Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 88

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 88 — das heimliche Gericht in stiller Nacht in Felsenhöhlen und unter- irdischen Gewölben abgehalten werde. Wenn jemand bei dem Freigerichte verklagt war, so wurde er durch den Ladebries mit sieben Siegeln vorgeladen; war er ein Ritter, der aus seiner Burg wohnte, so hefteten die Fronboren die Ladung des Nachts au das Burgthor und schlugen dreimal gegen das Thor, so daß der Klang durch die stille Nacht iu das Ohr des Ver- brechers drang. Erschien der Angeklagte aus die Ladung, so wurde er in den Kreis der Richter geführt und die Klage ihm vorgehalten; wenn er unschuldig war, konnte er sich mit dem Reiniguugseide frei schwören. Mußte er seine Schuld bekennen, oder wurde er durch den Eid des Klägers und seiner Zeugen übersührt, so wurde das Urteil gesprochen und auf der Stelle vollzogen. Lautete es auf Todesstrafe, so wurde der Verurteilte sofort au den nächsten Banm gehenkt. Gelindere Strafen waren Landesverweisung und Geld- strafe. Kam der Angeklagte auf dreimalige Ladung nicht, so hatte er seine Schuld auerkauut; es wurde die Feme, die Acht, gegen ihn ausgesprochen, und er war jetzt ein Rechtloser, den die Strafe früh oder spät erreichte. Jeder Freischöffe, dem der Spruch des Gerichtes kund gethau wurde, war verpflichtet, die Strafe an dem Verurteilten vollstrecken zu helfen. Lange Zeit hielt die Furcht vor diesen Gerichten manchen von bösen Thaten zurück. Nachher aber artete das Gericht aus; schlechte Menschen drängten sich hinein und verübten unter seinem Deck- mantel grausame Handlungen gegen Unschuldige. Es verbreitete sich eiu allgemeiner Haß gegen die Femgerichte; Fürsten, Ritter und Städte schlössen Bündnisse gegen sie, und endlich wurden sie durch den ewigen Landfrieden Kaiser Maximilians I. im Jahre 1495 aufgehoben. Das westfälische Brot. Tie Lebensweise des Landvolkes im nördlichen Westfalen ist durchaus nicht so ärmlich, wie man anderswo glauben machen will. Viele Bauern in Mittel- und Süddentschland würden sicherlich die

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 162

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 162 — Leute zu der rechten Lehre zu bringen." — „Hättest ihn totschießen sollen!" unterbrach ihn der finstere Albion. „Nein," erwiderte Berthulf, „so Schlimmes kam mir nicht in den Sinn; aber das muß ich mit Schmerzen bekennen: ich gab unvernünftiger Weise dem frommen Manne Schuld daran, daß mir den ganzen Tag noch kein Wild vor den Schuß gekommen war. „Hegenmeister," sagte ich, spannte die Armbrust und hielt sie auf seinen rechten Arm, „Hab' ich heute noch nichts geschossen, so will ich doch dich schießen, und du sollst deine Zauberzeichen ein wenig unbehülslicher machen als bisher." Damit schwirrte die Sehne, und der Pfeil saß unter dem Ellbogen fest. Der Priester zuckte schmerzhaft zusammen und hielt sich die verwundete Stelle, aus der viel Blut floß; zugleich aber sah er mich freundlich an und sagte: „Mein Sohn, da unten im Felsen- grnnd steht ein schöner Hirsch. Wenn du heute ungünstige Jagd gehalten hast, hilft dir der wohl wieder zu deinem Schaden." Ich, in der Meinung, er wolle mich mit einem Zauberblendwerk zum besten haben, eile dahin, ihm zu zeigen, daß sich ein Sachse nie-- mals fürchtet. Aber der Hirsch steht wirklich da; ich erlege ihn, und als ich mit der Beute zurückkomme, finde ich den Priester blutend in das Gras gesunken. Doch freundlich mich anlächelnd, spricht er: „Siehst du, mein Sohn? Nun hast du ja doch einen guten Fang gethan; das freut mich sehr." Diese Worte brachen mir das Herz, ich fühlte mein Unrecht, trug den frommen Mann in meine Hütte, heilte ihm den Arm, und er mir die Seele, und als ich einige Jahre darauf meine Frau heiratete, half ich ihr auf den rechten Weg. Die Kinder haben wir natürlich in der Furcht und Liebe unseres treuen Heilandes auferzogen. Nun richtet über mich! Ich aber bitte Gott, daß er euch auch zu seiner Gnade helfe durch Jefum Christum." — Widnkind, der nachdenklich zugehört hatte, stand jetzt aus, reichte der Hausfrau und den beiden Kindern die Hand und sprach: „Lebet in Frieden!" Zu Berthulf aber wendete er sich mit den Worten: „An deinem Glauben muß etwas Wahres sein, aber wir haben keine Zeit, darüber nachzusinnen. Wir eilen nach meiner Burg Babilouie, des Rastens ist genug, führe uns durch den Wald auf Wegen, die kein Franke weiß!" Berthulf sprach:

