Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
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einem großen Becken oder einer Mulde („Thüringer Mulde"). Die
tiefste Stelle des Beckens, die eigentliche Thüringer Ebene, zieht sich,
durchschnittlich 4 Meilen breit, bei 160 bis 200 m Meereshöhe, oft-
lich vom Eichsfelde zwischen der Hainleite und Erfurt hin; die Un-
strut durchfließt sie, Sömmerda liegt ungefähr in der Mitte. Nach
dieser Vertiefung hin stuft sich die hügelige Landschaft ab („Thü-
ringer Stufenland"), und Flüsse, z. B. die Gera, die Wipper und
Bäche brechen nach ihr durch. Den Südrand dieses Beckens
bildet eine Hochebene, die mit wenigen Unterbrechungen westlich von
der sondershänser Parzelle Geschwenda längs des Thüringerwaldes
bis Rudolstadt läuft und den Norden unserer Oberherrschaften zum
größten Teile bedeckt. Seine höchsten Kuppen, die im Schwarz-
burgischen liegen, sind: der Reinsberg bei Plane (584 m), wo
Kaiser Rudolf eine Raubburg 1200 zerstört haben soll, und der
Sing erb e rg bei Singen (588 m) mit herrlicher Rundsicht. Auf
diesem ist uach der Sage ein Schloß versunken. Die Wundermär
berichtet darüber folgendes: Benachbarte Raubritter, die durch
Schlemmerei in bittre Armut geraten waren, erschlugen den reichen
Besitzer der Singerburg. Von dort aus beraubten sie Erfurter Mönche,
die von einer Betfahrt nach Paulinzella zurückkehrten, ihrer Kleider.
Nur einen von ihnen nahmen die Ritter zur Kurzweil mit hinauf in
die Burg, und das war Dr. Luther. Einst, als die berauschten Ritter
in tiefen Schlaf versunken sind, entflieht Luther, verflucht wiederholt
die Burg, und sie versinkt mit den Zechbrüdern tief im Berge.
Eine Vertiefung auf dem Berggipfel zeigt noch den Ort der ehe-
maligen Burg an. — Andere Höhen sind der schön bewachsene Wil-
l ingerb erg, der Steiger bei Keilhau, der Schloßberg bei
Blankenburg. Besonders der letztere ergötzt durch seine Aussicht;
aus ihm liegen die ausgebreiteten, vielbesuchten Ruinen des Greifen-
steins („Blankenburg"), der Geburtsstätte Köuig (Kaiser) Günthers
(geb. 1304). Die allzu magere Hochfläche des „schönen Feldes"
(südöstlich vou Stadtilm) gehört zu diesem Höhenzuge. — Ein nord-
westlicher Ausläufer dieses Randgebirges ist die Geraplatte,
die sich das linke Gerauser entlang bis nach Arnstadt erstreckt und lner
und im Gerathale nach Plaue zu steil abfällt. In sie mündet oas
schroffwandige, von der Weiße durchflössen Jonasthal, am Aus-
gange mit einem von kahlen Bergen umragten Kessel, im Hinter-
qrunde mit einer Felsenzunge, dem sagenhaften Jungfernsprung.
Der Waldsberg in der Parzelle Geschwende ist der höchste Punkt
(715 m); Höhen mit reizender Aussicht sind: der Schloßberg
oder Hausberg bei Plaue mit der Ruine Ehrenburg, die Alte-
bürg (auch Schwedenschanze) bei Arnstadt; in alten Zeiten soll
hier eine Burg gestanden haben. Westlich davon liegen die hohen,
kahlen Pfenni gsberae. Im N. dieses Plateaus lagern (außer-
halb der schwarzburgischen Grenze) die majestätischen Gleich en-
berge mit ihren ehrwürdigen Burgen; dahinter schließen die male-
rischen Seeberge Gothas den Horizont ab. — Jenseits der Saale
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Luther Günthers Plaue Gothas
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. Das rudolstäd tische Militär bildet das 3. Bataillon
(Füsiliere) des 7. Thüringischen Infanterieregiments No. 96 (Stab
und 1. Bataillon in Altenburg, 2. Bataillon in Gera), der 16.
Brigade (Eommando Erfurt), der 8. Division (Erfurt), des 4. Armee-
corps (Magdeburg), der 2. Armeeabteilung (Berlin); das sonders-
häusische das 1. Bataillon (Musketiere) des 3. Thüringischen
Infanterieregiments Nr. 71 (Sitz Erfurt), der 15. Brigade (Sitz
Erfurt), derselben Division :c. Ein jedes der Bataillone hat 1001
Kops Kriegsstärke. Das sondershänsische Militär liegt in 3 Käser-
nen, das rndolstädtische in 1 Kaserne und in Bürgerquartieren.
It. Die Fürstenhäuser.
