Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 41 —
45) Blumenau, einzeiliges dicht am steilen Berghange an-
gefügtes Dorf; einaepfarrt und eingeschult nach Nr. 46. 1 Mahl-
und 1 Schneidemühle. — Bis gegen 1600 hier ein Hammerwerk.
1865 starb hier der als Volksfchriftsteller bekannte Landwirt Heinfe.
Zu Bl. gehört das oberhalb gelegene Zollhaus „Zirkel."
46) Mellenbach; 1£km langes, in einem engen, steilwandigen
Thale gelegenes Pfdf. 1 Sch., 3 L. 1 Strickfch. Post- u. Telegraphen-
station. Nur der kleinere untere Teil liegt im Thale der Schwarza,
über die hier eine steinerne Bogenbrücke führt; der größere Teil am
Mellenbach zu beiden Seiten des chanfsierten Dorfweges. 1 Mahl-,
Öl- und 3 Schneidemühlen. Bedeutende Thermometer- und Baro-
Meterfabrikation; Kisten- und Schachtelmacherei; etwas Porzellan-
malerei; viele Bewohner in der Krannich'schen Holzfabrik im nahen
Glasbach beschäftigt. Der ohnehin beschwerliche Ackerbau Nebenge-
schüft. Der Medizinhandel zurückgegangen. — 1 Vorschußverein, 1
Kriegerverein. Sonst ein der heil. Katharina geweihtes Franziska-
nerkloster. Dem „Katharinenbrnnuen" werden noch hentzntage von
den alljährlich durchziehenden Wallfahrern (vom Eichsfelde nach Vier-
zehnheiligen) Wunderkräfte zugeschrieben. 1640 wurde das ganze
Dorf von den Schweden samt Kloster und Kirche bis aus 2 Häuser,
die noch stehen, abgebrannt.
47) Glasbach, Dorf am Fuße des Steinberges, dessen Granit
weithin zum Straßenbau verwendet wird, eine wahre Goldgrube;
großartige Holzfabrik, die viele beschäftigt und vorzugsweise Garten-
bedürfnisse und Emballage-Kästchen liefert. Ackerbau Nebenge-
schüft. Neue, schöne, steinerne Bogenbrücke. Im Pfarr- und Schul-
verband mit Nr. 46. — Sonst hier eine Glashütte und ein Hammer-
werk. — Am Steinberge führt ein vor mehr als 100 Jahren geöffneter
Stollen den Namen „Güldene Kirche" (zuoberhaiu gehörig). Folgende
Sage knüpft sich daran. Ein Mann aus dem nahen Obstfelder-
schmiede geht mit seinem Söhnlein zur Kirche. Das Kind bleibt
spielend zurück und ist plötzlich spurlos verschwunden. Alle Nach-
forfchnngen bleiben erfolglos. Nach langer, langer Zeit taucht jener
Knabe als Mann in Obstfelderfchmiede auf und fragt nach seinen
Eltern. Nun erfährt man von dem längst Vergessenen die Wunder-
mär, wie er an jenem Sonntage in die mit Gold und Edelsteinen
gezierte güldene Kirche geraten und dort bis jetzt sestgehalten worden
sei. Leider fand seitdem auch der eifrigste Nachforscher den Ein-
gang nicht wieder.
48) Obstfelderschmiede, Dorf; meist Fabrikarbeiter, Acker-
baner und Fuhrleute. Eingepfarrt nach Nr. 46. Sonst ein Ham-
merwerk.
49) Blechhammer, bloß Mahl- und Schneidemühle und
Gasthaus mit bedeutender Brauerei, nahe an der Mündung der
Lichte in die Schwarza, zu Nr. 64 gehörig. Ehemalige Münzstätte.
50) Sitzendorf, Dorf in einem weiten, milden Thalkessel
mit freundlicher landschaftlicher Umgebung. Unter dem Orte An-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 23 -
bei Breitenbach, Meuselbach und Oberweißbach getragene weiße
Kirchentuch haben seit 1850 bis 52 die grünen Teppiche ganz ver-
drängt; diese beginnen dem Shawle zu weichen. Die „Kegelhaube"
(Bänderhaube, Bandmütze), an Sonn- und Festtagen von alteren
Frauen getragen, wird noch häufig gesehen; bei Arnstadt und
Stadtilm besonders ist sie reichlich mit breiten, lang herabwallen-
den, schwarzseidenen Bändern und wertvollem Kopsputze ausgestat-
tet und kostet da 60 und noch mehr Mark. Der blane Fuhr-
maunskittel ist besonders in den ehemaligen Fuhrmannsdörfern be-
queme allgemeine Männertracht geblieben.
Die beiden Regierungen haben durch höhere und niedere Schul-
und Bildungsanstalten vortrefflich für Volksbildung gesorgt.