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 224

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 224 — seine Predigt die toten Herzen erweckte. Wie einst August Hermann Francke, so nahm auch Weihe mit aufrichtiger Freundlichkeit Menschen, aus allen Ständen bei sich auf, die Unterweisung, Rat und Trost bei ihm suchten. Und als man nun merkte, daß er von herzlicher Liebe zu den Brüdern erfüllt war, daß er nicht seine Ehre suchte, sondern nur Seelen für den Himmel gewinnen wollte, da der- stummte endlich die Lästerung der Feinde, die sich nicht geschämt hatten, unter den abergläubischen Leuten die seltsamsten Gerüchte über ihn zu verbreiten. Nun war gar bald feine Wirksamkeit weit über die Grenzen seiner Gemeinde hinaus ersichtlich. An jedem Sonntage füllte sich sein Haus mit denen, die seiner Hilfe bedürftig waren, und auch fast an jedem Werktage nahm es solche Gäste in sich auf. Viele kamen aus weiter Ferne; viele, die nicht selber kommen konnten, wandten sich in ihrer Trübsal und Anfechtung schriftlich an ihn, und er rechnete die Beantwortung dieser An- fragen zu den Pflichten seines Amtes. Nach seinem Tode sind viele seiner Briefe gesammelt und gedruckt worden. Friede und Freude und gläubige Zuversicht auf Gottes Gnade und Erbarmen spricht sich in ihnen aus; sie sind Zeugnisse eines fröhlichen Christensinnes ohne Arg und Falsch. Auch als Dichter geistlicher Lieder hat Weihe zu einer Zeit, in der die herrlichen Gesänge unserer evangelischen Kirche beinahe in Vergessenheit geraten waren, gar viel Segen gestiftet. Schon im Jahre 1762 gab er eine Sammlung „neuer Lieder von alt- evangelischem Inhalte" heraus, die später noch öfters gedruckt wurden. Einfach und ungekünstelt sprechen sie alle die völligste Hingabe des Herzens an Gott, die innigste Heilandsliebe aus. Aber Gott der Herr rief nach seinem unerforfchlichen Ratschlüsse den treuen Knecht schon bald aus diesem Leben ab, um ihn ein- zuführen in die Stätten des ewigen Friedens. Kaum hatte Weihe sein fünfzigstes Lebensjahr zurückgelegt, so nahte ihm der Tod, den er als einen Boten des Friedens begrüßte. Denn da er bis ans Ende Glauben bewahrt hatte, so durfte er getrost singen und rühmen: Amen! Du bist doch mein Leben, Und ich bin dein Eigentum!

