§ 8. Das südliche Holstein.
17
Im Mittelalter schlug der Handel andere N)ege ein, und andere Völker wurden
seegewaltig, vor allen Dingen ging der Reichtum dadurch zurück, daß die Herings-
schwärme nicht mehr in der Tlbmündung zum Laichen erschienen. Oa kam Hamburg
in Gefahr, seine Freiheit zu verlieren. Schleswig-Holstein wurde mit Dänemark unter
einer Nrone vereinigt,
und die Oänenkönige
trachteten danach, die
Stadt in ihre Gewalt zu
bringen. Die Bürger
wußten aber die Geld-
not der Oänenkönige
auszunutzen und er-
kauften sich mehrfach die
Erhaltung ihrer Rechte.
Schlimmes mußte
Hamburg in der Zran-
zosenzeit vor 100 Jah-
ren erdulden. Napoleon
machte es zu einer fran-
zösischen Stadt. Oer
Handel stockte,- die Eng-
länder raubten die
Schiffe der Hamburger
Kaufleute, und die
Steuern und Abgaben
für die Rriegenapoleons
wurden immer drücken-
der. Noch größer aber
wurde die Not, als Na-
poleon geschlagen wurde
und sich nach Krankreich
zurückziehen mußte,-
denn nun wurde ham-
bürg, das noch von fran-
zösischen Truppen besetzt
war, von den verbün-
deten belagert. Oerntar-
schall Oavoust zwang
20000 armehamburger,
die Stadt zu verlassen,
weil sie sich nicht für sechs
Monate mit Lebens-
mittein versorgen konn-
ten. In der bitteren
Winterkälte sind viele
von ihnen umgekommen. Nach dem Nriege blühte der Handel nur langsam auf.
Im Jahre 1842 traf die Stadt ein neues Unglück. Ourch eine dreitägige Feuers-
brunst brannte der dritte Teil nieder. Ooch schöner und geräumiger wurde sie wieder
aufgebaut.
Die jetzige Größe Hamburgs hängt mit der Entstehung des neuen Deutschen
Keiches zusammen. 1870 hatte die Stadt ungefähr 190 000 Einwohner, jetzt
reichlich eine Million.
Sievers, Heimatkunde von Schleswig-Holstein. 2
5ibb, 7. Hamburger Zleet,
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Sievers
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Hamburg Schleswig-Holstein Hamburg Hamburgs Schleswig-Holstein
Xiii. Schleswig-Holstein, meerumschlungen.
59
Wegen der strategisch sehr wichtigen Lage sind auf dem Oberlande mächtige,
mit Geschützen schwersten Kalibers versehene Panzertürme und Mörser-
batterien mit unterirdischen Kasematten errichtet worden. Die Insel dient daher
jetzt auch als Marine - Garnisonort und bildet einen befestigten Vorposten zum
Schutze der Elbe- und Weser-Mündnngen sowie des Jadebusens gegen überraschende
Angriffe von der Seeseite.
Xiii. Schleswig-Holstein, meerumschlungen.
1. Schleswig-Holstein, meernmschluugen,
Deutscher Sitte hohe Wacht,
Wahre treu, was schwer errungen,
Bis ein schönrer Morgen tagt!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
Wanke nicht, mein Vaterland!
2. Ob auch wild die Brandung tose,
Flut auf Flut, von Bai zu Bai:
O, laß blühn in deinem Schöße
Deutsche Tugend, deutsche Treu!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
Bleibe treu, mein Vaterland!
Z. Doch wenn innre Stürme wüten,
Drohend sich der Nord erhebt,
Schütze Gott die holden Blüten,
Die ein milder Süd belebt!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
Stehe fest, mein Vaterland!
4. Gott ist stark auch in den Schwachen,
Wenn sie gläubig ihm vertrauen;
Zage nimmer, und dein Nachen
Wird trotz Sturm den Hafen schauen.
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
Harre aus, mein Vaterland!
5. Von der Woge, die sich bäumet
Längs dem Belt am Ostseestrand,
Bis zur Flut, die ruhlos schäumet
An der Düne flüchtigem Sand:
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
Stehe fest, mein Vaterland!
6. Und wo an des Landes Marken
Sinnend blinkt die Krnugsau,
Und wo rauschend stolze Barken
Elbwärts ziehn zum Holstengau,
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
Bleibe treu, mein Vaterland!
7. Teures Land, du Doppeleiche
Unter einer Krone Dach,
Stehe fest und nimmer weiche,
Wie der Feind auch dräuen mag.
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
Wanke nicht, mein Vaterland!