Unsere Fürstentümer haben 3 Gymnasien (Rudolstadt, Sonders-
Hausen, Arnstadt), 3 Realschulen in denselben Städten, 1 Knaben-
institnt in Keilhau, 3 Seminare (Rudolstadt, Frankenhausen, Son-
dershansen), 1 Kindergärtnerbildnngsanstalt und Lehrerinnenseminar
zu Sondershansen, höhere Bürgerschulen (Sondershausen, Franken-
Hausen, Arnstadt), höhere Töchterschnlen (die Residenzen), Maler-
und Fortbildnngszeichenschnlen (in den Residenzen, Breitenbach,
Oberweißbach, Geiersthal, Lichte bei Mallendars), viele Bürger-
und Volksschulen, Gewerbe-, Fortbildnngs- und Sonntagsschulen
(außer den Residenzen in Stadtilm, Arnstadt, Wüllersleben, Ring-
leben, Großfurra). Den mehr Handel und Gewerbe treibenden Be-
wohnern, besonders ans dem Walde, bringt schon der häufigere Ver-
kehr mit Fremden daheim und in der Ferne einen gewissen Schliff
von Bildung und mehr Weltkenntnis bei.
Der Handel ist in den Städten und in den fabrikreichen
Teilen des Landes am beträchtlichsten. Selbst übez den Ozean
gehen bedeutende Sendungen schwarzburgischer Fabrikate, hauptsäch-
lich Porzellan- und Glaswaren (Thermometer, Barometer, Perlen).
Befördert wird der Handel durch viele gute Kunststraßen, durch
Post- und Telegraphenwesen und durch Eisenbahnen. Seit 1867 ist
Arnstadt durch eine Zweigbahn mit der Thüringer Bahn verbunden;
die Weiterführung dieser Zweigbahn über Plaue, Angelroda bis
Ilmenau wurde 1879 vollendet und die Sekundärbahn Ilmenau-
Langewiesen-Amtgehren wurde 1881 fahrbar. 1869 wurde die
von Nordhausen über Sondershausen nach Erfurt führende Bahn-
strecke dem Verkehre übergeben. Die 1871 eröffnete Gera-Eichich-
ter Bahn berührt an mehreren Stellen den Leutenberger Amtsbezirk
und findet in demselben vorläufig ihr Ende; sie ist 1881 preußische
Staatsbahn geworden, und die Preußische Regierung hat nun die
Verpflichtung übernommen, die Gera-Eichichter Bahn über den
Kamm des Thüringerwaldes bis zum Anschluß an die bayrische
Bahn weiter zu sühren. Bei Saalfeld mündet in die Gera-Eichich-
ter Bahn die 1871 dem Verkehr übergebene Saalbahn ein, die sich
bei Großheringen von der Thüringer Bahn abzweigt und Rudol-
stadt berührt. Geplant ist eine Bahn von Artern über Franken-
Haufen nach Sondershausen, Ebeleben. Schlotheim, Mühlhaufen.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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- 44 -
1 Porzellanfabrik (hauptsächlich in Nippessachen); Massemnühlen.
Geschickte Glasbläser, die vor der Lampe aus einfachem Glasrohr
die künstlichsten Sachen, namentlich viele Perlen formen. Der Acker-
bau, der uur Kartoffeln, etwas Sommerkorn und Hafer liefert, ist
Nebengeschäft. — 1 neue Fortbildungszeichensch., I Kriegerverein,
1 Turnverein, 1 Konsumverein. — 1673 ließ Graf Albert Anton auf
der Stelle, wo bisher ein Vogelherd gestanden, ein Jagdhaus (das
jetzige Forsthaus), daneben ein Wohnhaus, „das neue Haus" und die
Kirche aufführen; dies der Keim zu Neuhaus. — Der unterste Teil
des Ortes, „das Mittelland", liegt 160 m tiefer, als der oberste Teil,
„der kalte Hase". — Zu Neuhaus gehören das 1 Std. entfernte
„Fischbachswiese", nur eine Waldhüterwohnuna, und die beiden
Wulstschneidemühlen.
56) Schmalenbuche, Dorf im Thale, 10 Min. von Neuhaus,
wohin es pfarrt. 1 Sch., 1 L. 1 Glasfabr. (Hohlglas); auch werden
physikalische und chemische Apparate, Glasperlen und andere Glas-
ziemten verfertigt. — 1607 legten die Glasmeister Stephan und Hans
Müller aus Lauscha iu der hiesigen noch wilden Gegend die erste
Glashütte an. Nach der örtlichen Sage benutzte ein Gras auf der
Jagd den Stumpf einer Buche als Tisch, er fand ihn aber zu
schmal; daher der Name „Schmalenbuche".
57) Lichte (bei Wallendorf) mit Afcherbach, Marktflecken.
