß hohengro-
thenburg bei Detmold, bestehend aus einem tempelartigen Unterbau, das Hermanns Standbild
tragen soll. Der Plan zu diesem Bau ward 1838 entworfen von Blandell; der Unterbau war
1844 vollendet. Seitdem ist das Unternehmen ins Stocken gcrathen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Dies Friedrich Sachs Frank
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
10
thiere von den Priestern gezeigt wurden, ries er mit lauter Stimme, daß es
die Menge hörte: „Mein ist der Sieg!"
Nun begann ein harter und schwerer Kamps. Für die Römer kämpste
die Hitze und die Sonne, welche den Cimbern in die Augen schien. Auch
hatte der schlaue Marius seine Truppen so gestellt, daß der Wind den
Cimbern allen Staub ins Gesicht wehte; eingehüllt von Staubwolken,
konnten die Cimbern durch ihren furchtbaren Anblick jetzt seine Krieger nicht
schrecken. Dazu hatte Marius eine neue Waffe erfunden, lange Speere mit
Widerhaken, welche die Römer in die Schilde der Feinde stießen und diese
damit herabzogen, so daß der Mann entblößt dastand- Es kam zum schreck-
lichsten Handgemenge, in welchem die Römer durch die kurzen, breiten
Schwerter großen Vortheil über die Feinde hatten. Der größte und streit-
barste Theil der Cimbern ward getödtet. Die vordersten Reihen hatten sich,
um nicht auseinander gerissen zu werden, mit langen Ketten und Stricken,
die an die Gürtel geheftet waren, zusammengebunden, und nun lagen sie,
wie an einer Schnur hingestreckt.
Als die Römer die Fliehenden bis an ihre Wagenburg verfolgten, bot
sich ihnen ein gräßlicher Anblick dar. Die Weiber der Cimbern standen,
schwarz gekleidet, auf den Wagen und tödteten selbst die Feiglinge, warfen
ihre eignen Kinder unter die Räder der Wagen und die Füße der Lastthiere,
damit sie nur nicht den Römern in die Hände fielen, und gaben sich dann
verzweifelt selber den Tod. Auch viele Männer tödteten sich selber, weil sie
lieber sterben als Sklaven der Römer werden wollten. 60,000 Cimbern
verloren an diesem Tage das Leben und ebenso viele sollen von den Römern
gefangen genommen sein (101 v. Chr.).
Dennoch war nicht das ganze Volk, wie Einige vorgeben, vertilgt.
Außer den Flüchtlingen, die in den nahen Gebirgen sich den Verfolgungen
der Römer entzogen, und außer denjenigen, welche an dem Zuge überhaupt
nicht Theil genommen hatten, sagt Julius Cäsar noch von 6000 Mann,
welche mit dem Heergeräthe auf der andern Seite des Rheinstroms zurück-
blieben, als sich die andern nach Frankreich und Italien begaben. Nachdem
diese lange umhergeschweist und sich hie und da herumgeschlagen hatten,
sollen sie sich zwischen der Maas und Schelde niedergelassen haben. Auch
bezeugt ein römischer Schriftsteller (Strabo), der zu Augustus Zeiten lebte,
das Dasein der Cimbern. „Man erzählt," sagt er, „viele abenteuerliche
Dinge von den Cimbern, unter welchem Vieles doch nicht unwahr zu sein
scheint. Ich glaube nicht, daß sie durch eine Ueberschwemmung genöthigt
wurden, ihr Land zu verlassen, weil noch Viele gefunden werden, die ihr
altes Land bewohnen, und diese Cimbern haben neulich dem Augustus einen
kupfernen Kessel geschickt, welcher unter ihnen für ein Heiligthum gehalten
wird, und haben dabei seine Freundschaft verlangt; auch ihnen es nicht zu-'
zurechnen gebeten, wenn ihre Vorväter (?) den Römern Schaden gethan
hätten."
3. Die neue Bevölkerung der Halbinsel.
Als Tiberius, der Stiefsohn des Kaisers Augustus, fünf Jahre nach
Christi Geburt mit einem Heere an der Elbe erschien, lagerte ein krieg-
bereites Volk am rechten Elbufer. Tiberius stand mit seinem Landheer an
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius Julius_Cäsar Cäsar Augustus Augustus Tiberius Augustus Tiberius
Extrahierte Ortsnamen: Rheinstroms Frankreich Italien Christi
I. Fabeln, Märchen und belehrende
Eh' sich’s der Zimmermann versah,
klapp ! stand das ganze Haus schon fertig da.
3. Beim Bäckermeister war nicht Not ;
die Heinzelmännchen backten Brot.