M. F. Chemnitz.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Doppeleiche
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Elbe- Weser-Mündnngen Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Nord Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Chemnitz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
184
In dieser verzweifelten Lage wurde nun die Reiterei von beiden Seiten
von den Dithmarschern angegriffen, welche einander zuriefen: „Schont den
Mann nn slat de Peer!" Sie wollten dadurch die Pferde wild machen, daß
dieselben die Reiter abwerfen sollten, und das geschah auch. Die verwun-
deten Pferde schlugen vor Schmerz um sich, bäumten sich in dem Gedränge
hoch auf, und mancher Reiter starb unter den Hufen des eignen Streitrosies.
Jetzt kehrten die Dithmarscher ihren Schlachtruf um und riefen: „Slagt den
Mann un schont de Peer"; denn sie wollten die noch übrigen Rosse als Beute
behalten.
Man weiß nicht, auf welche Art es dem Könige und dem Herzog gelang,
sich nach Meldorf hindurch zu retten. Die hier zurückgelassene Besatzung
riefen sie zu Hülfe für den Rest des besiegten Heeres. Nun aber erschienen
die Männer vom südlichen Strande der Landschaft und pflanzten ihr Ge-
schütz vor Meldorf auf; da zogen sich die Fürsten in größter Eile nach Hol-
stein zurück. Wären die Süderdithmarscher zwei Stunden früher eingetroffen,
so hätte weder König noch Herzog entrinnen können.
Die Dithmarscher verfolgten ihren Sieg denselben Nachmittag noch
bis Meldorf. Was von Feinden noch da war, meist trunken vom königlichen
Wein, über den sie sich nach der Flucht des Königs hergemacht hatten, wurde
niedergemetzelt. Auf ihrem Wege nach Meldorf hin erreichten die Verfol-
genden einige Proviantwagen mit bereits gerupftem und gefülltem Feder-
vieh. Das kam ihnen zu Statten. In der vom Feinde vollends gereinigten
Stadt bereiteten sie sich nach ihrem heißen Tagewerk aus dem königlichen
Proviant ein herrliches Essen. „Langt zu, ihr lieben Gäste," riefen die
schmausenden Freiheitskämpfer, „das giebt uns König Hans zum Besten!"
und trinkend den schönen Königswein stießen sie mit ihren Humpen an und
wünschten dem Geber, dem flüchtigen Könige, eine gute Nacht.
Segt den König gude Nacht;
He'het uns brade Hühner drocht.
Langt to, ji lewen Gästen,
Dat gift und Hans tom Besten.
Der Kampf hatte nur drei Stunden gedauert, und dennoch war die Zahl
der Opfer, die er hinwegrasfte, so groß. Schleswigholstein verlor die Blüthe
seines Adels, gewiß nicht unter 200. An 20 Pogwische lagen unter den
Erschlagenen, darunter der Uebelthäter Wulf von Farwe, den der König in
Gnaden wieder ausgenommen hatte. Da lagen wohl 50 dänische Ritter und
ebenso viele aus den benachbarten deutschen Landschaften, zwei Grafen von
Oldenburg, Otto und Adolf, Gerhards Söhne, und Hans Ahlefeld, der
Marschall, der die Dannebrogsfahne nur sterbend aus der Hand ließ. Wohl
die Hälfte des fürstlichen Heeres war umgekommen, gewiß nicht unter 6000
Mann. Die Garde allein verlor 1426 Mann; 50 Bürger von Rendsburg
blieben. Die Sieger zählten 60 Todte, 52 Eingeborne und 6 Söldner.
Nach errungenem Siege ging es an die Plünderung, und manche Hand,
die sich dem Kampfe entzog, war jetzt eifrig im Ausplündern der Todten,
bis sie ganz nackt dalagen, ihrer Waffen, ihrer Kleider, der gefüllten Gürtel,
selbst der Hemden beraubt, im Erwürgen von Halbtodten, im Wüthen selbst
gegen Leichen. Einige tausend Leichen begrub man; über die adligen Leich-
name mußten auf freiem Felde verwesen. Die Priore der Klöster von Sege-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Hans Hans_tom_Besten Schleswigholstein Wulf_von_Farwe Otto Adolf Adolf Gerhards_Söhne Hans_Ahlefeld
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
136
zu und verpflichteten sich, den Landfriedensbrechern keinen Schutz mehr zu
geben.
Also auch hier wieder Landfriede! Es muß wirklich arg gewesen fein
mit dem Unfrieden im Norden. Nicht blos die Fürsten kämpften mit einan-
der; auch die Edelleute hatten beständig Fehde, bald untereinander und bald
mit den Städten; ja selbst die freien Bauern schafften sich selbst ihr Recht
mittelst bewehrter Faust, und Mord und Todtschlag waren an der Tages-
ordnung, weil immer ein Mord den andern nach sich zog. Die Verwandten
eines Erschlagenen hatten nämlich die Pflicht, seinen Tod zu rächen und sie
erfüllten dieselbe meistens gern. Das nannte man Blutrache.
