Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
der
Fürstentümer Schwarzburg.
Jür Schute und Accus
bearbeitet
von
G. Wallenhauer,
Rektor und Kantor an der Bürgerknabenschule zu Rudolstadt.
Mit ritt« Spezialkarte vom Oberlehrer Aich. Zkerte» in Sondersyausen.
Zweite veränderte und stark vermehrte Auflage.
Mndotstadt, 1882.
Druck und Verlag der Fürstlich priv. Hofbuchdruckerei.
F. Mitzlaff.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Albrecht der Bär und Kurfürst Friedrich. — Die Schlacht bei Mühlberg. 31
Belehnung. Da ward die Urkunde verlesen, daß die Mark von nun
an für immer den Hohenzollern verbleiben solle. Der Kurfürst schwur
den Eid der Treue mit lauter Stimme auf das Evangelium, em-
pfing das Brandenburgische Banner, Reichsapfel und Scepter, küßte
das Reichsschwert und verrichtete seine Danksagung.
Er regierte die Mark bis 1440, und seine Nachkommen haben
noch fast 250 Jahre als Kurfürsten das Land beherrscht, welches immer-
mehr, besonders durch den großen Kurfürsten, an Umfang und Macht
wuchs, und unter diesem schon der vornehmste deutsche protestantische
Staat ward. Daher war es ganz in der Ordnung, daß Kurfürst
Friedrich Iii. 1701 sich in Königsberg die Königskrone aufsetzte, und
so das Kurfürstenthum Brandenburg zum Königreich Preußen machte.
9. Pie Schlacht bei Mühlberg.
Nach Luther's Tode brach schweres Unglück über die Evangeli-
schen herein. Der Kaiser Karl V. hatte bis jetzt bald mit den
Türken, bald mit den Franzosen zu thun gehabt und war dadurch
verhindert worden, etwas Ernstliches gegen die Protestanten zu unter-
nehmen. Nun aber hatte er keine äußern Feinde mehr zu fürchten,
und, er beschloß, die Evangelischen mit Gewalt zu unterdrücken.
Die evangelischen Fürsten hatten schon 1531 ein Bündniß zur
Bertheidigung ihres Glaubens zu Schmalkalden geschlossen. Als
sie die Absicht des Kaisers merkten, rüsteten sie eilig ihre Heere; aber
ihre Ängstlichkeit und Eifersucht machten einen Angriff unmöglich.
Den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen rief die
Treulosigkeit seines Vetters Moritz in seine Länder zurück. Dieser war
evangelischen Glaubens und Schwiegersohn des Landgrafen Philipp
von Hessen, eines Bekenners des evangelischen Glaubens. Den-
noch stand er heimlich mit dem Kaiser in Unterhandlung und besetzte
die Länder Johann Friedrich's mit Gewalt. — Zwar nahm dieser
sie wieder; nun aber machte sich 1547 der Kaiser in Verbindung mit
Moritz gegen ihn auf. Der Kurfürst suchte das feste Wittenberg
zu erreichen. Der Kaiser zog ihm am andern Ufer der Elbe bis
Mühlberg nach. Er sah Anfangs keine Möglichkeit, über den Fluß
zu kommen; doch zeigte ihm ein verrätherischer junger Bauer eine Fuhrt.
Es war ein Sonntagsmorgen. Der Kurfürst wohnte gerade dem
Gottesdienste bei, als er die Nachricht erhielt, daß der Kaiser im An-
zuge sei; dennoch wollte er sich in seiner Andacht nicht stören lassen.
Als er endlich aufbrach, wurde er von den kaiserlichen Reitern ein-
geholt und zur Schlacht gezwungen. Aber die Seinen wurden ge-
worfen; er selbst erhielt einen Hieb in die linke Wange und mußte
sich den Feinden ergeben. Gefangen und mit Blut bedeckt, wurde
er vor den Kaiser geführt. Als er diesen erblickte, hob er die Augen
gen Himmel und sprach: ,,Herr Gott, erbarme dich meiner; nun bin
ich hier!" Er wollte dem Kaiser die Hand reichen; aber dieser wandte
sich ungnädig ab. Und als er anhub: „Allergnädigster Kaiser!" —
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Friedrich Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Karl_V. Karl_V. Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Moritz Philipp
von_Hessen Philipp Johann Moritz
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if
v. Blicke in die Vergangenheit der Provinz Posen.