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 272

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 272 — Bischofs von Lüning, der eben noch eine Stelle finden konnte. Von den Sagen über die Abtei teilen wir folgende mit: Wenn einer der Mönche krank und im Chore zu erscheinen der- hindert war, dann hörte man den Gesang eines Engels von seinem Platze her. Auch koute man, wenn die Knaben der Abteischule das Gloria patri sangen, aus der Ferne des oberen Chores her, wo des heil. Vitus Reliquien verwahrt wurden, die Stimmen der Engel mit wunderbarer Lieblichkeit das Sicut erat in principio intonieren hören. In jenen glücklichen Tagen des Klosters sah man oft auch den Schatten des heil. Adelhard durch die Kirche schweben. Zwei Engel erschienen jährlich im Chore — und leiteten die Gesänge, bis die dreiste Frage eines Präpositus, wer sie seien und woher sie kämen, sie aus immer verscheuchte. Ter Tag des heil. Vitus wurde von den Mönchen zu Corvey immer als ein hoher Fest- und Freudeutag begangen, denn der heil. Vitus war der Schutzpatron der Abtei. Das edelste Wild, das der Sollinger Wald hegte, der feurigste Wein, der in dem Klosterkeller lagerte, die schmackhaftesten Fische, die in den Teichen der Abtei gezüchtet wurden, das alles prangte alsdann auf der Tafel der Mönche. Das beste Stück aber war immer der weiße Hirsch, der sich nngernsen und ungesucht jedes Jahr durch das Thor, welches noch später die Hirschpforte hieß, selbst in die Küche von Corvey begab, sich schlachten und braten ließ. Und dieses Gericht ward so kostbar es auch war, dennoch einem alten Brauche gemäß unter die Armen verteilt, die sich stets in großer Anzahl im Kloster einsanden. Weder der Abt, noch die Mönche bekamen jemals einen Bissen von dem weißen Hirsche. Nun war einmal ein Abt in Corvey, ein eigenwilliger, gebieterischer Herr, der befahl, das nächste Mal den weißen Hirsch für seine Tafel herzurichten. Die Armen könnten ja mit geringeren Speisen vorlieb nehmen. Am nächsten Sankt Vitustage geschah denn auch nach seinem Gebote, und das köstliche Wildpret ward für ihn und die Mönche aufgetragen. Aber wie der Abt das Messer erhob, um für sich das saftigste Stück aus der Keule herauszuschneiden — ha! da zuckte es in der Schüssel und begann sich zu regen und zu heben; — der gebratene weiße

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 326

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 326 — Zur Zeit der Reformation nämlich standen tolle Schwärm- geister ans, eiferten gegen die Kindertaufe, gegen alle Ordnung und Sittenzncht, wollten keine Festtage, keine Sakramente, kein Predigt- amt mehr, verbrannten selbst die heilige Schrift, weil sie meinten, sie hätten selber den heiligen Geist, lebten aber in schändlichen Lüsten und wollten das alles durch das falsch verstandene Evangelium verteidigen. Solche Schwärmer durchwanderten als Apostel die Länder, weissagten die Umwandlung aller Dinge, das Erschlagen aller Erstgeburt Aegyptens und den Beginn eines seligen Lebens der Auserwählten in dem Königreiche Christi ohne Gesetze, ohne Obrigkeit, ohne Ehe, in Genuß und Überfluß. Nun war in Münster die Reformation seit 1524 unter mancherlei Wirren und Kämpfen durchgeführt worden, wobei sich besonders der beredte Bernhard Rottmann als Prediger an der Lambertnskirche hervorgethan, dann aber seinen guten Ruf verloren hatte und mit dem Rate der Stadt in bitterem Streite lag. Münster ward von Wiedertäufern nament- lich aus Holland fleißig heinigesucht, und Rottmann suchte sein Ansehen zu heben und zu stützen, indem er sich den schwärmerischen falschen Propheten anschloß. Bald kamen nun auch in den ersten Tagen des Jahres 1534 der wiedertäuferische Prophet Johann Matthiefen, ein Bäcker aus Haarlem, und Johann Bockhold oder Bockelsohn, ein Schneider aus Leyden, einer seiner zwölf Apostel. Bei einem wohlhabenden, aber unruhigen Bürger, Knipperdolling, fanden sie Herberge. Ihre Anhänger vermehrten sich mit jedem Tage. Des Abends erschienen sie auf den Straßen, zuweilen nackt, und riefen: „Thnt Buße, das Himmelreich ist nahe; lasset euch umtaufen, sonst kommt der Zorn Gottes über euch!" Sie gaben vor, sie sähen am Himmel Reiter mit blankem Schwert auf weißem Roß, Männer mit goldenen Kronen auf den Häuptern; Schneider- und Schlofsergesellcu standen auf und predigten, Jungfrauen riefen Wehe über die Gottlosen. Bald wäre es zu einem Kampfe zwischen den Wiedertäufern auf der einen Seite und dem Rate samt den trengebliebenen Bürgern auf der anderen Seite gekommen, aber leider ging der damals noch mächtige Rat aus eiuen Vergleich ein. Die menschlichen und göttlichen Gesetzen zuwiderlaufende Schonung