Eingepfarrt nach Nr. 55. 1 Sch., 2 L, Ursprünglich ein Holzmacher-
ort, jetzt ausschließlich Fabrikort. Porzellanfabrik in Nippesfachen
und Spielzeug; feine Porzellanmalerei. 1 Zeichen- u. Modellierschule,
I Turn-u. Gesaugverein (beide die ältesten des Landes), 1 Kriegerverein,
1 Spar- und Vorschußverein.
58) Geiersthal, Fabrikort mit ansehnlichen Gebänden. Ein-
aepfarrt dem meiningifchen Orte Wallendorf. 1 Sch., 1 L. 1 Glas-
hütte und 1 Glasschleiferei, 1 Porzellanmalereigeschäft, 1 Tusch-
farbenfabrik. Viele Glasbläser und Porzellanmaler. 1 Turnverein,
1 landwirtschaftlicher Verein.
59) Leibis, Dorf im engen Lichtegrunde, da wo der Schlage-
thalbach einmündet. Nach Nr. 61 eingepfarrt; 1 Sch., 1 L. Tannen-
zapfenöl-Bereitnng. Etwas Ackerbau. Sonst eine Eisenhütte. — Dazu
die nahe gelegene Schnepfenmühle und 1 Sägemühle.
60) Quelitz, Dorf von schroffen Thonschieferbergen umschlossen.
Pfarrt und schult uach Nr. 61. Meist Holz- und Fabrikarbeiter.
Sonst 1 Hammerwerk. Großer Waldbrand 1880.
61) Unterweißb ach, Pfdf., an der Einmündung des Weiß-
baches. 1 Sch., 1 L. 2 Porzellanfabr., bedeutende Schieferbrüche
(heller Schablonenschiefer). 1 Forsthaus. 1826 ertranken bei einer
Wasserflut 9 Schulkinder.
2) Auf dem linken Gebiete der Lichte. (Nr. 62 bis 64).
62) Deesbach, steilgelegenes Dorf am Deesbach. Pfarrt
nach Nr. 63; 2 Sch., 2 L. Viele Porzellanmaler und Olitätenhändler;
etwas Ackerbau. Auf dem nahen Berge „die Schanze", foll ein
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Albert_Anton Neuhaus Neuhaus Neuhaus Stephan Hans
Müller L.
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 46 -
Am Wirbach: (Nr. 72 — 74).
72) Dietrichshütte, Mktfl. am Ursprung des Wirbaches.
Pfarrt und schult nach Nr. 70. Ackerbauer. 1 landwirthfchaftl. Verein.
73) Oberwirbach, weithin sichtbares Krchdf. in einem Seiten-
gründe des Wirbaches. Fil. von Nr. 70; 1 Sch., 1 L. Hübsche
Aussicht nach Rudolstadt. — Ackerbauer; Besenbinderei; Korbflechterei.
74) Unter wirb ach, freundliches Krchdf. am Fuße des Haum-
od. Papierberges, zwischen Obstpflanzungen im Wirbachthale, das
sich hier schnell erweitert. Fil. von Nr. 95. In der Nähe der erz-
reiche Eisenberg. Nur die aus dem linken Ufer des Wirbachs ge-
legenen Häufer sind fchwarzb., die jenseitigen meiningisch. Ackerbauer.
Starker Handel mit Gemüse, Pflanzenbau, Sämereien und Obst.
(I) Ortschaften an den linken Zuflüssen der Schwarza.
(Nr. 75 - 115).
75) Böhlen, Pfdf. auf einem über 600 in hoch gelegenen
Bergjoche am Breitenbache. 1 Sch., 2 L. Postagentur mit Tele-
graphenstation lnach Breiteubach). 2 Mühlen,1 Dampffchneidemühle,
1 Dampfdrechslerei, bedeutende Holz- und Schlauchweberei, Preß-
waren aus Cellnlose (Pflanzenzellgewebe), etwas Holzschnitzerei. Die
Baumwollenweberei ist zurückgegangen. 18 verfallene Berggruben
zeugen noch von dem sonst schwunghaft betriebenen Bergbau auf
Kupfer und Alaun. Farberdegruben, ebenfalls nicht betrieben. Einige
Sägenverfertiger. Etwas Ackerbau. 1 Kriegerv., 1 Turuv.
Im Gebiet des Junkerbaches. (Nr. 76 — 78).
76) Wildenspring, Dorf am Ursprünge eines Thalgrundes.
Eingepsarrt nach Nr. 75. 1 Sch., 1 L. 1 Schlanchfabrik. Hier haben
sich noch etwas mehr Baumwollenweber als in Böhlen erhalten.
Ackerbau Nebeugefchäft. Ein Rittergut mit bedeutenden Waldungen;
1 Gutsforstei. 1 Turnverein.
77) Friedersdorf, Dorf im tiefen Ursprünge eines Seiten-
thales des Junkerbaches. Eingepsarrt nach dem sondershäns. Orte
Gillersdors. 1 Sch., 1 L. Wenig Ackerbau; viel Weberei. Nahe am
Dorfe führte die Nürnberger Straße vorüber. Am Junkerbach die
„Ölfchröte", 1 Gasthaus u. 2 Mühlen.