I. Die Slaven.
Nachdem in der großen Völkerwanderung im 4ten und 5ten
Jahrhundert nach Christi Geburt die deutschen Völker dem Westen
zu gezogen waren, breiteten sich in den weiten Ebenen östlich der
Oder die Slaven aus. Der Theil dieses Volkes, welcher an der
mittleren Weichsel wohnte, führt den Namen Lechen oder Polen. Det
Hauptort derselben war das in der zweiten Hälfte des 6ten Jahr-
hunderts gegründete Gnesen. Die alten Slaven werden als ein
kräftiges Geschlecht mit nicht sehr weißer Haut und zwischen hellbraun
und roth die Mitte haltendem Haar geschildert. Sie lebten dürftig,
unreinlich in elenden, hier und dort zerstreuten Hütten, aber frei von
der Herrschaft eines Mannes. Man lobt ihre eheliche Treue, ihre
Bereitwilligkeit, Verirrte auf den rechten Weg zu führen, die milde
Behandlung der Gefangenen und ihre Liebe zur Musik. Nur um
die Lenden gegürtet eilten sie mit Wurfspieß, Bogen und kleinem
Schild, meistentheils zu Fuße, dem Feinde entgegen und stritten tapfer.
In unaufhörlichen, räuberischen Einfällen verheerten sie mit Rohheit,
Grausamkeit und Zerstörungswuth die angrenzenden Länder. Sie
lebten in Geschlechter gegliedert, welche allmählich aus den einzelnen
Familien sich gebildet hatten, unter einem Aeltesten standen und ein
gemeinsames Besitzthum hatten. Sie übten die Blutrache, d. h. jedes
Glied des Geschlechts war verpflichtet, die Verletzung oder Tödtung
eines der Ihrigen an dem Blute des Verbrechers zu rächen. Acker-
bau und namentlich Viehzucht waren die Hauptbeschäftigung, seitdem
die einzelnen Slavenstämme seßhaft geworden waren. Bald ragten
Einzelne durch Reichthum an Land hervor und gewannen das An-
schen von Herren; Andere geriethen in Armuth und verloren ihr
freies' Grundeigenthum und wurden von ihnen abhängig. Die völ-
lig frei blieben, bildeten den Adel. Die Slaven hatten den Glauben
an einen höchsten Gott, den sie den weißen Gott oder Gott des Lich-
tes nannten, aber sie verehrten neben ihm auch noch viele andere
Götter an heiligen Stätten, Bergen, Quellen und Bäumen. Dahin
begab sich, wenn die Abenddämmerung hereinbrach, der Slave, brachte'
dort ein kleines Opfer, schlug sich an die Stirn und sang den Göt-
tern gefällige Worte. Diebstähle waren bei den Slaven damals
unerhört, Fremde nahmen sie gastfreundlich auf und setzten ihnen das
Beste vor, was sie hatten: Fleisch und Gemüse, ein Gebäck aus
Weizenmehl und Butter, dazu Meth, aus wildem Honig trefflich be-
reitet. Die Tobten wurden verbrannt; ihre Asche sammelte man m
thönernen Gefäßen und barg sie in der Erde. - Einige Lieblmgsge-
Posen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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16
ö. Blicke in die Vergangenheit Brandenburgs.
Die Mark in den ältesten Zeiten.
(Bis zum Jahre 1134.)
1. Die altern Kampfe zwischen Deutschen und Wenden.
1. Markgraf Gero. Heinrich der Große hatte im Jahre 927
die Nordmark gegen die Wenden gegründet (siehe Lesebuch I., S. 153)
und diese tributpflichtig gemacht gegen das deutsche Reich. Sein
Sohn und Nachfolger Otto d. Gr. setzte das Werk des Vaters fort. Da-
mals ist der Markgraf Gero den Wenden ein furchtbarer Feind ge-
wesen. Verschiedene Aufstände derselben warf er durch kühne Züge
in das Innere ihres Landes darnieder. Alles zitterte vor ihm, also,
daß selbst die Slaven jenseits der Oder sich unterwarfen. Da kam
ihm einst die schlimme Nachricht: „Sei auf deiner Hut, dreißig
Wendenfürsten haben sich wider dich verschworen. Du findest sie
schwelgend bei einem Gastmahle zu Burgk auf dem Schlöffe." Das
war dem Wendenbändiger nicht umsonst gesagt. — Beim Methgelage
zechten die Verschworenen und schwuren Tod den Christen in wildem
Jubel. Schon sank die Sonne, und mit ihr dieser und jener trun-
ken zu Boden. Da erklingt's von Männertritten und Schwertsge-
klirr. Markgraf Gero dringt mit den Seinen furchtlos in den Saal.