Die faulen Burschen legten sich,
die Heinzelmännchen regten sich
und ächzten daher
mit den Säcken schwer
und kneteten tüchtig
und wogen es richtig
und hoben und schoben
und fegten und backten
und klopften und hackten.
Die Burschen schnarchten noch im Chor,
da rückte schon das Brot, das neue, vor.
4. Beim Fleischer ging es just so zu:
Gesell und Bursche lag in Ruh';
indessen kamen die Männlein her
und hackten das Schwein die Kreuz und Quer’.
Das ging so geschwind
wie die Mühl’ im Wind;
die klappten mit Beilen,
die schnitzten an Speilen,
die spülten, die wühlten
und mengten und mischten
und stopften und wischten.
That der Gesell die Augen auf,
wapp ! hing die Wurst da schon im Ausverkauf.
5. Beim Schenken war es so : es trank
der Küfer, bis er niedersank ;
am hohlen Fasse schlief er ein.
Die Männlein sorgten um den Wein
und schwefelten fein
alle Fässer ein
und rollten und hoben
mit Winden und Kloben
und schwenkten und senkten
und gossen und panschten
und mengten und manschten.
Und eh’ der Küfer noch erwacht,
war schon der Wein geschönt und fein gemacht.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
und ihrem Leben.
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kammern muss er im Frühjahr alles Holz werk gründlich reinigen; denn
es sitzen verpuppte Apfelwicklerlarven daran, die man nicht aus-
schlüpfen lassen darf.
8. Aber was hülfe uns alle Mühe und Wachsamkeit gegen die allezeit
geschäftigen Feinde, wenn wir nicht Bundesgenossen hätten, Bundes-
genossen, die wir manchmal gar nicht als solche kennen oder wohl gar
für Feinde halten. Zu diesen gehört namentlich die Schlupfwespe,
deren man in Deutschland 5000 Arten unterscheidet. Diese Hautflügler
hat die Natur in Bereitschaft, um uns in der Verteidigung unserer Obst-
ernte wichtige Dienste zu leisten. Wenn nämlich unsere Feinde aus
der Insektenwelt massenhaft auftreten, dann erscheint auch die Schlupf-
wespe mit ihrem schlanken Leibe und ihrem beständigen Wippen mit
den grossen Fühlern in vermehrter Anzahl. Und die räumt dann gründ-
lich unter den Obstfrevlern auf. Wenn so eine Raupe fressgierig im
schönen, grünen Laube weidet und an keine Not und Gefahr denkt,
dann fliegt ihr plötzlich eine Schlupfwespe auf den Rücken und schiebt
mit ihrer spitzen Legeröhre ein Eilein unter die Raupenhaut. Das
kümmert zwar die Raupe nicht viel; sie verheilst den Schmerz und
frisst ruhig weiter. Aber sie trägt den Todeskeim in sich. Denn bald
schlüpft aus dem wohlgeborgenen Ei die Larve heraus und fängt an,
ihren Wirt von innen heraus aufzufressen. Matt und krank schleppt sich
die Raupe noch eine Weile dahin, muss aber sterben, ehe sie sich ver-
puppen kann.
Noch grösseren Dank aber schulden wir den Singvögeln, die sich durch
unglaubliche Massenvertilgung der schädlichen Insekten, insbesondere der
Raupen, unberechenbare Verdienste erwerben. Wohl sind wir unwillig,
wenn Herr Spatz uns die schönsten Kirschen angefressen hat. Aber
wenn er so deutlich reden könnte, wie er weidlich schimpfen kann, dann
würde er wohl sagen: „Undankbares Volk, nicht einmal diesen kärglichen
Lohn wollt ihr mir gönnen ? Wäre ich nicht gegen die bösen Käfer
und Raupen immer unverdrossen an der Arbeit gewesen, dann möchtet
ihr jetzt sehen, was aus eurer Obsternte geworden wäre.“ Nun, der
Schelm hass nicht unsertwegen gethan, sondern weil ihm die fetten
Tierchen auch ungebraten köstlich schmeckten. Und darum mögen wir
ihn dreist aus unseren Kirschbäumen verscheuchen oder ihm mit Netzen
den Zutritt wehren; er kann sich ja anderes Futter suchen; aber wir
wollen’s nicht machen wie die Italiener, die unsere munteren Singvögel
auf der Durchreise durch ihr Land massenhaft wegfangen und wegschiessen,
wollen ihnen auch keine Eier aus dem Neste nehmen sondern sie auf
alle Weise schonen und schützen, wie man billig seine besten Freunde
schützt.
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