78) Herschdorf (bei Königfee), Pfdf., am Südostfnße des
Langenbergs. l Sch., 2 L. Auf der Wasferfcheide der Rinne und
Schwarza (648 in) weite Aussicht. Bedeutende Schlauchweberei;
wenig Ackerbau. Sonst stark betriebenes Fuhrmannswesen nach Nord-
dentschland.
Im Gebiet des Finkenbaches: (Nr. 79 bis 80).
79) Dröbischau, Dors auf baumloser Höhe. Nr. 78 eiuge-
pfarrt. 1 neue Schule (seit 1878) u. 1 neuer Gottesacker. Acker-
bau und Handel.
80) Allersdorf, hochgelegenes Dorf am Nordabhange des
Böhlberges; oft Wassermangel. Nr. 78 eingepsarrt. 1 Sch., 1 L.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 48 —
halten. S. Gz. 1447. In der Nähe das „Querlichloch", eine Höhle,
vor langer Zeit von „Querlichen" bewohnt. Diese kleinen, damnen-
hohen, launenhaften Wesen hatten nach der Sage die Höhle mit
reichen Schätzen angefüllt und begegneten jedermann freundlich, ^der
es gut mit ihnen meinte.
88) Oberköditz, Dorf mit großer Ziegelbrennerei und
Porzellanfabrik. Pfarrt nach Nr. 100; schult nach Nr. 89. 1 Mahl-
mühle. Dabei das Gasthaus „zum Kaiser Günther".
89) Unterköditz, Dorf mit Thonwarenfabrik, 2 Ziegeleien
und Pflanzenhandlung. Eingepfarrt nach Nr. 100; 1 Sch., 1 L.
Ackerbauer und Fabrikarbeiter. Ein Rittergut.
90) Oberrotte ubach, ackerbaurreibeudes Krchdf. an der Mün-
dnng des Rottenbaches. Fil. von Nr. 107, wohin es auch schult.
1 Mahl-, Ol- und Schneidemühle.
91) Unterrottenbach, wohlhäbiger Ort mit Ackerbauern.
Pfarrt und schult nach Nr. 92.
92) Quittelsdorf, freundliches Pfdf. mit einem fürstlichen
Gute. 1 Sch., 1 L. 1 fürstliches Schlößchen mit Försterwohnung;
1 Mahl- und Schneidemühle. Ackerbau.
93) Leutnitz, ackerbautreibendes Dorf im schönsten Teile des
Rinnethales an der Tellbachmünduug. Pfarrt n. schult nach Nr. 92.
Mehrere ergiebige Schwerspatgruben. In der Nähe die sagenhaften
Lindwurmsfelsen mit kleinen Höhlen.
94) Watzdorf, ackerbautreibendes Krchdf.; mit Nr. 92 im
Pfarr- u. Schulverbande. 1 laudwirtschaftl. Verein. 1 Gutshof. In
der Nähe der Ottenbühel, ein inselartiger Zechsteinhügel im Rinnethale.
95) Blankenburg, reizend gelegenes Städtchen im milden, an-
mutigen, baumreichen Thale der Rinne, die hier in die Schwarza
mündet. Die Umgebung ist ein Park, begrenzt nach 8. von den
bewaldeten Vorbergen des Thüringerw., nach N. von den schroffen
meist kahlen Höhen des Steigers. Bl. hat 1 Kirche, 2 Sch. mit
4 Kl.; Post- und Telegraphenstation, 1 Papier- und 1 Pappfabr.,
1 große Holzfabrik (Kästchen, Damenbretter), 1 Farbenfabrik, Gerbe-
reien, Schlauch und Gurtweberei, 1 städtische Badeanstalt mit Kalt-
wasser-, Wellen-, Fichtennadel- u. Dampfbädern. 1 berühmte Nerven-
Heilanstalt (von Medizinalrat Dr. Schwabe); 1 Spar-und Vorschuß-
verein, 1 Konsumverein, 1 Verschönerungsverein, 1 Schützenverein;
1 Bibliothek. Das milde gesunde Klima veranlaßte Berliner Rentiers
zur Anlegung einer Reihe stattlicher Villen am Fuße des Goldberges. —
In der früheren Pulvermühle (1817 Explosion derselben) errichtete Fr.
Fröbel 1837 den ersten deutschen Kindergarten und die erste Bildnngs-
anstalt der Kindergärtnerinnen; in diesem Jahre (1832) wird ihm an
seinem 100 jähr. Geburtstag an der Straße nach Schwarzburg mitten
in einem Erlenhaine ein Denkmal errichtet. Die meisten Bürger
treiben neben ihren Gewerben Ackerbau; mehrere in den nahen Sand-
steinbrüchen beschäftigt. Viel Obstbau. Auf dem „Olberge", einem
Hügel unterhalb der Stadt, waren wahrscheinlich sonst die Stationen
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TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 82 —
mühle. Wenig Ackerbauer, meist Fabrikarbeiter, Holz- und Mulden-
Hauer. Im nahen Rischelthale der Stollen eines ehemaligen Silber-
bergwerkes. A. 1646 durch Glasarbeiter gegründet. — Seit 1881 ist in
A. eine Dresdner Diakonissin stationiert, welche neben der Armen-
pflege einer weibl. Industrieschule vorsteht. — Großer Brand 14.