Der Ursprung des sch w arzburgischen Regentenhauses läßt
sich nicht mit Sicherheit nachweisen; so viel steht jedoch fest, daß die
Wurzel dieses stattlichen Herrscherstammes weit zurück reicht in die deutsche
Geschichte. Unsere Fürstenhäuser sind entweder aus dem Hause Kevern-
bürg, das seinen Sitz bei Arnstadt aus der in Trümmern liegenden Kevern-
bürg hatte, hervorgegangen, oder die kevernburgischen und schwarzbnrgischen
Grafen entsproßten demselben Stamme. Für letzteres sprechen die Verwechse-
lungen ihrer Namen und ihr gemeinsames Wappen (ein gekrönter goldener
Löwe im blauen Schilde). Schon zu den Zeiten Ludwigs des Bärtigen, des
Stammvaters der thüringischen Landgrafen, der unter Kaiser Conrad Ii.
(1039) nach Thüringen kam, muß das kevernbnrg-schwarzburgische Haus aus-
gedehnte Ländereien besessen haben; von den Grafen Günther von Kevern-
burg und Biso von Gleichen erkaufte der Bärtige die Walddörfer Altenberga
und Reinhardsbrunn und nahe liegende Güter.
Der älteste Graf, über den man bis jetzt die sicherste Kunde hat. ist
Graf Sizzo, 'von einigen Geschichtsschreibern Sizzo der Dritte genannt,
ein Zeitgenosse Barbarossas (1150). Er heißt bald Graf von Kevernburg,
bald Graf von Schwarzburg, bald Graf von Thüringen. Seine Mutter war
eine russische Prinzessin. In dem von ihm gestifteten Kloster zu Georgenthal
bei Gotha liegt er begraben. Sizzo hinterließ 2 Söhne: Günther Iii.
(Vi.), Gründer des Hauses Kevernburg, das 1385 erlosch, und Hein-
rich I. (Vi.)**), Stifter des noch fortblühenden Hauses Schwarz bürg.
Heinrich Iii. (Viii.), ein Zeitgenosse Kaiser Friedrichs Ii., nahm zuerst den
Titel „von Gottes Gnaden" an, um die Würde eines freien Reichsstandes
zu bezeichnen, -j- 1259 (S. Geschichtszahl 1227).
Heinrich V. (X.) -j- 1285, ist der Begründer der Linie Blanken-
burg, welche die anderen Verzweigungen*) des schwarzbnrgischen Hmscher-
*) Der schwarzburgische Geschichtsschreiber Jovius nennt diesen Heinrich den
Sechsten; Andere nennen ihn Heinrich den Ersten, da sich Grafen dieses
Namens vor ihm nicht geschichtlich nachweisen lassen. Deshalb weicht auch bei
den folgenden Grafen dieses Namens die Zahlbezeichnung immer um fünf ab.
In den vorhandenen Urkunden ist kein unterscheidender Beiname zu finden.
**) Diese sind: die Linie Rabenswalde, ältere und jüngere Linie Kevernburg,
die Linien Schwarzburg - Schwarzburg , Schwarzburg-Wachsenburg und Schwarz-
burg-Leutenberg.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Conrad_Ii Günther Graf_Sizzo Barbarossas Barbarossas Graf_von_Schwarzburg Sizzo Günther Schwarz Heinrich_Iii Heinrich Friedrichs Heinrich_V. Heinrich_V. Jovius Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Altenburg Gera Erfurt Magdeburg Berlin Erfurt Erfurt Arnstadt Kevern- Kevernburg Gotha Kevernburg Gottes Schwarzburg_-_Schwarzburg Schwarzburg-Wachsenburg
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am Südabhange der Hainleite hat man in Lehm- und Kieslagern
Reste von vorweltlichen Tieren, wie vom Mammut, gefunden. Auf
dem Kysfhäufergebirge finden sich versteinerte Baumstämme, im
Kupferschiefer daselbst und bei Könitz Fischabdrücke.
3. Gewässer. Thäler.
Den schwarzburgischen Bergen entquellen viele Bäche und Flüsse
oder durchfließen dieselbe. Die Saale, obwohl sie unserem Ge-
biete nur auf geringe Strecken angehört, nimmt doch alle fließen-
den Gewässer aus demselben bis auf den letzten Tropfen auf und
fördert sie zur Elbe. Unsere Fürstentümer gehören demnach zum
Flußgebiete der Saale und zum Stromgebiete der Elbe.
