Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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rungen. Bodenbeschaffenheit und Klima haben den edlen Acker-
bau außerordentlich begünstigt; von ihm nähern sich die meisten
Dörfer; die Gewerbe werden mehr in den Städten betrieben.
Nur den Ortschaften am und auf dem Eichsfelde kann ihr dürftiger
Boden nicht den nötigen Unterhalt gewähren; hier muß der Be-
wohner seinen Verdienst vorzugsweise im Walde beim Holzhauen
suchen. Viele Arbeiter gehen nach Beschäftigung in die Zucker-
fabriken der Magdeburger Gegend („ins Land gehen"). Die Zeit
der Bereitung des Rohzuckers führt den Namen „die Znckercampagne".
Auch werden hier Weberei und Bleicherei stark betrieben. Die
fruchtbaren Fluren der Niederungen erzeugen Getreide und Gemüse
aller Art, auch edle Obstsorten, selbst den Mandelbaum bei Franken-
hausen. Besonders ergiebig sind die Umgebungen Arnstadts und die
Thäler der Helbe und Wipper in ihrem Umlaufe. Der Zuckerrüben-
und Tabaksbau wird namentlich in den Niederungen der U. H. stark
betrieben und ist im steten Wachsen begriffen. Der Weinbau, sonst
hauptsächlich bei Rudolstadt, Blankenburg, Clingen (in der U. H.)
und Frankenhausen betrieben, hat sein Gebiet zum größten Teil
dem Feld- und Gartenbau abtreten müssen; an den steilen Wan-
düngen des rechten Saalufers im Amte Leutenberg bedeckt die Rebe
ansehnliche Strecken. — Die Rindviehzucht, noch mehr die Schaf-
zncht werden sehr gepflegt; die Pferdezucht hat besonders in der
U. H. einen bedeutenden Ausschwung genommen.
An Salzquellen ist die schwarzburgische Hügellandschaft
reich; wer sollte nicht von der „Frankenhäuser Butter"*) gehört
haben? Das Mineralreich liefert außerdem: Knpfer und treff-
liche Mühlsteine auf dem Kyffhäuser, Braunkohlen bei
Frankenhausen und Bendeleben, wenig Marmor und Alabaster
bei Badra. Tuffstein besonders bei Greußen und Klingen in
der sonderhänsifchen U. H. und in der O. H. bei Schaala, Torf
auf mehreren Stellen z. B. bei Greußen. An Sand-, Kalk- und
Gipsbrüchen ist selbstverständlich kein Mangel. Merkwürdig sind
die vereinzelten Partieen und Blöcke von Granit, Syenit, Quarz ?c.
bei Spier, Greußen und andern Orten. — Versteinerungen
kommen in Masse vor, namentlich im Muschelkalke, der den größten
Teil der Hainleite und des Jlmgebietes bedeckt und bei Rudolstadt
und Blankenburg am weitesten südlich reicht. Es finden sich darin
Fischreste, Ammoushörner (von den Gehäusen**) ausgestorbener Weich-
tiere, wie unsere Schnörckelschnecken, herrührend), viele Muscheln,
die sogenannten Bonifaziuspfeunige (versteinerte Stielgliedchen von
Seelilien, in Gestalt kleiner Pfennige***) :c. Bei Schlotheim und
*) Scherzhafte Bezeichnung für das Frankenhäuser Salz.
**) Diese haben Ähnlichkeit mit den Widderhörnern des Jupiter Ammon,
einer Gottheit, welche die Libyer in Afrika unter Gestalt eines Mannes mit
Widderhörnern verehrten.
***) Nach der Sage zahlte Bonifacius mit denselben in Ermangelung des
Geldes.
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Kup fer und Kobalt (ein bleigraues Erz, das zu blauer
Farbe und farbiger Glasbereitung verwendet wird) bergen die
Umgebungen von Blankenburg, Köuigsee, Böhlen, Möhrenbach, das
Kysfhäusergebirge; Vitriol die Umgebungen von Reschwitz (a. d.
Saale) und von Böhlen. Auch der Bergbau aus diese drei Mine-
ralien ist wegen geringer Ausbeute eingegangen. Bei Blankenburg,
wo die Kupserspureu in den schönen blaugrünen Malachitadern des
Quarzes zu Tage treten, war im 13. und 14. Jahrhundert die
Ausbeute an Kupfer reich. Neuere Untersuchungen der alten Atollen
und Schachte ergaben, daß dort wertvolles Kupfer in sogenannten
Nestern von bedeutender Ausdehnung, weniger in Gängen auftritt;
ein soches Nest wurde gewiß mit dem freudigsten „Glückauf!" begrüßt.
Obschou das unentbehrlichste aller Metalle, das Eisen, in
großer Mächtigkeit bei Amtgehren und namentlich im Eisenberg
(südöstlich von Blankenburg) auftritt, liegen doch auch diese sonst reich-
lich befahrenen Stollen und Schachte verfallen und verödet da,
wartend aus unternehmende Männer, welche die Schätze heben. —
Braunstein und Hansmanit (ein eisenschwarzes Mineral)
findet sich bei Öhrenstock (unweit Ilmenau), Schwerspat bei
Leutnitz (oberhalb Blankenburg), Flußspat am Rehberg bei Wilden-
spring, Steinkohlen (wenig) bei Gehren und Langewiesen, Torf
bei Neuhaus und am Singerberge, Färb erde bei Reschwitz, Dösch-
nitz und zu Wallbrück bei Breitenbach, P o r z e ll a n e r d e bei Scheibe,
Töpser- und Pfeifenthon an vielen Orten, viele Arten
Schiefer, besonders bei Böhlscheiben (Griffelf chieferbei Leibis),
Marmor bei Döschnitz, Sandstein besonders bei Blankenburg,
Buntsand stein bei Scheibe, Granit bei Heberndors, Glasbach,
Meuselbach und am Wurzelberge, Grünstein bei Mellenbach, Por-
phyr bei Katzhütte, Ölze, am Rehberge, Zech st ein mit vielen
Versteinerungen bei Scheibe und am Nordsaume des Thüringer-
Waldes entlang, Stinkkalk bei Rudolstadt, Gyps bei Königsee
und Allendors („Alabaster"). Wohl finden sich an einigen Orten
(z. B. bei Leutenberg, Paulinzella) Quellen, die mit stark eisenhal-
tigem Wasser („wie Tinte schmeckend") versetzt sind; sie eignen sich
aber nicht zu Bädern, weil sie der übrigen Bestandteile (besonders
der Kohlensäure) entbehren. Dasür ist der Thüringerwald reich an
Quellen des reinsten, erquickendsten Wassers, die schon vielen Ge-
suudbruunen geworden sind.