Wie sausen da rechts und links Schwert, Morgenstern und Keule!
Und als die Nacht hereingebrochen ist, da sind sie alle erschlagen,
die Tod und Verderben geschworen hatten allen Deutschen, allen
Christen.
2. Die Bisthümer Brandenburg und Havelberg.
Kaiser Otto lag es am Herzen, daß den unterworfenen Wenden
zwischen Elbe und Oder das Evangelium gepredigt würde. Er baute
darum Dome zu Havelberg und Brandenburg und setzte christliche
Bischöfe dort ein. Mönche zogen über die Elbe hinein in die Städte
und schmutzigen Dörfer der Wenden und verkündeten dort den Na-
men Jesu Christi. Doch hatten die Bekehrungsversuche nur schwachen
Erfolg; denn die Deutschen verachteten das arme Wendenvolk und
ließen ihm das fühlen; sie nannten es im Uebermuthe windische
Hunde. Bald forderten die christlichen Priester auch den Zehnten.
Das machte böses Blut, und im Geheimen gehorchten die Wenden-
christen den Mahnungen der alten Heidenpriester, verehrten im Stillen
ihren Czernebog und Belbog, ihren Radegast und Triglaff, erschlugen,
wenn es ging, die christlichen Priester und verbrannten die Kirchen. —
Auf den Marienberg, den Harlungerberg bei Brandenburg, an der
Marienkirche vorbei, schlichen nächtlicher Weile die Wendenchristen.
Sie schloffen feierlich einen Kreis, und in ihrer Mitte enthüllte
ein hochbetagter Heidenpriester ein kleines Bild des Götzen Trik-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Gero Heinrich_der_Große Heinrich Otto Gero Gero Otto Jesu_Christi
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20
Blick« in bi« Dcrgangtnhcit Westphalrn«.
Wohnsitze unverändert. Sie bewahrten auch getreulich Sprache,
Sitte und Lebensweise der Väter, wogegen die wandernden deutschen
Völker mit Fremden sich vermischten und dadurch neue Völker mit
besonderer Sprache bildeten. Namentlich war es der Stamm der
Franken, welcher sich im heutigen Frankreich ein mächtiges Reich ge-
gründet hatte. Dreihundert Jahre waren verflossen, seit diese Franken
das Evangelium angenommen hatten. Seitdem hatten sich auch die
übrigen deutschen Stämme dem Kreuze unterworfen. Nur die mäch-
tigen Sachsen wollten nimmer laffen von der Väter Weise. Darum
haßten sie Alles, was ihnen von andern Völkern kam, und so ver-
warfen sie mit dem Bösen auch das Gute und wurden Feinde des
Chriftenthums, das sie noch nicht kannten. Viele von ihnen hausten
noch in Schluchten und Thälern und bei den dunkeln Bächen, die tief
im Walde rinnen, wo das Wild seine Lagerstätte hat. Auch ihr
Sinn war wild und zügellos, und dort im Waldesdunkel, an ver-
borgenen Orten, hatten sie ihre Altäre und Opferstätten; denn sie
meinten, es hätten die Götter vornehmlich in hohen und rauschenden
Bäumen ihren Sitz. Vor Allem aber achteten sie einen großen
Baum heilig; an dem war ein Götterbild befestigt. Dieser Baum
hieß Jrmensäule und lag bei dem festen Orte Eresburg an der
Diemel. Auch wähnten sie im Gesänge der Vögel und im Wiehern
ihrer Pferde die Stimme der Götter zu vernehmen. Das gemein-
same Wohl aber beriethen sie in großen Versammlungen des Volks,
und wenn ein Krieg ausbrach, wählten sie einen obersten Führer
aus den Mächtigen des Landes.