Schon Kaiser Karl hatte bei seiner Anwesenheit in Lübeck dagegen ge-
eifert und gebeten und geboten, von dem endlosen Morden abzulassen; man
war aber damals nicht in der Lage gewesen, dem Unfug zu steuern. Jetzt
aber erließen Klaus und Gerhard ein Gesetz, in welchem ausgesprochen ward,
daß jeder Bauer oder Hausmann, der seines Gleichen tobte, aufs Rad ge-
flochten werden, jeder Edelmann, der einen Bauern tödte, eine Geldstrafe
erlegen solle. Da hatte denn freilich der Bauernstand Grund, über die Un-
gleichheit der Strafe zu murren; er murrte aber vielmehr noch über die
Schmälerung seines Rechtes. Da trat denn der alte Klaus mitten unter
seine Bauern und wies sie hin auf das jüngste Gericht. „Bedenkt Wohl,"
sagte der Greis, „daß einst ein Tag der Rechenschaft erscheint, wo der liebe
Gott das Blut eurer Brüder von euren Händen fordern wird. Und nun
srage ich euch: Wollt ihr den bösen Brauch der Blutrache aufgeben oder
nicht? — Wem das Gute und der Friede lieb ist, die gehen zu der rechten
Hand, die Andern gehen zu der linken." Da wagte Niemand aus der linken
Hand zu bleiben, sondern sie gingen Alle zu der rechten, da er sie ermahnte,
daß Gott der Herr also sprechen werde in seinem strengen Gericht.
Aber der alte Klaus galt auch etwas bei seinen Bauern. Er war
gnädig und herablassend gegen sie und nahm sich ihrer oft an, wenn sie von
seinen Vögten gedrückt wurden. Sie durften zu ihm gehen und ihre Klagen
anbringen; ja er kam oft selbst in ihre Häuserund forschte, ob sie auch Be-
schwerden anzubringen hätten; denn er wollte ihre alten Freiheiten durchaus
ungekränkt wissen.
Auch die Geistlichkeit hielt große Stücke aus ihn; denn er war wohl-
thätig gegen die Mönche und eifrig in der Erfüllung seiner religiösen Pflich-
ten. Graf Adolf Vii. hatte eine Menge Jäger und Jagdhunde gehalten
und den Klöstern die Pflicht aufgelegt, für ihren Unterhalt zu sorgen. Gras
Klaus schaffte diesen Gebrauch ab und erwarb sich dadurch die emsigeren
Fürbitten der Mönche, worauf man in damaligen Zeiten noch viel gab.
Nur Schmeichler und Narren konnte er nicht leiden. Ein Possenspieler,
der durch Schmeicheleien die Gunst mancher Edelleute sich zu erwerben ge-
wußt hatte, kam einst aus Dänemark zu dem Grafen nach Itzehoe. Er war
angethan mit köstlichen Kleidern und Ketten, die mit dem Wappen dänischer
Edelleute geschmückt waren. Er pflegte an der Tafel die Rolle eines Hof-
narren zu spielen und reich beschenkt den Hof des Großen zu verlassen. Der
alte Klaus ließ ihm seinen Platz am Tisch der Spielleute anweisen und ihm
ein Trinkgeld von vier Schillingen anbieten. Einer seiner Räthe nahm sich
die Freiheit, ihm darüber Vorstellungen zu machen. „Gnädiger Herr,"
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Klaus Adolf Adolf Klaus_ließ
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
196 —
ihm zu unsicher war. So war Christian allein auf seinen Schwager, den
Kurfürsten von Brandenburg, und auf Friedrich den Weisen, den Kurfürsten
von Sachsen, angewiesen. Diese brachten denn auch bald ein Heer von
26,000 Mann für ihn zusammen, und mit dieser Schaar wollte Christian
über Holstein in Dänemark einbrechen.
Friedrich lag eben mit seiner Streitmacht vor Kopenhagen, das dem
landflüchtigen König treu geblieben war. Er übergab den Oberbefehl
seinem Feldherrn Johann Ranzau und seinem Sohne, dem Prinzen Christian,
und ging nach Holstein, bot hier den Adel, die Bürger und die Bauern auf,
und stellte an der Südgrenze des Reichs ein Heer von 80,000 Mann auf,
um den Einfall des Gegenkönigs abzuwehren.
Allein das Gewitter, das vom Süden heraufzog, verzog sich rasch. Als
Christians Leute bis Perleberg gekommen waren, wollten sie wissen, wer
ihnen ihren Sold bezahlen werde, und als sie daraus keine befriedigende
Antwort bekommen konnten, liefen sie auseinander, ohne Friedrichs zusam-
mengerasfte Mannschaft gesehen Zu haben.