b) Das Thüringer Hügelland.
Dasselbe ist aus Höhenzügen und Hügelreihen zusammengesetzt;
zwischen ihnen breiten sich Niederungen mit überaus reichem Anbaue
aus. Es wird im S. vom Thüringerwalde, im N. vom Harze
überragt, weshalb es als Vorland dieser beiden Gebirge austritt
und als solches oft bezeichnet wird. Diese Hügellandschaft gleicht
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kanten (besonders in Neustadt am Rennsteige, wo sonst viel Feuer-
schwamm bereitet wurde und Cursdorf), geschickte Holzschnitzer (in
Böhlen), Sägemüller, Lattenschneider, Span- und Wurzelkorbflechter
(besonders in Horba), Besenbinder (Oberwirbach und Unterweiß-
bach); und beim Schachtelmacher kann man ganze Familien von A
bis Z in voller Thätigkeit sehen. In der Gegend von Breitenbach
und in den Amtsbezirken Königsee und Oberweißbach hat sich das
einträgliche Laborantenwesen stark entwickelt. Dieses eigen-
tümliche Gewerbe ist bald nach dem 30jährigen Kriege durch den
aus Oberweißbach stammenden Apotheker I. M. Mylius von Breiten-
dach ausgegangen. Nach Schwaben und der Schweiz, nach Preußen,
Polen, Ungarn, Holland zc. werden Arzeneien und Olitäten (d. h.
Ole) durch die Olitäteuhäudler oder Balsamträger ausgeführt. Be-
sonders in den Dörfern um den Langenberg wird die Baum-
wollen Weberei, seit wenig Jahren auch die Holzweberei stark
betrieben.
Hauptsächlich auf schwarzburgischem Gebiete birgt der Thüringer-
Wald einen nicht unbedeutenden Reichtum von Mineralien in
seinem Schöße. Das edle Gold findet sich bei Goldisthal und im
unteren Schwarzathale, am ersteren Orte häusiger, als am letzteren. Im
Natnralienkabinet zu Rudolstadt wird eiue Quarzgoldstufe im Werte
von 4 bis 5 Dukaten (40 bis 50 M.) gezeigt, die bei Goldisthal ge-
funden worden sein soll. Im unteren Schwarzathale zeigt sich das
meiste Gold in dem rötlich gefärbten Tone, der sich am Ufer oder in
den Spalten des zerrissenen Felsenbettes abgelagert hat; der Kies ent-
hält sehr selten einige Spureu dieses Metalls. Die Goldwäscher fassen
das thonige Erdreich in Mulden mit schwarzem Boden und spülen
dasselbe behutsam und mühsam ab; wenn das Glück will, glänzen
vom schwarzen Boden dem freudigen Auge des Wäschers Gold-
blättchen, oder wohl gar Goldkörnchen so groß wie Linsen, selbst
wie Erbsen, aber äußerst selten, entgegen. Die Schwarzagoldwäsche,
sonst häufig betrieben, ist fast ganz wegen des geringen Ertrags
eingegangen; sie beschränkt sich jetzt nur auf einzelne Personen, die
sie als Nebenerwerb und in Mußestunden üben.*)
Das dem Golde zunächst stehende Edelmetall, das Silber,
fiudet sich in geringer Menge bei Blankenburg, am Langenberge
und bei Breitenbach. —
*) Das jetzt noch gewaschene Gold sammeln die Fürstlichen Herrschaften zu
Rudolstadt und verwenden es meistens zur Anfertigung von Gedenkringen, Ver-
lobungs- und Trauringen bei Verlobungen und Trauungen des Fürstlichen
Hauses. — Es giebt eine ziemliche Anzahl in Sammlungen vorhandener Schwarza-
gold-Dukaten. ... ,
Manche Baueru des schwarzb.-rudolst. Dorfes Schwarza sollen ihre Gänse
nur ausgeschlachtet verkaufen, in der Erwartung, im Kröpfe oder Magen dieser
Wasservögel Gold zu finden. Einen solchen Fund im Kröpfe einer Schwarzer
Gans, eine winzigkleine Ouarzgoldstuse, bewahrt das Naturalienkabinet zu Rudol-
stadt auf.
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
der
Fürstentümer Schwarzburg.
Jür Schute und Accus
bearbeitet
von
G. Wallenhauer,
Rektor und Kantor an der Bürgerknabenschule zu Rudolstadt.
Mit ritt« Spezialkarte vom Oberlehrer Aich. Zkerte» in Sondersyausen.
Zweite veränderte und stark vermehrte Auflage.
Mndotstadt, 1882.
Druck und Verlag der Fürstlich priv. Hofbuchdruckerei.
F. Mitzlaff.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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