Sehen wir uns zunächst die Saale, unsere stärkste Wasserader,
genauer an! Sie entspringt auf dem Fichtelgebirge am Fuße des
Waldsteins, betritt oberhalb des auf einer Saalhalbinsel freundlich
gelegenen Dörfchens Preßwitz den Leuteuberger Amtsbezirk und win-
öet sich durch denselben, in mächtigen Krümmungen ihren Anfangs-
buchstaben beschreibend (8). , Steile Bergwände engen sie ein bis
zu dem Dorfe Eichicht, wo die schöne Kaulsdörfer Brücke über sie
führt. Auf einem kühnen Felsvorsprunge, unweit Preßwitz, erinnert
ein Ruhesitz an das fünfzigjährige Regierungsjubiläum des Fürsten
Friedrich Günther: „die Günthers Ruhe", die einen entzückenden
Niederblick auf das Saalthal bietet. Ihr Thal erweitert sich nun
bis zu dem Dorfe Fifchersdorf und bietet hier ein überaus schönes
Landschastsbild dar; der jähe Felfen-Vorfpruug des Gleitfch, gegen-
über dem malerisch gelegenen Dörfchen Breternitz, wirkt besonders
überraschend. Das schnaubende Dampfroß unterbricht jetzt die sonst
friedliche Stille. Die Bahnlegnng (Gera-Eichichter-Bahn) am Fuße
des Gleitsch hin und über die Saale erforderte staunenerregende
Sprengungen und eine mächtige Überbrückung. Nachdem die Saale
das meiningische Fürstentum Saalfeld durchströmt hat, erreicht sie ober-
halb Schwarza von neuem rudolstädter Gebiet. Unterhalb Schwarza
wird sie von der Saalbahn überschritten. Bei Volkstedt beschreibt
sie dann eine letzte westliche Ausbiegung, begrüßt Rudolstadt mit
seiner köstlichen Umgebung und sagt bei Unterhasel uuserm Gebiete
für immer Lebewohl. Ihren 36 Meilen langen Lauf beschließt sie
in der Elbe bei dem preußischen Städtchen Barby. Schon Karl V.,
der 1547 nach der Schlacht bei Mühlberg das Saalthal durchzog,
war von dieser Saalpartie so bezaubert, daß er wiederholt in die
Worte ausbrach: „Ich glaube ein Bild des anmutigen Galliens vor
mir zu sehen." Besonders im Frühlinge trägt die Saale auch aus
unserem Lande Langholz- und Bretterflosse in großer Anzahl zur
Holzmesse nach Kösen und Camburg; Eichicht ist der Hauptaus-
gaugspuukt unserer Holzflöße. — Rechts empfängt die Saale aus
dem Schwarzburgischen nur einige Bäche: den Felsenb ach (unter-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Könitz_Fischabdrücke Friedrich_Günther Friedrich Günther Günthers Karl_V. Karl_V.
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Aus der U. H. empfängt die Unstrut: 1) den Notterbach,
an welchem das Städtchen Schlotheim liegt.
2) Die Helbe; ihr Qneügebiet liegt in der Hainleite zwischen
Großkeula und Kleinberndten nördlich von Holzthaleben, wo sie im
Herbste das den Sommer über ausgetrocknete Erdreich unter nn-
heimlichem Sausen und Brausen weithin versumpft. In den Som-
mermonaten liegt sie samt ihren zahlreichen, aber unbedeutenden
Zuflüssen (Röttelgraben, Urbach, Sumpfbach, Venne-
dach oder Mühlbach, Grollbach, Wurmbach ?c.) zuweilen ganz
trocken. Die Lösung des Rätsels: „Wenn ich Wasser habe, trinke
ich Wein; wenn ich kein Wasser habe, trinke ich Wasier", wissen
die dortigen Müller gewiß am schnellsten zu treffen. Bis Wieder-
mnth (wo die beengte Brust des.wanderers „wieder Mut" schöpft)
hat sie sich in die bewaldeten Muschelkalkmassen ein wildes Bett
mit schroffen Wänden und Felsen (steinerne Juugser) und großen
Krümmen gebahnt; nur das Geklapper von 7 Mühlen zeugt im ein-
samen „Helbethale" von menschlichem Dasein. Nun begleiten sie in
ihrem weiten Thale ergiebige Fluren. Ein bedeutendes Wehr, von
Preußen und Sondershausen für schweres Geld unterhalten, weist
ihr unterhalb Wasserthaleben 3 Flußbetten an, zwischen denen einige
Quergräben Verbindungen herstellen. Der südliche Arm wird „Säch-
sische", später „Obere Helbe" genannt; der mittlere streicht unter
dem Namen „Steingraben", oder schlechthin „Helbe", an Klingen
hin und durchfließt Greußen; der nördliche heißt „Schwarzburgische
Helbe", später „Lache". Auf preußischem Gebiete fließen diese 3
Helbearme unweit des Dorfes Griefstedt zur Unstrut. Die vielen
Zuflüsse der Helbe, ihre Arme und Krümmungen machen auf einer
Strecke von nur l3/4 Meilen 16 größere und kleinere Bahnüber-
brückungen (Nordhanfen-Erfnrter-Bahn) nötig; auf die Helbe allein
kommen 6 Brücken.
3) Die Wipp er, die bedeutendste Wasserader der U. H.