2. Bei dem Stamme der Westphalen war einer der Angesehen-
sten Widekind oder Wieking; der ragte hervor durch Adel seines Ge-
schlechts und Reichthum an Land und Knechten. Seine Stimme
galt bei Allen, denn er war klug im Rache, tapfer und besonnen
in der Schlacht, seinem Volke und seinen Göttern eifrig ergeben,
und oft hatte er die Sachsen im Kriege geführt. Da nun im Fran-
kenreiche der mächtige Kaiser Karl der Große regierte (768—814),
wollte er auch die Sachsen für das Christenthum gewinnen. Durch
das Gottesurtheil der Schlachten mußte er dem Heldenvolke zeigen,
daß die alten Götter ohnmächtig seien. Aber es begleiteten ihn auf
seinem Heereszuge in ihr Land auch Bischöfe, Aebte und Mönche,
die sollten Kirchen und Klöster gründen und versuchen, ob die Sach-
sen auf ihre Predigt hören würden. Er stürzte die heilige Jrmen-
säule in den Staub und kam bis zur Weser. Die Sachsen aber
vertheidigten sich tapfer, und Wieking kämpfte unermüdlich an ihrer
Spitze. Und als die Franken in ihr Land zurückkehrten, stand er
hinter ihnen auf mit allem Volk und zerstörte die Eresburg. Da
erschien Karl abermals, eroberte die Siegburg (am Zusammenfluß
der Ruhr und Lenne), drang bis über die Weser und unterwarf sich
alles Volk in jenen Gegenden. Aber Widekind floh über die Elbe
zu den Dänen. Karl hielt die Sachsen für unterworfen; er hielt
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl Karl
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Friedrich der Streitbare, Kurfürst von Sachsen, und seine Nachkommen bis zur Reformation. 27
Viele schlossen sich in ihren Häusern ein, zündeten diese an und ver-
brannten sich sammt ihren Schätzen. So blieben Wenige aus dem
Volke Israel von der Pest und der Wuth der Menschen verschont.
Wie die Pest, so erstreckte sich auch die Judenverfolgung über
Deutschland hinaus auf die anderen Länder Europa's.
Zu der Zeit sah man auch große Schaaren halbnackter Menschen
von Stadt zu Stadt ziehen, die Geißeln mit Knoten, eingeflochtenen
Nägeln und Drahtspitzen trugen und sich so schlugen, daß das Blut
in Strömen auf die Lenden herablief. Sie hießen Geißel- oder
Buß fahr er; sie sangen Bußgesänge, warfen sich nieder und beteten,
standen wieder auf und peitschten sich. Diese Leute rangen nach Ver-
gebung ihrer Sünden; aber die leibliche Uebung ist wenig nütze.
Sie suchten durch äußere Bußübungen die Versöhnung. Bald kamen
sie auch in Übeln Ruf, und deßhalb suchte man sie mit Gewalt zu
dämpfen. Bei Sangerhausen und Nord Hausen wird heute noch
die Stelle gezeigt, wo solche Geißelfahrer auf dem Scheiterhaufen
verbrannt worden sind.
7. Friedrich der Streitbare, Kurfürst von Sachsen, und seine Nachkommen
bis zur Ncformation.
Johann Huß zu Prag war ein Vorläufer Luther's und pre-
digte das lautere Evangelium; auf der Kirchen-Versammlung zu
Kostnitz im Jahre 1415 wurde er als Ketzer auf dem Scheiterhaufen
verbrannt. Die Kunde von seinem Märtyrertode entflammte seine
Anhänger zum Kriege. Sie sammelten sich unter dem Banner des
böhmischen Edlen Johann Ziska. Damals war Friedrich der
Streitbare Herr über Meißen und Thüringen; er wurde vom Kaiser
Sigismund gegen die Hussiten gesandt und schlug sie. Zur Be-
lohnung wurde er 1425 mit dem Kurfürstenthum Sachsen feierlich
belehnt, so daß er nun nicht blos das Herzogthum Sachsen zu seinem
Lande erhielt, sondern auch einer der sieben Kurfürsten wurde, welche
den deutschen Kaiser zu wählen hatten.
Das Herzogthum gehörte dem einst blühenden Herrscherstamme
der Askanier, die ihre Stammburg bei Aschersleben hatten; aber
das Geschlecht kam schnell zum Aussterben. Der vorletzte Kurfürst,
mit Namen Rudolph, hatte zwei blühende Prinzen; als diese in
Loch au, dem jetzigen Annaburg, übernachteten, stürzte ein alter
Thurm neben ihrer Wohnung ein und erschlug sie nebst dem Erzieher
und sechs Edelknaben. Nun war nur noch ein Bruder Rudolph's,
Al brecht, übrig, welcher die Regierung nach dessen Tode übernahm.