Die Sache des landflüchtigen Königs ward immer bedenklicher. Im
Juni 1523 hatte Gustav Wasa die ihm von den schwedischen Reichsständen
angebotene Krone angenommen, und Schweden war damit aus der Union
mit Norwegen und Dänemark herausgetreten; im December hatte auch
Kopenhagen dem neuen Könige die Thore geöffnet; im folgenden Jahre
aber ward Friedrich nicht bloß in Dänemark, sondern auch in Norwegen
zum König gekrönt.
Christian betrat nun den Weg der Unterhandlung und suchte dann
durch Schriftstücke zu wirken; aber alle Bemühungen waren fruchtlos.
Vergebens bat er um ein Schiedsgericht zwischen sich und seinem Oheim,
vergebens richtete er ein freundliches Schreiben an den gemeinen Mann in
Dänemark, worin er betheuerte, daß oco sein Unglück aus der Liebe entstan-
den sei, die er den niedern Ständen gewidmet habe; vergebens rief er die
Danziger an, denen er versicherte, daß er gut lutherisch sei; vergebens baten
seine Unterhändler um eiue Abfindungssumme. Der König und der Reichs-
rath wollten nichts von dem Landflüchtigen wissen.
Als nun aber Friedrich die lutherische Lehre in seinen Staaten duldete
und der neue Glaube immer mehr Anhänger fand, und als in Folge dessen
die höhere Geistlichkeit zum Theil mit dem neuen König zerfiel: machte
Christian noch einen kräftigen Versuch. Nachdem er sich dem Papst als
einen reumüthigen Bekehrten dargestellt hatte und von seinem kaiserlichen
Schwager mit Geld versehen worden war, sammelte er in den Niederlanden
ein Heer von 10,000 Mann und ging mit diesem auf 25 Schiffen unter
Segel. Die Fahrt war nicht günstig, zehn Schiffe gingen ihm in einem
Sturm verloren, mit den übrigen landete er in Opslo in Norwegen. Die
Norweger nahmen ihn willig auf. Der nach Opslo (jetzt Christiania) zu-
sammengerufcnc norwegische Rath huldigte ihm aufs Neue und kündigte
Friedrich und dem dänischen Neichsrath den Gehorsam aus.
- Friedrich und Gustav, von Christian gleich.schr bedroht, verbanden sich
zur gemciuschaftlichen Bekämpfung ihres Gegners, eine dänische Flotte
segelte mit Landungstruppen nach Opslo. Christian steckte sein Lager in
Brand und ging in die Stadt zurück, wieder zu Unterhandlungen seine Zu-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
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Extrahierte Personennamen: Christian Friedrich Friedrich Christian
über Friedrich Johann_Ranzau Johann Christian Christians Friedrichs Gustav_Wasa Gustav Friedrich Friedrich Christian Friedrich Friedrich Christian Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Gustav Gustav Christian Christian
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
146
drungenen Vormund, und gegen die Herzogin und ihre Helfer, in welcher
alle Beschwerden der Krone gegen die Inhaber des Herzogthums dargelegt
wurden. Die Reichsversammlung sprach, wie es der König wünschte, das
Urtheil: Die Gegner des Königs haben ihre Rechte auf das Herzogthum
verwirkt und sind außerdem verpflichtet, alle aus Schleswig gezogenen Ein-
künfte und allen dem König zugefügten Schaden zu ersetzen.
Geschreckt durch das ungünstige Urtheil und darauf bauend, daß die
Versehen einer Vormundschaft den ganzen Stamm nicht seiner Erbrechte
berauben dürften, machte jetzt der sechzehnjährige Heinrich den Versuch,
durch persönliche Demüthigung der Sache eine andere Wendung zu geben.
Er bat den König unterthänigst, ihn mit dem Herzogthum Schleswig zu be-
lehnen, und erbot sich, dem Könige die üblichen Lehnsdienste zu leisten.
Erich hätte keine bessere Gelegenheit finden können, den verderblichen Zwist
mit Anstand und Edelmuth zu endigen. Aber dazu war er nicht der Mann.
Er bestand auf seinem harten Sinn und verlangte, daß ihm erst das ganze
Herzogthum ausgeliefert werde; dann möchte Heinrich erwarten, ob er es
ihm aus Gnaden überlasten wolle. Darauf konnte Heinrich natürlich nicht
eingehen.