Septbr. 1846.
88) Neustadt, Krchds. am Rennsteige, der es von dem größeren,
zu Meiningen gehörenden Teile des Ortes trennt- höchstgelegener
Ort des Landes (810 m). 1 Sch., Il. Försterei. Bedeutende Schwefel-
holzsabrikation, sonst erhebliche Feuerschwammbereitung (noch jetzt
ca. 150 Ctr., sonst 5 mal mehr). Gegen 1700 gegründet.
89) Großbreitenbach, langgestreckte Stadt, in einem baumlosen
Hochthale (650 m ii. M.); 2629 E., 366 Wohnh. Posthalterei, Tele-
graphenstat., Telephonstation (zwischen G. n. Böhlen), metereolo-
gische (Wetter-) Station, Oberpfarrei, 2 Förstereien; die Kirche,
welche ein Brettergewand gegen Sturm und Wetter schützt, ist im
Inneren wohl eingerichtet. Schule mit 6 Kl., 1 Näh- n. Stricksch.,
1 Apotheke; Rathaus, 1 hochgelegenes (650 m) Schützenhaus mit
hübscher Aussicht. G. hat außerdem 1 bedeutende Porzellanfabr. mit
Porzellanmalerei (in der Umgegend über 200 Porzellanmaler), Kunst-
schule für Maler und Former, Webereien, Fabrikation hölzerner
Spielwaren, Geigenfabrikation, Muldenbauer, Pechhütten, ..Ziegelei,
Kalkbrennereien, Ockergruben, 7 Mahl-, 5 Schneidemühlen, 1 Ölmühle.
Von dem ehemaligen Bergbau auf Kupfer, Blei und Silber zeugen
mehrere verfallene Stollen. Nahe bei der Stadt das frühere Vitriol-
und Alaunwerk Wallbrück; jetzt Vergnügungsort. In der Flur
die Wüstungen Witz leben und Schwemmbach, deren flüchtige
Bewohner Gr. gegründet haben sollen. Die Raubburg, das Contra-
oder Canterschloß, soll Kaiser Rudolf 1290 zerstört haben. Hier
lebte im 17. Jahrh. der Apotheker I. M. Mylins, Schöpfer des welt-
bekannten Olitätenhandels. Großer Brand d. 9. Sept. 1868.
90) Gillersdorf, Pfdf. an der Gille, Nebenbächlein des
Breitenbachs. 1 Sch., 1 L. Etwas Ackerbau; Weberei (Schlauch-
Weberei). Schieferbrüche. Großer Brand d. 2. Aug. 1825.
91) Wilmersdorf, Dorf mit neuer Kirche am obern Anfange
des Ölfchröter Thales, am Südfuße des Langenberges. Fil. v.
90; 1 Sch., I L. Wenig Ackerbau, meist Weberei. — W.u. die nahen
rndolst. Dörfer Friedersdorf und Allersdorf foll ein in Herrschdorf
lebender Edelmann seinen 3 Söhnen Wilhelm, Friedrich und Albert
übergeben haben.
92) Garsitz, Dorf im Rinnethale, unweit Königsee, eingepfarrt
in das rndolst. Dorf Dörnfeld a. d. H. 1 Sch., i L. Ackerbauer
und Fabrikarbeiter. 1 Mühle. Der Name, sorbischen Ursprungs,
wird gedeutet: gora— Berg, sec — Rodung.
93) Pennewitz, Kckdf. mit neuer Kirche (1868 eingeweiht),
am Nordostabhange des Langenberges, an der Königsee-Gehrener
Straße. 1 Sch., 1 L. Viele Teiche. In der Nähe die Sorge
mit Gasthaus und Ziegelei und einigen Privatwohnungen.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Hauer Rudolf Rudolf L. Wilhelm Friedrich Friedrich Albert L.
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 79 -
Turme. 5 Teiche. Unweit der in das gothaische Dorf Gräfinroda
eingepfarrte und eingeschulte Waldsberg oder Gräfiurodaer Grund
und Forst mit Försterei, 2 Ziegeleien, Schneide- und Mahlmühle.
75) Rockhausen, Pfds. an einem von rechts zufließenden
Nebenbache der Wipfra, in einem fruchtbaren Thalgrunde. 1 Sch.,
1 L. Der nördlichste Ort der sondersh. O.-H. Meist Ackerbauer,
einige Weber. Bedeutende Gemeindewaldung aus preußischem Boden.
5. Juli 1582 verheerendes Gewitter mit Orkan, Erdbeben und
Hagelschlag.
Iv. Im Gebiete der Ilm: (Nr. 76 bis 88).
a) Im Thale derselben: (Nr. 76 u. 77).