Aber auch dieser starb- ohne Erben in der Blüthe seiner Jahre an
den Folgen eines Feuerschreckens. Er übernachtete nämlich auf der
Jagd in der Annaburger Haide in einem Bauerhause. Als Alle im
tiefsten Schlafe lagen, brach Feuer aus, und der Fürst wäre mit seiner
Gattin verbrannt, wenn nicht ein winselnder Jagdhund sie geweckt
hätte. Der Schreck führte jedoch einige Tage nachher den Tod des
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Streitbare Friedrich Friedrich_der_Streitbare Friedrich Johann Johann_Ziska Johann Friedrich Friedrich Sigismund Rudolph
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Israel Deutschland Nord_Hausen Sachsen Sachsen Aschersleben Annaburger_Haide
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
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Geschlecht (WdK): koedukativ
28
Blicke in die Vergangenheit der Rheinprovinz.
9. Awri evangelische Märtyrer.
Adolph Clarenbach und ^ Peter Fleisteden. Beide er-
litten im Jahre 1529 zu Cöln den Feuertod für die gereinigte
evangelische Lehre. In Münster und Wesel erweckte Clarenbach als
Lehrer an der lateinischen Schule unter der Jugend wie unter den
Bürgern Liebe zu dem lauteren Evangelium. Obwohl deshalb von
Wesel vertrieben,' setzte er furchtlos seine Bemühungen fort in seinem
Geburtsorte Lüttinghausen bei Lennep, in Lennep, Elberfeld und Um-
gegend mit sichtbarem Erfolge. Da wurde er in Cöln in den Fran-
kenthurm gesetzt, als er einen seiner Freunde dahin begleitete, der
sich vor den Cölner Ketzerrichtern verantworten sollte. In den wie-
derholten Verhören legte man ihm allerlei verfängliche Fragen vor,
er aber bezeugte freudig: der heilige Geist versichere ihn in seinem
Herzen von der Wahrheit des Glaubens, der in dem apostolischen
Glaubensbekenntnisse niedergelegt sei. Er könne nur dann widerrufen,
was er gelehrt, wenn man ihm aus der heiligen Schrift beweise,
daß es Jrrthum sei. Gegen das Ende seiner Gefangenschaft wurde
Peter Fleisteden, aus dem Dorfe Fleisteden im Jülichschen, der Mit-
genoß seines Kerkers. Die Heftigkeit dieses Mannes wurde schnell
gemildert durch den sanften Ernst Clarenbach's. Sie stärkten sich
gegenseitig in der Glaubenstreue und sahen fröhlich dem Scheiter-
haufen entgegen. Unter großem Zulauf des Volkes wurden die Mär-
tyrer am 28. September zum Tode geführt. Auf dem ganzen
Wege dahin lobten sie den Herrn und lehrten das Volk. So sprach
unter anderem Adolph: „Lob, Ehre und Dank sei dir, Vater, daß
du uns diesen Tag hast erscheinen lassen, nach dem uns so sehr ver-
langt. Ich sterbe des Herrn Tod; ihm erging es so, wie sollte es
uns nicht so ergehen? Aergert euch darum nicht an unserm Tode."
Dann fuhr Peter fort: „Wir waren Sünder von Mutterleibe und
hätten nach Gottes Gerechtigkeit den Tod sogleich verdient. So
ermahne ich euch heute im Namen Gottes, haltet euch allein an
sein Wort, allein an Christum, der da ist der Weg, die Wahrheit
und das Leben, und kehret euch weg von dem Papste in Rom, der
euch von Gottes Gnade durch Christum abführt, und euch dafür
Bullen, Ablaß, Wallfahrten und gottlose Menschenlehren giebt, damit
er seinen Beutel und Küche fülle." Auf dem Richtplatze bat Claren-
bach für seine Feinde, dann flehten Beide zu dem Herrn um Ver-
gebung ihrer Sünden, getrösteten sich des Blutes Christi, vergaben
einander, was sie sich etwa zu Leide gethan und ermahnten einander
zur Standhaftigkeit im Feuer. Zuletzt empfing Clarenbach noch einen
süßen Trost. Von den ihn begleitenden Mönchen wurde er oft hart
angefahren, da erhob ein Augustinermönch seine Simme und sprach:
„Lieber Adolph, höret, was der Herr sagt Joh. am 11.: Ich bin
die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird
leben, ob er schon stürbe, und wer da lebt und glaubt an mich, der
wird nimmermehr sterben." Darauf sprach Adolph: „Lieber, sagt
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Extrahierte Personennamen: Adolph_Clarenbach Peter_Fleisteden Clarenbach Peter_Fleisteden Ernst Adolph Peter Christi Clarenbach Adolph Joh Adolph
Extrahierte Ortsnamen: Rheinprovinz Wesel Wesel Lüttinghausen Lennep Lennep Elberfeld Jülichschen Gottes Gottes Christum Rom Gottes Christum