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 359

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 359 — zu der Quelle. Ein plötzliches Geschrei erschreckte sie, und sie trug ihren sterbenden Gatten weiter bis an die Stelle, welche noch jetzt von dem daselbst erfolgten Tode Luiberts der Seelenacker heißt. Das trostlose Weib flüchtete, Verzweiflung im Herzen, tiefer in den Wald und erfüllte ihn mit ihren Klagen, wovon dieser Teil noch jetzt den Namen Krythecke (von kreien, schreien) führt. Die Franken aber eroberten die Burg und nahmen sie in Besitz. Nachher empfing Roibart die Taufe und erhielt die Burg nebst vielen Gütern zurück. Karl der Große, welcher den Götzentempel hatte zerstören lassen, baute hier im Jahre 803 mit Hilfe des heiligen Liudger das Kloster Nottuln und für sich einen Hof — Konickhove — auf welchem er, wenn er ins Sachsenland zog, oft weilte. Er hatte befohlen, die Leichen der in der Stadt Erschlagenen zu begraben, und hat das Dorf Darup, welches anfangs Totharpe oder Dodorp hieß, von den Toten seinen Namen. Auch der Weg, welcher von Darup westlich über Nottuln und Schapdetten grade nach Münster führt, hat von Karls Zügen den Namen Königstraße bekommen. Der bekehrte Roibart schenkte dem Kloster verschiedene Güter, und der heilige Liudger, welcher die Pfarr- und Klosterkirche zu Ehren des heiligen Martinus, dem der heilige Magnus als Neben- Patron beigegeben wurde, eingeweiht hatte, setzte dem Kloster Not- tuln seine Schwester Gerburg als erste Äbtissin vor. Auch legte er in der Kirche zu Nottuln einen Teil der ihm vom Papste Leo geschenkten Reliquien, welche er so hoch hielt, daß er sie stets mit sich führte, nieder, nämlich einen Teil vom Kreuze des Herrn, von den Haaren und Kleidern der Jungfrau Maria, vom heiligen Martin und den heiligen Aposteln und Märtyrern. Dieses that er aus dem Grunde, damit durch ihre Zeichen und Wunder die heidnischen Westfalen vom Götzendienst und Aberglauben zur wahren Religion bekehrt würden. Der Name des einst dem heidnischen Gotte geweihten Waldes, Sytheri (Sitter, Zitter), ist bis auf den heutigen Tag einem un- mittelbar bei Nottuln gelegenen Striche Landes geblieben. Auch fließt hier noch die heilige Quelle, und ihr heilkräftiges Wasser wird selbst in neuester Zeit anerkannt. Der Platz, wo früher die