Ihre Quelle liegt nahe am Marktplatze der auf dem Eichsfelde ge-
legenen preußischen Stadt Worbis. Kaum 500 Schritte westlich da-
von quillt die Hahle, ein Zufluß des Wesergebietes. Oberhalb
Großfurras betritt die Wipper das Sondershänsische. Unterhalb
Großfurras geht über sie die Nordhausen-Erfurter-Bahn. Jhr frucht-
bares Thal, begrenzt von den bewaldeten Höhen der Wind- und
Hainleite, gewinnt hauptsächlich von Sondershausen ab an male-
rischen Schönheiten. In «sondershausen selbst empfängt sie rechts die
fischreiche Bebra, die auf ihrem einstündigen Laufe 13 Mühlen treibt.
Durch Geradelegung hat man die Wipper stellenweise aus ihrem ge-
wuudenen Bette verdrängt, was sie sehr übel genommen zu haben
scheint , da sie seitdem häufig das weite Thal unter Wasser setzt.
Sie teilt sich mehrmals auf kurze Strecken; bei dem reizend gelege-
nen Dorfe Göllingen- aber sendet sie nordwärts einen Arm*), der
*) Ter Teilungspunkt führt den Namen „Schere."
Wallenhauer, Heimatskunde. 2
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 41 —
45) Blumenau, einzeiliges dicht am steilen Berghange an-
gefügtes Dorf; einaepfarrt und eingeschult nach Nr. 46. 1 Mahl-
und 1 Schneidemühle. — Bis gegen 1600 hier ein Hammerwerk.
1865 starb hier der als Volksfchriftsteller bekannte Landwirt Heinfe.
Zu Bl. gehört das oberhalb gelegene Zollhaus „Zirkel."
46) Mellenbach; 1£km langes, in einem engen, steilwandigen
Thale gelegenes Pfdf. 1 Sch., 3 L. 1 Strickfch. Post- u. Telegraphen-
station. Nur der kleinere untere Teil liegt im Thale der Schwarza,
über die hier eine steinerne Bogenbrücke führt; der größere Teil am
Mellenbach zu beiden Seiten des chanfsierten Dorfweges. 1 Mahl-,
Öl- und 3 Schneidemühlen. Bedeutende Thermometer- und Baro-
Meterfabrikation; Kisten- und Schachtelmacherei; etwas Porzellan-
malerei; viele Bewohner in der Krannich'schen Holzfabrik im nahen
Glasbach beschäftigt. Der ohnehin beschwerliche Ackerbau Nebenge-
schüft. Der Medizinhandel zurückgegangen. — 1 Vorschußverein, 1
Kriegerverein. Sonst ein der heil. Katharina geweihtes Franziska-
nerkloster. Dem „Katharinenbrnnuen" werden noch hentzntage von
den alljährlich durchziehenden Wallfahrern (vom Eichsfelde nach Vier-
zehnheiligen) Wunderkräfte zugeschrieben. 1640 wurde das ganze
Dorf von den Schweden samt Kloster und Kirche bis aus 2 Häuser,
die noch stehen, abgebrannt.
47) Glasbach, Dorf am Fuße des Steinberges, dessen Granit
weithin zum Straßenbau verwendet wird, eine wahre Goldgrube;
großartige Holzfabrik, die viele beschäftigt und vorzugsweise Garten-
bedürfnisse und Emballage-Kästchen liefert. Ackerbau Nebenge-
schüft. Neue, schöne, steinerne Bogenbrücke. Im Pfarr- und Schul-
verband mit Nr. 46. — Sonst hier eine Glashütte und ein Hammer-
werk. — Am Steinberge führt ein vor mehr als 100 Jahren geöffneter
Stollen den Namen „Güldene Kirche" (zuoberhaiu gehörig). Folgende
Sage knüpft sich daran. Ein Mann aus dem nahen Obstfelder-
schmiede geht mit seinem Söhnlein zur Kirche. Das Kind bleibt
spielend zurück und ist plötzlich spurlos verschwunden. Alle Nach-
forfchnngen bleiben erfolglos. Nach langer, langer Zeit taucht jener
Knabe als Mann in Obstfelderfchmiede auf und fragt nach seinen
Eltern. Nun erfährt man von dem längst Vergessenen die Wunder-
mär, wie er an jenem Sonntage in die mit Gold und Edelsteinen
gezierte güldene Kirche geraten und dort bis jetzt sestgehalten worden
sei. Leider fand seitdem auch der eifrigste Nachforscher den Ein-
gang nicht wieder.
48) Obstfelderschmiede, Dorf; meist Fabrikarbeiter, Acker-
baner und Fuhrleute. Eingepfarrt nach Nr. 46. Sonst ein Ham-
merwerk.
49) Blechhammer, bloß Mahl- und Schneidemühle und
Gasthaus mit bedeutender Brauerei, nahe an der Mündung der
Lichte in die Schwarza, zu Nr. 64 gehörig. Ehemalige Münzstätte.