Um dem Ausspruch des Nyborger Lehnshofes noch größere Rechtskraft
zu geben, legte Erich denselben seinem Vetter, dem Kaiser Siegmund,
zur Bestätigung vor. Die Bischöfe von Ripen und Schleswig reisten eben
damals nach Kostnitz am Bodenfee, wo eine Besserung der Kirche an Haupt
und Gliedern durchgesetzt werden sollte. Die Christenheit hatte nämlich in
jenen Tagen einmal dxei Päpste, die sich unter einander bekämpften und
verfluchten, und anderer Schäden hatte sie noch viel mehr. Johann Huß,
der in Prag die Mängel der Kirche schonungslos aufgedeckt hatte, war auch
vor diese Kirchenversammlung geladen. Eine ungeheure Menschenmenge
aus allen Nationen und Ständen strömte in der alten Reichsstadt am Boden-
see zusammen; man zählte 18,000 Geistliche, 29 Kardinäle und 160
Bischöfe, die Gesandten von 2 Kaisern und 14 Königen, 30 Herzöge, 80
Barone und 100 Grafen, — 200 Schneider, 70 Schumacher, 44 Apotheker,
55 Zuckerbäcker, 83 Weinhändler, 1000 Schauspieler, Gaukler und Mu-
sikanten. Kaiser Siegmund konnte nun vor den Augen dieser glänzenden,
erlauchten Versammlung sein Ansehn und seine Hoheit zeigen und wies schon
um deswillen die Entscheidung in der schleswigschen Streitsache ja nicht von
der Hand. Er entschied natürlich, wie der nordische Vetter wünschte —- ohne
die andere Partei zu hören. „Er, der doch den Huß hörte, ehe er vor Scham
erröthend ihn verbrennen ließ, sprach der Herzogin und ihren Söhnen ohne
Verhör und Untersuchung alle Ansprüche auf das Herzogthum Schleswig
ab." (Dahlmann.)
Dennoch beharrten die holsteinischen Fürsten unerschütterlich auf ihrem
guten Recht, nur noch gestützt auf die treue Anhänglichkeit der Schles-
wigholsteiner. Denn alles Andere ließ sie im Stich. Die vom Vater
bestellten Vormünder waren, durch Geschenke gewonnen, zur Partei des
Königs übergetreten, der „König der Lüneburger Heide," Herzog Heinrich
von Braunschweig-Lüneburg, wat heimgezogen, nachdem er sich für
seine geleisteten Dienste die Landesschlösser Gottorf, Plön, Haseldorf und
Hanerau hatte verpfänden lassen. Nur der alte Graf-Bischof, obgleich
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Erich Siegmund Johann_Huß Johann Schneider Schumacher Siegmund Dahlmann Heinrich
von_Braunschweig-Lüneburg Heinrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
153
sprach dagegen, und auf den Wortwechsel horchte ein Däne innerhalb des
Bollwerks, trat ganz nahe heran, ward den Herzog gewahr und stach nach
ihm zwischen den Pallisaden hindurch. Tödtlich verwundet sank der kühne
Fürst zurück und rief: „Tragt mich in mein Zelt, ich habe genug." Man
legte ihn auf die Sturmleiter, die er bestiegen hatte. Aber in der Eilfertig-
keit fiel er den Trägern von der Leiter; sein Leib ward schwer gequetscht,
und kaum war man in das Zelt gelangt, so seufzte er tief auf und starb
(4. Mai 1427).
„Mit diesem wackern Manne erlischt der freudige Glanz seines Hauses.
Seine Kriegsthaten waren in Jedermanns Munde; aber die Würdigeren im
Volke priesen ihn, wie er unter den Waffen erwachsen, stets ehrbar und
züchtig, ein abgesagter Feind vom Zutrinken geblieben, seinen Rathen ein
Vorbild der Gerechtigkeit, treu in eignen Zusagen und treu den,Verbriefungen
seiner Ahnen. Er war noch nicht über dreißig Jahre und unvermählt.
Seine Verlobte, eine braunschweigische Prinzessin, entsagte dem Ehestände
für immer. Sein Leichnam kam in die Gruft feiner Väter nach Itzehoe, zu
den Gerharden, zu Klaus und Heinrich dem Eisernen."
29. Adolf Viii.
Der Tod des edlen Fürsten erregte im Lager und auf den Schiffen die
tiefste Trauer. Sein Bruder Adolf trat als regierender Herzog und in der
Führung des Heeres an seine Stelle; aber so flehentlich er auch bat, so ver-
mochte er doch die Hanseaten nicht zu bewegen, durch die Eroberung von
Flensburg ihr Verschulden zu vergüten. Ihres Bleibens war nicht länger;
die Hamburger und Lübecker Rathsherren gingen mit dem bösen Beispiele
voran, hißten die Segel und schifften heim. Johannes Kletzke hatte freilich
größere Eile, als ihm selbst dienlich war; denn die Hamburger empfingen
ihn als einen Verräther, übergaben ihn dem Büttel ins Gefängniß und
ließen ihn im folgenden Jahre enthaupten.