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 370

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 370 — ein Knabe in die Kirche geschlichen hatte und lauschte. Der Knabe wurde hinausgejagt und schlug draußen ein Höllengelächter auf; es war Jungfer Eli gewesen und durch die Herren Geistlichen selbst vom Banne befreit. Doch half es ihr nicht, denn es wurde gleich ein stärkerer Bann angewendet und Jungfer Eli in die Davert gebannt. Alle Jahre einmal fährt der Sage nach Jungfer Eli mit Gebraus und Getümmel, wie die wilde Jägerin, über die Frecken- horster Abtei, wirft einige Schornsteine ab, zertrümmert Fenster- scheiben und alle vier hohen Feste (Hochzeiten) kommt sie der Abtei wieder einen Hahnenschritt näher. In dem südlichsten Amte des Kreises, Hoetmar, merken wir uns den Amtssitz und das Pfarrdorf gleichen Namens mit 1384 Eingesessenen auf ziemlich fruchtbarem Boden und im Amte Bee- len diesen Pfarrort und Amtssitz mit 1934 und die Pfarrgemeinden Ostenfelde mit 1709 und Westkirchen mit 1101 Eingesessenen. Westkirchen und Ostenfelde bildeten früher eine Gemeinde; der ältere Teil ist Ostenfelde, von dem später Westkirchen abgepsarrt wurde. Der Name Ostenfelde rührt von der Ausrodung des Osten- Waldes her, aus dem nun ein Ostenfelde wurde. Noch heute heißt der nördliche Teil von Ostenfelde „Ostenwald", und ihm entsprich! in der Pfarrei Westkirchen der „Westerwald". Vor 100 Jahren war der letztere noch so dicht, daß in Westkirchen jeden Abend mit der großen Glocke geläutet werden mußte, damit die heimkehrenden Hirten und Arbeiter sich zurecht fänden. Im östlichsten vorgestreckten Winkel des Kreises dehnt sich oas Amt Harsewinkel mit Harsewinkel, einem Kirchspiel von 1372 und einem Wiegbold von 920 und mit den Psarrorten Greffen von 918 und Marienfeld von 846 Bewohnern ans. Marienfeld, das Cisterzienferkloster und der Jungfrau Maria geweiht, ist von Bern- hard, Edlem von der Lippe, Heinrichs des Löwen treuestem Freund 1185 gestiftet. Als er alterte, wandte er feinen Sinn von Krieg und blutigem Waffenhandwerke ab, indem er einsah, daß er bei demselben nur zu viel gesündigt hatte. Seine Reue wurde durch eine schmerzhafte Krankheit, womit ihn, wie er glaubte, Gott für seine Unthaten strafte, verstärkt. Ein Nervenleiden hatte seinen

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 459

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 459 — varienberge. Selbst der König verzagte. Einer seiner Helden der- suchte, ihn zu ermutigen; aber unwillig sagte der König: „So wenig der Huf meines Rosses aus diesem Felsen einen Quell hervorbringt, so wenig werden wir den Berg erstürmen." Aber o Wunder! Kaum sind diese Worte gesprochen, da fängt zum Erstaunen aller das Pferd zu scharren an, und siehe, nach we- nigen Augenblicken sprudelt hell und klar aus dem festen Gestein die schönste Quelle hervor. Das war ihnen allen ein Zeichen, Gott wolle ihnen helfen, und Mut und Kampflust zog wieder ein in die Brust der Krieger. Und am späten Abend schlich eine kleine, gekrümmte Frauen- gestalt zu dem christlichen Lager heran und verlangte, zum Könige geführt zu werden. Sie mochte dem Könige wohl Dinge von Wich- tigkeit mitzuteilen haben, denn lange verweilte sie bei ihm und verschwand dann geheimnisvoll, wie sie gekommen war, in den Berg. Dunkle Gestalten bewegten sich leise und schweigend ihr nach und verschwanden ebenfalls in den Berg. Kampfbereit stand srüh mit dem ersten Strahle der Sonne das Heer der Christen vor der Feste und schritt im Vertrauen auf Gottes Beistand zum Sturme. Furchtbar ward auf beiden Seiten gestritten und der Erfolg war lange zweifelhaft. Da er- scholl auf einmal Wutgeheul aus der Feste. Christliche Krieger waren durch geheime, unterirdische Gänge in dieselbe eingedrungen und griffen die Verteidiger in ihrem Bollwerke an. Nach wenigen Stunden herrschte Karl in der Eresburg. Die Quelle sprudelt noch immer. Ihr Name ist der „Königsborn". In der Kirche wurde Thankmar, der Halbbruder Kaisers Otto I., am Altare 938 ermordet. Er hatte sich mit dem Frankenherzog Eberhard gegen ihn verbündet, überfiel seinen Bruder Heinrich in Beleke, nahm ihn gefangen und schickte ihn, gleichsam zur Ver- siegelung des Bundes, an Eberhard, verwüstete die dem Kaiser unterthänige Gegend und zog nach der Eresburg, um dort sest und sicher zu sitzen. Die Kaiserlichen aber folgten dem Empörer, Thankmar floh in die Kirche, legte Schild und goldene Kette auf den Altar und wähnte sich nun am heiligen Orte geschützt. Doch