50) Sitzendorf, Dorf in einem weiten, milden Thalkessel
mit freundlicher landschaftlicher Umgebung. Unter dem Orte An-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
- 21 —
Kennst du das Haus? die Schindel deckt sein Dach,
Kein hoher Glanz durchschimmert sein Gemach;
Doch fern auch sind die Habsucht und der Neid,
Und drinnen weilt noch deutsche Biederkeit.
Kennst du das Haus? Dahin, dahin,
Zum Vaterhaus, ach möcht' ich gerne ziehn*).
Die Waldbewohner der Oberherrschaften sind im allgemeinen
mit einem regeren, aufgeräumteren Geist begabt, als die Bewohner
der Ackerbaulandschaften, die mehr ein bedächtigerer Charakterzua
kennzeichnet. Die Lust zur Geselligkeit, die sich bei deu „Wäldlern"
am stärksten regt, zeigt sich besonders an Jahrmärkten, Vogelschießen,
den hohen Festen, erreicht aber ihren Höhepunkt zur Kirmse; da
geht's auch einmal in der ärmsten Waldhütte „hoch her", und die
Gutmütigkeit und Gastlichkeit kennt da fast keine Grenzen.
Viel Liebe zur Musik haben unsere Schwarzburger, wenn
auch der Dichter Voß dieselbe durch sein Lob: „In Thüringen,
wo jeder Bauer Musik weiß," übertreibt. Und diese Liebe muß
eine alte sein, denn Wolfram von Eschenbach (-j- 1230) singt schon:
,,<die**) strichen all' nur alten Tanz;
Neuer Tänze ward nicht viel vernommen,
Wie von Thüringen uns sind gekommen."
Die beiden Residenzen haben Kapellen; Musikchöre finden sich häufig
in den Städten und Dörfern; noch häufiger sind die Singvereine, be-
sonders in den Gebirgsorten. Überhaupt regt sich bei unfern „Wäld-
lern" die Lust an Sang und Klang am stärksten. Selbst Frauen,
die sich kaum der schweren Bürde entledigten, sogar oft noch von
derselben belastet sind, üben des Gesanges Gabe; „beim Singen
wird ja alles leicht, man merkt Ermüdung kaum". Alt und jung
ergötzt sich am Gesang zu Hause und im Freien. Die Kinder
haben ihre Spiellieder, wenn sie Beeren suchen, ihre Beerlieder,
die Schwammjäger ihr Schwammlied; die Burschen und Mädchen
ziehen an Sommerabenden singend die Gassen auf und ab; im
Winter sind die Lichtstuben ihre Singlokale. Und weil sich gleich
und gleich immer gern gesellt, so hat fast jeder Waldbewohner wenig-
stens einen befiederten Waldsänger im Käfige, und bei den echten
„Vogeltobiesen" steigert sich die Anzahl dieser Sänger auf 10 — 20
und noch mehr. Der trotz strengen Verbotes noch in mehreren Wald-
orten leidenschaftlich betriebene Vogelfang wirft manches leckere
Brätchen ab. — Das sonst verbreitete Spiel auf Zither und Maul-
trommel ist durch die Zug- und Mundharmonika verdrängt worden;
die Schlagzither ist in Aufnahme gekommen. Wer es vermag,
legt sich jetzt ein Pianoforte oder Pianino zu; die Bauern vervoll-
ständigen damit ihre Putzstuben.
Die Kost ist einfach, auch bei den Bewohnern des „Brot-
landes". Bei unseren Bauern walten natürlich die nahrhaften
*) Zweite Strophe aus dem „Waldliede". S. Seite 3.
**) Die im Saitenspiele wohlgelehrten Knappen Klinschors (Parzival und
Titurel, übersetzt von Simrock; Ii. Bd., Xiii. Ges.).
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
- 44 -
1 Porzellanfabrik (hauptsächlich in Nippessachen); Massemnühlen.
Geschickte Glasbläser, die vor der Lampe aus einfachem Glasrohr
die künstlichsten Sachen, namentlich viele Perlen formen. Der Acker-
bau, der uur Kartoffeln, etwas Sommerkorn und Hafer liefert, ist
Nebengeschäft. — 1 neue Fortbildungszeichensch., I Kriegerverein,
1 Turnverein, 1 Konsumverein. — 1673 ließ Graf Albert Anton auf
der Stelle, wo bisher ein Vogelherd gestanden, ein Jagdhaus (das
jetzige Forsthaus), daneben ein Wohnhaus, „das neue Haus" und die
Kirche aufführen; dies der Keim zu Neuhaus. — Der unterste Teil
des Ortes, „das Mittelland", liegt 160 m tiefer, als der oberste Teil,
„der kalte Hase". — Zu Neuhaus gehören das 1 Std. entfernte
„Fischbachswiese", nur eine Waldhüterwohnuna, und die beiden
Wulstschneidemühlen.