Der Krieg löste sich nun in einzelne Unternehmungen aus. Da die
Hansestädte im Sommer die Rückkehr reicher Handelsflotten erwarteten —
die preußische Flotte von der Weichsel her nach England befrachtet mit
Flachs, Wachs, Honig, Talg und Leder, und die biscaische mit den lockenden
Waaren von Spanien und Frankreich —, so rüsteten sie aufs Reue ihre
Schiffe aus und legten sich damit, unter Anführung des Lübecker Bürger-
meisters T ie d emann S t een, in den Sund. Dem Anführer war vor-
geschrieben, nicht aus dem Sunde zu weichen, bis beide Flotten sicher durch
den Sund geleitet wären, in welchem auch die dänisch-schwedische Rcichsflotte
lag. Als man einander zu Gesichte kam, waren die hochbordigen hanseatischen
Schiffe den königlichen gegenüber wie Kirchen neben Kapellen anzuschauen.
Dessen ungeachtet wurden sie von der dänisch-schwedischen Flotte angegriffen
und in einem harten Treffen völlig geschlagen. Die Hamburger Schiffe
wurden fast alle genommen, die Lübecker liefen schwer beschädigt wieder in
die Trave ein. Kaum war die Schlacht beendigt, als die erwarteten 30—
40 Handelsschiffe aus der Nordsee, reichbeladen, im Sunde erschienen und
sämmtlich in die Hände der Sieger fielen.
Zur Abwechselung mischte sich auch einmal wieder der wortbrüchige
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
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Extrahierte Personennamen: Klaus Heinrich Heinrich Adolf Adolf Adolf Johannes_Kletzke
Extrahierte Ortsnamen: Itzehoe Flensburg England Spanien Frankreich Nordsee
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
206
Euch, nicht als ein König, sondern als ein armer Sünder und heiße hier
nicht Allergnldigster Herr, sondern Christian. Ihr aber seid da an Gottes
Statt und handelt mit mir nicht als ein Mensch, sondern als ein Diener
Christi; darum sollt Ihr Euch aller Titel enthalten." — Sein Wahlspruch
war: „Mein Trost zu Gott allein, sonst andern kein; ach, Gott, schaff'
deinen Willen!"
i^j Und fromm wie sein Leben war auch sein Ende, als er am Neujahrs-
tage im Schlosse zu Kolding starb. Nachdem er allen Hofleuten zum Ab-
schied die Hand gegeben und dann seine Kinder gesegnet hatte, nahm er das
heilige Abendmahl und entschlief.
Einen größern König mag Dänemark gehabt haben, Linen besseren
hatte es nie.
37. Die letzte Fehde>
Die Ansprüche auf Dithmarschen, welche Christian I. sich auf seiner
Pilgerfahrt erworben, die seine Söhne Johann und Friedrich vergeblich mit
den Waffen durchzusetzen gesucht, haben eine Zeitlang geruht, aber aufge-
geben waren sie nicht.
Die Dithmarscher hatten auch nicht unterlassen, ihre Gegner von Zeit
zu Zeit an ihr Dasein zu erinnern. So hatten sie die Feinde Christian Hi.
unterstützt, als es galt, diesem den Weg zum Thron seines Vaters zu ver-
sperren, und als in Deutschland für Christian Ii. gerüstet wurde, waren die
Dithmarscher im Einverständniß.
Dabei fehlte es daheim nicht an Gewahtthätigkeiten, wie das Betragen
gegen Heinrich von Zütphen zeigt. Die Großen des Landes wollten sich dem
Urtheil der Achtundvierziger nicht fügen und suchten sich selbst Recht zu
schaffen, wie z. B. Wiben Peters, ein angesehener Bürger zu Meldorf.
Er hatte einem armen Verwandten, der keine Mittel besaß, um sein ver-
meintliches Recht an einer Erbschaft zur Geltung zu bringen, seine Gerecht-
same abgekauft. Die Achtundvierziger wiesen aber Wiben Peters mit seinen
Ansprüchen ab, und dieser appellirte an die Landesversammlung. Diese
kam auf dem Markte in Heide zusammen, und die streitenden Parteien wurden
vorgeladen. Ein großer Kreis des zugeströmten Volkes umgab sie. Das
Urtheil der Landschaft fiel aber ebenfalls ungünstig für ihn aus. Da bestieg
er ein bereit stehendes, schönes weißes Pferd, hielt das Gesetzbuch des Landes
in der ausgestreckten Hand und erklärte trotzig, er erwarte entweder nach
diesem „Landesboke" Gerechtigkeit oder er erkläre sich von nun an als Landes-
feind, d. h. er trete aus dem Volksverbande heraus und schwöre seinen bis-
herigen Landsleuten bittere Rache. Wirklich wandte er sich nun zunächst klagend
an König Christian Iii., an Kaiser Karl V. und an andere mächtige Herren.