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 511

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 511 — Hofes, auf dem sie Wohnung genommen hatten, wurden sie meuch- lings überfallen. Der weiße Ewald ward im Hause erschlagen, der schwarze floh auf den Hof, wo er von den nacheilenden Mördern ergriffen wurde. Es kamen indes die Weiber, die gerade mit Flachsbrechen beschäftigt waren, herzugelaufen und baten, des Gottesmannes zu schonen. Allein die rasenden Männer waren nicht zu erweichen; sie entrissen vielmehr den Weibern die „Flachsbraken" und schlugen damit den schwarzen Ewald jämmerlich zu Tode. Da- nach wurden die Leichen der beiden Märtyrer über „Potthoffs Gründchen", wo seitdem kein Tau, noch Regen fallen soll, nach der Emscher geschleppt. — Bevor der schwarze Ewald seinen Geist aufgab, sprach er noch einen Segen über das weibliche Hofgeschlecht und den Fluch aus, jener Hof solle niemals auf einen männlichen Erben kommen. Dieser Fluch hat sich erfüllt; es ist niemals ein männlicher Sprosse jenes frevelhaften Geschlechtes auf diesem Hofe „aufgekommen". Der Hof selbst aber hat zum Andenken an jene grausige That den Namen „Mortmanns Hof" erhalten. Er besteht heute nicht mehr. Der letzte Besitzer veräußerte ihn in der Mitte vorigen Jahrhunderts stückweise und kaufte sich ander- wärts an. Aus den westlichen Ämtern merken wir in Barop die gleich- namige Land- und evangelische wie katholische Pfarrgemeinde mit 3200, die Landgemeinde Holzwickede mit 3513, die Land- und evan- gelische Pfarrgemeinde Eichlinghofen mit 2045, in Annen die evan- gelische und katholische Land- und Pfarrgemeinde Annen-Wullen mit 9171, in Kirchhörde die gleichnamige evangelische Land- und Psarrgemeinde mit 9246 Eingesessenen. Barop hat bedeutende Eisenwerke und viel Kohlenindustrie. In Holzwickede befindet sich eine Präparandenanstalt. Annen ist ein gewerbreicher Ort, der viele Zechen und Fabriken besitzt, darunter auch eine Glashütte. 9) Im Stadt- und Landkreise Bochum. Die Stadt Bochum, in einem Umfange von 6 qkm mit einer Einwohnerzahl von 53 842, von denen 29 270 katholisch, 23 769 evangelisch, 803 jüdisch, in der Mitte zwischen Emscher und Ruhr