76) Langewiesen, Stadt, 2006 E., die sich von Ackerbau, Vieh-
zucht, Handel, Bergbau u. als Fabrikarbeiter nähren; einige Kohlen-
brenner. 340 Wohnh., lang hingestreckt in einem freundlichen
Wiesen gründe an der Jlmeuau-Gehreuer-Bahn, am Südostsuße des
Öhrenberges (Ehrenberges). Post- und Telegraphenstation. L. hat
2 Kirchen: die Stadt- oder Liebfrauenkirche und die Gottes-
ackerkirche St. Petri*); 1 Schule mit 5 Kl., 1 Näh-und Strick-
schule; 1 Bahnhos, 1 Rat- n. 1 Schießhaus, 1 Marktplatz; 1 Poch-
werk, 1 Wollspinnerei, 1 Farbenwerk, Kienrußsabrikation (zu Buch-
druckerschwärze, im ehemaligen Eisenhüttenwerk Gottes Segen), 2
Ziegeleien; Bierbrauerei, 2 Wasser-, 1 Loh-, 1 Gips- und 5 Schneide-
müylen. 23 Teiche (die meisten fischreich); Bau auf Eisen- und
Braunstein. 1204 wurde L. durch den Landgr. Herm. v. Thüringen
verwüstet. Im 30 jährigen Kriege mußten die Bewohner wochenlang
im Walde zubringen. Feuersbrünste suchten L. oft heim, die furcht-
barste d. 15. Mai 1675 (Kirche, Schule, Rathaus, 154 Wohnh. u. 200
Scheuern eingeäschert); an alle Brände soll die am 10. Trinitatissonn-
tage gehaltene Brandpredigt erinnern. Wüstung Sachsenburg.
77) Angstedt, Pfdf. Gräfinau (rudolst. Mktfl.) gegenüber.
1 Sch., 2 L. Ackerbau, Viehzucht und Fabrikarbeit. Schöne, weit-
hin sichtbare Kirche im romanischen Stile. 1 Mahlmühle, 1 große
Schneidern. mit 40 — 50 Sägen und Kistenmacherei im sogenannten
Esbach oberhalb A.; mechanische Weberei. Obstbaumzucht. Stein-
brnch mit vortrefflichem Material. Viele Teiche. Sonst 1 Pulver-
mühle, 1 Hohl- it. Tafelglashütte und Potaschensiedereien. — Der
Sage nach sind A. und das nahe Gräfinau durch 2 vertriebene
Gräfinnen gegründet.
b) Im linken Gebiete der Ilm: (Nr. 78 und 79).
78) Wümbach, Krchdf., bewohnt von Ackerbauern, Holzarbeitern
und Taglöhnern. Fil. von 77; 1 Sch., 1 L. Mehrere Teiche. Vor
*) Die Gottesackerkirche war vor der Reformation ein Wallfahrtsort, der
vom Kloster Paulinzella aus besucht wurde. Im Thale bei Wümbach (Nr. 79)
machten die Andächtigen halt und sangen das Gratias, weshalb dieses Thal noch
zetzt den Namen G r a t s ch t h a l führt.
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Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 33 -
erstehung Jesu, dem heil. Andreas*), kostbare Altargemälde, eine
kunstvolle, reich verzierte Kanzel, wertvolle Denkmäler; sie enthält
die Grabmäler der Gräfinnen Katharina, der Dichterin Ämilie Juliane,
des wohlthätigen Prinzen Adolf. — Südlich davon die turmlose Garni-
sonkirche am alten Gottesacker, auf diesem das fürstliche Erbbe-
gräbnis. Im Westen die 1874 erbaute katholische Kirche mit Glas-
Malereien. Die vorzüglichsten Gebäude sind außerdem: das Ministe-
rialgebäude mit den Sitzungslokalen der obersten Landesbehörden,
dem Bauamte, dem Reut- und Steueramte, zwei Katasterämtern
und der Landesbibliothek, das Landratsamt und Seminar am Markte,
das Gymnasium (6 Klassen), die Realschule (5 Klassen; die 5. und
6. Klasse gemeinsam mit dem Gymnasium), die höhere Töchterschule
(7 Klassen und eine Selekta), die beiden schönen Bürgerschulen
(ersteknaben- und erste Mädchen-Schule, beide mit je? Klassen); neben
ersterer die zweite Bürgerschule mit 3 Klassen, das Bernhardinen-
stift, die Kaserne, die Landes-Heil- und Pflege-Anstalt, daneben
das Militärlazarett; dann die Post (mit Telegraphenamt), das
Bad, eine orthopädische Anstalt (Heilanstalt für körperliche Mißbil-
düngen), der Bahnhof, die Gasthöfe „zum Löwen", „zum Ritter",
„zum Deutschen Kaiser" und „der Adler"; die Gasanstalt. 1 Rat-
haus (Stadtwappen: goldener Löwe im grünen Felde.) Im Westen
der Stadt die „Richter'fche Fabrik", eine großartige Schöpfung von