Aber er fand nirgends Gehör, und so schritt er denn zur Selbstrache. Mit
einem Anhang abenteuerlicher, verwegener Menschen schwärmte er zur
Nachtzeit in Dithmarschen umher, übte zu Meldorf Räubereien aus, legte
Schasstedt in Asche und ward so eine Geißel des eignen Vaterlandes. Als
endlich Anstalt gemacht wurde, den gefährlichen Landesfeind einzufangen,
ging er mit seinem Bruder und 16 geworbenen Landsknechten nach Helgoland
und beunruhigte und plünderte dort unter einem angenommen Namen (Hans
Pommerenning) die Handelsschiffe, besonders die dithmarsischen. Endlich
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Extrahierte Personennamen: Christian Christi Johann Friedrich Friedrich Christian_Hi Christian_Ii Heinrich_von_Zütphen Heinrich B._Wiben_Peters Peters Christian_Iii Karl_V. Karl_V. Hans
Pommerenning
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Dithmarschen Deutschland Heide Dithmarschen Helgoland
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Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
159
wollte hier mit den norddeutschen Fürsten einen Plan zur Bezwingung der
Hansestädte verabreden, deren stolze Macht allen Herren im Norden ein
Dorn im Auge war, deren Handelsvorrechte aber auch wirklich an dem
Mark ihrer Länder zehrten. Darum waren denn auch die Fürsten von
Brandenburg, Mecklenburg, Lüneburg und Braunschweig hierher geladen
und gekommen. Auch Adolf ward erwartet; aber dieser hatte noch den
Beistand der Städte nicht vergessen, ohne welchen er feno Herzogthum
schwerlich behauptet hätte, und war weise genug, sich nicht etwa durch die
Unterwerfung Hamburgs verlocken zu lassen, daß er Lübeck für Dänemark
gewinnen helfe. Er blieb also aus, und nun wagten auch die übrigen Fürsten
nichts Etwas zu unternehmen. _
Wie hier, so zeigte sich Adolf überall als ein Fürst, der mit großer
Einsicht ein edles Herz verband; er scheute sich nicht, den Degen zu ziehen,
zog es aber vor, im Schooß des Friedens seine Unterthanen zu beglücken
und im Einverständniß mit seinen Ständen an der Wohlfahrt des Landes zu
bauen. So berief er denn auch die Abgeordneten der Städte, zu welchen
damals auch noch die jetzigen Kirchdörfer Z arpen und Bornhö v ed gehörten,
mit zu den Landtagen, die zu Bornhöved gehalten wurden und auf
welchen man die Wohlfahrt des Landes, berieth. Den Gewaltthätigkeiten
im Innern trat er mit Nachdruck entgegen und suchte den Landfrieden zu
Wahren. So ward im Jahre 1446 in Husum von den Vertretern der
Friesen und dem Herzoge verabredet und beschlossen, daß außer den herzog-
lichen Beamten Niemand innerhalb Landes Armbrüste, Rüstung und
Schwerter tragen solle. Wer dawider handelte, hatte der Herrschaft Leib
und Gut und dem Lande 40 Mark verbrochen. Der Todtschläger sollte
mit dem Schwert hingerichtet werden, die Herrschaft aber sein Gut haben, es
sei denn, daß die Herrschaft und die Freunde des Erschlagenen ihn zu Gnaden
annähmen. Blnträcher sollten wie solche gestraft werden, welche, ohne dazu
berechtigt zu sein, Waffen trugen. Auch gottesdienstlichen Uebelständen
suchte Adolf abzuhelfen. So hatte man damals die unschickliche Gewohn-
heit, die Märkte in Städten und Dörfern an Sonntagen abznhalten, weil
dann die Leute in großer Anzahl in dem Kirchort zusammen kamen. Nach
einer darüber mit dem Erzbischof von Bremen genommenen Verabredung
untersagte Adolf seinen Unterthanen diese Einrichtung und machte den
Sonnabend zum Markttag. Das Kirchweihfest, sonst an verschiedenen Orten
zu verschiedenen Zeiten gefeiert, ward für alle Oerter auf den Johannistag
gelegt. Mit den norddeutschen Städten wurde fortwährend ein gutes Ein-
vernehmen unterhalten, der reisende Kaufmann fand Schutz und Sicherheit,
und in Nordfriesland, wo man oft Gelegenheit hatte, das Strandrecht zu
üben, erließ Adolf im Einverständniß mit den Einwohnern Verordnungen
über das Strandrecht. Was den Strand des Landesherrn berühre, sollte
in drei Theile zerlegt werden, wovon zwei auf den Herzog und der dritte auf
den Finder falle. Wahrscheinlich handelt es sich hier aber nur um gestran-
dete Güter, deren Eigenthümer nicht zu ermitteln waren.