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 30

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 30 — Seine Majestät der König dankte dem Redner in folgenden, mit Bewegung gesprochenen Worten: „Mit Dank gegen die Vorsehung nehme Ich die erneuerten Ge- löbnisse der Treue und Ergebenheit der Provinz Westfalen entgegen, wie sie Mir soeben dargebracht worden sind. Die Gelöbnisse wurzeln in dem Gefühle der Dankbarkeit für die Segnungen, welche die väterlichen Regierungen Meines königlichen Vaters und Bruders über diesen Landesteil ergossen haben. Diesen Dank an deren Statt entgegennehmen zu sollen, gewährt Mir eine hohe Genngthuuug. Tie heutige Feier reihet sich an die gleiche dreier anderer Provinzen, die, wie Westfalen, nach einer verhängnisvollen Trennung mit Preußen wieder vereinigt wurden oder neu hinzutraten. So schließt denn mit heute an einem in so vieler Hinsicht bedeutungsvollen Tage die Jubelfeier fast der Hälfte der Monarchie für die Wohl- fahrt, das Gedeihen und Aufblühen dieser Landesteile nach einer fünfzigjährigen Vereinigung unter Preußens Scepter. Der Blick auf Westfalens Gefilde giebt Zeugnis von den Fortschritten, die ein fünfzigjähriger Friede ermöglichte. Und da, wo dieser Friede auf kurze Zeit unterbrochen wurde, gaben Westfalens Söhne Zeugnis, daß sie in Heldenmut und Hingebung ihren Voreltern gleich waren, und hefteten durch glorreichen Sieg neuen Ruhm an Preußens Fahnen. Möge die Gesinnung, die sich Mir heute kuudgiebt, eine glückliche Vorbedeutung sein, daß nach einem abermaligen halben Jahrhundert gleiche Wohlfahrt und gleiche Treue iu Westfalen angetroffen werde! Das walte Gott!" Der älteste brandenburg-preußische Besitz in Westfalen ist das frühere Bistum und Fürstentum Minden, das infolge des west- fälischen Friedens 1648 dem großen Kurfürsten zufiel. Im Jahre 1666 erhielt er endgültig dazu die Grafschaften Ravensberg und Mark, die als Teile des jülich-clevischen Erbes schon vorläufig seit 1609 von Johann Sigismund und dessen Nachfolger Georg Wilhelm verwaltet waren. 1702 vereinigte Friedrich I., der erste König in Preußen, die Grafschaft Lingen im Norden von Westfalen mit seinen Landen, und zwar wegen seiner Verwandtschaft mit den Oraniern, welche dieselbe früher besessen hatten, jetzt aber in der
   bis 10 von 48 weiter»  »»
48 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 48 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 2
4 0
5 13
6 0
7 5
8 7
9 2
10 5
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 3
17 0
18 1
19 0
20 0
21 2
22 0
23 0
24 0
25 1
26 3
27 8
28 0
29 0
30 1
31 1
32 0
33 7
34 0
35 2
36 5
37 38
38 2
39 2
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 8
46 2
47 2
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 0
3 2
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 1
10 0
11 0
12 1
13 1
14 0
15 0
16 5
17 35
18 0
19 0
20 1
21 2
22 2
23 2
24 1
25 0
26 6
27 0
28 0
29 0
30 1
31 0
32 2
33 0
34 0
35 0
36 0
37 1
38 2
39 11
40 1
41 0
42 5
43 4
44 2
45 7
46 1
47 0
48 0
49 1
50 0
51 0
52 7
53 0
54 3
55 0
56 1
57 10
58 4
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 2
66 0
67 0
68 3
69 9
70 3
71 1
72 1
73 2
74 0
75 0
76 3
77 16
78 0
79 0
80 0
81 3
82 3
83 2
84 0
85 0
86 0
87 1
88 0
89 0
90 2
91 2
92 12
93 0
94 21
95 1
96 0
97 0
98 2
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 111
1 76
2 11
3 23
4 1
5 63
6 118
7 8
8 2
9 7
10 114
11 41
12 67
13 66
14 236
15 0
16 1
17 16
18 8
19 10
20 4
21 7
22 0
23 0
24 57
25 176
26 22
27 0
28 29
29 37
30 25
31 7
32 63
33 174
34 48
35 24
36 28
37 0
38 162
39 53
40 50
41 17
42 30
43 64
44 73
45 4
46 36
47 57
48 2
49 0
50 110
51 133
52 65
53 7
54 19
55 7
56 66
57 0
58 24
59 119
60 20
61 18
62 82
63 1
64 21
65 39
66 680
67 4
68 19
69 1
70 5
71 18
72 141
73 2
74 4
75 31
76 8
77 4
78 58
79 4
80 40
81 390
82 16
83 50
84 20
85 0
86 13
87 8
88 3
89 76
90 6
91 30
92 8
93 9
94 101
95 118
96 84
97 125
98 12
99 89
100 152
101 20
102 105
103 5
104 11
105 19
106 75
107 75
108 0
109 25
110 26
111 46
112 41
113 17
114 53
115 2
116 51
117 2
118 3
119 95
120 13
121 52
122 36
123 34
124 52
125 39
126 2
127 37
128 0
129 18
130 11
131 94
132 4
133 178
134 8
135 8
136 42
137 20
138 1
139 50
140 24
141 4
142 231
143 53
144 104
145 63
146 0
147 7
148 0
149 1
150 2
151 18
152 100
153 12
154 51
155 34
156 23
157 40
158 3
159 18
160 11
161 7
162 0
163 0
164 20
165 19
166 27
167 16
168 30
169 36
170 28
171 27
172 20
173 25
174 31
175 161
176 6
177 82
178 8
179 48
180 19
181 0
182 26
183 209
184 6
185 7
186 3
187 20
188 163
189 2
190 0
191 22
192 1
193 40
194 27
195 25
196 88
197 3
198 0
199 58