56) Schmalenbuche, Dorf im Thale, 10 Min. von Neuhaus,
wohin es pfarrt. 1 Sch., 1 L. 1 Glasfabr. (Hohlglas); auch werden
physikalische und chemische Apparate, Glasperlen und andere Glas-
ziemten verfertigt. — 1607 legten die Glasmeister Stephan und Hans
Müller aus Lauscha iu der hiesigen noch wilden Gegend die erste
Glashütte an. Nach der örtlichen Sage benutzte ein Gras auf der
Jagd den Stumpf einer Buche als Tisch, er fand ihn aber zu
schmal; daher der Name „Schmalenbuche".
57) Lichte (bei Wallendorf) mit Afcherbach, Marktflecken.
Eingepfarrt nach Nr. 55. 1 Sch., 2 L, Ursprünglich ein Holzmacher-
ort, jetzt ausschließlich Fabrikort. Porzellanfabrik in Nippesfachen
und Spielzeug; feine Porzellanmalerei. 1 Zeichen- u. Modellierschule,
I Turn-u. Gesaugverein (beide die ältesten des Landes), 1 Kriegerverein,
1 Spar- und Vorschußverein.
58) Geiersthal, Fabrikort mit ansehnlichen Gebänden. Ein-
aepfarrt dem meiningifchen Orte Wallendorf. 1 Sch., 1 L. 1 Glas-
hütte und 1 Glasschleiferei, 1 Porzellanmalereigeschäft, 1 Tusch-
farbenfabrik. Viele Glasbläser und Porzellanmaler. 1 Turnverein,
1 landwirtschaftlicher Verein.
59) Leibis, Dorf im engen Lichtegrunde, da wo der Schlage-
thalbach einmündet. Nach Nr. 61 eingepfarrt; 1 Sch., 1 L. Tannen-
zapfenöl-Bereitnng. Etwas Ackerbau. Sonst eine Eisenhütte. — Dazu
die nahe gelegene Schnepfenmühle und 1 Sägemühle.
60) Quelitz, Dorf von schroffen Thonschieferbergen umschlossen.
Pfarrt und schult uach Nr. 61. Meist Holz- und Fabrikarbeiter.
Sonst 1 Hammerwerk. Großer Waldbrand 1880.
61) Unterweißb ach, Pfdf., an der Einmündung des Weiß-
baches. 1 Sch., 1 L. 2 Porzellanfabr., bedeutende Schieferbrüche
(heller Schablonenschiefer). 1 Forsthaus. 1826 ertranken bei einer
Wasserflut 9 Schulkinder.
2) Auf dem linken Gebiete der Lichte. (Nr. 62 bis 64).
62) Deesbach, steilgelegenes Dorf am Deesbach. Pfarrt
nach Nr. 63; 2 Sch., 2 L. Viele Porzellanmaler und Olitätenhändler;
etwas Ackerbau. Auf dem nahen Berge „die Schanze", foll ein
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Albert_Anton Neuhaus Neuhaus Neuhaus Stephan Hans
Müller L.
Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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geräumige Kirche. 1 Rittergut. Alabasterbruch, Schwerspatgruben.
1 Kriegerverein, 1 Hilssvereiu für Brandentschädigung. Viel Acker-
bau. — Nach der Sage bestand hier sonst ein Kloster.
101) Aschau, Ackerbauort mit 1 Rittergut an einem Seiten-
bache. Mit Nr. 100 im Kirchen- und Schulverband. Sonst Brannt-
Weinbrennerei. — Der in der Flur liegende „Käsemarkt" soll zur
Pestzeit Marktplatz sür Königsee gewesen sein, wo den Städtern die
Lebensmittel über eine Schranke weg an Stangen zugereicht wurden.
Am Ansänge kleiner Seitenbäche: (Nr. 102 bis 103).
102) Bechstedt, wohlhabendes Ackerbaudorf mit Rittergut.
Pfarrt und schult nach Nr. 100. 1 Ziegelei, Kalkgruben. Touristen
passieren häufig aus ihrer Wanderung von Schwarzbnrq nach Pau-
linzella Bechstedt und Allendorf.
103) Fröbitz, Ackerbaudorf. Pfarrt und schult nach Nr. 92.
1 Rittergut, zu dem ein hochgelegenes Ackergrundstück, „die halbe
Welt" genannt, gehört; Eigentum des Herrn von Holleben. Oft
Wassermangel.
3) Links von der Rinne: (Nr. 104 bis 114).
104) Dörnfeld (a. d. Haide), Pfdf.; 1 Sch., 1 L. Von drei
Seiten von Bergen umschlossen; der Blick nach 0. ins Rinnethal
ist offen. Ackerbau ist Hauptgeschäft. Zur Gemeinde gehört das
Vorwerk Schönheide, dessen Hauptgebäude vor einigen Jahren nieder-
brannte.