weiten Fabrikräumen, stilvollen Bauten und schönen Anlagen; sie
hat eine eigene Zweigbahn bis zur Saalbahn, eine eigene Haltestelle
und Telegraphenstation, ein großartiges Badehaus, teilweise elek-
trische Beleuchtung**); fabriziert werden hier namentlich: verschiedene
Medikamente, Kakao n. Schokoladen, Konditorwaren, Seifen, Baukästen
aus künstlichen Steinen. Außerdem sind folgende Fabriken und ge-
werbliche Anlagen zu nennen: 2 Porzellanfabr., I Nähmaschinenfabr.,
2 Pianoforte- und Pianinofabriken, I Klaviatnrfabr., 10rgelbauerei,
1 Glockengießerei und Feuerspritzeusabr., 1 Cigarreufabr., 1 Farben-
fabrif, 1 Bilderrahmen- und Goldleistenfabrik, 3 Buchdruckereien,
3 Steindruckereien, 1 Dampfbäckerei, bedeutende Bierbrauereien,
3 Kunstgärtnereien. — Zu den oben erwähnten Bildungsanstalten
find ^hinzuzufügen: die 1881 errichtete Fortbildungsschule (4 Kl.),
die Fürstliche Zeichenschule, die Strickschule (gestiftet von der edeln
Fürstin Karoline Luise, der Großmutter unseres jetzt regierenden
Fürsten Georg; mit dieser Schule wurde 1832 eine Kinderbewahr-
anstatt verbunden), 2 Spielschuleu, 1 Sonntagsschule. — Vereine:
Vorschußv., 2 Sparkassen, 1 Frauenverein für Arme (gegründet von
der edeln Karoline von Schiller, einer Tochter unseres Dichterfürsten),
1 Gewerbev. (1838 gestiftet), 2 Turuv., 1 Kriegerv., 1 Freimaurer-
löge, 1 meteorologische Gesellschaft, 1 Bienenv., 1 Geflügelzucht- und
*) Vom Hofglasmaler G. Wilhelm in Stuttgart, gebürtig aus Oberweißbach.
**) Zur Erzeugung des elektrischen Lichtes sind 3 dynamo-elektrische Maschinen
vorhanden, welche durch Dampfkrast betrieben werden.
Wall enhauer, Heimatskunde, 3
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Extrahierte Personennamen: Katharina Ämilie_Juliane Adolf Adolf Karoline_Luise Georg Karoline_von_Schiller Wilhelm
Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 5 —
ober Moos umkleidet. Nach dem 5 -6 Monate langen Winter ent-
wickelt sich die Pflanzenwelt wie mit einem Zauberschlage. Doch
beginnt die Ernte in den niederen Strichen oft über 14 Tage
früher, als im Gebirge.
Auf den höchsten Höhen gedeihen Kartoffeln von vorzüglicher
Güte, Sommerkorn, Hafer, Flachs und etwas Kraut (Kohl); der
Kirschbaum ist der einzige Obstbaum, der seine Früchte zur Reise bringt.
Die häufig wachsenden Preißelbeeren („Mehlbeeren," „Hölperle")
und Heidelbeeren („schwarze Beeren"), die massenhaft gesammelt
und suderweise ausgeführt werden, geben einen geringen Ersatz für
das fehlende Obst. An tieser gelegenen Orten läßt das Klima nach
und nach den Bau aller einheimischen Getreidearten und Hülsenfrüchte
zu; die milden Thalfluren liefern auch Gemüse, besonders bei Schwarza.
Das bedeutendste Pflanzenprodukt liefert der Wald in den 2/? des
Bodens bedeckenden Waldungen, besonders Nadelwaldungen; zwischen
ihnen breiten sich, besonders im Bezirk Gehren, Gebirgswiesen („Wald-
röder", „Geräumde") aus. Für „den Wald" kann wegen des Klimas
der Ackerbau nur Nebengeschäft sein; nur aus den Hochflächen des
Sormitzgebietes und im Gebiete der Rinne und Sorbitz treiben die
meisten Dörfer bloß Ackerbau. In diefen Dörfern allein findet sich
die Schafzucht; die Bewohner der Gebirge beschäftigen sich mit
der Rind Viehzucht. Die vielen Kühe, welche der thüringer
Waldrasse entstammen, sind trotz ihres kleinen, zarten Baues kräftige
Zugtiere und liefern die wohlschmeckende Waldbutter, die weithin
versandt wird. Noch bedeutender ist die Zahl der Ziegen, „des
Melkviehes" der Armen. Kühe und Ziegen werden, so lange es das
Wetter gestattet, aus die Weide getrieben. Das harmonische Schellen-
geläute einer Kuhherde hat für ein musikalisches Ohr großen Reiz.