Die Ruhe, deren sich Schleswigholstein während der Regierung
Christophs Iii. erfreute, war dem Lande überhaupt so zuträglich, daß
Jedermann diesem Fürsten bin langes Leben hatte wünschen mögen. Aber die
Vorsehung hatte es anders beschlossen. Christoph starb früh im 30. Lebens-
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Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Adolf Adolf Adolf Adolf Adolf Adolf Adolf Adolf Christophs Christoph
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Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
226
trugen, worunter ganze Familien sich mit Stricken an einander festgebunden
hatten, um ihr Schicksal zu theilen und auch im Tode nicht getrennt zu
werden. Viele Menschen schwammen umher auf Tischen, Bänken und
Balken, an welchen sie sich in ihrer Todesangst festgeklammert hatten, vor
Kälte und Mattigkeit verschmachtend. Manche hingen todt in den Zweigen
der Bäume. Die Zahl der Menschen, welche umkamen, wird auf 15,000
geschätzt.
Allmählich sank das Meer zurück in seinen gewöhnlichen Wasserstand;
dadurch ward es noch sichtbarer, wie groß die Verwüstung war. Kost-
bare Deiche waren aus weite Strecken niedergerissen und weggewaschen,
an ihrer Stelle zum Theil sogar große Vertiefungen in die Erde gehöhlt;
eine reiche Ernte war fortgespült und vernichtet; Tausende von Hausthieren
waren ertrunken; ein großer Theil des Landes war unwiederbringlich von
den Wellen verschlungen. Der größte Theil der ehemaligen Insel Nord-
strand (die ganze Mitte derselben, zwischen Pellworm und dem jetzigen Nord-
strand) ist vom Meere bedeckt geblieben. Nur ein Viertel etwa ward den
Fluthen wieder abgewonnen. — Herzog Friedrich, der durch diese Fluth
fast den zehnten Theil des Gottorfer Gebiets einbüßte, ergriff noch dazu
nicht die passendsten Maßregeln; er zwang die noch übrigen verarmten Ein-
wohner zu neuen Eindeichungen, die aber sogleich wieder von den Fluthen
zerstört wurden. In den nächsten Jahren gelang es nur, den westlichen Theil
des ehemaligen Nordstrandes, die jetzige Insel Pellworm, wieder den Fluthen
abzugewinnen. Die Eindeichung eines östlichen Stücks, der jetzigen Insel
Nordstrand, erfolgte erst zwanzig Jahre später. Der Herzog verfuhr dabei
mit der größten Härte und Ungerechtigkeit gegen die Bewolmr und Eigen-
thümer der Landstücke. Da dieselben in ihrer damaligen Lage nicht vermö-
gend genug waren, die Eindeichungen zu übernehmen, so überließ er 1652
alles Land an eine holländische Gesellschaft, welcher er zugleich freie Aus-
übung des katholischen und des reformirten Gottesdienstes und freie
Einrichtung ihrer bürgerlichen Verfassung gestattete. Den bisherigen
Eigenthümern wurde wider alles Recht ihr Land ohne Entschädigung ge-
nommen; nur ihre Häuser sollten ihnen bezahlt werden, wenn die neuen
Eigenthümer sie behalten wollten, sonst sollten dieselben abgebrochen und
weggeschafft werden. Als der Befehl, den neuen Anbauern das Land zu
übergeben, den Einwohnern in der Kirche verkündigt wurde, brach die ganze
Gemeinde in Thränen aus. Was ihnen das fühllose Meer gelassen, das
raubte ihnen der habsüchtige Landesherr.
Sechs. Jahre später (1640) erhielt das Gebiet der beiden schleswig-
holsteinischen Landesherren einen Zuwachs. Ein Stück von Holstein hatte
feit der Theilung von 1294 unter den Nachkommen der Schauenburger
Grafen gestanden, die 1460 bei der Herzogswahl dem Oldenburger Christian
hatten weichen müssen — die Herrschaft Holstein-Pinneberg. Als
nun am 15. November 1640 Otto Tl, der Letzte seines Stammes, ohne
männliche Erben starb, nahm Christian Iv. sofort die Herrschaft Pinneberg
in Besitz und theilte dieselbe mit Friedrich Iii. Der König nahm das größte
Stück, und der Herzog erhielt das Amt Barmstedt. Die beiden Landesherren
konnten freilich keinen Erbvertrag vorweisen; aber sie behaupteten, das
herrenlose Stück Land gehöre zu d em Herzogthum Holstein, das einst ihr
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Christian Otto Christian_Iv Friedrich_Iii Friedrich