105) Horba, weithin sichtbares Krchdf. Fil. von 107; 1 Sch.,
1 L. Auf einem wasserarmen Sandbergrücken. Von diesem Orte
sagen die Umwohnenden scherzend: „In Horbe trägt man's Wasser
im Korbe"; der Volkswitz spricht sogar von der „Seestadt Horba."
Ackerbau und Spankorbflechterei.
)Jm Gebiet des Rottenbaches: (Nr. 106 bis 108).
106) Paulinzella ein durch seine stolzen Klosterruinen weit-
hin bekanntes und besuchtes Dörfchen in einem engen, quellenreichen
Waldgrunde. Neben der Kirchenruine das ehemalige Rentamt (jetzt
Försterwohnung), 1 fürstliches Schlößchen mit Betsaal; eingepfarrt
nach Nr. 136. 1 Sch., 1 L. 1 landwirtschastl. Verein. Hier lebten
die weltberühmten Orgelbauer Schulze, die sogar über den Ozean
hin großartige Orgelwerke lieferten. — Pauline, die Tochter Mori-
chos, eines ^rnchses Heinrichs Iv., sehnte sich als Witwe nach Ein-
samkeit und legte in diesem einsamen Wiesenthale 1105 das Doppel-
kloster, ein Benediktiner-Mönchskloster und ein Nonnenkloster an.
Vom Papste Paschalis Ii. holte sie selbst die Bestätigung des Klosters
ein und wählte zuvor den Grafen von Schwarzburg zum Schirmvogt.
Sie starb 1107 im Kloster Schwarzach bei Würzburg; ihre Gebeine
wurden in der Kirche zu Paulinzelle bestattet. Die Äbte des Klosters
schwangen sich zu Macht und Reichtum empor. Sie besaßen 19 Dörfer,
außerdem Güter, Mühlen, Wälder und Teiche in mehr als 50 Orten;
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 51 —
aus mehr als 100 Ortschaften bezogen sie Zinsen und Zehnten.
Sie titulierten sich sogar (wie die Grafen von Schwarzburg) „von
Gottes Gnaden". Als aber die Klosterleute in Unwissenheit und
Sittenlosigkeit versanken, wurden sie in der Umgegend verhaßt- im
Bauernkriege wurde ihr Kloster geplündert und teilweise vernichtet,
1536 von Graf Heinrich 34. ganz ausgehoben. Von da ab verödeten
die heiligen Hallen; teilweise benutzten die Dorfbewohner die Mauern
zu Neubauten. Die Trümmer des stolzen Baues gleichen aber noch
immer einem „kostbaren Juwel in einem dunkelsammetnen Schmuck-
kästchen." Durch die reichverzierte Hauptpforte tritt man von W.
her in die geräumige Vorhalle, durch ein zweites mit Säulen ver-
ziertes Portal in das Schiff der Kirche, das in Kreuzform gebaut
ist und einen überwältigenden Anblick bietet. Schön verzierte
Säulen, zum Teil aus einem Stück gearbeitet, stützen die 20 na
hohen Mauern. Das ganze Gebäude ist 90 m laug und 23 m breit.
1877 wurde es gut restauriert.
107) Milbitz, obstreiches und ackerbautreibendes Pfdf.; 1 Sch.,
1 L. 1 Brandhilfsv., 1 Kriegerv. 1 freundlich gelegene Kirche.
108) Gösselborn, hochgelegenes Krchdf. Kl. v. 136; 1 Sch.,
1 L., mit dem geschichtlich merkwürdigen Mahlholze u. Mahlhügel,
einer alten Gerichtsstätte an der Grenze des ehemaligen Langwitz-
gaues. Ackerbauort.
Am Tellbache: (109 bis 112).
109) Soisdorf, Krchdf.. Fil. v. 112; 1 Sch., 1 L. Ackerbau-
ort. Die Wohnhäuser stehen wegen der Überschwemmungsgefahr auf
hohen Grundmauern. In der Flur ein Steinbruch, dessen Muschel-
ralkplatten sich zum Steindruck eignen sollen.
An Seitenbächen des Tellbaches: (Nr. 110 bis 112).
110) Storchsdorf, weithin sichtbarer Ackerbauort auf einem
Sandsteinberge. Pfarrt und schult nach Nr. 107.
111) Hengelbach, Krchdf. Fil. von 185; schult nach 108.
Ackerbauort in einem vom Hengelbachs durchflossenen Thalkessel. In
der Nähe die beiden Wüstungen Niederhengelbach und Höfel.
112) Thälendorf, ackerbautreibendes Pfdf., freundlich am
Vereinigungspunkte von 4 Thälern und am nie versiegenden Dorf-
bache gelegen, der auch noch nie bis zur Quelle zufror. 1 Sch.,
1 L. Da der Grundplan des Ortes ein Kreuz ist, soll hiet keine
ansteckende Krankheit um sich greifen können.