Die reichen, früher unverwüstlich scheinenden Waldstrecken und
die zwischen ihnen dahin rauschenden Waldbäche boten im 17. und
18. Jahrhundert religiösen Flüchtlingen ans Salzburg, Böhmen
und Schwaben die günstigsten Plätze zur Anlegung von Glas-
sabriken, um welche Dörfer entstanden (Schmalenbuche, Alsbach,
Altenfeld). Noch mehr Dörfer (Ölze, Geiersthal, Leibis, Quelitz,
Scheibe) verdanken ihre Entstehung dem früher schwunghaft be-
triebeneu Eisenhüttenwesen, das jetzt leider wegen der kost-
spieligen Beschaffung der Steinkohlen ganz darnieder liegt. Die
Porzellanindustrie hat einen raschen und bedeutenden Auf-
schwang genommen. Zwei Glasmeister aus Alsbach, Gotthelf und
Gottfried Greiner, und der aus Cursdorf gebürtige Candidat Mache-
leid erfanden im vorigen Jahrhundert das thüringische Porzellan.
Glaskünstler von Ruf, geschickte Barometer-, Thermometer- und
Glasaugen-Verfertiger besitzt der Wald. Die Glasperlenfabrikation
wird besonders in Neuhaus und Umgegend von jung und alt stark
betrieben. — Die Holziudustrie ist sehr bedeutend. Da giebt's
Muldenhauer (Breitenbach und Umgegend), Kisten- und Kastenmacher
(Mellenbach, Meuselbach), Spielwarenversertiger, Streichholzfabri-
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Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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der Niederlande". In einem Hause, das eine Gedenktafel bezeich-
net, wird Schillers Schreibtisch gezeigt. Gegenüber Schillershöhe,
ein Wallfahrtsort vieler Touristen.
5) Schwarza, Pfdf. und Mktfl.. an der Schwarzamündung; 1
Sch., 2 L. Post- und Telegraphenstation. 2 Cigarrenfabr. Bahn-
Hof der Saalbahn, die hier die Saale durch eine eiserne Bogendrücke
überschreitet. Dabei die Schwedenschanze. Starker Gemüsebau.
Holzhandel. Einwohner meist Ackerbauer und Fabrikarbeiter. — In
den Kirchtnrmknopf schoß in den Befreiungskriegen ein Bafchkir
einen Pfeil, der im Orginal beim Chausseegeldereinnehmer vorge-
zeigt wird. Unweit davon das Grenzhaus „Kämmeritze", gemein-
schäftlicher Besitz des Herzogs von Meiningen und des Fürsten von
Rudolstadt.
Im Leuteuberger Amtsbezirke:
6) Reschwitz, Krchdf., (Fil. von Nr. 38) gegenüber dem Fuße
des Gleitsch, an dem durch hartes Felsengestein die Gera-Eichichter-
Bahn hinführt. 1 Sch., 1 L. Dieser Teil des Saalthales wegen
des Echos die „thüringische Loreley" genannt. Oberhalb Neschwitz
der fast senkrecht in die Saale abstürzende Mühlfels , in welchen
ein Fußweg eingesprengt ist. Sonst Bergbau und einige Vitriol-
werke. — Einwohner meist Ackerbauer.
7) Fischersdorf, Pfdf. mit 1 Sch. und 1 L. und
8) Breternitz, Krchdf. (Fil. von Nr. 7) mit 1 Sch. 1 L.
Beide schmucken Dörfer getrennt durch die Saale, die unterhalb
der Dörfer die Gera-Eichichter-Bahn auf eiuer steinernen Bogen-
brücke überschreitet. Die Umgebung ist romantisch und malerisch
und gilt nächst dem Trippstein für einen der schönsten Punkte des
Thüringer Laudes. Besonders interessant der von weitem einer Burg-
ruine ähnelnde Gleitschberg. Einwohner Ackerbauer, Weinbauer,
Flößer.
9) Tauschwitz, einreihiges Dorf, das mit dem prenß. Orte
Canlsdorf im Pfarr- und Schulverbaude steht; gut gepflegte Wein-
berge und ewige Rötelgruben, die außer Betrieb sind; aber trotz-
dem sagt noch jetzt der Volkswitz von den Tanschwitzern, die alleweil
Ackerbauer und Flößer sind: „Sie sind die treusten Unterthaueu;
denn sie bleiben im Lande und nähren sich „rötlich".
10) Eichicht, Pfdf., an der Mündung der Loquitz; vorläufige
Endstation der Gera-Eichichter-Bahn. 1 ech., 1 L. Poststation.
Hauptstapelplatz des Holzhandels und der Schieseriudustne mit groß-
artigem Schieferparke und weiten Holzlagerräumeu. 1 Ziegelei. Eine
eiserne Gitterbrücke führt über die Saale. Das Dorf liegt reizend
am Fnße des Eichelberges mit einem sehr verfallenen Schlosse.
Vielbesucht von Reisenden. — Ackerbau und Holzhandel und Flößerei.
11) Hohenwarte, kleines Dorf mit Öl-, Mahl- u. Schneide-
mühle, pfarrt nach Nr. 13.
12) Preßwitz, Krchdf., reizend auf einer Saalhalbinsel ge-
legen. Fil. von Nr. 13; 1 Sch., 1 L. Ackerbauer und Holzflößer.
3 *
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]