Amursprunge von ob st- und wiesen reichen Thälchen:
(Nr. 113 bis 114).
113) Großgölitz, und
114) Kleingölitz, beide Krchdsr. am Südfuße des schroffen
und kahlen Steigers, von Obstbäumen umgeben; jenes am Erlich-,
dieses am Gumpebach. Beide nach Nr. 92 eingepfarrt und einge-
schult. Vorzüglich gute Sandsteinbrüche. Da der Steiger und der
Kesselberg die rauhen Nordost- und Nordweftwinde abhalten, gedeihen
4 *
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 82 —
mühle. Wenig Ackerbauer, meist Fabrikarbeiter, Holz- und Mulden-
Hauer. Im nahen Rischelthale der Stollen eines ehemaligen Silber-
bergwerkes. A. 1646 durch Glasarbeiter gegründet. — Seit 1881 ist in
A. eine Dresdner Diakonissin stationiert, welche neben der Armen-
pflege einer weibl. Industrieschule vorsteht. — Großer Brand 14.
Septbr. 1846.
88) Neustadt, Krchds. am Rennsteige, der es von dem größeren,
zu Meiningen gehörenden Teile des Ortes trennt- höchstgelegener
Ort des Landes (810 m). 1 Sch., Il. Försterei. Bedeutende Schwefel-
holzsabrikation, sonst erhebliche Feuerschwammbereitung (noch jetzt
ca. 150 Ctr., sonst 5 mal mehr). Gegen 1700 gegründet.
89) Großbreitenbach, langgestreckte Stadt, in einem baumlosen
Hochthale (650 m ii. M.); 2629 E., 366 Wohnh. Posthalterei, Tele-
graphenstat., Telephonstation (zwischen G. n. Böhlen), metereolo-
gische (Wetter-) Station, Oberpfarrei, 2 Förstereien; die Kirche,
welche ein Brettergewand gegen Sturm und Wetter schützt, ist im
Inneren wohl eingerichtet. Schule mit 6 Kl., 1 Näh- n. Stricksch.,
1 Apotheke; Rathaus, 1 hochgelegenes (650 m) Schützenhaus mit
hübscher Aussicht. G. hat außerdem 1 bedeutende Porzellanfabr. mit
Porzellanmalerei (in der Umgegend über 200 Porzellanmaler), Kunst-
schule für Maler und Former, Webereien, Fabrikation hölzerner
Spielwaren, Geigenfabrikation, Muldenbauer, Pechhütten, ..Ziegelei,
Kalkbrennereien, Ockergruben, 7 Mahl-, 5 Schneidemühlen, 1 Ölmühle.
Von dem ehemaligen Bergbau auf Kupfer, Blei und Silber zeugen
mehrere verfallene Stollen. Nahe bei der Stadt das frühere Vitriol-
und Alaunwerk Wallbrück; jetzt Vergnügungsort. In der Flur
die Wüstungen Witz leben und Schwemmbach, deren flüchtige
Bewohner Gr. gegründet haben sollen. Die Raubburg, das Contra-
oder Canterschloß, soll Kaiser Rudolf 1290 zerstört haben. Hier
lebte im 17. Jahrh. der Apotheker I. M. Mylins, Schöpfer des welt-
bekannten Olitätenhandels. Großer Brand d. 9. Sept. 1868.
90) Gillersdorf, Pfdf. an der Gille, Nebenbächlein des
Breitenbachs. 1 Sch., 1 L. Etwas Ackerbau; Weberei (Schlauch-
Weberei). Schieferbrüche. Großer Brand d. 2. Aug. 1825.
91) Wilmersdorf, Dorf mit neuer Kirche am obern Anfange
des Ölfchröter Thales, am Südfuße des Langenberges. Fil. v.
90; 1 Sch., I L. Wenig Ackerbau, meist Weberei. — W.u. die nahen
rndolst. Dörfer Friedersdorf und Allersdorf foll ein in Herrschdorf
lebender Edelmann seinen 3 Söhnen Wilhelm, Friedrich und Albert
übergeben haben.
92) Garsitz, Dorf im Rinnethale, unweit Königsee, eingepfarrt
in das rndolst. Dorf Dörnfeld a. d. H. 1 Sch., i L. Ackerbauer
und Fabrikarbeiter. 1 Mühle. Der Name, sorbischen Ursprungs,
wird gedeutet: gora— Berg, sec — Rodung.
93) Pennewitz, Kckdf. mit neuer Kirche (1868 eingeweiht),
am Nordostabhange des Langenberges, an der Königsee-Gehrener
Straße. 1 Sch., 1 L. Viele Teiche. In der Nähe die Sorge
mit Gasthaus und Ziegelei und einigen Privatwohnungen.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Hauer Rudolf Rudolf L. Wilhelm Friedrich Friedrich Albert L.